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dorli
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Insgesamt 893 Bewertungen
Bewertung vom 17.09.2013
Heitzmann, Kristen

Das Echo der Vergangenheit


ausgezeichnet

Sofie Michelli möchte sich aus dem Familienkokon befreien, um ihrem Leben neue Impulse zu geben. Sie verlässt New York und begibt sich nach Sonoma zu Lance und Rese in die Villa im Weinberg, um dort ihre Dissertation zu schreiben. Hier lernt Sofie den Jugendamtmitarbeiter Matt Hammond kennen und fühlt sich zu ihm hingezogen. Doch dann holt ihre Vergangenheit sie ein: Carly, die Tochter von Sofies früherem Lebensgefährten Eric, bittet Sofie dringend um Hilfe. Die Beziehung zu Eric endete vor sechs Jahren fast tragisch für Sofie, doch die große Sorge um Carly lässt Sofie nicht zögern, sie macht sich sofort auf nach New York - mit Matt an ihrer Seite…

„Das Echo der Vergangenheit“ ist der dritte Band um die Geschichte der Familie Michelli und schließt direkt an den zweiten Band an. Ich habe die beiden vorhergehenden Teile gelesen und muss zugeben, dass mir der Einstieg in dieses dritte Buch ohne die Vorkenntnisse sehr schwer gefallen wäre. Es gibt zahlreiche Anspielungen auf das bisherige Geschehen, es ist bereits so viel in der Villa im Weinberg passiert - um diese wundervoll erzählte Geschichte wirklich rundum genießen zu können, ist das Hintergrundwissen daher von Vorteil. Für das Verständnis der Geschichte von Sofie und Matt allerdings ist das Wissen um die vorherigen Ereignisse nicht unbedingt von Nöten, da man Matt erst in diesem Buch kennenlernt und Sofie nur im zweiten Band einen ganz kleinen Part inne hatte.

Kristen Heitzmann erzählt sehr intensiv, sie geht auf alle Ereignisse und Charaktere sowie deren Probleme genau ein, so dass man als Leser sofort mittendrin im Geschehen ist und sich als Teil dieser Familie fühlt. Die Art und Weise, wie die Michellis leben, die Hingabe, mit der sie alle Probleme gemeinsam bewältigen und ihren Alltag meistern, der große Zusammenhalt in der Familie und der starke Glaube an Gott kommen auch in diesem Band wieder zum Vorschein. Auch die Psychologie spielt eine große Rolle. Trauma¬tische Ereignisse müssen verarbeitet, Angst und Trauer überwunden werden.
Trotz der ernsten Themen liest sich das Buch sehr locker, die Autorin schreibt frisch, lebendig und farbenfroh, immer liegt Hoffnung über allem, so dass man als Leser mit einem positiven Gefühl durch das Buch wandert.

Besonders begeistert mich, wie Kristen Heitzmann das Thema Religion und Glaube handhabt. Während die Michellis ihren christlichen Glauben ganz selbstverständlich in ihren Alltag integriert haben, ist Matt sehr ablehnend gegenüber Religion und Gott. Zuviel Schreckliches musste er sowohl in seiner Vergangenheit wie auch in seinem Job als Mitarbeiter des Jugendamtes mit ansehen und er stellt zu Recht die Frage: „Warum nur gab Gott Dummköpfen Macht über andere Menschen?“ (S.384). Diese und auch andere Fragen werden ausgiebig diskutiert und besonders die Gespräche zwischen Sofie und Matt hierzu waren für mich sehr spannend und interessant.

