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smartie11
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Insgesamt 920 Bewertungen
Bewertung vom 21.12.2016
Farjeon, J. Jefferson

Geheimnis in Weiß


ausgezeichnet

„Die Wahrheit ist das höchste Gut der Welt – und das vernachlässigteste.“ (S. 240)

Der Britische Autor J. Jefferson Farjeon (1883 – 1955) hat über 60 Krimis und Thriller geschrieben. Mit "Geheimnis in Weiß" ist sein Krimi „Mystery in White“ aus dem Jahre 1937 nun zum ersten Mal in Deutsch veröffentlicht worden. Für mich war es das erste Werk des Autors, das ich gelesen habe. Um soviel vorweg zu nehmen: Ich frage mich, warum es fast 80 Jahre gedauert hat, bis man dieses Werk ins Deutsche übersetzt hat, denn Farjeon braucht sich in keine Weise hinter seinen berühmten Zeitgenossen Agatha Christie, Edgar Wallace oder Arthur Conan Doyle zu verstecken. Mit dem flexiblen Leinen-Cover und einem goldenen Lesebändchen ist dieses Buch wirklich sehr liebevoll produziert.

Die Geschichte beginnt wenig spektakulär in einem Abteil dritter Klasse im Zug ab Euston. Dafür bekommt man als Leser schnell einen Überblick über die kleine Gruppe der Reisenden, die das Schicksal miteinander verbunden hat. Dabei hat der Autor ein gutes Händchen für eine sehr bunte Zusammensetzung dieser Gruppe: Da sind zum einen die ungleichen Geschwister David & Lydia Carrington, die latent spiritistische Revuetänzerin Jessie Noyes, der unscheinbare Buchhalter Mr. Thomson, der Nörgler Mr. Hopkins und der ältere Herr von der Königlich Parapsychologischen Gesellschaft, Mr. Edward Maltby. Diese Charaktere zeichnet Farjeon sehr detailreich und oft bewusst überspitzt, was in Teilen sicherlich auch an den Gegebenheiten seiner Zeit liegen mag. Allein die Interaktion dieser sehr unterschiedlichen Charaktere und die zunehmende Gruppendynamik macht dieses Buch sehr lesenswert, denn oft kommt es zu fein-ironischen Spitzen in den Gesprächen („Unser Freund Mr. Thomson niest sich noch den Kopf weg. Nicht dass das Fehlen seines Kopfes an seiner Nützlichkeit sehr viel ändern würde.“ - S. 59). Im Verlauf der Geschichte ist Mr. Maltby dank seines messerscharfen Verstandes und seiner schnellen Zunge zu meinem persönlichen Liebling avanciert. Ein Vergleich mit Agatha Christies berühmten Hercule Poirot liegt durchaus nahe.

Aber es sind – bei Weitem - nicht nur die Charaktere, die dieses Buch so lesenswert machen. Die Geschichte selbst beginnt sehr einfach, stellt den Leser im weiteren Verlauf aber vor immer mehr Rätsel und Fragen, so dass die Spannung kontinuierlich zunimmt. Dazu gesellt sich eine wirklich sehr mysteriöse, in Teilen schon leicht gruselige Atmosphäre in dem eingeschneiten und verlassenen Herrenhaus. Ein wirklich tolles Setting! Nur Stück für Stück offenbart der Autor seinen Lesern neue Informationen, die es wie bei einem Puzzle richtig zusammenzusetzen gilt. Hierfür bedient sich der Autor der Kombinationsgabe Mr. Maltbys und scheut sich dabei auch nicht, ihn die Puzzlestücke durchaus auch mal falsch zusammensetzen zu lassen. Ganz in der Tradition der britischen Krimi-Autoren des frühen 20. Jahrhunderts präsentiert Farjeon am Ende eine plausible und rückwirkend vollkommen nachvollziehbare Auflösung für alle Rätsel und offenen Fragen. Genau so muss ein guter Krimi sein!

Last but not least möchte ich noch ein paar Worte zum Schreibstil des Autors verlieren: Selbstverständlich merkt man seiner Sprache an, dass dieses Buch bereits 1937 geschrieben wurde, dennoch war ich überrascht, wie „modern“ Farjeon Schreibstil manchmal wirkt. Lediglich den Begriff „Cockney“ (ein Spottnamen für die Bürger von London) musste ich nachgoogeln. Äußerst gut gefallen haben mit auch der feine, meist ironische Britische Humor („Es ist eine schöne, sonnige Nacht.“ - S. 151) sowie die stellenweise sehr bildliche Ausdrucksweise („Thomson war mitten in das Gespräch geplatzt und hatte es vorerst beendet. Wie ein wenig Sand war er in ein zügig laufendes Getriebe geraten.“ - S. 66).

