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Uli Geißler
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Fürth/Bay.

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Insgesamt 768 Bewertungen
Bewertung vom 11.11.2007
Diverse

Wish You-Best Christmas Ever


gut

Weihnachtsmusik der ganz anderen Art

Glöckchenklang und Lebkuchenduft, weißbärtige Nikoläuse und lichterbehangene Schaufenster können schon mal das Gegenteil von dem erzeugen, wofür sie eigentlich stehen: für Frohe Botschaft, Frieden und atmosphärisches Miteinander. Es tut gut, wenn auch bei einem so grundlegenden Fest unserer Kultur „frischer Wind“ aufkommt. Dabei geht es nicht um die – in tiefstem Sinn nicht möglicher - Neugestaltung des Eigentlichen, sondern um das Aufgreifen vielfältiger Lebenswirklichkeit und –kultur.

Die Sammlung von Liedern unterschiedlichster Regionen, musikalischer Stilrichtungen und Themen im weihnachtlichen Kontext bietet eine attraktive und abwechslungsreiche Befreiung aus der geradezu bedrohlichen Konsumbeklemmung vorweihnachtlicher Gefühlsdramatik.

Weihnachten kann bei Blues, Rock, Swing, Country, Reggae und Balladen abseits des geradezu lähmenden watteweichen Klingeling-Gesäusels ganz neu erlebt werden. Emotionale Aufbrüche sorgen für eine beschwingte und doch entspannte Zeit vorweihnachtlicher Vorbereitung, ohne das Fest der Feste zu (zer)stören. Tradition belebend gut.

© 11/2007, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.10.2007

Kultur macht Schule


sehr gut

Wie Neues Lernen Bildung beeinflusst

Außerschulische Bildung wird künftig in der Schule stattfinden (müssen). Dabei ist klar, dass das eigentlich nicht geht. Die besondere Qualität der vielfältigen Angebote unterschiedlichster Träger und Organisationen lag ja nun mal eben in der Freiwilligkeit und der Nicht-Schulbezogenheit. Neue Rahmenbedingungen nötigen jedoch geradezu Schule, aber auch Kinder und Jugend bildende Bildungsvermittler, sich einander anzunähern, miteinander zu kooperieren und Gemeinsame Sache zu machen. Neben aller Kritik und Distanziertheit sind vor allem die Chancen zu sehen und für alle Beteiligten zu nutzen.

Das vorliegende Kompendium beschreibt theoretische Grundlegungen zu den neuen Bildungsallianzen und stellt Qualität, Wirkungen und Handlungshinweise für die Kooperation von Schule und Außerschulischer Bildungsarbeit dar. Dabei wird offenbar, dass die Arbeit der Kinder- und Jugendverbände, herausgehoben die Kinder- und Jugendkulturarbeit einen deutlichen Einfluss auf die verbesserte Lernfähigkeit und den Kompetenzerwerb von Mädchen und Jungen nehmen. Die Persönlichkeitsentwicklung, das politische Verständnis und soziale Einstellungen werden in partizipativen Erfahrungen intensiv gefördert.

Ein ganzes Kapitel befasst sich mit dem abgeschlossenen Projekt „Kultur macht Schule“ der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) e.V. und dem, was erfahren und evaluiert wurde. Schlussfolgerungen weisen darauf hin, dass es künftig darum gehen wird, künftig die Synergien von Schule und der außerschulischen kulturellen Bildungsarbeit stärker „transformierend“ zu vernetzen, bestehende Grenzen zu überwinden und neue gemeinsame (Bildungs)Wege zu entdecken. Es gilt, eine Kooperationskultur zu entfalten, Netzwerkkkompetenz zu erlangen.

Anhand von beispielhaften Innovationen in den Arbeitsfeldern sowie schon existierender Netzwerke werden Bildungspartnerschaften und Bildungslandschaften aufgezeigt. Bildungs- und insbesondere Kulturpolitische Positionen als Argumentationshilfe mahnen letztlich verstärktes Engagement für die Herausforderungen aktueller Bildungsnotwendigkeiten an. Ein Muster eines Kooperationsvertrages unterstützt dieses Vorhaben ganz pragmatisch.

