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Raumzeitreisender
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Buchwurm, der sich durch den multidimensionalen Wissenschafts- und Literaturkosmos frisst

Bewertungen

Insgesamt 767 Bewertungen
Bewertung vom 15.06.2016
Schrödinger, Erwin

Was ist Leben?


sehr gut

Ein Klassiker der Wissenschaftsgeschichte

Es handelt sich um ein historisches Werk aus dem Jahr 1944. Erwin Schrödingers betrachtet die Grundlagen des Lebens aus dem Blickwinkel des Physikers. Die Frage, was Leben denn nun ist, wird nicht beantwortet. Es wäre auch naiv, das zu erwarten. Die Naturwissenschaft beschäftigt sich damit, wie Leben funktioniert, nicht damit, was es ist.

Der Biologe und Physiker Ernst Peter Fischer führt ausführlich in das Thema ein, beschreibt Hintergründe, zeitliche Abhängigkeiten und Folgen. Basis ist eine Arbeit von Timoféef-Ressovsky, Zimmer und Delbrück aus dem Jahre 1935, in der sie nahelegen, Gene als Makromoleküle zu betrachten. Schrödinger greift diese Gedanken auf und entwickelt sie weiter.

Schrödinger erklärt Grundlagen der statistischen Physik, prägt den Begriff „genetischer Code“, erläutert Vererbungsmechanismen und Mutationen und spekuliert über Zusammenhänge von Quantensprung und Mutation. „Nach der Auffassung die wir uns vom Mutationvorgang gebildet haben, genügt bereits die Verlagerung ganz weniger „regierender Atome“ in der Keimzelle, um eine deutlich erkennbare Veränderung der großmaßstäblichen Erbmerkmale des Organismus zu verursachen.“

Leben ist ein geordnetes und gesetzmäßiges Verhalten der Materie mit der Tendenz, eine bestehende Ordnung aufrechtzuerhalten und nicht in Unordnung überzugehen. Aufrecht erhalten bleibt sie durch Stoffwechsel (Essen, Trinken, Atmen). Das thermodynamische Gleichgewicht wird durch die Aufnahme von negativer Entropie verzögert, gleichzeitig wird Entropie (Wärme) abgegeben.

Die vielfältigen Erscheinungen des Lebens sind auch heute noch nicht geklärt. Die Ausgangsfrage bleibt ungelöst. Schrödinger stellt Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen einer physikalischen und einer biologischen Betrachtung heraus. In einer Schlussbetrachtung setzt er sich mit Determinismus und Willensfreiheit auseinander.

Bewertung vom 14.06.2016
Mankell, Henning

Die weiße Löwin / Kurt Wallander Bd.4


ausgezeichnet

Ein spannender Polit-Thriller

„Die weiße Löwin“ ist mehr als ein spannender Krimi. Es ist ein hervorragender Polit-Thriller mit Bezug zu Personen der Gegenwart. Alles beginnt damit, dass eine schwedische Immobilienmaklerin spurlos verschwindet. Schon bald deuten die Untersuchungsergebnisse darauf hin, dass es um ein Komplott mit internationalen Verstrickungen geht. Das Ziel: Eine berühmte Person des öffentlichen Lebens soll ermordet werden.

Henning Mankell ist ein begnadeter Erzähler. Er vermittelt glaubhaft das Milieu in den beiden Handlungsorten Schweden und Südafrika. Die Konfrontation mit der eiskalten Gewalt einer südafrikanischen Geheimorganisation lässt Kleinstadtkommissar Wallander konventionelle Grenzen überschreiten. Der Fall wird gelöst, ohne dass unrealistische Helden aufgebaut werden müssen. Dies ist einer der besten Wallander-Krimi von Henning Mankell.

Bewertung vom 14.06.2016
Willmann, Urs

Stress


sehr gut

Stress und seine Bedeutung

„Ohne Stress wäre unsere Spezies nie entstanden, und es gibt kaum einen Bereich des Lebens, in dem Stress nicht in Erscheinung tritt.“ (10)

Das Ziel des Buches besteht darin, die Sicht auf das Phänomen Stress zu verändern. „Er macht uns gesund, glücklich und stark, er verlängert das Leben.“ (37) Autor Urs Willmann stellt Untersuchungsergebnisse und Erfahrungsberichte vor, die veranschaulichen, welche Bedeutung Stress für den einzelnen Menschen und die Entwicklung der Menschheit hat.

