Benutzer
Benutzername: 
ws
Wohnort: 
Markdorf
Über mich: 
... was ich rezensiere, bewerte, das habe ich auch gelesen!

Bewertungen

Insgesamt 1256 Bewertungen
Bewertung vom 18.05.2019
Karsten, Arne

Der Untergang der Welt von gestern


ausgezeichnet

Irgendwo zwischen zwei Stühlen...

So fühlt man sich während und nach der Lektüre dieses Buches.

Einerseits wird aus rein historischer Sicht klar, dass der Erste Weltkrieg nicht ausschliesslich durch das Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand samt Gemahlin Sophie Chotek am 28. Juni 1914 verursacht wurde. Sondern dass es in den zu Österreich-Ungarn, der k.u.k Doppel-Monarchie gehörenden Gebiete auf dem Balkan schon lange gärte. Schon der erste Blick auf die doppelseitige Übersichtskarte im Inneren des Buchdeckels verdeutlicht, wie viele Länder, Ethnien, Religionen im König- und Kaiserreich zusammengefasst waren. Welche auseinanderdriftenden gesellschaftlichen Kräfte schon vor dem Tag des Attentats wirkten.

Alleine die Kenntnis, welche Sprachenvielfalt beim österreich-ungarischen Militärs seinerzeit herrschte, beleuchtet die Problematik: es wurde Deutsch, Ungarisch, Tschechisch, Slowakisch, Polnisch, Ruthenisch, Slovenisch, Serbisch, Kroatisch, Rumänisch, Italienisch und Ladinisch geredet.
Zitat aus dem Österreichischen Staatsarchiv: "Im Sommer 1914 waren lediglich 142 Truppenkörper einsprachig. In 162 Truppenkörpern wurden zwei Sprachen, in 24 drei Sprachen gesprochen. Es gab sogar einige Regimenter, in denen vier Sprachen verwendet wurden. Von den 142 einsprachigen Truppenkörpern waren nur 31 deutschsprachig.“

Trotz jahrelanger Forderungen der ungarischen Politik hatte Kaiser Franz Joseph die gemeinsame deutsche Kommandosprache und die Dienstsprache deutsch für alle k. u. k. Regimenter auch für jene in Ungarn nicht aufgegeben. Unabhängig von prinzipiellen Standpunkten galt es allerdings ab Kriegsbeginn für die Armeeführung den reibungslosen Ablauf der militärischen Operationen sicherzustellen. Sprachliche Dogmen wurden gelockert. Das den Tabellen beiliegende Schreiben zeigt dies deutlich. Für den dienstlichen Schriftverkehr sollte jene Sprache verwendet werden, die am zuverlässigsten die rasche und sichere Verständigung gewährleisten würde." Die sich daraus ergebenden Probleme sind offensichtlich. Denn zu jeder Sprache gehört natürlich eine Region, die nach einer Loslösung aus der k.u.k.-Monarchie strebte.

Zudem beschreibt der Autor nachvollziehbar die Wirkung der von den Staaten der Entente massiv ausgebauten (und nachweislich falschen) Propaganda. In der die Mittelmächte, insbesondere die Deutschen als wahre Tiere, als blutrünstige Bestien dargestellt wurden.

Bei all diesen Schilderungen kommt dann doch der eine oder andere Vergleich zu den aktuellen Vorgängen und Zuständen in der Weltpolitik in den Sinn.
Beispielsweise Zitat von Seite 105: "... die britische Verschlagenheit und Heimtücke... Ein Mann wie der Philosoph Arthur Kaufmann ... äußerte während des Krieges die Ansicht, er würde keinen Moment zögern, England durch Knopfdruck zu versenken, gäbe es die Möglichkeit dazu."
Oder Seite 177, es geht um die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und die Bedingungen, die in den Vertrag von Versailles geschrieben werden sollen: Schon einige Monate vor dem Bekanntwerden der Pariser Friedensbestimmungen hatte sich Schnitzler am 11. Januar 1919 entsetzt gezeigt über «die fabelhafte Ignoranz drüben [in Amerika] in geographischer und historischer Hinsicht. Das sitzt über Deutschland und Oesterreich zu Gericht - und entscheidet die Zukunft der nächsten Jahrzehnte - und damit den Verlauf der Weltgeschichte. Es ist kaum möglich."

Bewertung vom 18.05.2019

Abgefahren - die schönsten Bikertouren in Europa


ausgezeichnet

... nicht nur für Mopedfahrer, im Cabrio sind die Landschaften und Strecken ebenso toll!

