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ech
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Bochum

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Insgesamt 772 Bewertungen
Bewertung vom 22.04.2020
Gronover, Sabine

Edles Geblüt


ausgezeichnet

Packender und abgründiger Kriminalroman aus dem ansonsten so beschaulichen Münsterland

In diesem Kriminalroman lässt die Autorin Sabine Gronover ihren Kommissar Horst Schmitt und den Polizisten Dirk Kemper zum zweiten Mal im ansonsten so beschaulichen Kreis Warendorf ermitteln. Und wieder legen sie dabei einige tiefe Abgründe offen, die man im Münsterland so nicht unbedingt erwartet hätte.

Was haben ein ziemlich erfolgloser Autor, der nach einer Lesung in einem Lokal mit einer Waffe herumfuchtelt und anschließend direkt vor der Tür erschossen wird, und ein vom Landgestüt gestohlener Zuchthengst miteinander zu tun ? Dieser Frage müssen die beiden Ermittler in ihrem neuesten Fall nachgehen. An Verdächtigen mangelt es dabei nun wirklich nicht, doch die überraschenden Zusammenhänge erschließen sich erst ganz zum Schluß.

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte voran und lässt dabei auch jede Menge Lokalkolorit in das Geschehen einfließen, ohne es damit zu überfrachten. Denn im Gegensatz zu so manchem Münster-Tatort steht hier der Kriminalfall jederzeit im Mittelpunkt der Geschichte, auch in Sachen Spannung und Dramatik wird jede Menge geboten. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, mit denen man beim Lesen gerne mitfiebert.

Wer auf spannende Kriminalromane steht und nicht mit Kommissar Schmitt die Angst vor großen Tieren teilt, wird hier bestens und (fast) angstfrei bedient und unterhalten.

Ich bin nun schon sehr gespannt auf den nächsten Auftritt der Ermittler, bei dem sie es wahrscheinlich mit dem Wildschwein von Telgte zu tun bekommen werden, das Ende des Buches deutet zumindestens in diese Richtung.

Bewertung vom 22.04.2020
Speidel, Joachim; Quinke, Sibyl; Vollenberg, Brigitte; Meyer, Martin; Rehm, Anette; Scheuermann, Petra; Woda, Bruno

Hessen mörderisch genießen


sehr gut

20 Kurz-Krimis mit Rezepten, die Lust und Hunger auf einen Besuch in Hessen machen

In dieser Anthologie haben 18 Autorinnen und Autoren insgesamt 20 spannende Kurzkrimis (die beiden Herausgeberinnen sind jeweils doppelt vertreten) zusammengestellt, die allesamt in Hessen angesiedelt sind, dabei die doch recht große große Bandbreute dieses Bundeslandes aufzeigen und zudem dazu einladen, es mal wieder zu besuchen. Als Bonus und zum Nachkochen gibt es zu jeder Story noch das Rezept eines landestypischen Gerichtes, das in der jeweiligen Geschichte dann auch eine Rolle spielt, die mal größer und mal etwas kleiner ausfällt.

Wie bei Anthologien üblich, kann nicht jede Geschichte den persönlichen Lesegeschmack komplett treffen, hier war die Trefferquote insgesamt aber doch recht hoch. Als ausgesprochener Liebhaber von Geschichten mit böser Schlusspointe bin ich zudem gut und ausreichend bedient worden. Echte Ausreißer nach unten gab es für mich nicht, jede Geschichte hat ihren ganz eigenen Reiz. Einige Geschichten werden eher aus der Perspektive der Ermittler, andere dann eher aus der Perspektive der Täter erzählt, für ausreichend Abwechselung ist dadurch auf jeden Fall gesorgt.

Gelungene Anthologie, in der jeder Liebhaber von Kurz-Krimis die eine oder andere Story nach seinem Geschmack finden sollte. Ich wurde beim Lesen jedenfalls durchgehend gut und spannend unterhalten.

Bewertung vom 17.04.2020
Movie, B.

