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Juti
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Insgesamt 759 Bewertungen
Bewertung vom 13.06.2017
Schmidt, Arno

Seelandschaft mit Pocahontas


weniger gut

Sagen wir, ich bin zu dumm für dieses Buch. Seinerzeit war es ein Skandalbuch.
Ich kann das nicht erkennen. Erotisches wird nur angedeutet und atheistisch mag es auch sein, aber nur milde.
Die größte Erkenntnis ist wohl, dass ich für Bücher Arno Schmidt nicht geeignet bin und lobe vor allem die Kürze dieses Buches.

Bewertung vom 07.06.2017
Morrison, Toni

Gott, hilf dem Kind


ausgezeichnet

Nachdem ich Thea Dorn über dieses Buch sprechen gehört hatte, wollte ich es auch lesen und im Gegensatz zu Dennis Scheck, der mir "Kompass" aufgeschwatzt hat, lohnte es sich auch.
Eine hellfarbige, fast weiße Mutter bekommt ein rabenschwarzes Kind, wird von ihrem Mann verlassen und zieht ihr Kind so auf, dass niemand merken soll, dass sie die Mutter ist und gibt vor, dass sie damit ihr Kind vor dem Rassismus, dem sie ausgesetzt sein wird schützen will.
Eigentliche Hauptperson des Buches ist dann aber die Tochter, die sich Bride nennt, und wie sie aus ihrer schweren Situation das Beste machte. So trägt sie nur weiß, was ihre schwarze Hautfarbe zur Geltung bringt und gründet ein Modelabel.
Dennoch wird sie von ihrer großen Liebe Brooker verlassen, ohne dass sie dafür den Grund kennt. Ihm gefiel wohl nicht, dass sie sich von ihrer Lehrerin, die wegen Kindesmissbrauch im Gefängnis war, einfach zusammen schlagen lässt.
Bride sucht Brooker Adresse und reist ihm hinterher. Dabei kehrt sie, vielleicht aufgrund eines Autounfalles zurück in ihre Jugend. Brookers Tante plegt sie nach dem Unfall. Streitigkeiten können ausgeräumt werden und mit dem plötzlichen Tod der Tante befindet sich Bride wieder im Erwachsenenleben und wird schwanger.
Dann hören nochmal die Mutter die dazu meint, dass Gott diesem Kind helfe.
Viel Inhalt, auf wenigen Seiten, von unterschiedlichen Personen beleuchtet. Es ist nicht nur ein Buch gegen Rassismus, sondern auch ein Buch, das Mut macht sich aus schweren Zeiten zu befreien. Bestnote.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.06.2017
Énard, Mathias

Kompass


weniger gut

Ein solch kluger Autor hätte ein Sachbuch mit Register schreiben sollen.
Die Kritiker erwähnen die „minimalistische Rahmenhandlung.“ Und ja, das stimmt. Und ich sage, lesen Sie was anderes, nicht dieses Buch über viele Europäer und Orientalisten.
Es erinnert ein wenig an „Widerfahrnis“, das den Buchpreis bekommen hat, weil das Flüchtlingsthema behandelt wird, hier geht es viel um Syrien, auch um Palmyra. Aber Michael Sommers Buch ist dafür wohl die bessere Wahl.
Was dieses Buch vor der schlechtesten Note bewahrt, ist der ein oder andere bedenkenswerte Satz.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.05.2017
Suter, Martin