Kristen Heitzmann ist mit „Das Echo der Vergangenheit“ eine wundervolle Fortsetzung der Michelli-Familiensaga gelungen. Fesselnd, gefühlvoll und immer wieder zum Nachdenken anregend.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.09.2013
Flynn, Gillian

Gone Girl - Das perfekte Opfer


ausgezeichnet

Amy und Nick Dunne leben in New York. Nachdem beide arbeitslos geworden sind, werden sie zunehmend unzufriedener mit ihrem Leben. Als Nicks Mutter an Krebs erkrankt, beschießt er ungeachtet den Wünschen Amys wieder in seine Heimat zurückzukehren. Amy fügt sich Nicks Beschluss, auch wenn es der gebürtigen New Yorkerin nicht leicht fällt, arrangiert sie sich mit dem Leben in der Missouri-Kleinstadt am Mississippi. Nick eröffnet gemeinsam mit seiner Schwester Go unter Zuhilfenahme des restlichen Geldes aus Amys Trustfond eine Kneipe. Alles scheint in Ordnung. Doch am Morgen ihres fünften Hochzeitstages verschwindet Amy spurlos. Die Polizei beginnt zu ermitteln und jede neue Spur lässt den Verdacht wachsen, dass Nick für Amys Verschwinden verantwortlich ist. Nick stellt eigene Nachforschungen an und entdeckt schnell die wahren Hintergründe, nur glaubt ihm niemand…

Aufgrund der überschwänglichen Aussagen des Klappentextes hatte ich sehr hohe Erwartungen an dieses Buch. Trotzdem habe ich nicht mit dem Wahnsinn gerechnet, der zwischen diesen Buchdeckeln steckt. Dieser Thriller ist genauso, wie Amy ihre persönliche Geschichte sieht: staunenswert und verblüffend. Mehr noch, die Geschehnisse sind haarsträubend - es ist unfassbar, was hier zwischen Amy und Nick abläuft.

Die Geschichte beginnt damit, dass Nick über Amys Kopf nachdenkt. Über die äußere Form und ganz besonders über ihren Verstand. Als ich die Geschichte zu Ende gelesen hatte, waren meine Gedanken wieder bei Amys Kopf und ihrem Verstand. Ich würde wirklich gerne wissen, wie dieser Kopf arbeitet. Obwohl es bei dem ganzen Lug und Trug den Nick so treibt in Amy vor Wut brodeln muss, bleibt sie nach außen ruhig und bereitet geduldig und präzise ihre Rache vor. Wie kann jemand so abgrundtief böse sein und so ausgeklügelt und vorausschauend denken? Das ist für mich beängstigend und faszinierend zugleich.

Nicht nur die Sprache mit tollen Formulierungen, herrlichen Wortkreationen („zuckerbesoffen“) und durchdachten Dialogen ist Gillian Flynn hervorragend gelungen, auch der Aufbau des Buches ist sehr geschickt. Während Nick von dem aktuellen Geschehen berichtet, erfährt man im ersten Teil von Amy mittels Tagebucheinträgen, wie sie und Nick sich kennengelernt haben und wie sich die beiden und ihre Ehe im Laufe der letzten fünf Jahre verändert haben.

Es ist einfach brillant, welch ein Schauspiel Gillian Flynn hier kreiert hat. Das Buch ist raffiniert und böse, steckt voller Wendungen und Überraschungen und hält den Leser Seite um Seite in Atem. Die Autorin spielt mit dem Leser, lenkt die Sympathien für die Figuren von einer zur nächsten. Man fragt sich laufend, wer in dieser Geschichte eigentlich wen manipuliert. Wer sagt die Wahrheit? Wer lügt? Ständig lauert man auf die nächste Schandtat und ist dann wieder sprachlos, wie eiskalt hier agiert wird.

Nicks Anwalt Tanner Bolt sagt über Nick und Amy: „… Sie beide sind die abgefucktesten Menschen, die mir jemals begegnet sind…“ (S.538). Wie recht er hat.

Ein grandioser Thriller. Unbedingt lesen!

