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Bellis-Perennis
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Wien

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Insgesamt 1128 Bewertungen
Bewertung vom 15.05.2023
Philipps, Carolin

Therese von Thurn und Taxis


ausgezeichnet

Carolin Philipps hat sich in dieser Biografie einer Frau angenommen, die leider nicht ganz so bekannt ist, wie ihre berühmte Schwester Luise (1776-1810), die Königin von Preußen: Therese von Thurn und Taxis (1773-1839)

Beide Schwestern stammen aus dem Herzogtum von Mecklenburg-Strelitz. Beide leben in bewegten Zeiten, denn die Französische Revolution fegt den Adel in Frankreich hinweg und die nachfolgenden Napoleonischen Kriege verwüsten Europa. Die kleinen deutschen Fürstentümer werden nach Napoleons Gutdünken vergrößert, verkleinert, zu neuen Königreichen zusammengefasst - es bleibt also kein Stein auf dem anderen.

Nach dem Zusammenbruch des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (an dem die deutschen Fürstentümer nicht ganz unschuldig waren), verliert das Haus Thurn und Taxis das Reichspostmonopol und seine Besitzungen. Therese, eine höchst intelligente Frau, die sich auch nicht scheut, ihren phlegmatischen Ehemann zu übergehen, verhandelt mit dem Kaiser der Franzosen selbst. Er wird von ihr sagen »Die Fürstin ist der einzige Mann im Hause Thurn und Taxis!« was durchaus als Kompliment gewertet werden kann.

Nach der Niederlage Napoleons setzt sie auf dem Wiener Kongress (1814/15) zahlreiche Ansprüche für das Haus Thurn und Taxis durch. So erhält das Haus Entschädigungszahlungen für das entgangene Postmonopol. Ihr Salon ist zwar nicht so bekannt wie manch anderer, erfüllt aber ihren Zweck.

Meine Meinung:

Wie ich es von der Historikerin Carolin Philipps gewöhnt bin, gelingt es ihr vorzüglich, diese hochinteressante Frau mit all ihren Facetten darzustellen. Wie schon in den anderen Biografien, hat sie unheimlichen Rechercheaufwand getrieben. Das ist vielleicht der einzige Schönheitsfehler in diesem Buch, denn es ist mit Jahreszahlen gespickt und häufige (oft lange) Zitate aus dem umfangreichen Briefwechsel der Therese könnte manche Leser ein wenig abschrecken. Mir macht das nichts aus, lese ich doch so ziemlich alles, was über die Napoleonischen Kriege geschrieben wird/wurde.

Das Cover zeigt die Therese um 1810, gemalt von François Gérard, der viele Mitglieder der Familie Bonaparte porträtiert hat.

Fazit:

Eine detaillierte Biografie einer beeindruckenden Frau, die sogar Napoleon Bonaparte die Stirn geboten hat. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Bewertung vom 15.05.2023
Müller, Titus

Der letzte Auftrag / Die Spionin Bd.3


ausgezeichnet

Dieser letzte Teil der Trilogie um die Spionin Ria Nachtmann spielt im Jahr 1989, wenige Wochen bevor die DDR aufgehört hat zu existieren.

Rias Tochter Annie hat ja in der DDR zurückbleiben müssen. Sie hat das aufmüpfige Temperament ihrer Mutter geerbt. Gemeinsam mit dem Journalisten Michael und einigen anderen couragierten Bürgern versuchen sie, durch Demos die Regierung zum Nachgeben zu zwingen. Leider mit wenig Erfolg. Allerdings sind auch nicht mehr alle Mitglieder der Stasi und/oder Vopos mit dem Regime einverstanden.

Langsam aber sicher steuert die DDR auf ihr Ende zu, nicht ohne noch vorher ihren Bürgern Gewalt anzutun.

Als dann der frühere Außenminister und Leiter der KoKo, Alexander Schalck, in den Westen fliehen will, bekommt Ria Nachtmann ihren letzten Auftrag. Welche Geheimnisse verbirgt Schalck?

