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dorli
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Insgesamt 896 Bewertungen
Bewertung vom 01.08.2013
Glückauf, Ina

Nageln will gelernt sein


ausgezeichnet

Melitta Möller, genannt Mella, lebt im renovierungsbedürftigen Haus ihrer nach Spanien gezogenen Eltern in einer abgestumpften Beziehung mit dem extrem schludrigen Felix, jeden Sonntag Besuch von den lästigen Fast-Schwiegereltern inklusive.
Damit nicht genug, nutzt doch auch ihre Schwester Mercedes Mellas Gutmütigkeit gerne und oft aus und lädt ihre verzogenen Kinder bei ihr ab.
Mella muss gerettet werden und da kommt Tante Lali gerade recht. Tante Lali merkt schnell, dass Veränderungen nötig sind und auch, dass Mella den attraktiven Nachbarn Georg sehr interessant findet, bleibt ihr nicht verborgen.
Tante Lali hat eine Idee und zack! - findet sich Mella in einem Handwerkerkurs im Baumarkt wieder…

Ina Glückauf ist mit „Nageln will gelernt sein“ ein herrlich spaßiger Roman gelungen, der vollgepackt mit witzigen Dialogen und reichlich Situationskomik für beste Unterhaltung sorgt. Der frisch-fröhliche Schreibstil der Autorin macht das Lesen zu einem großen Vergnügen.
Ina Glückauf macht es ihrer Protagonistin wirklich nicht leicht, ein glückliches, entspanntes Leben zu führen. Mella ist sehr naiv, hat keinerlei Durchsetzungsvermögen und an Schlagfertigkeit fehlt es ihr auch. Dafür hat die Autorin Mella mit einer ungehobelten, unheimlich dreisten Mischpoke umgeben.
Ich hätte Mella gerne das ein oder andere Mal kräftig geschüttelt und sie aus ihrem Trott herausgeholt. Und auch die Autorin hat schon bald Mitleid mit ihr und lässt Tante Lali auf der Bildfläche erscheinen. Ohne deren dynamische und ideenreiche Unterstützung wäre Mella wohl ganz und gar aufgeschmissen gewesen und hätte weiterhin ihr bedauernswertes Leben geführt.
Doch bevor ein Happy-End auch nur in Sichtweite kommen kann, stolpert Mella von einer verzwickten Situation in die nächste. Zahlreiche handwerkliche Missgeschicke bringen sie bei den Versuchen, Georg auf sich aufmerksam zu machen, immer wieder in eine knifflige Lage, aus der sie sich oft nur mit Hilfe des freundlichen Baumarktmitarbeiters Roland oder des Rottweiler besitzenden Nachbarn Brühlmann herausmanövrieren kann. Sobald Georg in ihrer Nähe auftaucht, ist Mella total von der Rolle und verfällt in unsinniges Gefasel. Für Mella ganz schön blöd – für den Leser aber durchweg witzig.

Ein gelungenes Debüt, das wunderbar kurzweilige Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 01.08.2013
Thiemeyer, Thomas

Das Gesetz des Chronos / Chroniken der Weltensucher Bd.5


ausgezeichnet

Berlin 1895. Auf Wilhelm II. und seine Frau Viktoria wird ein Attentat verübt. Das Kaiserpaar stirbt noch am Tatort, der Täter kann spurlos verschwinden. Als bekannt wird, dass Carl Friedrich von Humboldt eine Zeitmaschine gebaut hat, wird die Idee laut, den Mord an dem Kaiser und seiner Frau ungeschehen zu machen. Doch Humboldt weigert sich, denn in den Verlauf der Geschichte einzugreifen, birgt ungeahnte Risiken. Dann ändern dramatische Geschehnisse seine Ansichten und die Weltensucher begeben sich auf eine gefährliche Reise…

Thomas Thiemeyer versteht es mit seinem lockeren und angenehm zu lesenden Schreibstil ausgezeichnet, den Leser in seinen Bann zu ziehen. Man ist sofort mittendrin im Geschehen und fiebert mit Humboldt & Co. mit.
Dem Autor gelingt es hervorragend, ein Bild von der damaligen politischen Lage zu vermitteln. Genauso werden die Grundlagen von Zeitreisen und die technischen Details bezüglich des von Humboldt konstruierten Zeitschiffs einleuchtend und interessant präsentiert.

