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smartie11
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Insgesamt 917 Bewertungen
Bewertung vom 15.08.2016
Wassmer, Julie

Pearl Nolan und der tote Fischer / Pearl Nolan Bd.1


gut

Ein Krimi mit viel Küstenstädtchen-Atmosphäre aber wenig Spannung

Zum Inhalt:
Pearl Nolan betreibt ein kleines Seafood-Restaurant im beschaulichen Küstenort Whitstable und seit Neuestem auch eine kleine Detektei. Als eines Tages ein Unbekannter Mann bei ihr auftaucht und von einem säumigen Schuldner berichtet, lehnt Pearl den Fall ab um kurz darauf den Schuldner, ihren alten Freund Vinnie, aufzusuchen. Doch auf seinem Boot macht Pearl eine schreckliche Entdeckung…

Meine Meinung:

„Pearl Nolan und der tote Fischer“ (Original: „The Whitstable Pearl Mystery”) ist der erste Band einer neuen Krimi-Reihe der britischen Autorin Julie Wassmer, die seit mehr als zwanzig Jahren Drehbücher für die BBC schreibt.

Ich selbst mag die „typischen“ britischen Krimis sehr gerne und der Start in die Geschichte entsprach meinen Erwartungen voll und ganz. Die erste Leiche wird bereits früh (auf Seite 31) aufgefunden, eine ganze Reihe von potenziell verdächtigen Personen wird nach und nach eingeführt und das Setting drum herum ist sehr schön und stimmig beschrieben. Insbesondere Letzteres ist für mich die zentrale Stärke dieses Krimis, denn der Autorin gelingt es wirklich hervorragend, ein plastisches, sehr lebhaftes und sympathisches Bild der kleinen Küstenstadt Whitstable zu kreieren, die nur wenige Kilometer nördlich der Stadt Canterbury an der britischen Nordseeküste liegt. Man merkt sehr deutlich, dass Autorin Julie Wassmer ihre Heimatstadt sehr gut kennt und liebt. Eine noch schönere Leseatmosphäre ergibt sich nur, wenn man „Whitstable“ in die Google-Bildersuche eingibt und die Impressionen des beschaulichen Fischerstädtchens mal auf sich wirken lässt (kann ich persönlich nur sehr empfehlen).

Auch die Charaktere, die sich Wassmer für ihren Pilot-Krimi erdacht hat, haben mir durchaus gut gefallen. Allen voran die bodenständige und sehr sympathische 38jährige Pearl Nolan sowie ihre patente, Flamenco tanzende Mutter Dolly, die für meinen Geschmack eine etwas präsentere Rolle bei den Ermittlungen hätte einnehmen dürfen. Dazu gibt es z.B. noch wettergegerbte Fischer, britisch-snobistische High Society, einen profitorientierten Geschäftsmann oder auch eine italienische Austauschstudentin. Wie schon gesagt, ein schöner, bunter Strauß verschiedenster Charaktere. Lediglich Pearls „Gegenpart“, DCI McGuire von der Kripo Canterbury, ist mir insgesamt doch irgendwie zu blass geblieben und so konnte ich auch nicht nachvollziehen, was Pearl am ihm gefunden hat.

Der größte Schwachpunkt dieses Krimis war für mich leider die Story an sich, denn es fehlte einfach an Spannung. Abgesehen von wenigen Passagen hat mich die Story leider in keiner Weise gefesselt oder zum Weiterlesen animiert. So ging es mir gegen Ende wie DCI McGuire, der den Fall schon zu den Akten gelegt hatte. Ich hätte genauso gut aufhören können zu lesen, denn auf die Auflösung des Falles war ich (untypischer Weise für mich) überhaupt nicht neugierig. Am Ende hat es die Autorin dann zwar tatsächlich noch geschafft, mich mit ihrer Auflösung zu überraschen, aber der ganz große „Wow“-Effekt ist bei mir leider ausgeblieben. Im Nachhinein war die Auflösung der Story durchaus nachvollziehbar und Julie Wassmer hatte bis dato auch das ein oder andere Indiz in die Story eingebaut, dennoch wäre ich auf diese Auflösung wohl nie gekommen. Es fehlte mir einfach der „das hätte ich doch erkennen können“-Effekt, der für mich unbedingt zu einem guten Krimi dazugehört.

FAZIT:
Rosamunde Pilcher mit ein paar Krimi-Elementen: Ein schönes, atmosphärisches Setting mit einem bunten Strauß verschiedener Charaktere, aber leider so (fast) ganz ohne Spannung.