22 von 27 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.08.2013
Auerbach & Keller

Ins Gras gebissen / Pippa Bolle Bd.4


ausgezeichnet

Pippa Bolle hat einen neuen Auftrag. Als Gesellschafterin soll sie zwei Wochen lang die fast 100-jährige Christabel Gerstenknecht betreuen. Christabel besitzt eine Gartenzwergfabrik in Storchwinkel, einem kleinen beschaulichen Dorf in der Altmark.
Dort angekommen, wird Pippa schnell klar, das es hier bei „ein bisschen Lesen und Konversation“ nicht bleiben wird. Zwischen Störchen, Gartenzwergen und Baumkuchen wird gemordet, was das Zeug hält …

„Ins Gras gebissen“ ist bereits Pippa Bolles 4. Fall - für mich war dieser Einsatz in Storchwinkel der erste, den ich mit Pippa erleben durfte.

Das Autoren-Duo Auerbach und Keller hat sich als Handlungsort ein idyllisches Fleckchen in der Altmark ausgesucht, ganz wundervoll werden die Landschaft und die beeindruckende Natur beschrieben. Doch diese Beschaulichkeit ist trügerisch: Kaum in dem kleinen Dorf angekommen, steckt Pippa aufgrund einer Verwechslung prompt mittendrin in Mordermittlungen.

Der eigentliche Star in diesem Roman ist für mich Christabel Gerstenknecht. Was für eine bemerkenswerte Frau! Die rüstige Dame führt ihr Unternehmen trotz ihres hohen Alters hart aber gerecht und ist als ideenreiche Bürgermeisterin der Bevölkerung gegenüber sehr großzügig. Hinzu kommt, dass sie sehr schlagfertig ist, sich nichts vormachen lässt und jeden auf Anhieb durchschaut. Sie hat alles und jeden ganz wunderbar im Griff. Mit Pippa ist Christabel sehr schnell auf einer Wellenlänge, die beiden verstehen sich prächtig und machen sich dann gemeinsam mit den ermittelnden Kommissaren daran, die Serie merkwürdiger Todesfälle aufzuklären.

Auch wenn diese Geschichte sehr humorvoll erzählt wird, haben die Autoren für die Geschehnisse in Storchwinkel einen ernsten Hintergrund gewählt: es geht um Zwangsadoptionen in der ehemaligen DDR, unter denen manche Opfer bis heute leiden.

Ein rundum gelungenes Pippa-Abenteuer, das mir besonders durch die zahlreichen unterschiedlichen Akteure beste Unterhaltung geboten hat.

Bewertung vom 22.08.2013
Mitchell, Siri

Der erste Ball der Clara Carter


ausgezeichnet

New York 1890. Die 17-jährige Clara Carter wird von ihrem Vater und ihrer Tante gedrängt, ein Jahr früher als geplant zu debütieren, denn Franklin de Vries, der begehrteste Junggeselle der Stadt, kommt pünktlich zu Saisonbeginn aus Europa zurück. Um die Familienehre wiederherzustellen, wird von Clara verlangt, alles daran zu setzen von Franklin den erwünschten Heiratsantrag zu erhalten. Anfangs fügt sich Clara den Plänen ihrer Familie, doch dann kommt alles ganz anders…

In „Der erste Ball der Clara Carter“ erhält man Einblicke in die New Yorker High Society des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Glanz und Glorie, Prunk und Schönheit – eine Welt, die prachtvoll und unbedingt erstrebenswert wirkt.
Im Verlauf der Handlung wird jedoch deutlich, dass diese Glitzerwelt nicht selten auf einem Gerüst aus Lug und Trug, aus Korruption, Ausbeutung und Täuschung steht. Siri Mitchell gibt ihrer Protagonistin das Buch „Wie die andere Hälfte lebt“ von Jacob Riis in die Hand und gewährt Clara und damit auch dem Leser einen Blick auf das andere New York. Auf die Armen, die Obdachlosen, die Migranten und die fürchterlichen Missstände, die hier herrschten. Riis’ Dokumentation veranlasst Clara, viele Fragen zu stellen und sie erkennt nach und nach das ganze Ausmaß an Lügen um sich herum. Die Illusion einer heilen Welt bröckelt.

