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Uli Geißler
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Fürth/Bay.

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Insgesamt 768 Bewertungen
Bewertung vom 24.07.2007
Beckett, Simon

Die Chemie des Todes / David Hunter Bd.1


gut

Schicksalsschlag als Essenz mörderischer Rachsucht

Offensichtlich litt der schon in jungen Jahren zu einiger Berühmtheit als forensischer Anthropologe avancierte Dr. David Hunter an einer Art “Burn Out”, verursacht durch den frühen Unfalltod seiner Frau und der gemeinsamen Tochter. Er kehrt der Großstadt London und seiner nicht immer angenehmen Arbeit den Rücken und zieht aufs eher langweilig-triste Land nach Manham im Bezirk Norfolk, um in der Landpraxis des gelähmten Dr. Henry Maitland mitzuarbeiten.

Schon bald zieht sich der lange Zeit noch auf seine Genesung Hoffende mehr und mehr zurück und David hat gut zu tun. Dennoch fehlt ihm der Rückhalt der Leute. Bis zum Ende der Geschichte ändert sich diesbezüglich kaum etwas; er bleibt ein Fremder aus der Stadt.

Als zwei Kinder eine gruselig von Maden und der “Chemie des Todes” zerfressenen Leiche Sally Palmers mit eingepflanzten Schwanenflügeln entdecken, schlittert er teils aus eigener Neugier, teils aufgrund seiner nicht abzustreifenden Fachkenntnis in die Aufklärung des Falles hinein. Es entspinnt sich eine etwas distanzierte Zusammenarbeit als Sachverständiger mit dem örtlichen Kommissar, der bald schon Hunter’s Vergangenheit kennt und dessen Kompetenz nutzen will.

Der innerlich immer noch unruhige, von geradezu realistischen Träumen über seine beiden verlorenen Lieben, Ehefrau und Tochter, verwirrt und doch auch geleitet, entdeckt kaum merkliche Emotionen der Lehrerin Jenny Hammond gegenüber. Langsam und vorsichtig entwickelt sich das Kennen zur Beziehung.

Richtig “gepackt” wird der frühere Rechtsmediziner, als eine weitere Frau, die Schriftstellerin Lyn, während nach ihrer Jogging-Runde nicht heimkehrt und dann ermordet aufgefunden wird. Der Kommissar Mackenzie drängt Hunter förmlich, bei der Aufklärung mitzuwirken, was dieser schließlich auch tut. Eine Reihe merkwürdiger und dem Hauptstrang der Geschichte beigefügten Ereignisse oder Erlebnisse lassen einen hinsichtlich eigener Vermutungen verschiedene Verdächtige in Betracht ziehen, wie beispielsweise den scharfzüngigen Prediger des Ortes oder einen impulsiven, gewaltbereiten Jäger und Fallensteller.

Nach der eher relativ gemächlich sich fortschreibenden Erzählung gerät einem im letzten Drittel dann doch noch das Blut in Wallung. Als Dr. Hunter’s neue Beziehung zu Jenny gerade an Klarheit gewinnt, verschwindet auch sie und eine aufgeregte Hatz beginnt. Dem Autor gelingt es, eine regelrechte Jagd zu entfachen, die ihre Spannung durch das Wissen um das Vorgehen des Mörders, der seine Opfer zunächst drei Tage zu quälen pflegt, bevor er sie auf grausam-ritualisierte Weise tötet, erhält. Andererseits verfolgt man mit dem Protagonisten gemeinsam auch eine mögliche, aber doch schließlich falsche Spur. Das kostet Zeit und Nerven.

Auch wenn die ganze Geschichte aufgrund etwas überzogener Abläufe an manchen Stellen unglaubwürdig scheint, erstaunt und erschüttert einen die Wendung am Schluss zugleich. Das hätte man eben nicht gedacht …! Insgesamt ein Thriller, der langsam startet, mittelprächtig gut unterhält und gegen Ende ausreichend Nervenkitzel verursacht.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

1 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.07.2007
Remes, Ilkka

Blutglocke


gut

Macht Medienmacht Machtphantasien?

Es ist “nur” ein Roman, der teilweise die unglaublichen Machtvisionen des unter dem gewaltsamen Tod seiner Mutter und dem Tod seines Vaters, dem Mafiaboss Eduard Garnow leidenden Protagonisten erzählt. So kann man trotz der skurrilen und fiktiven Herrscherfantasie des Hauptübeltäters Rem Granow dennoch anhaltend spannend die Entwicklungen der Geschichte verfolgen.