Bewertung vom 08.08.2016
Baldacci, David

Der Killer / Will Robie Bd.1


ausgezeichnet

Ein Agenten- / Polit-Thriller der Spitzenklasse


Zum Inhalt:
Will Robie zählt zu den Besten in seinem Job. Er ist der Auftragskiller, der im Geheimauftrag der US-Behörden Unterweltgrößen und Top-Terroristen ausschaltet. Bis zu dem Tag, an dem bei einem Auftrag etwas schief läuft und Robie innerhalb von Minuten vom Jäger zum Gejagten wird…

Meine Meinung:

„Der Killer“ ist der erste Teil einer Thriller-Reihe von Bestseller-Autor David Baldacci (u.a. „King & Maxwell“-, „Camel Club“- und „John Puller“-Reihe), dessen Bücher in mehr als 45 Sprachen übersetzt wurden und weltweit eine Gesamtauflage von mehr als 100 Millionen erreichen.

Die Story beginnt mit einem tempo- und actionreichen Start, bei dem sich der Leser bereits einen Eindruck von Robies speziellen Fähigkeiten machen kann. Entsprechend schnell hat mich die Story gefesselt und in ihren Bann gezogen. Im Folgenden variieren Tempo und Spannung, reißen aber niemals ganz ab. Vielmehr ergeben sich zwischendurch mal ein paar wohldosierte „Pausen“ zum Durchatmen, die man auch wirklich gut gebrauchen kann. Denn an einem mangelt es diesem Thriller mit Sicherheit nicht: Überraschungen! Doch die eigentliche Stärke dieses Thrillers ist für mich, dass ich bis kurz vor Schluss keine belastbare Theorie hatte, wie alles zusammenhängen könnte oder wer die geheimnisvollen Drahtzieher im Hintergrund sind. In sofern erging es mir beim Lesen wie dem Protagonisten Robie selbst: Man weiß in keiner Weise, wem man noch trauen kann und wem nicht. Ein Verwirrspiel par excellence, wie ein Schachspiel, bei dem Protagonist Will Robie über lange Strecken stets einen Zug zurück liegt und weder seinen Gegner, geschweige denn dessen Strategie kennt.

Zwischendurch hatte ich ehrlich gesagt Sorge, dass es dem Autor nicht gelingen könnte, am Ende alles nachvollziehbar aufzuklären. Doch diese Sorge war ungerechtfertigt: Wenn man die Persönlichkeitsstrukturen aller Beteiligten mit betrachtet, fand ich die Erklärung am Ende nachvollziehbar und in sich „rund“. Das ist dem Autor für mein Empfinden wirklich gut gelungen. Darüber hinaus beglückt er seine Leser sogar gleich mit zwei sehr actionreichen Finalen, die ein hohes Maß an Spannung und Überraschung aufweisen, kombiniert mit einem Schuss Dramatik.

Obgleich Will Robie als Auftragskiller sein Geld mit dem Töten anderer Menschen verdient, war er mir doch von Anfang an sympathisch, denn Robie ist alles andere als eine willenlose Tötungsmaschine. Er ist vielmehr ein Mann mit viel Verstand und schneller Auffassungsgabe, der das Herz am rechten Fleck trägt und sich durchaus aufopferungsvoll für die Underdogs der Gesellschaft einsetzt. Im Verlauf der Story hat dieser Charakter eine sehr schön gezeichnete und nachvollziehbare Entwicklung vom absoluten Einzelgänger bis hin zum Team-Player genommen. Ein bisschen erinnerte mich Will Robie an die Figur des "Orphan X" von Gregg Hurwitz. Aber auch die weiteren Charaktere Baldaccis habe ich als sehr gelungen, plastisch und glaubwürdig empfunden, allen voran die wahrlich taffe Julie und die FBI-Agentin Nicole Vance.

FAZIT:
Ein meisterhafter Thriller mit atemlosem Tempo, viel Action, überraschenden Wendungen und einem (für mich) unvorhersehbaren, aber sehr überzeugenden Finale!

Bewertung vom 05.08.2016
Aichner, Bernhard

Interview mit einem Mörder / Max Broll Krimi Bd.4


ausgezeichnet

Ein ungewöhnlicher, stellenweise surreal wirkender und sehr spannender Krimi mit Sogwirkung

Zum Inhalt:
Johann Baroni, Ex-Fußballstar, tief gefallen und doch wieder aufgestanden, wird bei der Eröffnung seines Würstel-Standes in seiner Heimatstadt niedergeschossen. Baronis bester Freund, Totengräber Max Broll, ist zutiefst erschüttert und glaubt, den Schützen gesehen zu haben. Als Broll kurze Zeit später den vermeintlichen Schützen, den Touristen Konrad Maria Fink, ganz unbeschwert über den Dorfplatz flanieren sieht, tickt er aus und ringt ihn im Affekt nieder. Doch niemand glaubt ihm, denn es gibt kein Tatmotiv, keine Tatwaffe und überhaupt keine Verbindung zwischen Baroni und Fink. Doch für Broll ist dies der Beginn einer wahren Odyssee…

