Benutzer
Benutzername: 
ech
Wohnort: 
Bochum

Bewertungen

Insgesamt 756 Bewertungen
Bewertung vom 31.03.2020
Boehler, Arne M.

Totsee


ausgezeichnet

Packender Thriller um eine Personenschützerin, die in eine perfide Verschwörung gerät

Mit seinen Debüt "Das Weinen der Kinder" konnte mich der Autor Arne M. Boehler zwar gut und spannend unterhalten, aber noch nicht komplett überzeugen. Mit seinem zweiten Thriller ist ihm dies nun auf ganzer Linie gelungen.

Im Mittelpunkt steht die Personenschützerin Nora Dahn, deren steiler Aufstieg nach einem dramatischen Vorfall doch ziemlich abrupt gestoppt wurde und die auch noch einige Dämonen aus der Vergangenheit mit sich herumschleppt. Ihr neuester Auftrag, den sie auf "Bitten" ihres ehemaligen Chefs annehmen muss, hört sich eigentlich nach Urlaub an. Sie soll Kim Bergström, die Tochter und Alleinerbin eines verstorbenen Industriellen, an den Todtsee begleiten und dort für ihre Sicherheit sorgen. Als sie merkt, das die Sache mit dem Urlaub ein ziemlicher Trugschluß ist, steckt sie schon bis über beide Ohren in einer perfiden Verschwörung, die nicht nur sie selbst in den Abgrund zu reißen droht ...

Dem Autoren gelingt hier ein packender Thriller von erschreckender Aktualität, der mit einer gut aufgebauten Geschichte, reichlich Action und einigen geschickten Wendungen zu überzeugen weiß. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Charakteren, die immer wieder für Überraschungen gut sind. Allerdings machen es einem gerade die beiden Hauptfiguren Nora und Kim zu Beginn noch ein wenig schwer, sie zu mögen, bevor sie einem dann doch immer mehr ans Herz wachsen und man gerne mit ihnen mitfiebert.

Wer auf packende Thriller mit aktuellen politischen Bezügen steht, wird hier bestens bedient und unterhalten.

Und vielleicht gibt es ja sogar noch einmal ein Wiederlesen mit Nora, entsprechendes Potential ist in der Figur meiner Meinung nach durchaus noch vorhanden.

Bewertung vom 27.03.2020
Bendixen, Britta

Der Tote im Camper


sehr gut

Spannender Kriminalroman aus dem hohen Norden, der neben einem verzwickten Fall auch reichlich Lokalkolorit bietet

Mit diesem Kriminalroman aus dem hohen Norden schickt die Autorin Britta Bendixen ihre Flensburger Kriminalkommissare Carsten Andresen und Lutz Weichert in ihren nächsten verzwickten Fall. Und auch ihre neue Kollegin Mirja Sommer mischt hier wieder kräftig mit.

Auf einem Campingplatz in Holnis wird der Junggeselle Marlon Schubert auf bizarre Art und Weise ermordet und beraubt. Die Ermittlungen gestalten sich zunächst ziemlich zäh, obwohl es an möglichen Verdächtigen eigentlich nicht mangelt. So beordert Carsten Andresen seinen wenig begeisterten Kollegen Lutz Weichert zum Undercover-Einsatz ab, den er zusammen mit seiner Freundin, der Krimi-Autorin Verena, antritt. Können die beiden Licht ins Dunkel bringen ?

Vorkenntnisse aus den früheren Bänden benötigt man aber nicht, um die Geschichte verstehen zu können. Alle dafür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne den Lesefluss zu stören. Auch ich kannte die Ermittler bislang nur aus drei Kurzgeschichten in der empfehlenswerten Anthologie "Mitten ins Herz", hier konnten sie mich nun auch über die Langstrecke überzeugen.

Die Autorin reichert ihre gut aufgebaute Geschichte mit reichlich Lokalkolorit an, so das neben der spannenden Unterhaltung beim Lesen auch noch so ein wenig Urlaubsstimmung aufkommt. Der lockere Schreibstil lässt einen nur so über die Seiten fliegen, hier muss man aber höllisch aufpassen, das einem dabei kein Detail entgeht. Getragen wir das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Charakteren, mit denen man gerne mitfiebert bzw. sich über sie ärgert, wenn sie sich mal wieder von ihrer "besten Seite" zeigen.

