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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 1123 Bewertungen
Bewertung vom 21.05.2020
Gebert, Anke

Wo du nicht bist


ausgezeichnet

Eine LIrma Weckmüller lebt mit ihrer Schwester Martha im Wedding. Sie arbeitet als Verkäuferin im KaDeWe. Durch Zufall lernt sie 1929 den gut situierten, jüdischen Arzt Erich Bragenheim kennen. Trotz der sozialen Unterschiede verlieben sich die beiden und beschließen zu heiraten - gegen den Widerstand der Schwester und trotz des zunehmenden Antisemitismus in der Bevölkerung. Die Nürnberger Rassengesetze verhindern in letzter Sekunde die Eheschließung. Erich wird in Ausschwitz ermordet. Irma überlebt das Dritte Reich und hat nur ein Ziel : Erichs Frau zu werden.
Das Buch, das auf einer wahren Begebenheit beruht, hat mich sehr bewegt. Mit dazu beigetragen hat der eher nüchterne Erzählstil, durch den die Autorin vermeidet, dass aus diese tragischen Geschichte ein kitschiger Liebesroman wird. Irma wird durch ihren Rechtsanwalt aufgefordert, ihre Beziehung zu Erich zu schildern. Ich war dabei, wie sie sich kennenlernen und durfte das langsame Wachsen der Zuneigung miterleben - Momente des Glücks und der Vorfreude auf ein gemeinsames Leben. Dann ändert sich die Stimmung. Irma erinnert sich an die Anfeindungen der Kollegen und vermeintlicher Freunde bis hin zum Tag von Erichs Festnahme. Auch nach Ende des Krieges hofft sie auf seine Rückkehr, sucht ihn im zerstörten Berlin. Dieser Abschnitt zählt zu meinen Lieblingsstellen und hat mir feuchte Augen beschert. Irmas Erfahrungen bei der Suche nach einem Rechtsanwalt, der sie unterstützt, fand ich unglaublich und abstoßend, zeigen sie doch überdeutlich, dass der Antisemitismus den Krieg überlebt hat. Ich habe Irma für ihre bedingungslose Liebe und die Beharrlichkeit, mit der sie ihr Ziel verfolgt bewundert. Gleichzeitig blieb sie mir durch ihre an Besessenheit grenzende Treue auch fremd.
Dennoch kann ich das Buch nur weiter empfehlen . Es ist absolut lesenswert und zeigt an Hand dieser wahren Geschichte das menschenverachtende und grausame Gesicht des Nationalsozialismus

Bewertung vom 14.05.2020
Jäger, Michael

Schattenmorgen (eBook, ePUB)