Die beiliegende CD-ROM beinhaltet das 75seitige Qualitätsmanagementinstrument „Kultur macht Schule“. Darin werden Qualitätsbereiche und Qualitäten kultureller Kinder- und Jugendbildung in Kooperation mit Ganztagsschulen beschrieben.

Ein wichtiges Buch auf dem Weg neuer Bildungsvernetzung für bessere Bildung von Kindern und Jugendlichen.

© 10/2007, Uli Geißler, Diakon, Spiel- und Kulturpädagoge, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

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Bewertung vom 25.10.2007
Keil, Christine; Link, Bernhardt

Kochen ist (k)eine Zauberei


gut

Die Koch-Lust weckendes Praxisbuch für Kinder

Kinder lieben Pizza, Hamburger, Spagetti, Pfannkuchen, Schokopudding, Eis. All das und noch ein paar Gerichte mehr sind in dem locker gestalteten Buch enthalten. Durch die großzügigen Farbfotos bekommen Mädchen und Jungen nicht nur einen Eindruck, wie die einzelnen Arbeitsschritte aussehen, sondern auch davon, wie das fertige Produkt am Ende aussehen soll. In einem Informationskasten sind die Zutaten angegeben.

Nach einer kurzen Einführung in Grundverhaltensweisen in der Küche – Sicherheit und Hygiene – leiten leicht verständliche Texte zum Nachkochen an. Ein gelb hinterlegter und mit einem Ausrufezeichen versehener Kasten enthält weiterführende Informationen zu bestimmten Zutaten oder kleine Tipps für witzig-interessante Besonderheiten rund ums Kochen. Schade, dass das ökologische oder vollwertige Kochen ausgelassen wurde.

So ein Kochbuch für Kinder könnte Kindern ganz einfach und von Anfang an die Bedeutung und Notwendigkeit von gesunder, naturreiner und ausgewogener Ernährung vermitteln. Trotzdem werden Kinder (und auch Eltern oder Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter) mit diesem einfachen Kochbuch ihren Spaß haben und gelungene, schmackhafte Gerichte auf den Tisch zaubern. Der dem Buch beilegte Zauberlöffel hilft dabei ein wenig mit. Er verblüfft durch Farbänderung bei Wärme und ist außerdem einfach praktisch.

© 10/2007, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.10.2007
Brost, Hauke

Wie Teenies ticken


weniger gut

Jugendliche Antworten auf die Fragen Erwachsener

Erwachsene verstehen Jugendliche nicht. Diese Binsenweisheit rührt nicht von der Unverstehbarkeit Jugendlicher sondern eher von der selten vorhandenen Versehbereitschaft Erwachsener – und da ist nicht nur die anonyme „Masse“ Eltern gemeint. Der Autor des Buches machte sich die Mühe, 111 Fragen zu formulieren, die landläufig und allgemein sich Eltern und Erwachsenen Jugendlichen gegenüber stellen.

Freilich sind die Antworten willkürlich ausgewählt, individuell und keinesfalls allgemeingültig. Trotzdem helfen sie etwas, zu begreifen, wo Jugendliche sich gegenüber Erwachsenen abgrenzen wollen oder wie sie bestimmte Verhaltensweisen für sich begründen. Das macht locker, erleichtert den Umgang mit den bisweilen so merkwürdig angespannten Situationen und Reaktionen. Jugendliche – wenngleich sicher nicht die „wildesten“, „abgedrehtesten“ oder „schwierigsten“ – formulieren ihre Sicht der Dinge.

