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smartie11
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Insgesamt 920 Bewertungen
Bewertung vom 15.11.2016
Szillat, Antje

Die Sache stinkt / Flätscher Bd.1


ausgezeichnet

Cool, lustig und gewaltfrei – ein absoluter Lesespaß!

Flätscher ist „das coolste und intelligenteste Stinktier des Hinterhofs, ach was, der Großstadt, der Welt, des Universums – looocker“ (S. 20), so sieht er sich zumindest selbst – und ich kann ihm nur voll und ganz zustimmen! Zudem hat Flätscher eine Käseallergie, eine „Stinkkanone“ mit Ladehemmungen, stammt aus blaublütigem Stinktieradel (zumindest vielleicht…) und verfügt über ein unglaublich ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Er residiert stilecht in einem alten Rolls Royce in einer längst vergessenen und zugemauerten Garage und ist regelrecht vernarrt in die Semmelknödel von Spitzenkoch Bode, die er sich gerne aus dem Mülleimer des Restaurants „Wilder Elch“ griffelt. Als Bode ihn dabei auf frischer Tat ertappt, wird es dann doch ganz schön eng für Flätscher – wie gut, dass Bodes Sohn Theo zur Stelle ist, um Flätscher zu retten!

Auf wundersame Weise können die beiden miteinander reden und freunden sich prompt an. Da ist es doch nur logomanisch, dass sie als Nächstes gleich ein gemeinsames Detektivbüro gründen. Immerhin bezeichnet sich Flätscher selbst auch gerne als „größten Detektiv der Welt“ und bietet Theo an, sein „Gleichwertiger Asisstent“ zu sein. Der erste Fall lässt dann auch nicht lange auf sich Warten, denn seit Wochen macht ein kostümierter „Rechnungnichtbezahler“ Spitzenkoch Bode zu schaffen. Mit vollem Einsatz nehmen Flätscher und Theo die Ermittlungen auf!

Diese Geschichte ist so wunderbar humorvoll und Flätscher ist trotz (oder vielleicht gerade wegen!) seiner großen Klappe absolut liebenswert. Dass Antje Szillat diese Geschichte aus seiner Perspektive in der Ich-Form erzählt, macht es umso komischer, wenn Flätscher uns an seinen Gedankengängen teilhaben lässt und seine kreativen Wortschöpfungen benutzt. Bei dieser Geschichte bleibt garantiert kein Zwerchfell ruhig !

In nahezu perfekter Symbiose zum Text lieferte Illustrator Jan Birck zahlreiche wirklich wunderbare Illustrationen, die den Verlauf der Geschichte stets auf den Punkt genau wiedergeben und die schon allein durch das Betrachten für herzhafte Lacher und viel Vergnügen sorgen. Teilweise ziehen sich die Illustrationen sogar gleich über mehrere Doppelseiten hinweg und ergänzen die Geschichte comicartig (z.B. ist die Illustrationsstrecke von S. 49 – 60 wirklich großartig). Besser geht´s nicht!

FAZIT:
Meine Söhne (5& 8) und ich lieben Flätscher!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.11.2016
Ralphs, Matt

Gefährliche Suche / Fire Girl Bd.1


sehr gut

Mystisch, magisch, spannend – tolle All-Age-Fantasy!

Zum Inhalt:
Hazel Hooper hat ihr ganzes Leben zusammen mit ihrer Mutter Hecate auf einer kleinen Lichtung mitten im Wald verbracht. Als eines Tages ein fremdes Wesen in dieses versteckte Idyll einbricht und Hecate entführt, ist Hazel auf ein mal vollkommen auf sich allein gestellt. Auf der Suche nach ihrer Mutter betritt sie eine für sie neue und vollkommen fremdartige Welt, die voller Magie und Gefahren ist…

Meine Meinung:

„Fire Girl“ ist der Debutroman des britischen Lektors und Autors Matt Ralphs. Der Start in die Geschichte war mit einem geheimnisvoll-beängstigenden Prolog sehr vielversprechend und ist mir aufgrund der übersichtlichen Anzahl von Charakteren sehr leicht gefallen. Zusammen mit Hazel und ihrem wunderbaren, kleinen Begleiter, der Haselmaus Bramley, betritt der Leser die Außenwelt um die versteckte und magisch geschützte Waldlichtung zum ersten mal und lernt diese erst Schritt für Schritt kennen. Genau wie Hazel selbst ist man sich dabei auch als Leser niemals wirklich sicher, was die einzelnen Charaktere, auf die Hazel während ihrer Suche trifft, wirklich im Schilde führen. Zwar lässt einen das Bauchgefühl oft schon früh vermuten, wem man trauen kann und wem nicht, doch sicher sein kann man sich nie, denn der Autor hält durchaus die eine oder andere Überraschung im Verlauf der Geschichte parat.

