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dorli
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Insgesamt 893 Bewertungen
Bewertung vom 20.11.2013
Michéle, Rebecca

Schatten über Allerby / Mabel Clarence Bd.3


ausgezeichnet

Mabel Clarence kann nicht glauben, dass Lady Michelle Carter-Jones Selbstmord begangen haben soll, denn erst vor wenigen Tagen hat die fröhliche junge Frau Mabel beauftragt, eine große Geburtstagsfeier für ihren Mann zu organisieren. Mabel will den Dingen auf den Grund gehen und macht sich als Pflegerin getarnt in Allerby House auf Spurensuche…

„Schatten über Allerby“ ist bereits der dritte Fall für Mabel Clarence und Victor Daniels. Ich habe dieses herrliche Ermittlerduo erst mit diesem Krimi kennengelernt und hatte auch ohne Kenntnis der ersten beiden Bände keinerlei Verständnisprobleme, sondern war ruckzuck mit den Personen und Schauplätzen vertraut.

Rebecca Michéle hat ihrer Protagonistin eine große Portion Miss-Marple-Charme mit auf den Weg gegeben. Genauso wie die berühmte Detektivin verfügt auch die Mittsechzigerin Mabel über einen ausgeprägtes kriminalistisches Gespür und eine humorvolle Schlagfertigkeit. Ihr Scharfsinn und ihre Raffinesse bei der Lösung des Falls haben mich begeistert.

Und auch der Tierarzt Victor Daniels ist mir sehr sympathisch. Hier und da ein wenig brummig, aber irgendwie auch knuffig und gemütlich. Er hat das Herz auf dem rechten Fleck und unterstützt seine Haushälterin Mabel gerne bei ihren Nachforschungen.

Die Atmosphäre ist toll. Rebecca Michéle verleiht ihrer Geschichte einen wundervollen britischen Touch – trotz Handy und Laptop wirkt die Szenerie auf eine sehr schöne Art altmodisch und traditionell.

Es hat mir großen Spaß gemacht, Mabel bei ihren Ermittlungen rund um den angeblichen Selbstmord von Lady Carter-Jones über die Schulter zu schauen. Ich konnte prima miträtseln und mitgrübeln und auch wenn ich den Täter schon vor der eigentlichen Auflösung im Visier hatte, haben mich die Hintergründe und Zusammenhänge am Ende überrascht.

„Schatten über Allerby“ hat mir ein paar spannende und vergnügliche Lesestunden beschert.

Bewertung vom 19.11.2013
Böhm, Jörg

Und nie sollst du vergessen sein


ausgezeichnet

Hauptkommissarin Emma Hansen möchte ein paar Tage in Nöggenschwiel Urlaub machen. Nöggenschwiel ist ein idyllisches Dorf im Südschwarzwald, in dem sie schon als Kind mit ihren Eltern die Ferien verbracht und das alljährliche Rosenfest besucht hat.
Kaum angekommen, muss Emma im Lädele erfahren, dass ihre damalige Ferienfreundin Charlotte bereits seit dem Abend ihrer Krönung zur Rosenkönigin vor 15 Jahren spurlos verschwunden ist. Emma lässt das Verschwinden ihrer Freundin keine Ruhe, sie begibt sich ohne zu zögern auf Spurensuche.
Zur gleichen Zeit macht der alkoholkranke ehemalige Bauer Franz Marder eine Entdeckung, die womöglich mit dem Verbleib von Charlotte zusammenhängt. Doch als er sich neugierig auf einem Grundstück umsieht, wird er prompt ermordet. Die Polizei steht vor einem Rätsel, dann geschieht ein weiterer Mord…

"Und nie sollst du vergessen sein" liest sich flüssig und ist ein Krimi, wie ich ihn mag. Die Handlung hat mich von Anfang an gefesselt, Spannung wird rasch aufgebaut und bleibt durchgehend hoch. Ich konnte von Anfang an prima miträtseln und mitgrübeln.

