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S.
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Berlin

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Insgesamt 1125 Bewertungen
Bewertung vom 02.05.2021
Schoenwald, Sophie

Lächeln gefunden


ausgezeichnet

Ein bäriges Vergnügen
Schon das Cover ist wunderschön, in strahlendem Orange gestaltet. Fröhliche Tiere schauen den Betrachter an und vermitteln gute Laune.
Zur Geschichte: Bär hat nach seinem Winterschlaf ein Lächeln gefunden und möchte es dem Besitzer zurückgeben. Was für eine klasse Idee! Ob er das schafft? Einfach wird das nicht.
Liebevoll gezeichnet, in schönen, kräftigen Farben gehalten, macht das Betrachten Spaß. Spannend ist die Geschichte auch, witzige Details lassen sich entdecken, die Tiere muss man einfach gern haben. Sogar eine ungewöhnliche Liebesgeschichte kommt vor!
Bär ist ein tolles Vorbild, verschenkt das Lächeln nicht nur an Tiere im Buch, sondern hinterlässt auch beim Leser ein solches. Wer Bär nacheifern möchte, findet eine Maske zum Verkleiden. Auch eine Bastelanleitung für einen Herzchenumschlag kann man entdecken.
Ein sehr empfehlenswertes Vergnügen für für Kinder ab 2+.
Buch von Sophie Schoenwald und Anita Schmidt aus dem Baumhaus Verlag.

Bewertung vom 30.04.2021
Jodl, Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Entführungen, rachsüchtige Ehefrauen und georgischer Wein
Ach Olga, du Zerissene. Einerseits kluge, selbständige und hübsche Fastärztin, andererseits vereinnahmte Tochter griechisch- kaukasischer Einwanderer. Nach derem Willen soll endlich ein entsprechender Schwiegersohn, der die heimischen Traditionen ehrt, her. Olga hat ganz andere Vorstellungen. Da wäre Felix van Saan. Der hat sein Medizinstudium erfolgreich abgeschlossen, ist reich und in Olga verliebt. Aber das Kribbeln im Bauch fehlt. Dann kommt Jack.
Allerdings fällt genau jetzt der Mutter ein, dass sie in der alten Heimat sterben möchte. Auf nach Tiflis.
Was für ein wunderbares Land dieses Georgien doch ist. Aber auch voller Gegensätze. Angelika Jodl gibt einen umfassenden Einblick in die dortigen faszinierenden und turbulenten Verhältnisse. Ausufernde Gastlichkeit, eine Hochzeit und kalbende Kühe inklusive.
Das ist locker und humorvoll geschrieben, macht Spaß zu lesen und ist eine sehr romantische Liebesgeschichte.
Unterhaltsames aus dem Eichborn Verlag.

Bewertung vom 28.04.2021
Knopp, Guido

Schampus für alle


ausgezeichnet

Die Albrechts und ihr Aldi
Wenn Sie irgendetwas, egal was, über Aldi erfahren wollen - lesen Sie nach bei Prof. Dr. Guido Knopp. Gründlich recherchiert, geordnet, aufbereitet legt er nicht nur die Geschichte des Werdegangs der Brüder Albrecht dar, sondern auch die Entstehung eines Milliardenimperiums, Geschäftsprinzipien und Erfolgsgeheimnisse. Wie kam es zum Namen, welche Erfahrungen flossen ein, welche Strategien zur Gewinnmaximierung wurden durchgesetzt?
Um Karl und Theo Albrecht ranken sich Geschichten, einige erzählen von Geiz, von Idealen, von Eigenheiten. Eine davon: nichts an die Öffentlichkeit dringen lassen. Wenig weiß man über das nachkriegsdeutsche Wirtschaftswunder und dessen Gründer, gerade mal, dass Personenschutz erst nach der Entführung von Theo Albrecht 1971 (sehr spannend beschrieben!), organisiert wurde. Und die Brüder charakterlich recht unterschiedlich waren, Karl ungeduldig, rastlos, entscheidungsfreudig, Theo zurückhaltend, gern zögerlich.
Aufgeklärt wird über den »Aldi-Äquator«, Schwierigkeiten bei der Etablierung im Ausland, Preisdruck, Konkurrenzkampf, Erbschaftsstreitigkeiten. Auch interessant: Aldi als Arbeitgeber.
Unglaublich vielschichtig wird Aldi, dieser allen bekannte Discounter, der im Einkaufsverhalten der Bevölkerung eine enorme Rolle spielt, analysiert.
Viele biografische Fakten werden mit historischen Hintergründen, die Politik und Wirtschaft in Deutschland von der Geburt der Aldis ( Karl 1920, Theodor 1922) bis zu deren Tod und bis in die Gegenwart erläutern, ergänzt.
Erhellendes Sachbuch von Guido Knopp In Zusammenarbeit mit Mario Sporn, Fischer E-Books.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.04.2021
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub / Die Mordclub-Serie Bd.1