Meine Meinung:

Der hohe Spannungsbogen konnte auch im dritten Teil gehalten werden. Wir wissen zwar, wir die Geschichte ausgegangen ist, die vielen kleinen Nadelstiche der enttäuschten, betrogenen und wütenden Bürger sind mir nicht ganz so geläufig. Die kleine, geflüsterte Bemerkung einer alten Frau „Das ist ja wie bei den Nazis.“ trifft den Nagel auf den Kopf.

Ich denke, es wird noch mindestens eine Generation brauchen, um das wahre Ausmaß der Verbrechen am eigenen Volk aufarbeiten zu können. Viele, die hier mitgewirkt haben leben noch, einige sind vermutlich so indoktriniert, dass sie keine anderen Gedanken zulassen (können).

Wie wir es von Titus Müller gewohnt sind, verquickt er Fakten mit Fiktion in besonderer Art. Zahlreiche Ereignisse haben in ähnlicherweise stattgefunden. Einzelne Charaktere sind aus Erlebnissen mehrerer Personen zusammengestellt worden.

Um die Handlungen in diesen dritten Band gut verstehen zu können, ist es ratsam, beim ersten Band „Die fremde Spionin“ zu beginnen.

Fazit:

Ein furioses Finale der Trilogie und das Ende einer Gewaltherrschaft mitten in Europa. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 15.05.2023
Hochhold, Rainer

Geschichte des Pinzgaus


ausgezeichnet

Historiker Rainer Hochhold stellt uns in diesem Buch eine Region im Bundesland Salzburg vor, die als „eigenständig, eigentümlich und eigenwillig“ gilt.

Im Lauf der 13 Kapitel wird den Lesern klar, warum diese drei Eigenschaften als Untertitel gewählt wurden. Die Kapitel sind chronologisch nach der Besiedlungsgeschichte dargestellt:

Erste menschliche Spuren im Norden und im Süden
Von der Verarbeitung von Kupfererzen zu einer „frühen Globalisierung“
Über den Reiz einer Legierung und die Spezialisierung der Arbeit
Metamorphosen, Schmiedetechniken und erstmals namentlich bekannte Siedler
Ein Hauch von Pompeji
Von Frieden und Krieg, angeblicher Menschenleere und alten Flurnamen
Die Bajuwaren, das Alpenromanische und die Tradition der Ortsnamen
Das Königslehen der Grafen von Lechsgmünd und wie der Pinzgau wirklich zu Salzburg kam
Von den Pflegern der Burgen, den frühen Marktrechten und der Pest
Im Zeichen der Bauernaufstände, Justizverbrechen und Protestantenvertreibungen
Die Koalitionskriege, der Mythos Anton Wallner und die Verstrickungen mit Tirol
Das Zeitalter der Reformen, der Eisenbahn und des aufkommenden Tourismus
Der Weg in die Diktatur, der alltägliche Terror und das Trugbild der Alpenfestung

Besonders gut gefällt mir der Exkurs auf die starken Frauen im Pinzgau. Wie in vielen anderen Orten oder Städten Österreichs sind auch im Pinzgau die Frauen unterrepräsentiert. Ein Beispiel: Von den rund 200 Straßennamen in Zell am See
sind nur 50 nach Personen benannt, und darunter sind lediglich 3 Frauen. Da könnte doch die eine oder andere Straße in einem Neubaugebiet nach einer Frau benannt werden, oder? Anbieten würden sich hier resolute Bäuerinnen, die Wetterwartin Helene Grasl, die zwar die „Goldene Medaille für Verdienste um die Republik Österreich“ erhalten hat, aber in der Heimat fast vergessen ist oder Auguste Lammer, die erste Frau in Österreicher, die eine Bank gegründet hat. Das Bankgeschäft ist zwar gescheitert, aber Mut kann man nicht kaufen.

Das Buch ist sorgfältig recherchiert und mit zahlreichen Abbildungen versehen, die die aufschlussreichen Texte anschaulich unterstreichen.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser Spurensuche im Pinzgau. die sich von der Altsteinzeit bis hin zur Gegenwart erstreckt, 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 08.05.2023
Baba, die Katze;Koudounaris, Paul

Auf Samtpfoten durch die Geschichte


weniger gut

Gleich vorweg, die Idee, die Weltgeschichte aus der Sicht einer Katze zu erzählen, hat mir gut gefallen. Daher war auf das Buch neugierig.

