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melange
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Insgesamt 903 Bewertungen
Bewertung vom 17.05.2014
Buresch, Luisa

Wenn die Liebe hinfällt


gut

Der perfekte Mann ist die perfekte Illusion

Zum Inhalt:
Alia wähnt sich in einer großartigen Beziehung, bis ihr Freund Leander ihr und der gemeinsamen Tochter Katie wegen einer anderen Frau den Laufpass gibt. Darauf rekapituliert sie als Ich-Erzählerin den Weg ihres Liebeslebens bis zu diesem Moment und das darauffolgende Jahr.

Cover und Titel:
Der Gesamttitel ist als Wortspiel sehr passend, weil es gerade die Stehversuche sind, die das Buch amüsant machen. Was jedoch Himbeeren und Milch als Cover darstellen sollen, ist mir unbegreiflich. Die Farbgebung ist hübsch aber bestenfalls sagt sie nur aus, dass ein lustiger Roman zu erwarten ist.

Mein Eindruck:
Sehr viel Wortwitz bestimmt die Geschichte um Alia, ihre vier Freundinnen und die dazugehörigen Männer. Ein um das andere Mal sieht man sich genötigt zu schmunzeln oder glucksend zu lachen. Auch die Tragik kommt nicht zu kurz, wenn Luisa Buresch beweist, dass der perfekte Mann nicht existiert, sondern Frau sich mit den fehlerbehafteten Exemplaren herumschlagen muss, die ihr Leben bevölkern. Wobei sich die Damen nicht besser anstellen: Da werden die Augen verschlossen, ein vergebener Mann vernascht oder von einem Blümchen zum nächsten geflattert. Die Person der Alia überzeugt besonders in diesem unsteten Wesen. Einerseits ist sie angeblich überunglücklich, andererseits datet sie schon nach relativ kurzer Zeit einen Anderen, schläft lustvoll mit einem verlobten Dritten und wirft Leander genau dieses Verhalten vor. Deshalb wirkt sie überaus selbstherrlich - auch wenn sie so tut, als könnte sie sich selbst nicht verstehen. Das macht Alia zwar nicht unbedingt sympathisch, wirkt aber umso echter.
Die ganze Geschichte ist flüssig zu lesen, dennoch hätte eine Straffung im Mittelteil nicht geschadet und die 432 Seiten sind etwas zu lang für einen typischen Frauen-Sommer-Sonne-Strand Roman, der gut unterhält, aber schnell wieder vergessen ist.

Fazit: Amüsant, aber nichts, was die Literaturwelt erschüttert, - aber das ist wahrscheinlich auch nicht beabsichtigt
3 Sterne

Bewertung vom 17.05.2014
Patterson, James

Unlucky 13


gut

Taffe Mädels

Zum Inhalt:
James Patterson konfrontiert seinen schon aus früheren Krimis bekannten "Women's Murder Club" - bestehend aus Lindsay, Yuki, Cindy und Claire - mit drei Verbrechen. Zum einen werden nichtsahnende Fast-Food-Esser mit Bomben vergiftet, die in Verbindung mit der Magensäure explodieren und die dazugehörige Kette Chuck's erpresst. Zum anderen wird das Kreuzfahrtschiff von Piraten entführt, auf dem Yuki und ihr Ehemann - Lindsays Chef Brady - ihre Hochzeitsreise absolvieren. Außerdem träumt Cindy, eine Journalistin, davon, die eben wieder auf dem Polizeischirm aufgetauchte, psychopathische Killerin Mackie Morales zu interviewen und damit den Pulitzer-Preis zu gewinnen. Besonderen Kick erhält dieser Teil der Story dadurch, dass Cindys Ex-Freund in Mackie verliebt war und diese Lindsay für den Tod ihres ebenfalls sadistisch veranlagten Freundes verantwortlich macht.

Zu Cover und Titel:
Die "13" als 13. Buch der Reihe von Patterson ist das Einzige, was mir (auch im Nachhinein) etwas Plausibles sagt. Weder das "Unlucky" ist stimmig, noch das Cover mit den Regentropfen. Da das Buch im Original vorliegt, kann man dieses Unverständnis noch nicht einmal auf die Übersetzung schieben.