Die Suche nach dem Mörder erweist sich als knifflig. Vieles erscheint rätselhaft und kaum durchschaubar. Und das nicht, weil der November dem Dörfchen Nöggenschwiel eine Menge Nebel beschert, sondern weil Jörg Böhm es außerordentlich geschickt versteht, den Leser im Dunklen tappen zu lassen und an der Nase herumzuführen. Kaum hat man einen vermeintlichen Täter im Blick, zweifelt man auch schon wieder an der eigenen Mutmaßung, weil neue Spuren und Hinweise in eine ganz andere Richtung weisen.

Die Akteure werden allesamt hervorragend charakterisiert, so dass ich durchweg das Gefühl hatte, jeden gut kennengelernt zu haben. Familiäre Probleme einzelner Personen, die Schwierigkeiten einiger Dorfbewohner miteinander und auch die privaten Angelegenheiten der Ermittler fügen sich gut in die Krimihandlung ein. Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, so dass man als Leser immer direkt am Ort des Geschehens ist. Sogar der Mörder kommt mehrfach zu Wort und schildert seine Absichten.
Die Darstellung der dörflichen Atmosphäre ist sehr gut gelungen und auch die durch die Verbrechen hervorgerufene angespannte Situation in dem beschaulichen Ort ist greifbar. Bemerkenswert sind auch die Beschreibungen der Schauplätze - Nöggenschwiel wird prima in Szene gesetzt.

Mit "Und nie sollst du vergessen sein" ist Jörg Bohm ein starkes Debüt gelungen. Der Krimi hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.11.2013
Poznanski, Ursula

Die Verschworenen / Eleria Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

Die ehemaligen Studenten des Sphärenbundes verstecken sich mit Quirins Erlaubnis in der Stadt unter der Stadt. Eine schwierige Situation, die von jedem Einzelnen ganz unterschiedlich verkraftet wird. Während Ria im Tiefenspeicher Bücher sortiert – immer in der Hoffnung, Jordans Chronik zu finden - haben Aureljo und Dantorian es sich zur Aufgabe gemacht, in die Sphäre Vienna 2 zu gelangen und planen eifrig ihr Vorgehen. Tomma kommt mit dem unterirdischen Aufenthaltsort gar nicht zurecht und wirkt sehr depressiv, ein hartnäckiger Husten plagt sie. Am wohlsten fühlt sich Tycho. Ehrgeizig wie eh und je trainiert er seinen Orientierungssinn und durchstreift die dunklen Gänge und Gewölbe. Ria und Sandor kommen sich näher, doch als Sandor Clanfürst wird, wendet er sich plötzlich ohne Erklärung von ihr ab. Auf der Suche nach Antworten beschließt Ria, entgegen ihrer vorherigen Überzeugung mit Aureljo und Dantorian nach Vienna 2 zu gehen…

Mit „Die Verschworenen“ setzt Ursula Poznanski ihre Geschichte über die geflohenen und als Verräter gesuchten Elitestudenten der Sphärenakademie fort.

Da Ursula Poznanski ganz geschickt einige Anmerkungen zu den Ereignissen aus dem ersten Teil in die laufende Handlung einstreut, war ich schon nach wenigen Seiten wieder mittendrin im Geschehen, die Figuren waren mir allesamt schnell wieder geläufig.

Die Atmosphäre in der Stadt unter der Stadt ist düster, die Stimmung unter den Jugendlichen entsprechend gedrückt. Ursula Poznanski beschreibt die ungemütliche Situation der fünf Studenten in dem finsteren Quartier hervorragend. Die Autorin vermittelt sehr gut, wie Dunkelheit, Kälte und Angst allen zusetzt und ich konnte gut nachvollziehen, wie sehr ihnen Sonne und frische Luft in den Katakomben fehlt. Es war für mich interessant zu beobachten, wie unterschiedlich die Jugendlichen mit der nervenaufreibenden Situation umgehen. Hier werden die unterschiedlichen Charakterzüge, die Poznanski ihren Figuren gegeben hat, besonders deutlich.

Man erlebt die Geschehnisse wieder durchgängig aus Sicht von Ria und ich konnte sehr gut mit ihr mitfühlen. Rias Gedanken rotieren wie ein Karussell, als sie nacheinander einzelne handgeschriebene Seiten im Bibliothekenspeicher findet und diese sich als Teile von Jordans Chronik entpuppen. Es ist faszinierend, wie sie im Verlauf der Handlung durch Beobachten, Spekulieren, Kombinieren und Fragen stellen Stück für Stück die Puzzleteilchen zu den Hintergründen der vermeintlichen Verschwörung aufdeckt und entsprechend Entscheidungen trifft.

