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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 13.06.2012
Roberts, Jeyn

Dark Inside / Inside Bd.1


sehr gut

Vier Jugendliche erleben in verschiedenen Städten der USA und Kanadas den Beginn einer zerstörerischen Naturkatastrophe und den schrecklichen Wandel ihrer Mitmenschen. Erdbeben legen ganze Städte in Schutt und Asche und eine dunkle Kraft verwandelt Menschen in rasende Bestien.
Keiner weiß, wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte, keiner weiß, was der Auslöser dafür war. Nur eins ist schnell sicher: man kann niemandem trauen, nicht einmal sich selbst!

Kritik:
Die Geschichte ist von Beginn an spannend und temporeich, durch den stetigen Wechsel der Erzählperspektive zwischen den vier Jugendlichen wird man beinahe sogartig in die postapokalyptischen Albtraum aus Jeyn Roberts' Feder hineingezogen. Zwischen den Jugendlichen Aries, Clementine, Mason und Michael meldet sich auch NICHTS zu Wort. Ein Charakter, dessen Identität zu Spekulationen einlädt, jedoch bis zum Ende im Dunkeln bleibt, man ahnt nur, dass NICHTS bereits von der dunklen Kraft befallen wurde, die die Menschen in Bestien verwandelt. NICHTS hat das Dunkle in sich jedoch noch soweit unter Kontrolle, dass es sich unter den anderen unentdeckt bewegen kann. NICHTS ist die einzige Person unter den fünf, die in der Ich-Form erzählt, die anderen Charaktere werden in der personalen Erzählweise wiedergegeben. Das spricht im Laufe der Handlung verstärkt das Dunkle in uns selbst an, da die Verbindung zu NICHTS durch die gewählte Erzählperspektive viel enger als zu den anderen Personen ist.
Obwohl die Geschichte so rasant startet, dass man sie in einem Rutsch durchschmökern möchte, gab es für mich dennoch einen kleinen Wermutstropfen. Zu Beginn war mir eine Identifikation mit den Jugendlichen kaum möglich. Ihre Charaktere wurden nur oberflächlich angekratzt, ihr Schicksal war austauschbar, sie wirkten in ihren Aktionen teils nicht nachvollziehbar. Ich habe mich häufiger dabei erwischt auf dem Buchrücken nachzuschauen, wer mit welchem Schicksalsschlag in die Story gestartet war. Das Manko gerät jedoch schnell in Vergessenheit, denn im Laufe der Handlung gewinnen die Protagonisten immer mehr an Tiefe, die Personen entwickeln sich in unterschiedliche Richtungen und der dramaturgische Aufbau ist bezüglich ihrer Entwicklung schlüssig und lässt ihr Verhalten zu Beginn der Geschichte verstehen.
Nach gut einem Drittel des Buches überspringt die Autorin im zeitlichen Ablauf drei Wochen. Das gibt dem ohnehin schnellen und spannungsgeladenen Plot noch einen enormen Anstieg in der Spannungskurve und dem Leser einen extra Adrenalinkick!
Wo zu Beginn noch eine gewisse Gleichgültigkeit auf meiner Seite herrschte und ich kaum mit den Jugendlichen gelitten habe, bin ich ab dann an jedermanns Seite durch geplünderte Supermärkte geschlichen auf der Suche nach unverdorbenen Lebensmitteln und überlebenswichtigen Medikamenten und ständig in Angst vor der Entdeckung durch die zombieartigen, kaum noch menschlichen Bestien, die regelrecht Jagd auf die in ihrem Wesen unveränderten Menschen machen.
Jeyn Roberts' hat mit dem Auftaktband ihrer Dilogie leinwandträchtigen Stoff geschrieben: "28 Days later" meets "The Day after". Die Autorin hat mich bis auf die Schwäche in der Charakterausarbeitung zu Beginn völlig von ihrer Welt überzeugen können. Und natürlich hat sie mich fest am Haken für die Fortsetzung und gleichzeitig den Abschluss der Geschichte, denn sie lässt mich unbarmherzig im eigenen Saft schmoren, gibt sie doch bis zuletzt keine Antwort auf das WARUM für diese Apokalypse! Oder liegt das Dunkle immer in uns und hat nur darauf gewartet durch ein Aufbäumen der Natur getriggert zu werden?