Nach der schlüssigen Auflösung des Mordfalls, nimmt sich die Autorin noch reichlich Zeit und Raum, um die noch offenen Erzählstränge um die Camper und die Ermittler zu Ende zu führen. Nach meinem Geschmack fallen diese Passagen allerdings etwas zu ausführlich aus und lassen den Spannungsbogen doch zu sehr abflachen. Weniger wäre hier meiner Meinung nach deutlich mehr gewesen. Meinen positiven Gesamteindruck konnte dies aber nur unwesentlich trüben.

So bleibt unter dem Strich ein äußerst kurzweiliger Kriminalroman, der mich insgesamt gut und spannend unterhalten konnte.

Bewertung vom 26.03.2020
Stassen, Lorenz

Opferfluss / Nicholas Meller Bd.3


ausgezeichnet

Auch der dritte Auftritt von Nicholas Meller bietet wieder packende Thrillerspannung vom Feinsten

Mit diesem Thriller schickt der Autor Lorenz Stassen den Kölner Anwalt Nicholas Meller in seinen bereits dritten Fall und bietet dabei wieder einmal packende Thrillerspannung vom Feinsten. Dabei kann man das Buch auch ohne Vorwissen aus den ersten beiden Bänden lesen und nachvollziehen. Alle dafür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Um die Entwicklung der Figuren komplett genießen zu können, empfiehlt es sich aber schon, die Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Diesmal bekommt Nicholas einen ganz besonderen Mandanten: seinen alten Erzfeind Kommissar Rongen. Der hat einen mutmaßlichen Polizistenmörder erschossen und steht nun vor einem großes Problem. Da die Waffe des Mannes spurlos verschwunden ist, wird aus einer vermeintlichen Notwehrsituation urplötzlich eine Mordermittlung. Bei seinen Bemühungen, Rongens Unschuld zu beweisen, sticht Nicholas mitten in ein Wespennest.

Mit einem packenden Schreibstil, einem hohen Erzähltempo und einigen überraschenden Wendungen treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran und lässt sie schließlich in einem fulmiananten Showdown münden, der nicht nur reichlich Spannung und eine überzeugende Auflösung, sondern darüber hinaus auch noch eine ordentliche Portion Tragik liefert. Die bereits aus den ersten beiden Bänden bekannten Protagonisten sind natürlich allesamt auch diesmal wieder am Start, die neuen und ebenfalls gut gezeichneten Figuren reihen sich zudem nahtlos in dieses rundherum gelungene Ensemble ein. Das der Autor seit vielen Jahren als Drehbuchautor für diverse Krimiserien tätig ist, merkt man dem Buch und vor allem den bildhaften Beschreibungen, die das Kopfkino beim Lesen auf Hochtouren laufen lassen, jederzeit an.

Wer auf spannende und rasante Thriller steht, wird hier ein weiteres Mal bestens bedient und unterhalten.

Bewertung vom 25.03.2020
Bergmann, Judith

Gerecht ist nur der Tod


ausgezeichnet

Packender Kriminalroman um einen perfiden Racheplan und die langen Schatten der Vergangenheit

Mit diesem Buch legt die Autorin Judith Bergmann (das Verlagspseudonym von Jutta Profijt) einen packenden Kriminalroman vor, der mich nicht nur spannend unterhalten, sondern auch auf ganzer Linie überzeugen konnte.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Journalistin Ina Reich, die früher einmal als Psychologin gearbeitet hat und nun zu Recherchezwecken die Kölner Mordkommission um Hauptkommissar Rolf Schellenberg begleiten darf, um über die seelische Belastung von Kripomitgliedern zu schreiben. Und diese Belastung ist beim spektakulären Fall eines prominenten Unternehmers, der auf dem Weg zum Traualtar erschossen wurde, enorm groß, zumal es nicht bei diesem einen Mord bleibt.

Die Autorin erzählt ihre gut aufgebaute Geschichte komplett aus der Perspektive von Ina Reich und lässt uns Leser dabei nicht nur an den aktuellen Ermittlungen, sondern auch an den Abgründen, die in ihrer Vergangenheit lauern und Stück für Stück offengelegt werden, teilhaben. Mit ihrem packenden Schreibstil, einem hohen Erzähltempo und einigen überraschenden Wendungen treibt sie das atmosphärisch dichte Geschehen konsequent voran und lässt es schließlich in einem krachenden Showdown enden, der zugleich auch eine überzeugende Auflösung liefert. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Charakteren, die zudem ziemlich undurchschaubar daherkommen.