Die Struktur des auch mal witzigen Ratgebers ist einfach: einer Frage folgt eine längere Antwort eines Jugendlichen, ergänzt durch eine Zusammenfassung der Antworten weiterer Jugendlicher und einem Kurzkommentar des Autors. So kann man auch mal bei konkretem Bedarf nachsehen. Die angesprochenen Themen umfassen all das, was vermutlich jede Generation Jugendlicher beschäftigt, also Liebe, Freundschaft, Schule, Familie, Geschwister, Geld oder auch Stars und Idole, erster Sex, Computerspiele und Konsumprodukte.
Die Originalformulierungen der Mädchen und Jungen sorgen für Verständnis, worum es beispielsweise in einem Gespräch geht, welche Bedeutung merkwürdige Abkürzungen in einer schriftlichen Mobiltelefonnachricht oder stark verkürzte Aussagen und ungewohnte Codes haben. Sprache und „Denke“ der Jugendlichen werden nachvollziehbarer verstehbar. Andererseits sind es eher harmlosere Problemlagen von Jugendlichen, die in dem Taschenbuch zur Geltung kommen und es entsteht bisweilen der Eindruck, dass man zum Umgang mit den Autorinnen und Autoren des Buches, also den Jugendlichen , den Ratgeber nicht bräuchte.

„Wie Teenies ticken“ ist ein lockeres, aber auch ernst zu nehmendes Buch für all diejenigen, welche sich durch das Dickicht der Pubertät ihrer oder anderer Kinder und Jugendlicher bewegen wollen, ohne dauernd in die Fallen der Ahnungslosigkeit treten zu wollen. Wer die hier so genannten „Teenies“ besser verstehen möchte, erhält mit der Lektüre dieses Buches ein paar Hinweise.

© 10/2007, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.10.2007
Katzenbach, John

Der Fotograf


weniger gut

Tod bringender Voyeurismus

Als die Nichte der Ermittlerin Mercedes Barren einem bald schon festgenommenen Serientäter zum Opfer fällt, „brennen“ gewissermaßen bei ihr „die Lichter durch“ und sie macht sich ohne dienstliche Absicherung auf die Suche nach dem brutalen Mörder. Dieser ist für sie vor allem ganz klar ein Anderer, als der festgenommene, geständige Serientäter im Sicherheitsgefängnis.

Zunächst unsicher und lediglich aufgrund eines inneren Gefühls daran glaubend, verdichten sich Hinweise auf ihre These. Im Verlauf des eher mäßigen Thrillers entwickeln sich drei Handlungsstränge, welche eine gewisse Verlangsamung des Geschehens beim Lesen verursachen und der Spannung manchmal wenig nutzen.

Da ist der erste – spannendste – Strang des Fotografen, welcher sich aufgrund von einschneidenden Erfahrungen zum voyeuristischen Massenmörder mit eigener Begründungspsychologie und –philosophie wandelte. Er schnappt sich eine junge Literaturstudentin, Anne Hampton, weniger, um diese ebenfalls zu töten und dieses Geschehen dann fotografisch festzuhalten, als sie als Chronistin des Grauens zu missbrauchen. Sie soll haarklein sein Denken und skrupelloses Handeln schriftlich festhalten, was sie unter der quälenden Folter durch ihren Peiniger auch tut.

Ein weiterer Strang zeigt die Wege und Handlungsschritte der Detektivin auf, welche immer mehr ihre Vermutung über den Mörder ihrer Nichte bestätigt sieht. Ihre Verzweiflung und ihre Überlegungen beschreibt der Autor plastisch und glaubwürdig, so dass sie zur eigentlichen Hauptprotagonistin wird, was ebenfalls ein wenig an der Spannung der Geschichte kratzt.

Schließlich gibt es den Bruder des Psychopaten, einen Psychiater, der insbesondere mit den „Lost Boys“ – den schlimmsten Verbrechern unter den Verbrechern – Gesprächsrunden leitet, in deren Verlauf er sogar das Wissen und die emotionalen Erfahrungen der Mörder und Vergewaltiger zur eigenen Erkenntnis über seinen Bruder und dessen psychischer Verfassung nutzen kann.