Fazit:
Spannend, düster, unheimlich, unergründlich! Mit "Dark Inside" hat Jeyn Roberts ein Debüt abgeliefert, dass die Fortsetzung "Rage Within" zur sehnsüchtig erwartesten Fortsetzung diesen Jahres (im Original) werden lässt!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.05.2012
Lee, Ingrid

Katzenjagd


ausgezeichnet

Nachdem mich bereits "Wunderhund" von Ingrid Lee verzaubert hatte, stand für mich außer Frage, dass ich auch ihr neues Buch "Katzenjagd" lesen muss.
Wo man dem "Wunderhund" am liebsten hinter den Ohren gekrault hätte, scheint es bei dem Cover von "Katzenjagd" nicht beinahe so, als würde man ein leises Schnurren hören?
Nein, natürlich nicht. Und die meisten Katzen, um die es in der Geschichte geht, haben auch leider keinen Grund dazu: verwahrlost - aus falsch verstandener Tierliebe, ausgesetzt - weil sie neben neuen Familienmitgliedern zur Last geworden sind oder weil sie die Möbel zerkratzen, ungeliebt - weil sie ein Auge oder ein Bein verloren haben, diese und ähnliche Schicksale besitzen die Straßenkatzen der kleinen Stadt Clydesdale, in der Billy wohnt.

Billy fühlt sich in seiner Familie vernachlässigt und unverstanden. Sein Vater und seine Mutter haben oft Streit, seit seine Mutter sich beruflich fortbildet und sein Vater versucht eine engere Bindung zu seinem Sohn aufzubauen, in dem er ihm sein eigenes Hobby aufdrängt, mit dem Billy jedoch gar nichts anzufangen weiß. In dieser Situation tritt ganz unverhofft eine Katze in Billys Leben, die er vor seinen Eltern versteckt hält und die schon bald zu seiner besten Freundin wird. Doch als es immer schwieriger wird die Katze vor seinen Eltern versteckt zu halten, schließt Billy Freundschaft mit zwei jugendlichen Außenseitern, denen das Wohl der verwilderten Katzen der Stadt ebenso am Herzen liegt wie ihm. Zusammen schmieden sie einen Plan, wie sie den Katzen dauerhaft helfen und vor dem Zorn der Einwohner der kleinen Stadt beschützen können.

Vor der Szenerie einer Kleinstadt, mit gut ausgearbeiteten und vielschichtigen Charakteren bei Zwei- und Vierbeinern, zaubert Ingrid Lee eine zu Herzen gehende Tiergeschichte aufs Papier, die jedoch nie ins Kitschige abdriftet. Sie erzählt einfach klipp und klar, welche Schicksale unsere vierbeinigen Weggenossen erwarten können, wenn sie auf der Straße landen. Im Tierheim abgegeben und eingeschläfert zu werden ist dabei nicht das Schlimmste oder Traurigste, was den Tieren passieren kann. Wer Tiere und ganz besonders Katzen liebt, sollte beim Lesen die Taschentücher in der Nähe liegen haben, bei zwei oder drei Szenen hatte ich einen dicken Kloß im Hals, den ich nur mühsam herunterschlucken konnte.
Billy und seine beiden Freunde Salome und Luke wachsen dem Leser allein deshalb ans Herz, weil sie ihr ganzes Taschengeld und ihre Freizeit für die Katzen opfern. Wobei... in ein Tier zu investieren ist kein Opfer, denn man bekommt alles dutzendfach durch die bedingungslose Liebe und das Vertrauen zurück, die das Tier einem schenkt. Selbst Billys katzenhassender Vater wird eines Tages diese Erfahrung machen und dann ist es hoffentlich noch nicht zu spät für die Kolonie der wilden Katzen von Clydesdale.

Allen Katzenbesitzer, und insbesondere denjenigen, die es noch werden wollen, lege ich diese bezaubernde Katzengeschichte ans Herz, die nicht nur von der innigen Freundschaft zwischen einem Jungen und einer ausgestoßenen Katze erzählt, sondern ganz nebenbei aufzeigt, wie wichtig eine artgerechte Haltung und Pflege der Tiere ist und von der Problematik verwilderter Katzen und der dringenden Notwendigkeit der Sterilisation von wilden, aber auch Hauskatzen berichtet. Wo zunächst nur eine Katze wild lebt und Junge auf die Welt bringt, ist ein Jahr später bereits eine ganze Kolonie zu hause. Denn natürlich ist auch die Gegenseite in ihrer Argumentation zu verstehen: wenn eine Katzenkolonie nicht durch gezielte Kastration eingedämmt wird, sind Probleme im Zusammenleben von Mensch und Tier früher oder später vorprogrammiert.