Ursula Poznanski wartet am Ende dieses Bandes mit einer spektakulären Wendung
auf, die die ganze Geschichte in einem völlig anderen Licht erscheinen lässt. Ria kommt einer unglaublichen Wahrheit auf die Spur – eine Entdeckung, die ihre Vorstellung von gut und böse sprengt. Nie und nimmer habe ich mit so einer Wendung gerechnet. Ich bin weiterhin begeistert von dieser Geschichte, alles ist so wahnsinnig gut durchdacht und mit spannenden Überraschungsmomenten gespickt. Ich freue mich schon sehr auf den abschließenden dritten Band.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.11.2013
Laub, Uwe

Blow Out


ausgezeichnet

Dörpling 2052. Der Meeresspiegel der Nordsee steigt rasant und Journalist Nick Schäfer ist auf dem Weg in sein Heimatdorf, um seiner Mutter bei der Evakuierung aus dem bereits teilüberfluteten Dörpling zu helfen.
Zur gleichen Zeit stolpert Nicks Ex-Freundin, die US-Botschaftsmitarbeiter Emma Fisher, über eine alte Akte mit sehr brisantem Inhalt: Der Name ihres Chefs wird in Zusammenhang mit einem Umweltgutachten und vierfachen Mord genannt. Emma beschließt, den Inhalt der Akte öffentlich zumachen. Sie gibt die Unterlagen an Nick weiter und löst damit eine erbarmungslose Hetzjagd aus…

Uwe Laub hat einen lockerleichten und angenehm zu lesenden Schreibstil und wartet hier mit einer fesselnden, actionreichen und rasant erzählten Geschichte auf. Der Autor versteht es hervorragend, den Leser einzufangen und die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein hohes Level zu katapultieren.

Schon der Prolog hat es in sich. Im Jahre 2015 werden mehrere Wissenschaftler auf einer Bohrinsel kaltblütig ermordet. Die Hintergründe für die brutale Tat erfährt man an dieser Stelle nicht.

Nach einem Zeitsprung ins Jahr 2052 geht es spektakulär weiter. Große Teile Norddeutschlands stehen unter Wasser. Die Folge einer Klimakatastrophe, deren hier beschriebene Ausmaße gar nicht so abwegig sind (?). Die Situation wird detailliert geschildert - ein Schreckensszenario, besonders, wenn man die Gegend kennt und lieb.

Gut gefallen hat mir die Darstellung des zukünftigen Berlins. Dass die Technik sich wie beschrieben mit Armband-Communicatoren, riesigen Holographiewänden an Gebäuden, auf denen ständig Werbespots laufen und Segway-Rollern als alltägliches Fortbewegungsmittel weiterentwickelt, kann ich mir gut vorstellen.

Emma und Nick werden von ihrem skrupellosen Gegenspieler Donovan über mehrere Kontinente gehetzt und geraten während ihrer Flucht mehrfach in fast ausweglose Situationen. Mit Glück, Geschick und raffinierten Manövern können sie ihrem Verfolger ein ums andere Mal entkommen - es hat großen Spaß gemacht, die Akteure auf dieser atemlosen Jagd zu begleiten.

„Blow out“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite fest im Griff gehabt – ein tolles Debüt.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.11.2013
Spogis, Alice

Burnout - für immer auskuriert


ausgezeichnet

Ella Brandt fühlt sich kraftlos und ausgebrannt. Die freie Journalistin hatte drei Jobs gleichzeitig, um über die Runden zu kommen. Eine missglückte OP macht ihr immer noch zu schaffen. Ihr langjähriger Freund hat sie betrogen. Am Rande der totalen Erschöpfung schmeißt Ella alles hin und erhofft sich Hilfe in der Rehabilitationsklinik Dunenburg auf Juist. Doch bereits auf dem Weg vom Fähranleger zur Klinik erhält sie eine Warnung. In der Klinik gehe es nicht mit rechten Dingen zu und sie solle auf sich aufpassen. Schnell merkt Ella, dass an der Warnung etwas dran sein muss: ihr Zimmer wird durchwühlt, sie wird nachts verfolgt, ihr Handy verschwindet spurlos. Als ihre Zimmernachbarin tot aufgefunden wird und kurze Zeit später eine weitere, als geübte Schwimmerin bekannte Patientin ertrinkt, steht für Ella fest, dass sie den Dingen auf den Grund muss…

