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Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 925 Bewertungen
Bewertung vom 15.08.2021
Schulman, Alex

Die Überlebenden


ausgezeichnet

Kindheit am See
"Die Überlebenden" von Alex Schulman ist ein Buch, dass mir so schnell nicht wieder aus dem Kopf gehen wird.
Wir begleiten hier die Brüder Benjamin, Pierre und Nils zum Sommerhaus ihrer Kindheit, wo sie die Asche der verstorbenen Mutter verstreuen. Das Sommerhaus liegt in wunderbarer Natur an einem See mitten im Wald. Aber diese Idylle ist trügerisch, die Brüder stellen fest, wie fremd sie einander geworden sind.
Benjamin ist hier der Erzähler der Geschichte und sie beginnt mit der Szene am See und der Urne mit der Asche der Mutter und arbeitet sich dann in der Zeit zurück, auf der Suche nach dem Ursprung der Zerrissenheit. Zwischendurch werden immer wieder Szenen aus der Kindheit erzählt.
Der Autor hat ein großes Talent Bilder entstehen zu lassen, ganz wunderbare Bilder, die von der Schönheit der Natur berichten und furchtbar beklemmende Bilder aus dem Leben der drei Jungen.
Alles was nach ausgelassener und friedvoller Kindheit klang, bekommt hier einen ganz erschreckenden Beigeschmack, ein Wettschwimmen wird ein Kampf auf Leben und Tod, der Alltag ein Kampf um die Liebe von Mutter und Vater.
Sprachlich ist das Buch so gut verfasst, dass es beim Lesen fast wehtut, dass die Bilder und Gefühle der Jungen so echt wirken, dass sie einen nicht wieder loslassen. Das ist ganz große Erzählkunst und ich warte gespannt auf das nächste Werk des Autors.

Bewertung vom 12.08.2021
Kleindl, Reinhard

Die Gottesmaschine


sehr gut

Kann man Gott beweisen?
"Die Gottesmaschine" von Reinhard Kleindl ist ein sehr spannender Thriller, der auf verschiedenen Wegen Wissenschaft mit Religion verbindet.
Uns verschlägt es hier in ein abgelegenes und fiktives Kloster L’Archange Michel. In diesem wurde mit wissenschaftlichen Mitteln an einem Supercomputer geforscht, sozusagen unter dem Ausschluß der Öffentlichkeit. Der sehr intelligente und hochbegabte Mönch Sebastien hat hier Berechnungen erstellt und eine Arbeit geschrieben, die wohl die Grundlagen der Religion revolutionieren soll, ja die Wurzeln der Welt erschüttern.
Bischof Lombardi, zurück von einer Mission aus Afrika, wird gebeten Sebastien aufzusuchen und Näheres zu erfahren. Vor Ort trifft er diePhysikerin Samira Amirpour, die mit ihren unkonventionellen Methoden und scharfem Verstand dem Bischof zur Seite steht.
Denn sehr schnell wird klar, das hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Sebastien wird nur noch tot aufgefuunden, mit Zeichen eines Ritualmordes an seinem Körper, die Arbeit von ihm ist unbekannt und geheim und sehr schnell weiß Lombardi nicht mehr, wem er hier noch vertrauen kann.
Das Kloster verfügt über eine moderne App, die die Wegfindung erleichtert, ihn manchmal aber auch in geheime Gänge und auf Irrwege führt. Das ist alles superspannend, manchmal aber auch gewollt verwirrend und auf falsche Fährten führend.
Mir gefällt sehr gut, dass hier wissenschaftliche und auch religiöse Hintergründe sehr gut und auch für Laien verständlich erklärt werden und dadurch viele Geschehnisse hier plausibel dargestellt.
Durch unterschiedliche Erzählstränge wird zusätzlich Spannung ins Geschehen gebracht, dass schlussendlich in einem gewaltigen Showdown endet. Die einzelnen Kapitel sind kurz, lassen sich gut lesen und wechseln in der Perspektive ständig ab.
Wie und was der Gottesbeweis hier beweist oder widerlegt, muss wohl jeder selber lesen, ich verrate es nicht. Die Lektüre lohnt sich auf jeden Fall.

