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Marie aus E.

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Insgesamt 868 Bewertungen
Bewertung vom 21.07.2019
Schami, Rafik

Die geheime Mission des Kardinals


sehr gut

Ich bin großer Fan von Rafik Schamis Erzählweise.
Sein neuer Roman ist anhand eines Kriminalfalls aufgebaut, ist aber kein echter Krimi, reine Krimilesende könnten also enttäuscht werden, falls das das Hauptlesemotiv sein sollte.

Kommissar Barudi steht kurz vor dem Renteneintritt und hat noch einen letzten, sehr verzwickten Fall zu lösen. Zur Seite steht im ein Kollege aus Italien und sein bewährtes Ermittlerteam.
Durch den Einblick in Barudis Alltags- und Berufsleben kann man Syrien vor dem Krieg kennenlernen, den Glauben und den Aberglauben, die kulinarische Köstlichkeiten, Beziehungsgeflechte, die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, die Stellung der Frau in der Gesellschaft, die stets allgegenwärtigen Gefälligkeiten und auch Islamisten und Geheimdienst spielen eine Rolle.
Mit der gewohnten Erzählkunst, kritisch und doch mit einem Augenwinkern ("hier gehörten anscheinend sogar die Vögel der Upperclass an"), allerdings manchmal für meinen Geschmack auch etwas zäh und zu detailverliebt.

Das Ermittlerduo ist sehr sympathisch und wenn man von gelegentlichen Längen absieht, ein aufschlussreiches und etwas anderes Schami-Werk mit vielen weisen Sätzen.

"Fanatiker kennen keinen Zweifel, deshalb sollte man Kindern in der Schule von der ersten Klasse an die Philosophie des Zweifelns beibringen."

Bewertung vom 12.07.2019
Pfeiffer, Marikka

Einmal Hollywood und zurück / Das springende Haus Bd.1


sehr gut

Lonni ist mit ihren Eltern neu in den Tulpenweg gezogen und am Anfang ist es sterbenslangweilig, dabei hat sie sich doch so auf den eigenen Garten gefreut. Aber hier wohnen nur alte Leute!
Bis sie im Nachbargarten ein Jungen entdeckt, allerdings mit Skibrille und Schneeschaufel und das mitten im Sommer.
Das ist allerdings erst der Anfang von lauter merkwürdigen Dingen und ab sofort ist der Sommer kein bisschen mehr langweilig!

Ein lustiges Buch voller Abenteuer und liebenswerter Charaktere (mit Ausnahme der ständig herummotzenden Nachbarin Frau Kiesewetter).
Auch die tierischen Freunde sind toll: den Esel Elmar und das Präriehuhn Esmeralda haben wir sofort in unser Herz geschlossen.


Das Buch ist der Auftakt einer ganzen Reihe, deshalb wird das ganz große Rätsel in dem Band noch nicht aufgelöst. Das fand die Tochter schade, glücklicherweise sind die Folgebände aber bereits alle schon erhältlich, so dass man sofort weiterlesen kann.

Das Buch wird ab acht Jahren empfohlen, das passt auch aus unsere Sicht prima - zum Vorlesen geht es natürlich auch schon etwas früher.

Unser Fazit: ein perfektes Buch für die Sommerferien, lustig, ein wenig verrückt und spannend, genauso wie auch die Ferien sein sollen.

Bewertung vom 11.07.2019
Dahl, Kjell Ola

Die Frau aus Oslo


sehr gut

Dieser Skandinavienkrimi spielt 1942, zu Zeiten der nationalsozialistischen Besatzung in Norwegen. Junge Widerstandskämpfer, zu denen auch die Jüdin Ester gehört, widersetzen sich. Ester fliegt jedoch auf und muss nach Schweden fliehen, ihre beste Freundin wird ermordet und der Mord kann nicht aufgeklärt werden. Sie hinterlässt ihre kleine Tochter und ihren Lebensgefährten.

