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Juti
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Insgesamt 748 Bewertungen
Bewertung vom 31.03.2017
Kronauer, Brigitte

Der Scheik von Aachen


gut

Ein Frauenbuch.
Eigentlich geht es im ganzen Roman um den Tod des 11jährigen Wolfgang, der vom Baum fällt und beim Sturz durch sein Fahrtenmesser getötet wird.
Seine Cousine Anita muss Wolfgang bei seiner Mutter Emmi ersetzen. Nebenbei erfährt man, dass Anitas Freund Mario im Kaukasus abstürzt (interessant ist, dass die Zeit-Kritikerin den Kaukasus mit den Karpaten verwechselt, weil Erdkunde für Frauen nicht wichtig ist, obwohl lang und breit über den Elburus geschrieben wird), weshalb Anita wieder von anderen Männer begehrt wird.
Das war die Handlung von 399 Seiten. Mir ist es beim Lesen immer wieder passiert, dass ich zwei Seiten gelesen haben und mich dann fragte, was stand eigentlich da? Dennoch hatte ich nie das Bedürfnis das Buch wegzulegen. Liegt an manch netter Liebesgeschichte. Frauenbuch eben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.03.2017
Frankopan, Peter

Licht aus dem Osten


gut

Die größte Überraschung erlebte ich, als ich das Geburtsjahr des Autors sah: 1971.
Anfangs interessant, wirkte dieses Buch mehr und mehr wie die Geschichte eines alten Historikers, der noch einmal das erzählen will, was er immer schonmal schreiben wollte. Seidenstraße heißt das Buch im Orginal und ich will anerkennen, dass Buch Schwerpunkte im Osten setzt. Aber mit Kolumbus rückt dann doch der Westen in den Mittelpunkt und zwei Kapitel über den Zweiten Weltkrieg sind einfach.
Mir gefällt auch nicht, dass viele steile Thesen einfach mit einer Fußnote versehen sind und gar nicht weiter diskutiert wird. Das mag heutige Wissenschaft sein, aber wer will den 120 Seiten Fußnote kontrollieren? Nein, für ein Buch außerhalb der Uni reicht der Verweis für manch steile These nicht aus.
Positiv will ich sagen, dass ich viel über die Rolle Persiens im Laufe der Geschichte gelernt habe und auch mehr von Mongolen und Türke gehört habe, wobei sicher nicht alles neu war.
Vielleicht wären 2 Bände besser gewesen. Insgesamt 3 Sterne.

Bewertung vom 12.03.2017
Stermann, Dirk

Der Junge bekommt das Gute zuletzt


ausgezeichnet

Ein aus Deutschland stammender Österreicher schreibt in typisch Wienerischen Humor: „[Es] blieb ein Mann stehen und sagte, er wolle neben ihr beerdigt werden. In Wien ein passabler Anmachspruch.“ steht zum Beispiel auf S.101.
Und dazu eine trauige Geschichte, wie ein dreizehnjähriger erst von seinen Eltern, seine Verwanften verlassen wird und seine Freunde durch Unglücksfälle das Leben verlieren.
Wer diesen makaberen Grundton nicht mag, ist gut beraten das Buch nicht zu lesen. Ich dagegen habe es gerne gelesen und fand es zum Teil auch sehr witzig. Es hat Ähnlichkeit mit „Tschick“ und „Auerhaus“ und wird in den nächsten Jahren bestimmt noch verfilmt. Ich finde keinen Grund nicht die Bestnote zu erteilen.

