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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2734 Bewertungen
Bewertung vom 09.06.2022
Hollmann, Eckhard

Matisse


ausgezeichnet

Ein eindrücklicher und umfassender Blick auf den Künstler Henri Matisse

Henri Matisse lebte von 1869 bis1954. Er war studierter Jurist, wandte sich aber der Kunst zu. Als Maler, Zeichner, Grafiker und Bildhauer gilt er als einer der bedeutendsten Wegbereiter der Klassischen Moderne, begründete den Fauvismus und legte damit den Grundstein für den Expressionismus. Seine Werke zeigen viele stilistische Neuerungen, die Farbe und Form neu erfanden. Sein vielseitiges Gesamtwerk reicht vom Pointilismus über Wandgemälde, Scherenschnitten und Lithografie bis hin zu Glasfenstern.

In diesem mit vielen Bildbeispielen versehenen Band stellt uns Kunsthistoriker Eckhard Hollmann die Lebensstationen und das Werk des Künstlers Henri Matisse näher vor. Das ist ihm in der Kürze des Buches gut gelungen. Die künstlerischen Eigenarten und Kunstrichtungen werden deutlich beschrieben und man erhält durch die Abbildungen wichtiger Werke einen optischen Eindruck der Darstellungsweise und durch die Erklärungen zu den jeweiligen Werken auch die Hintergründe und Besonderheiten näher erläutert. Besonders die Formvereinfachung und reine Farbfeldmalerei wurde durch Matisse geprägt.

Henri Matisse war als Künstler sehr ehrgeizig und schaffensfreudig, er malte unermüdlich. Als er krankheitsbedingt nicht mehr malen konnte, wandte er sich dem Scherenschnitt zu und fertigte farbenfrohe Collagen aus mit Gouachefarben bestrichenem Papier.

Eckhard Hollmann beschreibt auf kompetente Weise das Leben und Schaffen von Henri Matisse und erwähnt die wichtigen Stationen und Werke seiner künstlerischen Laufbahn. Die auf hochwertigem Papier abgebildeten Werke bekommen durch die Bildbeschreibung und Analyse das nötige Hintergrundwissen und zeigen anhand der verschiedenen Stilrichtungen auch die Vielseitigkeit des Künstlers.

Die Verbindung von Biografie, Zeitdarstellung und Kunstreflexion und die gute Bebilderung machen dieses Buch zu einem gelungenen Bildband, der dazu einlädt, sich intensiver mit diesem Künstler zu beschäftigen.

Bewertung vom 08.06.2022
Graze, Linda

Schwarzwälder Verschwörung / Schwarzwald-Krimi Bd.3


sehr gut

Unterhaltsame Handlung mit aktuellem Bezug

Nach über vierzig Jahren lernt Justin Schmälzle seine leibliche Mutter kennen, die ihn als Baby einfach verlassen hat. Glücklicherweise bekam er mit Margot Schmälzle eine liebevolle Adoptivmutter. Mitten in diesen nicht so einfachen Besuch, hat Schmälzle beruflich mit einem Verschwörungsfall, Schlafschafen und toten Schafen und sogar mit einer Leiche zu tun. Im bisher recht friedlichen Bad Wildbad ist zur Zeit der Teufel los, denn nächtliche Lärmattacken von Randalierern bringen die Anwohner um ihre Nachtruhe. Außerdem besetzen merkwürdige Verschwörungstheoretiker und Aluhutträger den Kurpark. Gibt es Zusammenhänge zwischen diesen Vorgängen und wer steckt hinter dem Mord?

Justin Schmälzle ist Ermittler, hat schwarze Hautfarbe, liebt vegane Gerichte und zog seiner Frau Claudia zuliebe von Karlsruhe nach Bad Wildbad. Nun hat sich nach über vierzig Jahren seine leibliche Mutter angekündigt, auf die Justin eigentlich gut verzichten kann. Denn er liebt einzig und allein seine schwäbische Mutter Margot.

