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Bellis-Perennis
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Wien

Bewertungen

Insgesamt 1101 Bewertungen
Bewertung vom 02.05.2023
Haas, Stephan

Belgische Schatten


ausgezeichnet

Piet Donker hat eine berufliche und familiäre Auszeit genommen. Gut bekommt ihm das Alleinsein allerdings nicht, denn er trinkt zu viel und droht spielsüchtig zu werden.

Da kommt ihm der Mord an einer Politikerin in Eupen gerade recht. Zunächst sieht alles nach einem politischen Motiv aus. Doch als dann ein weiteres Mordopfer gibt, wackelt diese Theorie. Recht bald stellt sich heraus, dass die beiden Toten Mitglieder einer Jugendclique waren. Interessant ist, dass vor Jahren die junge Joleen verschwunden ist. Niemand weiß, ob sie noch lebt. Kann sie zurückgekehrt und die Täterin sein?

Jetzt gilt es weitere Angehörige dieser Jugendgruppe zu finden, denn die könnten auch in Gefahr sein. Und welche Rolle spielt Donkers Kollegen Uma? Immerhin war sie seinerzeit auch in dieser Clique. Weiß sie mehr, als sie zugibt?

Meine Meinung:

Wie wir es von Stephan Haas gewöhnt sind, gibt es auch hier wieder einen komplexen Fall, der seine Ursache in der Vergangenheit hat.

In einem Verwirrspiel um Schuld und Sühne sowie um Manipulation und Ausgrenzung weiß Piet Donker nicht mehr, wem er vertrauen kann. Üblicherweise bereiten ihm solche komplexen Fälle keine Probleme, doch in seinem angeschlagenen Zustand, ist die Lösung des Falles eine Herausforderung.

Die Charaktere sind wieder gut gezeichnet. Alle haben ihre Ecken und Kanten, Piet Donker die eine oder andere mehr.

Mir hat der fesselnde Krimi gut gefallen. Bis zum schlüssigen Finale, das menschliche Abgründe aufdeckt, dauert es ein wenig.

Ob Piet seine Ankündigung, den Polizeidienst zu quittieren, ernst meint, erfahren wir hoffentlich in einem nächsten Fall.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich gerne 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 02.05.2023
Pfarl, Peter

Rund um den Schafberg


ausgezeichnet

Das Salzkammergut an sich, ist schon ein wunderschöner Flecken Österreichs. Dennoch kann man mit Fug und Recht behaupten, dass der Schafberg ein ganz besonderes Highlight ist. Er ist quasi die „Aussichtswarte“ des Salzkammerguts, da man von ihm aus weit ins Land blicken kann.

Gemeinsam mit Peter Pfarl (Text) und den wunderschönen Fotos von Karin und Wolfgang Mayerhoffer dürfen wir (zumindest vorab) dieses an Kultur und Natur reiche Gebiet Österreichs entdecken.

Unsere Stationen sind:

Der Schafberg
Der wundersame Wolfgangsee
Im Weissen Rössl
Sommerfrische im Künstlerparadies
Die Flanken des Berges
Mondsee
Das Südufer des Attersees
Das West-, Ost- und Nordufer des Attersees
Leichte Wanderungen rund um den Schafberg

Schon Mitte des 19. Jahrhunderts, also im Biedermeier, kamen zahlreiche Touristen, die sich in unbequemer Kleidung auf den 1.782m hohen Berg quälten. Selbst Erzherzöge waren darunter und auch Kaiserin Elisabeth. Schon um 1870 wurde die Idee zu einer Zahnradbahn laut. Aufgrund der Wirtschaftskrise 1873 wurde das Unternehmen zurückgestellt und letztendlich im April 1892 begonnen. Rund 350 vorwiegend italienische Bauarbeiter errichteten in nur knapp 14 Monaten die 5,85 km lange Zahnradbahn. Wenn man bedenkt, dass hierbei 1.185 Höhenmeter überwunden werden mussten und das Material mit 6.000 Maultierfuhren hinauf- und hinunter gebracht werden musste, eine gewaltige Meisterleistung.

Bekannt ist die Gegend rund um den Schafberg auch für seine Jugendstilvillen, die das vermögende Großbürgertum errichten hat lassen, um die Sommerfrische in angenehmer Atmosphäre verbringen zu können. Mit dem Großbürgertum Wien eng verbunden sind Kulturschaffende wie Maler, Dichter und Komponisten. Klingende Namen aus der Vergangenheit wie Gustav Klimt, Emilie Flöge oder Arthur Schnitzler haben ihre Zeit rund um den Schafberg verbracht. Auch Künstler und Promis der Gegenwart ziehen die gemütliche Sommerfrische vor.