ausgezeichnet

Achtung, die Senioren kommen!
Joyce, ehemaliger Krankenschwester, lebt jetzt in einer noblen Seniorenresidenz. Dank ihrer Tagebucheinträge weiß der Leser, was dort abgeht.
Immer Donnerstags treffen sich also vier der alten Leutchen und ermitteln in Cold Cases oder aktuellen Fällen. Zum Beispiel in diesem:
Der Mitarbeiter eines skrupellosen Bauunternehmers wird ermordet. Eine Riesenchance für den Donnerstagsmordclub!
Eine Verbündete gewinnen sie in Police Constable Donna de Freitas, die bisher nicht nur unterfordert, sondern auch unterschätzt wurde. Mit viel Cleverness, Raffinesse und Tücke finden die älteren Herrschaften Interessantes heraus.
Richard Osman lässt seine Joyce zur perfekten Berichterstatterin werden. Sie schildert unterhaltsam, wie die Rentnergang manipuliert, ermittelt, nicht immer gesetzestreu agiert. Meine Sympathien sind ihr sicher. Der Humor kommt auch nicht zu kurz, viel Herzenswärme und Schalk finden sich in Coopers Chase. Schwächen des Alters werden registriert, humorvoll hingenommen und mitunter sogar gezielt eingesetzt.
Untrhaltsamer Krimi mit Britischem Humor vom Feinsten, verlegt von List.

Bewertung vom 21.04.2021
Jones, B. E.

Wilderness - Nicht die Wildnis wird dich töten (eBook, ePUB)


sehr gut

Bewährung
Er bekommt seine Chance. Wenn er die Aufgaben meistert, ist alles gut. Wenn nicht, gibt es Optionen. Olivia, mehrfach betrogene Ehefrau, testet ihren Mann. Aber davon weiß er nichts.
Vor und während eines Abenteuerurlaubs durch den Yosemite-Park lernen wir Olivias rachsüchtige Gedanken kennen. Aufgewachsen mit wenig Liebe fordert sie diese nun im Übermaß ein. Ihr Mann Will kämpft um ihre Verzeihung, tut alles für sie, nur ihre speziellen Anforderungen erkennt er nicht. Diese Olivia ist ausgesprochen ich- bezogen. Dass in ihrer Ehe stets sie die Organisierende, Planende war, stößt ihr sauer auf. Dass sie damit ihren Mann erdrückt hat, er auch Anerkennung brauchte, kam ihr nicht in den Sinn. Für sie zählt der unverzeihliche Ehebruch. Wie weit wird sie gehen? Im unwegsamen Gelände gibt es steile Hänge, tiefe Schluchten, gefährliche Tiere. Was überhaupt soll mit Wills Geliebter geschehen?
Olivias obsessive Sucht nach Vergeltung hat psychopathische Züge. Sie ist gefährlich und clever. Eine tödliche Kombination?
B. E. Jones seziert ausführlich die Gedanken, Stimmungen und Gefühle ihrer Olivia. Spannende Handlungsbögen verbinden besondere Begebenheiten aus ihrem Leben. Allerdings sind sich ständig wiederholenden Ausbrüche ermüdend. Schade, denn der Plot ist faszinierend.
Thriller mit Gruselfaktor, verlegt von Piper.