Das bedrohliche Szenario, das nach dem Kaisermord in der Stadt herrscht, ist genauso durchdacht, wie die Schauplätze, die die Weltensucher während ihrer Reisen durch die Zeit besuchen. Alles ist stimmig und passt zusammen. Die Erkenntnisse, die Humboldt aus den ganzen Vorkommnissen gewinnt und die ihn letztendlich zum Umdenken bewegen, sind dadurch plausibel und nachvollziehbar.

Thiemeyer hat alle Ereignisse mit ganz viel Abenteuer und Spannung gespickt und eine abwechslungsreiche Geschichte vielen Überraschungen, interessanten Wendungen und einer tollen Atmosphäre geschaffen.

Ein großes Lob verdient auch die Aufmachung des Buches. Nicht nur das wunderschön gestaltete Cover ist fabelhaft gelungen, auch der auf dem Vorsatz gedruckte ältere Stadtplan von Berlin ist ein echter Hingucker.

Auch als nicht jugendlicher Leser hat mir das Lesen dieses Buches großen Spaß gemacht. Es ist interessant, kurzweilig und bietet rundum spannende Unterhaltung.

Bewertung vom 12.07.2013
Waiblinger, Ralf

Hasenpfeffer


ausgezeichnet

Während Kommissar Spekulantius Bösenschreck einer Geldfälscherbande auf der Spur ist, wird die Stadt von einem weiteren Fälschungsskandal erschüttert: Luxusuhren stellen sich als Plagiate heraus. Auch in diesem Fall nimmt Bösenschreck die Ermittlungen auf und hat es prompt mit einem gefährlichen Gegner zu tun, dem skrupellosen „Pane“ - Panetoni Magenbitter…

„Hasenpfeffer“ ist ein etwas anderer Krimi, der von Ralf Waiblinger mit viel Witz und Ironie erzählt wird.
Dieser Krimi bekommt durch seine ungewöhnlichen Protagonisten einen ganz besonderen Touch - das gesamte Personal besteht aus menschenähnlich in Szene gesetzten Tieren. Der Autor wartet zudem mit herrlich fantasievollen Namen für seine Figuren auf, die den jeweiligen Träger stets sehr treffend beschreiben. So ist zum Beispiel Meingold Schnallentritt ein mieser Zuhälter, Lupine Fitzelkrams die Chefin des Kriminallabors und Dietrich Riegelein Mitarbeiter eines Schlüsselnotdienstes.
Sprachlich ausgefeilte Dialoge, humorvolle Formulierungen, kreative Wortschöpfungen und immer wieder passend eingesetzte Redewendungen sorgen durchweg für beste Unterhaltung. Sehr gut gefallen haben mir auch die in lockeren Abständen eingefügten Illustrationen, die das turbulente Geschehen ganz wunderbar veranschaulichen.
Die Krimihandlung selbst bietet zwar wenig Überraschungen, kommt dafür aber zum Teil sehr rasant und actionreich daher.
Die aufregenden Ereignisse bewegen Kommissar Bösenschreck letztendlich zu einem Umdenken, mit dem ich so nicht gerechnet habe. Ein sehr verblüffendes Ende. Dennoch sind die Konsequenzen, die er aus den Vorkommnissen zieht, durchaus nachvollziehbar.

Ein tolles Krimi-Debüt - „Hasenpfeffer“ hat mir ein paar äußerst vergnügliche Lesestunden beschert.

