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S.
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Berlin

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Insgesamt 1125 Bewertungen
Bewertung vom 04.04.2021
Scharer, Whitney

Die Zeit des Lichts (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Muse, Fotografin und mehr
Man sieht Lee Miller im Jahr 1966, in England. Wer ist die Frau, die sich in Alkohol flüchtet, sie schreibt und fotografiert nicht mehr, hat sich auf Kochrezepte spezialisiert. War das mal anders?
1929 kommt die 22-jährige nach Paris, unzufrieden mit ihrer Arbeit als Model in New York. Sie trifft den bekannten Fotografen Man Ray, assistiert und lernt bei ihm. Ihr Traum: selbst gute Bilder machen.
Whitney Scharer hat die Entwicklung Lee Millers aufgezeichnet, ihre Anstrengungen, Niederlagen, die Ungerechtigkeiten, denen sie ausgesetzt war, aber auch Erfolge und eine leidenschaftliche Liebe im Künstlermilieu der dreißiger Jahre. Nicht nur die Bohème mit Picasso und Cocteau, auch weniger bekannte Künstler kreuzen ihren Weg. Aber die wichtigste Person ist eben Man Ray, über dessen Besessenheit und Vereinnahmung viel zu erfahren ist. Sein egoistisches Verhalten macht wütend. Spannend zu lesen waren Lees Überlegungen zu bestimmten Bildkompositionen, ihre Motivsuche. Mehr hätte ich mir über die Entstehung der besonderen Fotos während ihrer Arbeit als Kriegsberichterstatterin gewünscht.
Vielfache Zeitsprünge erschwerten mir den Zugang zu dieser beachtenswerten Frau.
Aus dem Englischen von Nicolai von Schweder-Schreiner, verlegt von Klett-Cotta.

Bewertung vom 01.04.2021
Bardugo, Leigh

Eisige Wellen / Legenden der Grisha Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Sonnenkriegerin
Alina und Mal mussten aus Ravka fliehen. Doch auch jenseits des Meeres sind sie nicht sicher: Der Dunkle hat überlebt, giert weiter nach noch mehr Macht. Zudem besitzt er eine neue, noch furchterregendere Waffe.
Eine bedeutende Rolle kommt ihm zu: Sturmhond. Er nennt sich Freibeuter, denn „Seeräuber“ hört er nicht gern. Freund oder Feind? Humor hat er jedenfalls. Aber was hält er von Fairness? Welche Rolle spielen die Unabhängigen Grisha? Zahlreiche Überraschungen, selten angenehm, warten auf Alina und Mal. Sie begegnen vielen Menschen, sehen Friedhöfe so groß wie die zugehörigen Städte, treffen auf Spuren von Gewalt und Verwüstung. Legenden erwachen zum Leben. Immer wenn man denkt: < Na, das kennt man schon.>, lässt Leigh Bardugo unerwartete Wendungen zu. Das macht auch diesen zweiten Teil ( den ersten sollte man unbedingt gelesen haben) ausgesprochen spannend. Wieder unterhaltsam und packend, bestens zu lesen und sehr empfehlenswert. Band Drei wird von mir mit Freude erwartet.
Aus dem Englischen von Henning Ahrens, verlegt von Knaur.

Bewertung vom 31.03.2021
Weinberg, Juliana

Josephine Baker und der Tanz des Lebens / Ikonen ihrer Zeit Bd.3 (eBook, ePUB)