In „Burnout - für immer auskuriert“ schildert Alice Spogis sehr ausführlich und detailreich Ellas Aufenthalt in der Klinik Dunenburg. Durch die umfassenden Beschreibungen war ich sehr schnell mittendrin im Geschehen und konnte mir ein gutes Bild von den Schauplätzen und Vorkommnissen in dieser rätselhaften Klinik machen. Über der Dunenburg liegt von Anfang an eine sonderbare Atmosphäre.

Alice Spogis lässt ihre Protagonistin durch einen wahren Strudel aus verwirrenden Emotionen und undurchsichtigen Ereignissen rauschen und es gelingt der Autorin hervorragend, dem Leser Ellas Gefühlschaos zu vermitteln. Man nimmt dabei durchweg sehr intensiv an Ellas Gedanken und an den Geschehnissen um sie herum teil. Auch wenn ich persönlich keinerlei Erfahrung mit Burnout und Depressionen habe, konnte ich ihre Ängste und Sorgen verstehen und gut nachvollziehen, wie nahe Ella sich am Abgrund bewegt. Besonders gut konnte ich ihre Panik spüren, als sie zu der Erkenntnis gelangt, dass es sich bei den Todesfällen nicht wie offiziell verkündet um einen Selbstmord bzw. Unfall handelt, sondern dass in beiden Fällen nachgeholfen wurde und sie selbst möglicherweise das nächste Opfer sein könnte.

Auch wenn Ellas Probleme während der gesamten Handlung im Fokus stehen, geht Alice Spogis auch sehr ausführlich auf die Nebencharaktere ein und beschreibt auch deren persönliche Hintergründe und Schwierigkeiten und liefert damit Erklärungen für das manchmal sehr kuriose Verhalten und Handeln der Akteure. So bekommt man einen umfassenden Eindruck von den gesamten Abläufen in dieser eigenartigen Klinik.

Die Spannung steigert sich kontinuierlich. Jedes weitere Puzzleteilchen, das Ella gemeinsam mit Lysander aufdeckt, macht die Handlung fesselnder. Mit einer sehr gewagten Aktion steuert die Geschichte schließlich auf ein dramatisches Finale zu. Ich konnte dabei bis zum Schluss über Täter und Tathergang grübeln und wurde am Ende von dem wirklichen Täter genauso überrascht wie Ella.

Begeistert war ich von den schönen Formulierungen und kreativen Umschreibungen, die sich durch das ganze Buch ziehen. Die wortgewandte Ausdrucksweise hat mich immer wieder schmunzeln lassen und ist das i-Tüpfelchen auf diesem spannenden Thriller.

Ein rundum gelungenes Debüt. Ich freue mich jetzt schon auf weitere spannende Geschichten aus der Feder von Alice Spogis.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.11.2013
Van Hoop, Michelle

Namibische Nächte


gut

Die selbstständige Grafikdesignerin Vanessa beschließt, ihren Urlaub in Namibia zu verbringen – dem Heimatland ihrer großen Liebe Kian. Vanessa und Kian sind vor einigen Jahren im Streit auseinander gegangen und hatten seit dem keinen Kontakt mehr. In Namibia gibt es ein unerwartetes Aufeinandertreffen der beiden, denn Vanessa hat ihren Urlaub zufällig auf Kians Gästefarm gebucht. Hier begegnet Vanessa auch Isolde und ihren Kindern - Kian hat allem Anschein nach mittlerweile eine Familie…

Michelle van Hoop gelingt es hervorragend, dem Leser ihr Heimatland näher zu bringen. Man merkt auf jeder Seite, wie sehr die Autorin ihre Heimat liebt, denn sie erzählt ganz fantastisch sowohl von der Flora und Fauna wie auch von der Kultur und Geschichte Namibias. Äußerst detailreich schildert Michelle van Hoop das Leben zwischen der Hauptstadt Windhoek, der Gästefarm und dem Busch. Ich hatte beim Lesen tolle Bilder vor Augen – da flammte ganz schnell Fernweh auf.