Vielleicht liest sie sich so leicht, weil Ilka Remes wieder einmal durchaus bekannte Klischees verbrecherischen Handelns bedient. Trotzdem schafft er genug Neues, beschreibt wohl recherchiert technische und biochemische Gegebenheiten und sorgt für atemloses Staunen über die vielschichtigen Zusammenhänge des europäischer Gaunerorganisationen.

Immerhin denkbar und im Bereich des Möglichen ist der geradezu perfide wie geniale Plan Granows, die Medien zu nutzen, um durch Massenhysterie und Beeinflussung die Bürgerinnen und Bürger eines ganzen Landes das wünschen und die Handlungen vollziehen zu lassen, die er sich zur Verwirklichung seiner wahnhaften Idee vorher akribisch erdacht und zurecht legte.

Gleich zu Beginn erschaudert es einen, da der Deutsche Außenminister ermordet wird, nachdem zuvor dessen Sohn entführt wurde. Klein – so der treffend gewählte Name – war mitverantwortlich für den versehentlichen Erschießungstod Granow’s Mutter. So erhält der Roman von Anfang an seine realistische Atmosphäre und Lesernähe. Auch der Buchtitel erhält schon auf den ersten Seiten seine Erklärung, als der machtverrückte Granow eigens zur Beerdigung seiner Mutter eine Glocke nach überkommenem Brauch anfertigt.

Die aus früheren Romanen Remes’ bekannte Kommissarin Johanna Vahtera wird in den Mordfall eingeschaltet und damit auch in die Verfolgung der kruden Schmuggel- und Bedrohungsmachenschaften, die sich zwischen russischen, finnischen und deutschen Verbrechern und Mitläufern entwickeln. Ein Ex-KGB- Mann, der – wie so Viele -unerkannt im neuen politischen System des wiedervereinigten Deutschland unterkam, soll der neue Bundeskanzler “unter” Rem Granow werden. Völlig abgedrehter Gedanke, der nur durch die Autorenlogik und –kraft Remes vorstellbar wird.

Weitere Handlungsstränge lassen den Plot ziemlich ausufern, erzeugen andererseits für neue Spannung. Aber sie machen die Handlung unübersichtlich und werfen zudem Fragen auf, die jedwege Zusammenhänge vermissen lassen. Lediglich als Character unterstreichende Beigabe sind sie zu akzeptieren.

“Blutglocke” ist dennoch wieder ein Thriller der besseren Klasse, wenngleich ein wenig von dem Gefühl getrübt, dass der Autor dieses Mal irgendwie zu viel hineinpacken wollte.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

0 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.07.2007

Big Brain Academy


sehr gut

Witzig-anspruchsvolles Hirntraining für Alle

Seit den Ergebnissen gewisser Studien über den Wissens- und Leistungsstand von Schülerinnen und Schülern in Deutschland (“Pisa”) ist offensichtlich der Bildungswahn ausgebrochen. Das zeigt sich auch an der vermehrten Entwicklung und Verbreitung unterschiedlichster Lernspielvarianten. So wundert es nicht, dass auch auf der aktuellen Top-Handheld-Spielkonsole derartige Übungssoftware läuft. So wird au seiner reinen Unterhaltungselektronik ganz unbemerkt, aber wirkungsvoll ein Übungsinstrument, was allerdings keineswegs schlecht ist.

Ein berühmter Hirnforscher verbreitet dabei seine kreativen Ideen als Massenware: Dr. Kawashima. “Gehirn-Joggin” lautet die Devise, also das spielerische Trainieren der Gehirntätigkeiten. Anspruchsvoll, abwechslungsreich und ausgesprichen unterhaltsam kann man ganz nebenbei im Bus, im Zug, im Warteraum oder einer kleinen Pause mit der “Brain Academy” Spaß haben und dabei die Synapsen reizen und so die Leistungsfähigkeit des Gehirns verstärken, unabhängig davon, wie alt man ist.