Die in 45 kurze Kapitel aufgeteilte Geschichte verläuft nach den erschreckenden und spannenden ersten vier Kapiteln erstmal ein bisschen seichter und der Autor lässt seine Protagonistin zunächst die Welt außerhalb der Lichtung und ein paar neue Charaktere kennenlernen. Dies ist zwar nicht sehr spannend, aber für den Kontext der Geschichte durchaus informativ. Ab Seite 107 (Kapitel „Seide und Gift“) wird die Geschichte dann aber wieder zusehends fantastischer und sogleich auch wieder spannender, wobei die Spannung für meinen persönlichen Geschmack bis zum Schluss durchaus durchgehend vorhanden war.

Besonders gut gefallen hat mir die Art und Weise, wie matt Ralphs in seinem Roman die historische mittelalterliche Welt Englands mit fantastischen und magischen Elementen verknüpft hat, wobei er durchaus historische Charaktere in seiner Geschichte eingebaut (wie etwa den Lordprotektor Oliver Cromwell) und auch Anleihen bei großen Werken der Fantasy Literatur genommen hat (wie beispielsweise H. P. Lovecrafts „Necronomicon“). Es gelingt dem Autor auf diese Weise eine ganz besondere, magische und stets latent bedrohliche Atmosphäre aufzubauen, die mich beim Lesen ganz und gar gefangen genommen hat. In sofern ist dieses Buch für mich perfekt für stürmische, dunkle Herbst- und Winterabende geeignet, viel weniger aber für sonnige Urlaubsstunden am Strand.

Was mich persönlich hingegen gestört hat, war, dass die Geschichte an manchen Stellen für meinen Geschmack ein Bisschen „sprunghaft“ vorangegangen ist, ein Bisschen wie bei einem „Sekundenschlaf“. Auf einmal passierte etwas durchaus Wichtiges und Spannendes und *schwupp* war diese spezielle Situation auch schon wieder vorbei. Hier hätte der Autor für meinen Geschmack für den flüssigen Fortgang der Geschichte durchaus das ein oder andere Mal ein paar Zeilen mehr schreiben dürfen.

FAZIT:
Ein sehr gelungenes Debut mit einer fesselnden Atmosphäre volle Mystik und Magie.

Bewertung vom 10.11.2016
Cross, Ethan

Ich bin der Zorn / Francis Ackerman junior Bd.4


ausgezeichnet

Ein nervenaufreibender, harter Page-Turner mit ungewöhnlichen Charakteren

Zum Inhalt:
Das Gefängnis in Foxbury gilt als Prototyp für das Gefängnis der Zukunft. Die Insassen und ihre Vitalwerte werden rund um die Uhr elektronisch vollkommen überwacht. Sobald ein Insasse auch nur auf die Idee kommt, gewalttätig zu werden, wird er mittels Stromstoß rechtzeitig ausgeknockt. Doch als ein Wärter mehrere Häftlinge erschießt und eine Bombe explodiert, läuft das Experiment aus dem Ruder und die Spezialeinheit um Special Agent Marcus Williams übernimmt den Fall…

Meine Meinung:

„Ethan Cross“ ist das Pseudonym des US-amerikanischen Autors Aaron Brown. Mit seinem Debut-Thriller „Ich bin die Nacht“ (OT: „The Shepherd“) startete er die Reihe um den Special Agent Marcus Williams und den Serienkiller Francis Ackermann Jr., deren vierter Band „Ich bin der Zorn“ ist. Ich selbst kannte vor diesem vierten Band nur den ersten und hatte relativ wenig Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzukommen. Allerdings tauchen schon auf den ersten rund 100 Seiten sehr viele Charaktere auf (alte und neue), was die Orientierung zu Anfang durchaus ein bisschen erschwert.