Bei diesem Buch sorgen die Szenen der Krimiermittlung, die Protestbewegung und die privaten Einblicke in Schmälzles Leben für abwechslungsreiche Unterhaltung. Man darf sich auf gut angelegte Charaktere freuen, zu denen der gemütliche Chef Harald Scholz und die leibliche, leicht schräge Mutter Manou gehören, die Familie Schmälzle auf Trab hält. Beim Ermitteln scheint Schmälzle der einzige Mitarbeiter zu sein, der engagiert ans Ermitteln geht, während Scholz sich gern aufs leibliche Wohl konzentriert.

Der flüssige Erzählstil und die Dialoge im Dialekt lassen sich wunderbar lesen, es gibt viele humorvolle Sprüche und bildhafte Beschreibungen, die für einen Krimi zwar etwas ausführlich geraten sind, aber genau den unterhaltsamen Charme des Buches ausmachen.

Die Themen der Verschwörer und Regierungskritiker und der Staatsverschuldung verleihen der Handlung einen aktuellen Anstrich, und von verschwurbelt bis nachvollziehbar wirkt alles ganz wie im realen Leben. Und was es mit den toten Schafen auf sich hat, war mir bis zum Ende ein Rätsel, es wurde dann aber logisch aufgeklärt. Bei diesem Buch gefällt mir der private Part mit der leiblichen Mutter und die Gedanken zu Rassismus noch besser als die Verschwörungstheorien und die Ermittlung.

Besondere Charaktere, aktuelle Themen und etwas Humor verleihen diesem Krimi den speziellen Charme, durch den er sich locker und unterhaltsam lesen lässt.

Bewertung vom 06.06.2022
Haasis, Persephone

Das Glück schmeckt honigsüß


gut

Unterhaltsames Halligflair mit wenig überzeugender Liebesgeschichte

Lena kehrt nach Hallig Hooge zurück, um sich um die Beerdigung ihrer verstorbenen Großmutter Alva zu kümmern. Im hübschen Häuschen ihrer Großmutter ist es immer noch wie früher und Lena genießt den blumenreichen Garten, die Bienen und das Wattenmeer. Als sie erfährt, dass sie Alvas Haus gemeinsam mit ihrer Jugendliebe Jacob erben soll, ist sie verblüfft. Was hatte ihre Großmutter mit diesem Testament im Sinn?

Lena hat sich mit ihrem Freund Mats in Bremen eine Tischlerwerkstatt aufgebaut, beide haben sich dafür hoch verschuldet. Als sie auf Hallig Hooge ankommt, erinnert sie sich schmerzhaft an ihre Liebe zu Jacob und Lena muss sich darüber klar werden, wie sie sich ihr zukünftiges Leben vorstellt.

Sie trifft Jacob wieder und erinnert sich an gemeinsame Zeit, das reißt alte Wunden auf und sie bereut es, sich all die Jahre nicht mehr um ihre Großmutter gekümmert zu haben. Lena ist nun siebenundzwanzig Jahre und alles andere als eine erwachsene Frau, die weiß, was sie will. Sie ist ein unsteter Charakter, heult sich bei Jacob aus und lässt sich von ihm trösten und bei der Imkerei helfen. Aber sie will auch ihre Werkstatt mit Mats nicht aufgeben. Und es ärgert sie, dass Mats sie nicht mehr unterstützt und in ihrer Trauer für sie da ist.

In diesem Roman taucht man in ein wundervolles Setting der Hallig ein, erlebt einen wunderschön blühenden Garten mit summenden Bienen und erfährt von der Hilfsbereitschaft der verschlossenen Inselbewohner untereinander, eine Hilfe, die auf der Hallig zum Überleben wichtig ist. Die Beschreibungen zur Imkerei, die wild wuchernden Pflanzen und das Meeresrauschen haben bei mir sofort den Urlaubsmodus angeworfen und ich hätte gern von den Kuchen und Gerichten bei Marit und auch von der süßen Honigmilch genascht.

Leider hat mir Lena mit ihrer Art den Roman nicht gerade versüßt. Sie hat ein Problem damit, sich auf ihre Gefühle zu verlassen, weil sie schon enttäuscht wurde. Aber sie kann auch eindeutige Signale und zuverlässige Angaben und Liebeserklärungen einfach nicht deuten und erscheint mir sehr wankelmütig.