FAZIT:
Wer die Werke von Agatha Christie und Edgar Wallace mag, wird „Geheimnis in Weiß“ lieben! „Spüren auch sie das Grauen in diesem Haus“ (S. 61)!

Bewertung vom 14.12.2016
Matthaei, Bettina

Easy. Überraschend. Low Carb.


ausgezeichnet

Alle Rezepte dieses Buches sind glutenfrei und sehr ansprechend und schön strukturiert präsentiert. Die Zubereitungsanweisungen sind ausführlich und leicht verständlich. Die „Orientierung“ während des Kochens wird dadurch erleichtert, dass die Zutaten im Fließtext jeweils fett gedruckt sind. Zu allen Rezepten finden sich Angaben zu den Zubereitungszeiten und Nährwerten. Sollte man für mehr Personen kochen wollen, kann man auch Mengenrechner im Internet verwenden (mengenrechner.de), mit Hilfe dessen man die Mengenangaben zu den Rezepten einfach umrechnen und sich beispielsweise aufs Smartphone schicken lassen oder ausdrucken kann. Abgerundet wird das Buch mit einem Index sowie einem Beilagen-Register

Besonders gut gefällt mir an diesem Kochbuch, dass sich in den einzelnen Rezepten viele Möglichkeiten „verstecken“, klassische kohlenhydratreiche Beilagen durch „low carb“ Alternativen zu ersetzen, wie z.B. die „Topinambur Bratkartoffeln“ (S. 77), das „Blumenkohlpüree“ (S. 78) oder auch „Semmelknödel“ aus LC-Brot (S. 81). Selbstverständlich bedeutet ein Kochen abseits der „herkömmlichen“ Küche auch immer, dass die Zutaten nicht unbedingt in jedem Supermarkt zu finden sind (z.B. Leinsamen, Flohsamenschalen, Guarkernmehl, Harissa,…), so dass man sich von manchen Zutaten einen kleinen Vorrat anlegen sollte oder den Einkauf entsprechend gut plant. Außerdem sollte jedem bewusst sein, dass die meisten Zutaten deutlich teurer sind als die klassischen Varianten.

FAZIT:
Sehr abwechslungsreiches Kochbuch, das auch viele schmackhafte kohlenhydratarme Alternativen zu klassischen Beilagen bietet. Insbesondere für Menschen mit Glutenunverträglichkeit sehr zu empfehlen!

Bewertung vom 14.12.2016
Funke, Cornelia

Die Feder eines Greifs / Drachenreiter Bd.2


ausgezeichnet

In der Geschichte sind nur zwei Jahre vergangen – bei uns waren es fast 20, bis Cornelia Funke uns mit einer Fortsetzung ihres Weltbestsellers „Drachenreiter“ beglückt. Auch wenn „Die Feder des Greifs“ relativ problemlos ohne die Kenntnisse des ersten Buchs zu lesen ist, würde ich doch jedem empfehlen, zunächst den ersten Band zu lesen.

Wie schon im ersten Band taucht der Leser sofort in die wunderbare Welt der Fabelwesen ein – diesmal in das neu geschaffene MIMAMEIDR, in dem es inzwischen nur so wimmelt vor unterschiedlichsten Sagengestalten. Egal ob Pilzlinge, Senf-Wichtel, Odinszwerge oder auch Igelmänner, jedes Wesen findet hier Unterschlupf. Wer beim Lesen dabei den Überblick verlieren sollte, kann zwischendurch das „Wer ist wer“ am Ende des Buches nutzen. Von MIMAMEIDR nimmt Cornelia Funke ihre Leser mit auf eine spannende, unglaublich fantasievolle und stellenweise gefährliche Reise mit, die mich beim Lesen vollständig in der Handlung hat „versinken“ lassen. Hier heißt es eintauchen, mitfiebern und miterleben! Zusammen mit den alten Bekannten, aber auch mit neuen größeren und kleineren Helden führt uns Cornelia Funke durch eine Welt, die die Sagen und Mythen verschiedenster Völker vereint und mich durch faszinierende und exotisch anmutende Schauplätze immer wieder hat staunen lassen. Die Spannung der Geschichte selbst variiert im Verlauf, sinkt doch aber niemals ganz ab, denn man fragt sich beim Lesen die ganze Zeit, ob es die mutigen Helden wohl schaffen werden, die Sagengestalt des Pegasus zu erhalten. Hierzu verrate ich natürlich nichts!