Elefant


ausgezeichnet

Ein rosa Spielzeugelefant steht im Mittelpunkt. Spielzeug steht für seine Größe, denn es ist kein Spielzeug. Der Elefant lebt. Gentechnik macht es möglich. Doch zeigt dieser Roman gerade, welche Gefahren mit der Gentechnik verbunden sind. Das Leben des Spielzeugelefanten ist kurz. Ob es lebenswert ist,wer mag es zu beurteilen.
Kaung, der burmesische Elefantenpfleger im Zirkus Pelligrini, glaubt, dass der rosa Elefant heilig sei. Daraufhin entwickelt sich ein Diskussion zwischen der Tierärztin Valerie und dem Obdachlosen Schoch, woran man glauben dar, an Gott, an die Schöpfung oder an die Evolution. Oder ist etwa alles das gleiche.
Wir Leser erhalten auch Einblicke ins Milieu der Obdachlosen. Schoch schläft bis er den Elefanten findet in einer Höhle am Fluss und hat Kontakt zu Leidensgenossen, die ebenso wie er alkoholabhängig sind. Schoch war früher Bänker und so enthält der letzte Teil des Buches neben der Gentechnikkritik auch noch Kritik am Kapitalismus. Warum steht z.B. das Haus der Tierärztin leer?
Und dann gibt es noch den Gentechnikwissenschaftler Roux, der mit seinem chinesischen Partner „seinen“ rosa Elefanten sucht. Diese Suche wird zu einer Jagd und erzeugt Spannung.
Sprachlich gefällt mir das Buch wegen der kurzen Sätze und den kurzen Kapitel. Ich möchte dieses Buch gerne Menschen empfehlen, die die deutsche Sprache lernen. Die Denkweise der Protagonisten wird von allen Seiten beleuchtet.
Handwerklich gelungen ist auch die Verbindung der drei Teile. Selbst wenn ich erst dachte, dass das Thema des Buches mich nicht interessiere, so hat mich die Spannung und gelungene Komposition dazu eingeladen, mehr Bücher von Martin Suter zu lesen. Bestnote.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.05.2017
Burnside, John

Wie alle anderen


sehr gut

Nach Thomas Melle „Die Welt im Rücken“ wollte ich ein zweites Buch über psychisch Kranke lesen. So fängt auch Burnsides Buch in einer Irrenanstalt an. Als 1.Schlusswort.
Doch dann ändert sich das Buch. Der Autor beschreibt weit weniger seine Krankheit, als vielmehr der Versuch ins normale Leben zurückzukehren. Klar, geht das wie bei Melle auch mit viel Alkohol.
Aber trotzdem lesen wir die Beschreibung eines immer normaler werdenden Lebens. Vom Saufkumpan Greg, der ihn zum Mord an seiner Frau „Mühlstein“ auffordert, über die Freundin Gina, die ihren Kindern Valium gibt, damit sie abends ausgehen kann, der geträumten Beziehung mit Helen, bis hin zur wahrhaft romantischen Liebe mit Adele. Auch beruflich geht es aufwärts.
Doch als Adele ihn verlässt und er sich mit einer Schülerin und einer Mitsäuferin trifft, geht es auch beruflich nicht weiter voran. Er findet einen Zettel auf seinem Schreibtisch mit der herrlichen Beleidigung:„JESUS LIEBT DICH, ALLE ANDEREN HALTEN DICH FÜR EIN ARSCHLOCH.“
Seine eingebildeten Stimmen kommen zurück. Er wird zum Nachtmensch und erkennt, dass er nicht fürs bürgerliche Leben geschaffen ist. Genau wie die Aeronauten, die Flugpioniere, die wie z.B. Antoine de Saint-Exupéry  einfach verschollen sind. Das 2.Schlusswort. Ein neues Leben beginnt.
Alles interessant, mitunter, aber nicht immer spannend. 5 Sterne.

