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Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 926 Bewertungen
Bewertung vom 20.10.2021
Carlsson, Christoffer

Unter dem Sturm / Die Halland-Krimis Bd.1


ausgezeichnet

Vererbtes Verbrechen
"Unter dem Sturm" von Christoffer Carlsson ist ein eher ruhiger Kriminalroman mit einer düsteren Grundstimmung.
Eine junge Frau kommt nicht lebend aus einem brennenden Haus, sie wurde erschlagen. Ein junger Mann, Edvard, liegt blutend im Wald nebenan, er war ihr Freund. Schon sein Vater war als gewalttätig bekannt und sehr schnell ist man sich in diesem kleinen schwedischen Ort einig, dass nur er der Täter sein kann.
Edvard wird verurteilt und inhaftiert. Sein Neffe Isak trägt im weiteren Leben immer die Angst mit sich, diese Gewalttätigkeit geerbt zu haben, was sein Leben auch beeinflußt.
In diesem Buch werden einige sehr starke Charaktere gezeichnet, lebensecht und glaubhaft. Außer Edvard und Isak ist da auch noch der Polizist Vidar, den man über viele Jahre begleitet.
Die Stärken von diesem Buch liegen nicht in der Spannung, obwohl die vorhanden ist, sondern wirklich in den guten und bildhaften Beschreibungen. Das Leben in der kleinen Dorfgemeinde, das gegenseitige Mißtrauen, die Natur, die Arbeitsbedingungen, hier wird eine komplette Welt dargestellt. Man kann tief in diese atmosphärische Erzählung eintauchen.
Das Geschehen spielt in den Jahren 1994,2004 und 2014 und man kann sehr gut die Entwicklung der Personen verfolgen. Für mich ist das ein rundum gelungener schwedischer Krimi.

Bewertung vom 20.10.2021
Benrath, Nora

Eskalation


gut

Einsames Telefonat
"Eskalation" von Nora Benrath ist ein Thriller, der atemberaubend spannend beginnt. Ein Albtraum, sich das vorzustellen. Dina ist alleine in ihrem Auto unterwegs, als sie über ihr Handy angerufen wird. Der Anrufer zwingt sie weiterzufahren, sie darf nicht auflegen und er weiß so einiges aus ihrem Leben. Dina hat Angst und sieht die Bedrohung auch in ihrem Rückspiegel.
Die Geschichte wird in kurzen Kapiteln erzählt, deren Sichtweise ständig wechselt. Dadurch bekommt man aus verschiedenen Perspektiven einen Einblick in das Geschehen. Das erhöht die Spannung und bringt Bewegung in die Sache.
Die Idee hinter dem Ganzen finde ich sehr gut, leider ist der Spannungsbogen sehr schnell abgeflacht, war über weite Strecken nicht mehr vorhanden. Die Charaktere blieben mir fremd und wenig sympathisch und ich fand die Auflösung des Ganzen etwas aufgesetzt, irgendwie unschlüssig. Das hat mein Lesevergnügen hier etwas getrübt.

Bewertung vom 20.10.2021
Krause, Robert

Dreieinhalb Stunden


sehr gut

Zugfahrt ins Ungewisse
"Dreieinhalb Stunden" von Robert Krause ist eine Zeitreise der ganz besonderen Art. Wir steigen hier mit ein in einen Zug von München nach Berlin. Das Besondere ist hier das Datum, es ist der 13. August 1961, das Datum des Mauerbaus.
Während der Zug seine Fahrt beginnt, lernen wir nach und nach einige der Mitreisenden näher kennen. Spannend wird es dann ab dem Zeitpunkt, wo das Wissen um den Mauerbau mit im Raum steht. Es bleiben noch dreieinhalb Stunden für die Mitreisenden eine Entscheidung zu treffen, eine Entscheidung für aussteigen oder weiterfahren.
Diese Entscheidungen sind sehr weitreichend, da ja nicht nur der Einzelne, sondern auch seine kompletten Familie, seine Zukunft betroffen ist.
Die Geschichte wird hier anhand von Einzelschicksalen erzählt, was das Ganze sehr nachfühlbar macht. Wir haben hier ein älteres Paar mit der Urne ihres Bruders, eine DDR-Rockband, einen Flugingenieur auf Arbeitssuche, ein Turnertalent mit Trainerin, eine junge Familie und noch einige mehr.
Abwechselnd wird hier erzählt aus ihrem Leben, ihrer Vergangenheit, den Träumen für die Zukunft. Alle diese Menschen haben etwas zu verlieren, egal wie auch die Entscheidung ausfällt.
Mir hat die Beschreibung der bekannten historischen Situation anhand der Einzelschicksale sehr gut gefallen, man konnte sehr viel nachempfínden beim lesen. Die Spannung, wer hier welche Entscheidung aus welchen Gründen trifft, blieb bis zum Ende aufrecht und hat mich das Buch kaum aus der Hand legen lassen.