sehr gut

Nieder mit der Sklaverei für ein freies Arondis !
Myria, die in Arondis lebt, der einzigen Demokratie weit und breit, befindet sich auf einer heiklen Mission in Marktstadt, dem führenden Handlungszentrum. Sie will Lutzkers Tochter aus der Sklaverei dort befreien. Ihre Beweggründe sind einfach und doch schwerwiegend. Sie liebt Lutzker und ihm verdankt sie ihre eigene Befreiung aus der Sklaverei. Die Aufgabe ist schwierig, da auch politische Ziele verfolgt werden. Diejenigen, die das Mädchen geraubt haben, wollen ihre wirtschaftlichen Interessen auf Kosten Arondis mit kriegerischen Mittel durchsetzen. Geheime Absprachen und Bündnisse werden geschmiedet. Wem kann Myria trauen ? Als es Myria schließlich gelingt, das Mädchen zu befreien, erreicht sie die Nachricht, dass die feindlichen Angriffe auf Arondis unmittelbar bevor stehen. Wurgar, die Hauptstadt Arondis, fällt in die Hände der Feinde. In letzter Minute gelingt es Myria Lutzker und der Führungsriege von Arondis zur Flucht zu verhelfen. Nun trennen sich die Wege der beiden. Lutzker soll die Verteidigung des restlichen Landes organisieren. Dazu benötigt er die Hilfe der Twyrgarfen, eine fremde Rasse, die bisher von den Menschen als minderwertig betrachtet wurde. Nur wenn es gelingt, die alte Feindschaft zu überwinden, besteht die Chance den übermächtigen Gegner zu besiegen. inzwischen bemüht sich Myria, die Befreiung Wurgars zu organisieren und die Verschleppung der Einwohner in die Sklaverei zu verhindern.
Schattenmorgen ist der 2. Band, der die Geschichte von Myria, Lutzker und Arondis erzählt. Der Autor hat dem 2. Band eine Zusammenfassung des 1. vorangestellt. Ich persönlich fand sie nicht all zu hilfreich, weil mich die vielen Namen und die Fülle der Informationen eher abgeschreckt haben. ich fand die Handlung des 2. Bandes auch für sich gut verständlich. Der Autor erzählt die Geschichte abwechselnd aus Myrias und Lutzkers Sicht. Ich muss gestehen, mir haben Myrias Abschnitte besser gefallen. Die Figur Myria hat mich völlig überzeugt. Sie ist selbstbewusst und hat ihre Erlebnisse in der Sklaverei und die Verletzungen durch ihren Vater gut verarbeitet. Sie ist klug, eine gute Kämpferin und Diebin und dennoch empathisch. Lutzkers Abschnitte fand ich eher anstrengend. Durch ihn war ich bei den Besprechungen mit der Führung Arondis dabei, die sich mit den Stärken und Schwächen und möglichen Bündnissen ihrer Gegner befasst haben. Hinzu kamen lange Ausführungen zu den militärischen Aktionen. Interessant fand ich seine Zusammenkünfte mit den Twyrgarfen. Lutzker blieb mir fremd.
Insgesamt fand ich den Roman spannend und unterhaltsam zu lesen, hätte aber auf die Beschreibungen der kriegerischen Aktionen verzichten können.

Bewertung vom 11.05.2020
Lambertus, Hendrik

Das Erbe der Altendiecks


sehr gut

Aufstieg einer Bremer Uhrmacherfamilie
Der Roman erzählt den wechselhaften Aufstieg der Bremer Uhrmacherfamilie Altendieck in einem Zeitraum von fast hundert Jahren. 1776, gerade als es so aussieht, als würde die Familie gesellschaftliches Ansehen erringen, werden alle Träume durch eine Intrige zerstört. Nur Gesche, die jüngste Tochter glaubt weiter an die Zukunft und versucht die in Misskredit geratene Uhrmacherwerkstatt zu neuer Blüte zu bringen. Gesche opfert dafür ihr persönliches Glück. Nur der gute Name Altendieck und der gute Ruf der Werkstatt zählen. Sie hofft, dass ihre Kinder diese Tradition fortsetzen. Doch Napoleon überzieht Europa mit Krieg und erneut werden Träume zerstört. Die Familie übersteht die dunkle Zeit und stets bleibt die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Der Roman hat mich von der ersten Seite an, gefangen genommen. Besonders gut gefallen haben mir die detaillierten Beschreibungen des historischen Bremens. Ich konnte es geradezu bildlich vor mir sehen, riechen und hören. Die Familiengeschichte selbst ist voller Höhen und Tiefen. Ganz nebenbei habe ich einiges über das Uhrmacherhandwerk gelernt. Der Dreh - und Angelpunkt der Geschichte ist Gesche, die dafür sorgt, dass die Werkstatt weiter lebt. Sie geht unbeirrt ihren Weg und ist bereit, dafür auch persönliche Opfer zu bringen. Dies erwartet sie auch vom Rest der Familie. Dadurch wirkt sie oft hart und gefühllos. Heute würde sie vermutlich ein erfolgreiches Familienunternehmen leiten. Überhaupt sind in meinen Augen die Frauenfiguren im Buch die interessanteren und charakterfesteren Persönlichkeiten. Eine Ausnahme muss ich dennoch positiv hervor heben : Nicolaus, Gesches ältester Sohn. Ihm verdanke ich im Buch einige überaus gefühlvolle Kapitel. Er hat sich damit meinen Respekt verdient. Das Buch endet folgerichtig mit Gesches Tod.
Es hat unglaublich Spaß gemacht, die Familie zu begleiten. ich konnte völlig in ihre Welt ein- und abtauchen. ein kleiner Kritikpunkt ist für mich, dass einige Ereignisse allzu vorhersehbar waren. Dafür wurde ich durch manche Wendung überrascht, so dass es nie langweilig war. Es lohnt sich wirklich, die Familie Altendieck kennenzulernen.

