Benutzer
Benutzername: 
anette1809 - katzemitbuch.de
Wohnort: 
Sulzheim
Über mich: 
Mein Blog: https://katzemitbuch.de/

Bewertungen

Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 04.04.2012
Schacht, Andrea

Bis ans Ende der Welt / Kyria & Reb Bd.1


sehr gut

Im Jahr 2125 hat sich Europa in eine Welt der kompletten Überwachung verwandelt. In diesem perfekt gesteuerten System - New Europe, genannt NuYu - wächst Kyria behütet in der Gesellschaftsschicht der Electi auf. Kyria wächst zwar wohlbehütet, doch wie ein Vogel in einem goldenen Käfig auf, was nicht zuletzt daran liegt, dass sie wie ihr verstorbener Vater eine Gendefekte ist und nur eine sehr begrenzte Lebenserwartung hat.
Lange Zeit findet sie sich mit ihrem unausweichlichen Los ab, bis ihre Krankheit durch einen unglücklichen Unfall ausbricht und sie im Krankenhaus auf einen rebellischen jungen Mann aus den Reihen der Subcults trifft, der ihr vor Augen hält, dass das Leben zu wertvoll ist, um es hinter Mauern und unter ständiger Überwachung zu verbringen. Als Reb einen Weg findet aus NuYu zu verschwinden, geht Kyria mit und kehrt ihrer alten Weg den Rücken. Lange kann Kyria ihre neuerrungene Freiheit nicht genießen, denn sie kommt einer großen Intrige auf die Spur: die Regierung von New Europe entwickelt furchtbare Seuchen und verbreitet die Erreger außerhalb NuYus. Wer oder was steckt hinter diesem groß aufgezogenen Komplott?

Kritik:
Der erste Teil der Trilogie "Bis ans Ende der Welt" ist in die beiden Teile "Die Flucht der Rebellen" und "Der lange Weg" aufgeteilt. Zu Beginn findet man ein Dramatis Personae, das sich gerade zu Beginn der Geschichte als äußerst hilfreich erweist, da der Leser direkt in die Handlung hineingeworfen wird und ohne große Erklärungen mit dem speziellen Vokabular zurecht kommen muss. Zudem wirkt der Umgang zwischen den Electi, die man als erstes kennenlernt, steif und höfisch, so dass man einige Kapitel braucht, um mit der Geschichte und ihrem Personal warm zu werden. So richtig in Gang kommt die Handlung erst mit dem Erscheinen Rebs, dem Rebellen aus den Reihen der Subcults, der seinem Namen von Anfang an alle Ehre macht.
Bei den Electi herrschen die Frauen, die Männer verrichten die Arbeit. Die Electi bilden die herrschende Gesellschaftsschicht NuYus, die Civitas sind die normale Gesellschaftsschicht und die Subcults sind Ausgestoßene, die ohne Id - und damit ohne Überwachung leben - allerdings auch ohne Wohnsitz, und ohne Anteil am sozialen Leben. Die Hauptstadt NuYus heißt La Capitale und war früher unter dem Namen Frankfurt am Main bekannt. Schacht hat in der Struktur NuYus Gesellschaftskritik verpackt, die auch vom jüngeren Lesepublikum sehr gut nachvollzogen werden kann.
Nachdem die Geschichte ins Rollen kommt und das steife Umfeld der Electi verlässt, entwickelt sich die Story um Kyria und Reb zu einem spannenden und gewitzten Pageturner, der von der Chemie zwischen der "Prinzessin" und dem Rebellen lebt. Im Laufe der Handlung entwickelt sich zwischen den beiden Protagonisten ganz nach dem Motto "was sich liebt, das neckt sich" eine zarte Liebesgeschichte. Daneben sorgen aber auch ein stetig steigender Spannungsbogen und einige Überraschungsmomente bei der Entwicklung der Nebenfiguren dafür, dass man die Geschichte spätestens im zweiten Teil kaum noch aus der Hand legen kann.
Die Liebesgeschichte ist ebenso wie die actionreichen Parts auf das jüngere Publikum ausgelegt, so dass hier der Auftakt einer dystopischen Trilogie vorliegt, die man guten Gewissens seinen Kindern in die Hand geben kann. Nachdem sich der zunächst geradlinige Aufbau zu einer schwer durchschaubaren Intrige entwickelt, bekommt die Story aber auch für ältere Leser einen größeren Reiz.
"Bis ans Ende der Welt" punktet nicht nur mit Handlungsschauplätzen, die im Bereich der Dystopie noch unverbraucht sind und mit denen sich das jüngere Lesepublikum gut identifizieren kann, sondern vor allem mit dem bezaubernd-witzigen und ungleichen Paar Kyria und Reb, deren frecher - und später auch romantischer - Schlagabtausch auch die älteren Leser zum Schmunzeln bringt.
Das Ende gipfelt in einem Cliffhanger, der dafür sorgt, dass man die Fortsetzung der Geschichte von der Prinzessin und dem Rebellen kaum erwarten kann!