15 verschiedene Übungen in drei Kursen (Schwierigkeitsgraden) sind zu erfüllen. Die Bereiche Vision, Algebra, Analyse, Memoria und Logica bieten eine Vielzahl von oft unter Zeitdruck zu erledigende Aufgaben wie Erinnerungstests, mathematische Übungen oder kleine Logikspiele. Der berührungsempfindliche Bildschirm wird gut genutzt und es macht wirklich Spaß, Puzzleteile in Höchstgeschwindigkeit zu erkennbaren Gebilden zusammenzufügen, Gewichte richtig einzuschätzen, eine Tonreihe in der richtigen Abfolge wiederzugeben, Geldmengen schnell nach Höchstwert auszuwählen oder Schattenrisse zu erkennen.

Wer genug geübt hat und sich seiner guten Leistung bewusst ist, kann sogar wagen, gegen andere DS-Besitzer per drahtloser Verbindung einen Vergleich wagen. Dazu braucht es nicht mal ein zweites Spielmodul. Auch auf dem Gerät selbst lassen sich die Ergebnisse anderer Mitspieler speichern, so dass man selbst beim alleinigen Üben immer auch die Werte der Familienmitgliede, Freundinnen oder Freund mit den eigenen Leistungen abgleichen kann. Am Ende kann man sich über eine Bronze-, Silber- oder Goldmedaille freuen.

Ein tolles Spiel, das wirklich gut und vor allem auch in der Gruppe Spaß macht und zudem die kleinen, grauen Gehirnzellen auf Trab bringen kann.

© 7/2007, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Spiel- und Kulturpädagoge, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.07.2007

Dr. Kawashimas Gehirn Jogging, Nintendo DS-Spiel


gut

Spielerische Übungen zur Aktivierung der Grauen Zellen

Waren früher die Spielkonsolen noch das, wie sie hießen, so hat sich inzwischen nicht nur die Akzeptanz, sondern auch das Software-Spektrum deutlich in alle Richtungen entwickelt. Besonders die attraktive „Nintendo DS“ bietet für Erwachsene eine ganze Reihe von Software, die seriös und doch spielerisch daher kommt. „Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging“ reizt durch den Anspruch, die eigenen Hirnleistungen durch tägliches Üben anzuregen und zu verbessern. Ob dem nun wirklich so ist, oder nicht, kann man als Nicht-Gehirnspezialist kaum glaubhaft nachweisen.

Die vielen Übungen regen allerdings tatsächlich an und fordern heraus. Irgendwie will man es schon wissen, ob man nun endlich mal beim Lebensalter-Test attraktive Werte schafft oder in der Bestenliste nach oben rutscht.

Die Übungen werden gut nachvollziehbar erklärt und sind letztlich einfach zu erfüllen. Oft liegt es eher an der Auffassungs- oder händischen Geschwindigkeit, wie fix man Buchstaben anklicken, Zahlen schreiben oder mit Linien verbinden, Silben zählen oder Rechenaufgaben meistern kann. Alles macht Spaß, man bekommt umgehend und oftmals gnadenlos Rückmeldung, wo man steht. Da man alle Übungen und Trainings auch einzeln auswählen kann – sofern sie aufgrund guter Leistungen schon „freigeschaltet“ wurden – lassen sie sich gut „zwischendurch“ erledigen. So lässt sich eine entspannte Pause doppelt nutzten: zur Regeneration und Aktivierung gleichzeitig.

Einzige bislang entdeckte Schwäche ist die Tatsache, dass oftmals die handschriftlichen Eingaben nicht richtig erkannt werden und manchmal ohne Verbesserungschance von der Software übernommen werden, beispielsweise beim Sudoku oder bei den Rechenaufgaben. So werden oftmals richtige Eingaben als Fehler berechnet und die Leistungsergebnisse entsprechend verfälscht.

Wer Lust auf die Auseinandersetzung und den Wettstreit mit Anderen hat, kann drahtlos gegen weitere DS-Besitzende spielen. Das spornt an, kann allerdings – wenn man etwas lahmer ist, als der Gegenspieler – auch mal frustrieren. Da heißt es dann halt Üben, Üben, Üben. Und das ist ja ohnehin der Sinn der Gedächtnis- und Rechen, Schreib- Sudoku- und Vorleseaufgaben.

Der schnelle und unkomplizierte Zugang zu den Spielformen sowie die abwechslungsreichen Aufgaben fördern die Konzentration und erweitern die Gehirntätigkeit, was laut Dr. Kawashima zur Verbesserung der Hirnleistung führt. Endlich kann man ohne Rechtfertigungsdruck spielen und dabei etwas wirklich Sinnvolles tun.