Doch leider hat mich das Buch ziemlich enttäuscht. Zum einen bekommen wir, nach einer Einleitung, nur in sechs Epochen Einblick und zum anderen ist das Layout so richtig gewöhnungsbedürftig.

Die sechs Epochen sind:

Das Goldene Zeitalter
Ruhmreiche Pfade
Triumph und Tragödie in Europa
Auf großer Fahrt
Wiedergutmachung
Ein Neuanfang

Meine Meinung:

Wie schon erwähnt, gefällt mir das Layout gar nicht. Die einzelnen Texte sind von allerlei Schnick-Schnack wie ornamentgeschmückte Rahmen verziert. Auch der zweispaltige angeordnete Text wirkt eher wie eine Zeitung als ein Buch. Nebenbei sind die Texte zusätzlich noch durch mittig angeordnete Fotos unterbrochen. Und diese Fotos! Die Qualität der Abbildungen ist ziemlich mau. Das liegt vermutlich zum Teil an der Auflösung und zum Teil daran, dass die Fotos zu bunt und mit allerlei Krimskrams überfrachtet sind. Zuerst dachte ich ja, der Autor hat sich in einer Bildbearbeitungssoftware versucht, doch im Nachwort erzählt Paul Koudounaris, dass es sich auf den Fotos um (s)eine echte Katze handelt, die er für die Fotos verkleidet hat. Das grenzt für mich schon an Tierquälerei.

Im Nachwort ist dazu zu lesen:

„Die Fotos sind jedoch mehr als schlichte Porträts. Sie sind ein lebendiges Beispiel der Kommunikation zwischen den Arten, die das Band zwischen uns noch verstärkt.“

Den Eindruck habe ich nicht, denn Baba streckt dem Autor und Fotografen sehr häufig die Zunge heraus. Wohlfühlen sieht anders aus - das ist meine Interpretation so mancher Fotos.

Der Versuch, mit der Stimme der Katze Baba, sie wird hier als (Mit)Autorin bezeichnet, in mehr oder minder launigen Worten seinen Leser Geschichte näher zu bringen, ist in meinen Augen nicht wirklich gelungen. Möglicherweise wird es Leser geben, denen dieses Buch gefällt, ich gehöre nicht dazu.

Fazit:

Die Aufmachung des Buches als Hardcover mit seiner glänzenden Oberfläche und dem Lesebändchen täuscht über die amerikanische(?) Sicht hinweg. Leider kann ich für den Inhalt nur 2 Sterne vergeben. Aber, vielleicht gehöre ich ja einer falschen Zielgruppe an.

Bewertung vom 07.05.2023
Schorlau, Wolfgang; Caiolo, Claudio

Falsche Freunde / Ein Fall für Commissario Morello Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nach „Der freie Hund“ und „Der Tintenfischer“ darf Commissario Morello, der Sizilianer, der zu seinem eigenen Schutz nach Venedig zwangsversetzt worden ist, in diesem nunmehr dritten Fall ermitteln.

Das Thema ist spannend, denn einiges davon geistert in den Köpfen so mancher Leute tatsächlich herum: Raus mit den Tagestouristen, raus mit allen jenen, die wenig Vermögen besitzen. Venedigs Schönheit (oder was davon übrig geblieben ist) soll konserviert und nur mehr den Vermögenden und jenen, die einen oder mehrere Dogen in ihrer Ahnenreihe aufzuweisen haben, zur Verfügung stehen. Also eine Art Disney-Land, das vom Flughafen mittels U-Bahn leicht erreichbar ist. Um an dieses Ziel zu kommen, müssen natürlich zahlreiche Politiker bestochen werden. Hierzu bedient sich die, ich nenne sie einmal, „Investorengruppe“ eines Buchhalters mit Namen Paolo Salini.