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.04.2012
Roth, Veronica

Die Bestimmung / Die Bestimmung Trilogie Bd.1


sehr gut

Mit der Idee, eine Gesellschaftsstruktur bestehend aus fünf Fraktionen aufzubauen, hat Veronica Roth ein dystopisches Szenario geschaffen, von dem man so noch nicht gelesen hat. Auch wenn es zunächst befremdlich auf einen wirkt, dass eine Gesellschaft beziehungsweise eine Gesellschaftsgruppe auf einer einzelnen Eigenschaft funktionieren soll, funktioniert diese Struktur in Beatrices Welt doch für einige Jahrzehnte. Als Leser wird man zu einem Zeitpunkt in ihre Welt katapultiert, als es unterschwellig zwischen den Fraktionen brodelt und der Typ der "Unbestimmten" ist ein sicheres Anzeichen dafür, dass es Menschen gibt, die mehrere Grundprinzipien für eine gesunde und friedliche Gesellschaft in sich vereinen, und damit das aufgezwungene System aus der jüngeren Vergangenheit in Frage stellen. Durch Beatrices Wahl sich den furchtlosen Ferox anzuschließen, nimmt die Handlung eine gefährliche und auch gewalttätige Entwicklung. Ich muss ehrlich gestehen, dass Veronica Roth eine dermaßen spannende Dystopie gestrickt hat, dass ich wirklich nicht in der Lage war dieses Buch zwischendurch aus der Hand zu legen, anderseits war ich schockiert davon, wie viel Gewalt ein Buch enthält, das vom Verlag ab 14 Jahren empfohlen wird. Ich war außerdem schockiert von einer Gesellschaftsstruktur, die Gewalt nicht nur duldet, sondern sogar befürwortet, um dadurch Konkurrenz auszuschalten und sich an die Spitze einer Gruppe zu setzen, und ich war schockiert von mir selbst, welche Faszination Brutalität und Gewalt auf einen ausüben können, dass man gleichermaßen abgestoßen und doch begierig auf den weiteren Fortgang einer Geschichte weiterlesen muss. Auf Grund dieser Entwicklung war ich mir zeitweilig im Unklaren darüber, ob die Geschichte mich überzeugen kann. Glücklicherweise vertreten Beatrice und der Junge Four, von dem sie im Lager der Ferox trainiert wird, jedoch eine innere Überzeugung, die gegen einseitige Bestimmung und das alteingesessene System der fünf Fraktionen rebelliert. Wenn ich das Verhalten der Ich-Erzählerin Beatrice verurteilt hätte, hätte ich das Buch wegen der geballt auftretenden Brutalität trotz aller Spannung möglicherweise abgebrochen. Ich würde das Buch deshalb frühestens ab 16 Jahren empfehlen oder Eltern anraten das Buch anzulesen, bevor sie es an ihre Kinder weiterreichen.
Die Hauptakteure Beatrice und Four ziehen die Sympathien trotz, oder gerade wegen, ihrer Fehler und Selbstzweifel auf sich, ihre immer enger werdende Freundschaft und aufkeimende Liebe unterscheidet sich wohltuend zu anderen Büchern dieses Genres und ist frei von Klischees und Kitsch. Einige Nebencharaktere sind sehr einseitig gezeichnet, verdeutlichen damit jedoch den Irrsinn der Fraktionengesellschaft und einer eindeutigen Bestimmung nur noch mehr. Man kann sich ausmalen, dass die reine Existenz der Unbestimmten irgendwann das Ende der Fraktionen einläuten wird.
Im Gegensatz zu den plastisch gezeichneten Figuren mangelte es mir bei den Beschreibungen der Schauplätze zeitweise an Tiefe, hier haben mir stellenweise die Bilder vor Augen gefehlt.
Veronica Roth bietet im ersten Band ihrer Trilogie einen rasanten, aber auch wieder äußerst gewalttätigen Showdown, der in einem relativ offenen Ende gipfelt, so dass man der Fortsetzung "Insurgent", die im Original im Mai 2012 erscheint, ungeduldig entgegenfiebert.
Obwohl der Opener der dystopischen Trilogie aus Veronica Roths Feder ein Pageturner ohnegleichen ist, kann ich ihn dennoch nur eingeschränkt empfehlen, da er für eine als Jugendbuch deklarierte Dystopie häufig zu brutal und gewalttätig ist und man als Leser lange Zeit darüber im Unklaren bleibt, ob diese Szenen wirklich von Nöten und Mittel zum Zweck sind die Handlung in eine gewisse Richtung zu treiben, oder nur "schmückendes", aber für ein Jugendbuch wirklich verzichtbares Beiwerk.

7 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.04.2012
Willemsen, Roger

Mir kocht die Blut!


ausgezeichnet

"Mir kocht die Blut!" ist eine Liebeserklärung an alle Querulanten dieser Welt, vorgetragen in verteilten Rollen von Roger Willemsen und Anke Engelke.

'Der Querulant ist lexikalisch ein "Mensch mit übermäßig stark ausgeprägtem Rechtsempfinden. Gegen tatsächliche oder vermeintlich öffentlich-rechtliche, politische, religiöse u.a. Ungerechtigkeiten setzt er sich starrsinnig und selbstaufopfernd ein, wobei Anlass und Verhalten in keinem vernünftigen Verhältnis stehen. Querulanten werden z.T. den Psychopathen zugerechnet. Häufig finden sich beim Querulanten eine mitunter weit zurückliegende tatsächlich erlittene Ungerechtigkeit."'