Wir dürfen in einigen Rückblenden in Alvas Leben sehen, sie trug ein Geheimnis mit sich, dass jetzt aufgedeckt wird und der Grund für ihr eigenartiges Testament war. Allerdings empfand ich diesen Blick in die Vergangenheit doch etwas oberflächlich und nicht so tiefgreifend, wie ich es mir erhofft hatte.

Mit Lena hatte ich so meine Probleme, ich hätte sie in ihrer Unentschlossenheit mehrfach schütteln können. Denn dass sie den Grund für die Trennung von Jacob nie persönlich besprochen hat, fand ich völlig unrealistisch. Und Jacob hätte seine zahlreichen Mailentwürfe an Lena auch mal abgeschickt und sich nicht nur die Gedanken von der Seele geschrieben. Außerdem fand ich die Gründe ihrer Eltern, Lena allein auf die Hallig fahren zu lassen, um den Nachlass zu klären, total an den Haaren herbei gezogen.

So sehr ich mich auf der Hallig mit seinen Bewohnern wohlgefühlt und die Natur und die Bienen genossen habe, so wenig konnte mich leider die Liebesgeschichte abholen, auch wenn sie insgesamt recht unterhaltsam war. Von Persephone Haasis habe ich schon bessere Romane lesen dürfen.

Ein Urlaubsroman mit Honigmilch und Bienengesumm, reichlich Halligflair und einer Liebesgeschichte, die mich leider nicht überzeugen konnte.

Bewertung vom 03.06.2022
Schweikert, Ulrike

Berlin Friedrichstraße: Tränenpalast / Friedrichstraßensaga Bd.2


ausgezeichnet

Die bewegende Schilderung einer Familie zwischen Ost und West

In Berlin wachsen die Freunde Robert, Johannes, Ilse und Ella auf, bis der Krieg sie trennt. Und auch nach dem Frieden bleiben tiefe Wunden zurück, der Bahnhof Friedrichstraße wurde teilweise zerstört. Nur Johannes’ Kiosk blieb als Treffpunkt der Freunde, die fast zu einer Familie geworden sind. In den Nachkriegsjahren bekommt Lilli, die Tochter von Robert, Zwillinge, ihr Freund Michael verschwindet und sie muss die Kinder allein durchbringen.

Ulrike Schweikert hat das Zeitgeschehen im zweigeteilten Berlin genau recherchiert und es sehr bildhaft und mit realistisch wirkender Dramatik geschildert. Mir stockte oft der Atem als ich die dramatischen Vorgänge gelesen habe. Der Roman startet 1945 mit Fliegeralarm und Bombenangriffen auf Berlin. Alles liegt in Schutt und Asche. Dann folgt der Einmarsch der Russen und mit ihnen ihre widerwärtigen und gewalttätigen Übergriffe auf Frauen und junge Mädchen. Welches Leid da über die Frauen kam, ist kaum vorstellbar. Ein Kriegsverbrechen, dass noch heute nicht als solches gilt. Ich habe mit Lilli und Ella gehofft, dass sie die harte Zeit nach dem Krieg gut überstehen. Sie mussten nicht nur die sexuelle Gewalt erleiden, sie mussten auch bei Hunger und im Kältewinter ihre Kinder schützen und versorgen, um zu überleben.

Als endlich wieder Frieden herrschte, hieß das auch etliche Kriegsheimkehrer mit ihren seelischen Wunden aufnehmen und die Trümmer wieder aufzubauen. Viele dieser Lasten wurden einzig und allein von Frauen bewältigt. Der Begriff Trümmerfrauen kommt nicht von ungefähr. Während sich die Lage im Westteil Berlins durch den Aufbau der Westallierten langsam verbessert, bleibt der Osten unter russischer Führung weiterhin zurück. Die Gründung der DDR sorgte mit seinem Regime für Unterdrückung der Meinungsäußerung und die Bürger wurden bespitzelt. Wer Republikflucht begehen wollte, wurde unter Strafe gestellt. Die Folgen kennen wir, 1961 wurde die Mauer gebaut, die Berlin und damit etliche Familien trennte.