Die Autorin lässt Clara eine bemerkenswerte Entwicklung durchmachen. Das wissbegierige und an vielen Dingen interessierte Mädchen legt für ihre Familie die eigenen Wünsche und Pläne beiseite und fügt sich dem strengen Prozedere, wie es von ihr erwartet wird. Sie lässt sich in ein viel zu enges Korsett pressen, erduldet alle Qualen und passt ihren Tagesablauf ganz den Erfordernissen für ein erfolgreiches Debüt an.

Ich habe nicht gewusst, nicht einmal geahnt, was für eine Tortur hinter so einem Debüt stand, aber Debütieren war richtig harte Arbeit. Die Mädchen wurden bis zur Perfektion gedrillt. Alles war auf das eine Ziel ausgerichtet: den begehrtesten Junggesellen der Stadt zu ergattern. Das äußerliche Erscheinungsbild war am wichtigsten, da spielte auch die Gesundheit der Mädchen keine Rolle, wie die Autorin in einem Nachwort erklärt. Zu enge Handschuhe, zu kleine Schuhe und auch ein extrem eng geschnürtes Korsett mussten ertragen werden. Schlimme Erkrankungen und Verstümmelungen waren die Folge.

Clara wird immer wieder eingetrichtert, dass Freundschaft, Liebe und Loyalität im Kreis der Reichen und Mächtigen keinen Platz haben, der Wert eines Menschen zeigt sich einzig und allein durch seine Stellung in der Gesellschaft. Geld und Ansehen lassen alles andere in den Hintergrund rücken.

Es ist ganz wunderbar zu beobachten, wie Clara all ihre Erfahrungen und Erlebnisse nutzt und sich Schritt für Schritt freistrampelt. Sie wird zu einer selbstbewussten jungen Frau, die in der Lage ist, auf eigenen Beinen zu stehen. Sie gelangt im Verlauf der Geschichte zu der Erkenntnis, dass Gott sie genau so liebt, wie sie ist, auch ohne diesen ganzen Pomp, einfach nur sie selbst.

Sehr gelungen finde ich, dass die Autorin hier kein einseitiges Bild zeichnet. Es gab durchaus Mädchen, die dem ganzen Ablauf des Debütierens und den Aussichten auf ein Leben in einem goldenen Käfig positiv gegenüberstanden. Claras gleichaltrige Freundin Lizzie fühlt sich inmitten der feinen Gesellschaft wohl und gut aufgehoben, sie freut sich nicht nur auf ihr Debüt und die anstehenden Aufgaben, sondern auch auf das gesellschaftliche Leben mit all seinen Zwängen, das sie nach ihrem Debüt erwartet.

Am Ende des Buches steht für mich die Botschaft, dass jeder wie Clara und Lizzies mutig genug sein sollte, das eigene Leben selbst zu bestimmen, und nicht so zu sein, wie andere es erwarten.

„Der erste Ball der Clara Carter“ hat mich durchweg begeistert. Siri Mitchell hat mich mit ihren facettenreichen Schilderungen über das Leben im damaligen New York sehr beeindruckt.

Bewertung vom 13.08.2013
Penney, Stef

Was mit Rose geschah


ausgezeichnet

Ray Lovell ist Privatdetektiv und bekommt den Auftrag, die vor 6 Jahren spurlos verschwundene Romni Rose Janko zu finden. Ray übernimmt eigentlich keine Vermisstenfälle, wird jedoch von dem Vater des Mädchens angefleht, weil dieser keinen gorjio (Nicht-Roma) mit dem Fall betrauen möchte. Nur ein Insider wäre in der Lage, mit den Fahrenden zu reden und würde die Hintergründe verstehen. Ray zögert, doch der Fall weckt seine Neugierde, auch das angebotene Geld lockt und so begibt er sich auf die Suche nach Rose…

Mit „Was mit Rose geschah“ hat Stef Penney mich in eine Welt mitgenommen, die ich noch nicht kannte und die mich fasziniert, zugleich aber auch erschüttert hat.