In acht Tracks verteilt auf zwei CDs widmen sich Roger Willemsen und Anke Engelke der Geschichte der Querulanz von Xerxes bis zu Michael Kohlhaas, von Klassikern bis hin zur Moderne, in kurzen Statements und längeren Episoden. Dabei wechseln sich Gespräche mit Diskussionen und Sketchen ab.
Die beiden CDs sind sehr kurzweilig zu hören und das nicht nur wegen der Kürze und Vielfalt der Beiträge über Querulanten, Krittler, Mäkler, Quengler und Stänkerer, sondern vor allem wegen der kongenialen Interpretation der beiden Sprecher Willemsen und Engelke. In einem irrwitzigen und schnellen Schlagabtausch werfen sich die beiden in einem dermaßen rasanten Tempo die Stichworte zu, so dass man beim Zuhören aus dem Staunen und Lachen kaum noch herauskommt.
Das mehrseitige Booklet der Doppel-CD enthält eine kurze Vita der beiden Sprecher, einen Überblick über die enthaltenen Tracks der beiden CDs und ein Statement zur Querulanz von Roger Willemsen. Da jeder Track Geschichten über mehrere Querulanten enthält, da die Episoden zuweilen wirklich sehr kurz sind, fällt das Wiederfinden einzelner Szenen teilweise schwer, aber da die Gesamtlänge der Lesung weniger als zwei Stunden beträgt ist dieser klitzekleine Mangel zu verschmerzen.
Die Anschaffung lohnt allein wegen des Klassikers "Das Seifenproblem": Ein Schriftwechsel, der zwischen den Mitarbeitern eines Londoner Hotels und einem seiner Gäste hin- und herging, und der von Willemsen und Engelke so genial interpretiert wird, dass man sich vor Lachen nicht mehr halten kann!
Jetzt weiß ich: Man kann sich wirklich über ALLES aufregen, aber viel mehr Spaß macht es, wenn man andere sich aufregen lässt und Roger Willemsen und Anke Engelke dabei zuhört, wie sie darüber diskutieren und debattieren.

5 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.03.2012
Cline, Ernest

Ready Player One


ausgezeichnet

Wir schreiben das Jahr 2044. Wie viele andere Menschen flieht der Teenager Wade Watts aus der realen Welt in das virtuelle Utopia von OASIS. Der verstorbene OASIS-Erfinder James Halliday hat eine Parallelwelt geschaffen, in der man nicht nur dank Computerspielen dem Alltag entfliehen kann, hier kann man auch in die Schule gehen & Freundschaften schließen. Nach Jahren des Überflusses leben die Menschen im Jahr 2044 in einer Welt, in der die Ressourcen nach der Weltwirtschaftskrise knapp sind. Wade hat sich in einem alten Lieferwagen auf einem Autofriedhof einen Zufluchtsort geschaffen, wo er der tristen Realität & dem Zugriff durch seine Tante & ihrem aktuellen Freund entfliehen kann. Hier geht er zur Schule, macht seine Hausaufgaben, pflegt Freundschaften, liest Bücher, schaut Filme, spielt Computerspiele & geht auf die Jagd nach einem ganz besonderen Schatz: Hallidays Easter Egg! Halliday hat vor seinem Tod in dem gigantischen Universum der OASIS einen sagenhaften Schatz versteckt, den Schlüssel zu seinem gewaltigen Vermögen, der die Fahrkarte zu einem Leben ohne Sorgen bedeuten würde. Was fünf lange Jahre keinem Jäger gelungen ist, gelingt Wade: er bewältigt das erste Level in Hallidays Spiel & sieht sich bald einer Reihe von Verfolgern gegenüber gestellt. Wade bleibt nichts anderes übrig, als das Spiel bis zu seinem Ende zu spielen, denn einige seiner Gegner verfolgen ihn bis in die reale Welt & schrecken nicht einmal vor Mord zurück. Dabei wird eindringlich aufgezeigt, wie gefährlich es sein kann, wenn man in der virtuellen Welt zu viele Spuren aus der realen Welt hinterlässt. Im Roman ist es der Konzern IOI, der alle Fäden in der Hand hält & die Spieler auf Grund ihrer Datenspuren in der echten Welt ausfindig machen kann.
Cline hat seiner Liebe zu der Popkultur der 80er Jahre mit der Figur des James Halliday ein Gesicht verliehen: er hat in seinem Roman unzählige Anspielungen auf seine Lieblingsfilme, Musik & Computerspiele der 80er Jahre versteckt. Mit "RPO" kann man auch dann Spaß haben, wenn man selbst nur wenig Ahnung von Computerspielen hat. Cline beschreibt die virtuelle Welt der OASIS so beeindruckend realistisch, dass man sich nicht nur schwer der Faszination der Onlinewelt entziehen kann, sondern sogar oft vergisst, dass man sich in einer Cyper-Welt & nicht in der realen befindet. Auch die vorgestellten Charaktere können sowohl in der virtuellen als auch in der wirklichen Welt überzeugen.
Die Entwicklung der Geschichte ist nicht immer geradlinig, wie in einem echten Computerspiel werden Wade & seine Mitstreiter im Fortschritt des Spiels durch knifflige Rätsel, Bonusspiele oder Einschränkungen in Form fehlender Credits aufgehalten, abgelenkt oder am Fortschritt gehindert. Obwohl der Autor sich einem gewissen Spielerjargon bedient, hat man dank seiner bildhaften Beschreibungen & aus der Perspektive des Ich-Erzählers Wade keine Probleme sich in der Onlinewelt zurechtzufinden.
Neben der Faszination - & auch der Gefahr - die von der immer weiter wachsenden Beeinflussung der Onlinewelt auf die Realität ausgeht, spielt Cline auch mit einem Augenzwinkern mit den Klischees der typischen Zocker: ein unscheinbares Mädchen, ein pickliger Junge & andere Außenseiter sind es, die in der realen Welt nur Außenseiterstatus besitzen & in der Welt der OASIS zu Helden werden. Letzten Endes kommt sogar das Romantikerherz auf seine Kosten, wenn der Autor der Frage nachgeht, ob eine Freundschaft, die in der Welt der OASIS auf Grund des Charakters geschlossen wurde, auch in der realen Welt Angesicht in Angesicht bestehen kann.
Die ersten hundert Seiten mögen für manch einen Leser zäh erscheinen, wird hier doch in erster Linie auf das Leben des Spielers Wade & des OASIS-Erfinders Halliday eingegangen, bevor mit dem Bewältigen des ersten Levels auf der Jagd nach dem sagenumwobenen Easter Egg Spannung in das Buch einzieht & sich im Laufe der Jagd immer mehr steigert, so dass man das Buch letztendlich kaum noch aus der Hand legen kann.