So bezaubernd wie der Inhalt des Buches ist auch sein stimmiges Layout. Nicht nur im Titel ist statt dem J in "Katzenjagd" eine Fischgräte enthalten, über jedem Kapitel sind entsprechend der Kapitelnummer ebenfalls Fischgräten zu finden. Ist das nicht zum Schnurren?

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.05.2012
Poe, Edgar Allan

Unheimliche und fantastische Geschichten


ausgezeichnet

Bereits das Cover des Buches gibt einem Einblick in die Arbeit des Illustrators Gris Grimly und gleichzeitig eine Übersicht über die vier darin enthaltenen Geschichten Edgar Allan Poes, denn Grimly hat damit eine Komposition aus den Werken "Die schwarze Katze", "Die Maske des Roten Todes", "Hops-Frosch" und "Der Untergang des Hauses Usher" geschaffen, in der einzelne Elemente aus allen vier Erzählungen verarbeitet sind.

Abgestimmt auf die Zielgruppe ab 10 Jahren wurden die Geschichten leicht gekürzt, ohne jedoch den sprachlichen Stil Poes zu verfälschen.
Grimly besitzt einen karikaturhaften und comicartigen Zeichenstil, für den man genau wie für die Geschichten Poes zumindest über einen Hauch schwarzen Humors verfügen sollte, um ihn zu mögen. Zusammen gehen die beiden Künstler eine überaus stimmige Symbiose ein, als hätten Poes Werke nur darauf gewartet, eines Tages von Grimly illustriert zu werden. Seine Geschichten werden durch die Bilder Grimlys zu einem ganz besonderen Leseerlebnis, das einen nach mehr gieren lässt!
Die Gestaltung Grimlys wechselt zwischen formatfüllenden Illustrationen und mehreren Bildern pro Seite, die an die Aufmachung eines Comics erinnern. Seine Zeichnungen hat Grimly mit Bleistift, Tinte und Aquarell angefertigt. Der Text ist in Locarno gesetzt und die Typographie bringt wie die untermalenden Bilder Bewegung in den Text, da je nach Relevanz Texte fett gedruckt oder durch einen größeren Schriftsatz hervorgehoben sind.

Meiner Meinung nach sollte man Kinder und Jugendliche frühestmöglich an Klassiker heranführen, deshalb gefällt mir diese kleine Sammlung von Poes Werken, die für ein jüngeres Lesealter aufbereitet wurde, ausgesprochen gut. Natürlich sind Edgar Allans Poes Geschichten ursprünglich nicht für Kinder geschrieben worden und selbst mir hat es beim Lesen Schauer den Rücken heruntergejagt, obwohl ich die vier ausgewählten Werke bereits vor dieser Lektüre kannte. Eltern sollten dieses Buch deshalb zusammen mit ihren Kindern lesen, nicht nur wegen des schauerlichen und gruseligen Inhalts der Geschichten, sondern auch um die bildhafte Sprache und Symbolik zu erklären, der sich Poe in seinen Geschichten bedient hat.

Neben dem Inhalt, wird auch die Aufmachung dieser kleinen Poe-Sammlung alten und neuen Anhängern seiner düsteren Geschichten gefallen: das Cover ergibt aufgeschlagen ein großformatiges, unheimliches Bild. Das Papier ist von einer schweren und hochwertigen Qualität und der Hardcovereinband ist direkt bedruckt und sehr robust. Selbst wenn man bereits mehrere Ausgaben mit Poes Werken sein eigen nennt, kann ich die Anschaffung dieser Ausgabe sehr empfehlen und ich wäre begeistert, wenn sich Grimly in Zukunft noch mehr Geschichten Poes annehmen würde, um sie ebenfalls so genial wie die vorliegenden vier in Szene zu setzen.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.05.2012
Wilke, Jutta

