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Juti
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Insgesamt 735 Bewertungen
Bewertung vom 03.01.2017
Wulf, Andrea

Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur


ausgezeichnet

Mehr als eine Biographie, weil nicht nur das Leben Humboldts, sondern auch die Wirkung von Humboldt Werk auf die Nachwelt beschrieben wird. Humboldt war befreundet mit Goethe, den er häufiger bei seinem Bruder in Jena traf.
Thomas Jefferson, 4. Präsident der USA, hat er auf seiner Südamerikareise von 1799-1804 getroffen. Charles Darwin wurde von Humboldt inspiriert, ebenso wie Simon Bolivar, Henry David Thoreau, George Perkins Marsh, Ernst Haeckel und John Muir. Die Namen zeigen schon, dass die Intention der Autorin war, dass Humboldt in der englischsprachigen Welt nicht vergessen wird. Wegen dieses Buches habe ich Humboldts Ansichten der Natur und Kosmos Band 1 und 2 auf die Liste der von mir zu lesenden Bücher geschrieben.
Auch in Homboldts Leben klappte nicht alles. Er wollte nach Indien, erhielt aber von den Briten keine Erlaubnis, vermutlich weil er sich in Südamerika klar gegen den Sklavenhandel ausgesprochen hatte. Stattdessen reiste er 1829 durch Russland und auch dort weiter, als ihm erlaubt worden war.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.12.2016
Wells, Benedict

Vom Ende der Einsamkeit


ausgezeichnet

Was braucht ein Buch um die Bestnote zu erlangen? Spannend, fesselnd, gut lesbar muss es sein. All das hat dieses Buch. Und du freust sich auf sprachliche Höhepunkte wie der erste Satz. Außerdem hat mir das Sprachbild auf S.128 gefallen: „Die Szenerie hatte etwas von einem Schachspiel, bei dem nur noch zwei gegnerische Figuren übriggeblieben waren, die sich jedoch nicht mehr angreifen konnten. Wie zwei Läufer auf unterschiedlichen Farben.“
Die Philosophie, vielleicht sagt man besser Lebenseinstellung, einer nihilistische Familie wird geschildert. Und natürlich die Bedeutung von Familie und Freundschaft.
Der Autor erwähnt häufiger auch andere Bücher. Mich wundert, dass keiner meiner Vorredner auf Alvas ersten Mann Romanow eingeht, der im Buch Schriftsteller ist, aber wie ein Zar heißt und so auch behandelt wird.
Der Inhalt der Geschichte ist schon oft genug beschrieben. Vielleicht etwas zu viel Rosemunde Pilcher (oder wie ich sie mir vorstelle, da ich sowas nicht schaue).Aber deswegen gibt es keinen Punktabzug.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.12.2016
Melle, Thomas

Die Welt im Rücken


sehr gut

Sehr lobenswert ist die Idee über eine Krankheit ein Buch zu schreiben, weil Krankheiten in der heutigen Gesellschaft oft todgeschwiegen werden. Das Buch ist inormativ, spannend, mitunter sogar lustig. Vermutlich das Thema bedingt schweiften meine Gedanken oft ab und ich fühlte mich selbst depressiv (eine Manie erlebte ich nicht). In diesem Buch werden soviele Namen genannt, dass ein Register schon wünschenswert wäre.
Allerdings verstehe ich einige Zusammenhänge nicht, ein Beispiel S.293:
„Der Oberarzt kam mir nicht mit der Wirkung, sondern mit der Industrie. Dem allgegenwärtigem Verdacht, dass die gesamte Pharmaindustrie nur eine gigantische Geldmaschine sei, die den Kranken unnütze, aber einträgliche Chemiehämmer verpasse, war so der Wind aus den Segeln genommen.“ Ich verstehe das nicht, da doch gerade die Industrie die Geldmaschine ist.
Ich muss leider einen * abziehen.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.12.2016
Roper, Lyndal

