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seschat
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Bewertungen

Insgesamt 938 Bewertungen
Bewertung vom 08.10.2016
Lang, Mara

Girl in Black


ausgezeichnet

Allein schon für dieses wunderbar designte Cover könnte man 5 Sterne vergeben. Die junge Frau, aus deren Körper verschiedene Rankenornamente emporwachsen, ist schon ein wahrer Eyecatcher. Der goldene Hintergrund setzt dem Ganzen dann noch einmal die Krone auf. Er veredelt das Buch und lässt es wie einen kostbaren Schatz erscheinen.

Worum geht's?
Die 19-jährige Lia Kranz soll in Italien mit dem Mafiaemporkömmling Daniele zwangsverheiratet werden. Denn sie besitzt eine besondere Gabe. Lia ist ein sog. Seelenauge und kann die Emotionen aller Menschen lesen und manipulieren. Immer wenn sie dies tut, ist ihre Haut plötzlich mit schwarzen Rankentattoos übersät.

Ein Attentat verhindert die Heirat und verschafft Lia eine Fluchtmöglichkeit. Doch ist sie in Berlin vor den Fängen der Mafia in Sicherheit?

Meinung
Mara Langs Jugend-Fantasy-Roman hat mich von Anfang bis Ende überzeugen können. Ihre Geschichte ist eine wohldosierte Mischung aus Jugendromanze, Krimi und Fantasy. Emotional wird viel geboten.

Die Hauptprotagonistin des Romans ist die wandlungsfähige Lia. Sie ist eine mutige junge Frau mit einem großen Talent für Mode. Durch ihre Gabe kann sie sich schnell in andere hineinfühlen und bleibt doch selbst oft eiskalt und unbewegt. Erst Nevio, ein talentierter Fotokünstler, lässt sie echte Gefühle spüren, weil er sie so nimmt, wie sie ist. Ihre zarte Liaison sowie ihre Charaktere hat Lang mit viel Herzblut angelegt. Mir waren beide Figuren ab dem ersten Moment sympathisch. Auch die Tatsache, dass sich beide die Rolle des Erzählers teilen, fand ich in Hinblick auf die Handlung passend. Zudem brachten die Nebenfiguren, wie Lias Modelfreunde Mavie und Pierre sowie der schrullige Modemacher Gabriel ordentlich Farbe/Witz in die Story.

Der Plot ist sehr abwechslungsreich. Einerseits werden die perfiden Mafiamethoden aufgezeigt, andererseits geht es um das hart umkämpfte Modebusiness. Darüber hinaus wird das Leben und Überleben in der Großstadt (hier: Berlin) charakterisiert. Hier ist es wichtig, gute Freunde zu finden, um nicht im emotionalen Nirwana zu enden.

Langs Sprache ist bildreich, witzig und authentisch zugleich. Ihre Figuren wirken mitten aus dem Leben gegriffen und verkörpern das ein oder andere Klischee (z. B. exzentrischer Modemacher oder eiskalter Mafiaboss). Kurzum, Langs Zielgruppe wird ihre moderne Schreibe lieben.

Fazit
Ein in sich stimmiger Roman, der sehr gut unterhält und spannungstechnisch nie nachlässt. Jugendliche und erwachsene Leser werden gleichermaßen begeistert sein. Von mir gibt's für die tolle Leistung 5 Sterne.

Bewertung vom 02.10.2016
Whitehouse, David

Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek


weniger gut

Als Büchernarr hatte ich mich sehr auf die abenteuerliche Geschichte von David Whitehouse gefreut, musste aber bald feststellen, dass sie so gar nicht meinen Vorstellungen entsprach.

INHALT
Der 12-jährige Bobby Nusku sucht seine Mutter und wird von seinem Vater geschlagen. Nachbarin Val Reed nimmt sich seiner an und flüchtet mit ihm und ihrer behinderten Tochter Rosa in einem gestohlenen Bücherbus. Ihr Ziel ist Großbritanniens Südküste, wo sich Bobbys Mutter aufhalten soll. Doch bis dahin erleben die drei noch eine Menge Abenteuer und lernen verschrobene Menschen kennen.