Wie ein Flügelschlag


ausgezeichnet

Jana lebt fürs Schwimmen und schwimmt, um zu leben! Neben ihrem zeitintensiven Hobby, dem sie ein Stipendium auf einem renommierten Sportinternat zu verdanken hat, hat das Leben nur wenig für sie zu bieten. Sie lebt von Woche zu Woche, immer mit den Gedanken an das nächste Schwimmtraining im Kopf. Obwohl der Trainer Herr Drexler sie hart heran nimmt und sie bei ihren Klassenkameraden auf Grund ihrer Herkunft keine Anerkennung erfährt, ist der geliebte Sport doch alles was für sie zählt.
Akzeptanz, Anerkennung und Freundschaft erfährt Jana nur bei ihrer Klassenkameradin Melanie, doch die wird eines frühen Morgens im Winter tot in der Schwimmhalle entdeckt, nachdem Jana zuvor stundenlang vergebens auf die gewartet hat, weil sie sie in Machenschaften einweihen wollte, die an dem angesehenen Sportinternat hinter verdeckter Hand laufen…

Die Geschichte von Jana beginnt mit einem großen Paukenschlag drei Wochen bevor die eigentliche Handlung in chronologischer Reihenfolge erzählt wird: mit Melanies plötzlichem Tod und dem Auffinden ihrer Leiche in der Schwimmhalle des Sportgymnasiums.
Ab diesem Zeitpunkt nimmt Jutta Wilke ihre Leser mit auf eine emotionale Reise, die trotz des hohen Spannungsniveaus gleich zu Beginn, den Bogen bis zum Ende hin nicht nur auf diesem Stand halten kann, sondern durch interessante Charaktere und glaubwürdige Figuren die Dramatik noch weiter anheizt.
Neben der laufenden Handlung mit der Ich-Erzählerin Jana, gibt es unter anderem kurze Zwischenspiele, bei denen der Leser die Gedankengänge eines männlichen Protagonisten mitverfolgen kann, der scheinbar mehr weiß als die Icherzählerin und die Leser. Diese eingeschobenen Episoden wirken sehr düster und rätselhaft.
Obwohl der Kriminalfall detailliert und sorgfältig konzipiert ist, geht die spannungsgeladene Storyline nicht zu Lasten der Charaktere. Jutta Wilkes Figuren wirken echt und lebensnah. Sie sind glaubwürdig und vielschichtig, hier gibt es nicht nur gut und böse, schwarz und weiß. Auf Grund der Hintergründe und Lebensgeschichten der Protagonisten fühlt man auch mit den vermeintlichen "Bösen" mit, oder zeigt durchaus auch mal Unverständnis für die "Guten". So will man sich willkürlich auf die Seite Janas schlagen, wenn in der kleinen Wohnung die Gefühle zwischen ihr und ihrer Mutter hochkochen, denn man weiß um Janas Schwierigkeiten in der Schule, aber bei genauerem Hinsehen entdeckt man, dass hinter dem Klammern ihrer Mutter kein Egoismus, sondern Angst vorm Verlassenwerden und Despressionen stecken. Jutta Wilke spricht neben Depression mit Erfolgsdruck und Mobbing weitere Probleme unserer Gesellschaft an.
Im Laufe der Geschichte entwickelt sich zwischen Jana und Mika, Melanies Bruder, eine aufkeimende Liebesgeschichte, diese ist jedoch sehr schön in den Rest der Handlung eingearbeitet, entwickelt sich natürlich und kommt sicherlich sehr gut beim Zielpublikum an. Zudem machen zwei verschiedengeschlechtliche Hauptfiguren in der Kinder- und Jugendliteratur ein Buch auch immer gleichermaßen bei weiblichen wie männlichen Lesern interessant. Auf Grund des hervorragend konzipierten Kriminalfalls - bei dem allerhöchstens versierte Krimileser bereits ein Licht vor dem Ende des Tunnels entdecken können! - empfehle ich das Buch aber auch einem älteren Publikum, denn Jutta Wilke hat hier eine Geschichte vorgelegt, die nach den ersten Seiten einen dermaßen hohen Suchtfaktor erzeugt, dass man sie nicht eher weglegen kann, bevor man auf der letzten Seite angelangt ist, auf der Jutta Wilke übrigens noch einen letzten Überraschungseffekt bringt!

