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Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 926 Bewertungen
Bewertung vom 30.08.2021
Piskulla, Christian

Pacific Crest Trail Killer


ausgezeichnet

Der Zufall wandert mit
"Pacific Crest Trail Killer"von Christian Piskulla ist ein Thriller, der mir mit Sicherheit noch so einige Zeit im Kopf bleiben wird. Es ist aber auch ein Buch, bei dem es mir sehr schwer fällt, eine Wertung abzugeben.
Angesprochen hat mich hier wirklich der Titel und das Cover dazu und ich wurde auch nicht enttäuscht.
Der Pacific Crest Trail, kurz PCT ist ein Fernwanderweg in den USA, der über 4300 km und durch drei verschiedene Bundesstaaten führt. Der Weg gilt als sehr anspruchsvoll und die Hiker, die ihn komplett gehen, sind auch ein halbes Jahr unterwegs. Ich lese sehr gerne solche Wander- und Sporterfahrungen und schon die Beschreibungen der Vorbereitungen und auch die Naturbeschreibungen auf dem Trail waren hier sehr gelungen.
Mark Stetson war als Militärpolizist im Einsatz und möchte sich den Traum dieser Wanderung erfüllen, ehe er in eine andere Tätigkeit wechselt. Er ist auch noch nicht allzu lange auf dem PCT, als er zufällig auf den Fundort einer Leiche und damit das zuständige FBI stößt. Kurzerhand wird er vom Einsatzleiter rekrutiert und ist damit im Team bei der Suche nach einem Serienmörder auf dem Trail.
Das Buch ist sehr spannend geschrieben und besteht aus sehr vielen kurzen Kapiteln. Dadurch liest es sich sehr gut. Vorne im Buch befindet sich eine Übersichtskarte, auf dem man den Wanderweg gut verfolgen kann und hinten im Buch findet der Autor noch einige sehr wichtige, erklärende Worte.
Das Buch ist sehr facettenreich, teilweise waren es mir schon fast zu viele. Man begleitet den Mörder über einige Zeit und taucht mit ihm in seine düstere Welt ein und dann wiederum Mark bei seiner Wanderung. An anderer Stelle ist man bei den Opfern und den Angehörigen. Die Ermittlungsarbeit des FBI am Trail und auch im Hintergrund wird auch ausführlich beschrieben und was ich sehr interessant fand, waren die umfangreichen Berichte des Lebens im Abseits der Gesellschaft. Hier wird auf die Obdachlosen eingegangen und die vielen, die in Trailerparks mehr schlecht, als recht über die Runden kommen.
Dazwischen immer wieder die absolut genialen Beschreibungen der Natur am Wegesrand und die Ruhe, die die Wanderer hier finden. Einen großen Teil nimmt auch die erotische Beziehung zwischen Rebecca, einer Wanderbekanntschaft und Mark ein, die in sehr deutlichen Worten beschrieben wird.
Und über allem immer wieder die Frage, wie ein Mensch zu so einem Mörder, einem Monster wird und wie das mit unserer Lebensweise und unserem Medienumgang zusammenhängt. Hier gibt es viel Stoff zum drüber nachdenken.

Bewertung vom 30.08.2021
Siemer, Nicole

Totentier: Psychothriller


ausgezeichnet

Tod in Grubingen
"Totentier" von Nicole Siemer ist der neueste Thriller der Autorin und von der ersten Seite an spannende Lesekost. Wir begleiten hier Kriminalhauptkommissar Markus Penning auf der Suche nach einem Täter, der Täter grausam ermordet. Die Opfer des gesuchten Serienkillers haben alle selbst etwas mit dem Tod von Tieren zu tun.
Markus selber plagen während der gesamten Ermittlungen so seine ganz eigenen, düsteren Probleme. Er ist noch traumatisiert nach einem dramatischen Ereignis in der jüngeren Vergangenheit, trinkt deshalb zuviel und hat Albträume und Blackouts.
Manches hier in diesem Psychospiel ist nicht das, was es scheint.
Die Autorin spielt hier geschickt mit den Ängsten und Gefühlen der Leser und schafft es dabei, die Spannung weit oben zu halten. Im Grunde geht es hier um die Geschichte von Markus und was sich weiter daraus ergibt und dann der Kriminalfall um den Serienmörder, der Tierquäler grausam tötet.
Die beiden Storys nähern sich aneinander an und sind tiefer ineinander verflochten, als es den ersten Anschein hat.
Sehr gut gefällt mir, dass hier auf die Problematik mit dem Recht der Tiere hingewiesen wird und das viele Leid, dass es da gibt.
Einen ganz kleinen Abzug gibt es bei mir für das Finale, was dann ein wenig zu zeitig kam und dadurch für mich noch einige Fragen unbeantwortet ließ. Ich warte jetzt ganz gespannt auf das nächste Werk der Autorin.