7 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.03.2012

Tea Time für Genießer


ausgezeichnet

Wenn Dir kalt ist, wärmt dich der Tee.
Wenn Dir zu warm ist, kühlt er dich.
Wenn Du niedergeschlagen ist, muntert er dich auf.
Wenn Du aufgeregt bist, beruhigt er dich.
(William Gladstone)

Mit "Tea Time für Genießer" ist innerhalb kürzester Zeit ein weiteres Buch mit Rezepten für den Nachmittagstee auf dem deutschen Buchmarkt erschienen.
Im Gegensatz zu anderen erhältlichen Tea Time Büchern, konzentriert sich das Werk aus dem Thorbecke Verlag - bis auf einige Tricks und Kniffe rund um die Zubereitung - auf die Rezepte.

Das Rezeptregister umfasst folgende Rubriken:
* Sandwiches
* Scones
* Törtchen und Co.
* Süße Häppchen
* Kleine Kuchen
* Große Kuchen

Im Anhang befinden sich:
* Tipps und Techniken
* Glossar
* Register
In Tipps und Techniken werden auf einer Doppelseite schwierige Zubereitungsschritte in kurzen Texten und mit Foto erläutert. Im Glossar sind auf zwei Seiten Zutaten und Begriffe zu den Rezepten erklärt. Das Register beinhaltet alle Rezepte in alphabetischer Reihenfolge.

Jedes Kapitel wird mit einem Spruch oder einem Zitat rund um die Tea Time eingeleitet, so findet man in diesem Buch unter anderem Worte aus Henry James' "Porträt einer jungen Dame", ein Zitat von George Orwell und japanische Sprichwörter.

Die Arrangements der kleinen Köstlichkeiten sind ein wahrer Augenschmaus und laden zum ausgiebigen Betrachten ein. Unter dem in zarten Farbtönen gestalteten Schutzumschlags verbirgt sich ein beigefarbener Einband, auf den Vorsatzseiten laden großzügig drapierte Rosen zum weiteren Durchschmökern des Buches ein.
Überhaupt ist das Buch mit sehr viel Liebe zum Detail und geschmackvoll ausgestattet. So wird nicht durchgehend eine Schriftfarbe für die Rezeptüberschriften verwendet, sondern diese sind farblich abgestimmt auf die Food-Fotografie des vorgestellten Rezeptes.

Alle Rezepte, unabhängig vom Schwierigkeitsgrad, sind mit Foto im Buch vorgestellt. Die Struktur eines Rezeptes ist immer gleich, und die Übersichtlichkeit im gesamten Buch deshalb sehr hoch: nach dem Rezeptnamen folgt die Zutatenliste, eine Schritt-für-Schritt-Zubereitung, die Angabe über die Zubereitungszeit und wie viel Stücke des Produkts sich aus der angegebenen Zutatenmenge ergeben.
Am unteren Seitenrand sieht man neben der Seitenzahl auch immer, unter welcher Rezeptrubrik man gerade stöbert.

Neben der bezaubernden Ausstattung überzeugt Tea Time für Genießer vor allem mit einer abwechslungsreichen Rezeptauswahl für die kleine und große Kaffee- oder Teetafel sowohl wie für den süßen als auch den herzhaften Gaumen.
Die Rezepte für Sandwiches, kleine Gebäckstücke und Kuchen enthalten viele Grundrezepte für Glasuren, Aufstriche, Füllungen und Cremes, die beispielsweise untereinander kombiniert oder ausgetauscht werden können. Das Buch ist dadurch nicht nur dank detaillierter Beschreibungen für Backanfänger geeignet, sondern ebenso eine wahre Fundgrube für versierte Bäcker!