Bewertung vom 19.04.2021
Franley, Mark

Dem Tod verpflichtet


ausgezeichnet

Das allsehende Auge
Großflächig ist das frische Tattoo auf dem Rücken der Ermordeten. Ein allsehendes Auge. Genauso eines hatte auch eine vor einiger Zeit gefundene Wasserleiche. Die Ermittlungen bringen die zwei Alphatiere Hauptkommissar Ruben Hattinger, Sonderermittler bei der Bundespolizei und Kommissar Mike Köstner zusammen. Beide gut in ihrem Job, beide mit speziellen Eigenheiten. Reibereien sind vorprogrammiert. Mit im Team sind Hauptkommissarin Eva Langer ( sehr sympathisch), Kommissar Schober ( ewig hungrig) Spezialist für Kriminaltechnik, Spurenleser und Internetforensiker Thomas Habermann clever). Alle sind so gut beschrieben, dass man sie sich bestens vorstellen kann.
Die andere Seite: zwei Brüder, knapp über 18, einer kognitiv eingeschränkt. Sie entführen und foltern ihre Opfer, aber können sie das allein durchgezogen haben? Und vor allem: Warum? Rache? Geldgier? Religiöse Gründe?
Ist Apotheker Pohl involviert? Wohlhabend, skrupellos, mit Wissen über verschiedenste Gifte ausgestattet und mit merkwürdigen Leidenschaften. Widerlich.
Welche Rolle spielt eine lange unerkannte Person?
Die Ermittlungen, bei denen sehr unschöne und unappetitliche Dinge zum Vorschein kommen, verlaufen absolut spannend. Trotzdem menschelt es auch mitunter.
Packender Thriller von Mark Franley. Edition M.

Bewertung vom 19.04.2021
Dean, Abigail

Girl A


ausgezeichnet

Überlebt
Alexandra Gracie soll als Testamentsvollstreckerin den Nachlass ihrer Mutter verwalten. Aber was für eine Aufgabe liegt da vor ihr? Wer war ihre Mutter? Es geht um etwas Geld und ein Haus plus Grundstück in Hollowfield. Eine Aufteilung zwischen Deborah Gracies Kindern wird verfügt. Der Tod der Mutter lässt Rückblicke zu. Zunächst erfährt man nur in Andeutungen die Historie einer katastrophalen Entwicklung.
Alexandra, in der Presse und in Gerichtsverfahren Girl A genannt, möchte die Zustimmung zu ihrem Plan, das ererbte Horrorhaus ihrer Kindheit zu einer Begegnungsstätte umzugestalten und sucht ihre Geschwister auf. Ethan, Gabriel, Noah, Daniel, Evie, Delilah.
Man lernt alle Kinder kennen. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein, genauso differenziert wird ihre Entwicklung geschildert. Jedes hat sein eigenes, grausames Schicksal, in der Gesamtheit unerträglich. Sie werden angekettet, hungern, Religiosität spielt eine Rolle. Harte Strafen, Verbot von Kontakten, von Bildung, von allem. Bevorzugung von Duckmäusertum. „Wir wollten euch beschützen.“, ist die ungeheuerliche Rechtfertigung durch die dem Vater absolut hörige Mutter. Wenn der Leser denkt, alle Grausamkeiten erfahren zu haben, kommt eine weitere brutale Enthüllung.
Abigail Dean wertet nicht, sie lässt das Grauen für sich sprechen. Diese Herrschsucht, Dominanz, Brutalität sind ungeheuerlich. Die irreparablen Schäden in der Psyche der Opfer ebenso. Solcherart körperliche und seelische Narben verblassen nie.
Sachlich beschrieben, umso bedrückender und emotional mitnehmend. Unfassbar, und doch möglich. Warum?
Verlegt von HarperCollins.