Mein Eindruck:
Wenn ich etwas hasse, dann sind es Krimis mit einem unfertigen Ende! Schlecht darf es sein, es darf sogar einen gewissen Cliffhanger haben, aber so viel Unabgeschlossenes wie hier geht gar nicht. Möglicherweise möchte sich Patterson so seine Klientel erhalten, mich verärgert es jedoch maßlos und ich frage mich, ob das wirklich nur Absicht oder Unvermögen ist, sich zwar einen spannenden Plot auszudenken, aber die Motive und die Vorgeschichte dazu nicht zu thematisieren. Das ist doppelt schade, weil Schreibstil und Gliederung des Thrillers absolut zu überzeugen wissen. "Unlucky" ist spannend, die Perspektivwechsel sind gekonnt (Lindsays Teile werden in der ersten Person, der Rest der Geschichte in der dritten Person geschildert) und treiben die Story zusätzlich an. Die kurzen Kapitel verlocken dazu, immer ein bisschen mehr zu lesen, als man eigentlich vorgehabt hat. Störend empfand ich nur die Masse an Abkürzungen, mit denen ich - ungeübt in englischen Krimi-Originaltexten - nicht viel anzufangen wusste. Der Text an sich war gut zu lesen: Einfach, ohne primitiv oder langweilig zu wirken.
Trotzdem wiegen für mich die inhaltlichen Schwachpunkte und Lücken mehr als Spannung und eine wirklich gute Einstiegsidee.

Fazit:
Ein Knaller zu Beginn, viel Spannung im Mittelteil, leider ein absolut unbefriedigender Schluss

3 Sterne

Bewertung vom 31.03.2014
Utlu, Deniz

Die Ungehaltenen


weniger gut

Immer sind die Anderen schuld

Zum Inhalt:
Der Ich-Erzähler Elyas ist der Sohn eines türkischen Gastarbeiters der ersten Generation. Im ersten Teil studiert er offiziell Jura, lässt sich aber in Wirklichkeit treiben, der zweite Teil spielt vier Jahre später, Elyas wurde exmatrikuliert, bastelt teilweise an Websites, ist aber arbeitslos und lässt sich immer noch treiben.

Zum Cover:
Ein Pärchen schaut in die Ferne, - entweder auf der Suche oder dem Müßiggang frönend.

Mein Eindruck:
Positiv lässt sich dem Hörbuch zugute halten, dass Stipe Erceg die lakonische Art des Textes in Perfektion trifft. Was mir ebenfalls sehr gefällt, ist der Zusammenhalt in der türkischen Gemeinschaft, - dass zum Beispiel fast Fremde zum Übernachten eingeladen werden oder Benzin mitten in der Nacht gebracht wird, ohne groß nach den Gründen zu fragen. Bei der Person des Elyas kann ich mich jedoch nicht des Eindrucks erwehren, als ob er sich in diesem Bett aus Freundschaft und Großzügigkeit sehr bequem und faul platziert. Wer sich jedoch auf ihn verlässt, ist verlassen: Die Krankheit des Vaters wird so gut es geht ignoriert, die Beerdigung geschwänzt, das Studium - obwohl mit Brillanz gesegnet - geschmissen..... aber es liegt alles nur daran, dass sein Vater als Gastarbeiter nach Deutschland gegangen ist. Diese Art von "Ich bekomme mein Leben nicht auf die Reihe, aber natürlich ist nur die böse, ignorante und deutsche Gesellschaft daran schuld", die latente Gewalttätigkeit und das asoziale Benehmen kotzen mich einfach an, - um im Jargon des Buches zu bleiben. Keine Ahnung, ob Deniz Utlu sich ebenfalls gemobbt und missverstanden fühlt, vielen seiner türkischen Figuren legt er diese Gedanken jedenfalls in Hirn und Mund, die deutschen Protagonisten sind entweder arrogant, ignorant, dämlich oder schlagen Frauen. Diese Art von Schwarz-Weiß-Malerei finde ich ärgerlich und führt dazu, dass ich ganz gewiss Abstand von möglicherweise folgenden literarischen Ergüssen nehmen werde.

Fazit:
Wenn ich selbst keine Motivation habe, liegt das nur an der Integrationspolitik der Deutschen. Das ist mir zu billig. Für die gute Interpretation des Textes durch Stipe Erceg 2 Sterne

Bewertung vom 31.03.2014
Haig, Matt

Ich und die Menschen


sehr gut

Gefallen an der Sterblichkeit

Zum Inhalt:
Ein Außerirdischer schlüpft in den Körper eines Mathematikers, um dessen Entdeckung eines Beweises zu verhindern. Diese Entdeckung würde die rückständige und kriegerische Menschheit befähigen, sich weiterzuentwickeln. Ein Umstand, der nach Meinung der viel weiter entwickelten und unsterblichen Wesen in entfernten Galaxien verhindert werden muss, - mit Gewalt und Eliminierung aller Mitwisser. Aber das Wesen im Körper von Andrew Martin findet immer mehr Gefallen am irdischen Leben und verweigert schließlich zum Entsetzen seiner Auftraggeber seine Aufgabe.

