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Raumzeitreisender
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Buchwurm, der sich durch den multidimensionalen Wissenschafts- und Literaturkosmos frisst

Bewertungen

Insgesamt 771 Bewertungen
Bewertung vom 20.06.2016
Bartens, Werner

Was Paare zusammenhält


sehr gut

„Jahrzehntelange Spätfolgen nach Lektüre können nicht ausgeschlossen werden!“

Mit dieser Aussage beweist der Schreiber des Klappentextes Humor. Dagegen teile ich nicht dessen Meinung, dass die Erkenntnisse aus dem Buch oftmals überraschend sind. Meines Erachtens handelt es sich um Erkenntnisse, die überwiegend bekannt, aber in dieser gebündelten Form dann eben doch lesenswert sind. Es wäre auch erstaunlich, wenn auf dem Gebiet der menschlichen Beziehungen eine Fülle neuer Einsichten zutage kämen.

Patentrezepte gibt es weder für Aktienanlagen noch für das Beziehungsglück. Dennoch lassen sich Beziehungen durch viele kleine Dinge verbessern. Nicht nur im Kapitel „Zeit für Streicheleinheiten“ werden Beispiele genannt. Autor Bartens thematisiert ausführlich die Nebenwirkungen einer Trennung. Auswirkungen sind nicht nur im emotionalen Bereich zu erwarten, sondern insbesondere auch in gesundheitlicher Hinsicht. „Eine glückliche Partnerschaft ist gesund und daher wohl der beste Schutz vor den negativen Auswirkungen von Stress.“ (116)

Das Buch besteht aus einer Vielzahl kleiner Kapitel, die zur Einstimmung jeweils mit einem Spruch einer berühmten Person überschrieben sind. Der Text ist verständlich und wer Bücher wie „Emotionale Intelligenz“ von Daniel Goleman, „Du kannst mich einfach nicht verstehen“ von Deborah Tannen oder „So machst du dir Freunde“ von Andrew Matthews kennt, kann erahnen in welche Richtung es in diesem Buch geht. Die (humorvollen) Beispiele aus der Tierwelt (Seeadler, Schimpansen) verdeutlichen, dass in eine Beziehung investiert werden muss. (130) Langzeitpaare erfahren, was sie zusammenhält.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.06.2016
Sheldrake, Rupert

Der Wissenschaftswahn


weniger gut

Sheldrakes Abrechnung mit dem Materialismus

Rupert Sheldrake ist bekannt für seine Theorie der morphischen Felder. Diese seien für die Formgebung von Organismen und für die Informationsübertragung zwischen ihnen verantwortlich und eine Art Gedächtnis der Natur. Eine präzise Theorie mit falsifizierbaren Aussagen hat er bis heute nicht vorgelegt.

Im vorliegenden Buch hinterfragt Sheldrake den Materialismus. Im Fokus stehen zehn Glaubenssätze, die sich Wissenschaftler ungeprüft zu eigen machen. Er hält die Naturwissenschaften für dogmatisch, ein Vorwurf, der gewöhnlich gegenüber Religionen erhoben wird. Ist dieser Vorwurf gerechtfertigt?

Bereits die erste Frage "Ist die Natur mechanisch?" irritiert und lässt den Schluss zu, dass Sheldrake nicht hinreichend zwischen Natur und Naturwissenschaft, zwischen Wirklichkeit und Modell bzw. zwischen Untersuchungsgegenstand und Methode unterscheidet. Wie die Natur funktioniert, wissen wir nicht, wir können nur Theorien entwickeln und diese empirisch überprüfen.

Die Naturwissenschaften beruhen auf dem methodischen Atheismus. Das impliziert, dass keine übernatürlichen Ursachen zugelassen werden. Damit ist der Rahmen abgesteckt. Der Raum außerhalb dieses Rahmens ist der Raum außerhalb des naturwissenschaftlichen Paradigmas. Das bedeutet nicht, dass unsere Welt auf das reduziert werden kann, was mit naturwissenschaftlichen Methoden gemessen werden kann.

Beim Thema Bewusstsein stellt Sheldrake die Schwächen des Materialismus und des Dualismus heraus. Während der Materialismus am Bewusstsein scheitert, kann der Dualismus nicht die Verbindung zwischen Körper und Geist erklären. Hat Sheldrake den Weltknoten gelöst? Er beruft sich auf die schwer verständlichen Theorien von Whitehead und postuliert eine aus der Zukunft wirkende geistige Kausalität.