© 7/2007, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Spiel- und Kulturpädagoge, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

5 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.07.2007
Isaksen, Jogvan

Option Färöer


gut

Neugieriger Journalist verstrickt sich in eine gefährlicher Recherche

Die rauen Inseln im Nordatlantik sind Schauplatz einer ganzen Reihe von Morden, die zunächst zusammenhanglos geschehen. Erst stirbt ein Radiomoderator während der Sendung, dann ein herumstreunender, wohnsitzloser Jugendlicher , ein Lohnbuchhalter und schließlich ein bei einer christlichen Zeitschrift tätiger Kollege von Hannis Martinsson.

Obwohl kein Kommissar, treibt die vermutlich genbedingte Neugier den Journalisten Martinsson an und er beginnt zu recherchieren. Das ist nicht ganz ungefährlich, denn schnell sind Zusammenhänge offenbar, die auf kriminelle Machenschaften der Mafia, speziell des Geschäftsmannes und Schiffsreeders Hanus í Rong schließen lassen. Es ist nicht ganz leicht, die Spuren zu verfolgen und vor allem: es ist supergefährlich. Martinsson bricht bei dem Reeder ein, wird fast erschlagen, findet einen Zettel mit einer merkwürdigen Nummer. Die stellt sich später als Schlüssel zu einem Nummernkonto in der Schweiz heraus – Eigentümer ist Hanus í Rong. Der Journalist – ohnehin knapp bei Kasse – bedient sich mal eben unerkannt mit einer Million und schlittert dann grenzwertig in ein spannendes Abenteuer, das der Autor geschickt und geradezu kontinuierlich mit Adrenalin fördernden Ereignissen entwickelt.

Der Journalist verlässt mehr und mehr das sichere Terrain journalistischer Recherche und gerät in den Sog des detektivischen Puzzles, gleichzeitig aber auch in das Visier der von ihm Verfolgten. Das macht das Buch wirklich spannend. Bis zum Schluss bleibt der Journalist die Hauptfigur, erzählt in Ich-Form seine Gedanken, beschreibt sein Handeln und gewährt Einblicke in seinen Überlegungen. Nie kommt die Idee auf, die Polizei verstärkt zu Rate zu ziehen, was zwar unwahrscheinlich scheint, aber umso mehr für Spannung sorgt.

Jógvan Isaksen hat einen guten Roman abgeliefert, der sich nicht außergewöhnlich hervortut aber auch keineswegs langweilig wäre oder unter Niveau liegt. Viele Skandinavienkrimis sind sicher spannender, aber es ist auch ausgesprochen schwierig, auf dem inzwischen hohen, obersten Level mitzuerzählen.

©7/2007 Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.06.2007
Bretagne: Reisehandbuch mit vielen praktischen Tipps Marcus Schmid und Jochen Grashäuser

Bretagne


ausgezeichnet

Das Reisehandbuch für Frankreichs Ende der Welt

Dieser Reiseführer hat es in sich: die gesamte Bretagne nämlich mit ihren Küsten, Stränden, Felsformationen, Burgen, Mauern, Menhiren und Dolmen, Kathedralen, vergessenen Dörfern und ihrer unnachahmlichen Mystik, tristen Ursprünglichkeit und düsteren Erscheinung.

Das Buch der beiden Autoren weckt die Sehnsucht nach der mürben Schönheit des Westteils Frankreichs, einer Region, die bisweilen geradezu unverändert seit Jahrhunderten scheint. Mit den üblichen Reiseinformationen zu Anreise, Reisezeit, Unterkunft, Essen, Trinken, Versorgung im Land und dergleichen startet die Reise in die Vergangenheit französischer Gegenwart. Das Wissenswerte über Frankreich folgt in einem aufschlussreichen „ABC“ und eine Zusammenfassung zur Geschichte des Landstrichs vermittelt knapp einige wichtige Ereignisse.

Ein eigenes Kapitel ist gleich zu Beginn dem berühmtesten Ort der Bretagne an der Grenze zur Normandie gewidmet. Danach folgen die weiteren Regionen mit ihren Besonderheiten, Sehenswürdigkeiten, Geschichten und Anekdoten. Übersichts- und Detailkarten verhelfen zur Orientierung und die vielen Fotos lockern das dicke Handbuch auf. Viele sind in schwarz-weiß, was etwas antiquiert wirkt aber oft zur historischen Ausstrahlung der alten, rauen Wirklichkeit von Landschaften, Gemäuern und christlichen Symbolik passt. Zum Glück folgen immer wieder mehrere Seiten mit Farbaufnahmen, die aufzeigen, dass es auch in der Bretagne einen blauen Himmel gibt.