MEINUNG
David Whitehouses in England hochgelobtes Werk "Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek" konnte mich leider nicht von sich überzeugen. Der Plot wurde unglaubwürdig und wenig nachvollziehbar konstruiert. Das Ziel Reise trat im Laufe der Handlung immer mehr in den Hintergrund, was mich ehrlich gesagt geärgert hat. Zudem blieben die handelnden Personen, allen voran Bobby Nusku, auffallend blass. Ihr Charakter wurde nur schemenhaft greifbar. Weiterhin empfand ich die eingestreuten Erinnerungen aus Bobbys Kindheit eher störend als erhellend. Daran konnten auch die märchenhaften Züge der Geschichte nichts ändern. Sicherlich wird der Roman aus der Sicht eines 12-Jährigen erzählt, der nun einmal noch allerhand Fantasie und Flausen im Kopf hat, doch dies entschuldigt die allzu weit hergeholte Story mitnichten. Ich hätte mir gewünscht, dass Whitehouse mehr auf den gestohlenen Bücherbus und dessen literarische Schätze eingegangen wäre. Doch es blieb nur bei wenigen Titelnennungen bzw. -anspielungen. Die insgesamt 315 Seiten haben sich schleppend und langatmig gelesen, so dass ich mehr als einmal versucht gewesen bin, das Buch zur Seite zu legen. Schade, dass Inhalt und Cover so weit auseinander liegen. Das hätte ich nicht erwartet, weil das Cover richtig toll gestaltet worden ist.

FAZIT
Ein öder Stoff, der auf mich einschläfernd wirkte und mich alles andere als vom Hocker riss.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.09.2016
Nürnberger, Christian;Gerster, Petra

Der rebellische Mönch, die entlaufene Nonne und der größte Bestseller aller Zeiten, Martin Luther


ausgezeichnet

Martin Luther ist eine interessante historische Persönlichkeit, nicht nur wegen des Thesenanschlags in Wittenberg von 1517. Im nächsten Jahr jährt sich dieses Ereignis zum 500. Mal, was das Journalistenpaar Christian Nürnberger und Petra Gerster zum Anlass genommen haben, eine als allgemeinverständliches Sachbuch angelegte Biografie über den Theologen und Reformatoren zu schreiben.

Das Buch soll vor allem die jungen Leser ab 13 Jahren für den Kirchenmann begeistern, kann aber genauso gut aufgrund seiner didaktisch sehr fundierten Aufbereitung auch für älteres Lesepublikum interessant sein, das sich einen Überblick verschaffen möchte.

Beginnend mit Luthers Herkunft bzw. seinen ersten Philosophiestudium zeichnen die beiden Autoren seinen Werdegang minutiös nach. Der Bruch mit der Vater, der Anschluss an einen Bettelmönchorden sowie Luthers energischen Kampf gegen den Ablasshandel werden beleuchtet. Vor allem der Schlagabtausch mit dem Papst im Rom bzw. Luthers anschließende Verbannung aus der Kirche stehen im Fokus. Schnell wird klar, Martin Luther war ein kantiger Mensch, der für seine Meinung bzw. Überzeugung alles gab. Da nötigt Respekt ab, war aber in der damaligen Zeit alles andere als ungefährlich. Gut, dass der Mönch starke Fürsprecher und Helfer hatte. Ein weiterer Glanzpunkt seiner steilen Karriere war die Übersetzung der Bibel und damit die Geburt der deutsche Sprache. Auch hier halten die Autoren einen Moment inne, um Luthers großes Vermächtnis zu würdigen. Die katholische Kirche bzw. den Klerus schockte er aber damit, dass er sich von allem klerikalen Regeln lossagte und die Nonne Katharina von Bora heiratete. Denn Luther hatte erkannt, dass es keine Heiligenbilder, Fastenriten oder einheitliche Gewänder brauchte, um Gott nah zu sein bzw. ein gottgefälliges Leben zu führen. Man könnte sagen, er war für die damalige Zeit wahrlich ein richtiger Revoluzzer; was vor allem die jungen (Teenager-)Leser ansprechen wird.

Die Illustration des Buchs ist sehr modern und ansprechend geraten. Sie lockert den Text angenehm auf.

Ein besonderes Plus der 208-seitigen Darstellung ist seine Transparenz. Nürnberger und Gerster verherrlichen Luther nicht als "Übervater" der Reformation, wie es in den meisten Schriften der Fall ist, sondern zeigen auch seine (menschlichen) Schwächen auf. Mensch und Gelehrter werden basiert auf historischen Quellen gleichermaßen stark betrachtet. Wenngleich auch die Überlieferungen ihre Grenzen haben. So ist z.B. recht wenig über Luthers Ehefrau Katharina bekannt. Gut, dass in diesem Zusammenhang auch auf die unterschiedliche Stellung von Mann und Frau eingegangen wurde. Denn Katharina konnte als Luthers Ehefrau recht eigenmächtig handeln.

