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dorli
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Insgesamt 893 Bewertungen
Bewertung vom 22.05.2013
Wagner, Antje

Schattengesicht


ausgezeichnet

Die 26-jährige Milana Helmholz ist Lehrerin und war lange Zeit gemeinsam mit ihrer Freundin Polly auf der Flucht vor der Polizei, denn Polly hat einen Mord für Milana begangen. Die Flucht gestaltet sich schwierig, das Geld ist knapp, die beiden können sich gerade so durchschlagen. Immer wieder geraten sie in eigenartige Situationen, denn eine mysteriöse Aura umgibt Polly, sie wirkt sehr befremdlich auf ihre Mitmenschen.
Am Ende der Flucht landet Milana im Gefängnis…

„Schattengesicht“ ist das erste Buch, das ich von Antje Wagner gelesen habe und ich bin ganz fasziniert, mit wie viel Gefühl sie Milanas und Pollys Geschichte erzählt.
Die Autorin hat diesen Roman ganz raffiniert aufgebaut. Man lernt Milana kennen, als alles schon passiert ist – Endstation Gefängnis. Dann erzählt Milana ihre Geschichte, rückwärts und in unterschiedlich weit zurückliegenden Intervallen bis zu ihrer Kindheit, als sie Polly kennengelernt hat. Polly ist anders. Doch gerade diese besondere Art macht sie so unverzichtbar und zu einer so wichtigen, stetigen Begleiterin für Milana. Polly gibt Milana den Halt, den sie nirgendwo sonst findet. Hier ist es der Autorin hervorragend gelungen, Pollys Andersartigkeit und das Rätselhafte, das sich um sie rankt, zu vermitteln.
Antje Wagner hat mich von Beginn an mit ihren Worten gefesselt. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen und war für mich durchweg spannend. Ich habe mich anfangs gefragt, was da eigentlich passiert ist, welches Geheimnis die Freundinnen umgibt, wer da wen umgebracht hat und warum Milana und nicht Polly im Gefängnis landet. Durch die rückwärts verlaufende Handlung werden die Fragen nach und nach beantwortet, die über allem liegenden Schatten werden mit Licht gefüllt, so dass die Sicht auf die Ursache für das Geschehene immer deutlicher wird.
Die tollen Beschreibungen und die intensiven Schilderungen haben mich Milana und Polly auf Schritt und Tritt in ihre Vergangenheit begleiten lassen. Ich konnte teilhaben an ihren fröhlichen Momenten, ihren Ängsten und Sorgen, ihren schlimmen Erlebnissen und ich konnte Milanas Verzweiflung spüren, als ihre Welt zusammenbrach.

„Schattengesicht“ ist ein spannend verpackter, sehr tiefgründiger Roman, der mich rundum begeistert hat.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.05.2013
Sten, Viveca

Mörderische Schärennächte / Thomas Andreasson Bd.4


ausgezeichnet

Nacka. Der Student Markus Nielsen wird erhängt in seiner Wohnung aufgefunden. Ein Abschiedsbrief lässt Selbstmord vermuten, doch seine Mutter ist fest davon überzeugt, dass Markus ermordet wurde.
Thomas Andreasson und Margit Grankvist nehmen die Ermittlungen auf. Weitere Morde geschehen, die möglicherweise mit dem Tod von Markus Nielsen in Verbindung stehen. Nachforschungen rücken eine alte Militärbasis auf der Insel Korsö in den Fokus der Ermittler und lassen Thomas und Margit auf Vorkommnisse in den 1970er Jahren aufmerksam werden, als auf Korsö Küstenjäger stationiert waren…

Viveca Sten hat mich auch mit „Mörderische Schärennächte“ wieder rundum begeistert. Der Krimi hat mich von Anfang an gefesselt, Spannung wird schnell aufgebaut und bleibt durchgehend auf einem hohen Niveau.
Unterbrochen wird die laufende Handlung mehrfach von Tagebucheinträgen aus den 1970er Jahren, mit deren Hilfe man sich ein Bild von den damaligen Geschehnissen machen kann. Außerdem bekommt man darin einige Hinweise präsentiert, die auf die aktuellen Ereignisse schließen lassen und mit denen man hervorragend mit Thomas und Margit mitspekulieren kann.
Viveca Sten lässt die wirklichen Zusammenhänge und das Motiv des Täters ganz langsam zu Tage treten, so dass ich von der letztendlichen Auflösung überrascht wurde.
Auch zwischenmenschliche Beziehungen und private Angelegenheiten der Protagonisten fügen sich ohne aufgesetzt zu wirken in den Ablauf der Handlung ein.
Äußerst gelungen sind die Beschreibungen der Schauplätze, die wunderschöne Inselwelt des Stockholmer Schärengartens wird von der Autorin wieder klasse beschrieben.

