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smartie11
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Insgesamt 917 Bewertungen
Bewertung vom 21.06.2016
Caldwell, Ian

Das geheime Evangelium


sehr gut

Meine Meinung:

„Das geheime Evangelium“ (Original-Titel: „The fifth Gospel“) ist das erste auf Deutsch veröffentlichte Buch des US-amerikanischen Autors Ian Caldwell, der in Princeton Geschichte studiert hat.

Der Einstieg in die Geschichte gelingt sehr schnell, gerade auch aufgrund der temporeichen Ereignisse und der überschaubaren Anzahl von Charakteren. Bereits am Start hat es mir sehr gut gefallen, dass der Leser die beiden Protagonisten und – durchaus gegensätzlichen - Brüder Alex und Simon Andreou sehr ausführlich und detailliert kennenlernt, was bei mir von Beginn an eine Nähe zu diesen beiden mir sympathischen Charakteren bewirkt hat. Entsprechend habe ich weiteren Verlauf der Geschichte sehr mit den beiden mitgefiebert und mitgezittert. Die Charakterstudie Alex Andreous zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch, da der Autor dem Leser immer wieder tiefe Einblicke in die familiäre Vergangenheit und auch in die Seele und Gedankenwelt Alex Andreous gewährt. Entsprechend spannend habe ich die Entwicklung dieses Charakters empfunden. Auch Alex´ Humor, der gerade zu Anfang immer wieder durchblitzt, hat mir sehr gut gefallen („Wir wären schneller in Rom, wenn wir Elefanten über die Alpen trieben.“ – S. 32).

Die im Jahr 2004 angesiedelte Geschichte selbst startet wie beschrieben mit den beiden sehr spannenden Elementen des Todes von Ugo Nogara und dem Einbruch bei Alex Andreou, alles während eines schon fast apokalyptischen Gewitters, was für eine wirklich beeindruckende Atmosphäre sorgt. Wer allerdings hofft, dass es in diesem Tempo weitergeht, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Trotz einiger folgender bedrohlicher Situationen nimmt die Entschlüsselung der Hintergründe des Todes von Ugo Nogara einen sehr breiten Raum ein. In sofern gleicht „Das geheime Evangelium“ eher einem Gerichtsthriller oder -drama. Wer auf wilde Verfolgungsjagden, geheimnisvolle Sekten oder Splittergruppen und eine verwegene „Schnitzeljagd“ á la Dan Brown hofft, wird von diesem Buch wahrscheinlich enttäuscht sein.

Die ganz große Stärke dieses Buches liegt für mich persönlich eindeutig in den sehr tiefen Einblicken in die Welt der katholischen Kirche im Allgemeinen und des Vatikans im Speziellen, die uns der Autor gewährt. Ian Caldwell hat nach eigenen Angaben zehn Jahre an diesem Werk geschrieben und hierzu umfangreiche Recherchen betrieben und Gespräche mit Experten geführt. Genau diese unglaubliche Recherchearbeit ist diesem Werk ganz deutlich anzumerken und hat es für mich so faszinierend gemacht. Wie eine Papstwahl abläuft dürfte wohl den meisten Menschen inzwischen bekannt sein (keine Sorge, kommt nicht im Buch vor), wie ein Gerichtsverfahren nach kanonischem Recht durchgeführt wird hingegen weniger, obgleich auch dies außerordentlich spannend ist. Hinzu kommen tiefe Einblicke in die Geschichte der christlichen Religionen und der katholischen Kirche, auch wenn ich als Laie hier nicht genau beurteilen kann, was hiervon im Einzelnen historisch belegt ist. Viele Themen, wie beispielsweise die Vergleiche zwischen den einzelnen Evangelien oder auch der Ostkatholizismus und die Orthodoxie waren neu und sehr spannend für mich.

Was mir an diesem Buch allerdings persönlich gefehlt hat war ein abschließendes Kapitel, in dem der Autor nochmal kurz und präzise reflektiert, welche Themen seines Romans (historisch) verbürgt sind und welche Einzelheiten zu den Spekulation zählen oder gar Fiktion des Autors sind. Dies hätte das Leseerlebnis für mich perfekt abgerundet. Daher an dieser Stelle ein Stern Abzug.

