Benutzer
Benutzername: 
vielleser18
Wohnort: 
Hessen
Über mich: 
Ich lese querbeet, am liebsten aus den Bereichen Historisch, Krimi/Thriller, Frauen und Fantasy

Bewertungen

Insgesamt 831 Bewertungen
Bewertung vom 17.10.2013
Hübner, Ivonne

Die Tuchhändlerin


ausgezeichnet

Ein kleines Dorf in der Oberlausitz, 1830. Jeder der Dorfbewohner hat mit dem Weben zu tun, auch Luise, älteste von fünf Töchtern eines Damasthändlers. Sie hat es geschafft eine Ausbildung unter Männern zu machen und hilft ihrem Vater bei der Warenannahme. Als der Webersohn Caspar Weber und sie sich begegnen, ist es eine schicksalhafte Begegnung. Beide verlieben sich, aber die gesellschaftliche Kluft zwischen ihnen ist riesengroß. Und Luisa ist verlobt - mit einem anderen.

Ivonne Hübner zeichnet hier ein großartiges Bild einer längst vergessenen Welt, die noch gar nicht so lange zurück liegt. Das Weberhandwerk am Ende seiner Blützeit, eine Welt voller harter Arbeit, kurzer Lebenserwartungen, Entbehrungen, aber auch von einfachen Freuden. Eine Welt, die durch diesen Roman wieder auflebt, die den Leser eintauchen lässt in die vergangene Zeit.
Eine Liebe, die nicht sein darf, eine Arbeit, die von vielen Zunftauflagen und -verboten dem einzelnen Menschen wenig Freiraum bietet, die Lebensumstände, die die Kluft zwischen Händlern, Soldaten und den Arbeitern deutlich sichtbar macht. Eine Zeit des Aufbegehrens und eine Zeit des Umbruchs, alles dies wird in diesem Roman verwoben.
Der Faden der Handlung wird gekonnt weiter geführt und kommt am Ende nach einem spannenden Show-down zu einem gekonntem Abschluß.
Durch ihren Schreibstil gelingt es Ivonne Hübner mir diese Zeit bildhaft vor Augen zu führen, beim Lesen hatte ich regelrecht einen Film im Kopf ablaufen.
Im Anhang werden die historischen Ereignisse und Vorlagen für dieses Buch noch einmal aufgeführt und beschrieben.
Für Freunde von historischen Büchern: eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.10.2013
Buchholz, Simone

Bullenpeitsche / Chas Riley Bd.5


sehr gut

Chastity ist in Hamburg Staatsanwältin und der neue Fall, den sie und ihre Polizeikollegen bearbeiten müssen , ist kein einfacher, denn zwei Polizisten sind im Einsatz erschossen worden. Auf der Suche nach dem Täter stößt der Trupp bald an seine Grenzen, die andere Seite zieht alle Register der Einschüchterung und Verschleierung.

Dies war mein erster Krimi von Simone Buchholz, doch obwohl ich die Charaktere der Hauptprotagonisten nicht kannte, kommt man schnell in das Geschehen und in das komplizierte Verhaltensmuster der Staatsanwältin hinein. Diese, alleinstehend, kettenrauchend, bindungsscheu und mit sich selbst im unreinen, steht immer hinter "ihren" Polizisten und setzt sich mit Leib und Seele ein, auch wenn sie dabei die Hochzeit ihrer Freundin vergisst.

Der Schreibstil ist direkt, auf den Punkt gebracht und schnörkellos und so ganz anders, als gewohnt. Fast im Stakkato-Stil. Erzählt wird aus Sicht der Staatsanwältin, anschaulich dabei ihr Gefühlschaos, ihre Emotionen und Schwingungen Der Fall ist nicht ganz so überraschend, aber klar gezogene Abhängigkeiten und Verwicklungen.
Insgesamt gesehen ein düster gezeichneter Fall, eine unkonventionelle Staatsanwältin im grauen, regennassen Hamburg.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.09.2013
Dietl, Erhard