sehr gut

Josephine und ihre Visionen
Josephine Baker - was für ein klangvoller Name. Aufgewachsen in den
Slums, arm, aber ehrgeizig, gelingt ihr eine schillernde Karriere. Diese
beginnt in einem kleinen Tanzetablissement, dort wird sie entdeckt und
nach Paris verpflichtet. Ihr Leben führt sie zunehmend exzentrisch: sie
hält ein Schwein und einen Papagei im Hotelzimmer, schafft eine
Schlange, weiße Mäuse und andere Tiere an, kauft teure Kleider, nimmt
sich Liebhaber. Es folgten Auftritte in Wien, Prag, Budapest, Zagreb
oder Amsterdam, sie wird umjubelt, aber es gibt auch Leute, die gegen
ihre freizügigen Auftritte und mangelnde Moral demonstrieren.
1940 erlebt sie den Einmarsch der Deutschen in Paris, wird eine Art
Spionin, die für die Résistance brauchbare Informationen beschaffen
soll. Später reist sie nach Marokko. Bei umjubelten Auftritten vor
Soldaten zeigt sie unermüdlichen Einsatz gegen die Segregation, kämpft
gegen die Ungleichbehandlung der schwarzen Bevölkerung. Ihr Plan für die
Zeit nach dem Krieg: zurück nach Frankreich und aus ihremAnwesen einen
Vergnügungspark für Menschen aller Rassen und Konfessionen zu machen,
Kinder verschiedener Nationalitäten zu adoptieren.
Juliana Weinberg phantasiert Gedanken und Gefühle der Künstlerin, die
mitunter sehr pathetisch anmuten.
Josephine vertritt eine große Anspruchshaltung, ist oft ungerecht und
bürdet denen, die sie lieben, Unzumutbares auf.
Eine tolle Sängerin voller Visionen, aber hoffnungslos überfordert,
rücksichtslos und mir unsympathisch.
Roman aus dem Hause Ullstein.

Bewertung vom 30.03.2021
Sommerfeld, Helene

Das Leben, ein ewiger Traum / Die Polizeiärztin Bd.1


ausgezeichnet

Frauen in den 1920-ern in Berlin
Magda, schwanger, wartet auf ihren Mann. Er wird nie nach Hause kommen, er wurde erschossen. Magda will ihrer Trauer um Mann und verlorenes Kind entfliehen, sie nimmt die Stelle einer Polizeiärztin in Berlin an. Dort mietet sie sich in einer Pension ein, lernt dort die junge Doris und die reich, aber unglücklich verheiratete Tochter der Wirtin kennen.
Um ihre Geschichten dreht sich das Buch, sehr unterschiedliche Lebenswege der Frauen, die zu Beginn der 20-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ihren Platz im Leben suchen.
Magda lernt die dunkelsten Seiten der Großstadt kennen: gewerbsmäßige Unzucht, verwahrloste, unterernährte Kinder, armselige Behausungen, Elend und Not, Mütter, die lieber ihre Kinder töten und dafür als Mörderin hingerichtet werden, als sie durch ihren Mann oder Verwandten verkaufen lassen oder die sich schwängern lassen, um das Baby für Brot für die anderen Kinder zu verkaufen.
Bei ihrer Arbeit trifft sie auf die engagierte Fürsorgerin Ina, eine Journalistin und eine Anwältin. Sie alle müssen sich in einer Welt behaupten, in der Männer das Sagen hatten und sehr oft sehr selbstherrlich über Frauen bestimmen.
Der Leser lernt mit Elke und Kulle zwei kleine Mädchen mit hartem Schicksal kennen. Doris Suche nach etwas Glück. Glitzer und Glamour der Reichen. Lokalkolorit, bekannte und historisch interessante Orte. Das und so vieles Mehr wird in diesem Roman sehr anschaulich und lesenswert beschrieben.
Verfasst von Helene Sommerfeld, verlegt von dtv.