Die Liebesgeschichte zwischen Vanessa und Kian hat mich dagegen kaum berührt. Das mag daran liegen, dass ich mich mit dem Verhalten der beiden Hauptpersonen sehr schwer getan habe. Vanessa ist oft aufbrausend und benimmt sich recht zickig, während Kian mir sehr überheblich und unnahbar vorkam. Das größte Problem zwischen den beiden war allerdings, das sie nicht in der Lage waren, über ihre Gefühle zu reden. Große Missverständnisse sind die Folge, jeder reimt sich eine eigene Sicht auf die Dinge zusammen, beide leiden und tun einander unbewusst weh. Diese Irrtümer und falschen Auslegungen ziehen sich dann fast bis zum Schluss hin.

„Namibische Nächte“ lässt mich sehr zwiespältig zurück. Während mich die Beschreibung von Land und Leuten begeistert hat, konnte ich bei der Liebesgeschichte nicht mitfühlen.

Bewertung vom 05.11.2013
Tillmanns, Andrea

Der Tote am Zülpicher See


sehr gut

Zülpich. Die Musiklehrerin Luisa Weinstrauß hütet den Hund ihrer Nachbarin Marianne. Als Hund Rolf eines Morgens partout nicht auf ihre Rufe hören will, folgt Luisa dem Hund ans Ufer des Wassersportsees, wo Rolf eine grausige Entdeckung gemacht hat: Im Unterholz liegt ein Toter – ermordet, wie bald darauf feststeht. Als der Sohn ihrer Nachbarin Else als Hauptverdächtiger verhaftet wird, begibt Luisa sich auf Spurensuche…

„Der Tote am Zülpicher See“ von Andrea Tillmanns ist ein Regionalkrimi, bei dem die polizeilichen Ermittler größtenteils im Hintergrund bleiben. Die Autorin hat für die Detektivarbeit in diesem Mordfall die Musiklehrerin Luisa in den Fokus gerückt.

Man kann von der ersten Seite an sehr gut mit der sympathischen Endvierzigerin mitfühlen. Luisa möchte die ganze Angelegenheit eigentlich schnellstens vergessen und die schrecklichen Bilder aus dem Kopf bekommen. Andererseits ist sie neugierig und möchte wissen, was hinter dem Mordfall steckt und macht sich ständig Gedanken über das Vorgefallene. Außerdem will sie gerne helfen und die Unschuld des Nachbarssohns beweisen.

Andrea Tillmanns ist es hervorragend gelungen, dem Leser Luisas Angst zu vermitteln, als diese einen Drohbrief erhält. Ich konnte sehr gut nachvollziehen, wie sehr Luisa die Drohung belastet und hätte in der Situation wahrscheinlich ähnlich reagiert wie sie.

Es hat mir sehr gut gefallen, dass Luisa sie selbst bleibt. Alle Nachforschungen, die sie anstellt, bleiben im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Sie befragt geschickt ihre Schüler und deren Eltern und beobachtet sehr aufmerksam ihr Umfeld. Dabei konnte ich durchweg miträtseln und mitgrübeln, war aber mit meinen Vermutungen am Ende auf dem Holzweg und wurde von der Identität des Mörders und von dem Motiv überrascht.

