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vielleser18
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Hessen
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Ich lese querbeet, am liebsten aus den Bereichen Historisch, Krimi/Thriller, Frauen und Fantasy

Bewertungen

Insgesamt 831 Bewertungen
Bewertung vom 20.11.2013
Yrsa Sigurdardóttir

Seelen im Eis


ausgezeichnet

Ódinn, geschieden und Vater einer 11jährigen Tochter, muß diese nach dem Unfalltod der Mutter aufnehmen. Doch Rún ist traumatisiert und Ódinn hatte sich bisher nur als sporadischer Wochenendvater verstanden. Beide ziehen in eine neue Wohnung, die ziemlich einsam liegt, und Ódinn nimmt eine neue Arbeitsstelle an. Dort soll er nach dem Tod seiner Kollegin eine ehemaliges Erziehungsheim aus den 70er Jahren untersuchen. Schon bald überkommen ihn komische Gefühle, als er entdeckt, dass damals zwei Jungen in dem Heim ums Leben gekommen waren. Zu Hause beginnt er Stimmen zu hören, hat das etwas mit seiner Ex-Frau Lara zu tun ? Und je weiter er in der alten Geschichte herumstochert, umso unruhiger wird er.

Ysra Sigurdardottier erzählt die Geschichte abwechselnd auf zwei Zeitebenen. Auf der einen Seite das Jetzt, aus Sicht von Òdinn, der nicht nur das neue Zusammenleben mit Rún meistern muss, sondern sich auch in eine verhängnisvolle Geschichte von damals einarbeiten muss.
Auf der anderen Seite erzählt sie das Leben Anfang 1974 in dem Erziehungsheim Krókur, das einsam gelegen war und Jugendliche bis zum 16 Lebensjahr aufgenommen hat, die straffällig geworden waren. Dieser Part wird aus Sicht der Haushaltshilfe Aldís erzählt, die damals 22jährig dort gearbeitet hat.

Isländischer, mystischer Flair gehören genauso zu der Geschichte, wie eine bedrückende Grundstimmung. Erst nach und nach kommen die einzelnen tragischen Begebenheiten ans Tageslicht. Durch Anspielungen und gewisse Fakten, die dem Leser vorab verraten werden, wird die Neugier geweckt.

Auch wenn es mich nicht gegruselt hat, hat mich der Roman doch gepackt und ich wollte unbedingt wissen, wie sich die Zusammenhänge auflösen. Zum Schluß konnte ich kaum noch aufhören zu lesen.
Und das Ende hat mich dann doch überrascht und hat mich schaudern lassen......

Bewertung vom 12.11.2013
Schwarz, Petra

Schwanengrab


ausgezeichnet

Samantha kommt neu an eine Schule in Trier. Sie lebt erst seit kurzer Zeit in Deutschland und hat erst vor ein paar Monaten ihren Mutter durch einen Unfall verloren. Doch als wäre das für eine 15jährige nicht schon schwer genug, wird sie von ihren neuen Schulkameraden gemieden. Hinter ihrem Rücken wird über sie getuschelt. Denn Samantha sieht einer verstorbenen Mitschülerin verdammt ähnlich. Am liebsten würde sie wieder zurück in die USA. Als sie dann im Schulchat Mike "kennenlernt", hofft sie, endlich Anschluß zu finden.

Das Buch fällt einem schon durch das gelungene Cover ins Auge. Ein schwarzer Schwan auf eiskaltem blauen Hintergrund, einfach, schlicht, aber sehr ansprechend gestaltet.

Petra Schwarz hat das Buch aus Sicht von der Hauptprotagonistin Samantha, kurz Sam, geschrieben. Die Ich-form, lässt dem Leser schnell mit der Jugendlichen und ihren Gefühlen, Ängsten und Hoffnungen warm werden.

Samantha begibt sich nicht nur einmal in große Gefahr, ihre Leichtgläubigkeit, entstanden aus Einsamkeit und Neugier, macht die Geschichte von Anfang bis zum Schluß sehr spannend und realistisch.
Ein Buch, das man kaum aus der Hand legen möchte und das nicht nur mit viel Spannung aufwartet, sondern auch mit einen großen Schuß Romantik .