Abschließend widmet sich Nürnberger der Bedeutung von Religion bzw. Reformation im Hier und Jetzt. Das ist spannend und regt zum Nachdenken an. Denn wo wären wir heute, hätte es solche mutigen Geister wie Martin Luther nicht gegeben?

FAZIT
Das passende Buch zum 500-jährigen Reformationsjubiläum für Jung und Alt. Eine insgesamt leicht verständliche und lehrreiche Lektüre.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.09.2016
Oltmanns, Jutta

Die Dufthändlerin


gut

INHALT
Leer um 1700. Josefine ist ein besonderes Mädchen. Anders als ihre Altersgenossinnen interessiert sie sich brennend für das Apothekerhandwerk ihres Vaters Meinhard und hilft sogar in der Familienapotheke aus. Ihr Steckenpferd ist aber die Kunst des Duftmischens, wovon bald auch der russische Zarenhof Wind bekommt. Fortan soll Josefine für Zarin Katharina einen Duft kreieren, der sie von ihrer postnatalen Depression kuriert. Doch sollte man sich im Winterpalais vor Intrigen in Acht nehmen...

MEINUNG
Jutta Oltmanns Historienroman ist mit seinen insgesamt 512 Seiten ein richtiges Mammutwerk bzw. ein richtiger Wälzer. Daher ist es umso wichtiger, den Plot spannend und abwechslungsreich zu gestalten. Was Oltmann leider nur partiell gelungen ist. Viel zu oft verliert sich die Autorin in langatmige, dahinplätschernde Beschreibungen/Szenen. Es hat mir deutlich an Pep gefehlt.

Josefine als Dufthändlerin blieb zudem recht eindimensional, was u.a. mit den recht überschaubaren Passagen über ihr Talent bzw. Handwerk zu tun hatte. Hier hätte ich mir im Vergleich zu den pompösen Beschreibungen von Zar Peters Kuriositätenkabinett mehr Ausführlichkeit gewünscht. Darüber hinaus wurde auch an Emotionen gespart. Haupt- und Nebenfiguren blieben blass, ihnen fehlte es an Tiefe. Das konnte auch die Liebelei zwischen Josefine und Henk bzw. die Hofintrige am Ende nicht herausreißen.

Am meisten konnten mich die Ausführungen zum Zarenreich und Zar Peter im Speziellen überzeugen. Hier beweist die Autorin eine fundierte Kenntnis der historischen Zusammenhänge und Biografie. Atmosphärisch fühlte ich mich wohl und perfekt in die Zeit hineinversetzt, nur auf Plot und Figuren hätte mehr Augenmerk gelegt werden müssen. Cover und Klappentext hatten etwas anderes versprochen.

FAZIT
Mehr Spannung und weniger Seiten hätten dem Buch gut getan. So kann ich für die solide Erzählung leider nur drei Sterne vergeben.

Bewertung vom 17.09.2016
Vafi, Fariba

Tarlan


sehr gut

INHALT
Die 18-jährige Iranerin Tarlan liebt die großen Weltliteraten und träumt davon selbst einmal Schriftstellerin zu werden.Der Sturz des Schahs beflügelt sie und lässt sie für die Gerechtigkeit und ihre Träume kämpfen. Doch ohne Erfolg.
Infolge beginnt sie eine Ausbildung zur Polizistin, will aber das Schreiben nicht aufgeben.

MEINUNG
Die beliebte zeitgenössische Autorin Fariba Vafi hat mit ihrem Roman "Tarlan" den mutigen und gebildeten Frauen des Orients eine Stimme gegeben. In diesen patriarchischen Staaten ist dies leider eine Seltenheit, denn Frauen verbringen dort ihr Leben, von der Außenwelt abgeschirmt, meist in den eigenen vier Wänden und müssen sich mit der Mutterrolle begnügen.