Sehr eindrucksvoll erzählt die Autorin von den Traditionen der Roma, von Sitten und Bräuchen, an denen festgehalten werden muss, von ganz besonderen Werten. Sie lässt dabei abwechselnd den Privatdetektiv Ray und den 14-jährigen Rom JJ zu Wort kommen.
Ray ist halb Rom, aber in einem Haus aufgewachsen und hat das Fahren aber nie kennengelernt, während JJ mit seiner Familie in Wohnwagen lebt und sich nicht vorstellen kann, hinter festen Mauern zu wohnen.

JJ ist mir im Verlauf der Geschichte sehr ans Herz gewachsen. Er hat im Gegensatz zum Großteil seiner Familie eine erfrischende, offene Einstellung zu den Traditionen der Roma, der Welt außerhalb der Roma-Gemeinschaft und dem Leben allgemein. Er ist neugierig, an allem interessiert, seine Ansichten und Gedanken sind nicht so festgefahren, wie die seiner Familie. Er wurde von der Autorin mit einer jugendlichen Sprache ausgestattet, so dass alles, was er zu berichten hat, sehr glaubhaft und echt auf mich gewirkt hat.

Rays Ermittlungen verlaufen sehr zäh, er stößt bei den Jankos auf eine Wand aus Lügen und Widersprüchen. Die Familie Janko wird sehr undurchsichtig dargestellt. Zusammenhalt wird groß geschrieben, keiner verrät den anderen, aber das erschien mir wie eine Verpflichtung, für mich war innerhalb der Familie keinerlei Harmonie zu spüren. Die ganze Geschichte wird im Verlauf der Handlung immer rätselhafter, das Verschwinden von Rose rückt mehr und mehr in den Hintergrund. Alles dreht sich um den Janko-Fluch, eine seltsame Erbkrankheit, an der nur die männlichen Familienmitglieder erkranken.
Für Ray wird das stetige Stochern in den Familiengeheimnissen dann fast zum Verhängnis. Doch er gibt nicht auf und selbst als sich der Verbleib von Rose geklärt hat, lassen die Heimlichkeiten der Jankos Ray nicht ruhen.

Die tiefe Verwurzelung in der Tradition und das Festhalten an den alten Sitten münden in einer Tragödie. Das schreckliche Ausmaß dieser Familiengeschichte offenbart sich erst zum Schluss und lässt mich aufgewühlt zurück.

Im Nachhinein passen alle Andeutungen, die im Laufe der Handlung gemacht wurden, einfach perfekt zu dem überraschenden Ende und alles ist nachvollziehbar. Trotzdem hätte ich das so nie vermutet. Was für eine Geschichte!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.08.2013
Schier, Petra

Verschwörung im Zeughaus


ausgezeichnet

Eines Morgens klopft Adelinas Bruder Tilmann Greverode schwerverletzt an ihre Tür und bricht vor ihren Augen zusammen. Während Adelina noch rätselt, was passiert sein könnte, erscheint der Vogt auf der Suche nach Tilmann in der Apotheke. Tilmann wird des Mordes an seinem Freund und Kollegen bei der Stadtgarde Clais van Dalen verdächtig. Adelina kann nicht glauben, dass ihr Bruder ein Mörder sein soll und bestreitet gegenüber dem Vogt, Tilmann in den letzten Monaten gesehen zu haben…

Mit „Verschwörung im Zeughaus“ öffnet Petra Schier bereits zum fünften Mal ein Tor zum mittelalterlichen Köln und katapultiert den Leser direkt in Adelinas Welt. Wieder ist die Apotheke der Dreh- und Angelpunkt für das gesamte Geschehen und wieder wartet Petra Schier mit einer tollen Mischung aus Spannung, Humor, Romantik und Historie auf.

Die Geschichte rund um den Überfall und den Mord sowie die Unregelmäßigkeiten im Zeughaus ist verzwickt, gekonnt lenkt Petra Schier den Verdacht mal auf diesen, mal auf jenen, so dass ich prima über Täter, Motiv und Tathergang miträtseln und mitgrübeln konnte.