FAZIT:
Kein Thriller á la „Dan Brown“, aber durchaus spannend, insbesondere durch die tiefen Einblicke in die Geschichte der christlichen Religionen und die Interna des Vatikans.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.06.2016
Fox, Candice

Hades / Eden Archer & Frank Bennett Bd.1


sehr gut

Zum Inhalt:
Heinrich Archer, von allen nur „Hades“ genannt, ist der „Herr der Unterwelt“ Sydneys: Oft in der Presse und in den Gerichtssälen, aber niemals verurteilt. Als Drahtzieher hinter den Kulissen ist er derjenige, der für „die berüchtigtsten Verbrecher des Landes heikle Situationen fixte“ (S. 304). Eines Tages ersucht ihn ein Krimineller, die vermeintlichen Leichen von zwei Kindern verschwinden zu lassen. Doch die beiden Kinder leben noch und Hades nimmt sich ihrer an. Er erzieht die beiden, wie er es für richtig hält und macht aus ihnen zwei eiskalte Cops…

Meine Meinung:

Den Start in diese außergewöhnliche Geschichte habe ich als sehr leicht, spannend und vor allem eines empfunden: wahnsinnig atmosphärisch! Der Leser lernt Hades in seinem schon fast surreal anmutenden Reich, der mit selbst erstellten Kunstwerken aus Müll dekorierten Mülldeponie, kennen, just in der Schicksalshafen Nacht, die Hades Leben so sehr verändern wird. Auch wenn Hades ganz eindeutig zu den Kriminellen gehört, ist dieser kantige und gefürchtete Mann mir doch durchaus sympathisch gewesen. Denn schnell wird klar, dass Hades ein Mann mit Prinzipien ist und durchaus das Herz am rechten Fleck hat. Sehr gut gefallen hat mir hierbei auch der Rückblick in Hades eigene Vergangenheit, die erklärt, wie Hades zu dem Mann wurde, der er ist.

Aufgebaut ist die Story in drei unterschiedliche Handlungsstränge. Zum einen den Handlungsstrang um Hades, der größtenteils in der Vergangenheit spielt. Durch zeitliche Sprünge begleitet der Leser hierbei das Aufwachsen der beiden Kinder, Eric und Eden, und lernt dabei die Kinder und auch Hades selbst sehr detailliert kennen. Dieser Handlungsstrang ist für meinen Geschmack weder Thriller noch Krimi, sondern viel mehr ein gut geschriebenes und aufgebautes Psychogramm der drei Protagonisten.

Der zweite Handlungsstrang spielt in der Gegenwart und wird aus Sicht des Polizisten Frank Bennett erzählt, der Eden Archer als neuer Partner zur Seite gestellt wird. Zeit für ein „Beschnuppern“ haben die beiden allerdings kaum, da ein mysteriöser Killer die Polizei Sydneys in Atem hält. Seine Sicht bildet den dritten Handlungsstrang. Hier hat das Buch eindeutige Krimi-, streckenweise sogar waschechte Thriller-Gene. Entsprechend sorgen diese beiden Handlungsstränge über die Gesamtlänge des Buches (rd. 340 Seiten) für ordentlich Spannung, die zum Ende hin in einem wirklich actionreichen, furiosen und durchaus überraschenden Finale gipfelt. Sehr gut gefallen hat es mir auch, dass Candice Fox zusätzlich noch einen „Fall im Fall“ versteckt hat.

Dieses Buch lebt für mich insbesondere von der Entwicklung der sehr außergewöhnlichen Charaktere. Bezeichnenderweise war mir keiner der Hauptcharaktere, mit Ausnahme von Hades, wirklich sympathisch. Weder der oftmals etwas plump und manchmal zu unbeholfen wirkende Frank Bennett (der mir zum Ende hin wenigstens ein Bisschen sympathischer wurde), noch die straighte aber sehr distanzierte und „kalte“ Eden und schon gar nicht der großkotzige und latent bedrohliche Eric. Das Stilmittel der beiden Handlungsstränge um die Entwicklung von Eden und Eric habe ich allerdings als sehr gelungen empfunden.

Als kleines Manko habe ich es empfunden, dass ich mir in dieser Geschichte mehr vom nahmensgebenden „Hades“ gewünscht hätte. Dieser kam mir im Ganzen betrachtet doch leider deutlich zu kurz.


FAZIT:
Eine ungewöhnliche Mischung aus Charakterstudie und Krimi mit extrem außergewöhnlichen Charakteren und einem Spannenden „Fall“ mit grausamer, aber nicht unrealistischer Grundidee.