Einziger Kritikpunkt ist hier der Klappentext, der bei der Figur Ina Reich so ein wenig in eine falsche Richtung weist und bei dem Text auf der Innenklappe etwas zu viel von der Geschichte vorwegnimmt. Daher an dieser Stelle mein Rat, diese Texte einfach zu ignorieren und sich einfach unvoreingenommen dem Buch und seinem Inhalt zu widmen.
Denn wer an spannenden Kriminalromanen, die ohne große Sympathieträger auskommen, Gefallen findet, wird hier bestens bedient und unterhalten.

Bewertung vom 23.03.2020
Brömme, Bettina

Des Glückes dunkle Seele


sehr gut

Packender Psycho-Thriller um eine Frau, deren Traum von der großen Liebe sich in einen wahren Alptraum verwandelt

Mit diesem Buch legt die Autorin Bettina Brömme einen packenden Psycho-Thriller vor, der mich trotz leichter Schwächen insgesamt gut und spannend unterhalten konnte.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Christine Winterall, die hier auch als Ich-Erzählerin fungiert und uns Leser so hautnah an ihrem Schicksal teilhaben lässt. Das Geschehen spielt auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen. In einer Rahmenhandlung, die im Jahr 2018 spielt, erleben wir Christines ersten Tag in Freiheit, nachdem sie die letzten 9 Jahre für eine Tat, die sie nach eigenen Angaben nicht begangen hat, im Gefängnis verbracht hat. Der Hauptstrang spielt im Jahr 2008 und beschreibt, wie sich Christines Traum von der großen Liebe nach und nach in einen wahren Alptraum verwandelt, der sie schlußendlich dann auch hinter Gitter bringt.

Mit ihrem eindringlichen Schreibstil konnte mich die Autorin schnell in den Bann der gut aufgebauten Geschichte ziehen, aus dem ich mich dann bis zum Ende nicht wieder befreien konnte (und auch nicht wollte). Obwohl wir durch die Rahmenhandlung grundsätzlich schon wissen, wie der Hauptstrang enden wird, warten auf dem Weg dorthin noch einige überraschende Wendungen, überzeugende Spannungsmomente und vor allem reichlich Dramatik. Die Protagonisten sind durchgehend gut gezeichnet und vielschichtig angelegt, allerdings waren gerade die Handlungen von Christine für mich nicht immer in Gänze nachvollziehbar, da sie doch ab und an durch zuviel Naivität gekennzeichnet sind.

Trotz dieser leichten Kritikpunkte fällt mein Gesamtfazit aber absolut positiv aus. Wer auf spannende Psycho-Thriller voller Dramatik steht, wird hier unter dem Strich bestens bedient und unterhalten.

Bewertung vom 20.03.2020
Milewski, André

Feuerblut / Hard-Sequences Bd.4


ausgezeichnet

Packender und temporeicher Thriller, der ein wahres Feuerwerk abbrennt und dabei auch reichlich Blut verspritzt

Mit diesem packenden und temporeichen Thriller legt Andre Milewski den vierten Band der Reihe "Hard Sequences" vor, an der auch Daniela Arnold, Melisa Schwermer und Martin Krist beteiligt sind. Jeder der vier Autoren legt dabei einen grundsätzlich in sich abgeschlossenen Roman vor, der aber doch ein paar Verknüpfungspunkte zu den anderen Bänden aufweist, so das sich erst nach der Lektüre aller vier Bände das Gesamtbild hinter dem Geschehen enthüllt.

Verbindenes Element der vier Geschichten ist eine Hochzeit, die platzt, weil der Bräutigam nicht zur Trauung erscheint. Daraus ergeben sich für einzelne Beteiligte der Feier Konsequenzen, die in den jeweiligen Bänden behandelt und weitergesponnen werden.

In diesem Band geht es um den Trauzeugen Chris, der seinem besten Freund, dem Bräutigam, kurzfristig 10.000 € geliehen hat und das Geld nun dringend zurückbraucht, da es eigentlich einem Berliner Klan-Boss gehört und er es ihm in 24 Stunden übergeben muss. In seiner Verzweiflung lässt sich Chris auf einen riskanten Plan ein, um den fehlenden Betrag doch noch aufzutreiben. Doch der Weg zum Geld führt Chris direkt in die Hölle.