Bewertung vom 09.08.2021
Gardner, Sally

Unsichtbar im hellen Licht


ausgezeichnet

Die Magie schimmert durch
"Unsichtbar im hellen Licht" von Sally Gardner ist eine Art Märchen, eine Fantasygeschichte auf die man sich einlassen können muss. Das ist grade am Anfang nicht ganz einfach, weil man vieles hinterfragen möchte.
Ein Mädchen, Celeste, soll ein Spiel spielen, sagt der Mann im grünen Anzug und er sagt, es hängt sehr viel davon ab. Ein anderes Mädchen, Marie, hat auch schon gespielt und wird Celeste helfen. Alles wirkt etwas verträumt, unwahrscheinlich und märchenhaft. Wer ist diese Celeste, zu der die anderen Marie sagen? Und warum soll sie in der Oper tanzen, wo sie doch gar nicht tanzen kann? Warum paßt ihr Kostüm nicht so perfekt wie es sollte?
Es hat etwas gedauert bei dieser Geschichte, aber dann konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Dann war ich dort, in dieser Welt, die so ein bißchen verschoben wirkt. Es ist eine Welt des Theaters, der großen Aufführungen, es gibt einen König und verschwindene Schiffe. Es gibt einen Blinden, der so viel besser sieht als viele andere.
Auch wenn am Ende des Buches einige Fragen für mich offen blieben, hat mich diese Geschichte total verzaubert. Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gefallen, sie schafft es wahrhaft magische Bilder zu zaubern. Die Altersempfehlung würde ich eher höher als zwölf ansetzen, da man am Beginn etwas Durchhaltevermögen braucht.

Bewertung vom 08.08.2021
Groschupf, Johannes

Berlin Heat


ausgezeichnet

Laut und schrill
"Berlin Heat" von Johannes Groschupf ist ein schnelles Buch, ein lautes Buch, ein hartes Buch. Berlin, Corona läßt die erste Atempause und die Partyszene läuft wieder an, jeder will schnell Geld verdienen und es auch ausgeben, an Spieltischen, für Drogen und Mädchen.
Tom Lohoff ist mitten drin, er vermietet Wohnungen an Berlintouristen und besorgt auch sonst, was diese so begehren. Nebenbei ist er spielsüchtig und hat Schulden bei einem Kredithai, der bei der Eintreibung nicht zimperlich ist.
Lohoff tut für Geld fast alles, beklaut seinen Kumpel und Mitbewohner, bettelt seinen Vater an und vermietet eine seiner Wohnungen dann dummerweise an den Falschen. Ein entführter Politiker der rechten Szene wird in der Wohnung gefangen gehalten und seine "Befreiung" dann spektakulär aufgezogen. Verlierer dabei wieder Lohoff.
So ganz warm wurde ich mit dem Protagonisten nicht, da er einige ziemlich dumme und unreife Entscheidungen trifft. Gefallen hat mir hier die Darstellung von Berlin, man kann es fast hören und spüren, wenn Tom hier durch die Tage und Nächte hetzt, immer auf der Jagd oder Flucht. Tempo ist in diesem Thriller auf jeden Fall vorhanden und alles läuft auf ein Showdown hinaus, dass echt filmreif ist.

Bewertung vom 04.08.2021
Harlander, Wolf

Systemfehler


gut

Kein Anschluss mehr
"Systemfehler" von Wolf Harlander ist nun schon das zweite Buch des Autors nach "42 Grad", welches ich gelesen habe. Wieder steht ein Szenario im Mittelpunkt, dass erschreckend echt und absolut vorstellbar wirkt, das furchterregend ist.
Diesmal ist es nicht das Wasser, was uns ausgeht, sondern das Internet, die Vernetzung der Daten, die Kommunikation mit weitreichenden Folgen.
Im Mittelpunkt der Handlung befinden sich Daniel, ein Spieleentwickler im PC-Bereich mit seiner Familie und auch Nelson, ein neuer Mitarbeiter im BND. Durch das begleiten dieser Leute wird das ganze Geschehen etwas persönlicher dargestellt. Daniel gerät in den Verdacht mitschuldig an der Katastrophe zu sein und Nelson arbeitet an der Aufklärung des Falles. Im Buch selber wechseln sich die Orte des Geschehens und die Erzählperspektiven ständig und schnell ab. Das hält die Spannung hoch, was und wo als nächstes geschieht.
Es wird knallhart aufgezeigt, wie abhängig wir von der Vernetzung geworden sind und wie viele Bereiche unseres Lebens davon betroffen sind, von der medizinischen Versorgung über die Lieferketten bis hin zum Flug-und Bahnverkehr. Die Szenarien werden immer härter und auch die Menschen selbst immer aggressiver und weniger hilfsbereit.
Gestört hat mich, dass viele Charaktere fremd blieben und unnötige Erzählstränge eingebaut wurden, die keinen Abschluß fanden. Auch waren viele Handlungen nicht unbedingt logisch und nachvollziehbar aufgebaut. Spannend und lesenswert fand ich es aber allemal.