„Zu erhalten“ ist dabei ein Stichwort, dass auch auf die tiefgründigere Botschaft dieser Geschichte hindeutet: Denn beim Lesen wird schnell klar, dass diese Geschichte auch ein flammendes Plädoyer dafür ist, sorgsam, nachhaltig und bewusst mit unserer Welt, der Natur und allen Lebewesen umzugehen. Gleichzeitig vermittelt dieses Buch wichtige Werte wie Freundschaft, Mut und Zusammenhalt.

FAZIT:
Das perfekte Buch (nicht nur) für lange, dunkle Winterabende: Eine unglaublich fantasievolle und spannende Reise, die wie ihr Vorgänger das Zeug zum Klassiker hat!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.12.2016
Greiner, Lena;Padtberg-Kruse, Carola

Nenne drei Hochkulturen: Römer, Ägypter, Imker


ausgezeichnet

Humorvolle Kuriositäten, Merk- und Denkwürdigkeiten aus dem Mikro-Kosmos Schule



Lena Greiner und Carola Padtberg-Kruse sind Redakteurinnen bei SPIEGEL ONLINE und legen nun mit „Nenne drei Hochkulturen…“ ihren Nachfolgeband zum Bestseller „Nenne drei Nadelbäume: Tanne, Fichte, Oberkiefer“ vor. Erneut ist es eine Sammlung von Stilblüten, Kuriositäten und Denkwürdigkeiten aus dem Mikrokosmos deutscher Schulen. SPIEGEL ONLINE hatte Lehrer dazu aufgerufen, diesen „Quatsch“ einzusenden, und so ist eine wunderbar humorvolle O-Ton Sammlung aus den DACH-Schulen entstanden.

Egal ob es um eine politisch unkorrekte „Polenallergie“ oder Jungs mit Menstruationsbeschwerden (die Entschuldigung wurde akzeptiert!) geht, hier bleibt garantiert kein Auge trocken! Das Buch zeigt aber auch, dass die Schüler von heute nicht immer die von der Presse verunglimpften „Smombies“ sind, sondern durchaus noch immer viel Mitgefühl und Wissensdurst zeigen („Wieso hatte Nathan der Weise eigentlich keine Eltern?“). Aufgeteilt sind die humorvollen Berichte und Zitate aus den Klassenzimmern in die folgenden Bereiche:

- Übersetzungen aus dem Englischunterricht („Queen Elizabeth“ wird zu „Green Elisa Bett“ – S. 26)
- Glanzleistungen in Geschichte (Wie war das mit dem „Sturm auf die Pastille“? – S. 37)
- Peinliches aus der Politikstunde (Die Währung vor dem Euro: die Dänemarkt! – S. 60)
- Die besten Ausreden („Meine Katze lag schlafend auf meiner Schultasche“ – S. 68)
- Blackouts in Biologie („In der Fruchtblase ist Fruchtsaft“ – S. 89)
- Religiöses Halbwissen („Adam und Eva lebten in Paris“ – S. 108)
- Rätselraten in Erdkunde („Wo leben Buddhisten? – In Budapest“ – S. 129)
- Debakel im Deutschunterricht („Wallenstein wird wahrscheinlich nie erfahren, wer ihn ermordet hat“ – S.146)
- Die schönsten Schreibfehler („Man fängt einen Brief mit Liebe an!“ – S. 164)
- Allgemein(un)wissen („Nenne drei Blechblasinstrumente – Trompete, Tenorhorn, Matterhorn“ – S.179)
- Blamagen in Chemie, Physik und Mathe („Nenne das kürzeste Längenmaß – ein Krümel“ – S. 191)
- Die besten Patzer aus dem Abitur („America – the country of topless opportunities“ - S. 206)
- Geständnisse aus dem Lehrerzimmer (von Begegnungen in der Sauna bis verschobenen Deutschlausuren)

Aber dieses Buch ist nicht nur eine lose Aneinanderreihung von Sprüchen und Anekdoten, sondern durchaus liebevoll redaktionell aufgearbeitet und mit Einleitungen zu den jeweiligen Kapiteln sowie Kommentaren zu den Sprüchen versehen. Das Ganze ist zusätzlich noch mit humorvollen Cartoons garniert und zwischendurch stellt eine kleine „Professoreneule“ manche komischen Irrtümer richtig und gibt ein paar kurze Hintergrundinformationen dazu (z.B. was Hünengräber sind – S. 138). Das ist in Teilen durchaus ganz informativ. In grau unterlegten „Pause“-Kästchen finden sich zusätzlich noch kurze Schilderungen skurriler Situationen aus dem Lehreralltag.