Gleich zu Beginn der Story lernt der Leser den Serienkiller Francis Ackermann Jr. in seiner Hochsicherheits-Spezialzelle kennen – eine Szene, die mich ein Bisschen an Hannibal Lecter erinnert hat. Für „Neulinge“ ist dieser Protagonist sicherlich sehr speziell und gewöhnungsbedürftig. Er ist noch immer der manipulative Psychopath mit dieser unglaublich hochnäsigen Überheblichkeit. Durch seine Art und seine innere Zerrissenheit polarisiert dieser hochintelligente, extrem gefährliche Serienkiller und lässt den Leser im Verlauf der Story immer wieder schwanken und sich fragen, ob man nun mit diesem Charakter mitfiebern kann oder nicht. Hier hat Ethan Cross einen wirklich sehr außergewöhnlichen Protagonisten erschaffen und für ihn Bezeichnungen wie „das Experiment”, „der schwarze Mann”, „Frankenstein”, „das Monster” oder einfach nur „der Mann ohne Furcht“ gefunden. Passender Weise hat er mit dem Special Agent Marcus Williams gleich noch einen passenden Gegenpart geschaffen. Die Dritte im Bunde, Special Agent Maggie Carlisle, verkümmert in diesem Band leider eher zur „Quotenfrau“ und kommt auch nicht wirklich kompetent und / oder sympathisch rüber. Das hätte Ethan Cross für meinen Geschmack ein bisschen besser machen können.

Die Story, die sich Cross für seinen vierten Thriller erdacht hat, ist spektakulär, actionreich, extrem spannend und immer wieder überraschend. Das Besondere daran ist für meinen Geschmack, dass hier gleich diverse „Masterminds“ aufeinander treffen und man sich ständig fragt, wer hier wie zusammenhängt und welche Personen sich hinter „Decknamen“ verbergen. Verschiedene Handlungsstränge und Schauorte sorgen dabei immer wieder für kleinere und größere Cliff-Hanger und halten Tempo & Spannung stets auf hohem Niveau. In einem immer wieder dazwischen eingestreuten Handlungsstrang serviert Cross seinen Lesern Auszüge aus dem Tagebuch eines der Hauptcharaktere dieser Story und gewährt so einen tiefen Einblick in den Werdegang dieses Charakters sowie in dessen schwarze seelische Abgründe. Das hat mir wirklich gut gefallen.

Sowohl der Plot als auch Cross´ Schreibstil sind nichts für schwache Nerven, denn es geht hier hart und schonungslos zur Sache, was Cross teilweise sehr bildlich beschreibt („Der Kopf des Hünen zerplatzte wie eine überreife Wassermelone“). Dies passt für mich aber perfekt zusammen und führt in Summe zu einem echt atemberaubenden und für mich sehr überraschenden und ungewöhnlichen Finale.

FAZIT:
Spektakulär, actionreich, extrem spannend und immer wieder überraschend: Ein wahrer Page-Turner!

Bewertung vom 07.11.2016
Baisch, Milena;Haberstock, Meike

Ein Anton fürs Leben / Anton Bd.3


ausgezeichnet

Kunterbunt, lustig und auch ein Bisschen ernst – Anton ist einfach kasse!

Zum Inhalt:
Anton hat vier beste Freunde, die wie Pech und Schwefel zusammenhalten - zumindest bis Victoria Elisabeth Wilhelmina von und zu den Eichen neu in Antons Klasse kommt. Ab da versteht Anton seine Freunde und die Welt nicht mehr, aber Anton wäre nicht Anton, wenn er sich davon entmutigen lassen würde…

Unsere Meinung:

„Ein Anton fürs Leben“ ist nach „Anton hat Zeit“ und „Nur Mut, Anton!“ der dritte „Anton“-Band von Meike Haberstock (u.a. „Holly Hosenknopf“ und „Agathe bleibt wach“). Wie bereits in den ersten zwei Büchern präsentiert sie eine kunterbunte, humorvolle, kreative und auch tiefgründige Geschichte (nicht nur) für kleine Leser (Altersempfehlung 6 – 12 Jahre). Meike Haberstocks Illustrationen sind zahlreich, bunt und quirlig und haben meinen beiden Söhnen (5 und 8 Jahre alt) gleich gefallen. So lädt das Buch schon vor dem (Vor-)Lesen zum betrachten und gemeinsamen entdecken ein und man bekommt schon beim ersten Durchblättern eine Vorstellung davon, welche „Abenteuer“ Anton mit seinen Freunden erlebt.