Bewertung vom 16.06.2016
Prammer, Theresa

Mörderische Wahrheiten / Carlotta Fiore Bd.2


ausgezeichnet

Ein spannender und Temporeicher Wien-Krimi




Meine Meinung:

„Mörderische Wahrheiten“ ist der zweite „Carlotta Fiore“-Krimi der österreichischen Autorin, Schauspielerin und Regisseurin Theresa Prammer. Der erste Band, „Wiener Totenlieder“, wurde mit dem „Leo-Perutz-Preis 2015“ der Stadt Wien ausgezeichnet und lebte insbesondere von der sehr gelungenen Atmosphäre an der berühmten Wiener Oper, die die Autorin als erfahrene Schauspielerin sehr gut in ihrem ersten Krimi transportieren konnte. Obgleich es in „Mörderische Wahrheiten“ mehrere personelle Anknüpfungspunkte zum ersten Band gibt, kann man das Buch m. E. auch ohne Vorkenntnisse lesen und genießen, da die Autorin ein paar wohl dosierte Rückblicke und Erklärungen eingestreut hat. Mehr Spaß macht es aber sicherlich, die Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Der zweite Fall musste sich nun also ohne die besondere „Opern-Atmosphäre“ beweisen, da die Wiener Oper diesmal nur einen kleinen „Gastauftritt“ am Rande hat. Die zweite große Stärke des ersten Krimis hat Theresa Prammer allerdings auch bei „Mörderische Wahrheiten“ beibehalten: Die sehr gelungenen Charaktere. Mit Carlotta Fiore hat sie eine eher außergewöhnliche Protagonistin erschaffen, die sich selbst und ihrem Glück oftmals doch sehr im Weg steht. Durch die ungewöhnliche aber nicht unglaubwürdige Vergangenheit Carlottas werden ihre verschrobene Persönlichkeit und ihr oftmals unbeholfenes Verhalten anderen Menschen gegenüber nachvollziehbar und realistisch. Das beste Beispiel hierfür ist sicherlich die gegen Ende des ersten Bandes aufkeimende Beziehung zu Hannes Fischer, die gleich in Band zwei in schweres Fahrwasser gerät und im weiteren Verlauf auf mehr als nur eine Härteprobe gestellt wird. Meine persönlichen Lieblingscharaktere sind und bleiben aber die erfrischend quirlige 13jährige Fanny und der durch-und-durch sympathische Konrad Fürst, die wir beide schon aus Band eins kennen.

Die Story, die Theresa Prammer entwickelt hat, nimmt sehr schnell an Fahrt auf und bleibt über die gesamte Länge des Buches (rd. 500 Seiten) hinweg temporeich und spannend. Wie es sich für einen guten Krimi gehört, präsentiert Frau Prammer gleich mehrere, sehr unterschiedliche potenzielle Verdächtige, ohne dass ich zwischendurch den Überblick über die neuen Charaktere verloren hätte. Da gibt es z.B. den erfolgreichen Schönheitschirurgen, den verkorksten trockenen Alkoholiker, die von Selbstzweifeln zerfressene Szene-Wirtin oder auch den chauvinistischen Chefarzt. Ich konnte bis zum Schluss mit den Ermittlern miträtseln und doch keine wirklich belastbare Theorie entwickeln. Die Auflösung, die zum – wirklich spannenden und actionreichen – Finale präsentiert wurde, war insgesamt überraschend, nachvollziehbar und für mich in sich rund. Ein besonders geschickter Schachzug war hierbei das Spiel mit Konrad Fürst Erinnerungsvermögen, was mir sehr gut gefallen hat!

Neben der eigentlichen Story bleibt es aber auch um die Beziehung zwischen Carlotta und Hannes das ganze Buch über spannend. Auch diese Frage löst Theresa Prammer erst ganz zum Schluss auf, ebenso wie das besondere Beziehungs-Thema zwischen Carlotta und Konrad. In sofern ist dieser Krimi gleich in dreifacher Hinsicht spannend. Sehr gut gemacht, Frau Prammer!


