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Bellis-Perennis
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Wien

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Insgesamt 1122 Bewertungen
Bewertung vom 07.03.2023
Pakravan, Shole; Niederzoll, Steffi

Wie man ein Schmetterling wird (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dieses Buch ist die Hommage an Reyhaneh Jabbari, die, als sie sich mit einem Messer gegen eine Vergewaltigung wehrt, und ihren Angreifer niedersticht, in ein Netz von Intrigen gerät, das sie mit ihrem Leben bezahlt.

Sieben Jahre sitzt sie in verschiedenen Gefängnissen ein, kämpft für Frauenrechte und setzt sich im Gefängnis für ihre Leidensgenossinnen ein.

Die junge Frau hat von Beginn an keine Chance, denn im frauenverachtenden Regime des Irans sind IMMER die Frauen schuld.

»Was sollen die Frauen tun? Wenn sie sich vergewaltigen lassen, sind sie schuldig. Wenn sie sich wehren und selbst verteidigen, sind sie schuldig. Wenn sie dagegen demonstrieren, sind sie schuldig. Also sollten die Mädchen sterben? Solange ich am Leben bin, auch wenn mein Handeln so lächerlich aussehen mag wie ein Brunnen, der versucht, den Himmel zu erreichen, werde ich nicht aufhören, gegen diese Ungerechtigkeit zu kämpfen.« (Reyhaneh Jabbari)

Meine Meinung:

Der Fall der jungen Iranerin ging um die Welt. Reyhaneh Jabbaris Mutter Shle Pakravan ist Schauspielerin und kämpft mit allen Mitteln um das Leben ihrer Tochter - vergeblich, denn das (Un)Recht ist aufseiten der Männer und der »Familienehre« (des Vergewaltigers nämlich), die Reyhaneh eben da war und dem »armen Mann« nicht zu Willen war.

Das Buch ist die Vorlage zu dem Film »Sieben Winter in Teheran“, der 2023 mit dem Friedensfilmpreis ausgezeichnet worden ist.

Wenn heute die Straßen im Iran voll mit Frauen im Iran sind, die »Für Frauen, Leben, Freiheit!« ihre Leben riskieren, so hat Reyhaneh Jabbari ihren großen Anteil daran. Im Angesicht des Todes wächst die junge Frau über sich hinaus.

Das Buch ist stellenweise kaum zu ertragen, wenn zu lesen ist, mit welchen perfiden Mitteln die junge Frau als Schuldige hingestellt wird. Wie man sie selbst und die Eltern mit falschen Versprechungen lockt, nur um dann in aller Heimlichkeit das Urteil zu vollstrecken, obwohl das gegen die gültigen Gesetze verstößt. Nicht einmal die rituellen Handlungen anlässlich des Begräbnisses werden Reyhaneh Jabbari zugestanden. Am liebsten hätte man ihren Leichnam wohl an Schweine verfüttert.

Fazit:

Dieser Hommage an eine mutige junge Frau, für die der Tod nicht das Ende des Lebens war, gebe ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 06.03.2023
Werrelmann, Lioba

Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1


gut

Der Journalist Paul Schwartzmüller erhält ein Anwaltsschreiben über die unerwartete Erbschaft eines Bauernhofes in Rumänien just zu diesem Zeitpunkt, als ihm eine Festanstellung als Journalist angeboten wird. Dennoch fährt er nach Sibiu, dem ehemaligen Hermannstadt, in dem er seine Kindheit verbracht hat.

Das Wiedersehen mit der Stadt, die er vor 35 Jahren gemeinsam mit seinem Vater verlassen hat, beschert ihm gemischte Gefühle, zumal ihm die Bewohner reserviert begegnen. Nur Sorin, sein Freund aus Kindheitstagen freut sich. Doch dann wird Sorin des Mordes an Günther Huber beschuldigt, der ringsum Grundstücke aufgekauft hat.