Die Leser erfahren, warum Glücksspieler nicht überzeugend bluffen können, wenn sie sichtbar vor Stress frösteln (89), dass Schüchternheit keine psychische Störung ist (128) und welchen Einfluss Männerschweiß auf die Empfindlichkeit von Schmerz hat. (134) Der Autor erläutert die Aufgaben von Botenstoffen, beschreibt psychische und physische Reaktionen auf Stress und stellt einen Zusammenhang her zwischen dem Verhalten in Stresssituationen und der Evolution.

Angst und Stress stehen in engem Zusammenhang. Beide Zustände können Euphorie auslösen, wie der Autor anhand zahlreicher Beispiele deutlich macht. Auf Adrenalin folgt als Belohnung Endorphin und das führt zur Euphorie und manchmal zur Sucht. Natürlicher und auch künstlicher Rausch ist auch in der Tierwelt bekannt, wie der Autor nicht nur am Beispiel tasmanischer Känguruhs (170) deutlich macht.

In „Zumutungen“ untersucht Willmann menschliche Abgründe und liefert Erklärungsansätze für das Böse im Menschen. Der Körper honoriert, was dem eigenen Überleben hilft und das ist ein zweischneidiges Schwert. „In der Geschichte der Menschheit wurden Dominanz, Macht und Aggressivität immer durch eine Endorphinausschüttung im Gehirn belohnt.“ (203) Die Erregung durch das Böse ist physiologisch nicht von einer (positiven) Stressreaktion zu unterscheiden.

Welche Schlussfolgerungen für den Alltag können aus den Untersuchungen des Phänomens Stress gezogen werden? Willmann gibt hierzu, unterstützt von dem Mediziner und ehemaligen Leistungssportler Thomas Wessinghage, den er interviewt hat, aufschlussreiche Antworten. Es ist ein Mythos, dass Manager den größten Stress haben. Ob man sich gestresst fühlt, korreliert mit dem Grad der Autonomie, der sich bei einer Verkäuferin an der Kaufhauskasse oder bei einem Arbeiter am Fließband auf einem niedrigen Level befindet.

Entspannung ist auf verschiedenen Wegen möglich und hängt davon ab, was für ein Typ man ist. Umgekehrt sind herausfordernde Tätigkeiten auch im Alter sinnvoll, um Demenz vorzubeugen. Die Einsichten und Rezepte im Buch sind nicht spektakulär, wenngleich die These „Stress macht glücklich“ provokativ wirkt. Willmann untermauert seine These durch Erkenntnisse aus Psychologie, Hirnforschung und Medizin. Entstanden ist ein verständlich aufbereitetes Buch, welches aktuelle Erkenntnisse zusammenfasst und insgesamt lesenswert ist.

Bewertung vom 13.06.2016
McCann, Colum

Die große Welt


sehr gut

Facetten einer Großstadt

Der Roman spielt (überwiegend) in New York und besteht aus zehn Einzelgeschichten und der sie zeitlich und räumlich verknüpfenden Rahmenhandlung über das Leben und den Auftritt eines Hochseilartisten. Dieser spannt heimlich ein Seil zwischen den beiden Türmen des World Trade Centers und führt auf diesem Kunststücke vor. Auch inhaltlich gibt es in diesem Werk Verknüpfungen, da manche Akteure in mehreren Episoden vorkommen.

Colum McCann zeigt Facetten einer Großstadt auf. Seine Protagonisten stammen aus allen gesellschaftlichen Schichten (Artisten, Computerhacker, Ordensleute, Straßenmädchen, Richter, Altenpfleger); ein Hang zu Milieubeschreibungen sozialer Unterschichten – ähnlich wie in „Der Himmel unter der Stadt“ - ist unverkennbar. Die Einzelgeschichten sind zwar in sich abgeschlossen, aber auch gleichzeitig Teil eines größeren Zusammenhangs.

Das Vorhaben des Hochseilartisten ist riskant. Die Frage, ob er stürzt taucht mehrfach auf. Die Spannung, die der Akrobat erzeugt, ist ein Spiegel für die Spannungen der Protagonisten in ihrem Lebensalltag. Dieser Alltag in New York, insbesondere in der Bronx, ist gefährlich, wie einige Akteure erfahren müssen. Zwischen Hoffnung und Realität klaffen Lücken. Einige Retrospektiven sind in die Handlungen eingewoben. Autor McCann moralisiert nicht und klagt nicht an.