Nachdem Lillis Freund Michael spurlos verschwunden ist, opfert sie sich für ihre vaterlosen Zwillinge Anne und Cornelia auf, den einzigen Halt findet sie bei Michaels Mutter Ella. Und es ist ein Lichtblick, als dann ihr Vater Robert und Johannes aus dem Krieg zurückkehren, allerdings im Ostsektor. Viele Szenen spielen sich in Johannes Kiosk ab, er wird zum familiären Zufluchtsort. Und im geteilten Berlin bekommt der benachbarte Bahnhof Friedrichstraße eine ganz besondere Bedeutung, hier trennt sich nun die deutsche Bevölkerung in Ost und West und es kommt zu dramatischen Szenen der Trennung, die auch in Lillis Familie für Probleme sorgt.

Man kann bei diesen Schilderungen oft nur schlucken und hoffen, dass sich solche Szenen nicht wieder auf deutschem Boden abspielen. Ulrike Schweikerts flüssiger und einnehmender Schreibstil hält uns die harten Prüfungen des Lebens von Lilli, Ilse und Ella in dieser Zeit bildhaft genau vor Augen. Ich war oft betroffen, was sich im Osten abspielte, wo doch das Ende des Krieges eigentlich ein neuer Anfang sein sollte. Die Schilderungen zeigen sehr anschaulich die politische Entwicklung, die Unterschiede zwischen Ost und West und die bedrückende Situation der Menschen in der DDR.

Ein sehr bewegender, zeitbeschreibender Abschluß der Reihe, der die Dramatik einer deutsch-deutschen Teilung und die Vorgänge in Berlin Ost deutlich macht und damit tief unter die Haut geht.

Bewertung vom 02.06.2022
Baumann, Margot S.

Nebelreise


gut

Leichte Lektüre für den Sommerurlaub

Die Juristin Samantha sucht als Nachlassverwalterin eine verschwundene Millionenerbin und reist ins malerische Küstenstädtchen Poole. Die Spurensuche erweist sich als wenig ergiebig, dafür lernt Samantha zufälligerweise den jungen Ethan kennen, der ihr sehr sympathisch ist. Beide unternehmen eine Wochenendtour auf die Kanalinsel Jersey, dort erhofft sich Samantha ein weiteres Puzzleteil für ihre Erbschaftssache. Aber vorrangig genießt sie erst einmal die Gesellschaft Ethans.

Bei diesem Roman erlebt man einen unterhaltsamen Mix aus schönen Landschaftsbeschreibungen, angenehmen Charakteren, einer Prise Liebe mit romantischen Gefühlen und einem besonderen Geheimnis. Durch den flüssigen Schreibstil und die interessante Spurensuche als roten Faden der Geschichte kann man der Handlung gut folgen. Die bildhaften Beschreibungen der Handlungsorte Poole und Jersey oder zu Hardy´s Cottage sind so verlockend, dass man selbst gern dabei wäre.
Eigentlich wollte Samantha ja nur einen beruflichen Auftrag erfüllen, doch ihre eigenen Gefühle und Lebenswünsche sind so stark, dass sie mit Herzflattern über ihre Zukunft nachdenkt. Die Liebesgeschichte zwischen Samantha und Ethan beginnt recht schnell, später taucht noch eine Ex-Verlobte auf, was Samantha etwas verwirrt. Allerdings sind beide sehr ineinander verliebt, landen nach romantischen Szenen im Bett und genießen ihre gemeinsamen Ausflüge.

Bei der Erbschaftssache liegt aber vieles im Dunkeln und auch wenn manches vorhersehbar ist, dauert es etwas, bis sich Erkenntnisse durch Zufall oder Schicksal zeigen und damit endlich die wahren Hintergründe offenlegen. Solche Zufälle finde ich immer sehr unglaubwürdig, weil sie schlicht zu konstruiert wirken. Ziemlich einfach, weil sie sich wiederholen erscheinen mir die gleichlautenden Satzenden des 48. Kapitels und des letzten Kapitels.

Diese romantische Lektüre mit Südenglandflair ist als leichte Unterhaltung für den nächsten Urlaub sicher gut geeignet.