Schwartzmüller traut der örtlichen Polizei nicht über den Weg und beginnt selbst zu ermitteln. Dabei verstrickt er sich seine eigene Vergangenheit und in den Aberglauben rund um Schloss Bran, dem angeblichen Wohnsitz von Graf Dracula.

Auf der Suche nach dem Mörder Hubers muss sich Schwartzmüller so manchem Familiengeheimnis stellen. Warum hat ihn sein Vater jahrelang belogen und die Briefe seiner Tante Zinzi, deren Bauernhof er nun geerbt hat vorenthalten?


Meine Meinung:

Dieser Krimi ist der Auftakt zu einer Reihe rund um den Journalisten Paul Schwartzmüller. Obwohl die Zutaten zu einem fesselnden Krimi wie Mord, Aberglauben, misstrauische Menschen, Grundstücksspekulation sowie die Aufarbeitung seiner eigenen Familiengeschichte vorhanden sind, gelingt es der Autorin leider nicht, Spannung zu erzeugen. Vielmehr stolpert der angebliche Top-Journalist unbedarft und dilettantisch durch die Seiten.

Gut gelungen ist die Beschreibung der misstrauischen Bewohner. Sie wirken wie aus der Zeit gefallen. Schade, dass wir keinen längeren Spaziergang in der Stadt machen dürfen, denn die mittelalterliche Stadt hätte sicher einiges zu bieten.

Der Schreibstil ist stellenweise ausufernd blumig, was die ohnehin schon geringe Spannung weiter abflachen lässt.

Fazit:

Hier habe ich mehr erwartet, daher reicht es gerade einmal für 3 Sterne.

Bewertung vom 05.03.2023
Harris, C. S.

Die Toten der King Charles Street


sehr gut

Dieser Krimi ist der 6. aus der Reihe um Sebastian St. Cyr. einem britischen Adeligen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, für Gerechtigkeit zu sorgen. Die Serie spielt im England der Napoleonischen Kriegen und deshalb wimmelt es von Spionen zahlreicher Länder. Man weiß manchmal nicht, wer Feind oder Verbündeter ist.

Dass zu dieser Zeit, Anfang des 19. Jahrhunderts, ist es verboten Leichen zu sezieren und St. Cyrs Freund und Arzt Paul Gibson sich auf illegale Weise Leiche beschafft, ist nur eine weiter spannende Facette. Denn Alexander Ross, eine solche Leiche, ist Ausgangspunkt dieses Krimis. Ross ist, entgegen der Behauptungen, nämlich nicht an einem Herzversagen gestorben, sondern durch einen Stich mit einem Stilett in das Hinterhaupt. Diese Tötungsart lässt auf einen Profi schließen. Nur, wer hat ein Motiv, den Mitarbeiter des Außenministeriums zu töten?

Und, wie man aus dem Titel unschwer erkennen kann, wird Alexander Ross nicht der einzige Tote bleiben ...

Meine Meinung:

Mir hat dieser historische Krimi recht gut gefallen. Die Hintergründe der Morde sind verzwickt, aber für Leser wie mich, die sich in dieser Epoche ein wenig auskennen, gut nachvollziehbar. In London tummeln sich aristokratische Flüchtlinge aus Frankreich, Neureiche, Diplomaten verschiedner Länder von Amrika bis zum Osmanischen Reich und allerlei sonstiges Gesindel, das auch in höchsten Kreisen verkehrt.

Für mich ist dieser Band der erste aus der Reihe und daher kenne ich die Vorgeschichte(n) nicht. Die Andeutungen lassen allerdings auf andere fesselnde Krimis schließen. Vor allem die Geschichte rund um Sebastians Braut Miss Hero Jarvis und deren Familie geben mir derzeit noch Rätsel auf. Aber, ich fahnde schon nach den Vorgängern.

Der Schreibstil gefällt mir.

Fazit:

Dieser 6. Band wird nicht der letzte dieser Reihe für mich sein. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Bewertung vom 05.03.2023
Mathelitsch, Leopold;Lang, Christian B.