Zum Cover:
Ein Mann, ein Hund und das Universum, - mehr braucht es nicht zum Glück. Die Romantik, die Andrew irgendwann gefangen nimmt, wird durch dieses Bild wunderbar gespiegelt.

Mein Eindruck:
Wirkt der Anfang des Buches noch nach einer Culture-Clash-Komödie mit extraterrestrischem Einschlag im Stil von "Alf", bekommt das Bild mit dem Auftrag Andrews, alle Mitwisser der großen Entdeckung zu töten, eine düstere Komponente. Dabei bleibt unklar, warum das so sein muss: Mit dem kriegerischen Versuch, die Menschheit in ihrer Entwicklung zu stoppen, stellen sich die Andrew befehligenden Wesen auf eine Stufe mit den barbarischen Erdenbürgern. Und so sehr sich Andrew über das Äußere der Menschen mokiert, - seine wahre Gestalt und sein Name werden nicht thematisiert, möglicherweise, weil dem Autor bei allem Amüsement über die Menschheit die Fantasie dafür fehlte. Was aber absolut gefällt, ist die Wandlung Andrews, die dieser in der Geschichte durchmacht. In kleinen Schritten, dadurch umso glaubwürdiger, entwickelt er Verständnis für die Menschen und schließlich sogar etwas wie Liebe für seine Familie, - etwas, was der "echte" Andrew schmerzlich vermissen ließ, der tatsächlich der gierige Egozentriker war, den die Außerirdischen als Bild für den Menschen verachten. Es berührt sehr, zu lesen, wie Andrew sogar seine Unsterblichkeit und alle überlegenen Kräfte aufgibt, um den Versuch zu starten, sich in das Leben auf der Erde einzufügen und seine Familie zurückzugewinnen, obwohl ihm einige kulturelle Fallstricke begegnen.
Zwei Welten prallen aufeinander und finden letztendlich Verständnis für die jeweils andere.

Fazit:
Ein sehr gutes Plädoyer für die Verständigung, - hier sogar über die Galaxie hinaus.

4 Sterne

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.03.2014
Matthews, Owen

Winterkinder


ausgezeichnet

Liebe zwischen zwei Welten

Zum Inhalt:
In seinem Roman beschreibt Owen Matthews hauptsächlich die Liebe seines Vaters Mervyn zu seiner Mutter Ljudmila, dich sich lange Jahre nur durch Briefe zu nähren wusste. Flankiert wird diese Geschichte von der Vergangenheit seiner Großeltern im stalinistischen Russland und seinen eigenen Erlebnissen im Russland von Glasnost und Perestroika.

Zum Cover:
Wunderschön und entrückt, kalt und abweisend, genauso, wie sich Russland der Liebe gegenüber zeigte und wie sich die Liebenden darüber hinwegsetzten: Perfekt eingefangen!

Mein Eindruck:
Die Wahrhaftigkeit der Geschichte ist das, was den großen Reiz für den Lesenden ausmacht. Von den Zeiten Stalins, die der russische Großvater nicht überlebte und welche Großmutter, Mutter und Tante des Autors prägte, bis hin zum heutigen Russland, im dem Wenige hemmungslos Konsum und Luxus frönen, während viele andere unter die Räder kommen.
Das große Kernstück jedoch - die Briefliebe von Vater und Mutter - zeigt in fantastischer Weise Verzweiflung, Hoffnung und Glück, wie es ein fiktiver Roman nicht annähernd zu schaffen vermag. Die große Tragik, dass sich diese Liebe nicht in die wirkliche Welt retten kann, ist dabei so echt, dass es schon fast wieder wie eine erdachte Geschichte wirkt.
Hauptsächlich befasst sich Matthews mit der russischen Seite seiner Vorfahren bzw. mit den Teilen derer Vergangenheit, die in Russland spielen. Das spiegelt sich in den meisten der eingestreuten Fotografien wider. Die Zeiten in Großbritannien befassen sich fast ausschließlich mit dem Kampf von Mervyn um die Ausreise Ljudmilas, Orte und Menschen hier werden erwähnt, aber nicht näher beschrieben und scheinen beliebig austauschbar weil unwichtig. Da jedoch die russischen Teilstücke nicht nur in exotischer und interessanter Umgebung stattfinden, sondern die Vorkommnisse bedeutend dramatisch ablaufen (Verhaftungen, Flucht, Hungersnöte und Verfolgung), verhilft genau dieser Umstand dem Roman zu Spannung und Tiefe.
Die Ergänzung durch Fotos, eine ausführliche Bibliografie und ein Personenregister trägt zu einer Identifikation mit dem Buch bei, die ein einfacher Text nicht geschafft hätte.

