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easymarkt3
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Insgesamt 850 Bewertungen
Bewertung vom 24.02.2022
Langroth, Ralf

Ein Präsident verschwindet / Philipp Gerber Bd.2


sehr gut

Der Bundeskanzler Konrad Adenauer und der Verfassungsschutz um 1954 – Neuland für mich
In spannender Romanform wird deutsche Geschichte zwischen diversen Geheimdiensten meist am Schauplatz Ost- und Westberlin skizziert. Veranschaulicht wird die geheime Situation zwischen den Siegermächten um das seltsame Verschwinden vom Verfassungsschutzpräsidenten Otto John, der in Ostberlin auftaucht – und welche Rolle die Sicherungsgruppe Bonn bei der Aufklärung dieses Sachverhalts spielt: Wurde Otto John tatsächlich wie von ihm später behauptet entführt oder ist er ein freiwilliger Überläufer zum Kommunismus?
Aber auch Philipp Gerber als Ermittler der Sicherheitsgruppe Bonn, von Konrad Adenauer beauftragt, gerät bei seinen Ermittlungen zwischen die Fronten der Geheimdienste.
Sehr informativ geschrieben, was den politischen Sachverhalt betrifft und ein wenig Fiction rund um die Journalistin Eva Herden sei erlaubt.

Bewertung vom 23.02.2022
Osman, Richard

Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Unterschätze niemals Senioren! Sehr humorvoll geschrieben.
Erst ganz zum Schluss enträtselt sich dem Leser dieser Buchtitel. Der Donnerstagsmordclub besteht aus vier sehr rüstigen, scharfsinnigen Senioren über 70, die in tiefer Freundschaft zueinander verbunden sind. Ihre Alters-Probleme sind auch die von Rentnern nebenan: körperliche Wehwehchen, eine gewisse Einsamkeit bei zu seltenen Besuchen von Kindern und Enkelkindern, und der DEMENZ. Tiefergehende Gedanken zum Tod in manchen kreativen Dialogen werden jedoch abgelöst von einem stets spannenden Plot um Diamanten, mit einigen Toten, mit vielen Verwirrspielen und Rätseln inmitten einem stets freundlichen, teils galanten, teils sehr humorvollen Schreibstil, der den Leser wunderbar durch das Ambiente von einem kleinen, unbedeutenden Ort in Kent führt.
Dieses Buch zu lesen empfiehlt sich nicht nur für Senioren.

Bewertung vom 21.02.2022
Schoch, Julia

Das Vorkommnis / Biographie einer Frau Bd.1


gut

Eine Familiengeschichte spezieller Art
Im Rahmen einer Lesereise in Norddeutschland kommt es zu einem besonderen Vorkommnis während des abschließenden Signierens von Büchern im Gemeindehaus: Eine weibliche Person stellt sich ihr zaghaft als ihre Halbschwester vor. Insgesamt folgt ein Plädoyer für die Familie als ein Ort des Verzeihens, frei von moralischen Erwägungen.
Es geht sehr oft um Gefühle, z. B. um Gefühle der Verschiedenheit als Kind beim Besuch der Verwandten in Westdeutschland und deren luxuriösem Leben im Vergleich zu ihrem in Ostdeutschland.
Nachträgliche Gedanken zur Brieffreundschaft mit einer Schülerin im Ural, Russland erwägen einen heimtückischen Betrug eine Hinterlist des ostdeutschen Spitzelsystems, um in solchen kindlichen Briefen vielleicht hinterlistig an Informationen über ihre Familie zu gelangen.
Politisch motivierte Gedanken zur Ausbürgerung von Wolf Biermann 1976, zur offenen Bespitzelung von Christa Wolf 1979 durch die Stasi reihen sich ein neben Erinnerungen an den Herbst 1989, dem Jahr des Umbruchs, den täglichen Meldungen über Rücktritte von Politikern, über Spitzeltätigkeiten bestimmter Personen, denen man vertraute.
Das Loslösen von dieser eigenen Vergangenheit scheint im Erwachsenenalter nicht zu glücken, denn viele solcher Gedanken führen den Leser in eine DDR-Vergangenheit, in eine an sich sorglose Kindheit. Jedoch hat sich die Ordnung dieser alten Welt des Kindes durch die Wende verflüchtigt. Daran ändert auch ein Aufenthalt an der Universität in Bowling Green, Ohio nichts, an der sie Lehreinheiten zur deutsch-deutschen Literatur abhält.