Die Verbindungen zwischen den Geschichten wirken natürlich und ausgereift. Es entsteht nicht der Eindruck von Konstruktionen wie z.B. in Daniel Kehlmanns "Ruhm", der das gleiche Stilmittel einsetzt. Nicht alle Erzählungen fesseln gleichermaßen. Zu den Highlights gehören die Geschichten über John Corrigan ("Nichts gegen den Himmel, aber mir gefällt's hier") und Tillie Henderson ("Auf H gebaut").

Bewertung vom 13.06.2016
Reinwarth, Alexandra

Hape


gut

„Das ganze Leben ist ein Quiz …“

Hape Kerkeling zählt seit Mitte der 1980er Jahre (Känguru) zu den erfolgreichsten Entertainern Deutschlands. Sein Auftritt als Double von Königin Beatrix der Niederlande ging in die TV-Geschichte ein. Er hat ein bemerkenswertes Talent für Sprachen (5 Fremdsprachen) und verfügt über besondere Qualitäten als Comedian, Moderator, Schauspieler, Sänger, Parodist und Kabarettist.

Das Buch ist eine Liebeserklärung an Hape Kerkeling, wie bereits im Vorwort ("Warum wir Hape lieben") angedeutet wird. Alexandra Reinwarth ist zweifelsohne ein großer Fan von Hape Kerkeling. Sie stellt seine Erfolge als solche dar und versteht es auf sympathische Weise, auch den Flops in seiner Karriere etwas Positives abzugewinnen. Das Leben, auch das von Hape Kerkeling, ist ein Lernprozess.

Die Autorin reflektiert Hape Kerkelings Leben, berichtet über seine Schulzeit, erläutert seine beruflichen Projekte (Filme, Fernsehen) und geht auch auf schwierige Phasen in seinem Leben (Das Outing) ein. Erkennbar ist eine Entwicklung von einem begabten Comedian hin zu einem galanten Entertainer, der im Laufe der Jahre nicht nur das Publikum unterhalten, sondern (auf dem Jakobsweg) auch sich selbst gefunden hat.

Von diesem „Selbst“, welches die Leser interessieren würde, wird leider zu wenig vermittelt. Das Buch gleicht eher einer lexikalischen Zusammenstellung wichtiger Informationen über Hape Kerkeling. Auf einige Detailbeschreibungen und Fakten zu den Filmen und Fernsehsendungen hätte ich verzichten können. Was ich vermisse, ist das, was nur in einer Autobiografie möglich ist, die Reflexion der betroffenen Person über sich selbst, die Eigenanalyse der Stationen des Lebens.

Bewertung vom 13.06.2016
Schalansky, Judith

Der Hals der Giraffe


sehr gut

Abenddämmerung

Inge Lohmark unterrichtet seit dreißig Jahren Biologie an einem kleinen Gymnasium im hinteren Vorpommern. Sie ist eine Lehrerin der alten Schule, autoritär, distanziert und unnachgiebig. Kritiker halten ihre Lehrmethoden für veraltet und werfen ihr fehlende Sozialkompetenz vor. Belege dafür gibt es zur Genüge, z.B. ihr Plan mit zynischen Beschreibungen ihrer Schüler oder ihr (damaliges) Verhalten gegenüber ihrer Tochter im Unterricht. Autorin Judith Schalansky hat den Roman aus der Perspektive von Inge Lohmark verfasst.

Mangels Nachwuchs soll die Schule in vier Jahren geschlossen werden. Das drückt auf die Stimmung. Ort, Zeit, Protagonistin und Situation wurden bewusst gewählt, so mein Eindruck, um diese desillusionierende Stimmung, die sich durch den gesamten Roman zieht, aufrechtzuerhalten. Die Schüler sind sich der realen Situation nicht bewusst, die Lehrer konstruieren sich ihre eigenen Scheinwelten, so z.B. der Direktor in seiner Rede an die Schüler.