Misericordia. Die sieben Werke der Barmherzigkeit


sehr gut

Abgedrehte Geschichte mit einer Ansammlung an skurrilen Typen und respektlosen Anspielungen auf die Bibel

In diesem Buch erzählt der Autor mit dem Namen B. Movie eine ziemlich abgedrehte Geschichte, die schnell zeigt, das er dieses Pseudonym nicht ganz ohne Grund gewählt hat.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Samael, der nach dem Tod der Mutter und dem Verlust des Vaters an den Alkohol, ziemlich abgerutscht ist und auch vor Mord nicht zurückschreckt, um sich irgendwie über Wasser zu halten. Als ihm ausgerechnet sein Erzfeind, den er für seine derzeitige Situation verantwortlich macht, eine bessere Zukunft verspricht, wenn er vorher sieben Aufgaben für ihn erfüllt, zögert er daher auch nicht lange. Wenn er aber geahnt hätte, in welch aberwitzige Situationen ihn diese Aufgaben bringen, hätte er sich das sicherlich etwas gründlicher überlegt.

B-Movies kennt man eigentlich eher aus der Filmwelt, hier gibt es das Ganze nun in gedruckter (bzw. digitaler) Form und deutlich erkennbar als Hommage an das Filmgenre angelegt. Angereichert wird das wilde Treiben mit einer ganzen Riege an skurrilen Typen, bei deren Charakterisierung so ziemlich alle gängigen Klischees bedient werden, die das Genre bereithält. Vielschichtige Protagonisten sucht man hier vergebens, auch wenn immer mal wieder erfolgreich versucht wird, mit den Klischees zu spielen bzw. sie sogar zu brechen. Der leicht rotzige Schreibstil passt perfekt zur Geschichte, an Kraftausdrücken mangelt es nicht wirklich und auch in Sachen Gewalt lassen die Beschreibungen wenig bis nichts aus, hier spritzen schon reichlich Blut und auch andere Körperflüssigkeiten durch die Gegend.

Ein abgedrehtes Buch mit einer turbulenten Geschichte, auf die man sich einlassen muss, um sie wirklich genießen zu können. Und dabei sollte man auch keine Probleme mit einem etwas respektlosen Umgang mit dem Glauben bzw. der Kirche im allgemeinen und der Bibel im speziellen haben, sonst könnte es etwas schwierig werden.

Meinen persönlichen Geschmack hat das Buch in weiten Teilen getroffen, für die bereits angekündigte Fortsetzung bleibt aber auch noch ein wenig Luft nach oben.

Bewertung vom 16.04.2020
Wind, Jennifer B.

Die Maske der Schuld


ausgezeichnet

Auch der zweite Auftritt von Richard Schwarz bietet wieder Thrillerspannung der Extraklasse

Mit diesem Thriller schickt die Autorin Jennifer B. Wind ihren Ermittler Richard Schwarz in seinen zweiten Fall, der mich erneut auf ganzer Linie überzeugen konnte.

Man kann das Buch zwar grundsätzlich auch ohne Vorwissen aus dem ersten Band lesen und nachvollziehen, alle dafür nötigen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Da hier aber einige Erzählfäden aus Band 1 weitergesponnen werden, empfiehlt es sich doch, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, um das komplexe Beziehungsgeflechht zwischen den Protagonisten in Gänze genießen zu können.

Richard Schwarz musste als Kind mitansehen, wie seine Mutter, eine Prostituierte, brutal ermordet wurde. Dabei hat er sich zudem schwerste Verbrennungen zugezogen, deren Folgen in Form von Brandwunden auch heute noch deutlich sichtbar sind. Aufgewachsen ist Richard anschließend bei einer Zirkusfamilie, die seine Liebe für den Zirkus und das Leben dort geweckt hat. Dennoch musste er sich eines Tages auf die Suche nach einem anderen Job machen, da der Zirkus nicht mehr in der Lage war, sich allein durch den Zirkusbetrieb über Wasser zu halten. Sein Antrieb, zur Polizei zu gehen, kommt in erster Linie aus dem Mord an seiner Mutter, der bislang nicht aufgeklärt werden konnte.

In seinem zweiten Fall bekonmmen es Richard und sein Partner Paul Marek mit einer grausam entstellten Leiche zu tun, die aus der Donau gefischt wird. Doch wer sollte ein Interesse daran haben, einen schwerkranken Mann zu töten, der zudem im Rollstuhl saß ? Die Spuren führen Richard und Paul zu einer obskuren Selbsthilfegruppe und einigen mysteriösen Vermisstenfällen.