Bewertung vom 29.03.2021
Hastrich, Christiane;Lueg, Barbara

Statt einsam gemeinsam


sehr gut

Campingplatz oder Seniorenresidenz
Irgendwann stellt man sich die Frage, wie es im Alter sein wird. Hat man einen Partner, ist man gesund, wie ist der Kontakt zum Nachwuchs, was kann ich mir leisten und vor allem: wie will ich leben?
Die Journalistinnen Christiane Hastrich und Barbara Lueg haben dazu verschiedene Wohnmodelle ausprobiert. Mit den jeweiligen Bewohnern wurden Interviews geführt, Pro und Contra abgewogen, Fakten recherchiert und aufgelistet.
Es gibt viele Varianten, egal ob man sich für ein Tinyhouse ( ca. 8x3 m) oder den Campingplatz entscheidet, eine Bauernhof-WG aussucht oder eine Seniorenresidenz ( vielleicht sogar in der Schweiz?) bevorzugt, eine Single-Wohnung oder einen Wohnsitz im Ausland ( Polen, Thailand - vieles ist möglich) wählt, alles hat Vor- und Nachteile. Oft ist die Kostenfrage ein entscheidender Faktor, aber Gemeinschaftssinn, Pflegebedarf oder Unabhängigkeit spielen eine entscheidende Rolle.
Die Autorinnen beschreiben, wie und warum die Bewohner sich für die beschriebene Variante entschieden haben, prüfen, ob das entsprechende Modell für die eigene Situation infrage käme. Ein ehrliches Fazit ( ... die Sonne geht mir irgendwann auf den Keks) schließt sich an. Allerdings: die oft angehängten englischsprachigen Songtexte erscheinen mir unnötig.
Ihre Schlussfolgerung, der ich mich anschließe: „Solange man noch selbst Entscheidungen treffen und seine Zukunft aktiv gestalten kann, sollte man es tun.“ Dieses Sachbuch ist dafür eine mögliche Entscheidungshilfe aus dem Eisele Verlag.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.03.2021
Bergmann, Renate

Fertig ist die Laube / Online-Omi Bd.15 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Renate Bergmann auf gärtnerischer Mission
„So ein Garten ist nie fertig.“, ja, Frau Bergmann, recht ham se. Wenn der Gunter seine Parzelle nicht pflegen kann, sind sie gefragt. Ahnung hatte Gertruds Mann auch nicht so richtig, nur Gemüse und Schrott im Garten, das geht nicht. Also: Ärmel hoch, aufgeräumt und Blumen gepflanzt! Und das, obwohl Frau Bergmann die vier Gräber ihrer verstorbenen Männer pflegen muss...
Jedenfalls weiß sie Bescheid. Neben Tipps zur Pflege der erwähnten
Kohlplantage gibt es Erinnerungen aus ihrem reichhaltigen Erfahrungsschatz. Erziehungsmethoden einst und heute, bauernschlaue Tricks aus DDR-Zeiten, ökologische Lebensmittelverwertung, Männer, die als Neurentner doch ein wenig störend daheim rumlungern, Veralberung durch Wortneuerungen und mehr legt uns Renate ans Herz.
Nur: Gunter hat keinen guten Ruf in der Kolonie, Schuppengunter wird er genannt. Offenbar nimmt er es mit den Vorschriften nicht so genau. „Da gibt es ja Fallstricke, Sie ahnen es nicht!“, weiß Frau Bergmann. Wenn aber sogar der olle Kurt mit raffinierten Tricks zur Mithilfe überredet wird, dann klappt das auch mit dem Parzellenglück.
Torsten Rode gibt der Online-Oma die gewohnt punktgenaue Sprache plus lebensweise Stimme, die ich seit Jahren kenne und liebe. Lernen kann man von ihr oft, Lachen mit ihr immer.
Sehr Unterhaltsames aus dem Ullstein Verlag.

Bewertung vom 28.03.2021
Below, Christin-Marie

Pension Herzschmerz (eBook, ePUB)


sehr gut

Beste Freundinnen
Dieser Wohlfühlroman ist in die fünf Phasen des Verlustes aufgeteilt, Schock, Begreifen, Wut, Trauer und Sehnsucht, Heilung. Jedem Kapitel ist ein Lösungsweg vorangestellt, alle beziehen sich auf Freundschaft. Eine schöne Idee.
Louise, Anna, Kim sind beste Freundinnen und unerwarteterweise gleichzeitig Single. Ein Freund wurde abserviert, weil fremdgegangen, der andere, weil zu besitzergreifend. Und Kims Schwarm will von ihr nichts wissen, zudem hat sie sich den Fuß gebrochen. Ist der Whisky schuld, dass sie den Plan einer Pension für Menschen mit gebrochenem Herzen ausbrüten? Aber wie können die Hausbesuche für die Fußpflegerin organisiert werden? Wie treibt man Geld auf? Wie überzeugt man die Verpächterin, sich für ihre Idee zu erwärmen?
Christin-Marie Below liebt die Insel, das ist zu merken. Geschickt vermittelt sie Inselfeeling, beschreibt touristische Highlights. Nicht ganz so interessant ist die häufige Beschreibung der eingenommenen Speisen und einige belehrende Ratschläge.
Insgesamt ein locker, leicht und unterhaltsam zu lesender Roman aus dem Ullstein Verlag.