Die neben dem Schafberg wohl bekannteste Sehenswürdigkeit ist das Gasthaus „Zum Weissen Rössl“, dem Ralph Benatzky in der gleichnamigen Operette ein Denkmal gesetzt hat. Unvergessen die Verfilmung mit Peter Alexander als Kellner Leopold.

Fazit:

Hier im Salzkammergut, rund um den Schafberg, lassen sich Natur und Kultur gemeinsam oder abwechselnd sehr gut erleben. Dieses Buch macht Lust, seinen Urlaub dort zu verbringen. Gerne gebe ich diesem Buch, das reich an schönen Bildern ist, 5 Sterne.

Bewertung vom 29.04.2023
Kellerhoff, Sven Felix

Der Putsch (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Autor und Historiker hat sich diesmal eines Themas angenommen, das im Jahr 2023 sein (unrühmliches) 100-Jahr-Jubiläum feiert: Der Hitler-Putsch im Jahr 1923. Ob es da wirklich etwas zu feiern gibt?

In seinen Analysen, die auf neuem, bislang unbekannten Material aufbauen, zeigt er, dass der misslungene Putsch keineswegs so operettenhaft war, wie es manche so gerne gesehen haben (bzw. noch immer sehen).

In folgenden Kapiteln erläutert er die neuen Erkenntnisse:

Prolog
Ausgangslage
Vorbild
Anlauf
Volksfront
Sonderweg
Konfrontation
Entscheidung
Sturm
Scheitern
Epilog

Kellerhoff setzt das Geschehen sowohl in zeitlichem als auch in den geopolitischen Kontext. So finden die Ursachen (verlorener Krieg, Besetzung des Ruhrgebietes hohe Inflation etc.) genauso ihren Niederschlag wie die Sicht auf ein gelungenes Vorbild zur kompromisslosen Machtübernahme: Mussolinis Marsch auf Rom von 1922. Dennoch haben die zahlreichen Regierungen der Weimarer Republik die Gefahr von rechts sträflich unterschätzte, da sie von der Angst vor dem Kommunismus wie paralysiert waren, wie gleich zu Beginn des Kapitels „Ausgangslage“ der scharfsichtige Joseph Wirth zitiert wird:

„Da steht der Feind, der sein Gift in die Wunden seines Volkes träufelt. Da steht der Feind, und darüber ist kein Zweifel: Der Feind steht rechts.“

Und doch scheitert Hitlers Versuch mit so etwas wie einem „Marsch auf Berline“ von München aus, die Macht an sich zu reißen. Die Regierungsmitglieder in Berlin und in München lassen sich (vorerst)nicht in dieses Abenteuer ungewissen Ausgangs hineinziehen, obwohl (oder) weil sie alles anders als überzeugte Demokraten waren.

Genau diese Betrachtung der unterschiedlichen Sichtweisen zeichnet dieses Buch aus. Autor Kellerhoff bezieht das Zusammenwirken unterschiedlichster Kräfte und Strömungen mit ein. Ein interessanter Hinweis ist dann auch noch die Verurteilung Hitlers nach dem missglückten Putsch. Die vergleichsweise milde Strafe hat er einem Richter mit ähnlichem Gedankengut zu verdanken.

Wie wir es von Sven Felix Kellerhoff gewöhnt sind, schreibt er verständlich, manchmal pointiert und fesselnd.

Fazit:

Dieses Sachbuch richtet sich an Leser, die sich für Geschichte interessieren. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 24.04.2023
Burkhardt, Julia;Lutter, Christina

Ich, Helene Kottannerin


ausgezeichnet

Dieses interessante Buch ist zweiteilig. Im ersten kommt Helene Kottannerin (ca. 1400 - 1475) mit ihren „Denkwürdigkeiten“ selbst zu Wort. Im zweiten Teil wird das historische Umfeld bzw. die Bedeutung der „Denkwürdigkeiten der Helene Kottannerin“ beleuchtet.

Worum geht’s im ersten Teil?

