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smartie11
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Insgesamt 917 Bewertungen
Bewertung vom 26.09.2016
Pötzsch, Oliver

Das Schwert der Macht / Die Schwarzen Musketiere Bd.2


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Bestsellerautor Oliver Pötzsch, selbst Nachfahre der bekannten Henkers-Dynastie Kuisl, ist mit seinen historischen Romanen über den Schongauer Henker Jakob Kuisl und seine Tochter Magdalena bekannt geworden (Die „Henkerstochter-Saga“). Mit „Die schwarzen Musketiere – Das Schwert der Macht“ hat er nun den zweiten Band seiner ersten Jugendroman-Reihe veröffentlicht. Man kann „Das Schwert der Macht“ durchaus auch ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes lesen und genießen, auch aufgrund von einigen Rückblenden auf die damaligen Geschehnisse, doch (noch) mehr Spaß macht es auf jeden Fall, wenn man zuvor den ersten Band gelesen hat.

Nach einem kurzen, aber sehr beunruhigenden Prolog nimmt die Geschichte sehr schnell an Fahrt auf. Bereits auf Seite 45 startet das Abenteuer mit der etwas turbulenten Ankunft von Lukas und seinen Freunden im Frühneuzeitlichen Prag so richtig durch. Ab hier bleibt die Spannung stets auf hohem Niveau mit nur wenigen Pausen zum Durchatmen. Im Gegensatz zum ersten Band, in dem Lukas & Co. durchaus weit gereist sind, spielt der zweite Band zum größten Teil in der Stadt Prag. Zur besseren Orientierung gibt es auch eine passende Karte der Stadt auf den Umschlaginnenseiten. Besonders dieses Setting hat es mir wirklich angetan, denn es passt hervorragend zur Geschichte, bietet viel historisches Flair und außergewöhnliche und interessante Schauplätze, sei es der Hradschin, das Goldene Gässchen, der Weiße Turm oder auch Wallensteins Palast. Ich habe mir diese (und andere) Sehenswürdigkeiten in Prag während des Lesens via Googels Bildersuche angeschaut, was die Atmosphäre für mein Empfinden nochmal deutlich gesteigert hat. Hier hat mich Autor Oliver Pötzsch wirklich auf den Geschmack gebracht, diese faszinierende Stadt einmal selbst zu besuchen (im Anhang gibt es auch noch einen „kleinen Prag-Reiseführer“ (S. 304 -307).

Die Anzahl der wesentlichen Charaktere, derer sich der Autor bedient, ist auch in diesem Band wieder erfreulich überschaubar. Zu den bereits bekannten Personen kommt rund eine Handvoll neuer Charaktere, von denen mich die taffe Gwendolyn mit Abstand am meisten überzeugen konnte. Aber auch die drei „neuen“ schwarzen Musketieren, der unheimliche Alchimiste Polonius und ein unsympathischer Marquis sind dem Autor für meinen Geschmack wirklich gut gelungen.

Die Story an sich habe ich noch spannender und temporeicher als im ersten Band empfunden. Darüber hinaus ist es dem Autor mehr als einmal gelungen, mich durch den Fortgang der Story und die Entwicklung einiger Charaktere so richtig zu überraschen. Durch einzelne „Missionen“ kommt es auch zwischendurch immer wieder zu „Spannungsspitzen“, die sich nochmal von der allgemein schon hohen Grundspannung abheben. Zum Ende hin gipfelt die Geschichte in einem wirklich furiosen und schon fast gruseligen Finale, das für mich das Sahnehäubchen dieser Geschichte war. Das Ende selbst werte ich als ein Versprechen des Autors auf einen dritten Band, denn es ist für mich viel offener als das Ende des ersten Bandes.

Darüber hinaus hat es mir sehr gut gefallen, dass die Geschichte noch stärker als der erste Band von Mystery-Elementen geprägt war. Dies fängt schon bei der schnellen Reise nach Prag an und hört bei Chimären-Wesen und Golems nicht auf. Dies muss man – so wie ich – allerdings schon mögen. Man sollte sich vor dem Kauf bewusst sein, dass es sich nicht um einen „reinen“ historischen Roman handelt. Von daher ist auch der zweite Band sicher nichts für zartbesaitete Leser und die Leseempfehlung ab 12 Jahren sollte m. E. auch nicht unterschritten werden.

Komplettiert wird dieses Buch am Ende wieder von einem kleinen Lexikon (S. 308 – 310), das viele historische Ausdrücke erklärt, und einem „Kleinen Wörterbuch der Fechtkunde“ (S. 311 – 313).