7 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.03.2012
Creagh, Kelly

Nevermore


ausgezeichnet

Isobel Lanley ist Cheerleaderin, Freundin des Stars des Footballteams und Mitglied der angesagtesten Clique an ihrer Schule. Bei einem Schulprojekt, bei dem jeweils zwei Schüler einen berühmten amerikanischen Schriftsteller vorstellen sollen, wird ihr als Partner Varen Nethers zugeteilt. Er ist ein Außenseiter, hat schwarzgefärbte Haare und trägt nur dunkle Kleidung. Zu Beginn ihres Projekts scheint die Zusammenarbeit von Isobel und Varen unmöglich zu sein, was nicht zuletzt daran liegt, dass Isobels Freunde mit allen Mitteln versuchen, die gemeinsame Hausarbeit der beiden zu vereiteln. Ihr Freund Brad geht dabei mit einer Boshaftigkeit vor, die nicht zu verstehen und absolut nicht zu entschuldigen ist. Die realen Bedrohungen geraten jedoch ins Hintertreffen, als eine weitaus größere Gefahr Varen und bald auch Isobel bedroht. Varen hat durch seine Affinität zu Edgar Allan Poe dessen Albtraumwelt Tür und Tor in unsere Welt geöffnet. Traum und Realität drohen zu verschmelzen und Varen gleitet immer tiefer in das Reich seiner Träume bis es daraus keine Rettung mehr zu geben scheint.

"Nevermore" ist der Auftakt der gleichnamigen Trilogie, in der Kelly Creagh ein typisches Highschoolszenario mit dem Albtraumreichs Edgar Allan Poes verknüpft.

Der Beginn ist so signifikant US-amerikanisch, weichgespült und die Kulisse einer Teenieromanze à la "Beauty and the Beast", dass der Schrecken sich nach und nach in einer Parallelwelt aus Poes Feder wieder zu finden, beim Leser umso tiefer sitzt. Kelly Creagh besitzt einen flüssigen und lockeren Schreibstil und beherrscht es meisterlich ihren Figuren Leben einzuhauchen. Zunächst scheint es so, dass sie kein Klischee einer amerikanischen Highschool außer Acht lässt, später zeigt sich das als hervorragendes Stilmittel die Geschichte um einhundertachtzig Grad in eine andere Richtung zu lenken und den größtmöglichen Überraschungsmoment bei den Lesern zu landen. Zunächst lernt der Leser die typischen Schüler/gruppen einer Highschool kennen, die Cheerleaderin, den Footballstar, die beste und leicht intrigante Freundin, den Goth, doch als sich die Türen zu Poes Albtraumwelt öffnen, treten unverbrauchte fantastische und sehr bösartige Kreaturen auf, die den Leser das Gruseln lehren, und das Kartenhaus aus Klischees und Teenagerromanze fällt plötzlich in sich zusammen.

Obwohl Edgar Allan Poe nach einem kurzen Kennenlernen in einem düsteren Prolog zunächst nur langsam samt seinem Werk die ursprüngliche Highschoolgeschichte unterwandert, bietet Kelly Creagh ihm immer mehr Raum in der Geschichte. Der Leser lernt hier einige seiner erfolgreichen Werke durch umfangreiche Zitate und erörternde Gespräche zwischen dem Poe-Fan Varen und der zunächst desinteressierten Isobel kennen.

Die Idee einem großen amerikanischen Schriftsteller und seinem Werk mit einer Publikation der modernen Jugendliteratur eine Bühne zu geben ist fantastisch und Kelly Creagh hat ihr Vorhaben meisterlich in die Tat umgesetzt. Der Rabe und seine Kollegen haben den Staub aus ihren Flügeln geschüttelt und erobern nun die Bücherregale einer neuen Generation. Das traurige und hoffnungslos wirkende Ende des ersten Teils könnte man so stehen lassen, ganz im Zeichen von Poes gruseligen und schaurigen Werken, aber zwei geplante Fortsetzungen lassen einen kleinen Hoffnungsfunken im albtraumhaften Dunkel von Isobels und Varens Geschichte aufblitzen.

Auf Kelly Creaghs Webseite ist eine Seite Extras zur Nevermore-Trilogie gewidmet, auf der man unter anderem einige ihrer Lieblingsbücher entdecken kann und eine Playlist zu "Nevermore":

8 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.03.2012
Fforde, Jasper

In einem anderen Buch / Thursday Next Bd.2


sehr gut

In "Der Fall Jane Eyre" hat Thursday Next den Klassiker vor der Auslöschung durch einen üblen Missetäter bewahrt. Auch wenn die Bronte-Anhänger nicht wirklich glücklich mit dem neuen Ausgang des Klassikers sind, so hat es Thursday auf Grund ihrer Tat doch zu einer gewissen Berühmtheit gebracht und wird nun von niemand geringerem als Charles Dickens' Romanheldin Miss Havisham in Jurisfiktion unterrichtet: der Fähigkeit des In-die-Bücher-Springens. Ihr neuer Job wird jedoch von zwei Dingen überschattet. Zum einen erscheint ihr zeitreisender Vater mit der schlechten Neuigkeit, dass am 12. Dezember die Welt untergeht, zum anderen hat die finstere Goliath Corporation Thursdays frischangetrauten Ehemann genichtet (d.h., dass sich außer Thursday niemand mehr an ihn erinnern kann, da er durch seine Nichtung im Alter von zwei Jahren bei einem Unfall verstorben ist), und will sie damit erpressen ihren Agenten Jack Schitt aus Poes "Der Rabe" zu befreien, in den sie ihn in ihrem ersten Abenteuer hineingelesen hat. Doch der Weg, ihren Mann aus der Nichtung zurückzuholen, führt Thursday nicht nur in den Raben, sie muss sich in Kafkas Prozess verteidigen und lernt sogar sich in eine Waschanleitung hineinzulesen.