FAZIT:
Ein durch und durch überzeugender, spannender und überaus temporeicher Wien-Krimi mit tollen Charakteren. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 03.06.2016
Wohlleben, Peter

Wohllebens Waldführer


sehr gut

Meine Meinung:

Wie dem Titel schon zu entnehmen ist, hatte Peter Wohlleben nicht den Ansatz, ein umfassendes Lexikon für das heimische Bücherregal zu schreiben, sondern einen kompakten Begleiter für ausgiebige Wander- und Entdeckungstouren durch die Wälder, gerne auch mal abseits fester Wege und mit Lust auf die Entdeckung unserer heimischen Fauna und Flora. Mit seinen handlichen Maßen von ca. 14 x 19,5 cm kommt „Wohllebens Waldführer“ bei einer Stärke von 255 Seiten (2,5 cm dick) in einem Format daher, dass problemlos in jeden Wanderrucksack passen sollte. Das Hardcover hätte zwar zugunsten des Gewichts durchaus durch ein Flex-Cover ersetzt werden können, dafür sorgt es aber zusammen mit der sehr solide wirkenden Bindung für Langlebigkeit.

Schon im Vorwort weist der Autor deutlich darauf hin, dass in „Wohllebens Waldführer“ nicht alle heimischen Tiere und Pflanzen aufgeführt werden können, denn allein in Bayern gäbe es „480 verschiedene Laufkäferarten“. Ein Werk also, das alle in Deutschland heimischen Tiere und Pflanzen verzeichnen würde, müsste man also wohl im Bollerwagen hinter sich her ziehen. Dass er z.B. bewusst auf die Haselnuss zu Gunsten des weniger bekannten aber ebenso häufigen Faulbaums (S. 144) verzichtet hat, ist für mich ok, denn fast jeder wird wohl einen Haselnussstrauch auch ohne diesen Waldführer erkennen. Ebenso findet man hier z.B. den Schwarz- statt des Weißstorches.

Das Herzstück dieses Buches sind die 14 Kapitel über die unterschiedlichsten heimischen Tier- und Pflanzenarten, die wie folgt unterteilt sind:
1. Säugetiere
2. Vögel
3. Amphibien und Reptilien
4. Insekten
5. Spinnentiere
6. Schnecken
7. Pilze
8. Bäume und Sträucher
9. Blumen
10. Farne
11. Schachtelhalme und Bärlappe
12. Gräser
13. Moose
14. Flechten

Jedem in „Wohllebens Waldführer“ aufgeführten Lebewesen ist eine ganze Seite gewidmet. Es gibt jeweils ein bis zwei kommentierte Fotos, einen prägnanten Absatz zu den Merkmalen sowie einen schnell (vor-)zu lesendem Absatz mit den wichtigsten Informationen über die jeweilige Gattung, ohne hier in wissenschaftliche Tiefen abzudriften. Wer hier noch mehr Hintergrundinformationen haben möchte, muss dann zu Hause im Lexikon oder im Internet nachschauen.

Das Spektrum dieses Buches bietet viele Tiere und Pflanzen, denen man vergleichsweise leicht bei einem ausgedehnten Waldspaziergang begegnen kann, aber auch bekannte und sehr schwer anzutreffende Spezies wie Beispielsweise den Siebenschläfer oder auch den Luchs.

Abschließend bietet der Autor unter der Überschrift „Hinter den Kulissen“ noch ein sehr interessantes Kapitel an, in dem er auf 27 Seiten z.B. über das Ökosystem Wald, moderne Forstwirtschaft und die im Wald durchaus auch lauernden Gefahren informiert, wie z.B. Zeckenbisse und deren Folgen oder auch die (in D in der Regel ausgerottete) Tollwut. Dabei wirbt er vor allem für einen bewussten Umgang mit der Natur, auch gerade bei Freizeitsportlern. Den Wenigsten dürfte z.B. bewusst sein, dass ein durchs Unterholz preschender Mountainbikefahrer von den Wildtieren für ein Raubtier gehalten wird. Komplettiert wird das Buch von einem übersichtlichen Register.

Was ich mir noch gewünscht hätte, wären bei den Tieren zusätzliche kleine Abbildungen mit den Fährten. Oder noch besser: eine separate Übersichtsseite über die verschiedenen Tierfährten. Dies hätte für meinen Geschmack zu einem Waldführer auf jeden Fall dazu gehört, da man bei vielen Tieren wesentlich einfacher auf ihre Spuren trifft als auf sie selbst. Daher an dieser Stelle der eine Stern Abzug in meiner Bewertung.


