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Fredhel
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Deutschland

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Insgesamt 1254 Bewertungen
Bewertung vom 01.12.2021
Höfle, Maria

Dein ist die Macht


sehr gut

In Kufstein arbeitet Dorothea Keusch bei der Polizei. Schon einmal hat sie mit ihrem Sturkopf auf eigene Faust einen Mordfall lösen können. Ihr Vorgesetzter liebt diese Alleingänge ganz und gar nicht. So steht Dorothea schon wieder fast vor einem Rauswurf, als sie entgegen aller Dienstanweisungen den Mord an dem Enthüllungsjournalisten Richard Vogel aufklären will.
Mir fehlt es etwas an Lokalkolorit, doch das macht das Tempo der Ermittlung wieder wett. Die Autorin lässt keine Langeweile aufkommen, auch dann nicht, wenn Dorothea mal nicht weiter weiß. Sie ist als Hauptperson sehr sympathisch. Endlich mal eine Ermittlerin, die weder allen Männern den Kopf verdreht, noch eine, die psychisch angeknackst ist. Nein, sie ist eine ganz normale junge, ambitionierte Frau mit leichten Figurproblemen, natürlich geblieben und völlig uneingebildet.
Durch die straffe Erzählweise lässt sich das Buch in einem Rutsch gut durchlesen. Da vergebe ich gerne 4 Lesesterne.

Bewertung vom 29.11.2021
Moström, Jonas

Eisesschatten / Nathalie Svensson Bd.5


sehr gut

Die Psychiaterin Nathalie Svensson ist Mitglied in einer Profilinggruppe, von der schon einige Bände erschienen sind. Diesmal werden sie in einen kleinen Ort gerufen, in der am Luciafest ein junges Mädchen entführt worden ist. Ebba hatte große Pläne. Model wollte sie werden und dafür kam ihr die Wahl zur Lucia gerade recht. Mit den Fotos von ihrem Auftritt wollte sie in Stockholm groß rauskommen.
Ihr Umfeld ahnte davon nichts. Erst als die Profiler nachbohren, kommt alles ans Licht. Auch die Ermittlungen des Dorfpolizisten fallen in sich zusammen. Zu sehr hat er sich auf seine Intuition verlassen. Als Leser macht es Spaß zu sehen, wie dieser Rassist Stück für Stück demontiert wird.
Die Szenerie ist vom Autor gut beschrieben worden. Bittere Kälte in einem abgelegenen Ort, in dem sich alle kennen, alle zusammen feiern und böse Feindschaften gehegt werden. Da gibt es allerlei dunkle Geheimnisse aufzudecken. Doch die Arbeit der Ermittler verläuft zäh und ist auch für den Leser nicht spannend. Erst auf die letzten Meter wird es lebendig. 
Während die Dorfbewohner noch einigermaßen gründlich charakterisiert werden, kommt das Beziehungsgeflecht in der Profilergruppe zu kurz. Für einen Nathalie-Svensson-Neuling ist das vielleicht nicht bemerkbar, aber wenn man die Vorgängerbände kennt, dann hätte man sich etwas mehr Bewegung in der stagnierenden Nicht-Affäre zwischen Nathalie und Johan gewünscht. Einerseits ist "Eisesschatten" ein schöner Schwedenkrimi, aber ich hatte mir etwas mehr versprochen, weil ich weiß, dass Jonas Moström es besser kann.