Auch andere Fragen, die Sheldrake stellt, betreffen den Rahmen und können mit naturwissenschaftlichen Methoden nicht beantwortet werden. "Ist die Natur ohne Zwecke und Absichten?", ist so eine Frage. Die Naturwissenschaften erklären das "wie" der Erscheinungswelt. Zum "warum" können sie keine Aussagen treffen.

Das Gedächtnis beruht laut Sheldrake auf morphischer Resonanz. Experimente mit Ratten bestätigen, dass der Lernerfolg steigt, wenn andere Ratten die gleichen Aufgaben bereits gelöst haben. Morphische Resonanz ist Sheldrakes Erklärung für diesen Effekt. Er beruft sich auf den Flynn-Effekt. Dieser kann auch als Gegenthese verwendet werden, denn tatsächlich nimmt der IQ seit einigen Jahren ab.

"Das Verhalten komplexer Systeme ist nicht aus den Eigenschaften ihrer Bestandteile abzuleiten, weshalb man eigene Sprachen braucht, um sie wissenschaftlich beschreiben zu können." Bereits Ernst Mayr schrieb zum Reduktionismus: "... dass die Versuche einer "Reduktion" rein biologischer Phänomene oder Begriffe auf Gesetze der Physik und verwandter Naturwissenschaften jedoch selten, wenn überhaupt jemals, zu irgendwelchen Fortschritten unseres Verständnisses geführt haben."

Es mangelt in dem Buch an wirklich neuen Erkenntnissen. Es ist eine Zusammenfassung seiner Kritik an den Naturwissenschaften und dem Wissenschaftsbetrieb. Kritik ist grundsätzlich zu begrüßen. Sheldrake muss aber damit leben, dass auch seine Thesen kritisiert werden, solange er keine überprüfbaren Hypothesen aufstellt.

Sheldrake vermischt naturwissenschaftliche Methodik und Weltbilder bzw. erkenntnistheoretische Fragen mit ontologischen Fragen. Die Naturwissenschaften begründen ein methodisches Vorgehen, aber kein Weltbild. Ein Weltbild beinhaltet eine Welterklärung. Religionen beruhen auf Offenbarungen und damit persönlichen Erfahrungen. Den Prozess der Selbstkorrektur gibt es bei Religionen nicht, daher ist der Vorwurf, Naturwissenschaften seien dogmatisch, nicht gerechtfertigt.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.06.2016
Schirrmacher, Frank

Ego


gut

„Schöne neue (digitale) Welt“ – eine Gesellschaftskritik

Die Gedankenmodelle der Ökonomie beherrschen die Sozialwissenschaften. Die vollständige Ökonomisierung der Welt wird Realität. Frank Schirrmacher spricht von "ökonomischem Imperialismus". Unterstützt wird dieser Eroberungsfeldzug durch ausgefeilte Strategien (Spieltheorie), die kluge Physiker und Mathematiker während des Kalten Krieges aus Gründen der militärischen Abwehr entwickelt und in Computerprogramme gegossen haben.

Die zugrunde liegenden Ego-Strategien werden heute in weiterentwickelten Programmen u.a. an der Börse verwendet und bewirken, dass der Mensch sich den implementierten Regeln unterwirft und auch unterwerfen muss. Es entsteht eine auf Egoismus beruhende Eigendynamik, die nicht mehr kontrollierbar ist, zumal wir es mit Unternehmen als (Evolutions-)Akteuren zu tun haben. Systeme formen zunehmend den Menschen.

Autor Schirrmacher wählt für sein Anliegen eine Erzählform, die es dem interessierten Leser nicht leicht macht, seine Botschaft zu verstehen. Zweifelsohne ließe sich das Thema verständlicher und kürzer fassen, als in einer Mischform aus Sachbuch, Roman und Science Fiction. Es ist kein Zufall, dass Erinnerungen an Aldous Huxleys "Schöne neue Welt" und andere gesellschaftskritische Werke wach werden. Schirrmacher warnt vor einem gesellschaftlichen Horrorszenario.