"Mörderische Schärennächte" ist ein rundum fesselnder Krimi, der mir ein paar spannende Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 16.05.2013
Olsberg, Karl

Die achte Offenbarung


sehr gut

Hamburg. Der Historiker Paulus Brenner bekommt von dem Amerikaner Aaron Lieberman ein uraltes, verschlüsseltes Buch überreicht – angeblich aus dem Nachlass von Paulus’ Großmutter. Voller Eifer beginnt Paulus mit der Übersetzung. Doch plötzlich fordert jemand das Buch zurück, kurz darauf wird in Paulus Wohnung eingebrochen. Um Klarheit über die Hintergründe zu bekommen, will Paulus das Manuskript schnellstens entschlüsseln. Er reist nach Köln, in der Hoffnung im Dom ein wichtiges Schlüsselwort zu finden – doch auch hier lauert der Fremde ihm auf. Die Studentin Mele kommt Paulus zu Hilfe. Sie nimmt ihn mit in ihre WG, hier lernt Paulus Dirk kennen. Um das Geheimnis des Buches zu lüften, reisen die Drei quer durch Deutschland, ihnen immer auf den Fersen die rätselhaften Unbekannten…
Zeitgleich ist Eddie Wheeler in der Militärbasis in Fort Fredrick mit der Aufgabe betraut, das Verschwinden gefährlicher Virus-DNA aus einem Hochsicherheitslabor zu untersuchen…

Karl Olsberg versteht es hervorragend, den Leser einzufangen und die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein hohes Level zu katapultieren.
Gleich im Prolog ist es mir kalt den Rücken runter gelaufen. Was für eine gruselige Vorstellung, dass aus einem Labor so brisantes Material gestohlen werden könnte!

Begeistert war ich davon, dass die einzelnen Schritte zur Decodierung des Manuskriptes einleuchtend erklärt wurden. Zusammen mit ein paar entsprechenden Abbildungen kann man auch als Laie die Entschlüsselung hervorragend mitverfolgen.
Es hat Spaß gemacht, mit den Akteuren auf die Suche nach den nötigen Hinweisen für die Übersetzung zu gehen und auch die Spekulationen über Prophezeiungen und mögliche Zeitreisen sowie die Frage nach den möglichen Hintergründen fand ich sehr spannend.

Paulus Brenner hat mir gut gefallen. Besonders seine Vorfreude, das Geheimnis des Buches zu lüften, konnte man richtig gut nachempfinden. Und auch Dirk fand ich klasse, weil für mich nicht durchschaubar war, welche Absichten er eigentlich verfolgt. Nur die anfangs keck wirkende Mele war mir zu weinerlich, zu oft hatte sie „Tränen in den Augen“. Das mehrfache Auftauchen der Unbekannten hätte für meinen Geschmack noch etwas spektakulärer sein können.

Die Auflösung und damit das eigentliche Ziel, das mit diesem rätselhaften Manuskript verfolgt wurde, hat mich überrascht – insgesamt ein fesselnder und gut durchdachter Thriller mit einem schlüssigen Ende.

Bewertung vom 16.05.2013
Krüger, Knut

Unehrlich währt am längsten / Tatort Oslo Bd.1


sehr gut

Die 13-jährigen Zwillinge Franziska und Lukas sind mit ihrer Mutter von München nach Oslo gezogen. Die beiden Teenager haben es nicht leicht, sich einzuleben – besonders Franziska möchte am liebsten sofort wieder in ihre Heimatstadt zurück. Dass ihre Mutter sich in den undurchsichtigen Leif verliebt, macht die Situation für das Mädchen auch nicht erträglicher.
In der Schule freunden die beiden sich Alexander Ohlsen an. Alexander spricht deutsch und macht es Franziska und Lukas durch seine sympathische Art etwas leichter, sich in der fremden Stadt wohlzufühlen.
Alexanders Vater ist Kommissar bei der Osloer Polizei. Er hat es im Moment mit einer mysteriösen Einbruchs- und Überfallserie zu tun. Unbeabsichtigt schlittern die Kids in die Ermittlungen…

Mit „Unehrlich währt am längsten“ ist Knut Krüger ein toller Serienauftakt gelungen. Der Kinderkrimi kommt nicht nur spannenden Ermittlungen sondern auch mit einer guten Portion Humor daher. Außerdem beschreibt der Autor Oslo sehr liebevoll und detailreich, so dass ich ganz neugierig auf diese Stadt geworden bin.