Doch als Salini eines Morgens ermordet aufgefunden wird und Morello mit der Aufklärung des Verbrechens betraut wird, klingeln in der Investorengruppe alle Alarmglocken. Denn nicht nur, dass Morello als unbestechlicher und integrer Ermittler bekannt ist, ist auch noch das Bestechungsgeld verschwunden und das Projekt in Gefahr. Was liegt daher nahe? Genau, Morello, der Sizilianer, muss weg. Doch Morello, der sich nach wie vor nach Sizilien zurücksehnt, ist mit allen Wassern gewaschen. Zwar geht er seinen Vorgesetzten und Kollegen mit seiner Ansicht, das organisierte Verbrechen hat auch in Venedig Fuß gefasst ziemlich auf die Nerven, doch ganz Unrecht hat er ja nicht.

Gemeinsam mit Ispettore Anna Klotze, die ein Geheimnis mit sich herumträgt und einen ehemaligen Taschendieb, nimmt er die Herausforderung an. Nebenbei müssen sich Morello und seine Kollegen mit einem Versuch, Taschendiebe mittels KI also Künstlicher Intelligenz, aufzuspüren herumschlagen. Ob das der Verschleierung des eigentlichen Verbrechens dient?

Meine Meinung:

Morello, dessen Frau und deren ungeborenes Kind bei einem Bombenanschlag, der ihm gegolten hat, ums Leben gekommen sind, sehnt sich nach wie vor nach Sizilien zurück. Er kann dem kalten Norden genau gar nichts abgewinnen. Diesmal scheint die Rückkehr möglich, denn man stellt sie ihm in Aussicht, wenn er nur diesen Fall positiv abschließt. Mein Gefühl sagt allerdings etwas anderes, denn das Geheimnis, das Anna Klotze mit sich herumschleppt, macht nicht nur mich, sondern auch Morello mehr als neugierig. Außerdem habe ich den Eindruck, dass die in Aussicht gestellte Heimkehr nur wie die sprichwörtliche Karotte von Morellos Nase baumelt. Aber, man wird sehen.

Schmunzeln musste ich über die „Zusammenarbeit“ der Taschendiebe Venedigs mit der Polizei, die sich von der KI nicht gängeln lassen will.

Ich mag Commissario Morello obwohl er mir manchmal mit seiner Abneigung gegen Venedig auf die Nerven geht. Grundsätzlich kann ich ihn ja verstehen, dass er den Tod seiner Familie noch nicht verarbeitet hat und nichts lieber täte, als den/die Drahtzieher dieses Verbrechens zur Rechenschaft zu ziehen. Stattdessen muss er im kalten Norden leben. Allerdings hält das Leben hin und wieder auch für ihn eine Überraschung bereit.

Was zunächst wie ein schlechter Scherz anmutet, ist leider Realität. Wie das Autorenduo Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo im Nachwort berichtet, liegen solche und ähnliche Ideen vor. Daraus einen fesselnden Krimi zu machen, hat mir sehr gut gefallen.

»Die Pläne zur Umgestaltung Venedigs muten nur auf den ersten Blick absurd an. Nach unseren Recherchen existieren sie wirklich. Wenn unser Buch hilft, diese Pläne zu durchkreuzen, haben wir den richtigen Job gemacht.«

Dieser dritte Fall ist wie immer penibel recherchiert und bindet auch aktuelle politische Geschehen mit ein.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem authentischen und fesselnd geschriebenen Krimi 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 06.05.2023
Hausladen, Simone

Minestrone um Mitternacht


gut

„Sei vorsichtig mit deinen Wünschen, sie könnten in Erfüllung gehen.“

Gleich vorweg, mit diesem Krimi erwartet die Leser ein turbulentes, wenn auch wenig glaubhaftes Abenteuer à la Bonnie & Clyde. Worum geht’s?

Köchin Clara lebt mit Franklin, einem Lehrer zusammen und ist mit der Beziehung unzufrieden. Das liegt nicht nur an ihren wenig familienfreundlichen Arbeitszeiten, sondern auch an den unterschiedlichen Charakteren. Clara liebt ihren Job in dem italienischen Restaurant. Doch irgendwie fehlt ihr der sprichwörtliche Pfeffer im Leben. Ein Lichtblick ist jener Gast, der immer am Donnerstag im Restaurant speist und den sie heimlich Mr. Dreamy nennt.