Bewertung vom 31.05.2022
Mahler, Nicolas

Romy Schneider


sehr gut

Eine ausdrucksstarke filmografische Erinnerung an Romy Schneider

Nicolas Mahler lebt und arbeitet als Comiczeichner in Wien. Romy Schneider, eigentlich Rosemarie Magdalena Albach, lebte von 1938-1982.

Romy Schneider spielte in zahlreichen Filmen mit, deckte dabei viele Genres ab und war auch in Frankreich und Hollywood ein gefeierter Star. Sie gilt als eine der erfolgreichsten Schauspielerinnen im letzten Jahrhundert. Vielen Zuschauer:innen spielte sie sich schon allein durch ihre Rolle als Sissi für immer ins Herz. Der Comic-Zeichner Nicolas Mahler bebilderte Romys 58 Filme und zeigt damit die Bandbreite ihres Könnens. Das Buch wird damit zu einem Nachschlagewerk für alle Fans der Ausnahmeschauspielerin.

Seit ihrer Jugendrolle als Sissi habe ich Romy Schneider auch in weiteren Filmen bewundert und empfand sie immer als interessante und außergewöhnliche Person, deren Leben von der Presse und ihrem Mythos geprägt war.

Dieses Buch ist eine Hommage an Romy Schneider, es enthält Infos zu ihrem Leben und zeigt den zeichnerischen Blick Mahlers auf Romy in ihrer jeweiligen Rolle. Seine Illustrationen sind eine Mischung aus Karikatur und Zeichnung, die so treffend gelungen sind, dass man die Schauspielerin perfekt wiedererkennt.

Zu jedem Filmtitel werden neben einer knappen Inhaltsangabe das Erscheinungsjahr, der Regisseur und wichtige Filmpartner erwähnt. Romy spielte mit namhaften Schauspielern wie Michel Piccoli, Alain Delon, Jean- Paul Belmondo, Anthony Perkins und Gert Fröbe. Ob Heimatfilm, Beziehungsdrama, Komödie, Literaturverfilmung oder Arthouse-Film, Romy glänzte in diversen Genres und eroberte sich damit ihren Platz im Filmgeschäft. Das Buch startet mit "Wenn der weiße Flieder wieder blüht" von 1953 und endet mit Romys letztem Film "La passante du Sans-Souci" aus 1982. Kurz darauf verstarb die Schauspielerin in Paris.

Es ist ein Genuss Mahlers wunderbar charakteristisch treffende Illustrationen zu betrachten und dazu die von ihm gewählten Zitate Romys, die Stilmittel oder Dialoge, Nerd-Wissen oder andere Details zu den Filmen lesen zu können. So bekommen die Bilder den nötigen Hintergrund, der sie gekonnt in den jeweiligen Kontext rückt und mehr über die Zeit, die Entstehung und Romys persönliche Eindrücke verrät.


Eine ausdrucksstarke Filmografie für alle Filmfreunde und Fans von Romy Schneider, die mir besonders durch die treffende zeichnerische Darstellung Mahlers gut gefällt.

Bewertung vom 30.05.2022
Vöhringer, Sabine

Schatten über Saint-Tropez / Conny von Klarg Bd.1


sehr gut

Angenehm spannende Krimiunterhaltung mit schönem Frankreichflair
Der Kriminalroman "Schatten über Saint-Tropez" ist der erste Fall für Conny von Klarg von Sabine Vöhringer, der im Goldmann Verlag erscheint.

Journalistin Conny von Klarg ist gerade frisch getrennt von ihrem Freund Félix und fährt für einen Reisebericht nach Saint-Tropez. Dort möchte sie ihre mütterliche Freundin und Hotelbesitzerin Simonette besuchen, doch statt sie im Hotel anzutreffen, befindet sich Simonette wegen Mordverdachts an Milliardär Henri Moreau in der Gendarmerie. Conny ist von Simonettes Unschuld überzeugt und sucht nach entlastenden Beweisen und den wahren Hintergründen des Mordfalls. Dabei stösst sie unter den Bewohnern des Küstenstädchens auf eine Mauer des Schweigens. Welche alten Geheimnisse sollen hier verborgen bleiben?

Bei diesem Krimi habe ich mich einerseits auf die wunderbare Kulisse der südfranzösichen Landschaft gefreut und außerdem auf das Kennenlernen der neuen Ermittlerin Conny von Klarg.