Bewertung vom 09.11.2013
Abidi, Heike

Nachts sind alle Schafe schwarz


ausgezeichnet

Caro, Becky und Greta sind drei Freundinnen, die sich nicht nur zum Kniffeln und zum Hugo trinken treffen. Aber bei einem dieser Abende entsteht aus einer Hugo-Laune eine scheinbar irrwitziger Idee. Da sie alle ihre kleinen oder großen Wünsche haben, dafür aber Geld brauchen, entwerfen sie die Geschäftsidee einer esoterischen "animalischen Balance", ein Inserat wird prompt online an die Zeitung weitergegeben.
Am nächsten Tag, wieder nüchtern, denkt keiner mehr an diesen Plan, als das Telefon bei Greta das erste Mal klingelt. Und das nicht nur einmal......
Die Idee wird zum Renner und zieht immer weitere Kreise.

Doch nicht nur die aberwitzige Geschäftsidee und die drei gut ausgearbeiteten, sympathischen Protagonisten haben mir an dem Buch gefallen, sondern vor allem auch die verdrehten Sprüche von Gretas Mutter Elizabeth "Liz", bei der jeder nach seiner "Fusion" glücklich werden soll, vor allem natürlich sie selbst. Wenn es in ihrer Beziehung zu ihrem Lebensgefährten nur etwas knackt, packt sie ihre Schrankkoffer und zieht zu Greta. Die möchte eigentlich mit ihrer Malerei Erfolg haben, muss sich aber als Tierportraitmalerin über Wasser halten.
Becky, alleinerziehend, arbeitet im Homeoffice für einen ekelhaften Werbechef, der sie schikaniert und Caro möchte unbedingt schwanger werden.

"Nachts sind alle Schafe schwarz" besticht durch die Themen Freundschaft, Wünsche, aber auch, was ist wichtig im Leben. Die Figuren durchwandern im Laufe des Buches eine Entwicklung, die sie verändern. Alles wird nicht nur wirklich richtig witzig verpackt, sondern hat auch Tiefgang, denn dazu gehört auch die Einsicht.
Nach "Wahrheit wird völlig überbewertet" ein neuerlicher Erfolg von Heike Abidi.

Bewertung vom 28.10.2013
Andeck, Mara

Wer liebt mich und wenn nicht, warum? / Lilias Tagebuch Bd.2


ausgezeichnet

Lilia ist in Tom verliebt. Tom in Lilia. Doch zwischen beiden steht noch Vicky, die sich an Tom heranmacht und vor allem eines: einer müsste doch mal den ersten Schritt tun.
Da kommt Lilia ein Schulprojekt gerade recht. Drei Schüler können sich für ein Naturprojekt auf einer einsamen Insel melden und dort zwei Wochen die Auerochsen beobachten. Da Tom unbedingt dort hin will, ist für Lilia klar, sie kommt mit. Wann bekommt man noch einmal so eine Gelegeneit ? Doch Vicky macht ihr einen Strich durch die Rechnung und kommt mit. Auf Lilia warten so einige Katastrophen, gut, dass sie das nicht vorher wußte.

In Mara Andecks Fortsetzung von "Wer küsst mich und wenn ja, wie viele" erwartet einem wieder eine abwechslungsreiche Geschichte, die mich an vielen Stellen schmunzeln ließ. Vieles vermeintlich unnötige Wissen wird hier gekonnt und lustig untergebracht. Eine Liebesbeziehung, die keine ist, aber mal eine werden soll. Irrungen und Wirrungen, viel Natur und Protagonisten, die einem richtig ans Herz gewachsen sind (naja, abgesehen von Vicky vielleicht ).

Ein abwechslungsreicher Erzählstil, verschiedene Erzählperspektiven und ein tolles Cover, dazu witzige, auflockernde Zeichnungen im Buch (Randmalereien, die den Tagebuchcharakter unterstützen) ergeben eine erfrischende Jugendromanze.

Bewertung vom 28.10.2013
Jefferies, Dinah

Bis wir uns wiedersehen


ausgezeichnet

1955: Seit Jahren leben Lydia und Alec, britischer Verwaltungsmitarbeiter, zusammen mit ihren Töchtern Emma und Fleur in Malaysia. Als Lydia sich vier Wochen lang um eine kranke Freundin kümmert, kommt es zur Katastrophe. Alec nutzt die Chance, verwischt die Spuren und kehrt mit seinen Töchtern heimlich nach England zurück. Den Kindern erzählt er nicht die Wahrheit. Und als Lydia zurück in ihr Haus kehrt, findet sie es verlassen vor. Einzig Alec´s Vorgesetzter teilt ihr mit, dass Alec in den Norden der Insel versetzt worden sei und die Kinder mitgenommen hat. Lydia macht sich auf den gefährlichen Weg in den Norden.....