Bewertung vom 19.10.2021
Nunez, Sigrid

Was fehlt dir


gut

Falsche Vorstellungen
"Was fehlt dir" von Sigrid Nunez ist ein sehr vielschichtiger Roman mit einem wichtigen Thema, den man nicht so eben nebenbei weglesen kann.
Im Buch geht es hauptsächlich um Gefühle, es geht um Glück und Trauer, Trost und Mitgefühl. Auch das Füreinander-Dasein, auch oder grade in schweren Situationen gerät hier in den Mittelpunkt der Erzählung.
Vom Klappentext her, hatten mich hier hauptsächlich die Gedanken und Gefühle der sterbenden Frau interessiert und der Umgang der verschiedenen Bezugspersonen zu ihr. Da hatte ich mir etwas anderes vorgestellt, als das, worum es dann hier ging.
Mir waren die Personen etwas zu farblos geblieben und stellenweise hat sich mir der Zusammenhang nicht richtig erschlossen. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen und auch die Herausarbeitung der Sachen, die im Leben letztendlich wirklich wichtig sind. Vielleicht hat mir auch etwas die Geduld gefehlt, das Buch mit der nötigen Aufmerksamkeit zu lesen..

Bewertung vom 17.10.2021
Thompson, Tade

Wild Card


gut

Ermittlungen
"Wild Card" von Tade Thompson ist ein Thriller der etwas anderen Art.
Weston Kogi kommt nach 15 Jahren zurück nach Alcacia, Westafrika, den Ort, in dem er aufgewachsen ist. Eigentlich will er nur an der Beerdigung seiner Tante teilnehmen, um dann in sein Londoner Leben zurückzukehren, aber dann kommt alles ganz anders.
Ein wichtiger und beliebter Politiker wurde ermordet und er wird unfreiwillig in die Ermittlungen dazu einbezogen. Sehr schnell ist er wieder verstrickt in eine Welt voller Armut, Intrigen, Gewalt und Entführungen. Hier wird ein Bild eines Landes und seiner Menschen gezeichnet, dass sehr ungewohnt, aber auch sehr spannend ist.
Teilweise wird eine Spannung aufgebaut, aber für mich hatte das Buch auch seine Längen und viele der Handlungsweisen des Protagonisten blieben mir fremd und nicht nachvollziehbar. Vielleicht hat das mein Lesevergnügen etwas getrübt, andere Leser empfinden das sicherlich anders.

Bewertung vom 08.10.2021
Lange, Kathrin;Thiele, Susanne

Probe 12


ausgezeichnet

Resistenzen in aktuellem Thema
"Probe 12" von den Autorinnen Kathrin Lange und Susanne Thiele ist ein Thriller, der es schafft, von den ersten Seiten an eine hohe Spannung aufzubauen und diese auch zu erhalten. Gleichzeitig ist es auch ein Wissenschaftsthriller, bei dessen Lektüre ich sehr viel aus der Welt der Bakterien, Viren, Antibiotika und Resistenzen erfahren habe. Ein faszinierender und gleichzeitig erschreckender Einblick.
Die Tochter von Tom Morell ist an einem multiresistenten Keim erkrankt und Tom würde so ziemlich alles tun, um ihr zu helfen. Sie liegt im Krankenhaus, ist fast austherapiert und berichtet mit sehr viel Mut im Internet über ihre Erkrankung.
Gregory Anasias in Georgien hat Phagen entwickelt, die hilfreich gegen diese Keime sein könnten und will sie der Menschheit kostenlos zur Verfügung stellen. Als Anasias mitsamt seinem Institut in die Luft gejagt wird, versucht Nina, eine enge Vertraute und sein Schützling, die Proben in Sicherheit zu bringen und Tom hilft ihr dabei. Eine spannende Jagd voller Action beginnt.
Das Szenario wird hier teilweise so realitätsnah beschrieben, dass einem beim Lesen das kalte Grausen überkommt. Dadurch dass sich hier Wissenschaft und Realität mit einem Szenario wie aus einem Actionfilm vermischen, ist ein absolut spannendes Buch entstanden, das man zwischendurch kaum aus der Hand legen mag.
Die verschiedenen Handlungsstränge vermischen sich in einem fulminanten Finale, das fast filmreif anmutet und sehr bildhaft beschrieben ist. Bis zum Ende gab es so einige überraschende Wendungen, die aber sehr plausibel in das Geschehen eingebunden waren.
Mir hat die Schreibweise der Autorinnen sehr gut gefallen und ich würde sehr gerne weitere Bücher der beiden lesen, vielleicht sogar eine direkte Fortsetzung von diesem Buch.