Meine Meinung:

Der österreichische Bestsellerautor Bernhard Aichner (u.a. „Totenfrau“, „Totenhaus“, „Nur Blau“) legt mit „Interview mit einem Mörder“ den mittlerweile vierten Krimi mit seinem schrägen Protagonisten Max Broll vor. Eine Vorkenntnis der ersten drei Bücher ist sicherlich (wie immer) empfehlenswert, aber absolut nicht notwendig. Ich selbst kenne die ersten drei Fälle (noch!) nicht, habe mich aber sehr schnell und problemlos in die Geschichte hineingelesen.

Es ist ein schneller, humorvoll-schräger und zugleich auch spannender Start in die Geschichte. Auf die Initial-Tat muss der Leser nicht lange warten: Bereits am Ende des zweiten Kapitels (s. 20) wird Baroni niedergeschossen und ab hier beginnt eine unglaubliche Odyssee, die im weiteren Verlauf eine schon fast psychedelische Sogwirkung entfaltet. Nicht nur für den Protagonisten Max Broll verschwimmen zeitweise die Grenzen zwischen Realität und Illusion, auch der Leser fragt sich über lange Strecken des Buches, was tatsächlich geschehen ist und wer in diesem perfiden Verwirrspiel welche Rolle spielt. Ein stellenweise schon surreal wirkendes Meisterstück!

Das Tempo nimmt hierbei schnell an Fahrt auf und es geht auf den „nur“ 287 Seiten (aufgeteilt in 39 Kapitel – durch viele leere Seiten „netto“ ca. 200 Seiten) quer durch Europa, ja bis nach Nordafrika. Dieses hohe Tempo hält Autor Bernhard Aichner bis zum Schluss aufrecht um in einem sehr spannenden und überzeugenden „Grande Finale“ genau den passenden Abschluss für diese außergewöhnliche und schräge Geschichte zu präsentieren. Für mich eine absolut „runde“ Story!

Erwähnen möchte ich auch noch die ebenfalls sehr außergewöhnlichen Charaktere dieses Romans, die in einer erstaunlich übersichtlichen Anzahl daherkommen. Allen voran natürlich Totengräber Max Broll (der sich einen Wellnessbereich auf dem Friedhof eingerichtet hat) und sein „Widersacher“ Konrad Fink, für dessen Besetzung ich mir hervorragend Anthony Hopkins vorstellen könnte. Allein die immer wieder überraschende Interaktion zwischen diesen beiden Extrem-Charakteren macht dieses Buch besonders lesenswert. Aber auch die „Nebencharaktere“ haben mir gut gefallen, allen voran der Gras anbauende (und natürlich auch konsumierende), farbige Dorfpfarrer Akofa oder auch die beiden Ex-Stripperinnen aus Hamburg – Molly und Mandy. Bernhard Aichners Figuren sind ein echtes Kabinett der Kuriositäten!

Last but not least verfügt Aichner über einen ungewöhnlichen und sehr charakteristischen Schreibstil. Zumeist sind seine Sätze sehr kurz, prägnant und wirken auf mich oftmals distanziert und beobachtend. Das muss man schon mögen, mir gefällt´s jedenfalls gut. Aber Aichner kann durchaus auch anders und wird stellenweise richtig poetisch („Ein Kuss wie ein Bankraub, eine spontane Idee, die zum Abenteuer wurde, auf wilden Pferden galoppierten sie mit der Beute davon, wie ein Wildbach war es, der sie mitriss.“ - S. 138).

FAZIT:
Absolut außergewöhnlich, temporeich und spannend: Ein Verwirrspiel par excellence mit skurrilen Charakteren. Sehr lesenswert!

Bewertung vom 02.08.2016
Patterson, James;Tebbetts, Chris

Ferien sind nichts für Feiglinge / School Survival Bd.4


ausgezeichnet

Ein cooler und unterhaltsamer Comic-Roman mit Botschaft

Zum Inhalt:
Schule und Rafe Khatachadorian, das passt so gar nicht zusammen. Doch nun hat ihn seine Family in den Ferien ausgerechnet auch noch ins Camp Wannamorra gesteckt, das mehr von einem Erziehungscamp mit Sommerschule als von einem entspannten Feriencamp hat. Zu allem Übel landet er auch noch in der Loser-Hütte...