Ich fand das Buch aus mehreren Gründen spannend. Zum einen konnte man viel über die schreckliche NS-Zeit in Norwegen und Schweden erfahren, mir ist bewusst geworden, dass ich da erschreckend wenig informiert bin.
Zum anderen waren die losen Handlungsstränge an sich spannend, da ich bis zum Schluss des Buches nicht wusste, wie alles zusammenhängt.
Das Lesen ist nicht anspruchslos, da die Zeitebenen ständig wechseln, von 1942 geht es in das Jahr 1967 und auch 2015 ist noch mit vertreten. Zwar steht bei jedem Wechsel das Jahr angeschrieben, doch wurde ich für meinen Geschmack zu häufig aus meinem Lesefluss gerissen, weil schon wieder ein Zeitsprung anstand. Immer dann, wenn ich gerade so schön "drin" war.
Es ist auch kein Buch für "nebenbei" lesen, man muss auf die Details achten und auch ab und an über manche Szenen nachdenken.

Mir hat das Buch gut gefallen, es war spannend, hat Hintergrundwissen geliefert und die Auflösung war für mich (bis auf einen kleinen Nebenaspekt) nachvollziehbar.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.07.2019
Schreiner, Jumbo;Kintrup, Martin;Schocke, Sarah

Die One-Pot-Challenge


gut

One-Pot-Rezepte finde ich immer spannend, wenig Abwasch, unaufwändige Zubereitung, das mag ich.

Hier noch dazu als Challenge aufgebaut: es gibt immer eine Hauptzutat vorgegeben und jeweils ein Rezept damit wird im Topf, das zweite auf dem Blech und das dritte in der Pfanne zubereitet.
Soweit, so gut.
Versprochen wurde auch noch: "Hier kommt das ultimative Kochbuch für die genialste One-Pot-Küche aller Zeiten – und spannende Unterhaltung pur!"
Und genau das fand ich gar nicht - ich hatte tatsächlich mit einer spannende Challenge mit eindeutigen Gewinnern gerechnet, aber Jumbo Schreiber hat quasi jedes Rezept hochgelobt. Das war für meinen Geschmack ziemlich fad und gar nicht spannend.

Die Rezepte an sich haben mich größtenteils auch nicht angesprochen, lediglich fünf der 60 Rezepte sind auf meiner "Möchte ich nachkochen-Liste gelandet".

Gut gefällt mir die Aufmachung des Buches, großformatige Fotos, leicht nachvollziehbare Rezepte und zwischendrin auch witzige Sprüche.

Zusammenfassend ist der Funke bei diesem Kochbuch bei mir leider nicht wirklich übergesprungen.

Bewertung vom 07.07.2019
Sigurdardóttir, Yrsa

R.I.P. / Kommissar Huldar Bd.3


gut

Ich mag die Autorin und fand den Vorgängerband sehr spannend, dementsprechend hoch waren meine Erwartungen.

Wie gewohnt sind die isländischen Namen für den Lesefluss schon eine gewisse Herausforderung, der zunehmende Tourismus in Island mit den Outdoorkleidungs-Touris bekommt so nebenbei sein Fett ab und die Sprüche wie "in seinem Leben mangelte es an kurzen Hosen und Bier" waren erheiternd.
Nun ist es aber ja nicht Aufgabe eines Thrillers für Erheiterung zu sorgen, das beherrschende Thema des Buches war auch ganz das Gegenteil: ich will hier nicht spoilern, aber die Problematik ist sehr zeitgemäß und die Eindringlichkeit, mit der hier die Folgen für die Opfer aufgezeigt wurden, ging mir sehr an die Nieren. Ich fand die Umsetzung äußerst gelungen.

Allerdings haben mich die ewigen Streitereien, Techtelmechtel, Profilierungen u. ä. der Ermittler zunehmend genervt, sie sind sehr ausgebreitet und nehmen mir zu viel Raum im Buch ein ohne ein Mehrgewinn zu sein.

Mein größter Kritikpunkt ist aber der für mich fehlende Spannungsbogen, es plätscherte über weite Stellen so vor sich hin. Im Vergleich zum Vorgängerband ein eher blasser Thriller, der mich zwar mit der Behandlung des Grundthemas überzeugte, ansonsten aber nicht.