Der Mensch Martin Luther


ausgezeichnet

Die Biographie zum Reformationsjahr.
Auch wenn mir von Luther einiges bekannt war, so habe ich dennoch Neues erfahren. Ich wusste nicht, dass Luther in Mansfeld in einem Bergbaugebiet aufgewachsen ist. Überhaupt kann ich mir den Rohstoffabbau im Mittelalter nur schwer vorstellen, doch gerade die Entdeckung Amerika brachten diesen Wirtschaftszweig zum Erliegen.
Weiter neu war mir, wie tief Luthers Denken mit dem Teufel verwurzelt war. Die Geschichte mit dem Tintenfass kannte ich, aber das selbst Melancholie, heute würden wir sagen Depression; von Luther als ein Werk des Teufels angesehen wurde, wusste ich nicht. Übrigens hatte Luther ein großes Netz von Bekanntschaften, die er durch Briefe pflegte und die bei ihm auch psychologischen Rat suchten.
Gut dargestellt wird auch der Wandel vom asketischen Mönch zum lebensfreudigen Ehemann, der ein lockeres und witziges Verhältnis zur Sexualität hatte. Der alte Luther erinnert mich etwas an Helmut Kohl. Er verkrachte sich mit allen. Melanchthon konnte zum Glück einiges abwenden.
Theologisch wichtig und ausführlich beschrieben wird der Streit zwischen den Lutheranern und den Sakramentierern, die an der Anwesenheit Christi im Abendmahl zweifeln. Hier wird deutlich, dass Luthers Einstellung auf die Universität Wittenberg und aufdas Kurfürstentum Sachsen abfärbte, für ganz Deutschland aber blieben die Lutheraner eine Regionalreligion.
Natürlich hörte ich bereits von Luthers Entführung auf die Wartburg, doch unbekannt war mir, wie sehr er von seinen guten Beziehungen zum Landesherrn dank Spalatin abhing. Radikalere Reformen, die die Stellung der Fürsten und die Ordnung im Reich in Frage stellten, lehnte er ab.
Diese Biographie ist keine Lobhudelei, Luther wird als Judenfeind dargestellt, der sie schärfer beschimpfte, als es zu damaliger Zeit üblich war, was leider auch Auswirkungen auf das Verhältnis der evangelischen Kirche mit dem Nationalsozialismus hatte.
Als persönliche Bemerkung möchte ich hinzufügen, dass ich nun auch verstehe, warum die evangelische Kirche an der Kirchensteuer festhält, die ich so gern in eine Kultursteuer umwandeln würde, aber auf mich hört ja keiner und eine poltische Strömung in diese Richtung ist nicht in Sicht.
Fazit: sehr empfehlenswert

Bewertung vom 04.12.2016
Tóibín, Colm

Nora Webster


sehr gut

Ein trauriges Buch, was aber sofort fesselt. Maurice, Nora Websters Mann, ist vor Beginn des Buches gestorben, an Krebs, und dieses Buch behandelt die traurigen Gedanken der jungen Witwe, wie sie ihre 4 Kinder, 2 große Töchter, 2 kleinere Söhne, ohne Vater eine gute Zukunft geben kann. Von Geldsorgen bis Schulproblemen ist alles dabei.
So zeitlos dieses Thema ist, so wird es dennoch nicht zeitlos behandelt, denn es kommt auch der Nordirlandkonflikt zur Sprache, wie die Gelehrten sagen, Anfang der 70er Jahre. Leider fehlt mir hier mitunter der Bezug zur Familie Webster, auch wenn sich später herausstellt, dass die Tochter Aine in Dublin mit demonstriert hat und kurzzeitig vermisst wird. Auch die klassische Musik, das neue Hobby der Mutter ist mir etwas zu ausführlich.
Mehr erhofft und bis zum Ende nicht wirklich aufgeklärt wird die Ursache für das Stottern des älteren Sohnes Donal. Anfangs dachte ich hier könnte ein Missbrauch vorliegen, aber das wird im Buch nicht thematisiert.
Selbst wenn behauptet wird, dass dieses Buch autobiographische Züge habe, so hätte ich mir eine etwas allgemeinere Behandlung des Themas Überleben einer Familie nach dem frühen Tod des Vaters gewünscht. Es ist aber wohl nicht zuviel verraten, dass der Leser am Ende denkt, dass Nora Webster (und ihre Kinder) ihren Weg schon machen werden.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.11.2016
Preisendörfer, Bruno

Als unser Deutsch erfunden wurde


gut

Aus dem Wissen des Autors hätte ein ganz großes Buch werden können. Er gewährt uns einen schönen Einblick in die Lutherzeit und auch Herr Dürer kommt nicht zu kurz. Mir gefällt auch der Anhang mit den verschiedenen Gruppenbildern seiner Zeit.
Die FAZ hat aber recht, der Titel „ Als unser Deutsch erfunden wurde“ ist irreführend. Dafür reicht S.45: „Zu den Worten, die ... Luther ... zum Allgemeingut gemacht hat, gehört .. die Lippe ..., Almosen, Hügel und Kahn. Zu seinen Eigenprägungen ... Lückenbüßer, Feuereifer, Herzenslust,
die Adjektive friedfertig, kleingläubig Gottselig, die Verben überschatten, beben, erregen...“
Und dieses Zitat zeigt noch etwas: Das Buch ist mitunter umständlich geschrieben. Es fehlt die für ein Sachbuch notwendige Kürze. Zwar wird mit * immer markiert, wo der Leser zum gleichen Thema in ein anderes Kapitel wechseln kann, doch mir fehlte stets das Bedürfnis, ja gegen Ende war ich erschrocken, wieviel ich vom Anfang vergessen habe. Mich würde interssieren, ob es Leser gibt, die die Anmerkungen nützlich fanden.
In der FAZ vom 17.11. 2016 stand sinngemäß, dass eine Biographie von Freud zwangsläufig von einem Psychologen geschrieben werden muss, während eine Biographie von Luther offensichtlich auch von Kulturwissenschaftlern geschrieben werden kann.
Ich weiß nicht, ob dieses Buch gemeint war. Luthers 2,5 Sakramente wie auf S.218 kamen mir jedenfalls auffällig vor und ich weiß nicht, ob das Allgemeingut ist.
Was ich aber weiß, das ins Buch ein Hinweis gehört hätte, dass der Limbus (S.332) von Papst Benedikt XVI. 2007 aus der Lehre der Kirche gestrichen wurde. Und ein Hinweis auf das Konzil von Trient, wenigstens im Gruppenbild der Päpste hätte ebensowenig geschadet.
Abschließend möchte ich nochmal positiv erwähnen, dass ich mich nicht gelangweilt habe.
Also volle Punktzahl wegen des umfangreichen Wissens, 1* Abzug wegen der umständlichen Sprache und 1* Abzug wegen des falschen Titels und der fehlenden Hinweise.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.11.2016
Pearce, Fred