FAZIT:
Erneut ein gelungener und spannender Mix aus Historischem, Jugend- und Mysteryroman. Eine tolle Fortsetzung, die mich noch mehr überzeugt hat als Band 1!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.09.2016
Fischer, Eva

Life changing Food


sehr gut

Zum Inhalt:

Auf rd. 190 Seiten präsentiert Eva Fischer rund 100 sehr abwechslungsreiche Rezepte, aufgeteilt in die drei klassischen Segmente „Morgens“, „Mittags“ und „Abends“ sowie die Rubrik „Zwischendurch“, wobei die Grenzen bei einigen Rezepten durchaus fließend sind. Sehr gut gefällt mir hierbei, dass es auf Seite 26 eine Übersicht der Kennzeichnungen enthält, mit Hilfe derer man auf einen Blick erkennen kann, ob ein Rezept glutenfrei (GF), laktosefrei (LF), vegetarisch (VEG) oder gar vegan (VG) ist. Darüber hinaus gibt es Kennzeichnungen für besonders kalorienarme Rezepte („mach´s leichter“) sowie für „to go“- und saisonale Rezepte. Die Rezepte selbst werden meistens auf einer ganzen Seite präsentiert, oft mit einer kleinen „Einleitung“ (z.B. zum gesundheitlichen Nutzen), einer übersichtlichen (nummerierten) und gut nachvollziehbaren Zubereitungsanweisung sowie einer strukturierten Zutatenliste. Hinzu kommen Angaben über die Zubereitungszeit (mit der ich bislang grob ausgekommen bin) und der Zeit, bis ein Rezept „servierfähig“ ist. Zu vielen Rezepten gibt es auch noch ein oder mehrere Tipps, z.B. wenn sich ein Rezept gut fürs Einfrieren eignet.

Dem Rezeptteil vorangestellt sind fünf kurze Kapitel (S. 7 – 29), in denen es um ein Bisschen „Darstellung“ und die „Schaffung von Nähe zum Leser“ geht (z.B. 3. „Mein „Life-changing Moment“) – was ich persönlich für verzichtbar halte -, aber auch um ein paar kurz angerissene, durchaus interessante Basics zum Thema gesunde Ernährung. Den kurzen Theorie-Part (S. 22-24) über Themen wie „Nährstoffdichte“, „Antioxidantien“, „Enzyme“ oder auch das „Andi-System“ und den „Orac-Wert“ habe ich als sehr informativ empfunden, auch wenn die Autorin hier sehr dicht an der Oberfläche bleibt. Wenn man hierzu mehr wissen möchte, muss man sich separate Literatur anschaffen. Hinzu kommt noch ein Muster-Wochenplan (S. 27 – 29) über drei Wochen mit Rezepten aus dem Kochbuch für jeweils alle drei Hauptmahlzeiten, den man wohl mit aufgenommen hat, um auf den Titel des Buches „Das 21 Tage Programm“ aufdrucken zu können. Ist ganz nett, braucht es für meinen Geschmack aber gar nicht. Sehr gut gefallen hat mit hingegen die „Einkaufsliste für den Quick-Start“ (S. 20), damit eine praktische Grundausstattung in der Küche vorhanden ist (auch wenn Mandelmilch, Kokos-Drink, Kokosmilch und Reismilch für mich keine „Milchprodukte“ sind). Ebenfalls sehr schön finde ich die beiden in den Rezeptteil eingestreuten Kapitel über die heimischen (S. 66) und exotischen (S. 110) „Superfoods“ (inkl. Definition aus dem „Oxford English Dictionary“), in denen die Autorin jeweils ihre „Top 12“ vorstellt (u.a. Aronia, Heidelbeeren, Leinsamen, „Grüngemüse“ wie Brokkoli & Grünkohl sowie z.B. Acaibeere, Gojibeeren, Chiasamen und Maca).
Meine Meinung:

Ein sehr schön gestaltetes Kochbuch mit vielen, sehr abwechslungsreichen Rezepten, die auf frische (oft saisonale) und gesunde Zutaten Wert legen, was natürlich bedingt, dass man häufiger und „just in time“ einkaufen muss. Viele der Rezepte lassen sich hierbei praktischer Weise relativ einfach nach eigenem Geschmack und belieben variieren, wodurch wir dieses Kochbuch wirklich als Bereicherung für unsere Küche empfinden.

Weniger gut gefallen hat mir der etwas reißerische Titel („lebensverändernde Nahrung“), die lose eingestreuten Zitate (von wem auch immer – wie z.B. auf S. 39: „Endlich spüre ich mich wieder“; - „Viktoria, 23“) sowie die doch sehr ambitionierten Versprechen („Die sieben LCF-Glücksversprechen“: u.a. „macht dich leistungsfähiger“ und „steigert deine Libido“) und die teilweise etwas platten und altbekannten Aussagen („Positiv denken!“). Das ist alles ein bisschen „too much“ und auf dem Raum, den dies alles einnimmt, hätte ich lieber ein paar schöne Rezepte mehr gehabt.