Bewertung vom 10.05.2020
Roth, Tanja

Remsmord


sehr gut

Ermittlungen im Rockermilieu
Die Kommissare Eva Brenner und Gerhard Vollrath müssen sich mit dem Tod eines jungen Mannes befassen, der in einem historischen Fluchtgang in Schwäbisch Gmünd aufgefunden wurde. Brutaler Mord oder unglückliches Ende einer Mutprobe ? Die Nachforschungen ergeben, dass der Tote mit Rauschgift zu tun hatte und Kontakt zu einer örtlichen Rockergruppe hatte. Eva und ihr Kollege stoßen auf eine Mauer des Schweigens.
Der Autorin ist ein spannender und unterhaltsamer Krimi gelungen. Geschickt legt sie falsche Spuren, so dass ich lange keine Ahnung hatte , wer der Täter sein könnte. Besonders interessant fand ich die Ausführungen zu den Rockerbanden, ihre Rolle in der organisierten Kriminalität und die bundesweiten Verbindungen. Ein schönes und humorvolles Gegengewicht bildet dazu, die Schilderung zweier Elternversammlungen an einem Gymnasium, bei denen Eltern sich besorgt über einen möglichen Drogendealer äußern, der ihren unschuldigen Kindern Drogen verkauft. Das war so lebensgetreu und anschaulich geschildert, dass ich sofort meine eigenen schulischen Erfahrungen im Kopf hatte. Die ermittelnden Beamten waren mir nicht rundum sympathisch. Vollrath hat sich in meinen Augen weder besonders professionell noch kollegial verhalten. Brenner war sehr eigensinnig und hat durch ihre Alleingänge sich und andere in Gefahr gebracht. Bei der Auflösung des Falles gab es einige lose Enden, was ich normalerweise nicht so mag. Hier habe ich es als positiv empfunden, da der Krimi dadurch noch realistischer und glaubwürdiger wurde. Ich hatte dadurch den Eindruck, dass die Autorin eingehende Recherchen zur Thematik durchgeführt hat.
Insgesamt hat mir der Krimi gut gefallen. Besonders die Thematik Rockermilieu fand ich sehr überzeugend dargestellt.