FAZIT:
Für unsere Zwecke als naturbegeisterte Familie, die gerne in der Natur unterwegs ist und dort aufmerksam auf Entdeckungsreise geht, ist „Wohllebens Wanderführer“ genau der richtige Begleiter.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.05.2016
Hegarty, Shane

Die Legenden schlagen zurück / Darkmouth Bd.3


ausgezeichnet

Mit „Darkmouth – Die Legenden schlagen zurück“ legt Shane Hegarty, der sich auch schon mal selbst als „schlechtester Stand-up-Komiker der irischen Comedyszene“ bezeichnet hat, nun den mittlerweile Dritten Band zu seiner erfolgreichen Darkmouth-Serie vor. Aufgrund der direkten Anknüpfung an die Geschehnisse von Band zwei sowie die vielen Verweise auf die Vorgängerbände würde ich jedem empfehlen, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, auch wenn dem dritten Band (wie schon bei Band zwei) ein kurzes, aber sehr gutes „Was bisher geschah“-Kapitel vorangestellt wurde.

Die Geschichte knüpft wie bereits geschrieben relativ nahtlos an die Geschehnisse des zweiten Bandes an, entsprechend schnell ist man auch wieder „drin“. Die meisten Hauptcharaktere sind bereits bekannt und ich hab´ mich gefreut, wieder von Emmie und ihrem Dad Steve und sogar vom schlaksigen Paragrafenreiter Estravon zu lesen. Neben einigen illustren Halbjägern, wie beispielsweise Douglas oder Kenzo (der Kinder-Unterhalter mit dem weißen Kaninchen Mümmel), führt Shane Hegarty diesmal noch eine Figur namens Lucien ein, die in der Legendenjäger-Verwaltung im fernen Liechtenstein sein ganz eigenes Süppchen kocht und noch für die ein oder andere Überraschung gut sein wird. Sehr gut gefallen hat mir auch der „Rat der Zwölf“, der sich auch die Ehre in Darkmouth gibt. Mein persönlicher Liebling war hier Stumm der Elfte („Jetzt kämpfte gerade einer der älteren in einem silbernen Talar gegen den Schlaf. Und verlor.“). Am meisten habe ich mich aber gefreut, dass meine absolute Lieblings-Legende Broonie der Hogboon („Da zerläuft mir das Ohrenschmalz“) diesmal einen eigenen Handlungsstrang bekommen hat und hierdurch in den Kreis der Protagonisten aufgestiegen ist. Ohne zu viel zu verraten: Auch ein Vorfahr von Finn und Hugo hat diesmal einen großen Auftritt und wird die Geschichte mit seinem grantelnden Sprüchen und heldenhaften Ansichten sehr bereichern.

Die Geschichte selbst ist mal wieder äußerst spannend, actionreich, sehr humorvoll und wieder mit wohl dosiertem Grusel „gewürzt“. Schauplatz ist diesmal wieder das seit Jahrhunderten arg gebeutelte Darkmouth und es geht hier wirklich rasant zur Sache. Am liebsten hätte ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen, denn es passiert eigentlich immer etwas Neues, Unvorhergesehenes, das unsere Helden um Finn und Emmie vor immer neue Herausforderungen stellt und den Leser stets neugierig auf den weiteren Fortgang der Geschichte macht. Im Vergleich zum zweiten Band ist „Die Legenden schlagen zurück“ nicht mehr ganz so extrem phantastisch und fantasievoll, da schlicht die „unbegrenzten Möglichkeiten“ einer selbst erschaffenen Welt (die verseuchte Seite) fehlen. Dennoch darf sich der Leser darauf verlassen, dass es auch in Darkmouth noch immer sehr fantasievoll und extrem spannend zugeht.