Kritik:
Ihr dachtet "Der Fall Jane Eyre" wäre verrückt und völlig abgedreht? Jasper Fforde beweist mit seinem zweiten Streich um die Literaturagentin Thursday Next, dass der Irrsinn des ersten Teils durchaus noch steigerungsfähig ist ;)
Da das Setting und das Personal der Thursday-Next-Reihe in diesem Abenteuer weitestgehend aus dem ersten Band bekannt sind, entfallen die Einstiegsschwierigkeiten. Der Leser trifft auf eine Vielzahl an literarischen Personen, so dass in dieser Geschichte sicherlich für jeden die eine oder andere Figur am Start ist, von dem er schon gehört oder sogar gelesen hat. Neben Miss Havisham aus "Große Erwartungen" reichen sich Poes Rabe, die Cheshire Cat aus Alice im Wunderland nebst Herzkönigin und Shakespeares verlorenes Manuskript "Cardenio" die Klinke in die Hand. Der Vorteil der Vielfältigkeit beinhaltet aber auch einen kleinen Nachteil: man lernt die Figuren lange nicht so intensiv kennen wie die Akteure aus "Jane Eyre" die im ersten Abenteuer von Thursday Next in Erscheinung traten. Trotz dieses kleinen Wermutstropfens habe ich den Ausflug in Jasper Ffordes verrückte Welt wieder in vollen Zügen genossen!

Fazit:
Verrückter + intelligenter + Lesespaß = Jasper Fforde! Zum Glück sind bereits weitere Abenteuer der Literaturagentin Thursday Next erschienen, insbesondere angesichts des relativ offenen Endes dieser Geschichte.

Reihen-Info:
Der Fall Jane Eyre
In einem anderen Buch
Im Brunnen der Manuskripte
Es ist was faul
Irgendwo ganz anders
Wo ist Thursday Next? (August 2012)

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.03.2012
Brewer, Heather

Vladimir Tod hängt todsicher ab / Vladimir Tod Bd.3


sehr gut

Vladimir würde gemeinsam mit seiner großen Liebe Meredith glücklich und verliebt auf rosaroten Wolken schweben, wenn nicht immer noch sein Erzfeind D'Ablo nach seinem Leben trachten würde und sein bester - und einziger - Freund Henry drauf und dran wäre ihm die Lakaienschaft zu kündigen. Leider lässt ihn in dieser schweren Zeit auch sein Vertrauter und Onkel Otis im Stich. Lang und breit haben die beiden darüber diskutiert, dass es in Vladimirs vampirischer Natur liegt nicht nur von Blutkonserven leben zu können, sondern dass er seinen steigenden Hunger auf die Dauer nur dadurch stillen kann, dass er sich direkt von der Quelle ernährt. Vladimir findet jedoch allein den Gedanken daran Menschen zu beißen und auszusaugen monströs und wehrt sich so gut es geht gegen sein vampirisches Erbe. Als Otis ihn wieder alleine in Bathory zurücklässt, kann Vladimir seinen Onkel nicht mal mehr in Gedanken erreichen. Lässt Otis ihn nun genau wie Henry im Stich? Vladimir versucht neue Freunde in einer Gruppe Goths aus seiner Schule zu finden, doch zu seinem Schrecken muss er sich eingestehen, dass es für ihn scheinbar keine normalen Freundschaften oder eine Highschoolliebe geben kann, denn Vladimir sieht sich plötzlich einem weitaus größerem Feind als D'Ablo gegenübergestellt: sich selbst!