Meine Meinung:

US-Bestsellerautor James Patterson gilt als der erfolgreichste Autor der Welt (u.a. „Alex Cross“-Serie, „Women´s Murder Club“-Reihe,…), 2010 wurde er zum „Children´s Choice Author oft he Year“ gewählt. Seine „School Survival“-Reihe umfasst im Original inzwischen sechs Bände mit einer Gesamtauflage von 3 Millionen. „Ferien sind nichts für Feiglinge“ ist der vierte deutschsprachige Band der Serie, den man aber problemlos auch ohne jegliche Vorkenntnisse lesen und genießen kann (so wie ich).

Das Buch kommt in einer schönen Aufmachung daher, mit Hardcover, rd. 315 Seiten (aufgeteilt in lesefreundliche 71 Kapitel) und mit vielen, sehr coolen, teilweise doppelseitigen schwarz-weiß Illustrationen von Laura Park, wie es sich auch für einen guten Comic-Roman gehört.

Der Start in die Geschichte ist mir trotz fehlender Vorkenntnis sehr leicht gefallen und Protagonist Rafe Khatachadorian (alias „Mr. Wieauchimmerduheißt“) mochte ich von Beginn an, wahrscheinlich wegen seiner lässigen Art und seinem wenig beneidenswerten Schicksal in dem uncoolen Feriencamp, dass vom angsteinflößenden Major Sherwood (der auch schon mal gerne mit „Sir, Mr. Diktator, Sir“ angeredet wird – S. 179) mit harter Hand „regiert“ wird (nur nicht, wenn die gemeinen „Everybodys Darlings“ aus der Rotfuchs-Hütte ihre fiesen Streiche spielen).

Seine Mitbewohner in der Bisamratten-Hütte gelten im Camp als die Loser und / oder komischen Typen, doch ebenso wie Rafe habe auch ich die Truppe aus „Popelfresser“ (Norman), „Schlumpf“ (Jase), „Tönnchen“ (Noah), „Legende“ (???), „Bomber“ (Justin), „Flasche“ (Jake) und „Cav“ (Cavanaugh) ins Herz geschlossen. Auf den 320 Seiten bedienen die Autoren sehr humorvoll und abwechslungsreich so manches Ferienlager-Klischee (merkwürdige Wettkämpfe, grottiges Essen, Cliquenbildung) und auch so einige Teenie-Themen, wie z.B. verknallt sein, Schul-Frust oder auch das mangelnde Verständnis für manche Themen („Im Camp Wannamorra gab es einen Haufen seltsamer Dinge, die ich weiterhin nicht einmal ansatzweise verstand – zum Beispiel Mathe, Mädchen, den Schlangenberg, das Gruselfleisch und Norman“ - s. 144).

Besonders gut gefallen haben mir dabei stets Rafes Tagträumereien, bei denen die Handlung mal schnell in ganz schräge Bahnen abgedriftet ist (wie z.B. als Norman zum Hulk geworden ist) und Rafe jedes mal noch schneller wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet ist. Auch die skurrilen Ideen der Autoren zu den Besonderheiten des Camp-Alltags fand ich höchst unterhaltsam (wie z.B. die Idee mit dem „A.l.l.u.“, was für „Alles liegen lassen und lesen“ steht).

Bei all dem Humor fehlt es diesem Buch aber nicht an Tiefgang, denn ein – leider sehr aktuelles - Thema zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch: Mobbing. So erlebt der Leser, was Mobbing, üble Nachrede und vermeintlich „lustige“ Streiche für die Opfer bedeuten und welche Folgen dies haben kann. Gleichzeitig zeigt der Autor aber auch, dass auch die vermeintliche „Loser“-Truppe die (heimlichen) Stars sein können und was man alles erreichen kann, wenn man als Gruppe zusammenhält. Getreu dem augenzwinkernden Slogan der Bewohner der Bisamratten-Hütte: „Einer für alle und alle für keinen“…

FAZIT:
Ein humorvoller und sehr unterhaltsamer Comic-Roman mit Tiefgang, den man perfekt an einem Ferientag in einem Rutsch verschlingen kann!