Bewertung vom 20.02.2022
Evaristo, Bernardine

Manifesto. Warum ich niemals aufgebe. Ein inspirierendes Buch über den Lebensweg der ersten Schwarzen Booker-Prize-Gewinnerin und Bestseller-Autorin von »Mädchen, Frau etc.«


gut

Eine interessante Autobiografie mit Genderdebatte

Diese Lebensgeschichte der Bestseller-Autorin, aufgewachsen in London, handelt von ihrer Herkunft (einem nigerianischen Vater und einer katholischen, weißen Mutter zusammen mit 7 weiteren Geschwistern), aber auch von Antirassismus und Feminismus in England.
Im Alter von 60 Jahren wird sie 2019 ausgezeichnet mit dem Booker-Prize, dem wichtigsten britischen Literaturpreis. Ausgezeichnet wird seit 1969 jährlich der beste englischsprachige Roman, der im Vereinigten Königreich veröffentlicht wird. Von 1969 bis 2013 war die Auszeichnung Autoren aus dem Commonwealth, Nordirland, Südafrika und später auch Simbabwe vorbehalten.
Ihre Bücher sind ihr Tribut, nicht nur an ihre Familiengeschichte, sondern auch an das multikulturelle Großbritannien. Sie schreibt über ihre Ahnen, aus denen sie sich zusammensetzt, um dabei ein tieferes Verständnis ihrer Identität als Person schwarzer und weißer Herkunft zu erreichen – nicht als geteiltes, sondern als ganzheitliches menschliches Wesen. Neben ihrer Faszination für historische Themen geht es insbesondere um schwarze Frauen Großbritaniens, die bisher nur am Rand als Romanfiguren vorkommen und hat auf diese Weise für eine gesellschaftliche Veränderung gekämpft. Durch den Booker Prize hat sich ihr kulturelles Kapital noch einmal vergrößert, sodass sie jetzt ein erheblich breiteres Publikum erreichen kann.

Bewertung vom 19.02.2022
Ryan, Anthony

Das Schwarze Lied / Rabenklinge Bd.2 (MP3-Download)


gut

Im Idealfall lohnt sich sicher das Lesen des 1. Bandes, um die spannenden Ereignisse rund um Vaelin direkt richtig einordnen zu können.
Dieser Band beginnt mit einem Bericht von Obvar, der von Kehlbrand Reyeriks Aktivitäten erzählt. In den brutalen Schlachten und mystischen Geheimnissen schält sich die Hauptperson heraus:
Der Held Vaelin Al Sorna, der Gesetzlose jagt, ist ein großer Krieger aus den Ländern jenseits des Meers, ein Mann auf der Suche nach seinen Freunden Nortah und den anderen. Mehr denn je ist Vaelin in Gefahr bei all seinen Kämpfen nicht nur in Kriegen, vor allem droht ihm Gefahr durch Kehlbrand Reyerik, den Anführer gewaltiger Streitmächte mit Gefolgsleuten, ausgestattet mit besonderen Fähigkeiten. Kehlbrand ist ein Warlord, der sich selbst für ein gottgleiches Wesen hält. Und da existiert ein noch größeres Übel für Vaelin:. Das Schwarze Lied, das sein eigenes Lied des Blutes ersetzen soll, welches ihn einst zum unbezwingbaren Kämpfer machte. Nun ist es kein Segen mehr, sondern ein Fluch. Aber ein zweites, altes Lied antwortet in einer tieferen Tonlage und singt weiter von Tiger und Wolf – von Sho Tsai und seinem Sohn Tsai Lin. Tsai Lin ist jedoch nicht Sho Tsais Sohn. Tsai Lin trägt aber das Blut des letzten Herrschers des Smaragd-Kaiserreichs in sich.
Das in schwarz gehaltene Cover zeigt einen Kämpfer in Harnisch, bewaffnet mit einer kunstvoll gearbeiteten Stichwaffe – insgesamt ansprechend gestaltet.

Bewertung vom 18.02.2022
Hibbert, Talia

Chasing Dani Brown / Brown Sisters Bd.2


sehr gut

Sex und Romantik in munteren Wortgefechten

Auf sonnig gelbem Cover-Untergrund befinden sich die zwei Hauptpersonen, Danika Brown, angesehene Doktorandin mit eigenen Seminaren in Literatur, und der Ex-Rugby-Spieler Zafir, der gut aussehende Securityman im gleichen Gebäude. Mit diesem von Angstzuständen geschüttelten, aber ansonsten perfekten Mann und Liebhaber entwickelt sich wider Erwarten mehr als die gewünschte sexuelle, heiße Beziehung, denn Zafir trägt Dani nicht nur während eines Probe-Feueralarms auf Händen aus dem Gebäude.
In sehr kreativen Wortgefechten, munteren Dialogen geht es um diverse Ängste beidseits, die eine feste Beziehung fast zum Scheitern bringen. Sich auf Gefühle einzulassen, scheint nicht so leicht zu sein, wenn es sich um Schmerz seelischer Art handelt. Während Dani seine Gefühle nicht will, fragt sich Zafir, ob man nicht besser Leute bevorzugen sollte, die die gleichen Grundwerte teilen. Kann man in einer Beziehung wachsen und ein paar selbstgesetzte Grenzen überschreiten? Mit Vertrauen in den Partner kann man sich weiterentwickeln – das lese ich zumindest als Botschaft hier heraus, gepaart mit viel Sex und Romantik.