Kritik:
Mittlerweile ist die Geschichte um Vladimir Tod wesentlich düsterer geworden. Zwar musste er bereits in der Vorgeschichte D'Ablo und seine Schergen bekämpfen und hatte es im zweiten Teil mit einem menschlichen Vampirjäger zu tun, aber kein Feind war so gefährlich und unberechenbar, wie der, dem sich Vladimir Tod im dritten Teil gegenübergestellt sieht: seinem eigenen vampirischen Erbe! Zwar versucht Vladimir Tod immer noch wie ein normaler Highschoolschüler zu leben, aber es fällt ihm immer schwieriger den Vampir in sich im Zaum zu halten. Vladimir wirkt innerlich zerrissen. Wo es bei einem normalen Teenager um die innere Zerrissenheit zwischen Kindheit und Erwachsenwerden geht, so kämpfen in Vladimir das menschliche Bewusstsein und der vampirische Instinkt gegeneinander an. Als Leser leidet man einerseits mit Vladimir mit, andererseits ist seine Entwicklung aber auch beängstigend und lässt einen ungeduldig auf die weitere Fortführung der Geschichte in den letzten beiden Bänden warten. Man weiß nicht, ob man Vladimir zum Trösten in den Arm nehmen oder lieber vor ihm Reißaus nehmen soll. Obwohl das Grauen hier unterschwelliger war als in den beiden ersten Teilen der Reihe, hat Heather Brewer meiner Meinung nach den Spannungsbogen viel geschickter gespannt, so dass ich im Gegensatz zu Band 2 den dritten Teil fast am Stück verschlungen habe. Der Fokus liegt außerdem wieder mehr auf Vladimir und seiner Freundschaft zu Henry und die Spannung droht nicht sich in neuen Charakteren oder Handlungssträngen zu verlieren. Man erfährt neue Details über Vladimirs Eltern und ihr Kennenlernen, dass vertieft natürlich auch Vladimir Tods Charakter und man fühlt sich als Leser dadurch stärker mit ihm verbunden und mehr in sein Leben involviert. Diese Aspekte haben mich weitaus mehr überzeugen und fesseln können als der Ausflug nach Sibirien in "Vladimir Tod beißt sich durch", der in meinen Augen klischeebeladen und langatmig war.

Fazit:
Genau wie viele Leser der empfohlenen Altersgruppe hat Vladimir Tod nicht nur Schulprobleme, er erlebt Freud und Leid der ersten Liebe und muss um seinen besten Freund und sogar seine Familie kämpfen. Trotz "Vampirnote" kann dieser Teil der Reihe durch (ver)menschlichte Probleme einfach mehr überzeugen und punktet mit einer ganz besonderen Wendung in der Storyline: Vladimirs Persönlichkeit! Seine weitere Entwicklung macht so (blut)gierig auf die letzten beiden Folgen der Serie, wie es D'Ablo selbst nicht hätte besser machen können. Für mich der bislang beste Teil der Reihe!

10 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2012
Tulim, Pinkus

Jo Raketen-Po


sehr gut

Jonathan Vogel hatte schon als Kleinkind ein großes Problem: er pupst, dass die Wände wackeln! Auf Grund seiner Eigenart stößt Jonathan auf Ablehnung in der Dorfgemeinschaft vom Muffkurort Blähingen. Seine Mutter steht zwar hinter ihm, dafür schämt sich sein Vater aber umso mehr.
Als Jonathan eingeschult werden soll, sucht seine Mutter mit ihm einen Arzt auf: entweder findet der ein Mittel gegen die Pups-Attacken oder er stellt ein Attest aus, damit Jonathan mit seinen Tornado-Koliken nicht die Schule zum Einsturz bringt. Der Arzt Dr. Med. Flatatul Bum stellt bei Jonathan eine Allergie gegen cackao prudentium fest (das umgangssprachliche Wort ist einfach zu unfein, um es in einer Rezension zu gebrauchen). Er verschreibt ihm getrocknete Froschpillen und Jonathans erstem Schultag steht nichts mehr im Weg. In der Schule wird er von Lehrern und Mitschülern gehänselt, er lernt dort aber auch Charlotte kennen: genauso klein wie er, aber selbstbewusst wie ein Star. Charlotte alias Scha Scha Zinsel und Jo Raketen-Po erleben bald gemeinsam stürmische Abenteuer und Jonathan kommt als Kunstpupser ganz groß raus!

"Jo Raketen-Po" vermittelt zwar auch eine Botschaft, dass Anderssein nichts Schlechtes sein muss, sondern im Gegenteil etwas ganz besonderes und tolles sein kann, vorrangig macht das Buch aber vor allem eins: Spaß! (Ja, Kinderbücher dürfen auch einfach mal Spaß machen, ohne dass man aus ihnen was lernt.)

Die Protagonisten in diesem Abenteuer sind im gleichen Alter wie die Zielgruppe, für die diese Geschichte in erster Linie geschrieben wurde. Durch die beiden Hauptpersonen Charlotte und Jonathan werden sowohl Mädchen als auch Jungen angesprochen und der Wortwitz macht auch erwachsenen Vorlesern oder Zuhörern Spaß. Die Geschichte ist eine wahre Fundgrube an Wortspielen: so kommt der pupsende Hauptdarsteller nicht nur aus Blähingen, sondern sein Wohnort ist darüber hinaus Muffkurort, sein Vater ist Kanalisations-Beauftragter und im Buch wird nicht einfach nur gepupst, hier ist von Popo-Tornados, Hintern-Hurrikans und Heulenden Hosendonnern die Rede.

Bei der Hörbuchfassung muss man zwar auf die Illustrationen der Buchausgabe verzichten, das Klappcover und die CDs sind aber im gleichen Stil gestaltet und die Lesung ist ungekürzt.
Christoph Maria Herbst liest, interpretiert und pupst was die Stimmbänder hergeben. Die Warnung zu Beginn der Geschichte sollte deshalb nicht unterschätzt werden: man kann sich nach einer Weile tatsächlich vorstellen, dass Christoph Maria Herbst dank seiner Stimmakrobatik diese CDs explodieren lassen könnte ;) Die musikalischen Einspielungen zwischen den Kapiteln haben mir persönlich nicht so gut gefallen.