Nein, um es gleich voraus zu schicken: alle beschriebenen 35 Touren konnte ich (noch) nicht befahren, noch nicht geniessen. Aber die, die ich kenne, werden hier bestens beschrieben. Inklusive zahlreicher Ausflugstipps, die es in erreichbarer Nähe links und rechts der Strecken zu sehen gibt. Von denen ich auch noch nicht alle kenne.

Der Zusatz "in Europa" sagt es schon: die Touren sind in ganz Europa zu finden. Von Norwegen, Schottland oder Irland bis runter nach Portugal, Kroatien/Montenegro oder Tschechien. Dass weder Frankreich noch die Schweiz, Österreich, Italien, der Harz oder der Schwarzwald fehlen, ist bei der Kombination der Stichworte "Bikertouren" und "Europa" eh klar.

Damit man sich einen ersten Eindruck von der jeweiligen Route verschaffen kann, wird diese in einem abgesetzten Kasten in Stichworten wie Start-, Endpunkt, Distanz (bis zu 2.130 Kilometer durch Irland), voraussichtliche Dauer (zwischen einem Tag und zwei oder drei Wochen), Vorschläge für Zwischenstationen ansatzweise beschrieben. Deutlich ausführlicher, wie erwähnt mit Ausflugtipps und auch Hinweisen zu Hotels, sonstigen Unterkunftsmöglichkeiten, sieht dann die eigentliche Tourenbeschreibung aus. In angenehm zu lesenden knapp gehaltenen Texten wird die Stadt, die Passstrasse und so weiter weiter beschrieben.

Sowohl bei den Ausflugs- als auch bei den Tipps zu Unterkünften werden Internetadresse für zusätzliche Informationen, soweit vorhanden Telefonnummer und sogar die GPS-Koordinaten angegeben. Bei den etwas ausführlicheren Textinformationen weist eine Kennziffer, die dann auch in der Streckenkarte eingetragen ist, auf den Ort, wo was zu finden ist, hin.

Die zahlreichen, sehr schön gelungenen Farbfotos wecken bei Betrachten auf der Stelle die Vorfreude auf die nächste Bikertour. Pardon, im konkreten Fall auf die nächste Cabrio-Tour.

Bewertung vom 17.05.2019

Unterwegs in den Alpen


ausgezeichnet

Ein hervorragender 'Appetizer'...

Wer mit dem Gedanken spielt, seien Urlaub anstatt auf einem gegen Gebühr geliehen Liegestuhl am überfüllten Meeresstrand zu verbringen, wer wissen will, was den Reiz der Alpen ausmacht, wer sich einen ersten, aber dafür gründlichen Eindruck dieser faszinierenden Landschaft verschaffen will, der findet in diesem Reisebuch die Antworten. Ebenso wie derjenige, der den Reit schon kennen lernen konnte und in Erinnerungen schwelgen will. Genauso wie die- oder derjenige , der schon manches von und in den Alpen gesehen, erlebt hat und nach einer weiteren Alpenregion sucht.

Mit sehr schönen Farbfotos, knapp gehaltenen Texten, die auf das Wesentliche eingehen, wird die rund 1.200 Kilometer lange und bis zu 300 Kilometer breite Region präsentiert. In einem jeweils eignen Kapitel wird der zu Deutschland, der Schweiz, Österreich, Slowenien, Italien und Frankreich gehörende Teil der Region gezeigt und erläutert.

Allerdings handelt es sich um keinen Reiseführer. Es sind also keine Hinweise zu Hotels, Restaurants, Touren per Auto, per Fahrrad oder zu Fuss zu finden. Anders herum ausgedrückt: kurze Textinformationen und vor allen richtig schöne Bilder. Die den Gedanken an einen Pauschal-all-inclusive-Urlaub samt Billig-Flug und Dauerparty sehr schnell verschwinden lassen.

Der Reiseatlas am Ende des Buches (Massstab 1:340.000) ermöglicht eine erste Orientierung. Bedingt durch diesen Massstab ist es logischerweise nicht möglich, die reizvollen kleinen Strassen und Pässe zu finden. Besser als ein Navi ist der Atlas allemal. Weil er den landschaftlichen Zusammenhang erkennen lässt. Wer bei seiner Reise die kleinen, wenig befahrenen Strecken bevorzugt, wird die Investition von rund 10,00 € in eine Strassenkarte (1:150.000), am besten vom österreichischen Kartenverlag freytag & berndt, nicht scheuen.

Dieses sehr schöne Reisebuch gemeinsam mit dem Atlas für eine erste Orientierung weckt die Lust auf die Alpen. Auf den mit dieser Region verbundenen Erholungsfaktor.