"Bis wir uns wiedersehen" ist der Debütroman der im malaiischen Malakka geborenen Autorin Dinah Jefferies. Dort hat die Engländerin bis zum Jahr 1956 gelebt. Eindrucksvoll hat sie in dem Roman ihre Kindheitserinnerungen in eine fiktive Geschichte mit einfliesen lassen. Ihr Schreibstil lässt einen in eine andere Zeit versinken, gekonnt verwebt sie die Gefühle der Protagonisten in eine spannende und ans Herz gehende Geschichte.

Jefferies läst zwei Handlungsstränge parallel verlaufen: In Erzählform die Geschichte von Lydia, ihre Suche, ihre Verzweiflung, ihre Liebe und ihre Vergangenheit, die sie immer wieder einholt.
Auf der anderen Seite Emma, Lydia´s ältester Tochter, die die Rückkehr nach England und den Verlust der Mutter verkraften muss. Ihre Sichtweise wird sehr anschaulich in Ichform erzählt. Anfangs ist sie 12 Jahre alt, doch auch der Übergang vom Kindsein zur Jugendlichen, ihre Verzweiflung, Auflehnung und dem Umgang mit dem Verlust werden ausdrucksstark vermittelt.

Ein Buch, dass ich kaum aus der Hand legen konnte, eine ergreifende Geschichte, spannend verpackt und gekonnt erzählt. Was will man mehr ?
Von mir 5 Sterne und eine eindeutige Leseempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.10.2013
Van Hoop, Michelle

Namibische Nächte


sehr gut

Vor Jahren waren Vanessa aus Deutschland und Kian, der in Namibia aufgewachsen ist, ein Liebespaar. Damals, als Kian in Deutschland lebte. Doch die beiden trennten sich im Streit und von da an haben beide nichts mehr von einander gehört. Der Zufall will es, dass sie sich nach 7 Jahren in Namibia wieder treffen. Doch für ein Wiederaufleben der Beziehung ist es zu spät, obwohl es schon vom ersten Treffen wieder gewaltig knistert zwischen den beiden....

Namibische Nächte ist der Debütroman der namibischen Autorin Michelle van Hoop. Es gelingt ihr in diesem Buch auf wundervolle Art und Weise dem Leser dieses afrikanische Land, Namibia, im südwesten Afrikas, näher zu bringen. Die Beschreibungen vom Land, der Hauptstadt Windhoek und der überwältigen Tier- und Naturwelt lassen mich hoffen, dieses Land auch einmal persönlich kennenlernen zu dürfen. Das Cover vermittelt einen kleinen Eindruck des beeindruckenden Sternenhimmels über Namibia.

Reizvoll die Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen, die in verschiedenen Ländern, Kulturen großgeworden sind, deren Liebe dennoch so groß ist.
Getrennt durch ihre unterschiedliche Art zu Leben, führt sie der Zufall wieder an den selben Ort, doch dadurch, dass sie nicht offen miteinander umgehen können, verstricken sie sich unbewußt in ein Geflecht, aus dem sie nicht hinaus finden.

Auch wenn bei einigen Szenen der Zufall doch arg strapaziert wurde, die Geschichte schon früh vorhersehbar war und das Verhalten der beiden nicht immer meine Zustimmung gefunden hat, hat mir der Schreibstil gefallen und vor allem die Liebe der Autorin zu ihrem eigenen Land.

Bewertung vom 22.10.2013
Schröder, Atze

Und dann kam Ute


gut

Hömma, alles klar? Atze, wie man ihn kennt, immer einen kessen Spruch auf den Lippen, läuft mal wieder allen hinterher, die zwei Beine haben, seinem Beuteschema entsprechen und die nicht schnell genug auf einem Baum sitzen. So läuft er glücklich durchs Leben, bis - ja, bis auf einmal seine neue Nachbarin einzieht, schwanger, und so ganz, ganz anders, als die Frauen, die ihn bisher angezogen oder eher gesagt ausgezogen haben. Ute, Waldorfpädagogin, Veganerin ist das Gegenteil von Atze, beschäftigt ihn aber ganz mächtig.