Bewertung vom 03.05.2020
Correa, Armando Lucas

Die verlorene Tochter der Sternbergs


gut

Bewegende Geschichte, aber nicht durchgängig überzeugend erzählt
New York 2015. Die über 80jährige Elise Duval erhält den Besuch einer unbekannten Frau, die ihr Briefe in deutscher Sprache aus Kuba überbringt. Und Elise Duval erinnert sich.
Berlin 1939. Die jüdische Familie Sternberg wird Opfer des Naziterrors. Nach dem Tod ihres Ehemannes flieht Amanda Sternberg mit den beiden Töchtern Viera und Lina, die auf einem Schiff nach Kuba zu ihrem Onkel reisen sollen.. In Hamburg beschließt Amanda spontan, nur die ältere Viera auf das Schiff zu schicken . Sie selbst geht mit der jüngeren Tochter Lina nach Frankreich zu Claire, einer Bekannten ihres toten Mannes. Doch auch dort erreicht sie der Schrecken des Dritten Reiches. Amanda und Lina werden von der SS abgeholt und in ein Sammellager gebracht. Amanda gelingt es in letzter Minute vor dem Abtransport in ein Vernichtungslager, ihre Tochter aus dem Lager zu schaffen. Lina lebt nun bei Claire und deren Tochter Danielle. Zu Linas Schutz gibt Claire sie als ihre Tochter aus. Claire kommt bei einer Vergeltungsaktion der SS ums Leben. Danielle und Lina, die seit sich seit ihrer Flucht aus dem Lager Elise nennt, fliehen in ein nahegelegenes Kloster. Beide überleben den Krieg.
Ich bin hinsichtlich des Buches in meiner Beurteilung zwiegespalten. Die ersten beiden Drittel der Erzählung fand ich sehr bewegend. Amandas Schmerz über den Verlust ihres Mannes und die Trennung von der Tochter ist kaum auszuhalten. Wohltuend empfand ich den sachlichen Erzählstil, weil er eine emotionale Distanz schafft. Bewundert habe ich Amanda für ihren Mut und ihren Willen, die Tochter aus dem Lager zu retten. Für mich unvorstellbar, welchen Gräuel die Gefangenen ausgesetzt waren und was ein Mensch auf sich nimmt, um das zu retten, was er liebt. Bis zu diesem Punkt hätte ich dem Buch ohne Bedenken 5 Sterne gegeben. Das letzte Drittel fand ich dann nur noch enttäuschend. Ich hatte das Gefühl, der Autor wollte viele wichtige Ereignisse erwähnen wie z.B. die Resistance oder den Umgang der Bevölkerung mit echten oder vermeintlichen Kollaborateuren nach dem Krieg. Gleichzeitig schien es, als wollte er den Roman möglichst schnell zu Ende bringen. So werden die Dinge nur angetippt, aber nicht fertig erzählt. Eine ganze Reihe neuer Personen tauchen auf und verschwinden wieder, ohne dem Leser Informationen von ihrem woher oder wohin zu geben. Auch die Art und Weise wie Lina nach New York kommt, ist für mich nicht nachvollziehbar. Vermisst habe ich ebenfalls Informationen zum weiteren Verbleib von Viera . Das fand ich wirklich ärgerlich, so dass mein Gesamteindruck vom Buch dadurch stark getrübt wurde.

Bewertung vom 03.05.2020
Binder, Sibylle Luise

Mord bei den Festspielen


sehr gut

Tod eines Startenors
Mario Miercoledi ist der Star der "Don Carlos" Inszenierung bei den Bregenzer Festspielen. Der in die Jahre gekommene Opernstar ist immer noch ein Publikumsmagnet. Von der Menge geliebt, von den Kollegen gehasst findet Miercoledi ein gewaltsames Ende am Bodensee. Victoria und ihr Mann Lucas, der Regisseur der Inszenierung, waren mit dem Opfer und seiner Familie näher bekannt. Da einige der Verdächtigen zudem zu Victorias Freundeskreis zählen, ihre Neugierde geweckt ist und die Polizei sich im Kulturbetrieb nur wenig auskennt, stellt Victoria auf eigene Faust Nachforschungen an. Weil das Opfer für seine zahlreichen Liebschaften berühmt berüchtigt war, scheint Eifersucht ein naheliegendes Motiv zu sein. Ohne sich dessen bewusst zu sein , kommt Viktoria dem Täter gefährlich nahe und dieser lässt nichts unversucht, um Viktoria aus dem Weg zu räumen.
Ich muss gestehen, dass ich mich mit den ersten Seiten des Buches etwas schwer getan habe. Die Autorin springt mitten in die Handlung, was mich etwas verwirrt hat und klärt dann in einem Rückblick die Situation auf. Das macht sie sehr geschickt und unterhaltsam, so dass ich schnell wieder versöhnt war. Für mich war ein wesentlicher Teil des Lesevergnügens , die amüsanten und erhellenden Einblicke in den Kulturbetrieb, die immer wieder eingestreut werden. Die Autorin charakterisiert einige Personen recht bissig, aber in meinen Augen zutreffend. Wer mit der Oper nichts anfangen kann, findet es vielleicht eher langweilig. Die Krimihandlung selbst ist sehr spannend und man kann gut mit rätseln. Ich habe lange im Dunkeln getappt, fand die Lösung dann überzeugend und konnte den Täter von Herzen nicht leiden. Victoria und Lucas dagegen möchte ich sehr, gerade weil sie nicht perfekt waren. Nur manchmal gingen mir ihre Turtelei ein wenig auf die nerven.
Insgesamt hat mir der Krimi gut gefallen. Er war spannend, unterhaltsam geschrieben und durchaus auch humorvoll.