Bewertung vom 16.02.2022
Oksanen, Sofi

Hundepark


sehr gut

De fesselnde Geschichte einer Frau, die der Sehnsucht nach ihrem verlorenen Kind nicht entkommen kann.

Dieser Roman rund um die Fruchtbarkeitsindustrie, hier insbesondere um die Ausbeutung und Kommerzialisierung des weiblichen Körpers, handelt von armen Frauen aus der Ukraine, die sich als Ziehmutter zur Verfügung stellen, um den Kinderwunsch reicher Leute weltweit zu erfüllen. Das ganze Szenarium spielt sich ab zwischen dem heutigen Finnland und der Ukraine nach dem Zusammenbruch der UdSSR. Moralische, aber auch politische Brisanzpunkte neben der ärmlichen, gefährlichen Alltagssituation in der Ukraine werden ausgiebig behandelt.
Der als Titel gewählte ‚HUNDEPARK‘ befindet sich in Helsinki, Finnland, und Olenka sitzt dort 2016 auf einer Parkbank und beobachtet eine Familie mit zwei Kindern nebst Hund. Erst als sich eine junge Frau neben sie setzt und diese ebenso dem Spielen dieser Kinder, nämlich ihren eigenen Kindern, zusieht, fürchtet Olenka um ihre Anonymität und Sicherheit in Finnland.

Bewertung vom 15.02.2022
Rina, Lin

Elisa Hemmiltons Kofferkrimi


sehr gut

Spannend, gefühlvoll und teils witzig geschrieben!
Die junge Studentin Elisa löst den Mord an David Brighton auf, im London der Jahre 1890/91. Er arbeitet als Erfinder an der Entwicklung von Kolben zur elektrischen Stromerzeugung. Elisa kommt aus der Arbeiterschicht des East End und dank einer vermögenden Gönnerin aus dem West End Londons lernt sie ein besseres Leben nebst Studium der Politikwissenschaften kennen. Dank ihrer Neugierde, ihrem starken Hang zu Abenteuern fuscht sie als mutige Laien-Ermittlerin der Metropolitan Police ordentlich dazwischen.
Aufbereitet wird hier das spannende Ambiente dieser umwälzenden Epoche der Industrialisierung, der Frauenbewegung in einem London der Gegensätze zwischen Arm und Reich mit cleveren, munteren, teils schüchternen Protagonisten, alles verpackt mit Gefühlen der Zuneigung.

Bewertung vom 13.02.2022
Bendixen, Katharina

Taras Augen


gut

Ein Szenarium um katastrophale Umweltverseuchung, um staatliche Kontrolle, um die erste Liebe!
Mit einem Chemieunfall, einer Explosion inmitten eines bewohnten Gebietes, beginnt sich das Leben nicht nur von Tara und Alún drastisch zu verändern. Von klein auf sind sie sehr befreundete Nachbarn, zur Zeit der Umweltkatastrophe jedoch gerade zerstritten in ihrer jungen Liebe mit 15 Jahren. Während Tara mit ihrer Familie in die verseuchte ‚Gelbe Zone‘ aus finanziellen Gründen zurückkehrt und erblindet, verweilt Alún in der sicheren Großstadt mit seiner Street-Art (Taras Augen) mit dem Risiko der staatlichen Überwachung und Verhaftung. Nach vielen Monaten finden sie sich jedoch wieder in der roten Zone, wo eine Sprengung des verseuchten Fabrikgebäudes bevorsteht.
Selbst nach drei Jahren steht der Prozess mit der Urteilverkündung gegen den Verursacher ‚Factory 11‘noch aus, bei der Aktivisten der Eyes Open Organisation die Hoffnung auf Beweise wie Zertifikate der o.g. Firma nicht aufgeben.
Dieses Szenarium um katastrophale Umweltvernichtung, um staatliche Kontrolle und sogar Machtmissbrauch findet sich bereits in unserem derzeitigen Umfeld. Für wahre Freundschaft und die erste große Liebe ist ebenso Platz in diesem futuristisch angehauchten Ambiente.

Bewertung vom 10.02.2022
Crane, Stephen

Die tristen Tage von Coney Island


gut

Männergeschichten um 1900 – verpackt in wortreich ausgeschmückten Short Stories
So abenteuerlich wie das Leben des Autors war, so außerordentlich sind die Geschichten rund um Männer in nicht alltäglichen Situationen. Mal geht es um Waffenschmuggel incl. Munition für die Aufständischen in Kuba incl. Schiffsuntergang der Commodore, mal brennt eine Bäckerei ab und ein Polizist versucht ein Baby zu retten oder viele Kriegsberichte, stets liegt ein impressionistisch geprägter Schreibstil vor. Meistens geht es um Männer, die sich in merkwürdigen, ungewohnten, sogar surrealen Situationen wiederfinden.