Durch Zufall wird sie eines Nachts Zeugin eines Kunstdiebstahls und sieht sich Viktor, „ihrem“ Mr. Dreamy, gegenüber. Der entführt sie kurzerhand und nach einer mitternächtlichen Kocheinlage verfällt sie dem charismatischen Gentlemangauner.

Clara träumt von Abenteuern an seiner Seite, verliert ihren Job sowie ihre Freundinnen und wird zur Komplizin eines weltweit tätigen Kunsträubers. Das aufregende Leben in feinen Hotels gefällt der recht naiven Clara, doch je länger sie mit Viktor zusammenlebt, desto mehr regt sich ihr schlechtes Gewissen.

Das Erwachen aus den gefährlichen Unternehmungen ist letzten Endes schmerzhaft, denn Gabriel, ein Kunstexperte von Interpol ist den beiden auf den Fersen.

Meine Meinung:

Dieser Krimi ist leicht und locker zwischen Suppe und Hauptspeise zu lesen. Man darf sich keine tiefschürfenden Dialoge oder psychologischen Tiefgang erwarten. Geboten werden dafür im Anhang einige köstliche Rezepte zum Nachkochen und ein kurzer Einblick in den Alltag einer Restaurantküche.

Mit dem Charakter Clara bin ich leider nicht wirklich warm geworden. Sie wirkt auf mich wie eine Sechzehnjährige, die in ihren Tagträumen vom Prinzen auf seinem Schimmel wartet, und nicht wie eine toughe junge Frau. Sie wird von ihrer Mutter gegängelt und die Treffen mit ihren Freundinnen scheinen sich ebenfalls auf niedrigem Niveau zu bewegen. Da sind ihre Wünsche nach einem aufregenden Leben grundsätzlich verständlich. Ist es ihrer Naivität oder ihrer Frustration zuzuschreiben, dass sie sich auf diesen Mann einlässt?
Wir erleben eine turbulente Reise durch Europas Hotels und lernen Gabriel, Viktors Bruder kennen, der als Ermittler von Interpol, seinem Bruder das Handwerk legen möchte - auch ziemlich unrealistisch.

Mr. Dreamy wirkt getrieben, überheblich und nützt Clara, wie vor ihr schon andere Frauen, nur aus. Also, nicht ganz der Traum aller Schwiegermütter, sondern ein echter Windhund.

Das schmerzhafte Erwachen aus dem Traum vom Abenteuer für Clara ist einerseits vorauszusehen, andererseits doch ein wenig abrupt und unglaubwürdig.

Fazit:

Wer eine leichte Krimiunterhaltung mit kulinarischen Köstlichkeiten sucht, ist hier richtig. Tiefgang oder historisch Bedeutsames darf man nicht erwarten. Gerne gebe ich hier 3 Sterne.

Bewertung vom 02.05.2023
Leitner, Josef

Oberösterreich genießen


ausgezeichnet

Josef Leitner hat mit diesem Buch seine „Oberösterreich“-Reihe fortgesetzt. Nach „Oberösterreich entdecken“ und „Oberösterreich erleben“ dürfen wir nun „Oberösterreich genießen“ (was vermutlich die angenehmste Art ist).

Auf dieser Genussreise begleiten wir den Autor durch folgende Regionen Oberösterreichs:

Mühlviertel
Traunviertel
Salzkammergut
Innviertel
Hausruckviertel
Zentralraum

In insgesamt 60 Routen dürfen wir sowohl landschaftliche als auch kulinarische Highlights kennenlernen, die wir zu Fuß pedes oder mit dem Fahrrad erreichen.

Die vorgestellten Gasthäuser kochen mit Liebe ihre traditionellen Gerichte, die behutsam modernisiert wurden. Dabei werden vorrangig regionale Produkte der jeweils aktuellen Saison verwendet.

Neben Tipps zu den Orten der Gastlichkeit erfährt der Leser auch einiges, das in die Rubrik „Wissen für eine Quizshow“ einzuordnen ist. Zum Beispiel, wo der größte Smoker-Griller Österreichs betrieben wird, wo man 170(!) Biersortenverkosten kann oder wo es die knusprigsten Reinanken zu essen gibt.