Bewertung vom 27.03.2021
Neuwirth, Günter

Dampfer ab Triest


sehr gut

Kreuzfahrt mit Mörder
Inspektor Bruno Zabini ist ein kluger und innovativer Ermittler, stattlich und den Frauen zugetan. Sehr zugetan. Zur Untersuchung der zu klärenden Kriminalfälle setzt er schon im Jahr 1907 fortschrittliche Methoden wie Daktyloskopie und Fotografie erfolgreich ein.
Als in Triest ein Anschlag auf den wohlhabenden Grafen von Urbinau verübt wird, muss er - sehr zu seinem Missvergnügen - zu dessen Schutz mit an Bord des Luxusdampfers Thalia. Auf der drei Wochen dauernden Kreuzfahrt treffen unterschiedlichste Charaktere aufeinander. Urbinaus Tochter gelingt es sogar, ihren Liebhaber an Bord zu bringen. Eine Reiseschriftstellerin sucht Material für einen Roman, ein Steward möchte die Frauen verführen. Aber ist auch ein Mörder an Bord?
Günther Neuwirth lässt nicht nur seinen Inspektor clever agieren, er gibt ein anschauliches und gut vorstellbares Bild des damaligen Triest und flicht viele historischen Fakten ein. Gewürzt mit antiquierten Begriffen und Wiener Schmäh ein ganz besonderes Leseerlebnis.

Bewertung vom 24.03.2021
Strobel, Arno

Die Spur der Mädchen / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Abgründe
Leni ist, als sie 10 Jahre alt war, verschwunden. Genau wie zwei weitere Mädchen. Das ist jetzt sechs Jahre her. Ihr Vater Rudolf Benz findet Dinge, die sie am Tag des Verschwindens trug, auffällig in seinem Haus platziert, vor. Daraufhin bittet er Max Bischoff, Fallanalytiker und Ex-Kriminalbeamter, nun Privatdozent, um Hilfe.
Zu gleicher Zeit sind wieder Mädchen verschwunden, möglicherweise vom selben Täter wie damals entführt
Max aktiviert alte Kontakte, durchforstet das Internet, setzt sich mit dem Ermittler der damaligen Fälle in Verbindung. Allerdings funktioniert seine Arbeitsweise nach seinen traumatischen Erlebnissen nicht so gut wie früher.
Strobel spricht wichtige Themen an: Politiker, denen Erfolge in gewissen Bevölkerungsschichten und damit die Chance der Wiederwahl wichtiger sind als ein fairer Umgang mit ihren Polizeibeamten. Auch Richter, die Täter auf freien Fuß setzten oder mit lächerlichen Strafen belegten, nachdem sie Kinder oder Frauen sexuell belästigt hatten, werden erwähnt. Ein Paradies für Täter, nicht für die Opfer. Stimmt.
Der zuständige Kommissar Menkhoff scheint unnahbar, unausstehlich. Ist er aber nicht, sondern ein hartnäckiger und brillanter Ermittler. Ein Verdacht erhärtet sich, Max verkraftet die Geschehnisse nur schwer. Aber die Hoffnung, die entführten Mädchen retten zu können, treibt ihn an. Er muss Dinge mit ansehen, die ihn innerlich zerreißen.
Strobel hat einen unfassbar perfiden und abstoßenden Fall beschrieben. Alle Achtung, dass die Ermittler dranbleiben. Spannend, packend, brutal und perfekt geschrieben - ein Thriller der Extraklasse.
Herausgegeben vom Fischer Verlag.