Wunderkammer Natur


ausgezeichnet

Die beiden emeritierten Universitätsprofessoren Leopold Mathelitsch & Christian B. Lang haben sich ihre ganzen Leben mit Physik und den Wundern der Natur beschäftigt. Nun haben sie gemeinsam das vorliegende Buch „Wunderkammer Natur“ herausgebracht.

Das Duo beantwortet 160 Fragen zu erstaunlichen Naturphänomenen, die die Menschheit seit Anbeginn ihres Daseins beschäftigen. Um hier die Übersicht zu bewahren, werden die Fragen den vier Elementen Feuer, Erde, Luft und Wasser zugeordnet. Dieses Ordnungsprinzip stammt aus der Antike. Platon hat diese Stoffe als jene definiert, die „die Welt im Innersten zusammenhalten“.

In dieser „Wunderkammer Natur“ werden Fragen und Antworten so gesammelt, wie Kaiser und Könige exotische Mitbringsel aus aller Herren Länder in ihren persönlichen Kuriositätenkabinetten ausgestellt haben. Nur dass heute fundierte wissenschaftliche Antworten den Hintergrund bilden.

Dieses Buch besticht durch atemberaubende Fotos und gutem didaktischen Aufbau. Es kann daher Lesestoff für die ganze Familie sein.

Fazit:

Dieser „Wunderkammer Natur“, die uns durch 160 Fragen, die wir vielleicht nicht alle selbst gestellt hätten, erklärt wird, gebe ich mit leichtem Herzen 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.03.2023
Dutzler, Herbert

Letzter Tropfen / Gasperlmaier Bd.10


ausgezeichnet

Familie Gasperlmaier ist im Hochzeitsfieber, wollen doch Stefanie und Katharian sich das Ja-Wort geben. Doch statt seiner Frau Christine zur Hand gehen zu können, muss sich Gasperlmaier mit dem toten Fotografen einer Castingshow herumplagen. Als sich dann herausstellt, dass der Mann ermordet worden ist, ist Frau Leutnant Doktor Kohlross wieder mit an Bord. Es gibt jede Menge Verdächtige, denn der Tote war nicht nur ein Alkoholiker und Spieler, sondern auch ein Sammler von Geheimnissen aus der Vergangenheit verschiedener Personen.

Bei der Befragung der Teilnehmerinnen an dem TOMOTY stellt sich heraus, dass eine den Bewerb verlassen hat und seit Längerem nicht mehr gesehen worden ist. Und Suzy McDonald, die Veranstalterin, ist auch alles andere als behilflich.

Und dann scheint auch noch das Solarboot, auf dem die Trauung stattfinden soll, von der McDonald für ihre Zwecke gebraucht werden. Gasperlmaier, sonst die Ruhe in Person, erklärt dem Bootsführer mit Unterstützung zweier Juristen und der Braut, wo der Bartl den Most herholt.

Ob die Hochzeit wie geplant stattfinden wird und das Verbrechen aufgeklärt werden kann, lest bitte selbst.

Meine Meinung:

In seinen nunmehr zehnten Fall gefällt mir Gaspermaier recht gut. Er hat sich vom einsilbigen Dorfsheriff mit einer Vorliebe für Leberkäse zu einem guten Ermittler entwickelt. Daran hat neben seiner Christine auch die Frau Doktor Kohlross vom Bezirkspolizeikommando Liezen ihren Anteil. Sie weiß ihn zu nehmen, gibt ihm das nötige Selbstvertrauen. Überhaupt sind die Charaktere ziemlich lebensecht gestaltet. Die Frau Doktor mit ihrem Faible für schicke Kostüme und ebensolchen Pumps, die leider für den Polizeialltag nicht ganz tauglich sind, bringt mich immer wieder zum Schmunzeln.

Der heimliche Star dieses Jubiläumsbandes ist natürlich der kleine Theo, Gasperlmaiers Enkel, der beinahe dem Brautpaar die Show stiehlt.

Es scheint, dass Hochzeiten ansteckend sind, denn die Frau Doktor plant selbiges mit ihrem Lehrer, der eher aussieht wie ein Mitglied der Bergrettung. Bin schon neugierig, wie das in einem nächsten Band untergebracht wird.