Bewertung vom 13.09.2016
Salisbury, Melinda

Tödliche Berührung / Goddess of Poison Bd.1


gut

Atmosphärische Romantasy mit einem etwas langatmigen Start

Zum Inhalt:
Die 17-jährige Twylla lebt ein einsames Leben im Palast des Königreiches Lormere, denn sie ist die gottgleiche Daunen, die Reinkarnation der Tochter der beiden Götter Naeht und Daeg, von allen verehrt und von allen gefürchtet. Durch ein starkes Gift in ihrem Körper ist jede Berührung von ihr tödlich und nur die Königsfamilie von Lormere ist dagegen immun. Ihre Hand ist dem Prinzen Melek versprochen doch das Schicksal hat seinen ganz eigenen Lauf…

Meine Meinung:

Der Romantasy-Roman „Goddess of Poison – Tödliche Berührung“ (Original: The Sin Eater´s Daughter) ist das Erstlingswerk der britischen Schriftstellerin Melinda Salisbury und wurde für verschiedene nationale und internationale Preise nominiert.

Der Roman startet düster, geheimnisvoll und sehr vielversprechend mit der mysteriösen Zeremonie der Weissagung, der sich Twylla Monat für Monat unterziehen muss, um ihre Stellung als gottgleiche Daunen zu beweisen. Leider nehmen die Spannung und die düstere Atmosphäre danach recht schnell wieder ab und rund die erste Hälfte des 350 Seiten starken Buches widmet die Autorin der Vorstellung und Entwicklung ihrer Charaktere und ihrer Welt. So lernt der Leser Twylla, ihre Geschichte und Herkunft und insbesondere ihre von Einsamkeit geprägte Gefühlswelt kennen. Dies ist zwar durchaus interessant, aber als spannend habe ich es nicht empfunden, da in diesem Teil nicht wirklich viel passiert. Auch die Zahl der weiteren für die Geschichte wesentlichen Charaktere bleibt sehr überschaubar: der schwer zu durchschauende Prinz Melek, die tyrannische Königin (die mich an Cersei Lennister erinnert hat), der schwache König sowie Twyllas Wächter Dorin und Lief – das war es auch schon an Hauptcharakteren.

Erst ab der zweiten Hälfte hat es die Autorin geschafft, mich so weit an ihre Geschichte zu binden, dass ich gerne ungestört weiterlesen wollte. Zwar nimmt die Handlung erst ca. im letzten Viertel des Buches so richtig an Fahrt auf, aber bis dato wurde zumindest die Interaktion der Charaktere deutlich interessanter. Zum Ende hin ist es der Autorin nochmal gelungen, mich richtig zu überraschen, was mir als Stilmittel sehr gut gefallen hat. Auch das Ende an sich hat mir gefallen und war für mich plausibel. Der Epilog gibt schon einen kleinen Hinweis darauf, dass es Folgebände geben wird. Band zwei (OT: „The Sleeping Prince“) ist im Original bereits erschienen und der finale Band 3 („The Scarecrow Queen“) ist im Original für 2017 angekündigt.

Enttäuscht war ich davon, dass die Geschichte für meinen Geschmack viel weniger Fantasy-Elemente enthalten hat, als ich es eigentlich vermutet hätte.

Gut gefallen hat mir insgesamt insbesondere die Charakterentwicklung und -interaktion. Ebenso haben mir einzelne Ideen aus Melinda Salisbury neuer Welt sehr gut gefallen, wie beispielsweise die „Sündenesserin“. Auch dass in den Umschlaginnenseiten Karten der Fantasywelt abgedruckt sind, ist sehr schön, wenn es sie auch nicht wirklich gebraucht hätte, da das Buch statisch im (und um den) Palast von Lormere spielt. Last but not least möchte ich noch sagen, dass ich selten ein so wunderbar passend gestaltetes Covermotiv gesehen habe.

FAZIT:
Durchaus unterhaltsame, atmosphärische Romantasy, die mit einer interessanten Charakterentwicklung punkten kann, für meinen Geschmack aber etwas mehr Fantasy-Elemente und deutlich mehr Spannung hätte vertragen können.