FAZIT: Wer mal wieder so richtig herzhaft lachen möchte, ist mit „Nenne drei Hochkulturen“ auf jeden Fall gut bedient!

Bewertung vom 06.12.2016
Städing, Sabine

13 Weihnachtstrolle machen Ärger


ausgezeichnet

Ein zauberhaftes, stimmungsvolles Weihnachtsmärchen – perfekt als Adventskalendergeschichte!

Zum Inhalt:
Eines Abends hören die Geschwister Jonas und Mila ein Rascheln aus ihrem Adventskalender. Als sie vorsichtig hinter das 24. Türchen spähen, geschieht das Wunder: Wie durch Zauberhand fallen sie durch den Kalender und wachen in der Weihnachtswelt wieder auf. So kurz vor dem Fest haben die Weihnachtsdorfbewohner hier alle Hände voll zu tun. Noch dazu ist Väterchen Frost spurlos verschwunden und die Rentiere sind krank!

Meine Meinung:

Autorin Sabine Städing dürfte vielen Lesern schon von ihrer Kinderbuchreihe „Petronella Apfelmus“ (ausgezeichnet mit dem Leipziger Lesekompass 2015), der Hexen-Trilogie „Magnolia Steel“ oder auch von den „FOXGIRLS“-Büchern ein Begriff sein. Mit den „13 Weihnachtstrollen“ hat sie nun ein ganz zauberhaftes und wunderbares Weihnachtsmärchen geschrieben, dass sich durch die Aufteilung in 24 Kapitel perfekt als Adventskalenderbuch eignet. Ein rotes Lesebändchen erleichtert dabei die tägliche Orientierung. Das einzige Problem hierbei ist nur, dass (nicht nur) die Kinder nach jedem Kapitel unbedingt weiter lesen wollten… ; o )

Der Start in die Geschichte fällt sehr leicht und macht neugierig auf die Geschehnisse, die da noch kommen. Zuerst finden sich die Kinder in einem verlassenen Zug wieder, der im Schneedickicht stecken geblieben ist. Dies ist durchaus spannend und auch ein kleines bisschen wohlig-gruselig, selbstverständlich ohne die Nerven der kleinen Leser zu sehr zu strapazieren. Es ist eine wunderbare weiße Weihnachtswelt, in die Sabine Städing ihre beiden Protagonisten und die Leser entführt. Hier gibt es alles, was man sich in einer Weihnachtswelt nur wünschen kann. Sei es nun das Weihnachtsdorf, in dem die Weihnachtsmänner aller Herren Länder zusammen wohnen, ein riesiger Weihnachtsbaum, an dem klein gezauberte Engel schaukeln und Wichtel klettern, ein Stall voller Rentiere, Elche und Ponys oder auch ein eigenes Postamt, in dem alle Briefe an den Weihnachtsmann ankommen. Diese Geschichte sprüht nur so vor tollen Ideen (Kundschafterwichtel und leicht verrückte Elche), die einen beim Lesen immer wieder staunen lassen.

Besonders gelungen finde ich an dieser Geschichte außerdem, dass man hier viele Weihnachts-Figuren aus den unterschiedlichsten Ländern kennenlernt. So gibt es neben den „Weihnachtsmännern“ mit ihren diversen Namen (Väterchen Frost, Sinterklaas, Santa Claus, Père Noël,...) auch Begegnungen mit Knecht Ruprecht, der italienischen Weihnachtshexe La Befana oder auch der Weihnachtskatze. Wie die 13 Trolle dort hineinpassen, sei an dieser Stelle noch nicht verraten. Aber die Namen möchte ich niemandem vorenthalten, denn sie sind wunderbar ausgefallen und bildlich zugleich, denn die 13 Jungs von Troll-Mama Gaya heißen z.B. Türenknaller, Löffelschlecker, Rauchwursträuber, Kerzenkraller, Fensterglotzer oder einfach nur Knirps.