Hauptprotagonistin Tarlan ist anders. Sie liebt Literatur und verschlingt gemeinsam mit ihrer Freundin Rana heimlich einen Weltklassiker nach dem anderen. Sie will nicht länger zuschauen, sondern in ihrem Land aktiv etwas verändern. Doch dieses ist darauf noch nicht vorbereitet. Ihre Ausbildung bei der Polizei erachtet sie als das kleinere Übel, aber nach einige Wochen schon stellen sich erste Zweifel ein. Sie will ein eigenständiges Leben führen fernab der Tradition und wird von dieser doch immer wieder eingeholt. Tag für Tag bespricht sie mit ihren Kameradinnen deren verschiedene Lebensentwürfe und -träume. Letzteres macht den Hauptteil der Erzählung von Vafi aus. Die Autorin wertet die einzelnen Lebensmodelle und -sehnsüchte nicht, sondern lässt sie im Raum stehen, was diesen noch mehr Bedeutung beimisst. Einzig die Tatsache, dass äußerst sporadisch auf die Ausbildung der jungen Polizistinnen eingegangen wurde, hat mich etwas gestört, hier hätte ich mir mehr Details bzw. Einblicke gewünscht.Insgesamt vermag es Vafi vortrefflich, Stimmungen orientalisch bildreich zu umschreiben und den Leser für Literatur im Allgemeinen zu begeistern. Denn Tarlans Ausweg aus den Fesseln der Gesellschaft und Tradition ist das Lesen und besonders das Schreiben. Erst durch letzteres kann sie vollkommen frei sein, obschon die übermächtige Vaterfigur, die hartherzigen Aufseherinnen etc. über ihr schweben.
Tarlan ist in sich zerrissen und wird durch die Macht des Wortes am Leben gehalten, wovon Cover und das folgende Zitat Zeugnis ablegen.

Zitat (S. 220):
"Als jemand sie fragt, geht ihr durch den Kopf, dass greifbar nah ist, was andere wollen, während das, was sie will, sich ihr entzieht."

FAZIT
Ein interessantes Buch über eine mutige Frau im Widerstreit zwischen Tradition und Revolution.

Bewertung vom 16.09.2016
Peetz, Monika

Ausgerechnet wir


weniger gut

INHALT
Was passiert, wenn man die Traumpartnerin über ein Online-Datingportal sucht? Man trifft beim ersten Date seine zukünftige Schwiegermutter.

So ist es dem Berliner Unternehmensberater Tom Morbach, 29 Jahre, ergangen. Der eingefleischte Zahlenmensch hat kein Händchen für menschliche Emotionen und hat daher blind aufs Internet vertraut. Ein Trugschluss, aber Tom gibt nicht auf. Er nimmt sich den Rat seines Ex-Schwagers Joshi zu Herzen und macht 28 Bekannten ein Geschenk. Denn er hofft, dass er danach auch selbst Glück haben wird...

MEINUNG
Monika Peetz' Roman "Ausgerechnet wir" hat mich ehrlich gesagt enttäuscht.

Die Geschichte um Tom wird banal und emotionslos erzählt. Unentwegt werden Formeln und Rechenbeispiele angeführt, die Toms Zahlenleidenschaft versinnbildlichen, aber auf Dauer nur noch langweilen. Zudem fehlt es der Story an Tempo und rotem Faden. Tom wird zum Antihelden degradiert und kann der eigenen Rückwärtsspirale nicht entfliehen. Auch der Idee mit den 28 Geschenken fürs bessere Karma konnte ich nichts abgewinnen, weil sie zu abgeklärt beschrieben bzw. recht unpassend wirkte. Darüber hinaus fielen die Beschreibungen von Toms Dates sehr unrealistisch, geradezu verstörend überzogen aus. Sicherlich ist er unbeholfen im Umgang mit Frauen, aber ihn deshalb immer wieder in Fettnäpfchen treten zu lassen, wirkt in Dauerschleife monoton. Das Spektakulärste am Buch war für mich das ästhetisch ansprechend gestaltete Cover aus roten Blütenblättern.

FAZIT
Cover und Klappentext sind besser als der Inhalt. Meine Erwartungen auf eine tragikomische und emotionale Geschichten erfüllten sich leider nicht und ich kann das Buch daher leider nicht weiterempfehlen.

