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Uli Geißler
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Fürth/Bay.

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Insgesamt 768 Bewertungen
Bewertung vom 04.02.2008
Scudamore, James

Fabiáns wundersame Welt


sehr gut

Kraftvolle Sehnsucht trägt und beendet eine Freundschaft

Die Geschichte des Erstlingsromans des Autors spielt in Ecuador, genauer in Quito. Dort lebt die englische Familie mit Anti, dem Sohn seit geraumer Zeit. Noch immer ist dem etwas zurückhaltenden Jungen Vieles fremd, wenngleich er sich in seinem Lebensumfeld wohl fühlt. Inzwischen hat sich auch eine richtig gute Freundschaft zu Fabian entwickelt, ein Ecuadorianer mit dem Blut der Ureinwohner und ein Draufgänger und Sprücheklopfer sonders gleichen. Er lebt als Waise bei seinem toleranten und phantasievollen Onkel Suarez, da seine Eltern bei einem tragischen Unfall ums Leben kamen.

Fabian jedoch kann das kaum glauben und immer wieder träumt oder phantasiert er Ereignisse, welche ihn glauben lassen, zumindest seine Mutter lebe noch.

Für Anti verschwimmen oftmals Fiktion und Realität, wenn Fabian gewissermaßen in seiner wundersamen Welt verhaftet neue Ideen zum Verbleib seiner Mutter oder den Umständen ihres Verschwindens erzählt. Als guter Freund jedoch kritisiert er wenig, stellt auch nichts infrage, sondern lässt sich vielmehr in den Strudel der Phantasie hineinziehen und entdeckt den Spaß an der Erfindung abenteuerlicher Geschichten.

Aus purer Freundschaft und zur Linderung der seelischen Qualen, die Fabian offenbar zu erleiden hat, weil er nicht an den Tod seiner Mutter glauben kann, erdenkt sich Fabian eine eigene Geschichte zum Verbleib der Mutter seines besten Freundes. Nicht zuletzt deshalb, weil ihm der Onkel Fabians im Umgang mit diesem ein großes Herz zu haben empfiehlt. Er fälscht einen Zeitungsartikel und lanciert diesen geschickt unter die Nase des suchenden Waisen.

So sichern sich beide Jungen geschickt ab, um ihr Fernbleiben vom Schulunterricht zu vertuschen und fahren durchsetzt von einigen abenteuerlichen Erlebnissen und Herausforderungen für ihre freundschaftliche Beziehung durchs Land in einen Ort, an welchem sich eine Klinik für „Erinnerungslose“ befinden soll. Dort forschen sie vermeintlichen Wahrheiten hinterher, treiben zwischen realen Urlaubsgegebenheiten und dokumentarischer Verschollenen-Suche hin und her.

Die tragische Unverdrossenheit Fabians führt schließlich beide auf die steilen Klippen der idyllischen Meeresbucht, auf dessen Gipfel besagte Klinik stehen soll. Tragisch entwickelt sich die Geschichte auf ihr Ende zu und doch lebt auch das von der ungebrochenen Phantasie, dieses Mal jedoch von Anti, der inzwischen selbst einen Teil Fabians wundersamer Welt verinnerlicht hat.

Der Autor legt eine ganz unscheinbar wirkende Geschichte voller Poesie und Kreativität vor, die in ihrer Bedächtigkeit dennoch anhaltend spannend und sehr ideenreich daherkommt. Die eindringliche Beschreibung der seelischen Verfassung und der sie umtreibenden Gedanken der Jungen verhelfen der Erzählung zu ihrem Reiz und lassen die Leserschaft geradezu sehnsuchtsvoll an der Freundschaft und abenteuerlichen Reise der Zwei teilhaben.

© 2/2008, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

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Bewertung vom 26.01.2008
Beinßen, Jan

Dürers Mätresse / Paul Flemming Bd.1


sehr gut

Gegenwartskrimi im historischen Dialog

Am Rande der heimelig-romantischen Kulisse des weltberühmten Christkindlesmarkt in Nürnberg ist Schauplatz eines merkwürdigen Todesfalles. „Dürer“ haucht der Auftraggeber Flemmings, bevor ihn das Zeitliche segnet.