Jede Genusswanderung enthält Angaben zu Länge und Beschaffenheit der Tour, einen Kartenausschnitt sowie Hinweise zu Kulturdenkmälern. Natürlich dürfen die Gasthäuser und Fotos nicht fehlen. Hingehen und genießen!

Fazit:

Ein gelungenes Buch, das den Appetit der Leser gleich auf mehreren Ebenen anspricht. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Bewertung vom 02.05.2023
Haas, Stephan

Belgische Schatten


ausgezeichnet

Piet Donker hat eine berufliche und familiäre Auszeit genommen. Gut bekommt ihm das Alleinsein allerdings nicht, denn er trinkt zu viel und droht spielsüchtig zu werden.

Da kommt ihm der Mord an einer Politikerin in Eupen gerade recht. Zunächst sieht alles nach einem politischen Motiv aus. Doch als dann ein weiteres Mordopfer gibt, wackelt diese Theorie. Recht bald stellt sich heraus, dass die beiden Toten Mitglieder einer Jugendclique waren. Interessant ist, dass vor Jahren die junge Joleen verschwunden ist. Niemand weiß, ob sie noch lebt. Kann sie zurückgekehrt und die Täterin sein?

Jetzt gilt es weitere Angehörige dieser Jugendgruppe zu finden, denn die könnten auch in Gefahr sein. Und welche Rolle spielt Donkers Kollegen Uma? Immerhin war sie seinerzeit auch in dieser Clique. Weiß sie mehr, als sie zugibt?

Meine Meinung:

Wie wir es von Stephan Haas gewöhnt sind, gibt es auch hier wieder einen komplexen Fall, der seine Ursache in der Vergangenheit hat.

In einem Verwirrspiel um Schuld und Sühne sowie um Manipulation und Ausgrenzung weiß Piet Donker nicht mehr, wem er vertrauen kann. Üblicherweise bereiten ihm solche komplexen Fälle keine Probleme, doch in seinem angeschlagenen Zustand, ist die Lösung des Falles eine Herausforderung.

Die Charaktere sind wieder gut gezeichnet. Alle haben ihre Ecken und Kanten, Piet Donker die eine oder andere mehr.

Mir hat der fesselnde Krimi gut gefallen. Bis zum schlüssigen Finale, das menschliche Abgründe aufdeckt, dauert es ein wenig.

Ob Piet seine Ankündigung, den Polizeidienst zu quittieren, ernst meint, erfahren wir hoffentlich in einem nächsten Fall.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich gerne 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 02.05.2023
Pfarl, Peter

Rund um den Schafberg


ausgezeichnet

Das Salzkammergut an sich, ist schon ein wunderschöner Flecken Österreichs. Dennoch kann man mit Fug und Recht behaupten, dass der Schafberg ein ganz besonderes Highlight ist. Er ist quasi die „Aussichtswarte“ des Salzkammerguts, da man von ihm aus weit ins Land blicken kann.

Gemeinsam mit Peter Pfarl (Text) und den wunderschönen Fotos von Karin und Wolfgang Mayerhoffer dürfen wir (zumindest vorab) dieses an Kultur und Natur reiche Gebiet Österreichs entdecken.

Unsere Stationen sind:

Der Schafberg
Der wundersame Wolfgangsee
Im Weissen Rössl
Sommerfrische im Künstlerparadies
Die Flanken des Berges
Mondsee
Das Südufer des Attersees
Das West-, Ost- und Nordufer des Attersees
Leichte Wanderungen rund um den Schafberg

Schon Mitte des 19. Jahrhunderts, also im Biedermeier, kamen zahlreiche Touristen, die sich in unbequemer Kleidung auf den 1.782m hohen Berg quälten. Selbst Erzherzöge waren darunter und auch Kaiserin Elisabeth. Schon um 1870 wurde die Idee zu einer Zahnradbahn laut. Aufgrund der Wirtschaftskrise 1873 wurde das Unternehmen zurückgestellt und letztendlich im April 1892 begonnen. Rund 350 vorwiegend italienische Bauarbeiter errichteten in nur knapp 14 Monaten die 5,85 km lange Zahnradbahn. Wenn man bedenkt, dass hierbei 1.185 Höhenmeter überwunden werden mussten und das Material mit 6.000 Maultierfuhren hinauf- und hinunter gebracht werden musste, eine gewaltige Meisterleistung.