Bewertung vom 02.08.2021
Welk, Sarah

Wie du die Welt verändern kannst


ausgezeichnet

Demokratie-Wie geht das?
"Wie du die Welt verändern kannst" von Sarah Welk und Dunja Schnabel ist ein sehr schön aufgemachtes Sachbuch für Kinder ab ca. 10 Jahren. Ich finde es sehr wichtig, dass man die Politik und Regierung im eigenen Land versteht und das wird hier sehr kindgerecht erklärt.
Im einzelnen geht es um Demokratie, Demokratie an der Schule, Föderalismus und die Funktionsweise der Politik. Unsere Regierung wird erklärt, der Unterschied zwischen Bundesregierung und Bundestag, die Wahlen werden verständlich erklärt und auch der Unterschied zwischen einer Diktatur und einer Demokratie.
Was mir besonders gut gefällt sind die kindgerechten Beispiele an der Politik mitzuwirken, wenn es um Verbesserungen in der eigenen Schule, dem Spielplatz oder auch nur der eigenen Bettgehzeit geht. Das ist schön erklärt.
Weiterhin punktet das Buch mit einer sehr abwechslungsreichen Aufmachung, mehrfarbiger Text, mit Illustrationen und Infokästen belebt und durch Quizfragen aufgelockert.
Dieses Buch klärt sehr schön über die eigenen Möglichkeiten auf und macht Kindern Mut selber tätig zu werden, um die Dinge zu verbessern, die sie stören und nicht nur über Gegebenes zu schimpfen. Absolute Empfehlung!

Bewertung vom 01.08.2021
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub / Die Mordclub-Serie Bd.1


ausgezeichnet

Senioren auf Spurensuche
"Der Donnerstagsmordclub" von Richard Osman ist ein ganz besonderer Krimi mit einer tüchtigen Brise von schwarzem Humor. Ich habe ihn mit großem Vergnügen gelesen.
Die Gemeinsamkeit von Elizabeth, Joyce, Ibrahim und Ron ist, dass sie den Donnerstagsmordclub bilden und in einer Seniorenresidenz leben. Ein Altersheim für Gutbetuchte, dass so ziemlich keine Wünsche offen läßt.
Zur Abwechslung versuchen sie sich an alten, ungelösten Mordfällen der Polizei und machen da mit Scharfsinn und Erfahrung durchaus Fortschritte. Und jetzt geschieht in unmittelbarer Nähe der Residenz ein Mord, also haben sie einen brandaktuellen Fall. Natürlich stürzen sie sich gleich in die Ermittlungen, was bei der Polizei nicht grade Begeisterung auslöst.
Aber auch die ermittelnden Polizisten werden hier näher vorgestellt und es macht auch Spaß ihre Gedanken zu verfolgen.
Das Buch ist aus unterschiedlichen Perspektiven geschrieben, sehr gefallen haben mir die regelmäßigen Tagebucheinträge von Joyce, die sich hier direkt an den Leser richten.
Das Buch ist voll von skurrilen Szenen und teilweise bösen britischen Humor. Mir hat auch die Art und Weise gefallen, wie diese älteren Bewohner mit ihrer Vergangenheit umgingen und das Beste aus ihrem Leben machten.
Ein leichter Krimi, der sich gut lesen läßt und nebenbei zum schmunzeln verleitet.

Bewertung vom 01.08.2021
Soeder, Matthias

Herzschlag des Bösen


ausgezeichnet

Spannend und brutal
"Herzschlag des Bösen" von Matthias Soeder ist ein knallharter Thriller und der erste Band einer Dilogie. Es ist so spannend geschrieben, dass ich es kaum erwarten kann, die Fortsetzung zu lesen.
Hanna Engel ist Reporterin und möchte in Nigeria mit den Rebellen sprechen, für eine Reportage über die unterdrückten und mißhandelten Frauen und Mädchen dort. Wir bekommen hier ihre Erfahrungen hautnah geschildert.
Jens ist Pilot und fliegt um die Welt. Dadurch ist er viel unterwegs und erlebt viel spannendes, aber auch den Neid unter Kollegen. Hanna verliebt sich in ihn und träumt von einem gemeinsamen Leben.
Igor ist ein hochintelligenter Mann, der es meisterhaft versteht sich zu tarnen und zu verstecken. Er ist ein Psychopath, grausam und böse und er träumt Erinnerungen aus der Zeit der Hexenverfolgungen und Inquisition. Und er glaubt Hanna wieder zuerkennen.
Das Buch beginnt gleich unglaublich spannend und schafft es auch, diese Spannung bis zum Ende aufrecht zu erhalten. Die Konstellation der Handelnden untereinander bietet immer wieder Raum zu Spekulationen und es treten durchaus unerwartete Wendungen ein.
Irgendwie dreht sich alles um Igor, der sehr genau gezeichnet wird und doch das größte Rätsel von allen bleibt. Eine Person mit sehr vielen Facetten, die sich hier nach und nach erschließen.
Gewalt ist hier sehr viel und oft im Spiel, blutig und grausam, teils in Einzelheiten beschrieben, das muss man wissen, ehe man sich auf dieses Buch einlässt.
Sehr gespannt bin ich darauf, wie der Autor die vielen Handlungsstränge, die hier beginnen, in ein stimmiges Ende überführt.