Bewertung vom 07.09.2016
Erzberg, Tim

Hell-Go-Land / Anna Krüger Bd.1


ausgezeichnet

Bereits der Start in die Story ist sehr stimmungsvoll. Tim Erzberg gelingt es für meinen Geschmack schon auf den ersten Seiten hervorragend, eine latent depressiv-bedrohliche, fast schon klaustrophobische Stimmung einzufangen, die auf dem sturmumtosten, gerade mal 4,2 km² kleinen Eiland mitten in der rauhen Nordsee im Januar herrscht. Diese Grundstimmung ist das genaue Gegenteil der Nordseeinsel-Romantik, die die allermeisten Urlauber durch die „Touristen-Brille“ hier an sonnigen Sommertagen erleben. Und genau diese düstere Stimmung ist für mich die zentrale Stärke dieses überzeugenden Thrillers.
Die zweite große Stärke dieses Thrillers sind für mich die – in der Anzahl überschaubaren – sehr detailliert herausgearbeiteten und prägnanten Hauptcharaktere, allen voran natürlich seine Protagonistin Anna Krüger, die über die gesamte Länge des Buches von ihrer in ihrem Kopf wütenden Migräne (Spitzname „Stalin“) geplagt wird und sich mutig den Dämonen ihrer eigenen, dunklen Vergangenheit auf dieser Insel stellt. In homöopathischen Dosen lernt der Leser Anna Krüger besser kennen und verstehen, enthüllt Tim Erzberg Stück für Stück von Annas Vergangenheit. Mit ihren beiden Insel-Polizei-Kollegen, dem sympathischen Dienststellenleiter Paul Freitag (groß und attraktiv mit den „sanftmütigen Augen“) und dem etwas schräg wirkenden Polizeiobermeisteranwärter Marten David Weber („Marten war ein Lichtblick. Er sah zwar aus wie ein Zwitterwesen aus Mensch und Klabauter, klein, schief, linkisch, aber er lachte sie an…“), bilden die drei Polizisten ein sehr heterogenes, aber umso interessanteres Ermittlerteam. Aber auch die weiteren Charaktere, wie beispielsweise der mysteriöse Insel-Arzt Dr. Strecker, dessen Frau eines Tages anscheinend spurlos verschwunden ist, seine neugierige und patente Putzfrau Katharina Loos (an der Miss Marple ihre Freude gehabt hätte) oder auch der urige Wirt einer Kneipe in einer der knallbunten Hummerbuden am Hafen bilden zusammen einen bunten Strauß außergewöhnlicher Charaktere.

Die Story an sich nimmt sehr schnell an Fahrt und Spannung auf, denn das böse Spiel, das jemand mit Anna treibt, beginnt bereits auf Seite 18. Im gleichen Maß, wie sich die Witterungsbedingungen immer weiter verschlechtern und es auf dem kleinen Eiland immer lebensfeindlicher wird, wird der Fall immer spannender, bedrohlicher und (im positiven Sinne) verwirrender. Durch das perfekt gewählte Setting sind die drei Ermittler nämlich ganz auf sich allein gestellt. Dank des um Helgoland herumtosenden Orkans ist die Insel tagelang vom Festland abgeschnitten, d.h. niemand kann von der Insel entkommen und die Möglichkeiten der Polizeiarbeit fallen gleich um mehrere Jahrzehnte zurück: DNA-Analyse? Nur auf dem Festland möglich! Professionelle Spurensicherung? Mit dem in der Dienststelle vorhandenen, uralten Equipment kaum machbar! Verstärkung vom Festland? Vielleicht nächste Woche wieder… Helgoland, ein lebensfeindlicher Mikro-Kosmos!
Einziger – kleiner – Wehrmutstropfen war für mich, dass ich die wesentlichen Teile der Auflösung tatsächlich schon vorausgeahnt hatte und es dem Autor so nicht gelungen ist, mich am Ende komplett zu überraschen. Ob er hierfür einfach zu viele Hinweise gegeben hat oder ob ich mehr aus Zufall richtig gelegen habe, kann ich im Nachhinein gar nicht mehr sagen. Aufgrund des fantastischen Settings kombiniert mit der wirklich tollen Atmosphäre vergebe ich in diesem Fall dennoch gerne 5 Sterne.

FAZIT:
Ein nahezu perfekter Thriller mit ganz besonderem Settting, tollen Charakteren und einer unglaublich dichten Atmosphäre, wie ich es selten erlebt habe!