Bewertung vom 02.05.2020
Stolzenburg, Silvia

Tribut der Sünde


ausgezeichnet

Am Vorabend der Revolution
Stuttgart 1513. Der Weinhändler Martin wacht nach durchzechter Nacht neben dem toten Bürgermeistersohn auf. Martin flieht zum Haus seiner Verlobten, der 16jährigen Franziska und deren Vater. Franziskas Vater und Martin werden verhaftet und wegen Mordes verurteilt. Franziska bleibt mittellos und ohne Zuhause zurück. Verzweifelt versucht sie , zu beweisen, dass ihr Verlobter und ihr Vater zu Unrecht verurteilt wurden. Ihre Nachforschungen stören die Geschäfte und Machenschaften einflussreicher Kreise und man macht versucht, sie mundtot zu machen. Unterstützung erhält Franziska durch ihren Jugendfreund , den Weinhändler Jakob. Auch Jakob lebt gefährlich. Er ist Mitglied einer geheimen Vereinigung von Bürgern, die sich gegen die übermäßigen Steuern des Herzogs von Württemberg zur Wehr setzen, weil die Verschwendungssucht des Herrschers die Einwohner in den finanziellen Ruin treibt. Sowohl Franziskas Suche nach den wahren Mördern des Bürgermeistersohnes als auch Jakobs Auflehnung gegen die Willkür der Obrigkeit scheint aussichtslos. Ein offener Konflikt wird immer wahrscheinlicher.
Der vorliegende Roman ist der 1. Band einer Trilogie, die vor dem Hintergrund des drohenden Aufstandes des "Armen Konrads" spielt. Anhand der Figur der 16jährigen Franziska, die wohlbehütet und ohne Sorgen, mit der Aussicht auf eine verheißungsvolle Zukunft aufwächst, zeigt die Autorin anschaulich, wie schnell und radikal, sich das Leben ändert, wenn Willkür , Recht- und Gesetzlosigkeit herrschen. Franziska ist den Ereignissen hilflos ausgeliefert und ihre Naivität wird von jenen, von denen sie Hilfe erwartet, schamlos ausgenutzt. Das hat mich sehr betroffen gemacht. Besonders da es der damaligen Realität entspricht. Parallel dazu schildert die Autorin die politischen Verhältnisse, die zum Aufstand geführt haben. Franziska und Jakob sind beides Figuren, mit denen man sich gut identifizieren kann. Franziska behält selbst, als sie nichts mehr zu verlieren hat, ihren Mut und Willen zu kämpfen. Dass ihre Aktionen nicht immer vernünftig sind, ist wohl ihrem jugendlichen Alter geschuldet. Nur gut, dass der fürsorgliche und umsichtige Jakob auf sie achtet. Jemanden wie Jakob hätte ich auch gerne zum Freund. Da passt es auch zu seinem Charakter, dass er sich gegen die Ungerechtigkeiten des Herzogs zur Wehr setzt.
Die Geschichte liest sich spannend und ich fand die Verflechtung der Krimihandlung mit den politischen Ereignisse mehr als gelungen.
Ein tolles und lesenswertes Buch für Krimifans und Freunde historischer Romane.