Bewertung vom 13.02.2017
Fallada, Hans

Kleiner Mann - was nun?


ausgezeichnet

Ich habe mit der jetzigen Orginalausgabe zum ersten Mal den Roman gelesen. Und vieles aus dem heutigen Arbeitsleben wiederentdeckt. Mag sein, dass der Unterschied zwischen Arbeiter und Angestellten heute nicht mehr so groß ist, aber Solidarität unter den Arbeitnehmern- wo gibt es sie noch?
Nein, als der Junge in Ducherow entlassen wird, war da nicht klar, dass seine Kollegen nicht kündigen würde. Auch als er in Berlin noch die Verkaufsquoten erfüllen will und darum betet, ein Schauspieler kommt und sich Waren für 1.000 Mark zeigen lässt, dann aber nichts kauft. Erinnert das nicht an die Internetgeneration, die im Geschäft sich Waren ansieht und dann im Internet kauft.
Wohlgemerkt 1931 ist das Buch erschienen.
Groß, sehr groß ist auch die Liebesgeschichte zwischen Lämmchen und dem Jungen. Es kann dir noch so schlecht gehen, wenn du einen Menschen kennst, der zu Dir hält.
Auch die Nackt-Erzählung mit Herrn Heilbutt und der Ausflug ins Berliner Nachtleben lassen nichts zu wünschen übrig.
Den Anhang habe ich vor der Lektüre des Romans mit Interesse gelesen. Klingt plausibel. Bestnote.

Bewertung vom 06.02.2017
Ransmayr, Christoph

Cox


ausgezeichnet

Cox, ein Londoner Uhrmacher, reist mit drei Begleitern ans chinesische Kaiserhaus und erlebt die diktatorischen Untugenden, wo erst 26 Chinesen die Nase abgeschnitten wird und dann später auch die vier Engländer immer Angst um ihr Leben haben, wenn sie einen Fehler machen.
In der zweiten Ebene geht es um die Zeit, da die Europäer ja schließlich Uhren herstellen sollen. Neben Standardfabrikaten wird im zweiten Teil eine Uhr beschrieben, die den zu Tode verurteilten die Zeit anzeigen soll, die sie noch zum Leben haben. Dabei geht es auch um das subjektive Verhältnis der Zeit, denn eine Minute, obwohl sie objektiv immer gleich lang ist, verläuft doch mitunter langsam, bei den Todeskandidaten aber auch rasend schnell. Im letzten Teil des Buches wünscht sich der Kaiser eine Uhr, die einmal in Betrieb immer und von alleine weiterläuft. Dass sich hier die Uhrmacher an die Stelle des Kaisers als Herrscher über die Zeit setzen und damit ihr Leben gefährden wird wiederholt thematisiert und zu guter letzt soll der Kaisers selbst die Uhr in Betrieb nehmen, was er aber dann doch nicht macht.
In einer dritten Ebene ist die Chinareise für Cox eine Flucht aus seiner Ehe, denn seine fünfjährige Tochter ist gestorben und seitdem redet Cox Ehefrau nicht mehr. Cox denkt immer wieder an die beiden und wünscht sich An, die Hauptfrau des Kaisers, die er aber selbstverständlich nicht bekommt.
Ich gebe zu, dass ich China fast immer spannend finde, in diesem Buch auch und es gern und flüssig gelesen habe.

Bewertung vom 29.01.2017
Zwagerman, Joost

Duell


ausgezeichnet

Sollte ich immer Novellen lesen? Oder liegt es am Thema Kunst?
Klar ist, dass dieses Buch spannend war. Millionen für ein Kunstwerk. Wen juckt da schon, wenn ein Bild aus dem Depot verschwindet. Dem Museumsleiter offenbar schon. Und er wählt den diskreten Weg, das Meisterwerk zurückzuholen, ohne Polizei. Erst fragt er bei der Künstlerin, die ihm dann von einem Projekt erzählt, das er nicht wirklich ablehnt.
Statt mit Hilfe der Polizei holt er das Bild dank Computerhacker zurück und mit Hilfe dubioser Gestalten. Und da geschieht das Undenkbare:
Der Direktor selbst beschädigt das Millionenwerk. Nun geht es nur noch darum, wie man es schafft, dass den Schaden keiner bemerkt. Und das gelingt nur solange man selbst im Amt ist. Aber genau hier endet das Buch bereits.
Spannend und klar in der Handlung, ich finde nichts zu meckern, also Bestnote.