Bewertung vom 05.07.2019
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Schneewittchensarg / Ingrid Nyström & Stina Forss Bd.7


sehr gut

Schwedenidylle mit Hagebuttensuppe und einer Marimekko-Biene, ein schwedischer Krimi, der auch die schönen Seiten Schwedens andeutet.
Überwiegend ist es aber nicht die "verträumte und zugleich chaotische Idylle der Petterson und Findus Welt", die den Lesenden erwartet, sondern menschliche Abgründe.

Eine vor langer Zeit verschwundene Braut taucht urplötzlich skelettiert in einem Glassarg in einer Ausstellung wieder auf und die beiden Kommissarinnen ermitteln gemeinsam mit ihrem Team. Das ist spannend, aber eher moderat nervenaufreibend, ich habe mich keine Sekunde gelangweilt, musste aber auch nicht vor lauter Anspannung an meinen Fingernägeln knabbern.
Im letzten Abschnitt nahm das Buch dann aber auch nochmal richtig an Fahrt auf, die Auflösung hat mich überzeugt.

Neben dem eigentlichen Fall werden noch Geschehnisse aus dem/den Vorgängerband/Vorgängerbänden weitergesponnen. Anfangs noch ahnungslos, weil ich diese nicht kenne, konnte ich aber schnell auch ohne Vorkenntnisse folgen - auch der Strang hat mir gut gefallen, er ist auch deutlich spannender.

Viele nette kleine Anmerkungen (wie die oben erwähnen Marimekko-Biene und dem Vergleich mit Petterson und Findus, aber auch die "Blutzucker-Koffein-Bilanz" , "geistiger Schluckauf" oder das "digitale Trüffelschwein" haben das Lesen aufgelockert. Der Schreibstil gefällt mir richtig gut, schön abwechslungsreich und auch trotz vieler Rückblenden gar nicht verwirrend.

Mein Fazit: wenn es nicht ein durchgängig hoher Spannungsbogen sein muss und man ein Faible für Skandinavien hat: sehr empfehlenswert. Ich werde die Reihe weiterverfolgen.

Bewertung vom 03.07.2019
Kliesch, Vincent

Auris / Jula Ansorge Bd.1


ausgezeichnet

Ich oute mich gleich mal vorneweg: ich bin kein Fitzek-Fan und finde das Konstrukt "Roman nach einer Idee von..." auch ziemlich merkwürdig. Allerdings fand ich diese Buch absolut lesenswert!

Worum geht es?
Eingangs erlebt man den Arbeitsalltag des Akustik-Profilers Hegel, der nach getaner Arbeit einen Mord gesteht.
Dann wechselt die Perspektive zu Jula, die Schlimmes erlebt hat und deshalb nun über ungeklärte Verbrechen podcastet.
Jula war mir im Gegensatz zu Hegel von Beginn an sympathisch, auch wenn sie manchmal ziemlich eigenartig agiert.
Sie ist allerdings auch fest davon überzeugt, dass auch Hegel Opfer eines Justizirrtums ist und will helfen. Nur will Hegel gar keine Hilfe...

Mit einem angenehmen, weil leicht und ohne Anstrengung lesbaren Schreibstil wird das Buch seiner versprochenen Spannung gerecht - es war tatsächlich gleich von Beginn an ohne langes Herumgeplänkel richtig spannend und der Spannungsbogen hat nicht nachgelassen.
Die Auflösung hat mir sehr gut gefallen und ich freue mich, dass das Buch nur der Auftakt einer neuen Reihe war, denn hier freue ich mich jetzt schon auf eine Fortsetzung.

Bewertung vom 02.07.2019
Horsten, Christina;Zeltner, Felix

Stadtnomaden


sehr gut

Christina und Felix sehen es nicht ein, die happige Mieterhöhung, die ihnen ihr Vermieter ungerührt präsentiert, zu zahlen und so haben sie ein Problem: sie brauchen ganz schnell eine Wohnung in New York. Nachdem sich die Suche als sehr schwierig gestaltet, wird die vermeintliche Schnapsidee geboren: man könnte doch innerhalb eines Jahres jeden Monat eine neue Wohnung in einem anderen Viertel ausprobieren.