Nachdem ich ja alle Gasperlmaier-Krimis kenne, habe ich seine langsame, aber stetige Entwicklung miterlebt. Möge er noch weitere zehn Jahre bis zu seiner Pension den Tätern auf der Spur sein.

Das Cover ist ein Eyecatcher und die abgerundeten Ecken sind das Markenzeichen des Haymon-Verlags.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Jubiläumsband 5 Sterne und eine Leseempfehlung. Allerdings sollten Neueinsteiger beim ersten Band beginnen, sonst brächte man sich um viele Stunden Lesevergnügen.

Bewertung vom 03.03.2023

Geradegerückt


sehr gut

In diesem Buch gehen die Herausgeberinnen Beate Hausbichler und Noura Maan der Frage nach, warum berühmte Männer mit Lügen, Alkohol- oder Gewaltexzessen sowie anderem unmöglichen Verhalten durchkommen, Frauen aber vorverurteilt, skandalisiert und von den Medien verfolgt werden.

Dazu haben sie 16 Autorinnen eingeladen, einen Blick auf verzerrte Frauenbiografien zu werfen und diese wieder geradezurücken. Herausgekommen ist eine Sammlung von 28 prominenten Frauen, die in den Medien als schwierig, undankbar und labil dargestellt werden.

Darunter befinden sich bereits Verstorbene wie Marie Antoinette oder Jean Seberg und noch Lebende wie Sinead O’Connor, Natascha Kampusch oder Bettina Wulff, die eines gemeinsam haben: Sie entsprechen nicht dem Durchschnitt und lassen sich nicht in Schablonen pressen.

Meine Meinung:

Dieses Buch weckt Interesse, sich mit den Frauen näher beschäftigen zu wollen.
Manche dieser Frauen wie die Physikerin Chien-Shiung Wu sind nicht ganz so bekannt, andere geistern wie ein Perpetuum Mobile mehrmals täglich durch Gazetten und soziale Medien. Man muss einige davon nicht, andere dann doch ein wenig mögen.

Das Buch liest sich leicht und locker.

Fazit:

Dieses Buch weckt Interesse, sich mit den Frauen näher beschäftigen zu wollen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Bewertung vom 03.03.2023
Meckelmann, Heike

Küstengruft (eBook, ePUB)


sehr gut

Wieder einmal habe ich es geschafft, den letzten, weil frisch erschienen, Band einer Reihe in die Finger zu bekommen.

Worum geht’s?

Hintergrund ist der Bau des umstrittenen Fehmarnbelt-Tunnel. Befürworter und Gegner stehen sich unversöhnlich gegenüber. Da explodiert ein Fischerboot, auf dem man die Überreste eines angeketteten Mannes findet. Die beiden Kommissare Westermann und Hartwig arbeiten mit Hochdruck an der Aufklärung. Dabei hat Westermann seinen Kopf eigentlich ganz woanders: Er wird demnächst Vater. Unterstützt werden die Polizisten vorerst noch von Charlotte Hagedorn, die man hier auf der Insel liebevoll Miss Marple nennt.

Als wenig später eine weitere Bombe explodiert und Anwohner wie Touristen verständlicherweise in Angst und Schrecken versetzt, schalten Westermann und Hartwig das LKA Kiel ein.

Die gemeinsame Jagd nach dem Attentäter, der einen weiteren, viel umfassenderen Anschlag ankündigt, beginnt.

Meine Meinung:

Wie verhärtet die Fronten zwischen Befürwortern und Gegnern eines Straßen- oder Bahnbauprojektes sind, kann ich auch in Wien erleben. Seit Jahrzehnten wird über den umstrittenen Tunnel, der die Donau unter dem Naturschutzgebiet Lobau quert, gestritten. Millionen Euro von Steuergeld sind schon in Planungen, Umplanungen, Gutachten und Gegengutachten geronnen. Daher habe ich diesen Krimi als sehr spannend empfunden. Wobei das Motiv ja nicht der Bau des Fehrmannbelt-Tunnels an sich, sondern der persönliche Rachefeldzug eines verbitterten Mannes ist.