"Wie ein Flügelschlag" ist in genau derselben Zeit inhaliert, wie ebenjener andauernd! Doch der Titel beschreibt nicht nur Jutta Wilkes Vermögen spannende Plots zu erzählen, sondern schlägt zudem sehr gekonnt eine Brücke zum Inhalt der Geschichte.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.05.2012
Endres, Brigitte

Schluri Schlampowski und die Spielzeugbande / Schluri Schlampowski Bd.1


ausgezeichnet

Früher war Opa Helfrich ein Puppendoktor und hat in seiner Werkstatt alte und defekte Spielzeuge und Puppen repariert und verarztet. Als Helfrich aus Altersgründen sein Geschäft aufgeben muss, bleiben eine Puppe, ein Bär und ein Blechroboter im Regal für fertige Reparaturen zurück und weil sie so traurig und verlassen wirken, nimmt Helfrich sie zu sich in sein kleines Häuschen.

'Warum die übriggebliebenen Sachen plötzlich zum Leben erwachten? Und weshalb sie begannen, Gottlieb Helfrich Opa Helfrich zu nennen? - Zweifelsohne war es ein Zauber, ein ganz besonderer Zauber. Es war der Zauber von Helfrichs großer Liebe, der die Herzen seiner Schützlinge zum Schlagen brachte.'

Puppendoktor Gottlieb Helfrich und seine Mitbewohner bekommen eines Tages seltsamen Familienzuwachs: aus dem Fluss, aus dem Opa Helfrich sonst Blechbüchsen, verrostete Wecker oder Regenschirmskelette zieht, fischt er ein zotteliges Wesen mit Eselsohren. Das Zottelding entpuppt sich als Schlampiner von der Insel Tohuwabohu, der genau dieses jetzt in den ruhigen Alltag von Opa Helfrich und seiner Spielzeugbande bringt...

"Schluri Schlampowski und die Spielzeugbande" ist ein entzückend illustriertes und witziges Kinderbuch, dass sich durch seinen angenehmen Großdruck sehr gut zum Vorlesen eignet, aber auch kleinen Leseanfängern mit seinen zahlreichen Illustrationen und kurzen Kapiteln keine Schwierigkeiten bereiten sollte. Die Illustrationen von Antje Drescher untermalen die Geschichte von Brigitte Endres vortrefflich, auf den meist seitenfüllenden Bildern gibt es für die kleinen Leser viel zu entdecken und die Protagonisten sind auf den Punkt getroffen. Antje Drescher schafft es mit wenigen Strichen den Figuren eine klare Mimik zu verleihen, die sofort erkennen lässt, wie sich die Protagonisten in der jeweiligen Szene fühlen. Einige Bilder sind wirklich zum Quietschen komisch, beispielsweise wenn der brummige Bär skeptische Seitenblicke auf Schluri abschießt oder Schluri mit einem Höllenfurz einen Feind außer Gefecht setzt und dabei den typischen Gesichtsausdruck hat, den man eben hat, wenn man "unter Druck" steht.
Kinder können aus der Geschichte von Schluri und seinen Freunden mitnehmen, dass man nicht auf Grund von Äußerlichkeiten urteilen soll und dass man in einer Gemeinschaft Rücksicht aufeinander nehmen muss, weil ein Zusammenleben in Frieden und Freundschaft sonst nicht möglich ist. Obwohl Schluri das beschauliche Leben von Opa Helfrich manchmal gehörig auf den Kopf stellt und dabei so einiges zu Bruch geht, kann man dem kleinen Schlawiner nicht lange böse sein, denn wie Kinder muss auch Schluri Schlampowski erst lernen, warum man bestimmte Sachen nicht machen darf.
Die Geschichte ist für das empfohlene Alter besonders deshalb schön zu lesen oder zuzuhören, weil das Abenteuer durch erzählende Kapitelüberschriften und sprechende Namen besonders anschaulich und greifbar wird. Unter sprechenden Namen versteht man Personen oder Orte, die durch ihre äußere Benennung charakterisiert werden. So ist Schluri nicht nur ein "Schlamper", auch die Spielzeugfreunde drücken mit ihrem Namen ein besonderes Charakteristikum ihrer Person aus: die Puppe heißt Grete Petete, der Bär Brumm Gnatzig und der Roboter Roberto Blech. Darüber hinaus spielt Brigitte Endres mit der Sprache, indem sie Wortspiele benutzt (sauber und Saubär) oder Schluri in bester Pumucklmanier reimen lässt. Gerade wegen diesen Feinheiten und Besonderheiten gibt es auch bei mehrmaligem Lesen oder Vorlesen immer wieder neue Facetten in der Geschichte zu entdecken.
"Schluri Schlampowski und die Spielzeugbande" ist eine Geschichte, die sowohl durch den Text als auch die Illustrationen sehr viel Spaß macht und am Ende Hoffnung auf weitere Abenteuer von Schluri und seinen Freunden gibt, denn Schluri hat bestimmt noch viel mehr Tohuwabohu auf Lager als er in dieser Geschichte verbreitet hat.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.05.2012
Benkau, Jennifer