Mit einem packenden Schreibstil und einem hohen Erzähltempo treibt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte voran und bietet am Ende einen fulminanten Showdown mit verblüffender Auflösung. Nachdem im ersten Band die Protagonisten und ihre Hintergrundgeschichte bereits erfolgreich platziert wurden, kann sie sich diesmal noch stärker auf das atmosphärisch dichte Geschehen und das Innenleben der Protagonisten konzentrieren. Getragen wird das Ganze von durchgehend gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Charakteren in Haupt- und (vermeintlichen) Nebenrollen.

Auch wenn die Kriminalgeschichte dieses Buches grundsätzlich in sich abgeschlossen ist und auch ein paar offene Fragen aus Band 1 erfolgreich und endgültig (?) beantwortet werden, bleiben hier am Ende dennoch wieder ein paar Fäden, die im nächsten Band weitergeführt werden sollen bzw. müssen.

Eine gelungene Fortsetzung, die Lust auf mehr macht, dabei aber zugleich die eh schon hohe Messlatte für den nächsten Band noch einmal ein ganzes Stückchen höher hängt.

Bewertung vom 16.04.2020
Andersen, Lynn

Dänische Dämmerung


ausgezeichnet

Susi, Strolch und ein perfides Geschäftsmodell - Düsterer Krimi vor idyllischer Kulisse

Hinter dem Pseudonym Lynn Andersen verbirgt sich die deutsche Autorin Katrin Jäger, die auch schon einige Münsterland-Krimis geschrieben hat. Hier entführt sie uns nun nach Dänemark und erzählt eine düstere Geschichte vor idyllischer Kulisse, die mich auf ganzer Linie überzeugen konnte.

In einem Ferienhaus an der dänischen Nordseeküste wird ein deutsches Ehepaar brutal ermordet, nur der Sohn überlebt die schreckliche Tat. Als Sibylle, die Ehefrau von Kommissar Daniel Konermann aus Osnabrück, von dieser Tat in der Zeitung liest, reagiert sie ziemlich befremdlich und verschwindet kurz darauf. Mit Sohn Oscar im Schlepptau macht sich Daniel auf die Suche nach seiner Frau, die Spuren führen direkt in die dänische Ferienhaussiedlung, wo ein skrupelloses Pärchen namens Susi und Strolch sein Unwesen treibt.

Von dem Begriff Kriminalroman auf dem Cover sollte man sich hier nicht täuschen lassen, die gut aufgebaute Geschichte beweist echte Thrillerqualität und lässt einem beim Lesen kaum Zeit zum Luftholen. Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt die Autorin das Geschehen voran und zieht uns mit jeder Seite tiefer in die düstere Welt von Susi und Strolch hinein, deren Entwicklung bzw. Werdegang in Form von Rückblenden nach und nach enthüllt wird. Getragen wird das Geschehen von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Charakteren, die vielfach doch lange Zeit etwas undurchschaubar bleiben und so immer wieder für Überraschungen gut sind.

Trotz des düsteren Grundtones der Geschichte machen die Beschreibungen von Land und Leuten viel Lust auf einen Urlaub in Dänemark. Man sollte bei der Wahl seiner Unterkunft nur sehr, sehr vorschichtig sein.

Bewertung vom 15.04.2020
Suchanek, Andreas

Der Helix-Zyklus 4 - Der genetische Schlüssel / Heliosphere 2265 Bd.22-24


ausgezeichnet

Ungemein packender und hochdramatischer Abschluss des Helix-Zyklus

In diesem Hardcover sind die Bände 22 bis 24 der monatlich als E-Book erscheinenden Sciene-Fiction-Serie Heliosphere 2265 versammelt. Dabei handelt es sich um den vierten und letzten Sammelband des Helix-Zyklus, der diesen Zyklus zugleich zu einem ungemein spannenden und hochdramatischen Abschluss führt.

Daher ist hier schon einiges an Vorwissen aus dem ersten 21 Bänden erforderlich, um der Handlung komplett folgen zu können. Neueinsteiger dürften sich dagegen ziemlich schwertun, da es aufgrund der doch ziemlich komplexen Handlung mit jedem Band schwieriger wird, noch in den Serienkosmos hineinzufinden.
Ich kann hier daher nur jedem empfehlen, die Reihe von Beginn an zu lesen, zumal auch der erste Zyklus schon ein hohes Niveau aufweist.