Bekannt ist die Gegend rund um den Schafberg auch für seine Jugendstilvillen, die das vermögende Großbürgertum errichten hat lassen, um die Sommerfrische in angenehmer Atmosphäre verbringen zu können. Mit dem Großbürgertum Wien eng verbunden sind Kulturschaffende wie Maler, Dichter und Komponisten. Klingende Namen aus der Vergangenheit wie Gustav Klimt, Emilie Flöge oder Arthur Schnitzler haben ihre Zeit rund um den Schafberg verbracht. Auch Künstler und Promis der Gegenwart ziehen die gemütliche Sommerfrische vor.

Die neben dem Schafberg wohl bekannteste Sehenswürdigkeit ist das Gasthaus „Zum Weissen Rössl“, dem Ralph Benatzky in der gleichnamigen Operette ein Denkmal gesetzt hat. Unvergessen die Verfilmung mit Peter Alexander als Kellner Leopold.

Fazit:

Hier im Salzkammergut, rund um den Schafberg, lassen sich Natur und Kultur gemeinsam oder abwechselnd sehr gut erleben. Dieses Buch macht Lust, seinen Urlaub dort zu verbringen. Gerne gebe ich diesem Buch, das reich an schönen Bildern ist, 5 Sterne.

Bewertung vom 29.04.2023
Kellerhoff, Sven Felix

Der Putsch (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Autor und Historiker hat sich diesmal eines Themas angenommen, das im Jahr 2023 sein (unrühmliches) 100-Jahr-Jubiläum feiert: Der Hitler-Putsch im Jahr 1923. Ob es da wirklich etwas zu feiern gibt?

In seinen Analysen, die auf neuem, bislang unbekannten Material aufbauen, zeigt er, dass der misslungene Putsch keineswegs so operettenhaft war, wie es manche so gerne gesehen haben (bzw. noch immer sehen).

In folgenden Kapiteln erläutert er die neuen Erkenntnisse:

Prolog
Ausgangslage
Vorbild
Anlauf
Volksfront
Sonderweg
Konfrontation
Entscheidung
Sturm
Scheitern
Epilog

Kellerhoff setzt das Geschehen sowohl in zeitlichem als auch in den geopolitischen Kontext. So finden die Ursachen (verlorener Krieg, Besetzung des Ruhrgebietes hohe Inflation etc.) genauso ihren Niederschlag wie die Sicht auf ein gelungenes Vorbild zur kompromisslosen Machtübernahme: Mussolinis Marsch auf Rom von 1922. Dennoch haben die zahlreichen Regierungen der Weimarer Republik die Gefahr von rechts sträflich unterschätzte, da sie von der Angst vor dem Kommunismus wie paralysiert waren, wie gleich zu Beginn des Kapitels „Ausgangslage“ der scharfsichtige Joseph Wirth zitiert wird:

„Da steht der Feind, der sein Gift in die Wunden seines Volkes träufelt. Da steht der Feind, und darüber ist kein Zweifel: Der Feind steht rechts.“

Und doch scheitert Hitlers Versuch mit so etwas wie einem „Marsch auf Berline“ von München aus, die Macht an sich zu reißen. Die Regierungsmitglieder in Berlin und in München lassen sich (vorerst)nicht in dieses Abenteuer ungewissen Ausgangs hineinziehen, obwohl (oder) weil sie alles anders als überzeugte Demokraten waren.

Genau diese Betrachtung der unterschiedlichen Sichtweisen zeichnet dieses Buch aus. Autor Kellerhoff bezieht das Zusammenwirken unterschiedlichster Kräfte und Strömungen mit ein. Ein interessanter Hinweis ist dann auch noch die Verurteilung Hitlers nach dem missglückten Putsch. Die vergleichsweise milde Strafe hat er einem Richter mit ähnlichem Gedankengut zu verdanken.

Wie wir es von Sven Felix Kellerhoff gewöhnt sind, schreibt er verständlich, manchmal pointiert und fesselnd.

Fazit:

Dieses Sachbuch richtet sich an Leser, die sich für Geschichte interessieren. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.