Conny möchte ihrer alten Freundin Simonette helfen, doch die verschweigt ihr wichtige Informationen. Was hat sie zu verbergen und welches Geheimnis möchte sie nicht ans Licht der Öffentlichkeit kommen lassen? Es ist ein etwas verzwickter Fall, weil viele Figuren involviert sind, die jeweiligen Beziehungen nicht auf Anhieb zu durchschauen sind und man nicht einschätzen kann, wer hier welche Interessen vertritt. Da gibt es Grundstücksspekulanten, die nur an ihren Profit denken und außerdem sorgen verschwundene Kunstwerke für große Fragezeichen. Ist Simonette an diesen Machenschaften beteiligt, Conny kann sich das nicht vorstellen. Aber wer hat den Milliardär Henri Moreau dann auf dem Gewissen?

Bei ihren Ermittlungen bringt sich Conny selbst in Gefahr, scheinbar bleiben ihre Nachforschungen nicht unbemerkt und dann taucht auch noch ihr Ex Félix wieder auf und ist ebenfalls im Fall unterwegs.

Der Fall ist von der Grundidee her interessant angelegt, leider entwickelt sich die Handlung durch einige Zeitsprünge und zahlreiche manchmal zu ausführlich eingebaute Nebenfiguren anfangs recht wirr. Diese unterschiedlichen Personen gedanklich zu ordnen hat mir den Einstieg in die Geschichte etwas erschwert und nur wenige sind für die Handlung wirklich wichtig. Der Einblick in Connys Leben lässt uns erfahren, wie sie Félix kennengelernt hat. Ihre Beziehung scheint nicht so harmonisch zu laufen, wie es sich Conny erhofft hat. Das Wiedersehen wühlt nun alte Erinnerungen auf.

Der roten Faden wird durch die Mordermittlung bis zum Ende durchgehalten. Für unterhaltsame Momente sorgen die stimmungsvollen Beschreibungen von Land und Leuten, von Lavendelduft und Thymia, dem erwähnten Mistral und der Küche Südfrankreichs, die beim Lesen Urlaubsgefühle aufkommen lassen. Zu diesem Flair passen auch die erwähnten Gemälde namhafter Künstler, die sich von diesem schöne Fleckchen Erde für ihre Werke inspirieren ließen.

Die Auflösung des unblutigen Falls entblättert sich Stück für Stück, Sabine Vöhringer legt durch die vielen Personen immer neue Fährten, die sich dann durch neue Wendungen als nichtig erweisen. So wird es insgesamt spannend, aber es ist schwierig, eigene Lösungsmodelle zur Tat zu entwickeln. Trotzdem habe ich diesen Krimi bis zum Ende gefesselt verfolgt und bin gespannt, wie sich Conny in ihrem nächsten Fall schlagen wird.

Ein fesselnder Urlaubskrimi, der Sehnsucht nach Saint-Tropez aufkommen lässt und mit der unerschrockenen Conny einfach für gute Unterhaltung sorgt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.05.2022
Engel, Henrike

Ein Leben für das Glück der Kinder / Die Hafenärztin Bd.2


ausgezeichnet

Bietet ein vielfältiges und wunderbar fesselndes Lesevergnügen

In Hamburg befindet sich 1911 der größte Auswandererhafen Deutschlands. Die Ärztin Anne Fitzpatrick und die angehende Lehrerin Helene Curtius kümmern sich um das Wohl vieler armer Familien. Besonders die Kinder sind oft die Leidtragenden. Eine Reihe mysteriöser Todesfälle durch Vergiftung lässt Kommissar Berthold Rheydt aktiv werden. Aber wer könnte etwas gegen diese Menschen haben?

Nachdem mich der Auftakt der Reihe begeistert hat, stürzte ich mich voller Interesse in Band 2 und wurde nicht enttäuscht. Henrike Engels ist erneut ein mitreißender Roman gelungen, der Liebe, Leid, Emanzipation, Neuanfang und den Wunsch Tausender Auswanderer nach einem besseren Leben Ausdruck verleiht.