Dark Canopy / Joy und Neél Bd.1


ausgezeichnet

"Dark Canopy" ist der erste Teil einer dystopischen Dilogie (Zweiteiler) und lebt vorrangig von der Liebesgeschichte zwischen den Hauptfiguren Joy und Neél und der Gefühlswelt der Protagonisten, das interessante - aber neben der Gefühlsebene etwas blasse - dystopische Szenario der Geschichte ist beinahe nebensächlich.
Zu Beginn der Geschichte spielt Jennifer Benkau mit der Wahrnehmung des Lesers und bedient Klischees und Vorurteile, so dass die spätere Entwicklung bezüglich der Liebesgeschichte für den Leser überraschend und unerwartet kommt. Nach der anfänglichen Schilderung der Situation der Zukunft nach dem dritten Weltkrieg gliedert sich die Bevölkerung klar in die "guten" und unterdrückten Menschen und die "bösen" herrschenden Percents. Durch ihre besonders ausgeprägten Instinkte und die genetischen Veränderungen ihrer Haut, über die sie Witterung aufnehmen (diese genetisch veränderte Haut hat mich an das Jacobson-Organ bei Katzen erinnert, über das sie Gerüche schmecken können), wirken die Percents wie ein Kollektiv oder ein Tierrudel. Man erliegt dem Irrglauben, dass sie nur durch ihre Instinkte geleitet werden und keine menschlichen Gefühle wie Liebe oder Freundschaft empfinden können. Im späteren Verlauf der Geschichte wird man als Leser jedoch nicht nur einmal, sowohl von Seiten der Percents als auch von Seiten der Menschen, in der Charakterentwicklung der Protagonisten überrascht.
"Dark Canopy" ist auf jeden Fall eine Dystopie für ältere Jugendliche und (junge) Erwachsene, da die Schilderungen in dem Dilogie-Auftakt teils von Brutalität und auch Sexualität geprägt sind.
Jennifer Benkau hat einen einnehmenden und sehr emotionalen Schreibstil, der beim Lesen die verschiedensten Gefühle beim Leser hervorruft, die Geschichte ist natürlich meist traurig und brutal, aber es blitzen auch sehr schöne und manchmal humorvolle Momente durch. Die Charaktere gehen wirklich in die Tiefe und dadurch fiebert man bis zur letzten - von einem ultrafiesen Cliffhanger gekrönten - Seite mit Joy und Neél mit, auch wenn neben den beiden die Umgebung und vor allem der Rest der Welt und die damit verbundene gesellschaftliche Entwicklung nach dem dritten Weltkrieg etwas zu kurz kommt. Ich hoffe, die offenen Fragen bezüglich des sehr interessanten dystopischen Szenarios werden im Folgeband gänzlich geklärt werden, dem ich nach dem offenen Ende wirklich sehr ungeduldig entgegenfiebere.
Der Aufbau des Buches ist so wunderbar poetisch wie die unmöglich scheinende Liebesgeschichte zwischen Joy und Neél: Jennifer Benkau hat mit viel Liebe und Bedacht Kapitelüberschriften gewählt, die den Inhalt des jeweiligen Kapitels unterstreichen und zum Nachdenken anregen. Einzig die Covergestaltung gefiel mir zunächst überhaupt nicht - nach dem Lesen muss ich zwar zugeben, dass sie kaum treffender zum Inhalt hätte gewählt sein können, aber sie erinnerte mich so stark an die teilweise abschreckenden Fotocover diverser Lizenzausgaben aus den 80er-Jahren, dass ich auf Grund dessen beinahe nicht zu diesem Buch gegriffen hätte.