Bewertung vom 26.07.2021
Setterwall, Carolina

Betreff: Falls ich sterbe


gut

Emotionale Trauerbewältigung
"Betreff: Falls ich sterbe" von Carolina Setterwall ist ein zum Teil autobiografischer und zum Teil auch fiktionaler Roman. Das Buch beginnt mit dieser Mail "Betreff : Falls ich sterbe", in der ihr Lebensgefährte Aksel ihr alle Paßwörter und wichtigen Dokumente sendet. Carolina fühlt sich grad überfordert mit ihrem Baby Ivan und vergißt sie nach anfänglichem Erschrecken bald. Bis Aksel dann plötzlich stirbt.
Hier berichtet Carolina in zeitlich zwei gegenläufigen Erzählsträngen von ihrem Kennenlernen und Leben mit Aksel und von seinem Tod und den Tagen und Wochen danach.
Dieses Erzählen fühlt sich unglaublich echt und lebensnah an, sie berichtet von vielen glücklichen und unbeschwerten Momenten, Momenten reinen Glücks. Aber sie berichtet auch davon, wie sie die treibende Kraft in dieser Beziehung war, ihn mit manchen Entscheidungen unter Druck gesetzt hat, ihm Stress gemacht hat. Es ist sehr emotional geschrieben, fast wie ein Tagebuch, wo sie ihre geheimsten Gedanken festhält und auch nichts beschönigt. Durch diese große Offenheit entsteht nicht nur Sympathie zur Protagonistin, da man ja auch alle negativen Gedanken schonungslos mitgeteilt bekommt.
Der Alltag einer jungen Mutter mit einem kleinen Kind steht hier ebenso im Mittelpunkt, wie die Schwierigkeit eine ehrliche Beziehung zu führen und vor allem die Trauerbewältigung. Der Umgang mit dem Tod eines geliebten Menschen und diese schwierige Zeit danach, es ist sehr wichtig, dass darüber auch geschrieben wird
Das letzte Drittel des Buches geht dann um das weiterleben von Carolina mit ihrem Kind und dem Versuch ihren eigenen Platz im Leben wieder zu finden. Dieser Teil war für mich viel zu lang und ich konnte viele Gedanken der Protagonistin nicht nachvollziehen, die so viel Hilfe und Liebe bekam und sich irgendwie nur beschwerte und auch den Umgang mit ihrem Kind fand ich teilweise sehr schwierig.

Bewertung vom 24.07.2021
Offutt, Chris

Unbarmherziges Land


ausgezeichnet

In den Wäldern Kentuckys
"Unbarmherziges Land" von Chris Offutt ist ein Krimi, der in den Wäldern von Kentucky angesiedelt ist. Am Anfang ist ein alter Mann, der sich lautlos durch den Wald bewegt und Ginseng sammelt. Dabei findet er eine Frauenleiche, die er auch gleich identifizieren kann, denn hier kennt irgendwie Jeder jeden oder ist um drei Ecken verwandt.
Linda ist hier der Sheriff und Mick ist ihr Bruder, der nur auf Urlaub von der Army ist, um nach seiner schwangeren Frau zu sehen. Dort tun sich mehr Probleme auf, als erwartet und Mick lenkt sich damit ab, seiner Schwester bei der Suche nach dem Mörder zu helfen. Darin st er gut, sowas ist sein Job, nur sonst beim Militär.
Der Schreibstil des Autors weiß hier zu begeistern, genau die richtige Mischung zwischen Humor und Sarkasmus. Das Buch lebt hier auch oft von seinen Beschreibungen, der wundervollen Natur, der Einwohner, der Beziehungen untereinander. Die Stimmung, dieses düsterne, einsame, hoffnungslose wird fast greifbar eingefangen.
Etwas vermisst habe ich die Spannung über weite Strecken, die Suche nach dem Mörder verkam manchmal zur Nebensache. Es machte mir hier aber absolut nichts aus, ich habe das Buch mit großem Vergnügen gelesen.