Bewertung vom 14.09.2016
Oliver, Sara

Gefangen zwischen den Welten / Welten-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

INHALT
Ve zieht mit ihrer vielbeschäftigen Mutter Jahr für Jahr in eine andere Stadt. Ihr fehlt die Konstante. Auch ihr Vater Joachim, ein finanziell schlecht gestellter Physiker und seit sieben Jahren von Ves Mutter getrennt, kann Ve kein Heim bzw. menschliche Wärme geben.
Nachdem Ves Mutter wieder einmal auf Dienstreise ist, wird Ve zum Vater in die bayrische Provinz geschickt. Doch als Ve nach einer wahren Anreise-Odyssee im Dorf ankommt, fehlt von Vater Joachim jede Spur. Daraufhin beginnt Ve auf eigene Faust in der Wohnstätte des Vaters, einem heruntergekommenen Schloss, nach ihm zu suchen...

MEINUNG
Die Autorin Sara Oliver hat mit "Gefangen zwischen den Welten" einen spannenden Jugendfantasyroman geschrieben, dessen innovative Grundidee eines Paralleluniversums mich restlos fesseln konnte.

Ve ist ein sympathischer Teenager mit großer Neugier und wenig Verständnis für Physik und Mathematik; ganz anders als ihr Vater. Immer auf sich gestellt zu sein, ist nicht leicht, aber für Ve Alltag. Die quirlige Ich-Erzählerin Ve entdeckt in Vater Joachims Heimat nicht nur den von ihr verehrten Popmusiker Finn Werfel, sondern auch einen Teleporter und das ausgerechnet in Vaters Schloss. Mit diesem reist sie in ein Paralleluniversum und trifft auf ihren eigene Familie und Freunde mit nur sieben Jahren Zeitunterschied. Das Zusammentreffen mit ihrem Zwilling Nicki ist mehr als aufregend, weil auch diese so ganz andere Interessen und Talente als Ve selbst hat. Auch Vater und Mutter haben die Rollen getauscht. Die Mutter sitzt zuhause rum und der Vater ist beruflich erfolgreich, aber auch verschwunden. Insgesamt ist Olivers Zeitreisegeschichte recht originell und flüssig verfasst. Der Unterhaltungswert ist hoch, da es in der anderen Welt zu allerlei Verwechslungsszenen kommt. Zudem ist der in der Gegenwart eher grimmige Finn in der Parallelwelt ein mehr als zugänglicher Zeitgenosse. Auch die anderen Nebencharaktere wurden ansprechend angelegt. Der Cliffhanger am Ende des Romans hätte spannungstechnisch nicht besser gewählt werden können.

Die Autorin kann sich gut in ihre jugendlichen Leser (Zielgruppe) hineinversetzen und hat ihre Story dementsprechend komponiert. So geht es einerseits um die zarte, aber auch konfliktreiche Bande zwischen Finn und Ve sowie das gestörte Eltern-Kind-Verhältnis, was in zunehmender Einsamkeit Ves bzw. deren Selbstständigkeit gipfelt.

Das grandios designete Cover ist ein richtiger Eyecatcher, der auf eine geheimnisvolle Atmosphäre schafft. Auch die Bezugnahme auf den Romaninhalt ist perfekt gelungen.

FAZIT
Ein guter Auftaktroman, der die Spannung auf die Fortsetzung der Fantasyreihe hochhält und sich trotz der hohen Seitenzahl sehr leicht und schnell lesen lässt.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.09.2016
Hanel, Julia

Liebe, Zimt und Zucker


ausgezeichnet

INHALT
Die 28-jährige Literaturwissenschaftlerin und Anglistin Marit Jansen verzichtet zugunsten ihrer großen Liebe Toby Schindler auf ihre Uni-Karriere und zieht stattdessen von Hamburg ins Provinznest Altberg. Doch der Wurstfabrikerbe Toby bekommt kalte Füße, als Marit bei ihm einziehen will und zerstört damit Marits Lebenstraum. Danach versucht Marit in ihr Leben vor Toby zurückzufinden und nimmt einen Nebenjob im Coffeeshop in Altberg an. Dort findet sie eines Tages auch einen wertvoll aussehenden USB-Stick. Dieser gehört dem Juristen Julian, mit dem Marit sich fortan rege per E-Mail austauscht. Das Gefühl von Einsamkeit und Kleinstadttristesse nimmt ab und auch Marits Kollege Moritz scheint plötzlich ein anderer zu sein...