Fazit:
Wer nach einer Dystopie sucht, die die gesellschaftliche Entwicklung der Zukunft durch die Gefühlswelt zweier Liebenden vermittelt, sollte hier unbedingt zugreifen, denn das Schicksal von Joy und Neél, die von Natur aus eigentlich Feinde sein sollten, geht wirklich zu Herzen! Darüber lässt sich die eine oder andere ungeklärte Frage über die dystopische Welt, in der sie leben (bis zum Folgeband) verschmerzen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.04.2012
Hunter, Erin

Warrior Cats - Die Welt der Clans: Das Gesetz der Krieger (Spezialausgabe)


sehr gut

"Das Gesetz der Krieger" ist der erste Band der begleitenden Reihe "Die Welt der Clans", in der Warrior Cats Fans - und solche, die es noch werden wollen - fünfzehn Gesetze der Clans inklusive ihrer Entstehungsgeschichte näher kennenlernen.
Eine doppelseitige Übersicht, die den Kurzgeschichten vorangestellt ist, bietet einen schnellen Überblick über den Inhalt des Buches. Wer zum ersten mal mit den Warrior Cats in Kontakt kommt, findet in diesem Buch neben den Gesetzen auch eine Erklärung, worin die Clans ihren Ursprung haben, aber auch für Warrior Cats Fans der ersten Stunde ist diese kurze Einführung interessant zu lesen.
Die Katze Blattpfote, Heilerschülerin des DonnerClans, präsentiert dem Leser die Gesetze. So sind die fünfzehn Gesetze in eine Vorstellung und in ein abschließendes Wort von Blattpfote eingebettet, was eine besondere Atmosphäre schafft und den Leser stärker berührt und involviert, als wenn die Gesetze anonym und neutral aufgeführt wären und gleichzeitig verleiht dieser dramaturgische Kniff den einzelnen Episoden einen Rahmen und setzt sie in Verbindung zueinander, so dass sich die Geschichten flüssiger am Stück lesen lassen, als es normalerweise bei Kurzgeschichten der Fall ist.
Jedes Gesetz wird folgendermaßen präsentiert:
Julie Sodré hat stimmungsvolle Szenen geschaffen, die jedes Gesetz visualisieren. Anschließend wird das Gesetz aufgeführt mit einer kurzen Einführung von Blattpfote, die dem Leser sodann an Hand von einer bis drei kurzen Geschichten erläutert, wann und warum das Gesetz entstanden ist.
Die Kurzgeschichten lassen sich auch ohne Vorwissen aus den Geschehnissen der beiden ersten Staffeln der Warrior Cats lesen, allerdings entfaltet sich der Lesespaß erst mit Vorkenntnissen optimal, da in den kurzen Episoden bisweilen bekannte Charaktere auftauchen.
Wie in den fortlaufenden Geschichten der Warrior Cats, gibt Erin Hunter ihren Lesern auch hier Ratschläge mit auf den Weg, die immer passend in die Geschehnisse eingebettet sind ohne mit erhobenem Zeigefinger belehrend wirken zu wollen. Aus den Gesetzen der Clans kann man die Lehre ziehen, dass Regeln keine Schikane sein sollen, sondern zum Schutz und zum Wohl einer Gemeinschaft dienen. Trotzdem sollen Regeln nicht einfach hingenommen, sondern in jedem Fall hinterfragt werden.

Fazit:
Für Fans der Warrior Cats auf jeden Fall ein Muss und eine bereichernde Ergänzung der Reihe, die viele Hintergrundinformationen zu der Entstehung der Clan-Gesetze liefert und für interessierte Neulinge bietet dieses Buch reihenunabhängige Kurzgeschichten, die ideal sind, um in die Welt der Warrior Cats hineinzuschnuppern. Daneben punktet dieser Ableger der Reihe mit einer stimmigen Gestaltung und atmosphärischen Bildern aus der Feder Julie Sodrés. Im Anhang ist darüber hinaus eine komplette Übersicht über alle bisher erschienenen Bände abgedruckt.