Ein Highlight in den Romanen von Petra Schier sind für mich immer wieder ihre Figuren. Auch hier beweist die Autorin wieder ihr gutes Händchen, jedem Charakter ein eigenes Gesicht zu geben. Jeder Einzelne der zahlreichen Akteure hat seine eigene Persönlichkeit mit ganz speziellen Eigenarten und ganz besonderen Aufgaben. Eine kunterbunte Schar – und es gelingt Petra Schier hervorragend, alle unter einen Hut zu bringen, das Zusammenspiel all dieser unterschiedlichen Personen ist ausgeklügelt und bis ins Kleinste durchdacht. Es macht einfach Spaß, allen auf Schritt und Tritt zu folgen, an ihrem Alltag teilzuhaben und dabei zu sein, wenn Adelina mit ihrem Spürsinn den Dingen auf den Grund geht; wenn die zwei Sturköpfe Mira und Tilmann aufeinander prallen und sich herrliche Wortgefechte liefern; wenn Ludmilla ihr heilkundiges Wissen einsetzt und mit ungewöhnlichen Mitteln Erfolg hat.

„Verschwörung im Zeughaus“ hat mich durchweg begeistert – dieser Roman ist randvoll mit guter Unterhaltung.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.08.2013
Freundlinger, Eduard

Die schwarze Finca


ausgezeichnet

Joana lebt mit Mann Kilian und Sohn Xaver glücklich in München. Die schwierige Zeit nach dem plötzlichen Verschwinden und dem vermeintlichen Tod ihrer Schwester Carmen vor einigen Jahren hat sie überstanden. Doch dann erreicht Joana eine mysteriöse Facebook-Nachricht, in der behauptet wird, Carmen würde noch leben und sich in Joanas andalusischer Heimat befinden. Kurz entschlossen macht Joana sich auf den Weg, um den Dingen auf den Grund zu gehen…

Eduard Freundlinger hat für seinen Roman „Die schwarze Finca“ eine traumhafte Kulisse gewählt: Andalusien. In der Geschichte selbst geht es wenig traumhaft zu, hier regiert das Verbrechen - Mord, Entführung, Erpressung, Drogenhandel und Schleuser-Kriminalität bestimmen das Bild.

Freundlinger beginnt den Krimi mit einem sehr packenden Prolog, der auf einer wahren Begebenheit beruht. Ein Flüchtlingsdrama im Mittelmeer vor der andalusischen Küste. Der Autor schildert sehr eindringlich, wie die anfängliche Vorfreunde der Flüchtlinge schnell in Verzweiflung und Angst umschlägt.

Im Folgenden werden dann eigentlich zwei unterschiedliche Geschichten erzählt, die aber im Verlauf der Handlung interessante Verbindungen haben. Während Joana sich auf die Suche nach ihrer Schwester begibt, hat die Polizei seltsame Mordfälle aufzuklären, bei denen Garnelen eine wichtige Rolle spielen. Freundlinger schickt hier mit Lucia Cienfuegos und Rubén de Freitas ein sehr lässiges Ermittlerpaar ins Rennen. Besonders Rubéns Ermittlungsmethoden sind äußerst unkonventionell, aber durchaus erfolgreich.

Faszinierend ist, dass der Autor die Täter nicht lange im Verborgenen hält. Noch von den Überlegungen gepackt, ob gemachte Andeutungen mich womöglich in die Irre führen sollen, wurden mir auch schon die Verbrecher präsentiert. Man weiß sehr schnell, um wen es sich bei dem „von Gott Erhörten“ handelt und auch die Identität des Haupttäters in diesem Krimi wird früh verraten. Das tut der Spannung aber keineswegs einen Abbruch, man bleibt durchweg von der vielschichtigen Handlung und den interessanten Charakteren gefesselt. Gerade während Joanas Suche nach Carmen kommen nach und nach teils grausame, teils überraschende Tatsachen zum Vorschein und lassen an keiner Stelle Langeweile aufkommen.
Auch die zahlreichen, sehr gelungenen Szenen- und Perspektivwechsel halten die Spannung auf einem hohen Niveau. Man ist als Leser immer dort, wo etwas Wichtiges geschieht und erlebt die Geschehnisse sowohl aus Sicht der Opfer, der Ermittler wie auch der Täter.