Der Spannungsbogen ist hoch. Gut finde ich, dass das LKA Kiel recht bald mit ins sprichwörtliche Boot geholt wird und die beiden örtlichen Kommissare nicht auf eigene Faust Ermittlungen anstellen.

Fazit:

Jetzt bleibt mir nur übrig, nach den sieben Vorgängern zu fahnden und diese zu lesen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Bewertung vom 03.03.2023
Ramadani, Arta

Die Reise zum ersten Kuss


ausgezeichnet

Der Roman spielt in den 1990-er Jahren. Era wohnt mit ihren Eltern und ihrer Großmutter in Pristina, im Kosovo. Die Mitglieder der Familie sind albanischer Abstammung und ihr Leben wird ihnen von serbischen Milizen schwer gemacht. Täglich gibt es Übergriffe auf die Bevölkerung. Eras Familie ist diesen besonders ausgesetzt, da sich Vater und Mutter politisch engagieren. Der Großvater wurde seinerzeit aufgrund seiner Gesinnung getötet.

Dann verschwindet der Vater für zwei Jahre. Der knapp zwölfjährigen Era wird erzählt, er arbeite im Ausland. Und überhaupt wird versucht, das Mädchen modern zu erziehen. So darf sie Musik von Madonna und Michael Jackson hören. Die Leidenschaft für Madonna wird ihr dann in weiterer Folge Mut machen. Denn sie folgen dem Vater, der in Deutschland wegen seiner politischen Gesinnung Asyl erhält, nach Berlin.

Der Kulturschock ist gewaltig - nur die Musik von Madonna ist immer noch dieselbe. Schon in der trostlosen Flüchtlingsunterkunft formuliert sie drei Ziele:

1. Deutsch lernen,
2. das Madonna-Konzert besuchen,
3. einen deutschen Jungen küssen,

Durch ihr offenes, freundliches Wesen findet Era recht schnell Freund. Doch ihre kleine neue Welt scheint auseinanderzufallen, als ihre Freundin nach Mazedonien abgeschoben wird.

Meine Meinung:

Era, die Heldin dieses Romans, der durch autobiografische Elemente aus Ramadanis Leben inspiriert worden ist, ist ein sehr sympathischer Charakter, der mich manchmal durch ihrer Fixierung auf Madonna nervt.

Arta Ramadani stammt selbst aus Pristina, erlebte dort eine glückliche Kindheit und übersiedelte nach Mannheim. Diese Stadt ist natürlich nicht mit Berlin, in das sie Era verpflanzt, zu vergleichen.

Sehr interessant sind Eras Eltern, die sich für ihre einzige Tochter mehr wünschen als einen albanischen Mann und viele Kinder. Era staunt, dass es in der albanischen Community Deutschlands ziemlich engstirnig und traditionell denkende Menschen gibt.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Roman 5 Sterne, denn er zeigt, dass Integration auch sehr gut gelingen kann.

Bewertung vom 03.03.2023
Skalietska, Yeva

Ihr wisst nicht, was Krieg ist


ausgezeichnet

Aufgrund des Angriffskrieges von Russland auf die Ukraine mangelt es nicht an Büchern zu diesem Thema. Sei es Bücher über die Geschichte des Landes oder Analysen von Strategen oder Betroffenen. Dieses hier ist ein besonderes. Es ist das Tagebuch der 12-jährigen Yeva Skalietska.

Yeva lebt mit ihrer Großmutter in Charkiw im Osten der Ukraine. Die Eltern arbeiten im Ausland.

Das Leben von Yeva gerät aus den Fugen, als Putins Armee am 24. Februar 2022 in der Ukraine einmarschiert.