Fazit:
Eine überaus gelungene Aufarbeitung der Familiengeschichte

5 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.03.2014
Groff, Maggie

Frauen am Rande des Strandes


sehr gut

Miss Marple ist Australierin

Zum Inhalt:
Die Journalistin Scout Davis erhält den Auftrag, einer aus Amerika nach Australien übergesiedelten Sekte nachzuforschen. Nebenher ist sie Mitglied der Strick-Guerilla und hilft ihrer Schwester Harper bei privaten Problemen und kriminellen Vorkommnissen an deren Schule. Ganz wie eine verjüngte Version der pfiffigen Schnüfflerin aus Merry Old England verlässt sie sich nicht auf Waffen, sondern auf ihren Instinkt und besitzt ebenfalls gute Kontakte zu den "echten" Ermittlern, wenn auch auf etwas anderem Gebiet.

Zu Cover und Titel:
Schön der Verweis auf Wolle und die Katze Miau-Zedong. Warum das Buch "Frauen am Rande des Strandes" in der deutschen Übersetzung genannt wird, ist mir - auch mit zum Titel passendem Cover - ein Rätsel. Der Originaltitel "Verrückte Männer, schlechte Mädchen" passt gerade mit seinem Bezug auf Sektenführer und Mädchenclique an Harpers Schule inhaltlich bedeutend besser.

Mein Eindruck:
Wegen des unpassenden Titels keine lange Feindschaft! Dafür ist die Geschichte viel zu charmant geschrieben. Obwohl bis zum Schluss keine Einsortierung in ein Genre möglich ist, macht die Mischung aus Krimi, Liebesgeschichte, Komödie und Familienerzählung großen Spaß. Zwar übertreibt die Autorin für meinen Geschmack die Beschäftigung Scouts mit ihrem Diabetes, da diese Krankheit jedoch den Aufhänger für einige witzige und spannende Teilstücke der Handlung bietet, ist diese Nabelschau entschuldbar. Einen inhaltlichen Kunstgriff zum Schluss fand ich besonders gekonnt: Die Ich-Erzählerin zählt die ganzen ungeklärten Rätsel der Geschichte auf, um dann zu erklären:" Das hätte ich auch gerne erfahren!" Spätestens zu diesem Zeitpunkt muss selbst der miesepetrigste Leser über die Raffinesse der Erzählung schmunzeln.
Durch die interessanten Konstellationen innerhalb der Familie, dem Freundes- und Bekanntenkreis und dem beruflichen Umfeld und durch den hintersinnigen, teilweise britisch anmutenden Humos bieten sich noch einige Möglichkeiten der Fortsetzung der Geschichten um Scout Davis an, - und darauf kann man sich jetzt schon freuen.

Fazit:
Ein ruhig, aber nicht langweilig dahinplätschernder Krimi mit humorvollen und familiären Touch.
4 Sterne

Bewertung vom 02.03.2014
Winslow, Don

Vergeltung


gut

Spannung, Action und zu viele Waffen

Zum Inhalt:
Nachdem die amerikanische Regierung den Anschlag auf ein Passagierflugzeug aus politischen Gründen totschweigen will, mobilisiert der Ex-Elitesoldat Dave Collins eine Söldnertruppe. Diese soll den Tod von Collins Frau und Sohn rächen, welche in dem Flugzeug saßen, das auf Befehl des Terroristen Aziz abgeschossen wurde. Während Aziz an einem noch größeren Anschlag tüftelt, kommt Daves Truppe ihm immer näher, - bis zum Showdown auf einer indonesischen Insel.

Zum Cover:
Brennendes Flugzeug über der Skyline von New York, Blockbuchstaben in stahlfarbener Schrift, - die Härte der Geschichte, die Härte der Mission und die Härte der Söldner und der Terroristen sehen sich perfekt dargestellt.