9 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.07.2013
Singer, Randy

Der Code des Richters


ausgezeichnet

Ein unheilbar kranker Millionär ist auf der Suche nach dem wahren Gott. Seine Idee: Eine Realityshow, in der sich jeweils ein Fürsprecher der Weltreligionen als Kandidat den unterschiedlichsten Herausforderungen an seinen Glauben stellen soll.
Als Vertreter des christlichen Glaubens tritt der an Lungenkrebs erkrankte Richter Oliver Finney an. Schon nach kurzer Zeit bemerkt Finney, dass in dieser Show mehr auf dem Spiel steht, als die Frage nach dem richtigen Glauben…

„Der Code des Richters“ ist das erste Buch, das ich von Randy Singer gelesen habe. Ein aus meiner Sicht sehr ungewöhnlicher Thriller, denn nach einem durchaus interessanten Beginn sinkt die Spannungskurve im Mittelteil. Hier lässt Singer die Kandidaten der Show ihre Standpunkte darstellen und ihre Argumente für die eigene Religion präsentieren. Sie sollen ihren Glauben erklären und verteidigen. Doch obwohl dieser Abschnitt mit den Erörterungen und Diskussionen wenig dramatisch ist, gestaltet der Autor den Schlagabtausch der Kandidaten aufschlussreich und für den Leser äußerst informativ. Nach diesem theoretischen Teil steigt die Spannung dann rasant an.

Besonders fasziniert haben mich zum einen die unterschiedlichen Codes, die der Richter zur Informationsübermittlung anwendet, und zum anderen auch sein raffiniertes Vorgehen, um unbemerkt von der Rundum-Überwachung mit seiner Assistentin Nikki in Kontakt zu treten.

Randy Singer leistet mit diesem Thriller ganze Arbeit – eine wirklich verzwickte Geschichte. Er hat meine Vermutungen darüber, wer denn nun die Drahtzieher in diesem Komplott sind, bis hin zur Auflösung Karussell fahren lassen. Ich hatte im Verlauf der Handlung eigentlich jeden der Akteure einmal in Verdacht, für die Geschehnisse auf der Insel verantwortlich zu sein. Das Miträtseln und Mitgrübeln hat großen Spaß gemacht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.06.2013
Steffan, Kristina

Nicht die Bohne!


ausgezeichnet

Bei Paula Schmidt ist die Aufregung ist groß – kaum ist Olaf aus ihrem Leben verschwunden, stellt sie fest, dass sie schwanger ist. Doch Paula liebt ihre Arbeit, sie will Karriere machen. Und Kinder mag sie sowieso nicht – bis zu dem Tag, an dem ein Ultraschallbild ihre Welt auf den Kopf stellt und Paula eine Entscheidung treffen muss, die ihr ganzes Leben umkrempeln könnte…

Was für eine wunderbare Geschichte! So frech und witzig, so lieb und herzlich, so hinreißend und bezaubernd. Kristina Steffan erzählt herrlich erfrischend und fröhlich von Paula und ihrem Bohnenprojekt, da macht das Lesen einfach großen Spaß.

Paula entscheidet sich, die Bohne auszubrüten und das Abenteuer beginnt. Neben heftigen Hormon-Attacken, die dafür sorgen, dass Paulas Emotionen Achterbahn fahren und den sichtbaren körperlichen Veränderungen, die nicht nur Paula große Augen machen lassen, gilt es auch existentielle Dinge zu bewältigen – ein neuer Job muss her, eine andere Wohnung ist von Nöten, denn die aktuelle ist nicht kindgerecht.

Die Autorin lässt Paula die gravierenden Veränderungen in ihrem Leben nicht allein durchstehen. Eine liebevolle Familie, organisationstüchtige Freundinnen und die gesamte Belegschaft des Ökohofes stehen ihr mit Rat und Tat zur Seite. Paulas Erlebnisse wirken dabei durchweg echt und natürlich, wie mitten aus dem Leben gegriffen.

Paula selbst wurde mit ganz viel Charme und Witz ausgestattet. Eine Frau, die eigentlich weiß, was sie will und die normalerweise mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht, die nur im Moment von der Bohne ein wenig aus der Bahn geworfen wurde. Als es darum geht, den Mann, den sie liebt, wachzurütteln und aus seinem Schneckenhaus zu ziehen, kann Paula richtig energisch werden („wie eine Walküre im Kampfmodus“, S. 258).

„Nicht die Bohne!“ bietet von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige Unterhaltung - ein großartiges Lesevergnügen.