Die Olchis und die Gully-Detektive von London / Die Olchis-Kinderroman Bd.7


ausgezeichnet

Eigentlich sollen die Olchi-Kinder für Professor Brausewein nur eine neue Erfindung zu dem in London lebenden Olchi Mr. Paddock bringen, doch kaum in London angekommen, geraten sie mitten in eine abenteuerliche Raubgeschichte, bei der nicht nur aus dem Museum Dinosaurierknochen gestohlen werden, sondern auch noch Feuerstuhl verschwindet.
Ganz besonders hat mir hierbei der Ausflug in ein anderes Land gefallen. Es waren viele englische Olchi-Ausdrücke, die aber im Anhang wunderbar übersetzt worden sind. Und damit man nicht erst zum Schluß über den Anhang stolpert, war auch gleich am Anfang bei der Vorstellung der Olchi-Familiie ein wertvoller Hinweis darauf dabei.

Das Buch wird angepriesen für die Altersgruppe ab 8. Aber ich habe sie meinem 5jährigen Sohn vorgelesen und er war richtig begeistert von den Olchis aus Schmuddelfing und ihren muffeligen Vorlieben. Sei es den "Gefurztagen" der Familie, ihren grottigen Lieblingsspeisen oder ihre Vorliebe für englischen "Tee" (eine alte Fischgräte ins kalte Wasser halten , schon ist er fertig der "Tee").
Spannend, kindgerecht und mit tollen Illustrationen versehen ist diese Geschichte eine echte Bereicherung für unsere Gute-Abend-Vorleserunde gewesen. Es war unser erster Olchiband, aber er wird ganz sicher nicht der letzte gewesen sein!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.09.2013
O'Brien, Deborah

Amy's Geheimnis


gut

Angie, Anfang 50, ist seit kurzem verwitwet. Kurz entschlossen beschliesst sie, Syndey zu verlassen und nach Millbrooke, ins australische Hinterland zu ziehen. Dort hat sie sich bei einem Kurzurlaub mit ihren Freundinnen in ein altes Pfarrhaus verguckt, dieses möchte sie wieder auf Vordermann bringen.
In Millbrooke trifft sie nicht nur ihren exzentrischen Vermieter Robert, sondern auch Jeff, einen Amerikaner, der in Millbrooke ein Bohrunternehmen leitet.
Aber was sie noch viel mehr beschäftigt, sind die alten Geheimnisse des Pfarrhauses. Den sie stösst auf einen alten Koffer, mit Büchern und Briefen einer Pfarrerstochter, Amy, die Mitte des 19. Jahrhunderts dort gelebt hat. Sie versucht ihrem Leben auf die Spur zu kommen.
Das Buch wechselt von Kapitel zu Kapitel zwischen Angie's und Amy's Geschichte hin un her. So wird auch Amy dem Leser näher gebracht.

Trotzdem der Schreibstil flüssig war und es keine Probleme zwischen den wechselnden Frauen gibt, kam bei mir keine richtige Spannung auf. Vielleicht lag es daran, dass es ein so richtiges Geheimnis gar nicht gegeben hat, sei es, dass so vieles vorhersehbar war. Einzig die Beschreibung der australischen Gegend, der Lebenslage der Menschen im 19. Jahrhundert und die Verknüpfung beider Geschichten hat mir gut gefallen. Das Buch ist eine leichte Unterhaltung für zwischendurch, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Bewertung vom 17.09.2013
Naumann, Kati

Die Liebhaber meiner Töchter


sehr gut

Nina fällt aus allen Wolken, als ihre drei Töchter sich nicht nur fast gleichzeitig von ihren langjährigen Freunden trennen, sondern auch noch von zu Haus ausziehen. Nun steht sie da. Doch zum Glück trifft sich nacheinander die Jungs wieder, die drei Jahre ihr Familienleben geteilt haben. Till, der nach der Trennung von Lotta selbstmordgefährdet ist, Konrad, der bei seinen Eltern in der Gartenhütte schlafen muss und Noah, der aus Kanada stammt und nun gar kein Zuhause mehr hat. Nina, von Beruf Restauratorin, die Bücher aus einer Hochwasserflut restauriert, möchte auch die Jungen retten. Also beschließen Nina und Peter, Ninas Ehemann, die Jungs in den verwaisten Zimmern der Töchter aufzunehmen. Doch den Töchtern wird nichts verraten.
Doch was anfangs wie eine kurzfristige Rettungsaktion aussah, erweist sich im nachhinein immer mehr als Beginn einer Katastrophe. Nina schlittert ungewollt, aber unausweichlich in eine Situation, aus der sie anscheinend nicht mehr hinaus kommt......