„Die schwarze Finca“ ist ein rundum gelungener, spannend erzählter Krimi.

Bewertung vom 01.08.2013
Glückauf, Ina

Nageln will gelernt sein


ausgezeichnet

Melitta Möller, genannt Mella, lebt im renovierungsbedürftigen Haus ihrer nach Spanien gezogenen Eltern in einer abgestumpften Beziehung mit dem extrem schludrigen Felix, jeden Sonntag Besuch von den lästigen Fast-Schwiegereltern inklusive.
Damit nicht genug, nutzt doch auch ihre Schwester Mercedes Mellas Gutmütigkeit gerne und oft aus und lädt ihre verzogenen Kinder bei ihr ab.
Mella muss gerettet werden und da kommt Tante Lali gerade recht. Tante Lali merkt schnell, dass Veränderungen nötig sind und auch, dass Mella den attraktiven Nachbarn Georg sehr interessant findet, bleibt ihr nicht verborgen.
Tante Lali hat eine Idee und zack! - findet sich Mella in einem Handwerkerkurs im Baumarkt wieder…

Ina Glückauf ist mit „Nageln will gelernt sein“ ein herrlich spaßiger Roman gelungen, der vollgepackt mit witzigen Dialogen und reichlich Situationskomik für beste Unterhaltung sorgt. Der frisch-fröhliche Schreibstil der Autorin macht das Lesen zu einem großen Vergnügen.
Ina Glückauf macht es ihrer Protagonistin wirklich nicht leicht, ein glückliches, entspanntes Leben zu führen. Mella ist sehr naiv, hat keinerlei Durchsetzungsvermögen und an Schlagfertigkeit fehlt es ihr auch. Dafür hat die Autorin Mella mit einer ungehobelten, unheimlich dreisten Mischpoke umgeben.
Ich hätte Mella gerne das ein oder andere Mal kräftig geschüttelt und sie aus ihrem Trott herausgeholt. Und auch die Autorin hat schon bald Mitleid mit ihr und lässt Tante Lali auf der Bildfläche erscheinen. Ohne deren dynamische und ideenreiche Unterstützung wäre Mella wohl ganz und gar aufgeschmissen gewesen und hätte weiterhin ihr bedauernswertes Leben geführt.
Doch bevor ein Happy-End auch nur in Sichtweite kommen kann, stolpert Mella von einer verzwickten Situation in die nächste. Zahlreiche handwerkliche Missgeschicke bringen sie bei den Versuchen, Georg auf sich aufmerksam zu machen, immer wieder in eine knifflige Lage, aus der sie sich oft nur mit Hilfe des freundlichen Baumarktmitarbeiters Roland oder des Rottweiler besitzenden Nachbarn Brühlmann herausmanövrieren kann. Sobald Georg in ihrer Nähe auftaucht, ist Mella total von der Rolle und verfällt in unsinniges Gefasel. Für Mella ganz schön blöd – für den Leser aber durchweg witzig.

Ein gelungenes Debüt, das wunderbar kurzweilige Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 01.08.2013
Thiemeyer, Thomas

Das Gesetz des Chronos / Chroniken der Weltensucher Bd.5


ausgezeichnet

Berlin 1895. Auf Wilhelm II. und seine Frau Viktoria wird ein Attentat verübt. Das Kaiserpaar stirbt noch am Tatort, der Täter kann spurlos verschwinden. Als bekannt wird, dass Carl Friedrich von Humboldt eine Zeitmaschine gebaut hat, wird die Idee laut, den Mord an dem Kaiser und seiner Frau ungeschehen zu machen. Doch Humboldt weigert sich, denn in den Verlauf der Geschichte einzugreifen, birgt ungeahnte Risiken. Dann ändern dramatische Geschehnisse seine Ansichten und die Weltensucher begeben sich auf eine gefährliche Reise…

Thomas Thiemeyer versteht es mit seinem lockeren und angenehm zu lesenden Schreibstil ausgezeichnet, den Leser in seinen Bann zu ziehen. Man ist sofort mittendrin im Geschehen und fiebert mit Humboldt & Co. mit.
Dem Autor gelingt es hervorragend, ein Bild von der damaligen politischen Lage zu vermitteln. Genauso werden die Grundlagen von Zeitreisen und die technischen Details bezüglich des von Humboldt konstruierten Zeitschiffs einleuchtend und interessant präsentiert.