Nach dem furiosen Finale von Band zwei hat Shane Hegarty diesmal in Sachen Action noch eine Schippe obendrauf gelegt. Dies ist erneut ganz großes Kopf-Kino, das sich vor keinem Action-Blockbuster aus Hollywood zu verstecken braucht. Und auch hierbei gelingt es Hegarty, dem Schrecken eines großen Kampfes die Schärfe durch wunderbar humorvolle Einlagen zu nehmen, sodass ich mich der offiziellen Leseempfehlung ab ca. 10 Jahren gut anschließen kann. Überhaupt ist der Humor („nur“) eine der ganz großen Stärken von Hegartys Büchern. Hier merkt man deutlich, dass der Autor ein Fan von Douglas Adams („Per Anhalter durch die Galaxis“) ist.
FAZIT:
Eine Fortsetzung, die den Vergleich mit den Vorgängern in keinster Weise zu scheuen braucht: Wieder eine tolle Story, schaurig-schräge Charaktere und ein klasse Humor gepaart mit ganz viel Spannung, Action und angenehmer Grusel-Atmosphäre. Ich freu´ mich auf Band 4!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.05.2016
Walder, Vanessa

Das wilde Määäh und die Irgendwo-Insel / Das wilde Mäh Bd.3


ausgezeichnet

Meine Meinung:

„Das wilde Määäh und die Irgendwo-Insel“ ist der dritte und (leider!) letzte Teil rund um den – mittlerweile herangewachsenen – Ham, den mutigen Wolf im schwarzen Schafsspelz. Wie schon in den ersten beiden Teilen schickt die erfolgreiche Kinderbuchautorin Vanessa Walder (u.a. „Der Elfenkönig“, „Marla“,…) ihren knuddeligen und wolligen Helden auf eine spannende und nicht ungefährliche Reise. Man kann dieses Buch durchaus auch „stand alone“ lesen, aber ich würde jedem dazu raten, zunächst die ersten beiden Teile zu lesen, denn „Das wilde Määäh“ ist als Trilogie ausgelegt und die Anknüpfungspunkte an die vorangegangenen Geschichten sind doch recht deutlich.

Auch Teil drei beginnt wieder friedlich im Wilden Wald, der Heimat von Ham, seinen Freunden und seiner Familie. Doch schon bald befinden sich Ham und Nicht-Flöckchen (wie er sich nun nennt) auf einem Abenteuer, das die beiden in den von einem unbekannten und furchterregenden Monster bewohnten „Verfluchten Wald“, an einen wunderbaren Strand mit „Tier-Auffangstation“ und schließlich über das weite Wasser zu einer abgelegenen Insel führt. Es ist eine wahrhaft wunderschöne Geschichte über die Themen Familie, Freunde, Zusammenhalt, Mut, Aufgeschlossenheit, Anderssein und Erwachsenwerden. Die Themen „Abschied nehmen“ und „(endgültige) Trennung“ ziehen sich hierbei wie ein roter Faden durch die gesamte Geschichte und verleihen diesem Abenteuer einen ganz besonderen Tiefgang. Vanessa Walder vermittelt diese für jeden Menschen schwierigen Themen ganz sachte und sehr kindgerecht. Es ist erstaunlich, mit welch oft einfachen und dennoch unglaublich poetischen Worten und Bildnissen Vanessa Walder dies schafft! Aus dem berühmten „Carpe Diem“ wird so beispielsweise „Sei da, solange du da bist“. Über die Bedeutung eines solchen Spruches mit seinen Kindern zu reden, halte ich für absolut wichtig und mit diesem Buch kommen Kinder und Eltern fast ganz automatisch miteinander ins Gespräch. Aber auch für Eltern gibt es noch den ein oder anderen Denkanstoß in dieser märchenhaften Parabel, wie beispielsweise die Weisheit „Das ist die Lektion, die wir alle am schwersten lernen. Einander gehen zu lassen.“ (S. 181). Vor dieser Erkenntnis stehen alle Eltern eines Tages und jedem wird dies mit Sicherheit schwer fallen, manchen vielleicht mehr, anderen etwas weniger. Bücher wie „Das wilde Määäh“ können einem da durchaus tröstlich zur Seite stehen.

Denn bei all diesen schweren und ernsten Themen bietet die Geschichte auch Trost und Zuversicht und verdeutlicht beispielsweise, dass mit jedem Abschied auch ein Neuanfang verbunden ist, und dass niemand wirklich ganz gestorben ist, solange die Hinterbliebenen ihn in ihren Herzen tragen („Unsterblichkeit ist, wenn du noch da bist, obwohl du eigentlich weg bist.“). Sehr gelungen finde ich es auch, dass bei allem Tiefgang zwischendurch auch immer mal wieder Vanessa Walders wunderbarer Humor und Wortwitz aufblitzt. Das war schon in den ersten beiden Bänden so, dass es ganz viel für kleine aber auch für große Leser zum Schmunzeln und Lachen gibt.