Der Roman knüpft direkt an Band 1 an und es ist eine Freude, die starken Protagonistinnen Anne und Helene mit ihren gewohnten Eigenschaften und Charakterzügen wieder begleiten zu dürfen. Beide Frauen stellen sich gesellschaftlichen Normen entgegen und helfen Frauen und Kindern. Zu den Hauptfiguren gehört aber auch Kommissar Berthold Rheydt, dessen kriminaltechnischer Spürsinn und seine loyale Art mir bei der Aufklärung seiner Fälle gut gefallen haben.

Der flüssige, wunderbar situationsbeschreibende und bildhafte Erzählstil nimmt mich von Anfang an gefangen, hier wird nicht nur die Not der Auswanderer beschrieben, sondern gleichzeitig auch Annes und Helenes Erlebnisse und zeitbeschreibende Handlungen beschrieben und mit einer spannenden Krimihandlung unterlegt. So wird man von der Geschichte in einen Strudel voller Spannung hineingezogen, der bewegende Handlungen freilegt und in vielfacher Hinsicht einfach ein wunderbar fesselndes Lesevergnügen bietet.

Zum Thema Giftmorde möchte ich hier nichts verraten, die Aufklärung im Buch sollte man selbst verfolgen. Mich konnten auch die persönliche Entwicklung der Hauptfiguren überraschen, hier gibt es neue Aspekte, die gut unterhalten und die Leser:innen an die Geschichte binden.

Diese spannende und wunderbar zeitbeschreibende Fortsetzung der Hafenärztin-Reihe hat mich voll überzeugt und ich warte nun sehnsüchtig auf den im November 2022 erscheinenden 3. Band.

Bewertung vom 25.05.2022
Klink, Vincent

Ein Bauch spaziert durch Venedig


sehr gut

Venedig genießen mit allen Sinnen

Meisterkoch Vincent Klink geht mit diesem Buch auf kulinarische Entdeckungsreise in Venedig und zeigt uns nicht nur Kunst- und Kulturschätze, er gibt auch köstliche Einblicke in die sagenhaft köstliche venetianische Küche.

Klink reist in Richtung Venedig und nimmt uns mit in seine Stationen, Hotels und Reiserouten, die er in Wort und Bild unterhaltsam näher bringt. Er nächtigt in Südtirol, passiert die Dolomiten und schließlich spaziert er mit charmantem Plauderton durch Venedig. Dort beschreibt er anhand der Kirchen und Gebäude die Geschichte und kulturelle Entwicklung Venedigs und zeigt uns einige edle Hotels mitsamt ihrer Ausstattung und Besonderheiten. Dabei erwähnt er auch die illustren Gäste, natürlich nicht ohne die Köstlichkeiten der jeweiligen Küche zu erwähnen. Denn das ist ja sein Metier und so leidenschaftlich wie er kocht, so gern isst er auch. Dazu passt es, dass er gewissermaßen selbstironisch immer mal wieder seinen Bauch erwähnt. Daneben gibt er Anekdoten und Lebenseinblicke zu berühmtenr Dichtern und Malern (Tizian, Giotto, Tintoretto, Giorgione u.a.) zum Besten und man spürt das Lebensgefühl und die Historie so lebendig, als wäre man direkt vor Ort.

Ganz nebenbei werden einige Rezepte vorgestellt, die man der Cucina Veneziana, also der örtlichen Küche zuordnen kann. Pasta Fagioli, Risotto, Carpaccio, Pulposalat mit Limonenmarinade, geröstete Sepia, Vongole, Baccala Mantecato und einige weitere sind mitsamt der Zutatenliste und den Zubereitungshinweisen aufgeführt.

In einem Kapitel widmet sich Klink in seinen Ausfühungen insbesondere der venezianischen Küche.

Das Buch wird als kulinarisch verheißungsvolles Porträt Venetiens angekündigt und das kann ich voll und ganz unterschreiben. Es ist sehr unterhaltsam und ich konnte mir gut vorstellen, wie Vincent Klink doch etwas fußlahm entlang der sakralen Bauten durch Venedig läuft, müde auch vom reichhaltigen Essen samt Sambucca oder Wein.