Mein Eindruck:
Ja, die Story ist spannend. Ja, der Stakkato-Stil von Winslow gefällt mir. Ja, die Beweggründe aller handelnden Personen sind nachvollziehbar. Aber: Ja, ich bin ein Stückweit enttäuscht!
Und zwar ein Stückweit ungefähr von der Reichweite eines B596, dem Nachfolgemodell des B595, welche als Kleinkalibergewehr etwa dem A566 entspricht, dabei aber mit mehr Patronen und höherer Durchschlagskraft punkten kann. Das ist das große Manko des Buchs, das stellenweise wie ein Katalog der Militärindustrie wirkt: Waffen werden nicht nur genannt, sondern in allen Einzelheiten in ihrer Leistungsfähigkeit und dem Unterschied zu anderen Modellen beschrieben. Ich frage mich ernsthaft: Wen interessiert das? 80 Seiten mit diesen nutzlosen Informationen hätten entweder ersatzlos gestrichen werden können, oder Winslow hätte sich mehr um die Zeichnung seiner Figuren bemühen können. So wirken die Söldner nur fast alle edel und gut, die Terroristen tumb und fanatisch und das bis zum Erbrechen. Diese Schwarz-Weiß-Malerei und der damit verbundene Patriotismus des aufrechten Manns, der tut, was ein Mann eben tun muss (wenn ihn seine Regierung politisch unkorrekt im Regen stehen lässt) hätte trotzdem wegen des wirklich brillanten Spannungsaufbaus gefallen können... aber irgendwann ist es eine Sprengstoffdurchschlagsbeschreibung zu viel und Ottilie-Normal-Leserin beginnt querzulesen.
Eine wirklich gute Textstelle möchte ich - ohne zu viel zu spoilern - trotzdem erwähnen, da ich sie zweimal gelesen habe: Es gibt eine Aktion, die nicht glatt läuft, weil eine Person falsch spielt. Dass das so ist, merkt man jedoch nicht beim ersten Lesen. Beim Zurückblättern fällt dann auf, dass die Sätze auch ganz anders interpretiert werden können. Das finde ich wirklich fantastisch!

Fazit: Die Technik würgt die Spannung fast ab. Für die Ehre und die Familie 3 Sterne

Bewertung vom 02.03.2014
Kreslehner, Gabi

Rabenschwestern


sehr gut

Familiengeschichten

Zum Inhalt:
Franza Oberwieser, patente Kriminalbeamtin mit sympathischem Team, Ex-Mann, jungem Liebhaber und Plätzchenbackfimmel, muss den Mord an einer Töpferin aufklären. Diese fühlte sich von einem jungen Mann verfolgt, der auf der Suche nach seinen väterlichen Wurzeln ist und sie und ihre angenommene Schwester zur Vergangenheit befragen wollte. All das führt zu großen familiären Turbulenzen, die nicht nur durch den Mord einige Brüche zu Folge haben werden.

Cover und Titel:
Diese verstehe ich gerade im Nachhinein gar nicht, denn erstens mögen sich die Schwestern (teilweise fast zu sehr) und eine große Wiese hinter einem Gatter spielt überhaupt keine Rolle in dem Buch. Der erhabene Druck gefällt mir jedoch und verleiht dem Äußeren edle Güte.

Mein Eindruck:
Der Einfall Kreslehners, die Perspektive des Buchs kapitelweise wechseln zu lassen, verführt dazu, immer noch ein bisschen mehr zu lesen. Dazu schafft die Geschichte viel Angriffspotenzial für die kleinen, grauen Zellen der Leser: Einerseits das Privatleben des Ermittlerteams, welches zwar seine Ecken und Kanten vor allem für die Hauptperson Franza bietet, aber herrlich unaufgeregt und unspektakulär den Rahmen für die Mordermittlung bietet. Keine Leichen im Keller, keine unheilbaren Krankheiten, keine Depressionen, Drogenabhängigkeit oder Alkoholismus. Dazu ein Mord, in den mehrere Personen mit ihren ganz eigenen, unterschiedlichen Hoffnungen und Ängsten involviert sind. Und obwohl der Leser durch die Perspektivwechsel viele Informationen zum Fall erhält, bleibt er trotzdem lange im Unklaren über Tatmotiv und Täter, über das, was in ferner und naher Vergangenheit passierte. Stückchen für Stückchen erschließt sich das Puzzle und bietet letztendlich ein Gesamtkunstwerk von Schuld und Sühne, Liebe und Hass, Vergangenheit und Zukunft und einen Strudel der Ereignisse, der (an einer Stelle sogar plastisch) die Figuren verschlingt und wieder ausspuckt.

Fazit: Eine ernsthafte Geschichte über Fehler der Vergangenheit, die sich rächen und eine humorvolle Story über das Zusammenleben und -arbeiten und das Plätzchenbacken im Hier und Jetzt des Kommissariats.

4 Sterne