Bewertung vom 23.08.2016

Die Schande Der Lebenden


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Einmal in der Woche trifft sich eine kleine, heterogene Therapiegruppe im Haus des Therapeuten Tony De Silva: Robin, Chris, Heather, Diana und Caroline. Alle kämpfen für sich alleine mit ihren Süchten, Ängsten und Problemen und versuchen, in der Gruppe und bei Therapeut Tony Halt zu finden. Es herrscht absolute Vertraulichkeit unter ihnen, zumindest so lange, bis jemand aus ihrem Kreis kaltblütig ermordet wird…

Meine Meinung:

Zum Einstieg in die Geschichte musste ich mich doch recht stark aufs Zuhören konzentrieren, um die sechs Hauptcharaktere zunächst einmal besser kennenzulernen und auseinanderhalten zu können. Hinzu kommt, dass Autor Mark Billingham (u.a. „Die Scherben der Wahrheit“; „Zeit zum Sterben“) seine Geschichte in drei verschiedenen parallelen Handlungssträngen zu unterschiedlichen Zeiten erzählt. Doch als ich erstmal in dieser Geschichte richtig drin war, hat sie mich auch nicht wieder losgelassen. Dreh- und Angelpunkt dieser Story sind die sechs sehr unterschiedlichen Charaktere, die allesamt – mal etwas mehr, mal etwas weniger – stark polarisieren, und deren Interaktion miteinander für mich den ganz besonderen Reiz dieser Story ausmachen. Drei Männer (Therapeut Tony, der medikamentenabhängige Arzt Robin und der süchtige Call-Boy Chris) und drei Frauen (die ehemals drogen- und spielsüchtige Heather, die alkoholkranke Diana sowie die zwanghaft essgestörte Caroline), die sich in den Therapiesitzungen ihre tiefsten Ängste und Geheimnisse anvertrauen. Hier präsentiert der Autor sechs sehr intensive und spannende Charakterstudien.

Als sehr geschickt empfunden habe ich auch das Stilmittel der parallel erzählten zwei Haupt-Handlungsstränge, die die Geschehnisse kurz vor dem Mord („damals“) und während der Mordermittlungen („jetzt“) beleuchten. Hierdurch tappt auch der Leser sehr lange Zeit im Dunkeln, was die Hintergründe der Tat, geschweige denn den Täter angeht. Dass man dabei ganz genau weiß, auf welch schreckliches Ereignis die Geschehnisse im „damals“-Strang hin führen, macht das Verfolgen der Story für meinen Geschmack sehr spannend. Als „Sahnehäubchen“ obendrauf gibt es noch den lose eingestreuten dritten Handlungsstrang, der bewusst nicht zeitlich eingeordnet ist und in dem die Identität der beiden interagierenden Personen ebenfalls bewusst bis zum Ende im Verborgenen bleibt. Auf diese Art schafft es der Autor, die Spannungs-Schraube im Fortgang der Geschichte immer weiter anzudrehen und bis zum – für mich - wirklich überraschenden Finale bis nahezu ins unerträgliche zu steigern. Am Ende präsentiert Billingham eine logische und nachvollziehbare Auflösung, die für meinen Geschmack in sich schlüssig ist.

Die Hörbuchproduktion ist sehr professionell und abgesehen von sehr wenig musikalischer Unterlegung zu Beginn und zum Ende sehr minimalistisch gehalten, was für meinen Geschmack sehr gut zur Story passt. Lediglich zwischen den einzelnen Kapiteln / Zeiten hätte man vielleicht 1 – 2 Sekunden mehr Pause lassen können. Sprecher Uve Teschner, der schon sehr vielen Hörbüchern seine Stimme geliehen hat (u.A. div. Chris Carter-Titel und die „Natchez“-Trilogie), macht mal wieder einen ausgezeichneten Job: Stimmlage, Betonung und Tempo habe ich stets als angemessen und sehr angenehm empfunden. Einigen Charakteren (insbesondere Robin) verleiht Teschner einen unverwechselbaren Akzent, was bei einem Hörbuch ja sehr vorteilhaft ist.

FAZIT:
Ein äußerst spannendes Psychogramm, gekonnt und atmosphärisch dicht erzählt.

Bewertung vom 23.08.2016
Thilo

König Laurin


sehr gut

Zum Inhalt:
Theodor, der Sohn von König Dietrich, ist zwar schon sechzehn Jahre alt, sieht aber noch immer aus wie zwölf, denn er wächst einfach nicht mehr. Da hilft auch die Streckbank im heimischen Folterkeller nicht weiter. König Dietrich ist zutiefst enttäuscht, dass sein Sohn wohl kein großer Held werden wird. Doch da soll er sich gewaltig täuschen…

Meine Meinung:
„König Laurin“ ist ein Roman nach dem Drehbuch von Matthias Lang zum gleichnamigen Film, der bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden ist. Autor THiLO ist in der Kinderbuchwelt alles andere als ein unbeschriebenes Blatt: Er gehört zum festen Autorenstamm des ZDF-Kinderquiz „1, 2 oder 3“, hat bislang mehr als 20 Rahmengeschichten für die Sesamstraße erdacht und hat diverse Kinderbücher geschrieben (u.a. „Der Rostige Robert und elf zufällige Zufälle“, diverse TipToi- und Leserabe-Bücher).