Die Struktur des Buches erinnert an ein Hologramm. Im ersten Kapitel wird eine Facette des Problems unscharf formuliert und jedes weitere Kapitel führt dazu, dass das Gesamtbild an Kontur gewinnt, ohne jedoch wirklich scharf zu werden. Es ist kein stringenter Aufbau erkennbar, sondern Schirrmacher springt von Kapitel zu Kapitel, wiederholt sich, lässt historisches Wissen einfließen und skizziert ein düsteres Gesamtbild.

Der Mensch wird Opfer seiner eigenen Techniken und Strategien. Die Ökonomisierung hat gesiegt. Kann dieses Szenario durchbrochen werden?

M.E. muss sich das Individuum über Systeme bzw. digitale Entscheidungsfindungen hinwegsetzen, wieder Mensch werden. Das impliziert bewusste Entscheidungen gegen optimierte Ego-Strategien, ein Aufbegehren gegen computergestützte geistige Armut. Der Preis dafür ist hoch, er besteht in Irrationalität und Angreifbarkeit.

Schirrmacher will durch dieses (leider schwer verständliche) Buch aufrütteln, Diskussionen in Gang setzen. Es ist eine Mahnung.

Bewertung vom 19.06.2016
Ziegler, Günter M.

Darf ich Zahlen?


sehr gut

Geschichten aus der Mathematik

In den Vorbemerkungen zum Buch erläutert Günter Ziegler, Professor für Mathematik an der TU Berlin, seine Motivation und Zielsetzung für das Buch. Es geht um „Mathematik machen“. Im Fokus sollen die Menschen hinter den Zahlen stehen und die Orte, an denen Mathematik betrieben wird. Der Kampf mit der Präzision ist mit Emotionen verknüpft, wie am Beispiel von Andrew Wiles deutlich wird. „Es war so unbeschreiblich schön; so einfach und elegant. Ich konnte nicht begreifen, wie mir das hatte entgehen können, und zwanzig Minuten lang starrte ich nur ungläubig auf die Lösung“, so Wiles, als er eine wichtige Erkenntnis auf dem Weg zum Beweis der Fermatschen Vermutung gewonnen hatte.

Begeistert hat mich das Kapitel über die Zufallszahlen. Wie schwierig ist es doch, eine zufällige Zahlenfolge zu erzeugen. Mit Hilfe statistischer Tests kann festgestellt werden, ob Zahlenfolgen wirklich zufällig sind oder ob sie versteckt doch Systematiken enthalten. Zahlenfolgen verraten viel. So hat jeder Mensch sein eigenes Profil bei der Auswahl von Zufallszahlen. Und weil es so schwierig ist, zufällige Zahlenfolgen zu bestimmen, kann mittels statistischer Methoden zum Beispiel festgestellt werden, ob Bilanzen gefälscht wurden.

Autor Ziegler beschreibt kuriose Anwendungen der Mathematik. So macht er deutlich, was hinter dem Body Mass Index wirklich steckt, erläutert die Huntington-Affäre und geht der rätselhaften „42“ auf den Grund. Er lüftet das Geheimnis der Sudokus und lässt uns Staunen über Primzahlen auf alten Knochenfunden. Mathematischen Beweisen widmet er ein eigenes Kapitel und sensibilisiert die Leser für die Schwächen von Computerbeweisen.

Warum gibt es für mathematische Glanzleistungen keinen Nobelpreis? Autor Ziegler bringt Licht ins Dunkel und erläutert die Legenden, die sich um diese Frage ranken. Es sind die Legenden und auch die spektakulären Lebensgeschichten einiger Mathematiker, die dem Buch Leben einhauchen. Alexander Grothendieck, Paul Erdös und Persi Diaconis seien hier als Beispiele genannt.

Günter Ziegler ist ein humorvoller Mathematiker. Aus dem Klappentext geht hervor, dass er eine Charme-Offensive für sein Fach starten will. Das ist ihm mit diesem Buch gelungen. Es ist kein Drama wie „Fermats letzter Satz“ von Simon Singh und auch nicht so tief gehend wie „Die Musik der Primzahlen“ von Marcus du Sautoy, aber insgesamt unterhaltend und erhellend. Es ist m.E. eher für Leser gedacht, die bislang wenig Berührungspunkte mit der Mathematik und den Lebensgeschichten großer Mathematiker hatten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.06.2016
Kehlmann, Daniel

F


sehr gut

Ein literarisches Experiment statt Schema „F“

„F“ ist ein gesellschaftskritischer Roman, dabei spielt es keine Rolle, ob „F“ Fatum (Schicksal), Fälschung oder Friedland bedeutet, es steht sicherlich nicht für Firlefanz, wie in „Spiegel Online“ kreiert. Das würde dem Roman, der gescheiterte Existenzen in verschiedenen Facetten thematisiert, nicht gerecht werden.