Ganz nebenbei wird es interessant, denn die erwähnten Dichter, Denker und Künstler, sowie Promis sorgen für schöne Einblicke auf dieser Stadtführung, wo man Venedigs alte Architektur beschrieben bekommt. Man könnte das Buch als informativen und unterhaltsamen Reise- und Restaurantführer betiteln, wo sich Kunst-, Architektur- und Literaturinformationen neben kulinarischen Genüssen einfinden.

Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Meisterkoch so einen schönen Erzählstil besitzt und sich nicht nur der Küche Venedigs widmet, sondern sich darüber hinaus auch noch für Kunstschätze und Kulturelles interessiert und seinen Leser:innen näher bringt und damit dieses Buch in einen kulinarischen Reiseführer verwandelt. Irgendwie macht diese Lektüre nicht nur Sehnsucht nach Kunstschätzen und den schönen Gebäuden Venedigs, sondern auch sehr viel Appetit!

Bewertung vom 22.05.2022
Laurin, Johanna

Die Liebenden von Nizza


sehr gut

Gut erzählter Unterhaltungsroman mit historisch bewegendem Kern

Kunstexpertin Romy wird im Auftrag von Monsieur Fauberge von Rechtsanwalt Adam Gold als Detektivin im Fall eines verschwundenen Gemäldes angefragt. Die Aufklärung von Raubkunst liegt ihr am Herzen und so willigt sie ein und reist nach Süd-Frankreich. Dort macht sie sich mit Adam auf die Spurensuche nach dem dritten verschollenen Bild eines Triptychons, dem Gemälde "Die Liebenden von Nizza". Die anderen zwei Bilder wurden bereits gefunden und sind in einem Museum zu sehen.

"Verschwenden Sie nicht ihr Leben, Romy. Das ist der beste Rat, den ich Ihnen geben kann. Leben Sie." Zitat Seite 185

Johanna Laurin hat mit "Die Liebenden von Nizza" einen wunderschönen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der einem verschwunden Gemälde auf die Schliche kommt, dass in den Wirren des 2. Weltkriegs in Südfrankreich verschwunden ist. Dabei lässt sie ihre Leser:innen in zwei Zeitperspektiven eintauchen. In der Gegenwart begleiten wir Kunstexpertin Romy und Anwalt Adam auf der Suche nach dem verschollenen Bild mit dem geheimnisvollen Liebespaar. Die Rückblenden führen in die Vergangenheit zwischen 1915 - 1944 und erfahren dort die Hintergründe zu Charlottes und Henris schicksalshaftem Lebensweg.

Ein sehr flüssiger, zeitbeschreibender und bildhafter Erzählstil führt durch die Handlung und fesselt bis zum Ende, um dort hinter das Rätsel und die Herausgabe des Bildes mitzuerleben. Auf atmosphärisch geschilderte Weise tauchen wir in die Zeit der Nazibesatzung und der Résistance ein und verfolgen die schreckliche Verfolgung jüdischer Menschen. Es ist ein bewegendes Bild, die Verwicklungen und Grausamkeiten der Figuren dieser Zeit mitzuerleben und es kommen einige Geheimnisse ans Licht.

Die Liebesgeschichte um Charlotte und Henri Fauberge, die Eltern von Romys Auftraggeber, wird mit der Entstehung des Gemäldes wunderbar erzählt. Die historischen Einblicke finde ich sehr schlüssig und für mich war dieser Handlungsstrang der interessantere, wobei auch die Herausgabe des Bildes sehr spannend gestaltet ist.

Dieser Roman wird eindringlich erzählt und die Vorgänge der Geschichte werden lebendig wiedergegeben. Ein wenig verliert sich für mich die Spannung im Mittelteil in den einigen Nebenhandlungen und ich konnte auch manchen Figuren nicht so nahe kommen, wie erhofft. Aber dennoch habe ich mit den Personen mitgelitten und mitgefiebert und ich habe die Schilderung der Schauplätze genossen.

Für alle Geschichtsinteressierten zeigt dieser Roman eine historisch interessante Reise nach Nizza, die mit einem Kunstraub und etwas Liebe für unterhaltsame Lesezeit sorgt. Die Bücher der Autorin kann ich allen sehr ans Herz legen.