Nach ihrer Rückkehr aus der alternativen Zukunft des Jahres 2317, bleibt für Jayden Cross und die Besatzung der HYPERION nur ein kurzer Moment zum Durchschnaufen. Denn nun beginnt die Jagd auf die Träger der genetischen Schlüssel, die benötigt werden, um den Jahrhundertplan von Richard Meridian doch noch im letzten Momnent aufhalten zu können. Doch während der verzweifelten Suche warten noch einige unangenehme Wahrheiten und auch die eine oder andere böse Überraschung.

Die Handlung ist gut aufgebaut und weiß regelmäßig durch interessante und unerwartete Wendungen zu überraschen. So bekommen scheinbare Nebensächlichkeiten im weiteren Verlauf der Handlung immer wieder doch noch eine eine neue und größere Bedeutung. Es bleibt beim Grundsatz: "Hier ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint." Und so muss man sich im Rahmen der dramatischen Ereignisse auch immer mal wieder von dem einen oder anderen liebgewonnenen Charakter verabschieden.

Wer an spannender Science-Fiction, großen Geheimnissen und politischen Intrigen Gefallen findet, wird hier bestens unterhalten. Ich bin auf jeden Fall schon sehr gespannt, wie es im nächsten Hardcover mit dem nahtlosen Übergang in den Ash’Gul’Kon-Zyklus mit der HYPERION und ihrer Besatzung sowie der Solaren Republik weitergeht.

Bewertung vom 15.04.2020
Adolfsson, Maria

Fehltritt / Doggerland Bd.1


ausgezeichnet

Gelungener Auftakt der Doggerland-Trilogie

Doggerland liegt zwischen Großbritannien und Dänemark und ist eigentlich schon vor 8000 Jahren in der Nordsee versunken.
Die schwedische Autorin Maria Adolfsson holt diese Inselgruppe bei ihmen Krimidebüt nun zurück an die Oberfläche, verschafft ihr eine stimmige Hintergrundgeschichte und bevölkert sie mit einer ganzen Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Charaktere.

Da die Reihe als Trilogie angelegt ist, ergibt sich bei diesem Auftaktband nun die besondere Schwierigkeit, das die Autorin einerseits natürlich eine spannende Geschichte abliefern sollte, die die Leser gut unterhält und neugierig auf die weiteren Bände macht, und zugleich die Inselgruppe mit Land und Leuten sorgfältig einführen muss, so das dieser Hintergrund die Geschichte auch über die weiteren Bände trägt.
Diesen Spagat absolviert die Autorin insgesamt sehr gut, auch wenn dabei die eine oder andere Länge, insbesondere in der ersten Hälfte des Buches, nicht immer zu vermeiden ist. Das furiose Finale mit der verblüffenden Auflösung entschädigt dafür umso mehr.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Kommissarin Karen Eiken Hornby, die vor nicht allzu lanhger Zeit nach einem persönlichen Schicksalsschlag von Großbritannien nach Doggerland zurückgekehrt ist. Als die Ex-Frau ihres direkten Vorgesetzten Jounas Smeed tot aufgefunden wird, bekommt sie nun ihre erste eigene Mordermitttlung, bei der sie von ihren Kollegen und Vorgesetzten auch besonders aufmerksam beäugt wird. Das sie die Nacht vor dem Mord mit Jounas im Bett verbracht hat, macht die Sache für sie nicht wirklich einfacher.

Mit ihrem packenden Schreibstil konnte mich die Autorin schnell in den Bann ihrer gut aufgebauten Geschichte ziehen. Trotz einiger geschickt eingestreuter Hinweise habe ich doch recht lange gebraucht, um zu merken, in welche Richtung sich das Geschehen entwickelt.
Die Hauptfigur gibt sich am Anfang noch etwas spröde und unnahbar, so das sie es uns Lesern nicht gerade leicht macht, sie zu mögen. Dies ändert sich angesichts der Entwicklung, die sie im Laufe der Geschichte durchläuft, aber doch recht schnell. Am Ende habe ich dann doch ziemlich mit ihr mitgefiebert und bin nun schon sehr gespannt, wie es mit Karen und ihren Mitstreitern in den nächsten Bänden weitergeht.

Mein erster Besuch auf Doggerland wird mit Sicherheit nicht mein letzter bleiben.