Die neuen Wilden


sehr gut

Die wesentliche Aussage des Buches, die etwas zu oft wiederholt wird, ist, dass neue Arten Ökosysteme in der Regel bereichern und dass sich die Natur von sich aus ändert. Als Beispiel dient die Insel Ascension im Atlantik. Gegenbeispiele wie Guam werden aber keinesfalls ausgelassen.
Außerdem wird für Amerika und England gezeigt, dass sie nicht unter Neuankömmlingen leiden. Probleme wie die chinesische Wollhandkrabe werden auch angesprochen, aber Lösungen werden nicht gezeigt.
Im zweiten Teil wird gezeigt, dass die Natur kein ökologisches Gleichgewicht kennt und dass es keine Rückkehr zur ursrünglichen Natur gibt, wenn man nicht zooähnliche Parks errichten will.
Wölfe, die ohne Zutun des Menschen nach Westeuropa zurückkehren sind für den Autor die wahren „neuen Wilden“.
Ich habe durch dieses Buch neue Gedanken im Naturschutz gewonnen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2016
Weidenholzer, Anna

Weshalb die Herren Seesterne tragen


schlecht

Eigentlich mag ich Geschichten in denen es um Glückssuche geht. Aber diesem Buch fehlt schlicht die Handlung. Ein Karl quartiert sich in ein Hotel an der Autobahn, befragt hin und wieder Leute mit dem Glücksfragebogen aus Bhutan und denkt dauernd an seine Margit. Bis S.95 habe ich durchgehalten, länger nicht.

Bewertung vom 06.11.2016
Blum, Daniela

Der katholische Luther


sehr gut

Neu für mich war, dass Luther Professor an der Uni in Wittenberg war. Und dass sich die Themen von der Ablassfrage zur Stellung des Papstes und der Konzilien wandelte. Dazu passt das Zitat von S.136, „dass alles nicht so weit hätte kommen müsse, hätte Rom nicht ihn [Luther], sondern Tetzel gemaßregelt“. Schön ist auch das letzte Kapitel, wie das „katholische“ Bild von Luther entstanden sind. Einladung und Schluss sind dagegen nicht sehr erbauuend, da die Frage, ob Luther katholisch war, ohnehin nicht mit ja oder nein beantwortet werden kann.
Die Frage, warum die Autorin gerade die Personen ausgesucht hat, die dargestellt werden, hätte ich gerne noch beantwortet. Anfangs ist es noch plausibel erklärt, gegen Ende erscheint es ein wenig willkürlich.

Bewertung vom 04.11.2016
Bogdan, Isabel

Der Pfau


gut

Ein abgelegenes Hotel, eine Gruppe Banker auf Arbeitstagung mit Erlebnispädagogik, ein Pfau der das blaue Auto der Chefin angreift und deswegen vom Hausherrn erschossen wird, eine Köchin, die ihn als Fasan der Gruppe verkaufen will und ihn dann zu Gänsecurry verarbeitet, und dann fehlt auch noch die Gans des Hifes, der Inhalt der Geschichte ist vorhersehbar, aber spannend, jedenfalls wenn die Einleitung geschafft ist.
Dieses Buch ist ein, ja das Beispiel für Konstruktivismus, das jeder seine Wirklichkeit selbst entwirft. Mitunter entstehen so Geheimnisse, mitunter erscheint es den Personen einfach nicht notwendig das Gesehene zu kommunizieren. So entstehen witzige Gedanken. Einige der Gruppe denken gleich und leider wird das von der Autorin zu oft wiederholt. Wohlmöglich so oft, dass es lustig sein soll, aber mich hat es nur gestört. So beginnt auf S.227 ein Kapitel, dessen Inhalt der aufmerksame Leser schon weitgehend kennt. Dafür entschädigen Sätze wie „Ein Pfau ist doch keine Amsel.“ „Ein Hund ist doch kein Wolf.“ und viele andere.