Bewertung vom 18.04.2021
Bienek, Henry;Cernohuby, Stefan

Wundersame Haustiere und wie man sie überlebt


ausgezeichnet

Traue nie einer Mangolesischen Spuckechse
Vor jeder Geschichte wird der Verfasser kurz beschrieben. Dann geht es los mit phantasievollen Geschichten solcher Art:
Im tiefen, tiefen Wald trifft man auf Mangolesische Spuckechsen in feuerfesten Terrarien, Plustervögel mit giftigen Federn, Gruselgreife und andere besondere Tiere, fantastische, magische, mythische Wesen. Man begegnet Papatahi, das ist sehr klein, aber wenn man es streichelt, fühlt man sich wohl. Seltsamerweise verschwinden die streichelnden Personen. Was geschieht mit ihnen? Wie wäre es auch mit einem einäugigen, manipulierendem tentakligen Wesen namens Kuschel? Lesende Hamsterdamen? Pelzibub? Schmeichlern?
Besagte Tiere sind aber nicht nur Gefährten oder Seelentröster, nein, in ihnen schlummern ungeahnte Abgründe, die durchaus auch tödlich sein können. Tiere wehren sich, stehen Mobbingopfern bei, zeigen einfühlsames oder fieses Verhalten. Unterhaltsam, amüsant oder horrormäßig lesen sich die Phantastereien verschiedener Autoren. Manche verarbeiten offenbar eigene Erfahrungen.
Etwas ganz anderes von Stefan Cernohuby und Henry Bienek (Hrsg.), Lindwurm Verlag.

Bewertung vom 15.04.2021
Benedict, Marie

Lady Churchill / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau
Winston Churchill kennt man als bedeutenden Politiker. Seine Frau hat man bisher nicht als bedeutsam wahrgenommen. Soll man das bedauern? Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau. In diesem Fall stimmt das genau.
1908, London: Clementine Houzier lernt Winston Churchill kennen. Er sucht eine Frau, die ihn in all seinen Ambitionen unterstützt; sie wünscht sich ein sinnhaftes Leben. Tatsächlich verliebt sie sich in den zehn Jahre älteren, etwas schüchternen Mann, heiratet ihn. Sie meint, ihr Leben wird sich nicht allein darum drehen, die unsichtbare Stütze ihres Mannes zu sein. Doch, genau das wird es.
Marie Benedict beschreibt sehr genau, wie kämpferisch, bissig, engagiert und unermüdlich Clemmie alles für die Karriere ihres Mannes tut. Sich nicht nur mit der aufdringlichen Schwiegermutter oder neidischen Frauen auseinandersetzt, sondern sich auch mit bedeutenden Politikern anlegt. Wahlkampf betreibt. Politische Reden schreibt und hält. Für das Frauenwahlrecht eintritt. Ständig mit finanziellen Sorgen kämpft ( auf hohem Niveau), einem repräsentativen Haushalt vorsteht und immer wieder ihren - hier als zunächst nicht sehr durchsetzungsfähig und unsensibel auftretenden, aber durchaus tyrannischen - Mann aufbaut. Bis zum Burnout. Warum nur lässt sie sich so ausnutzen?
Im Buch sagt sie: „In den Geschichtsbüchern wird höchstwahrscheinlich nur der Name meines Mannes stehen, obwohl alles, was er sagt und tut, auch meine Handschrift trägt.“
Da hat sie wohl recht.
Ein sehr interessanter Roman mit historischem Hintergrund. Aufstieg, Fall, Wiederaufstieg der Churchills. Winston wird Premier- und zugleich Verteidigungsminister, Clemmie an seiner Seite. Gut vorstellbar ist das Leben von Clementine Churchill dargelegt. Ihr Engagement, ihr Ehrgeiz, ihre Selbstaufopferung und ihre Gewissensbisse, sich nicht wirklich um ihre Kinder gekümmert zu haben.
Lesenswerter Roman mit einigen Längen, aus dem Englischen von Marieke Heimburger.
Verlegt von Kiepenheuer & Witsch.