Wie gewohnt ist die Geschichte vom Grundgedanken an sich eigentlich ganz simpel, aber dennoch zielgerichtet in einer zentralen Frage auf den Punkt gebracht: Was ist Freundschaft? In diesem Buch lernt Anton durch eigene Erfahrungen und durch Gespräche mit seiner Mama, seinem wunderbaren Opa und seinen Freunden, was eine Freundschaft eigentlich ausmacht. Ganz „strukturiert“ legt sich Anton, der ja inzwischen in der ersten Klasse ist und (noch nicht ganz fehlerfrei) schreiben kann, eine „Freundschaftsliste“ an, auf der er festhält, was für eine Freundschaft wichtig ist. Dies gibt beim Vorlesen auch immer wieder die Möglichkeit, mit den eigenen Kindern über das Thema Freundschaft zu sprechen, eigene Ideen dazu zu entwickeln und Fragen zu klären (die bei uns ganz von selbst kommen). Genau so muss ein gutes Kinderbuch mit Tiefgang sein!

Die Geschichte selbst ist kunterbunt, lustig und durchaus auch mal turbulent, wenn Anton z.B. am Eltern-Kind-Nachmittag in der Schule im Überschwang der Gefühle eine Buffet-Schlacht anzettelt (siehe auch Doppelseite 30/31), in der – im wahrsten Sinn des Wortes – die Pfannkuchen fliegen. Da bleibt vor lauter Lachen garantiert kein Kinderauge trocken! Es ist eine dieser typischen Geschichten, bei denen meine Söhne beim Vorlesen immer darum flehen, noch ein Kapitel zu lesen… und noch eins… und noch eins.

Neben dieser tollen Geschichte sind die Illustrationen mal wieder wunderbar gelungen und zeigen oft Antons ganz eigene, unglaublich kreative und manchmal erfrischend naive Sichtweise der Dinge, seien es nun Stangensellerieköpfe (S. 88) oder auch die eigene innere Zerrissenheit (S. 61). Hinzu kommen unter den Kapitelüberschriften immer kleine, aber feine Reime zum Thema Freundschaft.

Abgerundet wird dieses rundum gelungene Kinderbuch auf der vorderen Umschlaginnenseite von einem passenden Rezept für die „besten Eierkuchen der Welt“ (sehr kindgerecht aufbereitet und Lust aufs Kochen machend, eine tolle Idee!) und auf der hinteren Umschlaginnenseite von einem „Rezept für die besten Freundschaften der Welt“, auf dem sich unter Anderem die „Zutaten“ Zusammenhalt & Vertrauen finden. Mehr wird hier nicht verraten!

FAZIT:
Humorvoll, quietsche bunt und doch auch lehrreicht: So muss ein gutes Kinderbuch sein! Anton ist klasse!

Bewertung vom 07.11.2016
Parsons, Tony

Wer Furcht sät / Detective Max Wolfe Bd.3


ausgezeichnet

Schon der Prolog mit der Hinrichtung des pädophilen Taxifahrers Mahmud Irani verrät, worum es in diesem Krimi geht: Selbstjustiz – ein sehr spannendes sowie polarisierendes Thema. Da der „Club der Henker“, wie die unbekannten Täter mittlerweile genannt werden, sehr schnell zur Sache geht, nimmt die Geschichte entsprechend zügig an Fahrt und Spannung auf und setzt die Ermittler um DC Wolfe unter Druck. Rund die erste Hälfte des Buches scheinen die Täter den Ermittlern immer einen Schritt voraus zu sein und man fiebert beim Lesen regelrecht mit den Ermittlern mit. In der zweiten Hälfte des Buches geraten die Taten schon fast ein Bisschen in den Hintergrund und die Polizei hat nicht nur mit den stockenden Ermittlungen zu kämpfen, sondern auch mit dem immer weiter steigenden Ermittlungsdruck sowie der zunehmenden Sympathie der Öffentlichkeit für die Taten des „Clubs“. Geschickt bringt der Autor hierbei immer wieder potenziell Verdächtige ins Spiel, ganz so wie es sich für einen guten „who-dun-it“-Krimi gehört. Dass Tony Parsons am Ende eine für mich sehr überraschende und dennoch nachvollziehbare Auflösung präsentiert, macht die Story für mich zu einem rundum gelungenen Krimi.