Am Ende kommt es zu einem geradezu klassischen und daher wiederum etwas abflachenden „Show Down“. Es ist nach der ausschweifenden Fahrt des Mörders und seiner gefangen gehaltenen Schreibkraft auf Erinnerungstour durch halb Amerika, der ebenso langen Verfolgungsjagd mit Umwegen, Zweifeln und Gewissheiten durch Mercedes Barren und der verzweifelten Suche nach den Ursachen und Begründungslinien zur Rettung des gefährlichen Killers durch seinen jüngeren Bruder eine sehr theatralische und geradezu zu „normale“ Situation für einen Thriller. Ein in die Enge Getriebener handelt nun mal so, wie ein in die Enge Getriebener. Fast bedauert man es, so ein Ende hinnehmen zu müssen. Es ist einfach etwas zu flach.

„Der Fotograf“ ist somit leider eine durchschnittlich spannende Geschichte um einen psychopathischen, äußerst brutalen Killer, der mit einem eher schwachen Begründungshintergrund zu dem wurde, was er ist. Die Charaktere geraten leider durch die teilweise zu ausgedehnte Langatmigkeit und Berechenbarkeit sowie die eher scheinpsychologische Konstruktion etwas aus dem Blick, verlieren an Schärfe, obwohl die Idee der Geschichte eindeutig mehr zu bieten hätte.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

4 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.10.2007
Saramago, José

Eine Zeit ohne Tod


sehr gut

Überraschende Wendung des Unausweichlichen

Die Erwartung einer skurril-nachdenklichen Fabel enttäuscht der portugiesischen Literaturnobelpreisträger auch in seinem aktuellen Roman nicht. Es geht um den – oder vielleicht dem Versuch, gendergerecht mit dem Unausweichlichen, Unbeeinflussbaren und Unerforschbaren umzugehen, geschuldet – die tod, zur Abgrenzung gegenüber des tatsächlichen Todes kleingeschrieben.
Der Meister der metaphorischen Satire und des ironisch-realkritischen Polit-Romans gelingt es immer wieder – eben auch in „Eine Zeit ohne Tod“ – normale, auch unbedachte Gegebenheiten auf den Kopf zu stellen und damit aber Gedankenwellen auszulösen, die an den Festen des Sicheren, des Geglaubten oder Tatsächlichen rütteln. Kirche und Staat sind zutiefst verunsichert.
Wieder spielt sich die Geschichte in einem fiktiven und Portugal doch nicht so ganz unähnlichen Land ab. Trotzdem könnte es auch überall sein.

Das Göttliche ausklammernd personifiziert der Autor das Sterben, lässt es in weiblicher, Laken verhüllter Skelettgestalt und eigenschaftlich (kleingeschrieben) wirken. Ab Neujahr stirbt niemand mehr. Kurz erfreut merkt die menschliche Gemeinschaft sehr schnell, wie sich dadurch die Probleme nicht lösen, sondern ganz neue, entmenschlichte Eigenschaften im Volk breit machen. Geschäfte mit den Nicht-sterben-Wollenden zeigen auf, wie skrupellos und korrumpiert Menschen schon nach kürzester Zeit werden. Die mit den Untoten Geschäfte machen, gehen über Leichen …

Als nach einem Dreivierteljahr die tod beschließt, allem Überleben ein Ende zu setzen, kommt es zu einer für Viele verzweifelnden Wendung. Demnächst Sterbende werden postalisch vorgewarnt und informiert, so dass deren geregelter Abgang möglich ist. Nur ein Cellist widersetzt sich unwissentlich der Vorhersehung.

Das irdische aber auch das unterirdische Dasein gerät ins Wanken, wenngleich der Autor selbst die göttliche Ordnung bezogen auf den Einfluss auf das Leben und Sterben unerwähnt lässt. Doch die sich zwischen tod und dem Musiker keimende Liebesbeziehung verwandelt die das Geschehen in ein merkwürdig wehmütiges Märchen.

Saramago`s Geschichte ist wieder ein Text melancholischer Erschütterung und Nachdenklichkeit, ein sozialkritischer Impuls für das Zusammenleben der Menschen.

© 10/2007, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

3 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.