Bewertung vom 29.01.2017
Schaik, Carel van;Michel, Kai

Das Tagebuch der Menschheit


sehr gut

Die Bibel wird von einem Anthropologen gelesen.
So haben durch das Sesshaftwerden der Menschen Probleme mit Krankheiten zugenommen, was zu dem großen Gesetzeswerk der Thora geführt hat. Mal versteht der Autor die Bibel eher wörtlich, wie bei der Erschaffung des Menschen, der zweimal erschaffen wurde, weil, der Sage nach (steht nicht in der Bibel) Adams erste Frau Lillith ihm weggelaufen ist, mal merkt man schon, dass der Autor theologische Bücher gelesen hat.
Am wichtigsten sind dem Autor aber die 3 Naturen des Menschen.
Die erste Natur sind die angeborenen Gefühle, die zweite Natur sind Gewohnheiten und Konventionen, die der Mensch in früher Kindheit verinnerlicht, die dritte Natur ist die Vernunft.
Auch die Religion schwankt zwischen diesen Naturen, so gibt es eine intuitiv-individuelle Ebene der Religion, die im Alten Testament etwa durch die Psalme angesprochen wird.
Ein weiteres Problem der Bibel ist der, der ersten Natur widersprechende Monotheismus, der sich erst im Laufe des Alten Testaments entwickelt und im Neuen Testament durch Damönen und Engel wieder relativiert wird. Hinzu kommt, die erst im 2. Jh. v. Chr. Einsetzende Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod mit der die aus dem griechischen Kulturraum stammende Gerechtigkeit des einzigen Gottes erfüllt werden kann. Sonst müsste man immer erklären, wieso der eine, gute Gott soviel schlechtes zulassen kann. Im letzten Kapitel wird gezeigt, dass die Wissenschaft ursprünglich nicht im Widerspruch zur Religion stand, sondern durch die intellektuell-institutionelle Ebene der Religion, die die dritte Natur des Menschen anspricht, gefördert wurde.
Dieser intellektuelle Anspruch findet sich heute in der bestehenden Kirche mit ihren vielen Fachleuten, Bischöfen und Priester. Der Fall Gallilei wird als unterschiedliche Bibelexegese behandelt, erst im 19. Jh. liefen Wissenschaft und Religion wirklich auseinander.
Alles spannend, aber immer ein wenig langatmig und vor allem die sinnlosen Zusammenfassungen am Ende jeden Kapitels kosten aus meiner Sicht die Bestnote.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.01.2017
Fante, John

1933 war ein schlimmes Jahr


ausgezeichnet

Ein schöner, kurzer Roman, wobei Roman ja kaum stimmt, da nur die Jugend des Hauptdarsteller gezeigt wird. Er will mit „dem Arm“ in der Baseballliga spielen, doch hindert sein Umfeld, das fehlende Geld seines Vaters, die gescheiterte Ehe seiner Eltern hindern ihn daran und selbst die Freundschaft mit der reichsten Familie der Stadt schaffen nicht die Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Also stimmt der Titel.
Beeindruckend ist der Gewissenskonflikt, wo der Betonmischer des Vaters vom 17 jährigen verkauft werden soll und dann doch nicht, auch seine Liebe zur angehimmelten Dorothy scheitern.
In allem Scheitern entsteht ein gelungenes Buch, das auch nicht länger sein muss.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.01.2017
Grossman, David

Kommt ein Pferd in die Bar


gut

Nach der Lektüre des Buches habe ich mir das Literarische Quartett angesehen und ich muss sagen, dass wirklich erstaunlich viele Möglichkeiten gibt, dieses Buch zu lesen.
Ich habe von einem Kabarettisten gelesen, der sein Leben erzählt und zwischendurch Witze fürs Publikum erzählt, darunter drei sehr gute. Dem größten Teil des Publikums reicht das nicht. Es verlässt den Saal.
Ob er vom zuhörende Richter ein Urteil erwartet, weiß ich nicht. Was soll er sagen? Eher eine Entschuldigung, dass er ihn nicht alleine aus dem Militärlager hätte ziehen lassen sollen.
Im Quartett war noch von einer dritten Ebene die Rede, die ich aber nicht bemerkt habe.
Vielleicht bin ich zu dumm für dieses Buch.