Zunächst als Folge von übermäßigem Glühweingenuss oder Lebensmüdigkeit eingeordnet, wird dem Fotografen Paul Flemming schnell klar, dass es sich um ein Verbrechen handeln muss. Und er hat ziemlich sicher die Beweise auf einem seiner Filmstreifen, welche er im Rahmen des Prologs durch das Christkind auf dem Hauptmarkt aufgenommen hatte.

Die offiziellen Ermittlungen schleppen sich dahin, während der neugierig-nachforschende Fotograf immer klarer vor Augen geführt sieht, dass es offensichtlich jede Menge Gründe für einen Mord zu geben scheint. Als schließlich noch weitere Morde geschehen, gerät der Zufallsdetektiv nicht nur in helle Aufregung sondern selbst in Gefahr. Ein weiterer, den Plot bereichernder Nebenstrang ist der etwas ungewöhnliche Kontakt des Fotografen zur jungen Darstellerin des Heiligen Christkindls, die ihn bittet, Aktbilder von sich aufzunehmen.

Die akribischen und sehr informativen Recherchen des Autors lassen sowohl die aktuellen Geschehnisse als auch die historischen Zusammenhänge in einem realistischen und glaubwürdigen Licht erscheinen. Das sorgt für Lesespaß, vor allem dann, wenn man die örtlichen Gegebenheiten und ein wenig von der Geschichte des berühmtesten Malers der Frankenmetropole kennt. Beinßens in seine Geschichte einfließenden Informationen und Anekdoten über Albrecht Dürer begeistern und erweitern das Bild des Alten Meisters.

Immer mehr wird klar, dass es um einen wichtigen, wertvollen Fund im Rahmen von Renovierungsarbeiten im Dürer-Haus gehen muss, dessen Besitz für eine ganze Reihe von Protagonistinnen und Protagonisten interessant ist.

Nach bisweilen etwas wie weiche Schneeflocken fallende zu langwierig erzählten Unternehmungen Flemmings zieht die Spannungskurve gegen Ende des Romans kräftig an und bringt vertrackte Wendungen und vor allem ein wirklich sehr überraschendes Ende.


Uli Geißler aus Fürth/Bay.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.01.2008
Paasilinna, Arto

Adams Pech, die Welt zu retten


sehr gut

Skurrile Erfolgsgeschichte mit galaktischem Ende

In Zeiten der Globalisierung geradezu an der Tagesordnung verliert der Kleinunternehmer Aatami Rymättyla seine Lebensgrundlage, eine kleine oder mittlere Akkumulatorenfabrik in der Finnischen Unendlichkeit. Der letzte Auslöser für die das endgültige Ende seines Unternehmens ist eine Explosion in seinem Labor. Dort forschte und entwickelte er seine Visionen, die jedoch bislang ihrer Umsetzung harrten.
Die Niederlage ist erschütternd, hat er schließlich auch ohne das Unglück immense Schulden sowie auch noch sieben Kinder zu versorgen, welche allerdings allesamt bei seiner Exfrau leben. Nur ab und zu bot sich ihm die Gelegenheit, als Vater ein wenig für die Kinder präsent zu sein.

Da Aatami Rymättyla jedoch begnadetes Durchhaltevermögen auszeichnet, gibt er auch an dem Tiefpunkt seines bisherigen Lebens nicht auf. Er hat einen „Trumpf“ in der Hand, dessen Verwirklichung ihn bis in alle Ewigkeit unabhängig werden lassen kann. Er hat einen geradezu winzigen Akku in der Größe einer Schokoladentafel entwickelt. Nun gilt es, diesen produktionsfertig zu machen, in Massen herzustellen und einen vernünftigen Vertrieb auf die Beine zu stellen.