Fazit:
Insgesamt bieten sowohl die Buch- als auch die Hörbuchfassung jede Menge Spaß, wobei ich die Hörbuchfassung bevorzugt an das jüngere Publikum empfehle, da die gedruckte Fassung nicht durchgehend für Leseanfänger zum Selbstlesen geeignet ist. Dafür bietet sich das Buch durch seine gut lesbare Schriftgröße und die zahlreichen Illustrationen hervorragend als Vorlesebuch zum gemeinsamen Schmökern an.
Pinkus Tulim hat mit Jo Raketen-Po und Scha Scha Zinsel zwei liebenswerte kleine Charaktere geschaffen, die sich gegen die schrulligen und fiesen Personen in ihrer Umgebung mit viel Witz und Pfiffigkeit behaupten und aberwitzige Abenteuer erleben.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2012
Tulim, Pinkus

Jo Raketen-Po


sehr gut

Jonathan Vogel hatte schon als Kleinkind ein großes Problem: er pupst, dass die Wände wackeln! Auf Grund seiner Eigenart stößt Jonathan auf Ablehnung in der Dorfgemeinschaft vom Muffkurort Blähingen. Seine Mutter steht zwar hinter ihm, dafür schämt sich sein Vater aber umso mehr.
Als Jonathan eingeschult werden soll, sucht seine Mutter mit ihm einen Arzt auf: entweder findet der ein Mittel gegen die Pups-Attacken oder er stellt ein Attest aus, damit Jonathan mit seinen Tornado-Koliken nicht die Schule zum Einsturz bringt. Der Arzt Dr. Med. Flatatul Bum stellt bei Jonathan eine Allergie gegen cackao prudentium fest (das umgangssprachliche Wort ist einfach zu unfein, um es in einer Rezension zu gebrauchen). Er verschreibt ihm getrocknete Froschpillen und Jonathans erstem Schultag steht nichts mehr im Weg. In der Schule wird er von Lehrern und Mitschülern gehänselt, er lernt dort aber auch Charlotte kennen: genauso klein wie er, aber selbstbewusst wie ein Star. Charlotte alias Scha Scha Zinsel und Jo Raketen-Po erleben bald gemeinsam stürmische Abenteuer und Jonathan kommt als Kunstpupser ganz groß raus!

"Jo Raketen-Po" vermittelt zwar auch eine Botschaft, dass Anderssein nichts Schlechtes sein muss, sondern im Gegenteil etwas ganz besonderes und tolles sein kann, vorrangig macht das Buch aber vor allem eins: Spaß! (Ja, Kinderbücher dürfen auch einfach mal Spaß machen, ohne dass man aus ihnen was lernt.)

Die Protagonisten in diesem Abenteuer sind im gleichen Alter wie die Zielgruppe, für die diese Geschichte in erster Linie geschrieben wurde. Durch die beiden Hauptpersonen Charlotte und Jonathan werden sowohl Mädchen als auch Jungen angesprochen und der Wortwitz macht auch erwachsenen Vorlesern oder Zuhörern Spaß. Die Geschichte ist eine wahre Fundgrube an Wortspielen: so kommt der pupsende Hauptdarsteller nicht nur aus Blähingen, sondern sein Wohnort ist darüber hinaus Muffkurort, sein Vater ist Kanalisations-Beauftragter und im Buch wird nicht einfach nur gepupst, hier ist von Popo-Tornados, Hintern-Hurrikans und Heulenden Hosendonnern die Rede.

Das Buch schmückt nicht nur ein strahlend blaues Cover mit witzigen Illustrationen, im Inneren offenbart sich ein richtiger Schatz an ulkigen und irrwitzig komischen Zeichnungen von Anton Riedel. Er gibt den skurrilen Charakteren aus Pinkus Tulims Feder ein Gesicht und man kommt beim Betrachten der Bilder kaum noch aus dem Lachen heraus.
Ein kleines Sprachproblem für Leseanfänger bietet allerdings das Auftreten von Wendelinus Sprüngli, der einen tiefen schwäbischen Dialekt pflegt. Diese Textstellen eignen sich für das jüngere Publikum nur bedingt zum Selbstlesen, deshalb spreche ich für die gedruckte Variante eine Empfehlung an etwas ältere Kinder oder zum Vorlesen aus.

Fazit:
Insgesamt bieten sowohl die Buch- als auch die Hörbuchfassung jede Menge Spaß, wobei ich die Hörbuchfassung bevorzugt an das jüngere Publikum empfehle, da die gedruckte Fassung nicht durchgehend für Leseanfänger zum Selbstlesen geeignet ist. Dafür bietet sich das Buch durch seine gut lesbare Schriftgröße und die zahlreichen Illustrationen hervorragend als Vorlesebuch zum gemeinsamen Schmökern an.
Pinkus Tulim hat mit Jo Raketen-Po und Scha Scha Zinsel zwei liebenswerte kleine Charaktere geschaffen, die sich gegen die schrulligen und fiesen Personen in ihrer Umgebung mit viel Witz und Pfiffigkeit behaupten und aberwitzige Abenteuer erleben.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.