Doch „Wer Furcht sät“ ist nicht einfach „nur“ ein guter Krimi, denn das Grundthema „Selbstjustiz“ ist sowohl packend als auch gleichzeitig zutiefst polarisierend. Geschickt spielt der Autor dabei mit zentralen Fragen, wie z.B. ob das herrschende Justizsystem zu angemessenen Strafen für Täter führt, ob Selbstjustiz gerechtfertigt sein kann und wenn ja, in welchen Fällen und mit welchem Strafmaß. Passenderweise hat der Autor auch für Max Wolfe und seine Kollegen gleich drei unterschiedlich stark ausgeprägte Ereignisse in seinen Plot mit hineingewoben, die die Ermittler vor schlimme Erfahrungen und harte Gewissensproben stellen, was sie – losgelöst von ihrem Job bei der Polizei -ganz persönlich von Selbstjustiz halten sollen. Hierbei ist man als Leser selbst oft regelrecht zerrissen und leidet mit den Charakteren mit.

Wo wir gerade bei den Charakteren sind: Die „Max Wolfe“ Krimis zeichnen sich für meinen Geschmack durch sehr menschliche, realistisch erscheinende und sehr unterschiedliche Charaktere aus. Protagonist Max Wolfe gefällt mir dabei sehr gut. Als alleinerziehender Vater einer sehr aufgeweckten 5jährigen Tochter, Scout, führt er kein einfaches Leben zwischen Polizeidienst und Vaterpflichten, versinkt dennoch nicht in Alkoholproblemen oder Depressionen (wie bei manch anderen Krimiautoren). Auch dass seine Vorgesetzten weiblich sind, empfinde ich als erfrischend anders und durchaus zeitgemäß.

Last but not least gibt Tony Parsons seinen Lesern tiefe Einblicke in die dunkle Geschichte Londons und vermittelt zum Fall passendes Wissen, wie etwa über den berühmten Henker Albert Pierrepoint oder auch die Tatsache, dass in GB die Todesstrafe erst 1969 abgeschafft worden ist (und dass es im Jahr 1810 die Todesstrafe beispielsweise auch für Kaninchenjagd und Ladendiebstahl gab!). Dazu entführt der Autor den Leser auch noch in eine surreale Welt, die still und nahezu vergessen unter den Straßen Londons vor sich hin vegetiert und die ein perfektes Setting für diese Story liefert. Dazu kommt noch Tony Parsons´ stellenweise schnodderig-sympathischer Schreibstil, wie z.B.: „Die Met karrte diese Experten ständig heran, damit sie ein bisschen Expertise absonderten.“ (S. 61) oder auch „Dich soll der Blitz beim Sch***en treffen“ (S. 94). Nicht immer fein, aber sehr authentisch und passend.

FAZIT:
Ein spannender, überraschender und actionreicher Krimi mit einem absolut polarisierenden Grundthema. Eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.11.2016
Taschinski, Stefanie

Caspar und der Meister des Vergessens


ausgezeichnet

Ein wahnsinnig spannendes und atmosphärisches Abenteuer um das uralte Geheimnis von Memoria


Meine Meinung:

„CASPAR – und der Meister des Vergessens“ ist das neuste Buch der erfolgreichen Kinderbuchautorin Stefanie Taschinski (u.A. „Funklerwald“ und „Die kleine Dame“-Reihe). Zu Beginn der Geschichte lernt der Leser den elfjährigen Caspar Winter kennen, der mit seinen Eltern, den beiden Geschwistern Greta und Till sowie dem Gehilfen Anatol in einem alten Theater lebt. Es ist schon eine faszinierende Welt, in die uns die Autorin eintauchen lässt, und genauso faszinierend und geheimnisvoll ist auch der Start der Story: Eine unbekannte „Diebin“ steckt Caspar beim Schlittschuhlaufen auf den zugefrorenen Kopenhagener Kanälen ein Bündel bemalter Holzstücke in den Rucksack, das sich im Folgenden als kopflose Marionette entpuppt. Von da an nimmt die Geschichte unaufhörlich an Fahrt auf, wird immer spannender, geheimnisvoller, fantastischer und auch bedrohlicher. Zusammen mit Caspar taucht der Leser mitten im heutigen Kopenhagen in eine Art Parallelwelt, in der ganz eigene Gesetze gelten und die von einem despotischen Mann beherrscht wird.