Daniel Kehlmann beschreibt am Beispiel der Familie Friedland zerrüttete Beziehungen und die Verlogenheit und Leere der modernen Gesellschaft. Die Zwillinge Eric und Iwan und ihr Halbbruder Martin repräsentieren die Krisen in den gesellschaftlichen bzw. wirtschaftlichen Bereichen Kirche, Kunst und Kapital. Ihr Vater Arthur steht für Verantwortungslosigkeit und nihilistische Leere. Er verlässt die Kinder, um sich als Schriftsteller selbst zu verwirklichen. Seine Arbeit besteht darin, Bücher zu schreiben, die Menschen in den Suizid treiben. Das ist Zynismus pur.

Die Protagonisten haben nicht nur mit sich selbst Probleme (Pfarrer, der nicht glaubt; Finanzberater, der Geld seiner Kunden verzockt; Kunstkenner, der Bilder fälscht), sondern auch mit ihren Familien und mit ihrem weiteren Umfeld. Eine positive Orientierungsfigur ist nicht erkennbar. Das schwarze Cover des Buches symbolisiert den Inhalt. Autor Kehlmann baut in „F“, wie schon in „Ruhm“, zahlreiche Verflechtungen zwischen Personen und Ereignissen ein.

Kehlmann verwendet eine verständliche Sprache, wenngleich sein Roman nicht massenkompatibel ist. Er hat den Mut zu experimentieren. Wie langweilig sind doch manche (Erfolgs-)autoren, die ihr gleiches Schema "F" ständig wiederholen.

Der Roman wirkt kopflastig und wenig emotional. Um die Querverbindungen zu erkennen, muss manchmal zurückgeblättert werden, aber das ist man von „Ruhm“ gewohnt. „F“ ist ein Roman über menschliche Abgründe ohne Hoffnungsschimmer. Damit wird im Hinblick auf seine früheren Bücher deutlich, dass Kehlmann thematisch umschalten kann. Sein Roman lässt sich interpretieren als eine düstere Persiflage auf die heutige Zeit.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.06.2016
Dal Masetto, Antonio

Blut und Spiele


ausgezeichnet

Jenseits von Eden

Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine Inszenierung menschlicher Abgründe in dem Provinznest Bosque, irgendwo in Argentinien. Die lieblos wirkenden Dorfbewohner sind die Akteure eines Schauspiels, welches von Heuchelei, Neid und Geltungssucht nur so trieft. Versteckte und offene Brutalität prägen den Alltag und Jagdszenen auf menschliche Opfer sorgen für Unterhaltung. Protagonist Muto reist in dieses Dorf, um Nachforschungen über einen Bankraub anzustellen, der dort anderthalb Jahre zuvor verübt worden ist. Um an Informationen zu gelangen, gibt er sich als Drehbuchautor aus, der den Bankraub verfilmen will.

Jeder spielt sein eigenes Spiel in Bosque. Großen Einfluss besitzt der machtbesessene und gefühlskalte Anwalt Varini. Für ihn sind die Menschen Schachfiguren, die nur richtig bewegt werden müssen. Er versteht es perfekt, Intrigen zu spinnen und Menschen zu manipulieren. Die Darsteller haben alle ihre Macken, angefangen von der geltungssüchtigen Hotelangestellten Verónica, der geheimnisvollen Leda, dem schießwütigem Ingenieur Zamudio oder der masochistisch veranlagten Schuldirektorin Benavídez.

Beeindruckend, wie Dal Masetto es gelingt, ohne jegliche moralische Wertung, den Hang zur Gewalt in Bosque als etwas Alltägliches darzustellen. Der Dorfgemeinschaft ist die Liebe abhanden gekommen und keiner merkt oder hinterfragt das. Der Verlauf der Geschichte bleibt unvorhersehbar; das Ende überrascht. Die bitterböse Charakterstudie „Blut und Spiele“ ist spannend, lehrreich und fünf Sterne wert.

