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Elaine
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Horn-Bad Meinberg

Bewertungen

Insgesamt 805 Bewertungen
Bewertung vom 02.09.2019
Boschwitz, Ulrich Alexander

Menschen neben dem Leben


ausgezeichnet

Leben am Abgrund

Wer verstehen will, wie es dazu kam, dass Millionen Deutsche Anfang der 1930er Jahre den Nationalsozialist_innen folgten und ihnen damit den Weg zur Macht ebneten kommt nicht umhin, sich auch mit der Situation der Arbeitslosen, Obdachlosen und Abgehängten in den letzten Jahren der Weimarer Republik zu beschäftigen. Hierzu gibt es schon viele Untersuchungen, Sachbücher und auch Romane, das Buch "Menschen neben dem Leben" hebt sich von anderen Berichten aber dadurch ab, dass es während dieser Jahre von einem Augenzeugen geschrieben wurde und dieser den einfachen Menschen im wahrsten Sinne des Wortes aufs Maul schaut.
Die Leser_innen lernen als Charaktere Obdachlose, Kleinkriminelle, Zuhälter, Prostituierte, Traumatisierte, Kriegsversehrte und Geschäftemacher kennen und dürfen durch den Augen an ihren Alltag teilnehmen, der allzu oft vom Kampf ums Überleben geprägt ist. Sie erleben deren Ängste, Freuden, Glücksmomente und auch tiefste Abgründe.
Auch wenn die politische Entwicklung nur wenig angesprochen wird, kann es gerade durch das Miterleben des Alltags der "einfachen" Menschen zu einem Verständnis für deren Nöte kommen, die dann von den Nationalsozialist_innen treffend instrumentalisiert werden konnten.
Ein sehr wichtiges Buch gerade in Zeiten, wo offen faschistische Parteien von Wahlerfolg zu Wahlerfolg zu eilen scheinen.

Bewertung vom 31.08.2019
Lunde, Maja

Über die Grenze


ausgezeichnet

Mut und Menschlichkeit

Die Themen Flucht vor unterschiedlichsten Bedrohungen und die immer stärker werdende Hetze gegen die Hilfesuchenden bis hin zu den Forderungen Flüchtlinge absaufen oder an der Grenze zu erschießen zu lassen zeigen auf, dass viele aus der Vergangenheit nicht die richtigen Lehren gezogen haben und der Schoß noch fruchtbar ist, aus dem die Faschist_innen entstehen konnten.
In diesen unruhigen Zeiten ist es um so wichtiger aufzuklären und auf Menschlichkeit zu setzen. Genau dies tut das Buch "Über die Grenze", indem es junge Leser_innen mitnimmt in das vom Deutschen Reich besetze Norwegen im Jahr 1942 und die dort herrschende Verfolgung von Jüd_innen und Andersdenkenden. Aus der Sicht der 10 jährigen Gerda wird diese Zeit wieder lebendig, indem sie die Leser_innen teilhaben lässt an der Inhaftierung ihrer Eltern, der Versteckung jüdischer Kinder und der Flucht nach Schweden.
Durch die jugendgerechte Sprache der Autorin gelingt es schnell, sich mit den Charakteren zu verbinden, mitzuweinen, mitzulachen und zu spüren, was Menschlichkeit bedeutet, wenn sie in Frage gestellt wird. Ein besonderes Buch über Mut, Freundschaft, Vertrauen, Verrat und vor allem Menschlichkeit, dass ich nur jeder_m ans Herz legen kann.