Vanessa Walders liebevoll entwickelte Charaktere suchen – wie schon in den Vorgängerbänden – ihresgleichen, sei es nun der knuffige und mutige Ham, der einsame Joey, der winzige Ratgeber Cyrano oder auch die verlotterte Ex-Kanalratte Stanley (der zu den Fischottern konvertiert ist) mit seiner „Kodderschnautze“, die wir schon in Band zwei kennen und lieben gelernt haben. Aber schon fast egal um welche Figur es geht, die Autorin verleiht ihnen allen einen ganz eigenen, unverkennbaren Charakter, und man merkt deutlich, wie sehr ihr ihre Figuren am Herzen liegen. Am Ende dürfte es den meisten Lesern wohl genauso gehen.


FAZIT:
Der perfekte, bittersüße Abschluss für eine außergewöhnliche und einfach nur wunderbare Trilogie: Spannend und humorvoll und doch voller Tiefgang und Poesie. Ein Buch zum Lachen, zum Weinen und zum Nachdenken.

Bewertung vom 10.05.2016
Krappweis, Tommy

Geister geerbt / Ghostsitter Bd.1


ausgezeichnet

Ein super-humorvolles Grusel-Abenteuer für Kids ab ca. 10


Zum Inhalt:
Wer hätte das gedacht, dass Onkel Heinrich ausgerechnet den 14jährigen Tom Röschenberg zu seinem Alleinerben macht. Doch die Erbschaft über zehn Millionen Euro beinhaltet auch die etwas heruntergekommene Geisterbahn „Schreckensfahrt“, die Tom weiterbetreiben soll. Aber das ist noch nicht alles, denn zu der Geisterbahn gehören auch deren Bewohner und die sind extrem lebendig, dafür dass sie eigentlich schon lange tot sind…

Meine Meinung:

„Ghostsitter – Geister geerbt“ ist der erste Band (Hardcover, rd. 250 Seiten, 32 Kapitel) einer neuen Kinderbuchreihe von Kult-Autor Tommy Krappweis (Ensemblemitglied von „RTL Samstag Nacht“; Erfinder von „Bernd das Brot“; Autor von - u.A. - „Mara und der Feuerbringer“).

Der Start in die Geschichte gelingt leicht und wir lernen erstmal Tom kennen, der mit seinen Freunden ein MMORP zockt. Tom ist (zumindest bis dahin) ein vollkommen normaler und durchschnittlicher Teenager, den wir von Anfang an mochten. Schon kurz danach nimmt die eigentliche Story an Fahrt auf als es zu dem durchgeknallten Anwalt Rufus T. Feuerflieg (eine Hommage an Groucho Marx in seiner Rolle als "Rufus T. Firefly") zur Testamentseröffnung geht, und ab hier bleibt echt kein Auge trocken. Das dürfte wohl die humorvollste und actionreichste Testamentseröffnung aller Zeiten sein, da auch noch der zwielichtige Widersacher Zoracz auftaucht, der Tom die gerade geerbte Geisterbahn wieder abspenstig machen will.

Richtig abenteuerlich wird es dann, als Tom sein Erbe erstmals mit eigenen Augen sieht und auch die „Bewohner“ der „Schreckensfahrt“ kennenlernt: den Werwolf Onkel Welf, den alt-ägyptischen Prinzen Hop-Tep (auch „bandagierte Scherzkanone“ genannt), den liebenswerten Zombie Wombie mit seinem geruchsbelästigenden rosa Kuschelhasen ODOR, den Vampir-Grafen Vlarad (der manchmal auch ein Meerschweinchen ist) und last but not least das zauberhafte Geistermädchen Mimi (sie alle sind auch auf dem tollen Cover zu finden!). So schräg und spukig diese Gestalten auch alle sind, so liebenswert sind sie doch. Kein Wunder, dass Tom sich an dieses neue Zuhause und seine Mitbewohner erstmal gewöhnen muss, zumal die quicklebendigen Untoten Tom (und auch den Leser!) über viele Dinge erstmal im Dunkeln lassen und es auch mit der Privatsphäre nicht ganz so ernst nehmen. Doch bei allem Humor und schrägen Situationen wird es auch nochmal richtig spannend, als auf einmal ein weißer Dämon als Gesandter des Himmels an der „Schreckensfahrt“ erscheint und nicht wirklich Gutes im Schilde führt.