Bewertung vom 29.11.2021
Slaughter, Karin

Die falsche Zeugin


ausgezeichnet

Wieder einmal konnte mich Karin Slaughter mit einem Gänsehaut-Thriller fesseln.
Callie und Harleigh sind zwei einander sehr eng verbundene Schwestern, die eine schreckliche Jugend bei einer psychisch gestörten Mutter verbracht haben. Sie entwickeln sich sehr gegensätzlich, obwohl beide Gewalt und Missbrauch ausgesetzt waren, wie die eingeschobenen Rückblenden erzählen.
Nun ist Leigh, wie sie sich nun nennt, eine sehr erfolgreiche Anwältin geworden. Privat läuft es nicht so gut. Die schwere Kindheit hat sie in Selbsthass und Beziehungsunfähigkeit getrieben. Die Ehe mit einem wunderbaren Mann konnte deswegen nicht funktionieren.
Die kleine Schwester Callie hat den Weg der Selbstzerstörung mittels Alkohol und Drogen gewählt. Auch wenn Leigh bei ihren Rettungsversuchen beinahe selbst daran zerbricht: Die Liebe und die gegenseitige Verantwortung bleiben davon unberührt.
Das ist die Situation, in der man Anteil am Geschehen nimmt. Leigh soll eine Verteidigung übernehmen, die ihre gesamte Karriere enorm pushen könnte.
Doch ihr Mandant ist wie ein bösartiger Geist aus der Vergangenheit. Jemand, der sie quälen und ihre Familie vernichten will.
Psychologisch ist die Handlung wunderbar gestrickt. Man bekommt tiefe Einblicke in die gegensätzlichen Abhängigkeiten, aber auch in die dunkelsten Abgründe einer psychotischen Seele. 
Man leidet mit den Schwestern, die sich aus den Verstrickungen zu befreien suchen, und man erschrickt vor den Taten, die ein Mensch für seine Liebsten zu begehen bereit ist, wenn er in die Ecke gedrängt wird.
Sprachlich kann Karin Slaughter auch wieder trumpfen. Die Spannung bleibt erhalten, auch wenn sie auf billige Cliffhanger verzichtet. Sie erzählt abwechselnd aus dem Blickwinkel der Schwestern. So erschließt sich erst häppchenweise der grausame Plan des Mandanten. Auch in den ruhigen Szenen bleibt auch für den Leser das unterschwellig lauernde Grauen bestehen.
Ein dickes Buch, viel Inhalt, viel Nervenkitzel. Das bedeutet von mir uneingeschränkte Leseempfehlung nicht nur für Slaughter-Fans.

Bewertung vom 28.11.2021
Bray, Ian

Klippentod / Simon Jenkins Bd.1


sehr gut

Trotz zwei toter und einer verschwundenen Frau empfinde ich "Klippentod" nicht als Krimi, sondern eher als Roman. In anschaulichen Sätzen beschreibt der Autor die wunderbare Landschaft Cornwalls und das Seelenleben der Protagonisten. Insgesamt ist es ein gut lesbares Buch, vor allem, wenn man sich für diese Ecke Englands begeistern kann.
Leider empfinde ich die dargestellten Personen als nicht so recht glaubhaft. Jenkins als ehemaliger Elitesoldat mit schwerem körperlichen Handicap kommt um vor Sorge um die verschwundene Mary, für die er Gefühle entwickelt hat. Davon abgesehen bleibt er recht phlegmatisch, ergibt sich oft seinen Schmerzen; dann von einem Moment zum anderen kann er mit Schmerzmitteln erstaunliche Strecken bewältigen, doch sinnvolles Ermitteln scheint er verlernt zu haben. Mary dagegen fühlt sich verfolgt und bedrängt, lehnt es aber ab, ihre Haustür zu verschließen. Einerseits hat sie Todesangst, dann wieder lebt sie vertrauensselig weiter wie gewohnt.
Dennoch ist "Klippentod" ein netter Roman, der gegen Ende sogar etwas Spannung bietet.

Bewertung vom 28.11.2021
Heldt, Dora

Geld oder Lebkuchen. Fast ein Krimi (Ungekürzt) (MP3-Download)


sehr gut

Sylt zur Weihnachtszeit: Das ganze Jahr über organisiert eine kleine Rentnertruppe die Betreuung von Schulkindern. Es gibt kostenlose Mittagessen, Bastel-und Chorprojekte und vieles mehr. Doch das diesjährige Weihnachtsfest, ja das ganze Betreuungsprogramm steht auf der Kippe: Die Spendengelder sind verschwunden, die Stadt will die Zuschüsse kürzen.
Die Not macht die munteren Senioren erfinderisch. Sie schrecken auch vor Bankraub nicht zurück ...
Von der Handlung hat mich Dora Heldt diesmal etwas enttäuscht. Bis zum letzten Drittel ist wenig los. Allerdings skizziert sie wieder einmalig die skurrilen Charaktere der Hauptpersonen. Das ist immer wieder ein Genuss bei dieser Autorin. Erst gegen Ende kommt Fahrt in die Geschichte und auch der Humor nimmt deutlich zu.
Mein Highlight allerdings ist die Sprecherin Katja Danowski. Sie ist einfach perfekt für dieses Buch, denn sie haucht den Protagonisten Leben ein, ohne zu übertreiben. Und der Humor kommt knochentrocken rüber. Einfach herrlich.