Schon bis dahin äußerst locker und auch immer zum Schmunzeln provozierend geschrieben entfaltet der Autor seinen skurrilen Hintersinn und Erlebenswitz noch mehr, als Aatami die Alkoholikerin Eeva Kontupohja kennen lernt, sie seine Patentanwältin und Geschäftspartnerin, letztlich auch Freundin wird. Gemeinsam machen die Beiden sich daran, das alle Welt begeisternde, die ökologische Bedrohung und Abhängigkeit beendende Produkt unter die Leute zu bringen. Weltweite Patent- und Vertriebsrechte sorgen für massive Erfolge, monitäre Gewinne und lebenslange Unbeschwertheit der zweit gewieften Akku-Vertreiber.

Einzig der Widerstand und die Rache der bislang die Welt unter ihrer Ressourcenknute klein haltenden Öl-, Gas- und sonstiger Konzerne macht den Beiden zu schaffen. Sogar ein Killer aus dem fernen Sizilien wird auf Aatami angesetzt. Spätestens mit diesem eiskalten Todesvollstrecker entfaltet sich im Verlauf dessen immer wieder scheiternden Mordversuchen der Schwarze Humor des trotz zwischenzeitlicher kleinerer spaßiger Episoden stets auch sehr nüchtern und kühl wirkende Wirtschaftsroman vollends.

Aatami scheint es geschafft zu haben, lebt auf großem Fuß, zeigt sich stets großzügig und scheint schließlich sogar mit dem – seinem - überraschenden Ende doch sein Glück gefunden zu haben. Ein streckenweise ganz unauffälliger, geradezu sachlicher Roman, dessen unglaublicher Witz oft doch sehr im Detail
steckt.


Uli Geißler aus Fürth/Bay.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.01.2008
Tursten, Helene

Die Tote im Keller


gut

Was niemand für möglich hielt.

Ein Mann wurde von einem zu schnell fahrenden Fahrzeug erfasst und getötet, Fahrerflucht folgt. Bei der Verfolgungsjagd landet die Polizei in einem Waldstück, entdeckt das verlassene Fluchtfahrzeug und in einem kellerartigen Erdloch eine Mädchenleiche. Im Verlauf der Ermittlungen stellt sich heraus, dass es sich um eine Sexsklavin skrupelloser Mädchenhändler handelte.

Irene Huss, erfahrene Ermittlerin, verfolgt nicht nur die Stück für Stück sich ergebenen Spuren dieses Falles, sondern versucht zeitgleich auch den Tod ihres Ex-Kollegen Torleif zu rekonstruieren und vor allem die flüchtigen Täter zu fassen.

Akribisch und mit der nötigen Vernunft, welche sich auch durch ihre ausgeglichen wirkende Ruhe bei allen Überlegungen zeigt, setzt Frau Huss ihre Erkenntnisse zusammen. Selbst dem Druck Ihres Vorgesetzten, der mit Torleif auch privat befreundet war, hält sie stand.

Als es im Fall des ermordeten Mädchens eine Spur auf die Kanarischen Inseln gibt, fliegt sie dort hin, gerät in geradezu üble Wirrnisse und in die Fronten einer Bandenauseinandersetzung, bei welcher sie sogar fast ihr Leben lässt. Glücklicherweise gelingt ihr jedoch ohne weitere Blessuren die Heimreise.

Sicher gibt es von der Autorin spannendere und aktionsgeladenere Thriller, doch die klare Abfolge der beschriebenen Ermittlungen lassen einen emotional und logisch das Geschehen verfolgen. Einen guten Anteil des Buches hat auch die wohl dosierten Angaben zum Privatleben der Ermittlerin, welche sie menschlich und vor allem als normale Frau in dem für sie normalen Beruf erscheinen lassen.

Als am Ende schließlich sowohl die – wie sich herausstellte – aus dem Gefängnis entflohenen Autoraser gefasst wurden – als auch der Mord an dem Mädchen geklärt ist, legt man das Buch entlastet beiseite.

Ein wenig unspektakulär und doch wohl recherchiert und fachlich vermutlich sehr richtig hat die Autorin Helene Tursten einen Kriminalroman vorgelegt, der gut unterhält, ein dramatisches Thema an die Oberfläche schwappen lässt, ohne dabei abstoßend reißerisch zu werden.