Bewertung vom 26.06.2013
Kunz, Gunnar

Zeppelin 126


ausgezeichnet

Deutschland 1924. Hendrik Lilienthal und seine Schwägerin Diana begeben sich an Bord des Zeppelins LZ 126. Bevor das Luftschiff als Reparationsleistung an die USA geliefert wird, soll eine Probefahrt nach London absolviert werden.
Eine aufregende Reise steht den Lilienthals bevor. Nicht nur, weil Hendrik unter Flugangst leidet, sondern auch, weil einige Passagiere sich nicht grün sind – Sticheleien und Kabbeleien bleiben nicht aus. Dann geschieht ein Mord und Hendrik und Diana nehmen die Ermittlungen auf…

„Zeppelin 126“ war mein erster Krimi von Gunnar Kunz und ich bin begeistert! Man ist ruckzuck mittendrin im Geschehen, denn der Autor versteht es hervorragend, den Leser einzufangen und die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein hohes Level zu katapultieren.
Es ist faszinierend, wie geschickt und rundum verständlich sowohl die technischen Details des Luftschiffes als auch die politischen und wirtschaftlichen Aspekte der 1920er Jahre mit der spannenden Krimihandlung verwoben sind. Die Atmosphäre, die Gunnar Kunz mit den anschaulichen Beschreibungen und exakten Schilderungen geschaffen hat, war für mich absolut stimmig.
Der Autor wartet im Verlauf der Handlung mit einigen Wendungen und Überraschungen auf. So konnte ich von Beginn an prima mitgrübeln und miträtseln und war doch sehr verblüfft, dass ungefähr in der Mitte des Buches meine ganzen Spekulationen über den Haufen geworfen wurden und der Mörder präsentiert wird. Doch das Bekanntwerden des Täters tut der Spannung keinen Abbruch, im Gegenteil, der Blick des Lesers wird jetzt auf die eigentlichen Absichten des Schurken gelenkt und die Handlung legt mächtig an Dramatik zu.
Das charmante und gewitzte Ermittlerduo Lilienthal ist mir sehr schnell ans Herz gewachsen. Diana ist quirlig, draufgängerisch und an allem interessiert, während Hendrik eher ruhig ist, besonnen handelt und ausgezeichnet kombinieren kann. Auch die anderen Charaktere werden allesamt überzeugend dargestellt, man kann sich von jedem Einzelnen ein gutes Bild machen. Auch wenn mir der ein oder andere an Bord des Luftschiffes wenig sympathisch war, so spielt doch jeder der Akteure die ihm zugedachte Rolle glaubwürdig und nachvollziehbar.

Ein durchweg spannender Krimi. Mir hat diese atemberaubende Fahrt mit dem „Zeppelin 126“ großen Spaß gemacht.

Bewertung vom 19.06.2013
Becker, Oliver

Die Entscheidung der Krähentochter


sehr gut

Schwarzwald. Der 30-jährige Krieg dauert an. Bernina lebt mit ihrem Mann Nils Norby auf dem Petersthal-Hof nahe Teichdorf. Nachdem Bernina einem geheimnisvollen Fremden für eine Nacht Obdach gewährt hat, ist am nächsten Morgen nicht nur der Unbekannte verschwunden, sondern mit ihm auch ihre wertvolle Familienchronik.
Kurz darauf macht Bernina sich mit ihrem Knecht Baldus nach Freiburg auf, Bernina freut sich auf die Markttage und darauf, ihre Freundin Helene wiederzusehen. Doch plötzlich kommt alles anders: ein Belagerungsring zieht sich um Freiburg, Bernina und Baldus sind in der Stadt eingeschlossen, Kanonendonner hallt durch die Straßen. Und dann glaubt Bernina, den mysteriösen Fremden erkannt zu haben…