Bewertung vom 01.05.2017
Lüscher, Jonas

Kraft


sehr gut

Ich will hier keine Inhaltsangabe mehr geben. Die Stärke dieses Buches liegt im Scheitern. Im Scheitern der Liebesverhältnisse des Hauptdarstellers Richard Kraft. Gescheitert ist auch manch ein Lebensentwurf, etwa der seines Freundes Istvas, der als Hemdwäscher einer ungarischen Schachmannschaft im Hotel vergessen wurde und notgedrungen in den Westen flüchtet.
Gescheitert ist letztlich auch der Held selbst an der Millionenaufgabe, zu erklären, warum diese Welt die beste sei. Doch gerade hier liegt der kleine Schwachpunkt dieses Buches. Das Theodizee-Problem, das zu einem Oikodizee-Problem gewandelt wird enthält zu wenig Spannung.
Die Geschichte der Bonner Wende ist oft genug erzählt. Das Lambsdorff-Papier wurde erst unter dem Verräter Schröder umgesetzt, aber ist das neu?
Heute, 2017, könnte die Linkspartei mit dem Slogan „Wir wollen die Kohlzeit zurück!“ Werbung machen. Das steht nicht im Buch, muss es auch nicht, wir wissen es auch so.
Also die Hauptgeschichte leidet unter zu wenig Spannung, der Rest ist ohne Fehl und Tadel, grandios auch die Verbindung zwischen dem Provinzkaff Tübingen und der Weltstadt San Francisco.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.04.2017
Can, Safiye

Kinder der verlorenen Gesellschaft


gut

Lyrik zu bewerten fällt schwer, da sie ziemlich subjektiv ist. Und ein gutes Gedicht entschädigt für drei schlechte. Mir gefiel dieses Buch erst ab Seite 60.
Dort gab es auch wirklich witzige Gedichte.
Den Rest habe ich gelesen und nicht behalten.

Bewertung vom 18.04.2017
Ahne, Petra

Wölfe


ausgezeichnet

Nettes Büchlein über Wölfe,wie sie zum Feindbild wurden und wie sie wieder zurückfinden nach Deutschland. Auch Rotkäppchen fehlt nicht. Am Ende werden einzelne Rassen vorgestellt, wobei selbst der Steppenwolf von Hermann Hesse nicht fehlt. In diesem Format kann es nur die Bestnote geben.

Bewertung vom 09.04.2017
Gomringer, Nora

Morbus, m. Audio-CD


ausgezeichnet

25 Gedichte über Krankheiten.
Wobei Gedichte, freie Gedichte, einzelne Wörter oder auch Sätze meint. Mit der CD hört man auch die wunderschöne Stimme Gomringers. Zu jedem Gedicht gibt es ein Bild oder eine Grafik. Kurzweilige Abendunterhaltung

Bewertung vom 09.04.2017
Binet, Laurent

Die siebte Sprachfunktion


sehr gut

„Das Leben ist kein Roman.“ So lautet der erste Satz. Und mit diesem Satz erhält das Buch eine Ebene, die erst gegen Ende wieder aufgenommen wird, als der Autor darüber schreibt, wie es mit der zweiten Hauptfigur Simon weiter läuft.
Die erste Ebene dieses Buches ist eigentlich ein Krimi. Der französische Philosoph Roland Barthes wird 1980 von einem LKW überfahren und stirbt an den Folgen eines Unfalls, später stellt sich raus es war Mord.
Ihm wurde ein Manuskript entwendet, in dem es um die siebte Sprachfunktion ging. Und nun wird es sehr philosophisch. Denn der russische Philosoph Jakobson hat ein Modell mit 6 Sprachfunktionen beschrieben. Es soll aber noch eine siebte geben, die durch Worte Tatsachen schafft, wie z.B. in der Bibel: „Es werde Licht und es ward Licht.“
Nahezu alle großen französischen Sprachphilosophen tauchen auf, ja z.B. Derrida wird sogar ermordet, obwohl er im Leben weiterlebte. Ein anderer Philosoph verliert seine Eier, weil er im Logos-Club, einem Debattierclub, den Meister herausfordert und verliert. Das Leben ist eben kein Roman.
Auch die Politik kommt nicht zu kurz. Es geht um den Wahlkampf zwischen Giscard und Mitterand. Nebenbei lernt man auch noch was über Tennis der 80er Jahre, wobei ich glaube, dass der Autor Connors und McEnroe verwechselt.
Gut gevögelt wird natürlich auch, vor allem in Bologna und Ithaca.
Ein vielschichtiges Buch, bei dem aber gewisse philosophische Vorkenntnisse nicht schaden. Mir fehlen sie teilweise, daher kann ich nur 5 Sterne vergeben.