Die Biologie spielt in diesem Roman eine große Rolle. Es werden nicht nur Themen aus der Biologie verarbeitet, sondern biologische Grundsätze steuern auch das Verhalten und die Sicht der Protagonistin. Dabei dreht sie die Sachverhalte so, dass sie in ihr Weltbild passen. So überwiegt in ihrer Vorstellung das Konkurrenzverhalten in der Natur gegenüber der Kooperation. Auch unterrichtet sie den Lamarckismus, die Vererbung von erworbenen Eigenschaften, obwohl diese Lehre längst von der Synthetischen Evolutionstheorie verdrängt wurde. Die „alte Schule“, also die Rückständigkeit der Biologie-Lehrerin, wird hier auf die Spitze getrieben.

Man kann Inge Lohmark, die gefangen ist in ihrem Weltbild, bedauern. Ihr Versuch aus dieser Welt auszubrechen (ihre Annäherung an die Schülerin Erika) geht in die falsche Richtung und scheitert kläglich. Judith Schalansky hat einen Roman kreiert, deren Bestandteile (Rahmen, Protagonistin, Situation etc.) wohl aufeinander abgestimmt sind und sich gegenseitig verstärken. Es ist ein sozialkritischer aber auch ein psychologischer Roman. Für Interpretationen bietet er reichlich Stoff.

Bewertung vom 12.06.2016
Eschbach, Andreas

Ein König für Deutschland


sehr gut

Ein spannender Politthriller

Andreas Eschbach ist es nach „Der Nobelpreis“ und „Ausgebrannt“ wieder einmal gelungen, ein brisantes Thema ideenreich aufzuarbeiten. Wer anfängt, den Roman zu lesen, legt ihn erst wieder weg, wenn das Ende erreicht ist. Dies gilt, obwohl Eschbach im Klappentext sehr viel vom Inhalt verrät. Warum er das tut, bleibt rätselhaft. Jedoch werden die Leser durch das „Wie“ der Beschreibungen entlohnt.

Eschbach hat Erfahrungen als Programmierer. Seine informationstechnischen Erklärungen sind präzise und überzeugen. Der Roman ist gut recherchiert, was durch zahlreiche Fußnoten belegt wird. Auf Basis des aktuellen technischen Wissensstandes und begründeter Zweifel an den Wahlergebnissen der US-Präsidentschaftswahlen 2000 konstruiert er ein mögliches Wahlszenario.

Beeindruckend, wie der biedere Gymnasiallehrer Simon König in die neue Rolle hineinwächst. Seine Fähigkeit, sich spontan auf neue Situationen einzustellen und provokative aber wohl begründete Reden zu halten, macht ihn zu einem bemerkenswerten Menschen. Selbst seine Frau Helene, von der er seit 20 Jahren getrennt lebt, kann sich seinem Charme nicht entziehen. Autor Eschbach beschreibt überzeugend, wie extreme Situationen bewirken können, dass Menschen über sich selbst hinauswachsen.

Auch die anderen Protagonisten sind schillernde Figuren. Sie fallen charakterlich und auch äußerlich aus dem Rahmen. Dies gilt für Benito Zantini, den exzellenten Magier, und auch für seine Mitarbeiter Furry und Pictures, die einem Zirkus entsprungen sein könnten. Alex und seine Computerfreunde sind echte Freaks. Die Teilnehmer seiner Computerspiele bewegen sich auf einer Gratwanderung zwischen virtueller und realer Welt.

Während Eschbach ausführlich beschreibt, wie Simon Königs Umfeld auf seinen Wandel reagiert, vermisse ich entsprechende Reaktionen aus Helenes Umgebung zu ihrer neuen Rolle. Eigentlich Schade. Hier hätten weitere Pointen gesetzt werden können. Verständnis habe ich dafür, dass nicht alle Folgen einer solchen Bundestagswahl beleuchtet werden können. Das wäre Stoff für einen eigenständigen Roman. Das Groteske der Situation wird auch so deutlich genug.

Andreas Eschbach ist ein begnadeter Schreiber, der aus den Zutaten Politik, Technik und Krimi einen facettenreichen Thriller mit aktuellem Bezug kreiert hat. Er besticht durch Ideenreichtum und Konsequenz im Denken.

Bewertung vom 12.06.2016
Gaarder, Jostein

Maya oder Das Wunder des Lebens


weniger gut

Das Ende einer Erfolgsserie?