Bewertung vom 14.05.2019
Fischer, Andreas

On the Road - Sizilien mit dem Campervan


schlecht

Kann man lesen, muss man nicht... Denn es ist schade um die Zeit...

Von dem Untertitel sollte man den Kauf nicht abhängig machen. Zwar werden einschliesslich einem Abstecher nach Stromboli (Tour 6) insgesamt acht Touren entlang den Küsten und zweieinhalb auch ins Innere der grössten Insel im Mittelmeer beschrieben. Wobei der Autor ausser bei Palermo um fast alle Touri-Zentren wie Taormina an der Ost-oder Cefalù an der Nordküste einen weiten Bogen schlägt. Die Tourenvorschläge sind auch recht gut beschrieben, mit einigen brauchbaren Adressen und Koordinaten für ein GPS-Gerät versehen.

Allerdings entspricht der sonstige Inhalt des Buches einem recht persönlichen Reisebericht. Durchsetzt mit ebenso recht persönlichen Farbfotos. Was beispielsweise soll das halbseitige Foto der Partnerin des Autors welches zeigt, wie sie grade mit Pudelmütze und Schweisserbrille ausgestattet die Bettdecke aus der Luke der hochklappbaren Schlafstätte des VW Busses schüttelt? (S. 97)
Informationswert gleich Null.

Welche Information soll ein Farbfoto auf Seite 85 rechts unten vermitteln, auf dem zu erkennen ist, wie oder dass der Autor mit Schieberkappe und Sonnenbrille ausgestattet in der rechten Hand ein aufgeschlagenes Buch hält und mit der linken Hand zu einer Kaffeetasse greift??

Das Bild des schieberbemützten und sonnenbebrillten Autors auf einen Bambusstab (?) gestützt an einem Sandstrand stehend, auf dem sonst nur ein paar weitere Bambusstangen, Sand und Meerwasser zu sehen sind, gibt jetzt auch nicht gerade viel her. (S. 72).
Wie sich ein VW Bus mit offener Schiebetüre und geöffneter Heckklappe in der Einfahrt eines relativ neuen sizilianischen Hauses optisch macht, bedarf nicht viel Phantasie. Informationsgehalt des Bildes gleich Null.

Die bunte Bettwäsche des Autors samt Partnerin hat weder mit 'traumhaften Standplätzen' noch mit 'spannenden Aktivitäten' das Geringste zu tun. Egal, ob die Beiden nebeneinander auf dem Dach der Fahrerhauses, auf dem das bunte Bettzeug ausgebreitet ist, sitzen (ganze Seite 14). Oder ob die Partnerin bäuchlings aus der oben angesprochenen Luke des Hochklappdaches hängt. Wiederum mit buntem Tuch um den Kopf gewickelt und (Schweisser-) Brille... (halbe Seite 9)

Kurzum: na ja...

1 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.05.2019
Gastl, Markus

Ideenbuch Nützlingshotels


ausgezeichnet

Großteiles schöne Ideen zusammengestellt

Zur Zeit (05/2019) wird überall publiziert, dass das Insekten- und Artensterben weltweit grassiert. Und wenn überhaupt, dann nur mit grossen Anstrengungen zu verlangsamen ist. Ob es überhaupt noch gestoppt werden kann, ist mehr als fraglich.

Wer zumindest einen winzig kleinen Teil bei dem Stop-Versuch unternehmen will und Dank eines Gartens oder Balkons auch die Möglichkeit hierzu hat, findet in dem kleinen Buch knapp 30 (Bau-) Vorschläge für Nistkästen, Überwinterungsmöglichkeiten,, Gestaltung von Aufenthaltsplätzen etc. Alles gut bebildert, mit Materialliste, Bauanleitung, geschätztem Zeitbedarf etc.
Wobei aber sicher nicht restlos alles Ernst genommen werden kann. Schon beim ersten Durchblättern drängte sich mir die Frage auf, was Meisen wohl von einer aus dicker Filzwolle gestrickten Haube für Meisenknödel halten mögen...

Und ob Hornissen ein altes, in einen Baum gehängtes Nachtkästchen, in dessen Türe ein Einflugloch gesägt ist, besonders attraktiv finden, sei auch mal dahin gestellt. Wobei konkret hier (aber auch bei manch anderen Vorschlägen) der Hinweis fehlt, dass die Ränder des Einfluglochs sauber geglättet und abgeschliffen werden müssen. Sonst besteht die Gefahr, dass die Flügel der Hornissen beim Ein- und Ausfliegen reissen.