Kati Naumann beschreibt hier auf eine witzige, aber auch tiefgehende Art eine Entwicklung, die die verlassene Mutter immer näher an den Abgrund treibt. Bei der eine Entscheidung, die Nina trifft, von ihr nicht mehr zurück genommen werden kann, weil sie nicht zu ihrem Fehler stehen kann und selbst anscheinend zu schwach ist, um ihn zu korrigieren.
Die Geschichte des Buches nimmt im Verlauf immer mehr an Fahrt auf und es bleibt bald nur noch die eine Frage: Wie wird es ausgehen.
Und auch dabei überrascht uns die Autorin mit einem Ende, dass man so nicht voraussehen konnte.
Eine gefühlvolle, interessante Studie über ein Mutter, die das loslassen noch lernen muss......

Bewertung vom 12.09.2013
Pérez-Reverte, Arturo

Dreimal im Leben


ausgezeichnet

Dreimal in ihrem Leben begegnen sich Mecha und Max.
Beim ersten Mal ist Max als Eintänzer auf einem Überseeschiff Richtung Buenos Aires beschäftigt. Er soll bei den Abendgesellschaften die Frauen bei Laune halten. Es ist das Jahr 1928. Max, Anfang zwanzig, ist in den Armutsvierteln von Buenos Aires als spanisches Auswanderkind groß geworden. Er hat sich aber eine Noblesse angeeignet, um in höheren Kreisen bestehen zu können. Sein Lebensunterhalt verdient er sich aber nicht nur als Eintänzer, sondern er nutzt sein Aussehen und sein Charme auch um Frauen von ihren Kostbarkeiten zu erleichtern. Auf diesem Schiff begegenet er nun Mecha, verheiratet ist sie mit einem berühmten Komponisten. Schon beim ersten Tanz knistert es bei den beiden. In Buenos Airos erleben sie zu dritt nicht nur aufregenede Tage....

Arturo Pérez-Reverte erzählt die Geschichte der beiden zweigleisig. Immer wieder, meist von Absatz zu Absatz wechselt die Geschichte in die Gegenwart der 60er Jahre. Max, inzwischen 64 Jahre alt trifft zufällig in Sorrent die 61jährige Mecha wieder. Er setzt alles auf eine Karte und zieht in das Hotel, das auch Mecha bewohnt. Unter wieder mal falschen Vorraussetzungen. Dies ist nun ihr drittes Zusammentreffen, das zweite war in Südfrankreich 1937.

In eindrucksvollen Worten und Sätzen, beschwingt, beschaulich, ergreifend, erzählt der Autor von dieser unerfüllten Liebe. Wie die beiden sich bei jedem ihrer Treffen umkreisen, beschnuppern, aber auch lieben. Eine Geschichte, die fast ihr ganzes Leben umfasst, so gekonnt vermittelt, dass man vergisst, dass man hier nur ein Roman vor sich hat. Man kann sich in die Gefühle und Gedanken von Max, aus seiner Sicht wird die Geschichte erzählt, regelrecht hinein versetzen. Man leidet mit, bewundert ihn, schüttelt den Kopf über seine Entscheidungen. Man fühlt sich in die Zeit der Zwanziger, Dreißiger und der Siebziger Jahre versetzt und auch wenn die Bereiche Tango und Schach hier einen großen Raum einnehmen, wurde mir das Buch, nachdem die Anfangsstartschwierigkeiten überwunden waren, nie langweilig.

Fazit: Ein Buch über eine Liebesgeschichte, die keine ist, eindrucksvoll erzählt.