„Die Entscheidung der Krähentochter“ ist bereits der dritte Teil der Krähentochter-Trilogie. Aber auch ohne Kenntnis der beiden Vorgänger-Bände hatte ich beim Lesen dieses Buches zu keiner Zeit das Gefühl, dass mir irgendwelche Informationen fehlen würden. Die Beschreibungen der Figuren, Geschehnisse und Handlungsorte sind so gut gelungen, dass man schnell mitten im Geschehen ist.
Oliver Becker zeichnet ein vielschichtiges Bild des 30-jährigen Krieges. Die Schrecken und das große Leid der Bevölkerung kommen genauso zum Vorschein, wie die Hoffnung, dass dieser scheinbar endlos andauernde Krieg bald vorbei sein möge. Die Sehnsucht nach Alltäglichkeit ist groß und dem Autor gelingt es hervorragend, den Wunsch der Menschen nach Frieden und Normalität zu schildern.
Besonders interessant fand ich, dass Oliver Becker auch eine andere Seite beleuchtet und Menschen hervorhebt, die den Krieg wollen bzw. ihn brauchen. Da ist zum Beispiel Franz von Lorathot, der im Kampf den Sinn seines Lebens sieht oder auch Paul Holzapfel, der als Söldner unterwegs ist, damit er seine Familie ernähren kann.
Dem Autor gelingt es ausgezeichnet, Berninas Gedanken und Gefühle zu vermitteln. Nicht nur ihren Wunsch, Nils bald wieder in die Arme zu schließen, als sie in Freiburg ausharren muss, konnte ich gut nachempfinden, auch ich war irgendwann von Mentiri und seiner Geheimniskrämerei genauso genervt wie Bernina, weil ich endlich wissen wollte, was seine Heimlichkeiten zu bedeuten haben. Aber hier lässt der Autor Bernina und den Leser bis fast zum Schluss zappeln, die Bedeutung, die hinter Mentiris Handlungsweise steckt, gibt er erst am Ende der Geschichte preis.

Ein fesselnder historischer Roman, der mir ein paar spannende Lesestunden beschert hat.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.06.2013
Biber, Peter

Tetaphrate


ausgezeichnet

München. Endlich ein neuer Auftrag für Alfons Dirnberger. Aus dem Ägyptischen Museum wurde eine alte Vase gestohlen. Was sich anfangs als einfacher Routinefall für den Agenten des unwichtigsten Geheimdienstes der Welt präsentiert, entpuppt sich schnell als lebensgefährliche Mission…

Was für ein Buch! Das Cover ist gelb, die Seiten sind gelb, die Geschichte ist kunterbunt - ein chaotisches, verrücktes Geheimdienst-Spektakel.

Nachdem ich die ersten Seiten gelesen hatte, habe ich mich gefragt, wie das alles zusammenpassen soll: ein Junge, der mit seinem Großvater zum Wallerfischen geht; ein Hamster, der um sein Leben rennt; ein Weihnachtsmann als Präsident der Vereinigung der Unsterblichen; ein in der Computerspiel-Welt gefangener Jugendlicher; eine junge Frau, die für einen Identitätswechsel neue Papiere braucht; ein wahnsinniger Wissenschaftler; ein gelangweilter, als Gemüseverkäufer getarnter Geheimdienstler und noch zahlreiche weitere Akteure. Doch Peter Biber verwebt all diese skurrilen Figuren und die mit ihnen verbundenen Handlungsstränge schnell und sehr gut durchdacht zu einem fantastischen Ganzen.

Reichlich Situationskomik und ganz viel Wortwitz bieten großartige Unterhaltung. Darüber hinaus ist diese Geschichte mit zahlreichen Anspielungen und allerlei Doppelsinnigem gespickt – ich glaube nicht, dass ich nach einmaligem Lesen bereits jeden der vielen kleinen Seitenhiebe entdeckt habe.

Die Charaktere sind alle detailliert beschrieben und bekommen schnell ein Gesicht. Die Hauptrolle hat Alfons Dirnberger. Alfons ist kein Draufgänger. Der hingebungsvoll Klarinette spielende Agent ist oft trübsinnig und hat eigentlich von Job, Chef und dem Leben insgesamt die Schnauze voll, im Universum der Geheimdienstagenten ist er nicht gerade ein Held. Dennoch ist er absolut liebenswürdig und packt die Herausforderungen in Sachen „gestohlene Vase“ beherzt an. In so manch brenzliger Situation retten ihm dabei nur verrückte Zufälle das Leben.
Und auch all die anderen Figuren wirken nicht oberflächlich, sondern beleben mit ihren Eigenarten die Szenerie und tragen kräftig zur Unterhaltung bei.