© 1/2008, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

5 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.01.2008
Winter, Alex

Schwarzer Fluch


sehr gut

Mördersuche fern ab jeglicher Zivilisation und moderner Kriminalistik

Dieses Mal lässt der schweizerische Australien-Kenner seinen Protagonisten und Halb-Aborigine Daryl als Detektiv tief in die australische Ur-Seele und ebenso dessen Vergangenheit eintauchen. Eine Forschergruppe um einen seiner mitreisenden Ehefrau immer mal wieder untreuen Professor will neue Erkenntnisse über eine bislang unerforschte Wasserstelle, ein sogenanntes Billabong, im Outback sammeln. Dabei sorgen schon vor und während der Unternehmung aufkeimende und vorhandene zwischenmenschliche Konflikte für Probleme.

Als besagter Dr. Hooker ermordet aufgefunden wird, der Rest der Gruppe samt deren Fahrzeuge verschwunden ist und schnell die Urbewohner des fünften Kontinents als Schuldige auserkoren sind, begibt sich der Detektiv spontan – mit entsprechenden Folgen – ohne Ausrüstung oder Vorbereitung auf die Suche nach den Ursachen und Hintergründe der Vorgänge.

Immer mehr wird er im Verlauf der wahrlich abenteuerlichen Suche nach den Tätern sowie der Studiengruppe mit seiner eigenen Herkunft konfrontiert, verfolgt er doch schließlich mehrere Tage lang zwei Aborigines, ernährt sich mit der westlichen Kultur sehr fremden Nahrungsmitteln und deutet anhand seiner Erfahrung, Erinnerungen und Träume das mögliche Geschehen. Als er schließlich zu einer Gruppe Eingeborener, den Entführern der Forscher, stößt und wie diese mehr oder weniger Gefangener der Einheimischen wird, spitzt sich die Lage für alle Beteiligten, also auch ihn, so zu, dass sie mit dem Tod rechnen müssen. Merkwürdige, ungewohnte Einstellungen der Aborigines und deren skurrile und ungewohnte Rituale sind von Daryl, den Entführten sowie der Leserschaft zu verkraften.

Konnte man bei Alex Winters zweitem Aussie-Roman noch die zu geringe Verbundenheit zu australischen Eigentümlichkeiten bemängeln, wird er bei Daryl’s drittem Fall dem Anspruch, authentisch australische Wirklichkeit, Vergangenheit und Gegenwart sowie die Lebensweise der Urbewohner mehr als gerecht. Fast zu lang beschreibt er langwierig und von zahllosen Übernachtungen durchwoben die Verfolgung der Aborigines durch den einsamen Detektiv. Dabei vermittelt er aber auch eine unglaubliche Informationsfülle über die Lebensart, Glaube und Denkweise der Urbewohner Australiens.

Das gibt dem ansonsten fast klassischen Mordgeschehen den aufregenden Kick und die nötige Spannung. So kann man der westlichen Kultur entfliehen, eintauchen in eine so ganz andere, ungewöhnliche Welt in der Wüste des roten Kontinents und am Ende in die gewohnte Umgebung zurückkehren, um einigermaßen getrost das Buch zuzuklappen.


Uli Geißler aus Fürth/Bay.

1 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.12.2007
Pryor Dodge

Faszination Fahrrad (Gebundene Ausgabe) von Pryor Dodge


ausgezeichnet

Umfassende Übersicht zu Geschichte, Technik und Entwicklung des Zweirads

Neben der Erfindung des Rades an sich zählt sicher die sich daraus ergebene Erfindung des Fahrrades zu den grundlegenden Errungenschaften des Menschen. Noch immer gehört diese umweltfreundliche Fortbewegungsmittel zu den wesentlichen Besitztümern und Anwendungen moderner Menschen.

Das Buch zeigt in einer beeindruckenden und mit zahllosen Illustrationen, Fotos, Werbeschildern und Zeichnungen auf, wie sich die Idee von der leichtläufigen Fortbewegung mittels Laufmaschine bis hin zum Fahrrad aktueller Machart.

Es erzählt von den enthusiastischen Anfängen, den Schwierigkeiten aber auch Erfolgen, der gesellschaftlichen Stellung des Fortbewegungsmittels und dem Status der Besitzenden. Die Anfänge von Fahrradclubs und –rennen wird ebenso beschrieben, wie die steten Verbesserungen technischer Art.