Ein Buch von Atze Schröder, wie man ihn aus der Serie "Alles Atze" kennt, markante, männliche Sprüche. Dieses Buch ist keine Abfolge aneinandergereihter Witze, sondern eine abgeschlossene Handlung von vorne bis hinten. Gerade der Anfang hat mich überzeugt, viele lustige Szenen und Sprüche, allerdings hat mich am Ende die Handlung nicht mehr so überzeugt und die Gags wurden meiner Meinung nach schwächer. Die Protagonisten rund um Atze, Ute und die Menschen im Mehrfamilienhaus sind gut ausgebaut und dargestellt, man kann sich die Figuren fast bildlich darstellen. Auch die Situationskomik, z.B. Szenen am Kindergarten und Weihnachtsmarkt, kam bei mir gut an.

Der Anspruch des Buches ist es sicher nicht, hier eine tiefschürfende, niveauvolle Lektüre zu sein, sondern es soll Comedy sein. Diesen Anspruch hat das Buch voll erfüllt, die eingebauten kreativen Bemerkungen, Wortspiele und Lacher sind echt Atze-mäßig gut. Die Kapitel am Ende sind mir allerdings etwas zu flach und die Zugabe brauchte es auch nicht mehr.

Das Cover ist auffällig, passt zum Autor und durch die filigranen Zeichnungen, die mir sehr gefallen, ein optischer Hingucker.

Fazit:
Wer Atze mag, mag auch das Buch. Man muss sich auf seine Art des Humors einlassen und von dem Buch nur das erwarten, was es auch verspricht: Comedy.

Bewertung vom 17.10.2013
Eschbach, Andreas

Todesengel


ausgezeichnet

Nun habe ich auch meinen ersten "Eschbach" gelesen. Und war begeistert. Aber auch aufgewühlt, angespannt, nachdenklich, erschüttert und bewegt. Aber der Reihe nach.

In seinem neuen Roman "Todeseengel" wird ein älterer Mann nachts in einer Großstadt auf einem U-Bahn-Steig von zwei Jugendlichen angegriffen und fast zu Tode geprügelt und getreten, nur weil er die beiden angesprochen hat während sie öffentliches Eigentum demolierten. Erich Sassnitz, das Opfer, überlebt nur, weil in letzer Minute ein "Engel" auftaucht und die Jugendlichen erschießt.
Ingo Praise, Reporter eines reißerischen Abendblattes, hat die Chance das Opfer im Krankenhaus zu interviewen und macht daraus einen großen Artikel. Der Name "Todesengel" wird geboren, weil Erich Sassnitz keinen Menschen erkannt hat, sondern ein weiß-strahlende Figur, einen Engel, der ihn in dem Moment gerettet hat. Doch die Polizei glaubt ihm kein Wort. Keine Überwachungskamera zeigt etwas an. Sie hält den Rentner, Ex-Grenzsoldat der DDR, für den Täter.
Doch der Todesengel streift weiter durch die Stadt und schon bald wird der nächste tödlich bestraft...

Das Buch hat mich von Anfang an gefesselt. Andreas Eschbach hat hier gekonnt viele Stränge genommen und zu einer einzigartigen Geschichte verwoben. Durch die wechselnden Perspektiven der handelnden Akteure kann der Leser hinter viele Fassaden schauen. Jeder der Protagonisten ist gekonnt ausgearbeitet und hat seine Tiefen. Viele Überfälle werden dargestellt oder darüber berichtet. Was löst eine Tat aus ? Wie fühlen sich die Opfer hinterher ? Wie kann man so etwas verabeiten. Und schnell ist klar, dafür gibt es keine einfache Antwort, jeder reagiert anders, jeder überlebt anders.

Die große Frage aber, die das Buch aufwirft ist die Frage der angemessenen Strafe und des Warums. Warum gibt es immer mehr Fälle, bei denen Menschen wegen Kleinigkeiten, wegen Nichtigkeiten, weil sie Zivilcourage besessen haben oder einfach nur ,weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren, zusammengeschlagen, verprügelt, getreten, verletzt und sogar getötet werden. Warum wird der Täter oft mit einer geringen Freiheitsstrafe bestraft, während das Opfer meist lebenslange Folgen zu tragen hat? Was bewirken die Medien, die Presse und das tagtägliche Fernsehprogramm? Wie wird Meinung gemacht ? Berechtigen solche agressiven Taten zu Selbstjustiz?

Ich kann und will hier nicht zu viel verraten, denn das Buch sollte gelesen werden. Der Todesengel bewegt, wühlt auf, stimmt nachdenklich und auch nachdem der Buchdeckel geschlossen wurde, staunt man, wie alle Stränge am Ende ein stimmiges Ende gefunden haben. Doch die Gedanken bleiben auch nach dem Lesen noch bei der Thematik.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.