Ein gelungener Eifel-Krimi, der mir spannende Unterhaltung geboten hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.11.2013
Verne, Jules

Der grüne Blitz


ausgezeichnet

Die 18-jährige Miss Helena Campbell ist bei ihren Onkel Samuel und Sebastian Melvill aufgewachsen. Als Helena einen Artikel über das Naturphänomen „grüner Blitz“ liest, möchte sie dieses selbst sehen, denn eine alte Legende behauptet: „Der Blitz bewirkt, dass derjenige, der ihn gesehen hat, sich in Gefühlsdingen nicht mehr irren kann.“ Da Sam und Sib ihrer Nichte jeden Wunsch erfüllen, ist eine Entdeckungsreise schnell beschlossen. Als Ziel wird das Küstenstädtchen Oban auserkoren – nicht ohne Hintergedanken, denn in Oban befindet sich auch gerade der junge Wissenschaftler Aristobulus Ursiclos, den die Herren Melvill als Heiratskandidaten für Miss Helena ins Auge gefasst haben…

Jules Verne verstand es hervorragend, informativ und humorvoll zugleich zu schreiben. Das hat er auch in seinem einzigen Liebesroman „Der grüne Blitz“ bewiesen.
Vernes sehr ausführliche Reisebeschreibungen werden zu keiner Zeit langweilig, weil der außerordentlich wortgewandte Autor seine Berichte stets wie mit einem Augenzwinkern geschrieben und die Erlebnisse sehr schelmisch erzählt hat. Ich habe keinen Zweifel daran, dass Verne die detailreich geschilderte Route durch einen Teil der Inneren Hebriden auch selbst bereist hat - man spürt mit jeder Zeile seine Begeisterung für das Gesehene und Erlebte.
Auch wenn es sich hier um einen Liebesroman handelt, darf in einem Werk von Jules Verne natürlich eine gute Portion Abenteuer nicht fehlen. Und auch seine umfangreichen naturwissenschaftlichen Kenntnisse hat der Autor geschickt in die Geschichte einfließen lassen.
Nicht nur seine Reise- und Landschaftsbeschreibungen sind faszinierend, Verne glänzt zudem mit seinen humorvollen Personenbeschreibungen. Er wartet dabei zwar mit allerhand Klischees auf, die aber keineswegs langweilig oder fad wirken, sondern witzig und sehr unterhaltend daherkommen. Einfach großartig.
Vortrefflich ist auch die Ausstattung des Buches. Das Hardcover kommt mit Lesebändchen und stabilem Schuber daher. Außerdem wurde die Geschichte durchweg mit sehr gelungenen Illustrationen gespickt, die die Handlung äußerst treffend wiedergeben.

Ein sehr lesenswerter Liebesroman, der mit kurzweiligen Reisebeschreibungen für beste Unterhaltung sorgt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.10.2013
Schröder, Atze

Und dann kam Ute


gut

Nachdem Atzes langjährige Nachbarin Helga Wachowiak vor einen halben Jahr ausgezogen ist, wurde deren Wohnung jetzt neu vermietet: Ute zieht ein. Ute ist Vegetarierin, arbeitet in einer Waldorfschule und ist schwanger – ihre Lebenseinstellung ist das genaue Gegenteil von Atzes Ansichten. Dennoch fühlt sich der Dauer-Single von der neuen Nachbarin angezogen. Ob eine Beziehung trotz der ganzen Unterschiede gut gehen kann?

Atze Schröder hat einen Roman geschrieben – ein Buch, auf das ich sehr neugierig war. Leider muss ich sagen, dass ich nach dem Lesen ein wenig enttäuscht bin. Der Klappentext hat mich eine fortlaufende Geschichte erwarten lassen, in der es durchweg um das Kennenlernen und das Miteinander von Atze und Ute geht.
Anders als erhofft, ist dieser Roman aber eher eine Aneinanderreihung von einzelnen Episoden, in denen Atze erzählt, was ihm bei seinen vielfältigen Unternehmungen so alles widerfährt. Die Szenen mit Ute sind oft nur eine Überleitung zu einem weiteren Atze-Abenteuer.
Die unterschiedlichen Erlebnisse für sich genommen haben mich trotzdem amüsiert, hier gibt es puren Atze-Humor. Auch wenn sich der Witz seines überbordenden Machogehabes im Verlauf der Geschichte etwas verliert, wurde ich von den meisten Storys doch gut unterhalten. Hier und da gibt es sogar einige nachdenkliche Sätze, die Atze seine Einstellung zum Leben überdenken lassen.

„Und dann kam Ute“ ist nicht ganz das, was ich erwartet habe, aber eingefleischte Atze-Fans werden dieses Buch lieben.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.