Bewertung vom 07.10.2021
Bernhofer, Gernot

Das Werden des Menschen und Coronas Beitrag


sehr gut

Macht nachdenklich
"Das Werden des Menschen und Coronas Beitrag" von Gernot Bernhofer ist ein sehr interessantes Sachbuch.
Im Mittelpunkt steht der Mensch, alles was mit unserer Menschlichkeit zu tun hat. Es werden hier sehr viele Themen aufgegriffen, viele über die man selber schon oft nachgedacht hat, es wird analysiert und es werden Lösungsvorschläge gebracht. Was mir besonders gefällt ist hier die lockere, ehrliche Art des Autors, der es auch schafft, schwierige Themen mit viel Humor zu präsentieren. Auf jeden Fall gibt es hier sehr viele Anregungen zum nachdenken, besinnen und besser machen.
Ein wenig fehlt mir in diesem Buch der Bezug zum Titel zwecks der Corona-Sachlage, andrerseits muss die ganze Thematik auch gar nicht in dem Zusammenhang gesehen werden.
Mein einziger Kritikpunkt ist hier eigentlich die Themenvielfalt, hier wäre weniger, dafür noch genauer ausgearbeitet, mehr gewesen.

Bewertung vom 04.10.2021
Märkert, Peter

Vorbelastet


ausgezeichnet

Folgenschwer
"Vorbelastet" von Peter Märkert ist ein absolut spannender Justizkrimi.
Marie ist Bewährungshelferin und betreut einen Physiotherapeuten nach der Verbüßung seiner Haftstrafe wegen Kindesmißbrauchs. Sie hat aber Zweifel an der Schuld ihres Schützlings. Der Freund von Marie ist bei der Polizei und nicht einer Meinung mit Marie. Schon daraus ergeben sich so einige Mißverständnisse.
Als Marie dann auch noch beginnt auf eigene Faust zu ermitteln, bekommt das dem Privatleben von Marie nicht besonders gut.
Im Falle des Beschuldigten lag ein Großteil des Urteils an der Vorbelastung des Angeklagten durch eine ehemalige Beziehung. Sehr spannend wird hier dargelegt, was für weitreichende Folgen solch eine Aussage im späteren Leben haben kann. Für mich war es sehr erschreckend, den Verlauf von Beschuldigungen und den Folgen daraus zu erfahren. Der Fall ist sehr plausibel aufgebaut und wird vom Autor sehr spannend dargestellt.
Für mich wird es definitiv nicht das letzte Buch sein, dass ich aus dieser Reihe von Justizkrimis lesen werde.

Bewertung vom 02.10.2021
Freytag, Anne

Reality Show


sehr gut

Dynamisches Weihnachtsfest
"Reality Show" von Anne Freytag ist ein Roman, hinter der eine sehr spannende Idee steckt.
Es ist Wahltag, ein Wahltag der anderen Art. An einem Heiligabend werden einige der reichsten und einflussreichsten Personen als Geiseln in ihren Häusern festgesetzt. Das Publikum sitzt daheim am Fernseher und kann sich daran beteiligen über soziale Netzwerke und das Telefon Personen davon auszusuchen und einer Strafe zuzuführen. Ein Showmaster moderiert das Ganze unter der Prämisse wieder soziale Gerechtigkeit im Land herzustellen.
Es werden hier sehr viele Personen vorgestellt, aus dessen Perspektive man die Geschichte erlebt, beim lesen braucht man da etwas Aufmerksamkeit, um immer die richtige Zuordnung zu finden. Das Ganze ist aber so spannend aufgebaut und erzählt, dass es nicht schwer fällt sich einzulesen.
Im Mittelpunkt stehen politische und soziale Situationen, in denen sich der Leser wiederfinden kann, es wird sehr umfangreich auf die Fehler und Schwächen unserer heutigen Politik und der Politiker eingegangen. Damit ist das Buch hochaktuell und spannend aufgearbeitet.
Die Protagonisten sind auch sehr vielschichtig, jeder hat seine eigenen Gründe das System ändern zu wollen. Mir hat es gut gefallen in die einzelnen Geschichten einzutauchen, manchmal hat mir hier etwas mehr Tiefe gefehlt. Über einige der Opfer und auch der Täter, wobei man hier auch durchaus die Rollen tauschen könnte, hätte ich mir noch einige Informationen mehr gewünscht. Auch zum Ende hin hätte ich mir noch so einige Seiten mehr gewünscht.
Das Buch hat mir sehr gefallen, es war ein sehr gelungener Genremix und ich würde mich sehr freuen von dieser Autorin noch mehrere so intelligente Bücher zu lesen.