Das bedrohliche Szenario, das nach dem Kaisermord in der Stadt herrscht, ist genauso durchdacht, wie die Schauplätze, die die Weltensucher während ihrer Reisen durch die Zeit besuchen. Alles ist stimmig und passt zusammen. Die Erkenntnisse, die Humboldt aus den ganzen Vorkommnissen gewinnt und die ihn letztendlich zum Umdenken bewegen, sind dadurch plausibel und nachvollziehbar.

Thiemeyer hat alle Ereignisse mit ganz viel Abenteuer und Spannung gespickt und eine abwechslungsreiche Geschichte vielen Überraschungen, interessanten Wendungen und einer tollen Atmosphäre geschaffen.

Ein großes Lob verdient auch die Aufmachung des Buches. Nicht nur das wunderschön gestaltete Cover ist fabelhaft gelungen, auch der auf dem Vorsatz gedruckte ältere Stadtplan von Berlin ist ein echter Hingucker.

Auch als nicht jugendlicher Leser hat mir das Lesen dieses Buches großen Spaß gemacht. Es ist interessant, kurzweilig und bietet rundum spannende Unterhaltung.

Bewertung vom 12.07.2013
Waiblinger, Ralf

Hasenpfeffer


ausgezeichnet

Während Kommissar Spekulantius Bösenschreck einer Geldfälscherbande auf der Spur ist, wird die Stadt von einem weiteren Fälschungsskandal erschüttert: Luxusuhren stellen sich als Plagiate heraus. Auch in diesem Fall nimmt Bösenschreck die Ermittlungen auf und hat es prompt mit einem gefährlichen Gegner zu tun, dem skrupellosen „Pane“ - Panetoni Magenbitter…

„Hasenpfeffer“ ist ein etwas anderer Krimi, der von Ralf Waiblinger mit viel Witz und Ironie erzählt wird.
Dieser Krimi bekommt durch seine ungewöhnlichen Protagonisten einen ganz besonderen Touch - das gesamte Personal besteht aus menschenähnlich in Szene gesetzten Tieren. Der Autor wartet zudem mit herrlich fantasievollen Namen für seine Figuren auf, die den jeweiligen Träger stets sehr treffend beschreiben. So ist zum Beispiel Meingold Schnallentritt ein mieser Zuhälter, Lupine Fitzelkrams die Chefin des Kriminallabors und Dietrich Riegelein Mitarbeiter eines Schlüsselnotdienstes.
Sprachlich ausgefeilte Dialoge, humorvolle Formulierungen, kreative Wortschöpfungen und immer wieder passend eingesetzte Redewendungen sorgen durchweg für beste Unterhaltung. Sehr gut gefallen haben mir auch die in lockeren Abständen eingefügten Illustrationen, die das turbulente Geschehen ganz wunderbar veranschaulichen.
Die Krimihandlung selbst bietet zwar wenig Überraschungen, kommt dafür aber zum Teil sehr rasant und actionreich daher.
Die aufregenden Ereignisse bewegen Kommissar Bösenschreck letztendlich zu einem Umdenken, mit dem ich so nicht gerechnet habe. Ein sehr verblüffendes Ende. Dennoch sind die Konsequenzen, die er aus den Vorkommnissen zieht, durchaus nachvollziehbar.

Ein tolles Krimi-Debüt - „Hasenpfeffer“ hat mir ein paar äußerst vergnügliche Lesestunden beschert.

9 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.