Bewertung vom 02.08.2016
Carter, Chris

I Am Death. Der Totmacher / Detective Robert Hunter Bd.7


ausgezeichnet

Ein harter, spannender Thriller – nichts für schwache Nerven

Zum Inhalt:
Kaum aus dem Urlaub zurück, stehen die Detectives Hunter und Garcia vor einer neuen Herausforderung: Auf einer abgelegenen Wiese am Flughafen von L.A. wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, die wenige Tage zuvor entführt und brutal gefoltert worden ist. Kurz darauf wird eine weitere Frauenleiche gefunden und nur eine gezielt platzierte Botschaft des Täters („ I am death“) weist darauf hin, dass es sich um ein und den selben Täter handelt. Denn dieser scheint mit jedem neuen Opfer seinen Modus Operandi vollkommen zu verändern…

Meine Meinung:

„I am death“ ist der mittlerweile siebte Fall für die Detectives Dr. Robert Hunter und Carlos Garcia des Bestseller-Autors Chris Carter. Wie schon bei den Vorgängerbänden kann man auch diesen Fall problemlos ohne die Kenntnis der ersten sechs Teile lesen, doch mehr Spaß macht es sicherlich, wenn man „Hunter & Garcia“ bereits kennt. Doch „Neulinge“ seien hier vorgewarnt: Bei Chris Carter geht es wirklich sehr, sehr hart zur Sache!

Die Story nimmt sehr schnell an Fahrt und Spannung auf und lässt den Leser im Folgenden bis zum Schluss kaum noch zu Atem kommen. Durch die verschiedenen Handlungsstränge erlebt der Leser nicht nur die Ermittlungen des LAPD, sondern auch die Vorgehensweise des Täters und sogar die Schicksale der Opfer sehr dicht mit. Dies sorgt für eine hohe Abwechslung und insbesondere auch eine teilweise sehr große Nähe zu den Opfern, deren Charaktere und Lebensgeschichte Carter dem Leser stellenweise näher bringt. Ein sehr gelungenes Stilmittel, um den Leser noch mehr mit den Opfern mitleiden zu lasen, denn selbst für hartgesottene Thrillerfans gehen Carters Schilderungen der Tathergänge schon hart an die Grenze des Erträglichen. Aber das ist nun mal genau Carters Stil, denn er hat sich mittlerweile zu einem „Spezialisten“ für grausame, sadistische, psychopathische aber hochintelligente Serienkiller entwickelt. Wenn man sich die Vita des Autors anschaut, der forensische Psychologie studiert und viele Jahre die Staatsanwaltschaft beraten hat, bekommt man eine Ahnung davon, dass er wohl (leider) genau weiß, worüber er schreibt.

So ist „I am death“ erneut ein waschechter Page-Turner, den man am Liebsten in einem Rutsch durchlesen würde. Der Aufbau der Story ist sehr geschickt und es ist dem Autor erneut gelungen, mich mit der (am Ende nachvollziehbaren) Auflösung seines Falles auf dem falschen Fuß (dem falschen Verdacht) zu erwischen und mich vollkommen zu überraschen. Sehr gut gemacht, mal wieder.

FAZIT:
Für Leser mit starken Nerven ein waschechter Page-Turner, der den Vorgängerbänden in Nichts nachsteht.

Bewertung vom 01.08.2016
Dever, Joe

Jagd nach dem Mondstein / Die neuen Kai Krieger Bd.1


ausgezeichnet

Die im Deutschen 20 Bände (englisches Original: 28) umfassende Reihe um den Helden „Einsamer Wolf“ von Joe Dever zählt zu den absoluten Klassikern und Highlights des Spielbuch-Genres. Mit der Reihe „Die neuen Kai-Krieger“, dessen erster Band die „Jagd nach dem Mondstein“ ist, beginnt nun die Nachfolgerreihe mit einem neuen, frischen Helden, den es durch die mannigfaltigen Abenteuer und Gefahren zu führen gilt.
Das Buch umfasst 520 Seiten im Softcover-Umschlag bei wirklich schöner Ausstattung mit farbiger Übersichtskarte und vielen sehr stimmungsvollen und passigen Schwarz-Weiß-Illustrationen von Hauke Kock. Als Besonderheit bekommt der Leser zum eigentlichen Haupt-Abenteuer noch ein Bonus-Abenteuer, dazu im Folgenden mehr.
Das titelgebende Hauptabenteuer erstreckt sich über rd. 320 Seiten und ist in 350 Sprungpunkte aufgeteilt. Zu Beginn gilt es natürlich erst einmal, den eigenen Helden zu „erschaffen“ und sich das detaillierte, sehr gelungene Regelwerk zu Gemüte zu führen. Für „Einsamer Wolf“-Fans sicherlich ein Leichtes, aber auch für „Neulinge“ keine allzu schwere Herausforderung (Wenn man hierbei nicht in sein Buch schreiben möchte, kann man sich die Aktionsblätter auch von der Homepage des Mantikore Verlags herunterladen!). Das Kampfsystem funktioniert gut und ist nicht zu kompliziert. Ein besonderer Fokus bei der Erschaffung des eigenen Helden sollte auf den Spezialeigenschaften („Disziplinen“) liegen, von denen es eine ganze Menge gibt. Meines Erachtens sind einige davon wesentlich hilfreicher als andere und kommen im Abenteuer auch häufiger vor als andere. Eine geschickte Wahl der Disziplinen kann im Abenteuer durchaus lebensrettend sein!