Der Grossteil der Ideen ist wirklich nett und einfach umzusetzen. Wobei es absolut Sinn macht, sich nach der Entscheidung für die eine oder andere Idee im Internet noch weitere Informationen bezüglich der Besonderheiten des geplanten Baus (s.o., Stichwort 'Hornissen'), des zu verwendenden Bau- oder Füllmaterials, des idealen Standortes und so weiter zu besorgen.

Aber schon die Ideen sind zum Grossteil schön, einfach umzusetzen. Und hoffentlich hilfreich.

Bewertung vom 14.05.2019
Wagener, Klaus; Mansfeld, Susanne

777 Dekoideen


sehr gut

Quietsche buntes Buch...

Nicht alle der 777 Dekoideen sind geschmackvoll, ästhetisch. Gar einige sind zumindest nach unserem Empfinden äusserst kitschig. Das ist aber wie üblich Geschmackssache.

Was das Buch aber auf jeden Fall ist: Die Farbfotos der fertigen Dekorationen sind sehr nett, die Anleitungen, wie das Eine oder Andere zu basteln ist, ebenso. Aber durch das teilweise farbige Papier und die teilweise aufdringlich bunte Seitengestaltung sind die meisten der knapp 370 Seiten mehr als quietschebunt. Beim Durchblättern denkt man manchmal, man bekommt ein papschsüsses Erdbeereis mit Meringen und Zuckerwatte garniert vorgesetzt.
Macht aber nichts, viele der Dekoideen sind originell, einfach zu machen. Und hübsch.

Vom Aufbau der fünf Kapitel, die vier Jahreszeiten plus "Ideen fürs Wohnen mit Pflanzen", gibt es nichts zu meckern.

Bewertung vom 13.05.2019
Görtemaker, Heike B.

Hitlers Hofstaat


ausgezeichnet

Von Hitler in seinem privaten Umfeld geduldete Personen. Und was aus ihnen wurde.

Für Geschichtswissenschaftler, Psychologen und anderen Angehörigen vergleichbarer universitärer Beschäftigung, die sich aus beruflichen Gründen mit der Person Hitlers auseinandersetzen, mag Manches von dem, was Heike Görtemaker hier an Informationen zusammen getragen hat, bekannt sein.

Für alle Anderen, die sich aus Interesse dafür, wer zum 'inner circle' auf dem Berghof bei Berchtesgaden oder in der Reichskanzlei samt dazugehörender Bunkeranlage gehörte, beschäftigen, ist das Buch eine lesenswerte Quelle.

Von den Ursprüngen einer kleinen bayerischen Splitterpartei mit dem Bierhallen-'Redner' Hitler, dessen materieller und personeller Unterstützung arrivierter Mitglieder der damaligen Gesellschaft wie Magda Quandt, Winifred Wagner (Stichwort Bayreuth) und anderen namhaften Personen bis hin zum Untergang des Dritten Reiches. Die Rolle des 'Hof-Fotografen' Hoffmann, die Beziehung zu Görings Goebbels, Himmler, Speer samt deren Frauen beziehungsweise Familien, den zahlreichen Generälen, die Beziehung zu seiner Nichte Geli Raubal, natürlich die enge und beidseitig begründete Beziehung zu Eva Braun samt deren Familie, die Autorin beleuchtet das private Umfeld Hitlers.
Ebenso die Scheinwelt, die Hitler der damaligen Öffentlichkeit präsentieren liess.

Man muss sich nicht unbedingt jeden der zahlreichen Namen merken. Es ist auch ohne dauerhafte Kenntnis dieser Namen möglich, sich einen etwas genaueren Eindruck der Person Hitlers und seiner Unterstützer zu machen.

Auch "Neue Existenzen" (S. 361), die nach 1945 begründet wurden, werden beschrieben.

Hinsichtlich des Ent-Nazifizierungsprozesses fehlt meines Erachtens leider Vieles: wie konnte Hans Globke zum Staatssekretär unter Bundeskanzler Adenauer werden? Globke war immerhin Mitautor und Kommentator der 'Nürnberger Rassegesetze', die 1935 beschlossen wurden. Mit denen einer der Wege zum Holocaust eröffnet wurde. Oder Filbinger. Oder Kurt Georg Kiesinger. Oder, oder.
Obwohl: diese Personen gehörten ja nicht zum inneren Kreis. Aber auch für diesen inneren Kreis gilt die Feststellung der Autorin: "Die «Vergangenheitspolitik» (Norbert Frei) der neuen Bundesrepublik beförderte diese allgemeine Selbstentlastung, indem sie mit mehreren Amnestiegesetzen die Strafverfolgung von NS-Tätern beendete..."