Doch Caspar wächst in dieser Geschichte weit über sich hinaus, verliert niemals die Hoffnung und kämpft mit allen Mitteln um seinen kleinen Bruder Till und auch um sein eigenes Schicksal. Egal wie ausweglos die Situation auch immer erscheinen mag, Caspar gibt nicht auf. So ist dieses Buch auch nicht „nur“ ein spannendes und fesselndes Abenteuer, das einen bis zur letzten Seite nicht mehr los lässt, sondern auch eine Geschichte über Mut, Selbstlosigkeit, Zusammenhalt und Liebe. Caspar ist mir beim Lesen regelrecht ans Herz gewachsen, ebenso wie sein kleiner Bruder Till. Aber auch andere Charaktere haben eine erstaunliche Wandlung durchgemacht und mich überrascht. Zum Ende selbst möchte ich nicht allzu viel verraten, aber soviel sei hier doch gesagt: Trotz eines passenden Abschlusses ist es ein Versprechen auf einen Folgeband, der bereits in Planung ist.

Last but not least wird dieses wunderbare Kinderbuch, das auch für Erwachsene spannend ist, von kleinen passenden Illustrationen an den Kapitelanfängen und einem sehr angenehm zu lesenden und stellenweise schon poetischen Schreibstil ergänzt („Wie kleine Segelboote trieben die beleuchteten Betten durch die Dunkelheit.“ - S. 15).

FAZIT:
Spannend, faszinierend und mystisch: Ein tolles Abenteuer mit einem kleinen Helden, der über sich hinauswächst.

Bewertung vom 31.10.2016
Ostler, Nick;Huckerby, Mark

Der Schwarze Drache / Defender - Superheld mit blauem Blut Bd.1


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Eigentlich ist Alfie ein ganz normaler 14jähriger Junge mit den typischen Teenager-Problemen. Doch in einem, entscheidenden Punkt unterscheidet er sich von allen anderen: Er ist der englische Thronfolger und durch ein tragisches Ereignis von einem Tag auf den anderen der neue König von England. Und nicht nur das…

Meine Meinung:

„Defender –Superheld mit blauem Blut“ ist das Debut der beiden britischen Autoren Mark Huckerby und Nick Ostler, die als Drehbuchautoren für das englische Fernsehen arbeiten (u.a. für die englische Kultserie »Danger Mouse«), und der erste Band einer neuen Kinderbuchreihe (Band 2 ist auf Deutsch für August 2017 avisiert).

Der Start in die Geschichte ist gleich super spannend und sehr temporeich, denn der Leser begleitet Alfie bei seinem Ausbruchsversuch aus dem „Gefängnis“. So humorvoll dies im Nachhinein ist, so sehr blitzt hierbei schon der ernste Kern der Geschichte durch, denn wir lernen einen Teenager kennen, der eigentlich nichts weiter sein möchte als stink normal. Doch ausgerechnet das wird Alfie wohl nie sein können als „Prinz Alfred Henry Alexander Louis, Prinz von Wales“. Ich mochte den kleinen „Anti-Helden“ von Anfang an und habe mit ihm zusammen im Verlaufe des Buches Höhen und Tiefen durchlebt und seine wirklich tolle Entwicklung bestaunt. Hier ist den beiden Autoren ein Held ganz nach meinem Geschmack gelungen! Aber auch die weiteren Charaktere habe ich als sehr gelungen empfunden, allen voran die mutiger Mitstreiterin Hayley und der britisch-konservative Hofmarschall alias „HM“, der mich stellenweise an Batmans Diener Alfred erinnert hat. Ein tolles Team!