Der eigentlichen Story ist ein sehr gutes „was bisher geschah“-Kapitel vorangestellt, sodass auch „EW-Neulinge“ einen schnellen inhaltlichen Einstieg in das Fantasy-Universum des Einsamen Wolfes finden. Relativ schnell geht es dann auch schon los in das erste Abenteuer des neuen Kai-Kriegers. Besonders gut gefallen hat mir hierbei die hohe Abwechslung (man reist zu Lande, zu Waser und in der Luft) und die stets sehr dichte Fantasyatmosphäre. Hieraus ergeben sich einige Stunden intensiver Spiel- und Lesespaß, bei dem man das Buch eigentlich gar nicht mehr aus der Hand legen möchte, bis man seine Mission erfolgreich erfüllt hat. Anzumerken bleibt allerdings, dass „Mission erfüllt“ nicht ganz richtig ist, denn die Geschichte geht mit dem nächsten Band („Die Piraten von Shadaki“) nahtlos weiter, gerne auch mit dem bereits entwickelten Helden!

Wie bereits erwähnt bekommt der Leser noch ein weiteres „Bonus-Abenteuer“, auch wenn es vom Umfang her eigentlich durchaus ein eigenständiges Buch sein könnte (rd. 200 Seiten mit 300 Sprungpunkten und sehr schönen Illustrationen von Stephanie Böhm). Hierfür haben die Autoren Eberhard Eschwe und Swen Harder (u.a. „Reiter der schwarzen Sonne“ und „Metal Heroes“) das nun schon bekannte Regelwerk sanft modifiziert und einige eigene Ideen mit hineingebracht. Die Geschichte erzählt die parallelen Geschehnisse um den Großmeister Einsamer Wolf himself, was für mich einen besonderen Reiz ausgemacht und sehr gut zum „Hauptabenteuer“ gepasst hat. Auch dieses Abenteuer ist sehr abwechslungsreich und spannend und bietet dem Leser sehr viele verschiedene Möglichkeiten zur Entwicklung der Geschichte (sehr gut gefallen hat mir hierbei das Konstrukt der Codewörter und Routenmodifikatoren – hier merkt man Swen Harders innovativen Einfluss).

Alles in Allem ein sehr empfehlenswertes Fantasy-Spielbuch!

Bewertung vom 27.07.2016
Schumacher, Jens

Das Vermächtnis des Zauberers / Welt der 1000 Abenteuer Bd.1


sehr gut

Ein solides, aber schwieriges Spielbuch

Allgemeines zum Thema Spielbücher:
Spielbücher haben ihre Wurzeln in den 1970'er Jahren, also weit vor der Digitalisierung der Welt im Allgemeinen und der Unterhaltungsmedien im Speziellen. Ähnlich wie die artverwandten Pen-&-Paper-Rollenspiele á la „D&D – Dungeons & Dragons“ oder auch „DAS – Das schwarze Auge“ liegt der Fokus bei Spielbüchern darauf, den Fortgang der Geschichte durch eigene Entscheidungen aktiv zu beeinflussen („willst Du links herum gehen, lies weiter bei 306, gehst Du rechts herum lies 357“). Hieraus ergibt sich eine Vielzahl von möglichen Verläufen der Geschichten, so dass man ein Spielbuch durchaus mehrmals lesen kann, ohne dass es langweilig wird.

Zum Inhalt:
Solange Du schon denken kannst, lebst Du in den kleinen und beschaulichen Dörfchen Roog im Nordwesten Konduulas. Eines Tages sucht Marlara, die Vorsitzende des mächtigen Rates der Magier Euren Hof auf um den Auserwählten zu finden, der das Königreich Konduulas vor dem drohenden Angriff Gorlashs zu retten vermag.
Zusammen mit deinem eher gemütlichen als mutigen Vetter Bolko ziehst Du kurz darauf ins Ungewisse los, um die drei Bruchstücke des Zepters des legendären Zauberers Zardus zu finden...