Bewertung vom 25.08.2019
Benkau, Jennifer

Von Sternen gekrönt / One True Queen Bd.1


ausgezeichnet

Die Welt von Lyaskye

Mailins Leben ist nicht wirklich einfach. Neben der Schule darf sie sich um ihre Schwester Vicky kümmern, die seit sieben Jahren im Koma liegt, und dann ist auch das Geld oft sehr knapp, da ihre Mutter die beiden Töchter und sich alleine durchbringen muss. Eine der Freuden Mailins ist aber eine asiatische Form des Schwertkampfes. Ihr Leben geht so seinen Gang, bis sie einmal scheinbar hinfällt und in einer völlig anderen Welt aufwacht, mit Wäldern und Tieren, die sie verschlingen wollen, Menschen, denen sie nicht trauen kann und einer uralten Bestimmung, nach der Mädchen von jenseits der Zeit für eine gewisse Zeit Königin werden, bevor sie sterben müssen. Und Mailin trifft hier auf jemanden, den sie auf keinen Falk hier erwartet hätte. Wen darf sie trauen und wen nicht? Wird Mailin in dieser Welt überleben und wohlbehalten zurück kehren können?
Der Autorin Jennifer Benkau gelingt mit den ersten Band von One true Queen ein fantastischer Auftakt einer Fantasy Reihe, die es in sich hat. Abenteuer, Magie, Gefühle und auch Liebe wechseln sich in grandioser Art und Weise ab, so dass den Leser_innen gar nichts anderes übrig bleibt als immer tiefer in die Geschichte einzutauchen und sich mit den Geschehnissen und Charakteren zu verbinden. Es bleibt große Neugier zurück wie es wohl weitergehen mag, so dass es richtig traurig ist, dass das Buch nach 500 Seiten schon endet. Wer Romantasy mag, wird diese Buchreihe lieben.

Bewertung vom 22.08.2019
deWitt, Patrick

Letzte Rettung: Paris


sehr gut

Skurril, skurriler, Letzte Rettung Paris

Skurril, skurriler, "Letzte Rettung Paris", so lässt sich dieses Buch perfekt zusammenfassen. Die Leser_innen werden in diesem Roman Teil der Geschichte um die Witwe Frances, die ihren verstorbenen Mann reinkarniert in ihrem Kater erkennt, ihren Sohn Malcom, der außer Mamasöhnchen - Sein nicht groß was im Leben bewerkstelligt hat und weiterer Bekannten wie einem Privatdedektiv, einem Medium, einem Weinhändler, der Verlobten von Malcom, deren neuen Liebhaber, einer verwittweten älteren Dame und Migrant_innen,. die sich gegen Gewaltexzesse der Polizei wehren.
Dies alles spielt sich in der Stadt der Liebe Paris ab und nimmt immer kuriosere Formen an.
Dem Autor Patrick de Witt gelingt es auf sehr humorvolle Art und Weise die Leser_innen in seinen Bann zu ziehen und sie viel zum Schmunzerln und Lachen zu bringen. Wenn mensch denkt es geht nicht skuriler wird noch eine Stufe zugelegt und irgendwann werden die Charaktere auf ihre Art auch etwas liebenswert und mensch kann sie ins Herz schließen. Ein unterhaltsames Buch für zwischendurch und zum lachen und amüsieren.

Bewertung vom 01.08.2019
Dabos, Christelle

Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast / Die Spiegelreisende Bd.2