Bewertung vom 26.04.2020
Dicken, Dania

Die Seele des Bösen - Blut, Angst und Tränen / Sadie Scott Bd.5 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Im Visier des Täters
Sadie ist wieder allein in ihrer Wohnung in Dale City, während Matt weiter seine Ausbildung in Quantico absolviert. Sadie ist immer noch durch die vorangegangenen Ereignisse in ihrer seelischen Verfassung erschüttert . Zu allem Überfluss hält Matt eine Verabredung nicht ein und meldet sich auch nicht. Aus einer Mischung aus Einsamkeit und Trotz heraus besucht Sadie eine nahe gelegene Bar und lernt dort den charmanten Brandon kennen, der sich ganz offensichtlich um sie bemüht. Sie tauschen Telefonnummern aus. Am nächsten Tag gibt es einen neuen fall für Sadie. Ein Serienmörder in Pittsburgh imitiert Sadies Vater und fordert Sadie persönlich heraus. Da jede Unterstützung in diesem für Sadie über das übliche Maß hinaus belastende Fall willkommen ist, wird auch die englische Profilerin Andrea Thornton erneut hinzu gezogen. Da die Arbeit vor Ort für die Profiler abgeschlossen ist, kehrt Sadie in ihre einsame Wohnung zurück. Als Matt für ein gemeinsames Abendessen nach Hause kommt, ist Sadie verschwunden. Es beginnt eine fieberhafte Suche nach ihr. Alle wissen, wie Sadies Vater mit seinen Opfern umgegangen ist. Auch Phil schließt sich der Suche nach Sadie an. Er wird eine schwerwiegende Entscheidung treffen müssen.
Dieser Fall ist mir unter die Haut gegangen. Da dies bereits der 5. Fall ist, den ich zusammen mit Sadie löse, habe ich eine Bindung zu ihr aufgebaut. Das macht es schwer, Distanz zu halten. Zumal ich als Leser eine Ahnung hatte, in welche Gefahr sich Sadie begibt und sie nicht warnen konnte. Sehr informativ und dennoch spannend beschreibt die Autorin erneut die Arbeitsweise des Profilerteams. Am schlimmsten waren die Kapitel, die Sadies Gefangenschaft zum Thema haben. Die Autorin erspart dem Leser fast nichts und mein Kopfkino war in vollem Gange. Auch die Zeit gleich nach der Befreiung fand ich sehr anschaulich und bewegend dargestellt. Mein Held in diesem Band war eindeutig Phil, der auch in den Vorgängerbänden ein verlässlicher Freund war. Ich glaube jeder von uns, könnte sich glücklich schätzen, so jemanden zu kennen.
Was die Autorin wohltuend von anderen abhebt, sie versucht den Opfern eine Stimme zu geben. Es geht nicht darum, dem Täter gerecht zu werden, sondern dem Opfer.
Wieder ist es der Autorin gelungen, mich zu überraschen und mir Stoff zum Nachdenken zu geben.
5 Sterne und eine weitere überzeugte Leseempfehlung !

Bewertung vom 26.04.2020
Barns, Anne

Kirschkuchen am Meer


ausgezeichnet

Ein Buch zum Abtauchen und Wohlfühlen
Aus heiterem Himmel erreicht Marie die Nachricht vom Tod ihres Vaters, den sie lange Jahre nicht gesehen hat. Marie und ihre Schwester Lena sind bei der Mutter und der Oma groß geworden. Dass der Kontakt abgebrochen war, lag an der bösen Stiefmutter. Dennoch beschließen Marie, Mutter und Oma zur Seebestattung an die Nordsee zu fahren. Dort treffen sie auf eine unbekannte rothaarige Frau, die offenbar eine wichtige Rolle in den letzten Wochen ihres Vaters gespielt hat. Marie möchte sie gerne kennen lernen und so reisen die drei Frauen nach Norderney, ihren einzigen Anhaltspunkt. Die Suche scheint aussichtslos, bis Marie zufällig in einem kleinen Cafe auf ein Kirschkompott stößt, dessen Rezept von ihrem Vater stammt.
Das Buch war mit das schönste, das ich seit langem gelesen habe. Die drei Frauen und nicht zuletzt die 2. Schwester Lena, die wegen ihrer Schwangerschaft meist nur am Telefon dabei ist, muss man einfach ins Herz schließen. Nicht, dass sie keine Probleme hätten. Marie stellt gerade ihre Beziehung in Frage und ist beruflich in einer Sackgasse. Alle sind so herrlich normal und der Familienzusammenhalt ist so warmherzig beschrieben, dass ich manchmal etwas neidisch war. Hinzu kommen anschauliche Beschreibungen von Norderney und Juist, so dass ich in Zeiten von Corona wenigstens in Gedanken auf Reisen gehen konnte. Besonders gut gefallen hat mir das Cafe auf Norderney, das es tatsächlich gibt. Einfach mal googeln !
Die Geschichte selbst ist spannend und bietet einige überraschende Wendungen, so dass bei aller Harmonie keine Langeweile aufkommt. Das Buch bekommt von mir 5 Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die mit einem schönen Buch vom Alltag abschalten wollen.