Bewertung vom 30.08.2021
Pötzsch, Oliver

Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1


ausgezeichnet

Rund um den Wiener Zentralfriedhof
"Das Buch des Totengräbers" von Oliver Pötzsch ist der erste Band der neuen Reihe rund um den Totengräber Augustin Rothmayer.
Er ist der Totengräber auf dem Wiener Zentralfriedhof und ein kauziges Urgestein. Inspektor Leopold von Herzfeldt ist der Neue bei der Wiener Polizei und ermittelt in Fällen von Pfählung und Leichen, denen der Kopf geraubt wurde. Was liegt also näher, als das sich der Experte des Todes und der Experte der Mörder kennenlernen.
Wien im Jahre 1893 wird hier gut beschrieben und man bekommt auch so einiges in der typischen Mundart zu lesen, da es sich aber nur immer um einzelne Sätze handelt, kommt man gut damit zurecht. Leopold ist ein Piefke, da er hochdeutsch spricht und da er ganz moderne Ermittlungsmethoden wie Tatortfotografie und Vermessungen einsetzt, kommt er bei den Kollegen als eingebildet und hochnäsig rüber und ist sehr schnell unbeliebt.
Die Figuren, mit denen wir es hier zu tun bekommen, haben allesamt Charakter und auch die Atmosphäre der Stadt zu jener Zeit wird gut rübergebracht. Trotz der teils schaurigen Schauplätze und Details gibt es in diesem Buch eine tüchtige Portion Humor.
Das Buch ist sehr spannend und schafft es, so manche falsche Fährte zu legen bis sich alle Fäden am Ende entwirren und der Fall aufgeklärt ist.
Besonders gut gelungen ist hier die Figur des Totengräbers selbst und sehr spannend und interessant fand ich die Einblicke in den Almanch, an dem er grade schreibt. Ich freue mich sehr auf weitere Teile der Reihe und ein Wiedersehen mit Augustin und Leopold.

Bewertung vom 28.08.2021
Meyer, Chris

Der Blutkünstler / Tom-Bachmann-Serie Bd.1


sehr gut

Kunst in Blut
"Der Blutkünstler" von Chris Meyer ist ein Thriller, in dem man es mit einem sehr interessanten Profiler und einem grausamen Serienkiller zu tun bekommt.
Tom Bachmann ist Profiler, er "liest" de Seelen von Psychopathen, Mördern und Triebtätern und er ist in seinem Fach einer der Besten. Doch hier bekommt er es mit Morden zu tun, die für ihn sehr verwirrend sind und ihn an seine Grenzen treiben.
Der "Blutkünstler" schafft aus seinen Opfern Installationen, die an Grausamkeit kaum zu überbieten sind.
Das Buch ist sehr spannend geschrieben und läßt sich sehr gut und schnell lesen. Mir haben hier sehr gut die Rückblicke in die Vergangenheit gefallen und damit Einblicke in die Entwicklung und das Seelenleben des Protagonisten.
Der Thriller hier ist auch eher von der Sorte brutal und blutig und nicht nur subtil angedeutet, das sollte einem vor dem Lesen schon bewußt sein. Es gibt hier nichts wirklich Neues, aber doch so gut, dass ich weitere Fälle rund um das Team um Tom Bachmann gerne weiter verfolgen werde.

Bewertung vom 26.08.2021
Wise, Spencer

Im Reich der Schuhe


sehr gut

Leben und Arbeiten in China
"Im Reich der Schuhe" vin Spencer Wise ist nicht unbedingt ein Wohlfühlbuch. Man wird hier in Lebens-und Arbeitsbedingungen geworfen, die man erstmal verdauen muss.
Alex Cohan soll die Fabrik seines Vaters übernehmen. Er ist Besitzer einer Schuhfabrik in Foshan und regiert diese wie ein Kaiser. Für Alex ist beides schwierig, in diesem Land Fuss zu fassen, ohne sich ständig zu blamieren und sich gegenüber seinem Vater zu behaupten. Und als wichtigstes versucht er nebenbei auch noch menschlich zu bleiben.
Ihm zur Seite steht die Arbeiterin Ivy, durch die er nach und nach mehr über das Land und seine Geschichte, die Politik im Lande und auch die teils menschenunwürdigen Arbeitsverhältnisse erfährt.
Gleichzeitig schwelt hier auch ein Generationskonflikt zwischen Vater und Sohn, da der Vater seine eigene Denk-und Arbeitsweise verteidigt.
Mir hat hier der Schreibstil sehr gefallen, der ruhig und eindrücklich so nach und nach seine Botschaft entfaltet.Gleichzeitig habe ich sehr viel über die Lebens- und Arbeitsweise in China erfahren. Nicht zuletzt lernt man viel über Schuhe und ihre Herstellung.
Das Buch ist nicht immer leicht zu lesen, aber es lohnt sich.