ausgezeichnet

Einfach nur atemberaubend

Schon den ersten Band der Spiegelreisenden Saga habe ich verschlungen und konnte ganz tief in die Geschichte eintauchen, so dass eine riesengroße Vorfreude auf den zweiten Band bestand. Dieser hat die recht hohen Erwartungen erfüllt und sogar übertroffen, so dass die Zeit bis zum dritten Band im November mir noch richtig lang erscheint.
Zur Geschichte: Ophelia wird am Hof offiziell eingeführt und vom Familiengeist Faruk zur Vize - Erzählerin ernannt. In diese neue Rolle findet sie sich anfangs recht gut hinein und es erscheint auch so, dass einige Adlige ihr Fähnchen im Wind drehen und ihr nun scheinbar freundlicher gesinnt sind, die Stimmung am Hof wird aber immer aufgeheizter, da mehrere führende Adlige scheinbar spurlos verschwinden. Ophelia erhält den Auftrag diese zu finden und zusätzlich muss sie sich mit ihrer Familie auseinandersetzen, die am Pol auftaucht und ihr das Leben schwer macht.
Wird es Ophelia gelingen die Verschwundenen zu finden? Wird die Hochzeit stattfinden und wird sie einen Platz am Hof finden?
Der Autorin Christelle Dabos gelingt mit "Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast" ein spannend und gefühlvoll geschriebener zweiter Teil der Spiegelreisenden Saga, der die Leser_innen direkt in seinen Bann zieht. Es gelingt sehr schnell in die Geschichte einzutauchen, mit den Charakteren warm zu werden und den Alltag um sich rum zu vergessen. Es gibt Bücher, die sich viel zu stark in die Länge ziehen, dieses Buch aber fesselt so stark, das die über 600 Seiten wie im Fluge vergehen. Ich kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen und allen begeisterten Leser_innen ans Herz legen.

Bewertung vom 29.07.2019
Scriverius, Henrike

Die Gärten von Monte Spina


gut

Die Gärtnerin von Monte Spina

Mensch nehme einen weiblichen Charakter, der gerade den Partner verloren hat und sich vor den Mitmenschen verkriecht. Hinzu nähme mensch einen männlichen Charakter, der viele Verluste erlitten hat und die entstandenen Wunden mit Brutalität und Arroganz kaschiert. Als drittens käme noch eine Insel im Atlantik dazu, ein schöner Garten und eine Liebesgeschichte zwischen beiden Charakteren. Dies mische mensch einmal durch und schon findet sich die Geschichte der "Gärten von Monte Spina".
Wie voraussehbar und klassisch diese Geschichte auch sein mag, so viele kleine Wendungen finden sich doch hier und auch ein Ende, was nicht unbedingt erwartbar gewesen wäre.
Die Geschichte ist recht lebendig erzählt, verliert zwischendurch aber immer mal wieder etwas an Spannung. Für einen unterhaltsamen Nachmittag taugt das Buch wohl, mir persönlich fehlte aber etwas die Tiefe.

Bewertung vom 17.07.2019
Drvenkar, Zoran

Licht und Schatten


sehr gut

Das Licht kommt wieder in die Welt

Zum Anbeginn der Zeit kamen 23 Mütter auf die Erde, die die Menschen lehrten und Licht, Liebe und Freude auf die Welt brachten. Es gab nur das Helle, Freundliche und Liebevolle, das Dunkle und Böse wie Haß, Neid oder Gier gab es noch nicht. Bis eine dieser Mütter - Solea - Freude daran fand, das Böse zu entwickeln, so dass den 22 anderen keine Wahl blieb als sie zu vertreiben. Nach Jahrmillionen Jahren kam Solea aber zurück, knechtete ihre Schwestern, erschuf die Dämonen (Zegechem) und setzte ihre Statthalter_innen - die Herrschaften - an die Machthebel der Welt und seitdem ist die Welt kein heller, freundlicher und liebevoller Ort mehr.
Zugleich gab es aber die Prophezeiung, das einmal ein Kind auf die Welt kommen wird, dass die Dunkelheit besiegen und wieder das Licht bringen wird. Und dieses Kind ist die junge Vida, die im Winter des Jahres 1704 in Sibirien geboren wird. Ihr Leben steht unter den Schutz ihrer drei Tanten, die auch zu den 23 Müttern gehören, ihres Vaters und weiterer Begleiter_innen. Gefährdet wird es von dem Wächter, der seit Jahrmillionen auf ihre Geburt wartet, um ihre Seele für Solea zu rauben und von Kraljica, einer der Herrschaften.
Wird es Vida gelingen das Licht in die Welt zu bringen und der Dunkelheit standzuhalten?
Dem Autor Zoran Drvenkar gelingt mit Licht und Schatten ein sehr spannender Roman mit viel Gefühl, Magie und Abenteuer, aber auch für mein Gefühl etwas zu vielen expliziten Gewaltdarstellungen. Die Leser_innen werden sofort in den Bann der Geschichte gezogen, die Zeit fliegt dahin und schon sind die fast 600 Seiten vorbei. Es bleiben für mich noch ein paar Fragen offen, so dass ich auf einen zweiten Teil hoffe