Die jungen Akteure lernt man schnell und gut kennen, man kann prima mit ihnen mitfühlen und mitfiebern. Neben den Kindern ist Kriminalkommissar Ohlsen ein ganz großer Sympathieträger. Er paddelt mit dem Kajak zur Arbeit, ist überhaupt sehr sportlich und besteht bei der Morgenbesprechung im Präsidium auf eine reichhaltige Keksauswahl.

Zum Ende hin kommt die Geschichte etwas ins Ruckeln und wird an der einen oder anderen Stelle ein wenig vorhersehbar. Das tut dem Buch aber insgesamt keinen Abbruch – das Lesen hat mir großen Spaß gemacht und bietet jungen Lesern ab 10 Jahre spannende und kurzweilige Unterhaltung.

Bewertung vom 15.05.2013
Stolzenburg, Silvia

Töchter der Lagune


ausgezeichnet

Venedig 1570. Desdemona Brabantio, Tochter eines venezianischen Senators, verliebt sich in den um einige Jahre älteren General Christoforo Moro. Sie heiratet ihn heimlich, denn eine Zustimmung zur Hochzeit hätte Desdemona von ihrem Vater nie bekommen, ist doch Christoforo kein reiner Venezianer.
Jago, der gehofft hatte, von Christoforo befördert zu werden, muss hinnehmen, dass der junge Cassio den begehrten Posten bekommt. Jago sinnt auf Rache und spinnt eine gemeine Intrige. Unterstützt wird er dabei von Rodrigo, der unglücklich in Desdemona verliebt ist. Als Christoforo auf Befehl des Dogen nach Zypern aufbricht, ist auch Desdemona mit von der Partie…
Zur gleichen Zeit begleitet die junge Elissa di Morelli ihre Eltern auf eine Handelsreise nach Rom. Doch ihre Karavelle wird von Piraten gekapert und Elissa nach Konstantinopel an Selim II. verkauft. Als Sklavin in seinem Harem steht Elissa eine schreckliche Zeit bevor…

Silvia Stolzenburg hat ihren Roman „Töchter der Lagune“ auf der Grundlage von Shakespeares „Othello“ geschrieben und hat daraus eine ganz eigene farbenprächtige, spannende Geschichte gezaubert.
In einem zweiten Handlungsstrang entführt die Autorin den Leser an den Hof des ausschweifende Feste liebenden Sultans Selim II. und in eine grausame Haremswelt mit allerlei hinterlistigen Machenschaften.

Dank der ausführlichen Beschreibungen und detailreichen Schilderungen ist man schnell mittendrin im Geschehen. Man findet sich in einer Welt aus Liebe, Eifersucht, Lug und Trug, Intrigen und Verrat wieder und saust in kurzen Kapiteln zwischen Venedig, Zypern und Konstantinopel hin und her. Eine aufregende Reise, die mich durchweg gefesselt hat.

Die Charakterisierung der Akteure ist Silvia Stolzenburg hervorragend gelungen, alle Figuren sind liebevoll und glaubwürdig gezeichnet und ich konnte mit jedem einzelnen mitfühlen und mitfiebern. Wobei mir natürlich nicht jeder sympathisch war. Gerne hätte ich den fiesen Jago über Bord geworfen, als die Gelegenheit in einem Sturm günstig war oder auch den durch seine quälende Eifersucht für die Wahrheit blinden Christoforo mal kräftig geschüttelt.

Begeistert hat mich, dass es der Autorin gelingt, die herrschende Brutalität deutlich zu machen, ohne seitenlang blutige Details zu beschreiben. Sowohl die Kampfhandlungen in und um Famagusta als auch die grausamen Vorkommnisse im Palast des von Selim II. werden anschaulich geschildert, ohne jede bluttriefende Einzelheit zu nennen.

Ein rundum gelungener, sehr temporeicher Roman. Mir hat das Lesen großen Spaß gemacht.