Außerdem ist dieses Buch sehr lehrreich, weiß ich doch jetzt, wie wichtig es ist, immer eine Dose Bauschaum in Reichweite zu haben. Dieses in jedem Baumarkt erhältliche Zeugs ist vielfältig in der Anwendung und vermag sogar Leben zu retten! Wie das genau funktioniert, wird im Buch ausführlich beschrieben. Und dass spiegelnde Schaufensterscheiben mit einer ganz besonderen Magie ausgestattet sind, habe ich auch gelernt.

Ich hatte wahnsinnig viel Spaß beim Lesen. Der intelligente Humor in diesem Buch hat mich durchweg begeistert und ich hoffe sehr, dass ein weiteres Abenteuer mit Alfons und Tetaphrate nicht allzu lange auf sich warten lässt.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.06.2013
Dübell, Richard

Allerheiligen / Kommissar Bernward Bd.1


ausgezeichnet

Kriminaloberrat Harald Sander von der Münchner Kripo erschießt bei einer Geiselnahme eine Geisel. Er will die Tat vertuschen, drängt seinen Kollegen Robert Kalp, der alles mit angesehen hat, Stillschweigen zu bewahren. Harald ist dem Geiselnehmer, Mörder und Dieb schon länger auf der Spur, all sein Streben gilt der Ergreifung „Blofelds“. Haralds Annahme, dass Blofelds nächstes Ziel eine Ausstellung berühmter Schmuckstücke in Landshut ist, soll sich bewahrheiten…
Zur gleichen Zeit werden Kriminalkommissar Peter Bernward von der Landshuter Polizei und seine Kollegin Flora Sander zu einem Einsatz zur Martinskirche gerufen. Ein halbnacktes Pärchen wurde an das Geländer des Ostportals gefesselt. Der Überfall wird zunächst als Routineeinsatz gesehen…
In Landshut eingetroffen, verbittet sich Harald jegliche Einmischung der Landshuter Kollegen – eine Anweisung, die Peter nicht für sinnvoll hält. Er und Flora starten eigene Ermittlungen…

Ich war sehr neugierig auf diesen ersten Krimi von Richard Dübell, denn seine historischen Romane haben mich bisher immer begeistert. Auch in „Allerheiligen“ gelingt dem Autor eine tolle Mischung aus Spannung und dem für ihn typischen Humor, so dass meine Erwartungen an dieses Buch rundum erfüllt wurden.
Die Krimihandlung hat mich von Anfang an gefesselt, es werden mehrere Handlungsstränge, die zunächst nichts miteinander zu tun haben, zügig und plausibel zu einem verbunden. Der Autor wartet dabei mit einer ganzen Reihe interessanter Figuren auf und verwendet viel Zeit darauf, seine Akteure vorzustellen und deren Verbindungen zueinander zu erläutern. Ich hatte daher durchweg das Gefühl, jede Person gut kennengelernt zu haben, alle wirkten sehr natürlich und glaubhaft auf mich. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen und privaten Probleme der Ermittler fügen sich prima in den Ablauf der Handlung ein.
Man bekommt als Leser schnell präsentiert, wer sich hinter dem geheimnisvollen „Blofeld“ verbirgt - die eigentlichen Zusammenhänge und das Motiv lässt Richard Dübell dann erst nach und nach an Licht kommen. Die Geschichte steuert auf ein sehr dramatisches Finale zu – es wird zum Schluss superspannend.
Sehr gut gefallen haben mir auch die detaillierten Beschreibungen der Schauplätze. Richard Dübell hat seine Heimatstadt Landshut als Handlungsort prima in Szene gesetzt.

„Allerheiligen“ hat mir ein paar spannende Lesestunden beschert.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.