Von der Ursprungs-Laufmaschine des Reichsfreiherrn Karl-Friedrich Drais von Sauerbronn über die diversen Drei- und Hochradvarianten bis hin zum internationalen Erfolg, aber auch des kriegerischen Einsatzes des Zweirades wurden alle Entwicklungen Neuerungen aufgenommen und beschrieben.

Mit Genuss kann man die vielen Darstellungen von Emblemen, Markenschildern, Werbeplakaten, Zeichnungen und Fotos vom Einsatz der „Stahlesel“ betrachten. Sie sorgen für die nötige nostalgisch und erzählende Anmutung des Kompendiums der Fahrradgeschichte.

Ein phantastisches, umfassendes Bild- und Geschichtswerk für alle an der historischen Würdigung der bis heute immer noch fantastischen Technik interessierten Fahrradbegeisterten.

© 12/2007, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.12.2007
Feist, Holger

Vom Everest zur Atacama


ausgezeichnet

Spektakuläre Bilder ungewöhnlicher Mountainbike-Touren

Klar fährt man mit dem Mountainbike abseits fester Routen und Wege, durch unwegsames Gelände oder unbekannte Strecken und Trails. Das allein reicht den meisten. Nicht so dem Autor und dessen Freunden.

Sie suchten das absolut Ungewöhnliche und machten sich mit ihren grobstolligen Rädern auf, Strecken zu finden, die außergewöhnlicher und damit aber auch spektakulärer nicht sein können. So reisten sie nach Bolivien und Chile, Nepal und Tibet, Kenia, auf die Liparischen Inseln, nach Transsylvanien, in den Iran oder nach Hongkong, um dort ihrem Hobby nachgehen oder besser –fahren zu können.

Die dabei gemachten Erfahrungen schrieben sie in spannenden Reiseberichten nieder, was sie sahen und entdeckten dokumentierten sie in ausgezeichneten Farbaufnahmen. Auf diese Weise entstand ein attraktiver Reise- und Fotoband für radbegeistere Naturburschen und –mädels.

Kein Land war den rollenden Aktivisten zu weit, kein Berg zu hoch, keine Strecke zu wild und nie irgendetwas zu anstrengend oder zu gefährlich. Das Buch lässt die Leserschaft auf ansprechende Weise teilhaben am großen Doppelabenteuer Reisen und Radeln. Es weckt die Lust zu beidem.

Vielleicht macht man sich eben doch mal auf in den Dschungel Kambodschas, die wilden Wälder um Draculas Schloss in Rumänien, den Berberfamilien im Libanon, den holprigen Pfaden Nepals oder den staubigen Abfahrten des Stromboli-Vulkans. Wer dieses Buch durch hat, legt es vermutlich nur aus der Hand, um sofort zu packen …

© 12/2007, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.12.2007
Eichendorff, Joseph von

Aus dem Leben eines Taugenichts


ausgezeichnet

Jubiläumsausgabe zum 150. Todestag des Autors in edler Neuausstattung
Die Novelle um den gnadenlosen Romantiker und namenlosen Freiheits-Halodri gehört zweifellos zu den wichtigen literarischen Kabinett-Stücken des vorvorigen Jahrhunderts. Wenngleich die Lebensweise kaum mehr nachvollziehbar ins Heute übertragbar ist, so erzeugt sie doch eine innere Sehnsucht nach diesem einfachen, gedankenlosen und glücklichen So-in-den-Tag-leben-können.

Wie gern möchte man das doch auch können. Dabei spielen die emotionalen oder gar finanziellen Tiefschläge – die am allerwenigsten – in keiner Situation oder Zeit eine wirklich tiefgreifende Rolle. Das entlastet, macht den Kopf und das Denken frei und lässt einen zweifelnd und gleichzeitig staunend die Geschehnisse erfahren, die der junge Müllersohn erlebt.