Man schreibt das Jahr 1439. Der Habsburger Erzherzog von Österreich und König von Ungarn, Albrecht II, stirbt plötzlich an der Ruhr. Seine Ehefrau, Elisabeth von Luxemburg, ist gerade schwanger und hofft auf einen Sohn. Um dessen Machtanspruch auf die Königskrone Ungarns zu festigen, beauftragt Elisabeth ihre Vertraute, die Kammerfrau Helene Kottannerin, die ungarische Krone aus der Festung Plintenburg (heute Visegrad) zu stehlen. Soweit der Auftrag. In ihrem Bericht beschreibt die Kottannerin den Diebstahl und die abenteuerliche sowie gefährliche Reise von Plintenburg nach Komorn, wohin sich Elisabeth geflüchtet ist.

Das Glück ist Elisabeth hold und in der Nacht vom 21. auf den 22. Februar 1440 wird der Knabe geboren, der Ladislaus Postumus genannt wird. Am 15. Mai 1440 wird Ladislaus mit der geraubten Krone in Stuhlweißenburg (heute Székesfehérvár) zum König von Ungarn gekrönt.

Im zweiten Teil wird der autobiografische Bericht der Helene Kottannerin unter die Lupe genommen.

„Die Denkwürdigkeiten der Helene Kottannerin“ gelten als älteste Memoiren einer Frau in deutscher Sprache. Sie wurden um 1450 niedergeschrieben. Ob von Helen Kottannerin persönlich oder einem professionellen Schreiber, kann nicht mehr eruiert werden. Behutsam wurden die Fragmente in ein heutiges Deutsch transkribiert. Dabei wurde jene Lücken im Text beibehalten, die bereits im ursprünglichen Manuskript vorhanden bzw. durch die Brüchigkeit des Pergaments später entstanden sind.

Die Autorinnen ergänzen historische Angaben, die den Lesern bislang vielleicht noch nicht bekannt waren. Wir erfahren einiges aus der komplexen Situation rund um die Erbfolge, in der neben den Habsburgern auch die Luxemburger, die Jagellonen auch Hunyadis und Cillis eine Rolle spielen.

Wissenswert ist auch die Darstellung der Symbolkraft der Krone und ihre Geschichte. Über die anderen Reichsinsignien (Szepter und Schwert) wird im allgemeinen wenig gesprochen.

Daneben erhält der interessierte Leser durch dieses einmalige Dokument einen detaillierten Einblick in die Lebens- und Glaubenswelt einer Kammerfrau aus dem 15. Jahrhundert.
Der Schreibstil des zweiten Teils passt gut zu einem historischen Sachbuch, das eine ausführliche Bibliografie sowie zahlreiche Abbildungen wie Karten und den Stammbaum des Ladislaus Postumes enthält.

Wer einen historischen Roman zu diesem als „Raub der Stephanskrone“ in die Geschichte eingegangenen Ereignis lesen möchte, dem empfehle ich Beate Malys Roman „Raub der Stephanskrone“.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Sachbuch, das sich mit der beeindruckenden Persönlichkeit der Helene Kottannerin beschäftigt, 5 Sterne.

Bewertung vom 22.04.2023
Reichl, Eva

Rachedorf (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nach dem Tod ihres Mannes Oliver vor 3 Jahren hat Diana Heller ihr kleines Dorf hinter sich gelassen und versucht in Oberösterreichs Hauptstadt Linz, ihr Leben neu zu ordnen.

Doch das scheitert grandios als sie eines Nachts von ihrem Fenster aus beobachtet, wie drei Männer offensichtlich grundlos auf einen vierten losgehen. Sie eilt dem Überfallenen zu Hilfe, doch sie kann nichts mehr für den Mann tun: Die drei Angreifer haben in mit Benzin übergossen, angezündet und fliehen. Zurück bleibt Diana mit dem Sterbenden, dieselbe Situaion wie damals mit Oliver.

Die Polizei leitet Ermittlungen ein, scheint aber, da es sich beim Toten um einen afghanischen Asylwerber handelt, nicht den nötigen Eifer an den Tag zu legen. Auch Diana selbst gilt bei Chefinspektor Köchner, wegen ihrer Vorgeschichte und weil sie therapeutische Hilfe in Anspruch nimmt, als wenig vertrauenswürdig.

Die Täter hingegen wissen, dass Diana sie wiedererkennen könnte, und setzen alles daran, die Frau einzuschüchtern. Da kommt ihnen Matthias, eine Zufallsbekanntschaft Dianas gerade recht. Matthias wird entführt und mit einem brutalen Video versuchen die Täter Diana mundtot zu machen. Dieses Video ist es dann auch, dass Köchner aufrüttelt. Doch die Zeit läuft allen davon.