Bewertung vom 25.08.2021
Conklin, Tara

Die letzten Romantiker


sehr gut

Vergangenheit und Zukunft
"Die letzten Romantiker" von Tara Conklin ist eine Familiengeschichte, die es von Anfang an versteht, beim Leser Spannung und Erwartungen aufzubauen.
Wir begleiten hier die vier Geschwister Renee, Caroline, Joe und Fiona vom Tod ihres Vaters in der Kindheit bis weit in die Zukunft. Nach dem Tod des Vaters erleidet die Mutter der Kinder, Noni, schwere Depressionen, von den Kindern "große Pause" genannt. Irgendwie überstehen die Kinder diese Zeit gemeinsam, erziehen sich gegenseitig, beschützen sich und wachsen noch enger zusammen.
Als Erwachsene sind sich die vier dann auf einmal fremd und wissen selber nicht, woran das liegt. Fiona erzählt den Großteil der Geschichte aus ihrer Sicht, aber jedem einzelnen der Geschwister sind große Abschnitte gewidmet.
Jeder einzelne hat hier unterschiedlich an den Folgen der Kindheit zu tragen und ist damit auch ziemlich alleine gelassen. Sehr gefühlvoll wird hier auf die unterschiedlichen Probleme eingegangen, die in Süchten, Arbeitswut, falschen Beziehungen und Verleugnung münden.
Nach und nach kommt erst das ganze komplexe Gefüge hervor und man begreift erst spät, was und wie und warum das so geschehen ist.
Mich hat diese Geschichte sehr beeindruckt, die Charaktere waren für mich lebendig und die Worte der Autorin sehr glaubhaft. Eine gut erzählte Geschichte von einem Leben, dass im Schatten der Traumata der Vergangenheit blieb.

Bewertung vom 24.08.2021
Pauling, Valerie

Der Himmel ist hier weiter als anderswo


gut

Neuanfang mit Hindernissen
"Der Himmel ist hier weiter als anderswo" von Valerie Pauling ist ein Familienroman mit einer Liebesgeschichte.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Fee, eine Mutter von vier Kindern und Geigerin in einem Orchester. Als ihr geliebter Mann stirbt, steht sie grade auf der Bühne und danach verändert sich ihr Leben total.
Sie kann nicht mehr spielen, sie kann nicht in der gemeinsamen Wohnung bleiben, weil ihr wegen Eigenbedarf gekündigt wird und sie von zu vielen Erinnerungen geplagt.
Also wagt sie einen kompletten Neuanfang. Sie kauft einen alten Gasthof im Alten Land und renoviert so, dass sie mit den Kindern dort einziehen kann.
Für jedes der Kinder ist es eine ganz eigene Erfahrung mit der neuen Situation zurechtzukommen und Fee selber hat es auch nicht leicht heimisch zu werden. Einige der auf sie zukommenden Probleme waren ihr unbekannt und hat sie unterschätzt.
Sehr gut haben mir die Geschichten der Kinder gefallen, die sehr eigen und vielfältig waren, wobei sich hier schon übertrieben viele Probleme auftaten.
Was mir an dem Buch so richtig gut gefallen hat, war die sehr ruhige, gemächliche Erzählweise und die Bilder der wundervollen Landschaft, die hier geschaffen werden. Man konnte den alten Gasthof mit seinem Steg davor und die vielen Obstbäume, die Radwege auf den Deichen fast vor sich sehen. Eine sehr schöne Atmosphäre wird hier erschaffen.
Die Handlung selber war für mich trotz einigem Hin und Her einfach zu vorhersehbar. Eine nette Geschichte für die Urlaubslektüre.