Bewertung vom 17.06.2016
Kisch, Robert

Glück


sehr gut

Perspektivwechsel in Richtung Glück

„Streng genommen gibt es unentwegt solche Momente, denke ich, von denen jeder einzelne das Potenzial in sich trägt, Glück zu machen.“ (219)

Autor Robert Kisch erzählt seine Geschichte, er ist Protagonist und Ich-Erzähler. Ob bzw. inwieweit es sich um einen Tatsachenroman handelt, ist für den Leser nicht verifizierbar. Die geistige Entwicklung des Protagonisten einschließlich seiner Ängste und Sorgen ist glaubhaft dargestellt.

Das Buch besteht aus mehreren Teilen mit auffallend kurzen Kapiteln. Überschriften wie „Ich und du“, „Geist und Wahrheit“ oder „Leben und Tod“ deuten bereits darauf hin, dass der Autor hier einen Selbstfindungsprozess beschreibt. Protagonist Kisch wird im Möbelhaus gekündigt, ist desillusioniert und begibt sich auf eine Pilgerreise durch Deutschland.

Er beobachtet sein Umfeld und ist nachdenklich. Auf seiner Reise trifft er Menschen, die ihm Erkenntnis und Orientierung bieten. Es handelt sich nicht um eine utopische Reise wie die des Ibn Fattuma in dem gleichnamigen Meisterwerk von Nagib Machfus und auch nicht um einen Lebenskünstler, wie er in Büchern von Wilhelm Genazino zelebriert wird. Robert Kisch geht seinen eigenen Weg.

Auf seiner Tour durch Themen der Hirnforschung, der Grundlagenphysik, der Philosophie, des Taoismus und der Betriebswirtschaft reflektiert Kisch sein eigenes Leben. Er erkennt bei seinen Streifzügen durch Wissenschaft und Alltag, dass es manchmal die einfachen Dinge im Leben sind, die Glück produzieren. Manchmal reicht ein einfaches „Danke“ aus.

Die Botschaft ist angekommen. Die Verpackung ist anders als bei Coelhos „Der Alchimist“ oder bei Kerkelings „Ich bin dann mal weg“ und gerade dadurch lesenswert. Robert Kisch hat seinen Weg in Richtung Glück gefunden, ohne dass dieser Weg sentimental oder kitschig wirkt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.06.2016
Kubin, Alfred

Die andere Seite


weniger gut

Ein destruktiver Roman

„Die andere Seite“ von Alfred Kubin ist ein phantastischer Roman, der ein düsteres, ins Irreale abgleitendes, grauenvolles Untergangsszenario beschreibt.

Dem Ruf seines ehemaligen Schulfreundes Patera folgend, siedelt der Erzähler mit seiner Frau in das weit entfernt liegende Traumreich Perle, irgendwo in Asien, über. Er soll teilhaben an der Erschaffung einer neuen Welt.

Das fehlende Sonnenlicht in Perle ist ein erster Hinweis auf das Grauen, das sich dort allmählich entwickelt. Patera, verantwortlich für Perle, ist ein gottähnlicher Herrscher eines Traumreichs (Zitat: „Du siehst, ich bin der Herr! - Auch ich war verzweifelt, da baute ich mir aus den Trümmern meines Gutes ein Reich. - Ich bin der Meister!“).

Mit dem Erscheinen von Herkules Bell, einem Amerikaner, spitzt sich die Situation zu. Bell entwickelt sich zum erbitterten Gegenspieler von Patera. Der Machtkampf führt zur Apokalypse. Bell ist zwar der Gegner von Patera, aber alles andere als eine Lichtgestalt. Dies wird bereits in seiner Proklamation „Werdet alle Söhne Luzifers!“ deutlich. Das Reich löst sich allmählich auf.

Insbesondere in der zweiten Hälfte des Romans verschmelzen Traum und Realität miteinander. Die Beschreibungen wirken grotesk. Die Auseinandersetzung zwischen Lebenswillen und Todessehnsucht führt zur Apokalypse.

Fazit: Wenn das Ziel darin Bestand, die Hölle zu beschreiben, ist dem Autor das auch gelungen. Wegen der surrealistischen destruktiven Beschreibungen würde ich den Roman nicht empfehlen.