Der erste „Fall“, mit dem Alfie in seiner neuen Rolle konfrontiert wird, hat es gleich so richtig in sich. Denn welcher Gegner ist für einen royalen Superhelden wohl passender als ein mysteriöser schwarzer Drache? Kein Wunder also, dass diese Geschichte mit ganz viel Spannung, Tempo und auch einer riesigen Portion Action daher kommt. Die Autoren garnieren das Ganze mit wohl dosiertem Humor (gerne auch Galgen-Humor) und ein paar Überraschungen, die sich gewaschen haben. So steuert die Geschichte unaufhaltsam dem großen Finale entgegen, das ich atemlos mitverfolgt habe. Gekrönt wird diese royale Superheldenstory durch eine wirklich große Überraschung zum Schluss, die sowohl ein Cliff-Hanger als auch ein Versprechen für den Folgeband ist. Das haben die Autoren wirklich sehr gut gemacht! Ich freue mich auf Band 2!

FAZIT:
Eine abenteuerliche Geschichte mit viel Action, Spannung und Humor sowie einem ungewöhnlichen Helden wider Willen.

Bewertung vom 26.10.2016
Sands, Kevin

Das Vermächtnis des Alchemisten / Der Blackthorn Code Bd.1


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
London, im Mai 1665: Eine Reihe rätselhafter Morde hält die Stadt in Atem. Speziell in den Reihen der altehrwürdigen Apotheker-Gilde geht die Angst um, denn der unbekannte Täter scheint es insbesondere auf Apotheker abgesehen zu haben. Für den 15jährigen Christopher Rowe, den Lehrling von Apothekermeister Benedict Blackthorn, und seinen besten Freund Tom Bailey ist diese Bedrohung eher abstrakt, doch eines Tages soll sich dies dramatisch ändern…

Meine Meinung:

„Der Blackthorn Code“ ist das erfolgreiche („A spectacular debut“ - Kirkus Reviews) und mehrfach prämierte Debut des kanadischen Autors Kevin Sands, der schon als diplomierter Physiker, Lehrer, Consultant und professioneller Pokerspieler seine Brötchen verdient hat.

Das Setting, das sich Sands für seine Geschichte erdacht hat, ist genau nach meinem Geschmack: London zu Beginn der Neuzeit, als der Beruf des Apothekers noch irgendwo zwischen Wissenschaft, Mystik und Quacksalberei angesiedelt war. Dazu eine rätselhafte Mordserie á la „Jack the Ripper“, einen bunten Strauß interessanter Charaktere und einen Protagonisten, der sich als Waisenkind aus ärmsten Verhältnissen endlich seinen Platz in der Welt - ein zu Hause - erkämpft hat.

Es ist ein wunderbar leichter und auch humorvoller Start in die Geschichte, bei dem man die beiden Protagonisten Christopher und Tom gleich kennen und lieben lernt, als sie es mit einem ihrer kreativen Experimente übertreiben und der ausgestopfte Apotheken-Bär zum Leidtragenden wird. Wie bei einem klassischen Theaterstück treten nach und nach weitere Hauptcharaktere auf die „Bühne“ der Apotheke und komplettieren die Runde: Sei es der warmherzige Apotheker und Alchimist Benedict Blackthorn, der zwielichtige Scharlatan und Konkurrent Nathaniel Stubb oder auch der treue General von König Charles, Lord Richard Ashcombe. Dieses geschickte Stilmittel des Autors hat mir sehr gut gefallen und mich problemlos in der Runde seiner Charaktere zu Recht finden lassen.

Wie bei einem langsam aufziehenden Gewitter verdüstert sich die Geschichte im Folgenden zusehends und Christopher wird unfreiwillig in Ereignisse mit hineingezogen, von denen er sich am liebsten ganz fern gehalten hätte. So ist es auch kein Wunder, dass man mit ihm und seinem besten und wahrlich treuen Freund Tom mitzittert, miträtselt (und es gibt viele tolle Rätsel zu knacken!) und mitermittelt, was die mysteriösen Vorgänge zu bedeuten haben. Dazu gilt es, selbst am Leben zu bleiben, auch wenn sich alles und (fast) jeder gegen einen verschworen zu haben scheint. So macht Christopher eine erstaunliche Entwicklung mit, wächst mit den Herausforderungen, die ihm das Leben stellt und verliert dabei doch nie den Mut weiterzumachen. Wirklich ein Held ganz nach meinem Geschmack!

Die packende Geschichte wird abgerundet von einem Finale, das mit Spannung, Überraschung und Action wirklich alles zu bieten hat, was ein gutes Finale braucht. Das letzte Viertel des Buches habe ich regelrecht verschlungen.