Alles in allem bietet dieses Buch extrem unterhaltsame und humorvolle Lesestunden, die sehr neugierig auf den frisch erschienenen Folgeband „Ghostsitter - Vorsicht! Poltergeist!“ machen. Denn Tommy Krappweis hat noch längst nicht alle Geheimnisse um die „Schreckensfahrt“ gelüftet!

FAZIT:
Ein schaurig-schönes Abenteuer bei dem Humor & Lesespaß an aller erster Stelle stehen! Nicht nur für Kids eine tolle Lektüre!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.05.2016
Berger, Tamina

Feenrache


sehr gut

Kein typischer Thriller, eher ein Jugendbuch mit thrillerhaftem Finale und guter Charakterentwicklung


Zum Inhalt:
Als Janas Eltern ihr eröffnen, dass sie eine irische Austauschschülerin für ein halbes Jahr aufnehmen werden, ist sie total angefressen. Entsprechend unfreundlich behandelt Jana die unscheinbare und zurückhaltende 18jährige Cayla. Doch nach und nach entwickelt sich sogar eine Freundschaft zwischen den beiden ungleichen Mädchen und Cayla blüht regelrecht auf. Doch auf einmal scheint Janas Leben vollständig aus den Fugen zu geraten. Wer ist schuld an den hetzerischen Einträgen bei Facebook und dass ihre Freunde sie fallen lassen?

Meine Meinung:

„Feenrache“ ist der neueste Jugendthriller der österreichischen Autorin Tamina Berger, die bereits mehrere erfolgreiche Thriller (u.A. „Frostengel“, „Elfengift“) veröffentlicht hat. „Feenrache“ ist für meinen Geschmack kein typischer Thriller, da sich der Spannungsbogen nach dem ereignisreichen Prolog nur sehr langsam, aber dafür stetig aufbaut. Die ersten der rd. 3/4 der 280 Seiten umfassenden Story würde ich eher als waschechtes Jugendbuch bezeichnen, mit allen dazugehörigen Themen und Facetten (Freundschaft, Cliquen, erste Liebe, Facebook & Co.). Erst auf den letzten ca. 50 Seiten nimmt die Geschichte so richtig an Fahrt auf und die Spannung steigert sich einem Crescendo gleich immer weiter bis zu einem wirklich atemlosen, temporeichen und sehr actiongeladenen Finale, so dass man dieses Buch zum Schluss wirklich nicht mehr aus der Hand legen kann. Mit ihrer Auflösung, wem Jana das alles zu verdanken hat, konnte mich Tamina Berger nicht wirklich überraschen. Mit dem Motiv dafür allerdings umso mehr!

Wer also einen wachechten Thriller sucht, der einen von Beginn an erschaudern lässt und zum Miträtseln um den Täter einlädt, ist mit „Feenrache“ sicherlich nicht ganz so gut bedient. Wer aber Spaß an gut aufgebauten, sich stetig entwickelnden Stories mit einem Schwerpunkt auf der anschaulichen Entwicklung der Hauptcharaktere hat, wird mit „Feenrache“ gute Leseunterhaltung finden. Als besonders gelungen habe ich hierbei die Entwicklung Janas empfunden, die wir im Verlauf der Geschichte immer besser kennenlernen und die an den Geschehnissen sichtbar reift. Nachdem ich Jana zu Beginn nicht besonders sympathisch fand, hat sich das im Verlauf der Geschichte vollkommen gedreht, so dass ich gut mit ihr mitfühlen konnte, auch wenn ich manche ihrer Verhaltensweisen nicht nachvollziehen konnte. Aber das Verhalten von Teenagern ist manchmal halt alles andere als rational und für andere nachvollziehbar…

Tamina Bergers Schreibstil ist flüssig, der Zielgruppe und ihren jugendlichen Hauptcharakteren angepasst und sehr angenehm zu lesen. Die Kapitelaufteilung habe ich als sehr passend und nicht zu lang empfunden. Die Anzahl der Charaktere ist überschaubar und war für mich von Beginn an problemlos auseinanderzuhalten.

FAZIT:
Kein klassischer Thriller: Eher ein Jugendbuch mit einem thrillerhaften & sehr spannenden Finale. Dennoch durchweg gute Leseunterhaltung mit einer starken Charakterentwicklung.