Bewertung vom 17.08.2021
Green, John

Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?


sehr gut

Amüsanter Gedankenmix
"Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?" von John Green ist ein Buch mit einem ganz besonderem Aufbau. Das Anthropozän ist das Zeitalter, in dem der Mensch den größten bestimmenden Einfluß auf den Planeten hat und es ist auch das Zeitalter, in dem wir jetzt leben.
John Green ist eigentlich ein Romanautor, hauptsächlich für Jugendromane, von denen er auch schon einige sehr bekannte geschrieben hat und das ist jetzt sein erstes Sachbuch.
Er verbindet hier jetzt eigene alltägliche Erfahrungen und Dinge, wie die größte Farbkugel der Welt, der beste Hotdog, Rasenpflege oder auch das Internet mit Fakten, Wissen und persönlichen Anekdoten darüber. Das ist oft erheiternd, lehrreich, aber auch nachdenklich machend. Es sind viele Sachen dabei, über die ich noch nie weiter in dem Sinne nachgedacht habe und deshalb macht es sehr viel Spaß zu lesen. Einige Fakten fand ich so informativ, dass ich mich dann selbst noch weiter darüber belesen habe.
Die Kapitel sind alle sehr kurz gehalten und sehr schnell zu lesen, schon wegen dem lockeren und amüsanten Schreibstil. Am Ende jedes Kapitels gibt er eine Sternebewertung ab, was an sich schon recht spannend ist. In vielen der Abschnitte erhalten wir persönliche Einblicke in das Leben des Autors, Momentaufnahmen aus der Pandemiezeit und auch Kindheitserinnerungen.
Man kann querbeet lesen oder in Reihenfolge, eine Geschichte am Tag oder das Buch am Stück, egal wie, es ist großartige Unterhaltung. Die Zusammenstellung wirkt auf den ersten Blick wahllos zusammengewürfelt, ist es aber nicht.
Bei der Bewertung bleibe ich hier dem Autor treu, der sich sehr schwer tat 5 Sterne zu vergeben und gebe diesem Buch hier 4 Sterne.

Bewertung vom 16.08.2021
Düffel, John

Die Wütenden und die Schuldigen


sehr gut

Einsamkeit und Trauer
"Die Wütenden und die Schuldigen" von John von Düffel ist ein ganz besonderes Buch. Hier begleiten wir eine Familie in den Zeiten der Quarantäne und Kontaktbeschränkungen durch Covid.
Richard ist ein Pfarrer in der Uckermark, der auf der Schwelle zum Tod steht. Sein Sohn Holger befindet sich nach einem Suizidversuch in einer psychiatrischen Klinik. Seine Exfrau ist Ärztin und zusammen mit einem Rabbi in Quarantäne. Und die Enkel Selma und Jakob gibt es auch noch.
Es ist so einiges in Schieflage in dieser Familie und so nach und nach wird in einzelnen Abschnitten über die Familienmitglieder erzählt und man beginnt ihr Denken und Handeln zu begreifen.
Sehr viele Themen werden hier hinterfragt und kommen zur Sprache. Es ist ein Buch zu sehr viel mitdenken und nachdenken. Es waren hier so einige Sätze, die ich mehrfach gelesen habe.
Hier wurden keine sympathischen Protagonisten geschaffen, sondern echte Menschen mit Ecken und Kanten, sie wirken lebendig. Es war auch nicht ganz einfach in diese Geschichte reinzukommen, aber dann hatte sie mich doch im Griff und das Ende hat mir sehr gut gefallen und den Bogen geschlossen.

Bewertung vom 16.08.2021
Russenberger, Andreas

Bahnhofstrasse


ausgezeichnet

Das schwarze Buch
"Bahnhofstrasse" von Andreas Russenberger ist der Nachfolger von "Paradeplatz" und im Mittelpunkt steht wieder der Bankprofessor Philipp Humboldt.
Die Züricher Privatbank von Werdenberg soll verkauft werden und das zu einem unanständig hohen Preis. Philipp wird von Alexander von Werdenberg beauftragt, Recherchen zur Geschichte der Brüder von Werdenberg und der Entstehung des Bankenhauses zu betreiben und dann ein Buch zu schreiben. Unterstützung und Hilfe werden ihm an die Hand gegeben.
Durch diese Recherchen tauchen wir als Leser tief in die Vergangenheit mit ab, wo sich schon recht schnell einige Ungereimtheiten zeigen. Das ist total spannend beschrieben. Auch die Passagen, die sich um das Bankenwesen drehen, sind alles andere als langweilig, sondern sehr lebendig und aufschlußreich.
Schön fand ich es, dass man als Leser immer etwas tiefer in den Geschehnissen war, als Philipp und dadurch die Zusammenhänge gut erkannte. Die Auflösung der Geschichte passiert erst zum Ende hin, wodurch man die komplette Geschichte erst nach und nach erfährt.
Auch ohne den Vorgänger gelesen zu haben, kommt man gut in die Geschichte, sie steht völlig für sich allein. Ich werde das Buch jetzt aber nachholen, da mich der Schreibstil des Autors überzeugt hat.