Die Geschichte startet düster, spannend und auch ein bisschen gruselig im Folterkeller der Burg. Bereits hier kreiert Autor THiLO eine wirklich tolle Atmosphäre. Wer jetzt befürchten sollte, dass die Handlung zu brutal für die offizielle Leseempfehlung ab 8 Jahren sein sollte, den kann ich an dieser Stelle schnell beruhigen: Schnell löst sich diese düstere Szene mit viel Humor auf. Von da an entspinnt sich eine märchenhafte Story um Themen wie Freundschaft, Vertrauen, Mut und Ehrlichkeit. Eine schöne Parabel halt, ganz wie es sich für ein Märchen gehört. Natürlich dürfen hierbei fiese Schurken, spannende Ritterturniere und natürlich auch ein schönes Burgfräulein nicht fehlen. Fantastische Elemente kommen mit den namensgebenden Zwergenkönig Laurin und magischen Gegenständen ins Spiel und runden die Geschichte schön ab. Junge Leser ab 8 werden hier eine ganze Menge Spaß und Spannung finden, insbesondere auch durch den lockeren und humorvollen Schreibstil des Autors („Der stolze Kunibert konnte zwar kämpfen wie ein Ochse, zielte aber leider wie ein besoffener Iltis“; S. 108).

Selbstverständlich merkt man der Geschichte an, dass es sich „nur“ um ein Buch zum Film handelt und Autor THiLO hierdurch in der eigenen Kreativität sehr stark beschnitten wurde. Stellenweise kommt deutlich zum Vorschein, dass er versucht hat, manche „Gags“ aus dem Film auch in das Buch hinüberzuretten. Dies ist manchmal durchaus gut gelungen, an anderen Stellen wirkt es z.T. doch etwas zu holprig. Insgesamt ist aber ein gutes und unterhaltsames Märchenbuch zum Film dabei herausgekommen, das für mehrere Stunden beschwingten Lesespaß sorgt.

Die Charaktere sind sehr ausgeprägt und vielfältig, sodass für jeden Leser wohl der richtige Lieblingscharakter dabei sein dürfte, wie z.B. der pfiffige Protagonist Theodor, die handfeste Grafentochter Similde, die auch mal wie ein Rohrspatz schimpfen kann („Manche Sätze waren so unanständig, dass sogar das Pony rot wurde und ein paar neue, interessante Schimpfworte lernte.“; S. 139) oder der einsame Zwergenkönig Laurin („Eins, zwei, drei, ganz viele“ – S. 149).

FAZIT:
Ein gelungenes Buch zum Film: Ein humorvolles Märchen zum lesen, mitzittern und mitlachen.

Bewertung vom 22.08.2016
Carter, Aimée

Das Heulen der Wölfe / Animox Bd.1


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Der 12jährige Simon ist ein Außenseiter: Von seinen Mitschülern gemobbt, keine Freunde und fast keine Familie, denn seine Mutter ist ständig auf Reisen und so gut wie nie zu Hause. Doch Simon hat ein großes Geheimnis: Er kann mit Tieren sprechen! Doch nicht nur Simon hat ein unglaubliches Geheimnis, seine Familie auch…

Meine Meinung:

„Animox – Das Heulen der Wölfe“ ist der erste Band einer neuen Jugendbuchreihe der US-amerikanischen Schriftstellering Aimee Carter (u. A. „The Goddess“, „Das göttliche Mädchen“) – und dieser Band hat es wirklich in sich!

Der Start in die Geschichte ist mir sehr schnell gelungen, auch dank der zunächst übersichtlichen Anzahl von Charakteren und der engen Bindung, die man beim Lesen schnell zum Protagonisten Simon aufbaut: Ein durch und durch sympathischer, freundlicher Junge, dem das Leben bislang ganz schön mies mitgespielt hat. Umso mehr leidet man beim Lesen mit, wenn Simon vom fiesen Schulhof-Tyrannen Bryan Barker und seiner Gang mal wieder drangsaliert wird oder sein (ehemals) bester (und einziger) Freund sich von ihm abwendet.

Doch zum entspannten „Kennenlernen“ von Simon lässt die Autorin ihren Lesern nicht allzu viel Zeit, denn die Story nimmt sehr früh richtig Fahrt und es wird wahnsinnig spannend, tempo- und actionreich. Dabei bin ich schon fast von Kapitel zu Kapitel „gehetzt“ und konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Hinzu kommt, dass mich die Autorin mit der Entwicklung ihrer Story weit mehr als nur einmal so richtig überrascht hat. Immer wieder gibt es neue Wendungen und viel Unvorhergesehenes. Genau wie Simon auch, fragt sich der Leser, wer hier welches Spiel spielt, wer von welchen Motiven getrieben handelt und wem Simon überhaupt noch trauen kann. Dieses Verwirrspiel ist der Autorin wirklich sehr gut gelungen. Hinzu kommt noch eine gehörige Portion Dramatik, die kaum ein Auge trocken lassen dürfte.