Reihen-Info 1.Staffel:
In die Wildnis
Feuer und Eis
Geheimnis des Waldes
Vor dem Sturm
Gefährliche Spuren
Stunde der Finsternis

Special Adventure:
Feuersterns Mission

Reihen-Info 2. Staffel:
Mitternacht
Mondschein
Morgenröte
Sternenglanz
Dämmerung
Sonnenuntergang

Die Welt der Clans:
Das Gesetz der Krieger

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.04.2012
Janosa, Felix; Christiansen, Pal H.; Auestad, Annlaug

Fjodor flippt aus / Fjodor und Palle Bd.1 mit Audio-CD


ausgezeichnet

Palles Papa ist Reparateur. Er repariert alles, was repariert werden muss, manchmal repariert er auch zu Hause. Eines Tages bringt er einen Kabeljau mit nach Hause, der nicht mehr richtig funktioniert. Wenn er nach links schwimmen will, schwimmt er nach rechts. Und wenn er geradeaus schwimmen will, schwimmt er rückwärts. Für Palles Papa ist es keine große Herausforderung diese Fehlfunktion zu beseitigen. Er befestigt den Kabeljau auf der Werkbank, sägt die verkehrt herum sitzenden Flossen ab, und bringt sie mit Hilfe von Klebeband an den richtigen Stellen an.
Da sowohl repariert werden als auch reparieren sehr anstrengend ist, muss Fjodor sich erstmal erholen und Palles Papa sich ausruhen. So fällt es Palle zu auf Fjodor aufzupassen, und das stellt sich als gar nicht so einfach heraus...

Wie gut, dass ich kein Norweger bin! In Norwegen gibt es die Geschichten um Kabeljau Fjodor und seinem Freund Palle zwar schon länger, aber dafür haben wir etwas bekommen, worauf die Norweger verzichten müssen: eine geniale Vertonung inklusive peppigen und schrägen Musikstücken, die richtigen Ohrfischcharakter haben und die ohnehin schon fantasievolle und ausgefallene Geschichte mit skurrilen Charakteren noch reizvoller und lustiger gestalten. Auch die eigenwilligen und fröhlich-bunten Illustrationen von Annlaug Auestad , die augenscheinlich mit einem besonders beschwingten Pinselstrich ausgeführt wurden, unterstreichen den besonderen Charme und Witz dieser ungewöhnlichen Geschichte.

Pål H. Christiansens Einfälle kann man an manchen Stellen schon als schwarzhumorig bezeichnen, so erinnerte mich die Reparaturaktion an Fjodor durchs Palles Papa direkt an Frankensteins Labor und einige Textpassagen treiben einem beim Lesen schier die Tränen in die Augen vor Lachen.

Neben der humorvollen Geschichte vermittelt Pal H. Christiansen im Auftakt der Fjodor-Reihe aber auch eine Botschaft an die Kinder in Palles Alter: manchmal ist es gar nicht so einfach, auf jemanden kleineren aufzupassen, der ab und zu nicht hören will, alles haben möchte was er sieht und dann noch Radau macht, wenn es nicht nach seinem Willen geht.

Aber auch die Eltern werden mit viel Witz und Hintersinn auf ihre Erziehungsfehler aufmerksam gemacht. Erst wird dem maulenden "Kind" nachgegeben und bald wieder drauf losgeschimpft...

Till Demtrøder liest die Geschichte locker und mit viel Pfiff und schafft es jedem Charakter eine persönliche Note zu geben. So spricht er Palles Papa mit einem Dialekt, der einem alten Seebären gut zu Gesicht stehen würde, und Fjodors ewige Heulerei mit voller Inbrunst, dass ich mich dabei schon wieder vor Lachen auf dem Boden kringeln könnte. Wobei einem der arme Kabeljau doch Leid tun sollte, dessen Onkel in der einen Woche von Halvor Hai gefressen wurde und in der nächsten von Viktor Wal, aber wer kann sich schon alle Details genau merken bei dem ganzen Kummer, die ein Fisch allein auf seiner Rückenflosse auszutragen hat!

"Fjodor flippt aus" ist eine Geschichte, an der sowohl Kinder als auch deren Eltern viel Spaß haben und bei der man sich von Zeit zu Zeit an die eigene Nase fassen muss, wenn einem mit Fjodors oder Palles Verhalten ein Spiegel vorgehalten wird. Am besten liest oder hört man die Geschichte gemeinsam und dann vielleicht nochmal und nochmal... oder den einen oder anderen Ohrfisch äääh -wurm von der CD, damit die Wartezeit nicht allzu lange wird bis Fjodors zweites Abenteuer "Fjodor im freien Fall" erscheint. Und ganz musikalische Familien können die Gutelaunemusik von Felix Janosa nicht nur mitsingen, sondern dank der im Buch enthaltenen Noten sogar nachspielen!
Die Altersempfehlung für die Geschichte liegt bei 5 Jahren, an der Musik haben aber auch schon kleinere Zuhörer großen Spaß.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.