MEINUNG
Julia Hanels Roman "Liebe, Zimt und Zucker" ist die perfekte Lektüre für zwischendurch bzw. Urlaub. Er unterhält formidabel und spart dabei nicht an Emotionen, was für vor allem die weiblichen Leser freuen wird. Schon das in Rosa gehaltene Cover mit überdimensional großem Coffee-to-Go-Becher lässt auf eine kurzweilige Liebesgeschichte schließen. Doch Hanels Geschichte ist mehr als das. Im Fokus steht Ich-Erzählerin Marit und deren Selbstfindung bzw. -verwirklichung. Es geht um die großen Fragen des Lebens: Wer bin ich und was will ich? Diese zu beantworten, ist nicht immer leicht. Marit muss lernen, an ihre Stärken zu glauben und Träume nicht für andere (und sei es auch der eigene Partner) aufzugeben. Mit viel Freude habe ich ihrer Besinnung auf sich selbst gelesen und ihr dabei gern über die Schulter geschaut. Sicherlich macht Marit dabei Fehler, lernt aber auch hinter menschliche Masken und Fassaden zu schauen. So schafft sie es auch, ihre bisher enttäuschenden Männergeschichten zu überwinden. Julian und Moritz spielen dabei eine große Rolle. Aber nicht nur die beiden unterschiedlichen Mannsbilder, sondern besonders Moritz' Opa Emil steht ihr mit seiner Altersweisheit zur Seite. Insgesamt ist eine sehr ausgewogene Frauengeschichte, deren flüssiger, emotionsgeladener und humoriger Erzählton mich 100 Prozent überzeugen konnte. Hanel kann sich in Marits widersprüchliche Seelenzustände perfekt einfühlen und wirkt dabei immer authentisch. Die abgedruckten E-Mails lockern den Fließtext sehr gekonnt auf, indem diese Einblick in die Privatsphäre der handelnden Figuren liefern.

FAZIT
Ein leichter (Sommer-)Roman mit hohem Unterhaltungswert und Charme. Absolut lesenswert. Julia Hanel sollte man sich merken. Ich werde mir nun auf jeden Fall auch ihren ersten Roman anschauen :-)

Bewertung vom 11.09.2016
Salisbury, Melinda

Tödliche Berührung / Goddess of Poison Bd.1


sehr gut

INHALT
Die 17-jährige Twylla lebt am Königshof von Lormere und ihre Aufgabe ist es, alle Hochverräter zu vergiften. Sie ist die Inkarnation der Göttin Daunen und muss dafür monatlich Gift trinken, welches jede ihrer Berührungen für andere tödlich macht (s. Titel). Doch Twylla will keine Mörderin mehr sein und normales Leben führen können. Denn ihr Wächter Lief hat ihr die Augen geöffnet...

MEINUNG
Melinda Salisburys Roman "Goddess of Poison - Tödliche Berührung" ist der vielversprechende Auftakt einer Trilogie.

Die Geschichte um Twylla - einer vermeintlich Unberührbaren - wurde von der Autorin effektvoll in Szene gesetzt. Die fremdbestimmte Hauptprotagonistin agiert als authentische Ich-Erzählerin, die es wagt, gegen ihre Bestimmung aufzubegehren. Weder will sie den Königssohn Merek heiraten noch weiterhin den Todesengel spielen, was natürlich allerlei Konfliktpotenzial und Drama einhergeht. Zudem fasst sie immer mehr Vertrauen zu ihrem Wächter Lief, was Königin und Königssohn gar nicht gern sehen.

Salisburys modernes Märchen liest sich flüssig und leicht. Ihre bildhaften Beschreibungen machen das Reich von Lormere für den Leser greifbar. Auch der Einblick in Twyllas Seelenleben ist der Autorin überzeugend gelungen. Die Spannung wechselt von hoch über schwach bis mittel. Im Mittelteil hat man zudem das Gefühl, dass die Geschichte etwas auf der Stelle tritt, was das hektische Ende erklärt. Der anschließende Cliffhanger verfehlt seine Wirkung nicht.

Das Cover ist hervorragend illustriert worden und weckt durch sein spannendes Design sofort des Lesers Neugier. Man sieht Twylla, eingesperrt in eine Giftphiole. Hier muss ich gestehen, dass das Cover samt Titel bei meiner Leseentscheidung ausschlaggebend war :-)

FAZIT
Ein guter Fantasyroman, der den Alltag einmal vergessen lässt und Lust macht, auch die beiden Folgebände zu lesen.