Auch wenn diese Mischung allein schon ein wirklich sehr gutes Buch charakterisiert, besticht diese Geschichte als Sahnehäubchen obendrauf zusätzlich noch mit einer gehörigen Portion Fantasie und wirklich wunderbaren Settings, sei es nun der Sky Tower des Orion oder das geheime „L.A.G.E.R.“ unterhalb des Central Park. Das war für mich „Kopfkino“ vom Allerfeinsten! Nach einem solchen Stoff müssten sich die großen Hollywood-Studios eigentlich sämtliche Finger lecken…

Band zwei ist bereits für das Frühjahr 2017 angekündigt und wird für mich eine absolute Pflichtlektüre werden.

FAZIT:
Unglaublich spannend, temporeich und immer wieder überraschend! Für mich ein absolutes Lesehighlight 2016!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.08.2016
Daugherty, C. J.;Rozenfeld, Carina

Die Entflammten / Secret Fire Bd.1


sehr gut

Spannend und originell – sehr überzeugende Young Adult / Urban Fantasy


Zum Inhalt:
Die 17jährige Taylor Montclair aus der englischen Kleinstadt Woodbury wünscht sich nichts sehnlicher, als nach der Schule an der altehrwürdigen Oxford Universität angenommen zu werden, an dem auch ihr verschrobener Großvater Aldrich doziert. Der 17jährige Sacha Winters aus Paris hat die Schule hingegen geschmissen und verdient sich sein Geld durch gefährlichen Wetten mit zwielichtigen Gestalten. Zwei ganz unterschiedliche Teenager, zwei ganz unterschiedliche Welten. Und doch ein gemeinsames Schicksal, das beide verbindet und in allerhöchste Gefahr bringt…


Meine Meinung:

„Secret Fire – Die Entflammten“ ist der Auftakt eines neuen Zweiteilers (Original: „The Alchemist Chronicles“) der britischen Autorin C. J. Daugherty, deren fünfteilige „Night School“-Reihe in vielen Ländern die Bestsellerlisten erklomm.

Bereits der Start in die 440 Seiten starke Geschichte ist atmosphärisch dicht und höchst spannend. Schon nach dem ersten Kapitel hatte mich die Autorin an ihre Story gefesselt und ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Die ersten ca. 100 Seiten nutzt Daugherty dann für eine detaillierte Vorstellung ihrer beiden Hauptcharaktere, die mir beide vom Start weg sehr sympathisch waren. Während Taylors Leben in diesem Part eher einem Young Adult-Roman mit „typischen“ Teenager-Problemen entspricht, sorgt Sacha mit seinem dramatischen Schicksal immer wieder für wirklich atemberaubende Spannungsspitzen. Im weiteren Verlauf verändert sich der Charakter der Story dann immer mehr vom Young Adult- hin zum Urban Fantasy-Genre, was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat. Dabei nimmt die Spannung kontinuierlich weiter zu und es gibt mehrere Szenen, in denen ich das Buch um nichts in der Welt aus den Händen hätte legen wollen, denn immer wieder heißt es: Spannung, Action und um das Wohlergehen der Hauptcharaktere zittern.

Apropos Charaktere: Nicht nur die beiden Protagonisten, sondern auch die zahlreichen Nebencharaktere haben mir sehr gut gefallen. Sie sind größtenteils originell, charismatisch und manchmal auch ein bisschen (gewollt?) überzeichnet, sei es nun Taylors Großvater Aldrich, Taylors girliehafte Freundin Georgie oder auch die taffe und nie um einen schnodderigen Spruch verlegene Louisa. Nur die unheilvollen „Todbringer“ haben mich doch sehr an altbekannte Figuren aus „Harry Potter“ erinnert, das hätte die Autorin bestimmt auch eigenständiger hinbekommen können.