In ihrem Tagebuch beschreibt sie jene Tage und Wochen bis es gelingt, gemeinsam mit der Großmutter aus der Ukraine zu fliehen. Mit Hilfe von zahlreichen Freiwilligen schaffen sie es nach Budapest und gelangen nach Irland. Dort geht Yeva wieder in die Schule und kann endlich wieder ein Teenager sein.

Meine Meinung:

Das Buch hebt sich aus der Masse der Bücher zum Krieg in der Ukraine ab. Das liegt vor allem daran, dass das Tagebuch der Zwölfjährigen nicht verändert worden ist. Daher wirkt die Sprache stellenweise kindlich und enthält viele Ausdrücke von Teenagern. Das ist vor allem bei den Whatsapp-Nachrichten, die sie mit ihren Schulkolleginnen teilt.

Berührend auch die Nachrichten, die sie von ihren Schulkollegen erhält:

"Einige meiner liebsten Menschen - Papa, Oma und Opa - sind immer noch in Charkiw. Ich vermisse sie furchtbar und liebe sie sehr. Mein größter Wunsch ist Frieden!" (Kristina, S. 169f.)

"Wir träumen immer noch davon, eines Tages nach Hause zurückzukehren." (Olha, S. 172)

"Ich will nach Hause nach Charkiw! Ich will in ein friedliches Charkiw, wo ich draußen mit meinen Freunden spielen kann, ohne mich ständig vor Sirenen und Explosionen verstecken zu müssen! Ich will zurück in die Schule und meine Lehrer wiedersehen! Aber vor allem will ich wieder, dass meine Eltern ein echtes Lächeln lächeln." (Kostja, S. 174)

"... und alles, was ich will, ist Frieden und wieder zu Hause sein!" (Alena, S. 178).

Yevas Schlusswort ist wohl wenig hinzuzufügen:

„... Wir sind Kinder. Und wir haben ein Recht auf Frieden!"

Und ja, wir, die im Frieden leben, wissen nicht, was Krieg ist.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Tagebuch 5 Sterne.

Bewertung vom 03.03.2023
Pataki, Allison

Désirée - Im Herzen der Revolution, im Herzen Napoleons / Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe Bd.13


sehr gut

Allison Pataki hat sich in diesem historischen Roman einer interessanten Frau angenommen: Désirée Clary. Den meisten von uns ist sie aus Annemarie Selinkos gleichnamigen Roman bekannt.

Da es wenig Dokumente oder Briefe von Désirée selbst gibt und sie hauptsächlich auf ihre Rolle als „Napoleons erste Liebe“ und Jean-Baptiste Bernadottes Ehefrau reduziert wird, kann die Autorin, wie sie im Nachwort schreibt, ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Leider wird Désirées Leben hier, genauso von der Präsenz Napoleons und seiner Familie überschattet wie im echten Leben. Das kann natürlich der Autorin nicht angelastet werden.

Sie versucht „ihrer“ Désirée, ein eigenen Charakter zu geben. Stellenweise gelingt das recht gut, manchmal wirkt sie allerdings ein wenig unsympathisch. Natürlich ist es für eine Französin nicht einfach, Paris und dessen Trubel hinter sich zu lassen, und in den kalten Norden nach Schweden zu ziehen. Ein bisschen mehr Bemühungen um ihre neue Heimat hätte ihr vermutlich viele Sympathien der Schweden eingetragen.

Die Geschichte selbst wird leicht und locker aus Désirées Perspektive in der Ich-Form erzählt.

Mit dem ersten Teil des Untertitels „Im Herzen der Revolution - Im Herzen Napoleons“ bin ich nicht ganz einverstanden, den Anhänger der Revolution waren die Clary nie. Im Gegenteil, als wohlhabende Kaufleute mussten sie die Auswirkungen der Revolution fürchten. Die Verhaftung ihres Bruders, der dann zum Kontakt mit den Bonapartes führt, deutet darauf hin. Die Familie lebt lange Zeit in Angst vor der Guillotine. Erst mit der Machtübernahme Napoleons kann sich die Angst legen.

Fazit:

Ein historischer Roman, der gut unterhält. Dafür gibt es 4 Sterne.