Ausflugstipps, Restaurantempfehlungen, Hinweise auf Vergünstigungen (Museumspass) und immer wieder kleinere Geschichten zu Persönlichkeiten, Begebenheiten oder Hintergründen einer bestimmten Stadt oder Region erweitern den Horizont der Interessierten und helfen bei der konkreten Planung. Durch die Biographien hervorgehobener Persönlichkeiten einer Stadt, Ausführungen zur individuellen Dorfgeschichte, der Erläuterung originärer Rituale oder Kleidung erfährt man neben den eindeutigen Reisefakten auch ein wenig über den „Geist“ dieser faszinierenden Reiselandschaft. Ebenso finden sich Ausflugsvorschläge, Fahrradverleiher, Restaurants, Öffnungszeiten, Freizeit- und Übernachtungsmöglichkeiten in dem Buch.

Wie so oft bei den Reiseführern dieses Verlages bleibt das Gefühl, dass nichts ausgelassen wurde. Das Buch ist ein fundiertes und vertrauenerweckendes Reisehandbuch für Individualreisende wie Pauschaltouristen gleichermaßen. Das Register hilft, gesuchte Orte schnell zu finden, ein Mini-Sprachführer lässt wichtigste Bezeichnungen und Begriffe verstehen und die auffaltbare Stadtkarte von Rennes sowie die Übersichtskarte der Bretagne in den Umschlagsdeckeln sorgen für schnelle Übersicht.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.06.2007
Nadel, Barbara

Schleier des Todes


gut

Egozentrischer Wahn tötet für krude Kunst

Wieder einmal ist in der Zwei-Kontinente-Stadt Istanbul der sympathische Kommissar Çetin İkmen gefordert. Eine tote Frau – anscheinend eines natürlichen Todes gestorben – wird aufgefunden. Nicht ungewöhnlich. Schon eher, dass in ihrer Wohnung ein ebenfalls toter junger Mann aufgefunden wird, der lebendig wirkt, obwohl er schon vor 50 Jahren das Zeitliche segnete. Später stellt sich heraus, dass er auf perfekte Weise balsamiert war.

Dann verschwinden im Jüdischen Viertel der Stadt am Bosporus die Zwillinge des dort lebenden exentrischen und drogenabhängigen Künstlers Melih Akdeniz spurlos. Doch statt verzweifelt zu sein und an der Suche nach den Kindern mitzuwirken, denkt dieser stoisch an seine geniale und unsterblich machende Performance, auf welche der sich seit Jahren vorbereitet. Ein weiterer Fall. Auch seine Frau verhält sich mehr als merkwürdig und auch ihr Bruder gerät in Verdacht, etwas mit der Entführung der Kinder zu tun zu haben.

Schließlich wird bei den Recherchen durch İkmen’s Kollegen Kommissar Süleyman im Keller eines russischen Drogenbosses ein eingefrorenes Kind entdeckt, welches er – wie viele andere in Mafiakreisen – einbalsamieren lassen will. Jetzt wird es richtiggehend anstrengend für den Kommissar und sein bewährtes Team.

Die Autorin – profunde Kennerin der Lebenswirklichkeit der türkischen Millionenstadt – beschreibt hautnah und real, dass die fiktive Geschichte glaubhaft und aktuell erscheint. Die Akteure sind in ihrem Wesen zu durchschauen, authentisch, wirklich. Dabei spielt sie gekonnt menschliche Schwächen, insbesondere aber realistische Reaktions- und Denkweisen aus, nimmt einen in die ethisch-moralischen Fragestellung der Verbrechen und der kulturellen Sichtweisen und Auseinandersetzungen mit hinein.

Die Geschichte entwickelt sich in aller Seelenruhe. Trotz gebotener Eile bezüglich der vermissten Kinder und des entsprechenden Drucks auf die Istanbuler Polizei scheint in der Ruhe die Kraft zu legen. Überlegung statt Übereilung. Die Spannung bleibt bis zum Ende und nach dem Zuklappen des Buches bleibt das Gefühl, einer ungewöhnlichen, aber spannenden Verbrechensgeschichte auf die Spur gekommen zu sein. Drei Fälle sind gelöst.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.