Bewertung vom 26.11.2021
Dries, Maria

Der Kommissar und die Toten im Tal von Barfleur / Philippe Lagarde ermittelt Bd.13


sehr gut

Commissaire Philippe Lagarde und die allesamt sympathischen Menschen in seinem Umfeld, ebenso sein eigenwilliger Kater sind mir noch von früheren Bänden in bester Erinnerung. So eine Rahmenhandlung gefällt mir in Krimireihen immer gut.
Diesmal werden zwei Männer in kurzen Abständen hintereinander erschossen. Der Tathergang ist fast identisch, doch lässt sich kein Zusammenhang zwischen den beiden Opfern erkennen.
Die Handlung besticht auch weniger durch interessante Ermittlungen (diesmal kamen sie mir leider ziemlich blass vor und die Lösung war mir ziemlich schnell klar, obwohl ich ein sehr schlechter Mörder-Errater bin), sondern wie immer durch das zauberhafte Flair von Land und Leuten und -natürlich- der französischen Küche. Beim Lesen wird man immer ganz hungrig.
Ich hab schon bessere Krimis mit Lagarde gelesen, aber auch dieser ist flüssig geschrieben und bietet trotz der Morde leichten unbeschwerten Lesegenuss.

Bewertung vom 23.11.2021
Turton, Stuart

Der Tod und das dunkle Meer


ausgezeichnet

Im 17. Jahrhundert segelt eine kleine Flotte der Ostindien-Kompanie von Indonesien nach Amsterdam. Eins der Schiffe hat eine rätselhafte, sehr kostbare Fracht, von der keiner weiß, um was es sich handelt. Die Besatzung besteht aus gesetzlosen Matrosen, kampferprobten Musketieren und vielen Passagieren. Es ist eine explosive Mischung; Gewalt ist an der Tagesordnung.
Die Handlung kreist in erster Linie um den Generalgouverneur und seinen Anhang. Er ist ein brutaler Mann, den seine Vergangenheit auf dem Schiff einzuholen scheint. Vom ersten Tag an geschehen unerklärliche Dinge an Bord. Es sieht aus, als würde der Teufel höchstpersönlich mitsegeln, um alle ins Verderben zu reißen.
Erwartet habe ich bei diesem Buch einen Kriminalroman, wenn auch einen historischen. Doch so einfach lässt es sich nicht in ein Genre packen. Genauso gut mag man es in die Sparte Abenteuerroman einordnen. Zwischendurch glaubt man, sich in einem Fantasy-/Gruselthriller zu befinden. Kurz gesagt, die Handlung ist sehr vielschichtig. Zwar ist die große Personenanzahl etwas unübersichtlich, doch sie wird gebraucht, um diese dichte, geheimnisvolle Atmosphäre entstehen zu lassen. Immer wieder gibt es neue Wendungen, immer wieder dreht sich alles um 180°, sodass man als Leser mit dem Mitraten einfach nicht hinterherkommt. Wie gesagt, vieles ist so unglaublich, dass man selbst an einen Dämon an Bord zu glauben anfängt.
Die Protagonisten werden gut beschrieben, sowohl äußerlich als auch vom Charakter her. Man erhält zudem Einblicke in ihre Vergangenheit, was auch nötig ist, um sie in einen Kontext zu setzen und die Auflösung zu verstehen.
Weil das Geschehen auf diesem Schiff von Anfang an so unglaublich und rätselhaft ist, bleibt die Spannung gleichbleibend hoch, obwohl es ein ziemlich umfangreicher Roman ist.
Ich jedenfalls bin begeistert und kann eine hundertprozentige Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 22.11.2021
Moorhead, S. E.

Witness X - Deine Seele ist der Tatort


sehr gut

Kyra ist Neuropsychologin. Zusammen mit ihrem Kollegen hat sie eine geniale Maschine entwickelt, die es ihr ermöglicht, die Erinnerungen einer Person wie einen Film zu betrachten. Kyra sieht in ihr die Möglichkeit, den Mörder ihrer kleinen Schwester zu überführen. Der Blick in den Kopf anderer Personen schädigt zugleich ihre eigene Psyche. Ihr Wesen verändert sich so stark, dass sie für die Polizei unglaubwürdig wird. Wie es von einem Thriller erwartet wird, kommt es zum Ende des Buches zu einem Kampf auf Leben und Tod.
Dieser SF-Thriller spielt zwar in der Zukunft, aber ist weitestgehend identisch mit unserer Realität. Nur die Handys heißen anders und können mehr. Leider sind mir alle Beteiligten fremd geblieben, selbst Kyra die Hauptperson. Vielleicht hätte ich auch die Handlung spannender empfunden, wenn sie straffer erzählt worden wäre. So gab es immer Passagen, die mir zäh vorgekommen sind, vor allem wenn Kyra in Erinnerungen an die kleine Schwester badet. Für mich ist es etwas zu dick aufgetragen. Gepackt von der Story wurde ich erst, als Kyra den entscheidenden Hinweisen nachgeht. Dann endlich jagt eine Action die andere, und wenn man sich die Räumlichkeiten vorstellt, dann kommt sogar Gänsehaut dazu.