Mit einem packenden Schreibstil, einem rasanten Erzähltempo und vielen überraschenden Wendungen treibt der Autor das turbulente Geschehen voran und hangelt sich dabei von einem Spannungsmoment zum nächsten, so das einem beim Lesen kaum Zeit zum Luftholen bleibt. Auch die Figurenzeichnung kann man nur als insgesamt gelungen bezeichnen. Sie kommt zwar nicht so ganz ohne die üblichen Klischees des Genres aus, bietet aber doch die eine oder andere gelungene Überraschung, die auch so ein wenig mit diesen Klischees spielt. Und gerade die Hauptfigur Chris, die zu Beginn doch noch ziemlich unsympathisch rüberkommt, durchläuft im Laufe der Geschichte eine erstaunliche Entwicklung.

Die Reihe wird mit den Schlagwörtern blutig, spannend und realistisch beworben. Während die ersten beiden Begriffe auf ganzer Linie zutreffend sind, würde ich hinter den letzten Punkt hier doch ein kleines Fragezeichen setzen. Dies hat mich aber zu keinem Zeitpunkt gestört, weil die Geschichte einfach Spaß macht und beste Thrillerunterhaltung bietet.

Bewertung vom 19.03.2020
Hardinghaus, Christian

Die verdammte Generation


ausgezeichnet

Bewegendes Buch mit Erfahrungsberichten ehemaliger Wehrmachtssoldaten, die niemanden kalt lassen und noch lange nachhallen

Der Historiker Christian Hardinghaus greift in seinem neuestem Buch erneut ein Thema auf, das bei den sonst so üblichen Werken und Betrachtungen über den 2. Weltkrieg deutlich zu kurz kommt: Die Situation und die Erinnerungen der einfachen Soldaten der Wehrmacht.

Bereits im Buch "Großväterland" hat er einige ihrer Erlebnisse in Form von Graphic Novels aufbereitet. Auch im Roman "Ein Held dunkler Zeit" und dem zugehörigen Sachbuch "Wofür es lohnte, das Leben zu wagen" schildert er den Krieg aus der Sicht des Truppenarztes Helmut Machemer (bzw. im Roman Wilhelm Möckel), der mit der Wehrmacht an der Front in Russland war.

Hier nun kommen insgesamt 13 Zeitzeugen, die allesamt zwischen 1916 und 1930 geboren und in Zwischenzeit auch teilweise bereits verstorben sind, zu Wort und schildern ihre Erlebnisse an den unterschiedlichsten Kriegsstandorten. Über Jahre hinweg hat der Autor mit diesen ehemaligen Soldaten Gespräche geführt und durfte so an ihren Erinnerungen teilhaben.

In den einzelnen Beiträgen, die aus diesen Gesprächen entstanden sind, werden die Erinnerungen der Männer nun nicht etwa ungefiltert wiedergegeben, sondern es erfolgt auch immer eine historische Einordnung, die mit entsprechenden Fakten untermauert wird. Anhänger platter Heldenverehrung werden hier also nicht auf ihre Kosten kommen, sind aber auch nicht Zielgruppe des Buches.

Diesen Männern nicht viel früher zugehört zu haben, sondern sie pauschal als Mörder bzw. Nazis abzuqualifizieren oder andererseits als Helden zu glorifizieren, gehört sicherlich zu den größten Versäumnissen diverser Nachkriegsgenerationen. Aufgrund des hohen Alters der Beteiligten ist dieses Buch nun wohl die letzte Gelegenheit, diesen Fehler doch noch zu korrigieren.

Mit viel Empathie und Sachverstand ist dieser Versuch hier auf ganz wunderbare Art und Weise gelungen. Herausgekommen ist dabei das schonungslose und jederzeit packende Portrait einer verdammten Generation, die wir ein zweits Mal verdammen, wenn wir ihren bewegenen Berichten nicht endlich zuhören und aus ihnen lernen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.03.2020
Zentner, Alexi

Eine Farbe zwischen Liebe und Hass


ausgezeichnet

Packender Roman um einen 17-jährigen Jungen, der in einen Strudel voller Hass und Gewalt gerät

Mit diesem Buch legt der Autor Alexi Zentner einen packenden Roman vor, der das Thema Rassismus auf erfreulich ausgewogene Art und Weise behandelt und in Form einer spannenden Geschichte transportiert.