Meine Meinung:

Dieses Spielbuch bietet mit seinen knapp 290 Seiten und 250 Sektionen einen vergleichsweise überschaubaren Umfang. Auch für Spielbuch-Neulinge ist das sehr rudimentäre Regelwerk leicht überschaubar. So gibt es beispielsweise kein Kampfsystem, dafür entscheidet hier umso öfter der Zufall, der über Runensymbole ermittelt wird. Entsprechend gibt es auch keine Lebenspunkte oder ähnliches. Lediglich ein Talent"system" bringt ein Bisschen "Rollenspielfeeling" mit hinein. Aber auch bei den 5 Talenten, von denen man sich für eines entscheiden muss, wird man im Verlauf der Geschichte nur maximal an drei bis vier Stellen kommen, an denen es zum Tragen kommt.

Die Geschichte selbst ist eine typische Fantasygeschichte, sowohl mit alt bekannten Wesen wie Vampiren und Drachen als auch mit außergewöhnlicheren Wesen wie z.B. Den Vogelmenschen oder auch dem mystischen Volk der Alven. Die Atmosphäre ist stimmig, die durchwanderten Landschaften und Gegenden sehr abwechslungsreich. Beim Umfang des Buches darf man allerdings nicht erwarten, dass Atmosphäre und Geschichte zu sehr in die Tiefe und ins Detail gehen. Alles in allem eine sehr passende Story für ein Fantasy-Spielbuch.

Das aus meiner Sicht vielleicht größte Manko dieses Buches ist es, dass es nur einen Spielpfad gibt, der zum Erfolg führt. Alle anderen Entscheidungskombinationen (und davon gibt es viele!) führen oftmals zum vorzeitigen Ableben des Helden oder zu einem Scheitern der Mission. Ich schätze mal, dass man das Buch i.d.R. mindestens drei- bis viermal spielen muss, um tatsächlich das gewünschte Ende zu erreichen und die Mission erfolgreich abzuschließen. Das kann schonmal zu erhöhter Frustration führen. Denn Gelegenheiten zum Sterben gibt es in dieser Story viele und es geht dann auch jedesmal sehr schnell. Und dann heißt es: Wieder ganz von vorne beginnen! Es sei denn, man merkt sich immer die letzten 2-3 Sprungpunkte, von denen man gekommen ist.

Ich hätte mir gewünscht, dass es mehr als eine Möglichkeit gegeben hätte, um erfolgreich zu einem Ende zu kommen.

FAZIT:
Ein atmosphärisches Fantasy-Spielbuch mit sehr rudimentärem Regelwerk und nur einem richtigen Weg durch die Geschichte, aber vielen Möglichkeiten des vorzeitigen Ablebens.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.07.2016
Dietl, Erhard

Gefangen auf der Pirateninsel / Die Olchis-Kinderroman Bd.10


ausgezeichnet

Ein durch und durch olchiges und sehr spannendes Abenteuer!


Zum Inhalt:
Den Olchis wird es langsam zu bunt: Mittlerweile sind sie zur Top-Touristenattraktion Schmuddelfings aufgestiegen und ihre olchige Müllkippe wird Tag aus Tag ein von Touristen belagert. So kann das nicht weitergehen findet Olchi-Opa und droht dem Bürgermeister mit Wegzug.
Mit einer Einladung zu einer Kreuzfahrt lässt sich Olchi-Opa dann doch erstmal besänftigen. Doch dabei hat er die Rechnung ohne Johnny Goldloch und Käpt´n Eisenhand gemacht…

Meine Meinung:

„Gefangen auf der Pirateninsel“ ist der mittlerweile 10. Band (rd. 160 Seiten, Hardcover, 30 Kapitel) der erfolgreichen „Die Olchis“-Reihe des Bestseller-Kinderbuchautors Erhard Dietl. Man setzt wohl voraus, dass alle Leser die Olchis mittlerweile kennen, denn eine Vorstellung wie in den Vorgängerbänden („So sind die Olchis“) fehlt diesmal. Da wir schon länger zu den Olchis-Fans gehören, hat uns das allerdings in keiner Weise gestört.

Der Start in das neue Olchi-Abenteuer gelingt leicht und man fühlt sich gleich von Anfang an wieder heimisch in der Olchi-Welt, nicht zuletzt dank des typischen Olchi-Volabulars (Muffelfurz und Stinkersocke!). Spätestens als es im fünften Kapitel an Bord geht, wird es richtig spannend und auch ganz schön lustig, z.B. wenn Olchi-Oma die starken Seeleute im Armdrücken besiegt. Es passiert sehr viel in dieser fantasievollen und abwechslungsreichen Geschichte und Autor Erhard Dietl hat für seine Leser so manche echt olchige Überraschung im Ärmel! Auch wenn die offizielle Leseempfehlung erst ab 8 ist, war die Geschichte – trotz aller Spannung und Piraten-„Bedrohungen“ - auch für meinen fünfjährigen Sohn sehr gut geeignet. Meinen beiden Jungs (5 & 8) hat das Abenteuer so gut gefallen, dass ich die ersten 75 Seiten in einem Rutsch vorlesen musste (und wenn es nach ihnen gegangen wäre, auch die nächsten 75 Seiten!). Danach haben sie erstmal die schönsten Olchi-Begriffe zitiert („Gefurztagsgeschank“) und sich dabei königlich amüsiert. Das gehört für mich zu den Olchis dazu und man darf sich dran nicht stören (sonst sollte mal lieber einen großen Bogen um die Olchis machen!).