Der ganz besondere Charme dieser Story liegt für mich aber in der innovativen, höchst spannenden und überzeugenden Grundidee, die für viel Tempo und Dramatik sorgt. Leider wird hierzu ja schon sehr viel in der offiziellen Kurzbeschreibung verraten (ich möchte an dieser Stelle nichts verraten). Einen Stern Abzug gibt es vom mir aber auch dafür, dass die Story für meinen Geschmack „mittendrin“ aufhört und das zentrale Thema, um das die ganze Story kreist, in diesem Band noch nicht aufgelöst wird. Hier merkt man deutlich, dass die Geschichte von Anfang an auf zwei Bücher angelegt war bzw. zu lang für „nur“ ein Buch geworden ist. Glücklicherweise muss man sich nicht lange gedulden, da der zweite Band bereits für das kommende Frühjahr 2017 avisiert ist. Denn wer Band 1 gelesen hat wird wohl kaum auf Band 2 verzichten wollen!

FAZIT:
Spannend, temporeich und dramatisch mit einem Schuss Romantik. Sehr überzeugende Young Adult / Urban Fantasy mit toller Grundidee! Ich freu´ mich auf Band 2!

Bewertung vom 15.08.2016
Habersack, Charlotte

Bissig! / Bitte nicht öffnen Bd.1


ausgezeichnet

Ein Yeti-starkes Abenteuer

Zum Inhalt:
In Boring ist der Name Programm: Meistens ist es ziemlich langweilig dort. Doch als Nemo Pinkowski ein geheimnisvolles Paket erhält, ist es mit der Langeweile schnell vorbei. Denn in dem Paket ist ein kleiner, wuscheliger Stofftier-Yeti. So weit, so unaufgeregt. Doch plötzlich fängt der kleine Yeti an zu wachsen und ein Eigenleben zu führen. Darüber hinaus braut sich über Boring ein heftiger Wintereinbruch zusammen – mitten im Hochsommer!

Meine Meinung:

Allein das wunderbar gestaltete Hard-Cover, das mit einem Loch einen Blick in das „Paket“ und auf das „Icy-Ice Montsa“ erlaubt, macht schon tierisch neugierig auf diese Geschichte, die sich die erfolgreiche Kinderbuchautorin Charlotte Habersack (u.a. „Pippa Pepperkorn“-Reihe) für den Start ihrer neuesten Kinderbuch-Reihe ausgedacht hat.

Die rd. 230 Seiten starke Geschichte (aufgeteilt in 27 Kapitel) beginnt ganz unaufgeregt mit der Zustellung des geheimnisvollen Paketes, das an „An Niemand!“ adressiert ist. Doch ab dem Öffnen des Paketes entspinnt sich eine unglaublich fantasievolle, temporeiche, humorvolle und immer wieder überraschende Story, die man am Liebsten in einem Rutsch lesen würde. Es macht richtig Spaß zu lesen, wie aus dem kleinen Stofftier-Yeti der riesige aber sanftmütige (wenn er nicht gerade auf seinen Erz-Plüsch-Rivalen trifft) Yeti-Krieger wird und wie Nemo zusammen mit seinen Freunden Fred und Oda versucht, das Geheimnis um das Icy-Ice Monsta zu lüften. Dabei müssen die drei Freunde ganz schön kreativ werden und eigene Ermittlungen zum Absender bzw. eigentlichen Empfänger des Paketes vornehmen. Zu allem Übel müssen sie den immer auffälliger werdenden Yeti vor den Blicken der anderen Dorfbewohner verstecken und vor der neu gegründeten und überambitionierten Boringer „Bürgerwehr“ in Sicherheit bringen. Wie unsere kleinen Helden das schaffen, wird hier selbstverständlich nicht verraten. Aber einen klitzekleinen Cliff-Hanger hat sich Charlotte Habersack am Ende dann doch noch vorbehalten, so dass man richtig Lust auf den Folgeband („Nicht öffnen – schleimig!“) bekommt, der (leider erst) für Herbst 2017 angekündigt ist.

Die drei Helden, Nemo, Oda und Fred, muss man einfach mögen und sie bieten den Lesern im passenden Alter sicherlich auch die entsprechenden Identifikationsfiguren an. Der eigentliche Held dieser Geschickte ist aber zweifelsohne das (größenunabhängig) knuddelige Icy-Ice Monsta, das mit einer wunderbar komischen Sprache daher kommt („Weil heim!“ oder auch „Icy hast gar nix Teller“). Icy ist einfach klasse!

Last but absolutely not least: Die Illustrationen von Fréderic Bertrand (u.a. „Scary Harry“-Reihe) sind mal wieder klasse! Er fängt die Stimmung der gezeichneten Szenen stets perfekt ein und verleiht den Charakteren eine sympathische Unverwechselbarkeit, allen voran dem knuddeligen icy-Ice Monsta. Gerne hätte ich noch mehr von seinen Illustrationen in diesem Buch mit dabei gehabt!

FAZIT:
Ein fantasievoller, unterhaltsamer und spannender Lesespaß für kleine und große Leser. Ich freu mich schon jetzt auf Band 2!