Bewertung vom 14.05.2013
Anthony, Piers

Schatten des Baumes


ausgezeichnet

Joshua Pinsons Frau Mina wurde vor einigen Monaten brutal ermordet. Um die dunklen Erinnerungen abzuschütteln, beschließt er daher, mit seinen Kindern Chris und Suzanne New York zu verlassen. Sein ein wenig sonderbarer Onkel Elijah hat ihm ein kleines Anwesen in den Wäldern Florida hinterlassen. Hier möchte der alleinerziehende Vater einen neuen Anfang wagen – doch kaum angekommen, geschehen merkwürdige Dinge in dem abgelegenen Haus…

Piers Anthony versteht es schon auf den ersten Seiten eine gruselige Atmosphäre aufzubauen und vermittelt dem Leser ganz unterschwellig, dass hier etwas Merkwürdiges vorgeht. Umfassend und detailliert schildert er die Landschaft und das Anwesen, man kann sich schnell ein Bild von der Umgebung machen und ist sofort mittendrin im Geschehen.
Menschen, Tiere und selbst Gegenstände scheinen von einer geheimnisvollen Macht beeinflusst zu werden. Trugbilder und Visionen verbreiten Schrecken, Tiere sind plötzlich und ohne offensichtlichen Grund außer Rand und Band, sogar eine Motorsäge hat eine bedrohliche Aura. Ganz hervorragend beschreibt der Autor die Veränderungen, die seine Figuren durchmachen. Ihre Ängste und besonders ihre Reaktionen auf die Geschehnisse werden sehr gut dargestellt. Es hat mich fasziniert, wie Josh auf der einen Seite von den Warnungen und Spukgeschichten der Nachbarn verunsichert wird, dann aber wieder nach logischen Erklärungen für die angsteinflößenden Vorkommnisse sucht.
Das Ende der Geschichte kommt recht überraschend daher und ist Piers Anthony prima gelungen. Man vermutet eigentlich von Anfang an, dass die seltsamen Ereignisse etwas mit dem Baum zu tun haben, aber die wirklichen Hintergründe hätte ich so niemals vermutet.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.05.2013
Stroud, Carsten

Niceville Bd.1


sehr gut

Niceville. Ein Städtchen im Süden der USA. Doch von Kleinstadtidylle keine Spur. Denn in Niceville geschehen merkwürdige Dinge. Die ungewöhnlich hohe Zahl an vermissten Personen steigt mit dem spurlosen Verschwinden des kleinen Rainey Teague. Aber Rainey taucht nach einigen Tagen wieder auf. Er wird in einer von außen unversehrten alten Gruft gefunden. Kaum befreit, fällt der Junge ins Koma.
Nicht nur dieser Fall gibt Detective Nick Kavanaugh Rätsel auf, auch ein Bankraub hält den Polizisten in Atem. Eine große Menge Bargeld und eine CD mit geheimen Daten wurden gestohlen, bei der Verfolgung der flüchtigen Räuber wurden mehrere Menschen gezielt erschossen.
Weitere unerklärliche Ereignisse folgen, wieder verschwinden Einwohner…

Carsten Stroud versteht es hervorragend, den Leser einzufangen und eine gruselige Stimmung aufzubauen. Man wird direkt in das mysteriöse Geschehen hineinkatapultiert und erlebt dann im schnellen Wechsel einige mehr oder weniger voneinander unabhängige Handlungsstränge, die mit einer wahren Flut an Akteuren daherkommen und deswegen zunächst einmal für leichte Verwirrung bei mir gesorgt haben. Nachdem ungefähr das erste Drittel des Buches geschafft war, hatte ich aber einen guten Überblick über das ganze Personal und die Geschichte war einfach nur noch spannend.

Die Handlung ist durchweg rasant. Viele Geheimnisse ranken sich um verschwundene Mitbürger, eine uralte Familienfehde zwischen den Gründerfamilien der Stadt und dem Crater Sink, einem mit schwarzen Wasser gefüllten Loch auf einem Felsen hoch über Niceville. Bei der einen oder anderen unerklärlichen Szene habe ich mich gefragt,
ob ich es mit lebendigen Menschen oder herumgeisternden Toten zu tun hatte.
In vielen Kapiteln geht es auch recht amerikanisch zu – örtliche und überregionale Polizeibehörden sind allgegenwärtig, Waffen werden ausführlich beschrieben, die Schurken schießen wild um sich, es gibt reichlich knallharte Action.

Mir hat dieser Mix aus Thriller und Mystery sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf die Fortsetzung.