In diesem Buch vermischt Jostein Gaarder Ideen, die er bereits in früheren Werken umgesetzt hat. „Maya oder Das Wunder des Lebens“ ist ein Roman, in dem Realität und Fantasie ineinander übergehen (vgl. „Das Kartengeheimnis“) und der gleichzeitig ein wissenschaftliches Thema behandelt (vgl. „Sofies Welt“). Die Fantasiefiguren erinnern sehr an „Das Kartengeheimnis“ und die Aufarbeitung der Evolutionstheorie ist nicht annähernd vergleichbar mit den Erläuterungen zur Philosophie in „Sofies Welt“. Auch wenn ich die Idee, Wissenschaft, Fantasie und Roman miteinander zu vermischen für genial halte, ist die Umsetzung in diesem Fall nicht gelungen. Die Dialoge sind schwerfällig und ich hatte Mühe, den Überblick zu bewahren. Ich halte Jostein Gaarder für einen großen Buchautor. „Maya oder Das Wunder des Lebens“ ist nach meinem Empfinden unter gewaltigem Zeit- und Erfolgsdruck entstanden.

Bewertung vom 11.06.2016
Ditfurth, Hoimar von

Kinder des Weltalls


ausgezeichnet

Der Roman unserer Existenz

In „Kinder des Weltalls“ thematisiert HvD, dass die Erde nicht isoliert ohne Zusammenhang zum kosmischen Ganzen im unwirtlichen Weltall treibt, sondern dass ein bislang nicht gekanntes universelles Beziehungsgeflecht existiert, welches das Leben auf der Erde erst möglich gemacht hat. Schwerpunktmäßig geht es um eine Synthese der Erkenntnisse aus Physik, Chemie, Biologie, Geographie, Archäologie und Paläontologie mit dem Ziel, unser Dasein in Abhängigkeit ineinander greifender kosmischer Vorgänge zu beleuchten. Es handelt sich daher nicht um eine Auflistung von Sachverhalten, sondern um eine spannende zusammenhängende Geschichte über die kosmischen Rahmenbedingungen unserer Existenz.

HvD verwendet zahlreiche Beispiele und Vergleiche, die den Lesern die Dimensionen unseres Sonnensystems und der Galaxien plastisch vor Augen führen. Er erklärt ausführlich den Zusammenhang zwischen der kosmischen Höhenstrahlung, dem Sonnenwind und dem Magnetfeld der Erde. In „Naturwissenschaft und menschliches Selbstverständnis“ erläutert HvD die Motivation der Menschheit für die Erforschung des Weltraums. Es geht nicht nur um praktisch verwertbare Erkenntnisse, sondern insbesondere um ein ideelles Ziel, nämlich die Erweiterung des Horizonts bzw. des Bewusstseins.

In weiteren Kapiteln erklärt HvD Methoden der geologischen Altersbestimmung, den Aufbau des irdischen Magnetfeldes und Alfred Wegeners Theorie der Kontinentalverschiebungen. Es hat in der Geschichte der Erde in Abständen von jeweils mehreren Hunderttausend Jahren Umpolungen des Magnetfeldes gegeben. Wegeners Theorie konnte anhand von Veränderungen der Magnetrichtung in Gesteinen verifiziert werden.

Ab welcher Dosis ist radioaktive Strahlung schädlich für organisches Leben? Wie hat sich der mehrfache kurzzeitige Wegfall des irdischen Magnetfeldes auf die Biosphäre ausgewirkt? Um diesen Fragen näher zu kommen, erläutert HvD die Prinzipien der Evolution. Interessant sind auch die Erkenntnisse über die Herkunft der schweren Elemente. Diese für das irdische Leben notwendigen Elemente entstehen erst in einer späteren Sternengeneration durch Kernverschmelzungsprozesse. Letztlich ist der Stoff, aus dem wir selbst bestehen, vor unvorstellbar langer Zeit in dem glühenden Zentrum einer Sonne entstanden - welch ein Aufwand für die Entstehung von Leben.

HvD macht in diesem Buch deutlich, dass wir wahrhaftig „Kinder des Weltalls“ sind. Wir durchqueren mit der Erde den Weltraum nicht beziehungslos, sondern sind Teil des Ganzen. Spielt es da eine Rolle, dass 1970 noch nicht bekannt war, dass es auf dem Mars Wasser in gefrorenem Zustand gibt? Die Kernaussagen des Buches behalten ihre Gültigkeit. Die Art der Darstellung sucht auch heute, über 40 Jahre nach Veröffentlichung von „Kinder des Weltalls“, seinesgleichen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.