Zusammen mit der kleinen Emma, ihrer Tochter, setzten sie die Idee tatsächlich in die Tat um. Und während Emma immer nur völlig ungerührt "Neues Hause?" in der neuen Unterkunft fragt und sich ihre mitreisende Spielzeugkiste schnappt, müssen Christina und Felix schon sehr viel mehr Aufwand in die ständigen Umzüge stecken.

Die Einblicke in das andere New York - fernab der üblichen Touristenrouten - waren spannend und informativ. Man kann ganz viele Viertel und ihre Bewohner kennenlernen, denn die beiden veranstalten fast immer auch Nachbarschafts-Dinner, um die Bewohner trotz der kurzen Zeit kennenlernen zu können. Dabei erfährt man auch von den Problemen mit der zunehmenden Gentrifizierung und den Veränderungen in den jeweiligen Vierteln.

Auch der Einblick in das Leben als junge Familie in New York war interessant, beispielsweise das KiTa-Leben (horrende Preise, für uns krasse Eingewöhnungs- und Betreuungszeiten) oder Mahlzeiten (Küchen sind völlig überbewertet). Das war wirklich spannend, hier hätte ich mir noch tiefere Einblicke in das Alltagsleben gewünscht, das kam mir etwas zu kurz.

Insgesamt mal eine ganz andere Sicht auf die Stadt, die niemals schläft. Übrigens auch optisch wunderschön gestaltet mit kleinen Skizzen, Farbfotos und liebevollen Details. Ein Buch, das dazu anregt, die eigene Komfortzone mal zu verlassen.

Bewertung vom 30.06.2019
Walder, Vanessa

Das Leben ist ein Rechenfehler / Die Unausstehlichen & ich Bd.1


ausgezeichnet

Enni ist elf Jahre alt und am Start der Geschichte "ziemlich am #####".
Ja, so ist sie, immer sehr direkt und sie kann fluchen wie eine Große. Weil das aber nicht druckreif ist, wurde es im Buch wie gerade hier auch die Rezension zensiert. Das macht ziemlich viel Spaß, weil man sich immer überlegt, welches Schimpfwort man selbst einsetzen würde. Man kann somit quasi selbst das Schimpfwortlevel bestimmten...

Anhand der Schimpfwortaktion und der Kurzbeschreibung hatte ich ein witziges, flapsiges und spannendes Kinderbuch erwartet. Das habe ich zwar auch bekommen, aber auch ein Buch mit ganz viel Tiefgang. Ich habe mitgebibbert, Daumen gedrückt und des öfteren einen dicken Kloß im Hals gehabt, genauso aber auch ein fettes Grinsen oder ein "oh, wie niedlich".
Schön schnoddrig - so ist Emmi zumindest oberflächlich betrachtet - aber auch unheimlich sensibel und berührend, so ist auch das Buch.
Ich war völlig von den Socken, was für eine Entdeckung sich hinter 269 Buchseiten verbergen kann.

Jetzt aber genug geschwärmt, obwohl: die Illustrationen muss ich auch noch erwähnen, das hübsche Cover setzt sich auch im Buchinneren fort.

Das Buch ist übrigens der erste Teil einer Reihe und in sich nicht komplett abgeschlossen. Es bleiben also einige Punkte offen, die sich erst in den Folgebänden aufklären werden.
Ich persönlich mag lieber in sich abgeschlossene Geschichten und habe "Die Unausstehlichen" mit einem flehenden "Oh nein, bitte jetzt nicht zu Ende sein" zugeklappt, aber dieses Buch war so wunderschön und so spannend, dass ich doch glatt die Wartezeit auf Band 2 in Kauf nehme.

Für alle Punktesammler*innen: Antolin-Punkte gibt es hier auch.
Für mich volle fünf Punkte, es ist ein ######### gutes Buch.