Bewertung vom 27.06.2019
Reifenberg, Frank Maria

Wo die Freiheit wächst


ausgezeichnet

Gegen den braunen Einheitsbrei

Köln im Jahre 1942. Hier lebt die junge Lene Meister, die hautnah mitbekommt, wie der Krieg Freund_innen und Familien auseinanderreißt und wie schwer es ist trotzdem den Kontakt beizubehalten. Sie macht sich trotzdem daran ihrer Freundin Röschen, ihrem Bruder Fritz an der Ostfront und zu Beginn auch ihren jüngeren Bruder Kalli zu schreiben über das, was in Köln vor sich geht und wem sie begegnet. Sie schreibt über Bombenangriffe der Engländer, Versorgungsengpässe, eine erste Liebe und auch darüber, wie sie immer kritischer gegenüber dem NS Regime wird. So findet sie in der Jugendbewegung rund um die Edelweißpiraten eine lebendige Welt, die ihr der Bund deutscher Mädel nicht bieten kann, was dann aber auch die Aufmerksamkeit der Gestapo auf sie zieht.
Der Autor Frank Maria Reifenberg geht mit diesem Roman einen neuen Weg, indem er diesen bis auf ein paar Erklärungen im Anhang nur aus Briefen bestehen lässt. Briefen die direkt beschreiben, wie es denn jeweiligen Menschen ging und damit eine tiefe Berührung bei den Leser_innen erreichen können, wie es reinen Sachtexten in der Form nicht möglich wäre.
Das Buch "Wo die Freiheit wächst" ist ein lebendiger Roman, der einen Einblick in die damalige Zeit ermöglicht aber auch dazu aufruft sich den Ewiggestrigen entgegenzustellen, die mit ihren Haßparolen gegen alles "Fremde" meinen wieder Oberwasser bekommen zu können. Damit so etwas nie wieder geschehen mag. Nie wieder.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.06.2019
Harris, Anstey

Find mich da, wo Liebe ist


ausgezeichnet

Was wirklich zählt

Im Leben der Instrumentenbauerin Grace dreht sich alles in erster Linie um ihre große Liebe David und dann um ihre Liebe zur Musik. Beide Bereiche sind aber auch mit Tränen und Trauer belastet, da David verheiratet ist und es nicht danach aussieht, dass er seine Familie für sie verlassen wird, und weil Grace durch einen sadistischen Dozenten aus dem Musikstudium geflogen ist und sich nun nicht mehr traut öffentlich vor anderen zu spielen. So lebt sie ihr Leben, bis auf einmal ein Ereignis eintritt, das die Struktur ihres bisherigen Lebens aus dem Gleichgewicht bringt und sie dazu zwingt herauszufinden was sie wirklich will. Glücklicherweise ist sie nicht ganz auf sich allein gestellt und hat den 86 jährigen Mr. Williams und die Teenagerin Nadia an ihrer Seite. Welche Wege wird sie gehen und wird sie da gefunden, wo Liebe ist?
Der Autorin Anstey Harris gelingt mit "Find mich da wo Liebe ist" eine wunderschön geschriebene Geschichte über Freundschaft, Liebe, das Finden des eigenen Weges und über das Lösen von der Vergangenheit und das Öffnen für die Zukunft. Ihr gelingt es richtig gut die Leser_innen mit auf die Reise zu nehmen, eine Verbindung mit den Protagonist_innen zu ermöglichen und ein Gefühl für die Besonderheit von Cellos entstehen zu lassen. Danke Anstey Harris für dieses wunderbare Buch.