Die letzten Seiten dieser in edler Leinenstruktur gebundenen Buchausgabe füllt ein Glossar zu wichtigen Begriffen und Hintergründen, das Nachwort des Herausgebers Hartwig Schultz sorgt für eine Neubewertung des Inhalts im Kontext von Literatur, deutschem Gemüt damaliger und heutiger Lebenswirklichkeit.

Die in der typischen Traxler’schen Geradlinigkeit und Schlichtheit gezeichneten Darstellung bringen so unnachahmlich das Wesentliche auf den Punkt – man kann es sich kaum anders wünschen oder vorstellen. Keineswegs im Comicstil und sicher doch verwandt mit dieser Darstellungsform sind die Illustrationen hundertprozentig an Stil und Aussage angepasst, als hätte sie der Zeichner schon bei der Erstausgabe des Büchleins so abgeliefert.

Sie unterstützen so treffend die Atmosphäre, dass man mit Genuss den altertümlichen und doch so jugendlichen Text – unendlich im schulischen Kontext traktiert – ganz neu genießen kann. Wem das gelingt, hat großes Lob verdient. So sei es Herrn von Eichendorff ohnehin und Herrn Traxler ganz aktuell hiermit ausgesprochen.


Uli Geißler aus Fürth/Bay.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.12.2007
Winter, Alex

Die Toten von Moonlight Bay


gut

Am Fuße des Leuchtturms ist es immer am dunkelsten

Daryl Simmons lässt sich als Polizist und Ermittler aufgrund seiner besonderen Fähigkeiten, welche ihm aufgrund seiner Abstammung von Ureinwohnern des Fünften Kontinents, den Aborigines, gerne dort einsetzen, wo sich eher ungewöhnliche Verbrechen ereigneten oder aber „normale“ Polizeiarbeit zu keiner Aufklärung führte. Das ist auch seinem Vorgesetzten ganz recht, denn seine Aufklärungsquote ist anerkennenswert hoch.

Als er in den Südwesten des Kontinents und Landes nach Moonlight Bay geschickt wird, sind schon zwei Menschen im Schatten des dortigen Leuchtturms tot aufgefunden worden: Vater und Sohn Grammar. Der Ältere kam schon vor fünf Jahren um und wurde als Selbstmord eingestuft, der Jüngere lag erst vor wenigen Tagen dort.

Bei seinen Recherchen des unkonventionellen Kriminalers Daryl stößt er – zunächst inkognito agierend – auf eine verschwiegene Dorfgemeinschaft. Doch auch diese hat Risse, wie sich im Verlauf der Geschichte zeigt. Merkwürdige Vorgänge um und im Leuchtturm entwickeln sich mehr und mehr zu einer mysteriösen und geheimnisvollen Geschichte. So sahen nicht nur einige Dorfbewohner, sondern auch er selbst eine bleiche Frau in der Nähe des Turmes herum laufen, ihm zuwinken und auf unerklärliche Weise wieder verschwinden.

Die Bekanntschaft des Detektivs mit George Markham, einem Trinker, dessen Tochter vor einigen Jahren unauffindbar verschwand sowie der Mutter von Tom Markham, dem heimlichen Freund Marys, der mit 15 Jahren ebenfalls plötzlich verschwundenen Tochter des örtlichen, sehr fanatischen Pfarrers Reverend Reed, sorgen für weitere Verkomplizierung der Vorfälle.

Lieder kommt die ureinwohnerliche Sonderbegabung Daryls nur wenig zum Tragen und auch die knappen landschaftlichen Bezüge zu Australien reichen nicht aus, um einen speziellen Australien-Krimi zu erzeugen. Der Plot könnte letztlich auch in einem Ostseenest an der Küste spielen. Dennoch bekommt man mit „Die Toten von Moolight Bay“ eine spannende Kriminalgeschichte eher klassischer Art geliefert, die unaufhörlich zum Weiterlesen motiviert. Kaum hat man ein Kapitel als vorgesehenes Leseziel erreicht, will man dann doch „wenigstens das nächste“ Kapitel noch lesen …

Gespannt kann man nun auf Alex Winters schon vorgesehenen dritten Fall für den Halb-Aborigene Simmons sein.

Uli Geißler aus Fürth/Bay.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.