Bewertung vom 16.11.2021
Morgan, Lily S.

City of Burning Wings. Die Aschekriegerin


ausgezeichnet

Eigentlich sollte May die Nachfolgerin von König Oras werden, doch im Sterben gibt er die Macht an Luan weiter, einem Unbekannten mit zweifelhafter Vergangenheit. Dieser Luan ist gerissen, lässt sich die neue Macht nicht abluchsen und lässt sich genauso wenig in die Karten gucken, denn er verfolgt ganz eigene Ziele. May muss nun mit ihrer Enttäuschung fertig werden. Der neue König muss unter ihrer Anleitung lernen, mit der Macht und den neuen Fähigkeiten umzugehen. Die Zeit drängt, denn der schwebenden Stadt Elydor (wunderschön sichtbar auf dem Cover) droht der Untergang. May und Luan müssen Abenteuer bestehen, Rätsel lösen und einander trotz anfänglicher Skepsis Vertrauen lernen. 
Endlich mal wieder eine Fantasie-Welt, die den Namen verdient. Anschaulich werden ihre Besonderheiten geschildert. Man kann sich alles sehr gut vorstellen. Leider kommt dabei die Charakterisierung der Hauptpersonen etwas zu kurz, was aber durch die spannende Handlung wieder wettgemacht wird. Stückchenweise wird das Rätsel um Elydor gelüftet. Unglaublich, was Luan und May aufdecken.
Ja, dieses Hörbuch konnte mich mitreißen. Das liegt aber auch mit an der wunderbaren Sprecherin Yeşim Meisheit. Sie liest hervorragend mit einer sehr, sehr angenehmen Stimme.

Bewertung vom 13.11.2021
Gier, Kerstin

Was man bei Licht nicht sehen kann / Vergissmeinnicht Bd.1


sehr gut

Eigentlich hat man das schon viel zu oft gelesen: Ein Teenager entwickelt übernatürliche Fähigkeiten und ist zum Retter einer bestimmten Gruppe auserkoren.
In diesem Buch geht es um Quinn, der einem unbekannten mysteriösen Mädchen helfen will. Dabei wird er lebensgefährlich verletzt. Als ehemaliger Parcour-Sportler ist er nun auf den Rollstuhl angewiesen. Um den merkwürdigen Phänomenen in seinem Leben auf die Spur zu kommen, ist er auf die Hilfe von Mathilda angewiesen. Ausgerechnet Mathilda, die er von klein auf gemobbt hat und die ihn trotzdem aus der Ferne seit Jahren insgeheim anhimmelt.
Die ganze Story kommt nur schleppend in die Gänge. Erfrischend sind dabei wenigstens Mathildas schlagfertige Äußerungen.
Erst auf den letzten Seiten überschlagen sich die Ereignisse. Es gibt fast schon zu viel Action, der man nur mit großer Konzentration folgen kann.
Irgendwie habe ich beim Lesen immer das Gefühl gehabt, so etwas ähnliches schon in anderen Büchern erlebt zu haben; nichts konnte mich wirklich flashen.
Aber vielleicht bin ich auch nicht altersmäßig die richtige Zielgruppe. Wobei: Die Edelsteintrilogie ist noch immer ein Highlight für mich.
Ich bin jedenfalls der Meinung, Kerstin Gier kann es besser. Dennoch hat sie zwei authentische jugendliche Protagonisten vorgestellt, die eindringlich beweisen, dass man Menschen nicht nur nach dem Äußeren beurteilen soll.
Vielleicht hat dieses Buch auch nur dieses gemächliche Erzähltempo, um auf die beiden Folgebände vorzubereiten. Ich will da nicht vorschnell urteilen und gebe vorsichtige 4 Lesesterne, denn junge Leser werden sicherlich besser mit Quinn und Mathilda mitfiebern können.