Die Leseempfehlung liegt bei 8 – 10 Jahren. Dieses Buch ist meines Erachtens aber auch schon für aufgeweckte Kinder ab ca. sechs Jahren und auf jeden Fall auch für ältere Kinder gut geeignet. Meine beiden Söhne (5,5 und 8,5 Jahre) finden es super!

Last but not least möchte ich die zahlreichen und wirklich wunderbaren s/w-Illustrationen von Barbara Scholz (bekannt durch u.a. „Ritter Trenk“, „Seeräuber-Moses“ oder auch „Wir sind nachher wieder da, wir müssen kurz nach Afrika“) erwähnen. Sie passen wirklich perfekt zur Geschichte und zu den Charakteren und geben stets die passende Stimmung wieder.

FAZIT:
Zauberhaft und unterhaltsam - das perfekte Weihnachtsmärchen für eine stimmungsvolle Adventszeit.

Bewertung vom 25.11.2016
Maar, Paul

Schiefe Märchen und Schräge Geschichten


ausgezeichnet

18 kurze Geschichten und Gedichte: schräg, schön, fantasievoll und urkomisch

Unsere Meinung:
Paul Maar, der Schöpfer des wunderbaren Sams, hat mit „Schiefe Märchen und Schräge Geschichten“ ein neues Kinderbuch (ab ca. 6 Jahren) geschrieben, dessen Name wirklich Programm ist. Die mal sehr kurzen, mal etwas längeren Geschichten (die Längste hat 28 Seiten) und Gedichte sind im wahrsten Sinne des Wortes oft „schief“ und „schräg“. Paul Maar spielt mit der Sprache, mit Namen und Reimen, das es beim Vorlesen stellenweise eine richtige, aber stets sehr lustige Herausforderung ist. Er mixt klassische Märchen mit eigenen Ideen kunterbunt durcheinander und verpasst ihnen seinen ganz eigenen Anstrich – und meist auch gleich ein neues, manchmal auch etwas abruptes Ende (wie in „Glückliche Rettung“ – S. 124). In manchen Geschichten nimmt Paul Maar ein paar Anleihen von den klassischen Märchen, wie beispielsweise bei „Der gestiefelte Skater“ (S. 82). Oder er klärt seine kleinen und großen Leser auf, warum „Hänsel und Gretel“ nicht „Jakob und Mariechen“ heißt („Der Wind, der Wind“ - S. 34).

Die meisten Geschichten aber hat sich Paul Maar ganz neu erdacht und überrascht seine Leser mit mal mehr, mal weniger märchenhaften Geschichten, wie beispielsweise vom vorwitzigen kleinen Zwerg und Möchtegern-Heinzelmann Friedrich, den drei Prinzen namens Otto oder dem wunderbar modernen „Märchen vom farbigen Licht“ (S. 114), in dem aus einem „Dummling“ ein Minimilian wird. Manche von diesen Geschichten sind einfach „nur“ wunderbar lustig, andere durchaus auch ein bisschen (wohlig!) gruselig (wie beispielsweise „Frau Muhse“ – S. 128) und wieder andere einfach schön schräg, wie bei „Die Vase, die sprach“ (S. 36). Der bunte Mix aus Geschichten ist höchst abwechslungsreich, sehr kindgerecht und bietet natürlich auch den ein oder anderen Tiefgang bzw. unterschwellige Botschaft, ganz so, wie es sich für ein richtiges Märchen gehört. Teilweise wird Paul Maars Erzählstil dabei schon richtig schön poetisch (wie bei den Buchstaben, die tief drinnen im Namen versteckt sind, nicht an der Oberfläche – wie beispielsweise die „e“s in „Amalia“…).

Aber nicht nur die Geschichten sind zauberhaft und komisch, auch die vielen Gedichte machen Spaß, sowohl dem Vorleser als auch den kleinen Zuhörern. Sei es nun „Frau Holle“ (S. 24) oder auch „Pech gehabt“ (S. 113).

Komplettiert wird dieser kleine Geschichten- und Gedichte-Schatz von zahlreichen, teils ganzseitigen fantasievollen und wunderbar passenden Illustrationen von Pana Dalianis. Seine Bilder laden zum Betrachten und Träumen ein und lassen den Leser immer wieder neue, zauberhafte Details entdecken.

FAZIT:
Ein kleiner Geschichten-Schatz: Unglaublich fantasievoll, schön schräg und wunderbar humorvoll.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.