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.04.2019
Roberts, Andrew

Feuersturm


ausgezeichnet

1945 endlich und offiziell beendet zeigt der Zweite Weltkrieg bis heute seine Folgen

Daraus lässt sich zu Recht der Schluss ziehen, dass es keine endgültig vergangene Geschichte ist. Die besser im Gedächtnis begraben wird. Sondern dass die fürchterliche Zeit zwischen dem 1. September 1939 und dem 2. September 1945 nicht vergessen werden darf.

Der höchst anerkannte britische Militärhistoriker, auch Gastprofessor am Kings College London im "Department of War Studies", gelingt es hier, die einzelnen Entwicklungsschritte des weltweiten tobenden kriegerischen Konflikts nicht nur zu erläutern, Schritt für Schritt, welche militärische und/oder politische Entscheidung wurde wodurch und durch wen ausgelöst, hatte welche Folgen. Sondern mittels zahlreicher Zitate aus Kriegstagebüchern einfacher Soldaten das Grauen ansatzweise, wenn auch im Vergleich zur damaligen Realität nur minimal, nachvollziehbar zu
machen. Aber auch Zitate von Angehörigen der oberen Befehlsebenen bis hin zu Generälen, Zitate von Goering, Goebbels, Hitler, Stalin, Arthur Harris ('Bomber Harris', der Befehlshaber der Royal Air Force. Er liess beginnend mit Juli/August 1943 durch die Operation Gomorrah Hamburg in Schutt und Asche legen; anschliessend weitere 13 deutsche Städte auf ähnliche Weise.), Churchill, Roosevelt, General Patton, General Montgomery, Marshall Georgi Shukow, um nur ein paar zu nennen, verdeutlichen die Entwicklungen der sechs Jahre des Zweiten Weltkrieges.

In chronologische-sachlicher-regionaler Reihenfolge werden alle entscheidenden Schritte, Schlachten weltweit dargestellt. Demnach natürlich auch die Feldzüge in Griechenland, in Nord-Afrika oder der Krieg im Pazifik, die Atlantik-Schlacht geführt durch den U-Boot-Krieg der deutschen Marine. Wobei die Opferzahlen, seien es die der Militärangehörigen aus allen Nationen einschliesslich Australier, Inder, Franzosen, Afrikaner oder Neuseeländer, seien es die der Zivilpersonen einen auch heute noch erschaudern lassen.

Die entsetzlichen Gräueltaten nicht nur der SS, sondern ebenso von zahlreiche anderen Deutschen Wehrmachtsangehörigen begangen, aber auch die des amerikanischen, sowjetischen und nicht zu vergessen japanischen Militärs werden teilweise bis ins Detail geschildert. Es lässt einen erschauern. Ebenso wie die grauenhaften Vorgänge und Umstände im Zusammenhang mit den Holocaust, mit der Belagerung von Leningrad, dem Russlandfeldzug, speziell auch Stalingrad, der Schlacht bei Kursk, der Kämpfe um das Kloster auf dem Monte Cassino im Süden Italiens, die Landung der Alliierten in der Normandie. Weltkrieg ist demnach wirklich als Krieg auf der ganzen Welt zu verstehen.

Einige qualitativ gute Schwarz/Weiss-Fotos, in der Mitte des Buches eingebunden, zeigen Situationen während einiger entscheidender Vorgänge.

Auch die aus heutiger Sicht glücklicherweise begangenen Fehlentscheidungen Hitlers mit den Folgen, die es gehabt haben könnte, so er andere, aus militärischer Sicht richtige Entscheidungen getroffen hätte, stellt der Autor dar. Wobei die beiden Atombombenabwürfe des amerikanischen Militärs über Hiroshima und Nagasaki wiederum aus militärische Sicht halbwegs nachvollziehbar werden.

Das Einzige, was ich an dem hervorragenden Buch an Negativ-Kritik vorbringen kann: zum einen sind die Übersichtskarten wegen der fast immer fehlenden Legende extrem schwer korrekt zu interpretieren. Da der Text logischerweise mit militärischen Fachausdrücken durchsetzt ist (z. B. 'Panzer-Division', 'Division', 'Heeresgruppe', 'Armee' etc.) wäre eine Art Glossar, in der diese Begriffe deutlich erklärt werden, sehr sinnvoll. Mitsamt ihren jeweiligen Entwicklungen im Verlauf des Krieges. Die Anzahl Soldaten, Panzern, Geschützen und so weiter wurde im Verlauf des Krieges notgedrungener Massen reduziert, die Bezeichnung deswegen aber trotzdem beibehalten.

dtv hat vor wenigen Wochen ein Titel auf den Markt gebracht:
"Den Zweiten Weltkrieg verstehen; 1939 - 1945 in Info-Grafiken"
Beide Bücher