Im Mittelpunkt steht der 17-jährige Jessup, der gerade zwischen allen Stühlen sitzt. Seine Familie, bestehend aus seiner Mutter, seinem gerade aus der Haft entlassenen Stiefvater und seiner Halbschwester, sind gläubige Anhänger der sektenähnlichen "Heiligen Kirche des Weißen Amerika", von der sich Jessup aber distanziert hat, seit sein Bruder Ricky im Gefängnis sitzt, weil er zwei dunkelhäutige Studenten getötet hat und die Tat als Hassverbrechen eingestuft wurde. Als sich Jessup in die dunkelhäutige Tochter seines Footballtrainers verliebt, gerät sein Leben immer mehr aus den Fugen. Ein tragischer Unfall macht ihn dann endgültig zu einem Spielball unterschiedlicher Gruppierungen, die ihren Konflikt auf seinem Rücken austragen.

Im Vorwort zu diesem Buch beschreibt der Autor, das der Auslöser zu diesem Buch aus einem Anschlag bestand, den Neonazis auf sein Elternhaus verübt haben. Dennoch unterliegt er hier nicht der Versuchung, eine einseitige Generalabrechnung vorzunehmen, sondern er behandelt das Thema ausgewogen und beleuchtet es aus unterschiedlichen Perspektiven, wenn er z. B. auch die Anfeindungen beschreibt, denen Jessup aufgrund seiner Familie und der Tat seines Bruders ausgesetzt ist.

Als Einstieg in seine Geschichte wählt der Autor ein Footballspiel der Cortaca Highschool, über das er seine Protagonisten einführt und chrakterisiert. Für Leser, die, wie ich auch, keinen wirklichen Bezug zu dieser typisch amerikanischen Sportart haben, kommen diese Passagen doch ein wenig langatmig und zäh rüber. Hat man diese Anfangsprobleme aber erst einmal überwunden, wird man mit einer packenden Geschichte belohnt, bei der die Spannungsschraube immer weiter angezogen wird. Hier blitzt dann doch deutlich durch, das der Autor unter dem Pseudonym Ezekiel Boone auch schon einige Thriller veröffentlicht hat. Die Protagonisten sind durchgehend gut gezeichnet und vor allem vielschichtig angelegt, auf die bei diesem Thema oft so üblichen Klischees wird weitestgehend verzichtet, was der Geschichte insgesamt doch sehr gut tut.

Ein tolles und wichtiges Buch, das möglichst viele Menschen lesen sollten. Und auch wenn das Buch in den USA spielt, ist die Geschichte durchaus auch auf Europa und Deutschland übertragbar, denn Rassismus ist nun leider ein weltweites Problem.

Bewertung vom 10.03.2020

Mach dir kein Bild


sehr gut

Ruhiger, aber dennoch spannender Kriminalroman mit Einblicken in die Münchener Kunstszene

Mit diesem Kriminalroman schickt der Autor Thomas Michael Glaw seinen Ermittler, den Münchener Kriminalrat Benedict Schönheit, in seinen bereits dritten Fall, den man aber auch lesen und nachvollziehen kann, wenn man, so wie ich, die ersten beiden Fälle noch nicht kennt. Alle dafür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören.

Der Mord an Dr. Henry de Rijk, dem Direktor der Alten Pinatothek, gibt Benedict Schönheit und seinem Team zunächst doch ziemliche Rätsel auf. Ein Überwachungsvideo zeigt zwar, das er mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Frau getötet wurde, liefert aber keine weiteren brauchbaren Hinweise. Und je tiefer die Ermittler in die Welt des Opfers einsteigen, um so mehr Motive und Verdächtige tun sich auf.

Der Autor legt hier einen eher ruhigen Kriminalroman vor, der auf Action und blutige Einlagen verzichtet und seine Spannung in erster Linie aus seiner gut aufgebauten Geschichte und den vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen bezieht. Neben den Ermittlungen gibt es auch immer wieder fein dosierte Abstecher in das Privatleben des Hauptermittlers, der aufgrund seiner Beziehung zu einer Journalistin von seinen Vorgesetzten doch ziemlich kritisch beäugt wird. Nach meinem Geschmack fällt Benedict Schönheit, der hier auch als Ich-Erzähler fungiert, allerdings ein wenig zu glattgebügelt aus, ein paar Ecken und Kanten hätten ihm gut zu Gesicht gestanden.

Insgesamt sorgt der Autor mit seinem flotten Schreibstil aber dennoch für gelungene Krimiunterhaltung, die aber eben auch noch ein wenig Luft nach oben lässt, da gewiefte Krimileser die Auflösung doch relativ früh vorhersehen können.