Abgerundet wird dieses tolle Leseabenteuer wieder von vielen wunderbaren farbigen Illustrationen von Erhard Dietl selbst.

FAZIT:
Ein absolut olchiges, spannendes und überraschendes Abenteuer für kleine und große Leser! Meine Jungs (5 & 8) lieben die Olchis!

Bewertung vom 30.06.2016
Lacroix, Maria M.

No heartbeat before coffee


ausgezeichnet

Ein tempo- & actionreiches Crossover mit tollen Überraschungseffekten


Zum Inhalt:
Als Agentin des RIPA-Instituts ist es die taffe Diana Cunningham gewohnt, gegen böse Hexen, blutrünstige Vampire oder auch wilde Werwölfe zu kämpfen. Doch als ihr bei einem Einsatz ein todbringender Fluch an den Hals gehext wird, kommt ihr ausgerechnet der smarte Werwolf Jamie zu Hilfe. Als wenn das für Diana nicht schon verwirrend genug wäre, ereignet sich auch noch eine Serie brutalster Morde. Und plötzlich wird es für Diana sehr persönlich…

Meine Meinung:
"No heartbeat before coffee" ist der Auftakt zu einer neuen Serie um die RIPA-Agentin Diana „Di“ Cunningham der Autorin Maria M. Lacroix (u.a. „Feentochter-Trilogie“). Vom Genre her würde ich die Story als Crossover aus (Mystery-)Thriller, Urban-Fantasy, Horror und – ja - auch ein bisschen Liebesroman charakterisieren. Hier scheint sich die Autorin nicht festlegen lassen zu wollen und das ist auch gut so!

Der Einstieg in die Story ist wahrlich spannend und actionreich, so dass der Leser gleich in den Bann der Geschichte gezogen wird und Diana Cunningham gleich voll in Action kennenlernt. Mir war sie von Beginn an sehr sympathisch, trotz - oder vielleicht gerade wegen - ihrer koddrigen und extrem direkten Art. Eine echt taffe Frau, die in ihrem Leben schon so einiges durchgemacht hat und sich zwischen lauter selbstverliebten Chauvie-Kerlen beweisen muss. Eine Power-Frau, die mehr von Lara Croft und Dark Angel als von der doch sehr braven „Buffy“ hat. Aber auch der zweite Protagonist James („Jamie“), der 200jährige, attraktive und weltgewandte Werwolf, gefällt mir sehr gut. Als besonders gelungen empfunden habe ich die Entwicklung Jamies über die gesamte Story hinweg und die immer wieder hochkochenden Zweifel Dianas, so dass man sich auch als Leser nicht sicher sein konnte, wie Jamies wahres ich aussieht.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig zu lesen und passt für meinen Geschmack perfekt zur Story und der Protagonistin. Auch der immer wieder aufblitzende Humor und vor allem die manchmal sehr direkten Seitenhiebe auf Vampirschmonzetten á la „Twilight & Co.“ haben mir gefallen, denn bei Maria M. Lacroix glitzern die Vampire nicht und es gibt auch keine Kuschel-Werwölfe. Wer dies sucht, sollte von diesem Buch lieber die Finger lassen!

Aber nicht nur die Charaktere und das Setting haben mich auf der ganzen Linie überzeugt, sondern auch die Story an sich, die wirklich sehr viel anbietet: Ein weitreichendes Thema mit dem Fluch, einen spannenden Thriller-Plot und knisternde Stimmung zwischen Diana und Jamie. Dabei bleibt der Spannungslevel – mit gleich mehreren Spitzen – kontinuierlich auf so hohem Niveau, dass man das Buch am Liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Als Sahnehäubchen obendrauf konnte mich die Autorin mit ihrer plausibel nachvollziehbaren Auflösung wirklich zu 100% überraschen. Ich freue mich auf weitere Bände mit Diana Cunningham!

FAZIT:
Ein sehr gutes Cross-Over-Gesamtpaket für spannende und überraschende Leseunterhaltung, nicht nur für Freunde von „Grimm“ & Co.!