Ein tolles Buch für alle Leser ab ca. 10 Jahren, die gerne historische Kriminalfälle lesen!

FAZIT:
Eine tolle Atmosphäre, knackige Rätsel und ein spannender und bedrohlicher Kriminalfall: Ein ganz starkes Debut!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.10.2016
Silva, Daniel

Der englische Spion / Gabriel Allon Bd.15


sehr gut

Die Story an sich beginnt sehr actiongeladen und vielversprechend, doch im Anschluss gibt der Autor seinen Lesern erstmal einen tieferen Einblick in die Welt der Geheimdienste und deren taktische, teilweise sehr unorthodoxe Arbeitsweisen. Dies ist zwar weniger spannend, habe ich aber als durchaus sehr interessant empfunden. Im Folgenden entspinnt sich dann eine Story, die quer durch Europa führt und im fortschreitenden Verlauf immer mehr einem Schachspiel gleicht, in dem mehrere Parteien mit- und gegeneinander spielen und bei dem der Leser streckenweise selbst nicht weis, wer wem auf den Fersen ist und wer aktuell die Nase vorn hat. Entsprechend anspruchsvoll ist die Story, die ein aufmerksames und konzentriertes Lesen erfordert. Durch schnelle Ortswechsel, immer wieder neu hinzukommende Charaktere und zahlreiche Rückblenden zu längst vergangenen Ereignissen, droht man schnell den Anschluss an den Plot zu verlieren. Wer sich darauf einlassen mag, wird aber mit einer spannenden wie gleichfalls informativen Story belohnt. Insbesondere die Einblicke in die Welt der Geheimdienste im Allgemeinen und in die blutige Geschichte und komplexen Strukturen der IRA im Speziellen fand ich gleichfalls interessant wie erschreckend („Die IRA war wie ein Elefant, sie vergaß nie etwas“).

Trotz aller schnellen Szenen- und Ortswechsel nimmt bei David Silva die Beschreibung seiner Settings meist einen breiten, sehr plastischen Raum ein. Dies gefällt mir persönlich sehr gut, da man sich stets ein sehr detailliertes Bild über die örtlichen Gegebenheiten machen kann. Anhand der (wenigen) Örtlichkeiten, die ich selbst kenne, scheinen mir seine Ortsbeschreibungen, beispielsweise in London, Rom und Hamburg, durchweg sehr gut recherchiert bzw. dem Autor persönlich bekannt zu sein. Das schafft bei Weitem nicht jeder Autor. Die andere Seite der Medaille ist aber auch, dass Silva es problemlos schafft, eine ganze Seite der Beschreibung eines Ferienhausbesitzers zu widmen, der für die Story überhaupt keine Bedeutung hat. Das muss man schon mögen.

Seine Charaktere und dessen Entwicklung sind für mich eine weitere große Stärke Silvas. Sein Hauptcharakter Gabriel Allon sucht schon seinesgleichen unter den Top-Agenten der Literatur. Er erinnert mich beim Lesen durchaus ein Bisschen an James Bond. Allerdings nicht an den „alten“ Bond á la Sean Connery oder gar Roger Moore, sondern an den „neuen“. Er ist ein Mann mit ganz besonderen Talenten und tief sitzenden seelischen Narben, was in bewegenden Rückblicken auch sehr deutlich wird. Er ist nicht der „ewige Gewinner“, sondern ein Mann, der auch eine Niederlage wegstecken kann, und sei sie noch so schwer. Für mich ist es absolut kein Wunder, dass es dieser Protagonist schon auf mittlerweile 15 Bücher geschafft und eine treue Fangemeinde hat.

Einen Kritikpunkt möchte ich an dieser Stelle aber noch anbringen: So detailliert und präzise – teilweise ausschweifend - Daniel Silva seine Story hier aufbaut und immer wieder mit unvorhergesehenen Wendungen und Überraschungen daher kommt, so schnell und schlaglichtartig bringt er seine Story zum Ende. Ein für die Story „zentraler Abschluss“ erfolgt auf den letzten Seiten schon fast „lieblos“ und nebenbei. An dieser Stelle hätte es für meinen Geschmack noch etwas mehr sein dürfen.