Meine Meinung:

Schon der Vorgänger „Todesdorf“ ist ein fesselnder Thriller. Doch dieses Buch hier übertrifft ihn noch.

Wir erleben diesen Thriller aus unterschiedlichen Perspektiven. Zunächst aus der Sicht des spätern Opfers, des Afghanen, dann dürfen wir in die Köpfe der Täter, die der Neonazi-Szene in Linz zuzurechnen sind, schlüpfen und an Dianas Gedanken und Gefühlen teilhaben. Eine komplexe und explosive Mischung also.

Wir Leser sind den Ermittlern immer ein, zwei Schritte voraus, was die Spannung bis ins Unerträgliche steigert. Wird es gelingen, wenigstens Diana zu retten? In einem fulminanten Showdown wird auch der Grund für den Titel des Thrillers offensichtlich. Eine Art Wiedergutmachung wegen der Bösartigkeiten eines Dorfes im Vorgänger?

Obwohl es durchaus möglich ist, „Rachedorf“ ohne Kenntnis von „Todesdorf“ zu lesen, empfehle ich dringend die richtige Reihenfolge einzuhalten. Eva Reichl bringt immer wieder die Eckdaten in Erinnerung, doch die ganze Tragödie erschließt sich besser, Band eins zu kennen.

Der Schreibstil ist fesselnd, manchmal verstörend und sehr realistisch. Die ständige Bedrohung, Dianas Ängste und die Hilf- und Machtlosigkeit fühlen sich ziemlich authentisch an.

Wer es nicht ganz so rasant möchte, dem darf ich Eva Reichls Reihe rund um Chefinspektor Oskar Stern empfehlen, die im oberösterreichischen Mühlviertel spielt.

Fazit:

Ein Thriller, der bis zur letzten Seite fesselt und die Abgründe so mancher Menschen offenbart. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 19.04.2023
Ruep, Stefanie

Mit Bahn und Bus zum Berggenuss


sehr gut

Kann man mit öffentlichen Verkehrsmitteln die Berge genießen? Ja, man kann! Statt, wie in der heutigen Zeit üblich, „Berge zu sammeln“, kann man es auch ein wenig gemütlicher angehen.

Stefanie Ruep stellt uns hier 80 Wanderungen vor, die alle mittels Öffis (Bahn oder Bus) erreichbar sind. Zentrum ihrer Betrachtung ist die Stadt Salzburg. Von dort lassen sich nicht nur Ausflugsziele im Bundesland Salzburg, sondern auch im Berchtesgadener Land oder in Oberösterreich erreichen.

Natürlich können die 80 Wanderungen nicht im Detail beschrieben werden. Jeder Ausflugstipps ist 2-3 Seiten lang, der die wichtigsten Eckdaten sowie einen Kartenausschnitt und ein Foto umfasst.

Hier lassen sich kinderwagentaugliche Routen wie auf den Gaisberg oder anspruchsvollere mit einer Übernachtung auf einer Hütte finden.

Der Vorteil der Anreise mit den Öffis: Man muss nicht zum Ausgangspunkt der Wanderung zurück. Nebenbei fällt die mühsame Suche nach einem schattigen Parkplatz, die immer öfter kostenpflichtig sind, weg. Und, ist es nicht herrlich, im Zug oder Bus die ermüdeten Beine einfach auszustrecken, die Augen kurz zu schließen und den schönen Tag nochmals Revue passieren zu lassen?

Fazit:

Gerne gebe ich diesem anregenden Wanderführer mit Öffi-Anbindung 4 Sterne.

Bewertung vom 16.04.2023
Seeburg, Uta

Der treue Spion / Offizier Gryszinski Bd.3


ausgezeichnet

Mit den Worten "Das ist sicherlich keine große Sache" wird Major Wilhelm Freiherr von Gryszinski im Jahr 1896 von seinem Vorgesetzten, dem Münchner Polizeichef, beauftragt, einen vermissten französischen Diplomaten zu suchen. Der Mann, der angeblich über Wissen zu einer technischen Revolution verfügt, ist aus dem Hotel Vier Jahreszeiten verschwunden. Doch ganz so einfach gestaltet sich die Suche nicht, denn Gryszinski entdeckt einen Zusammenhang mit einem betrügerischen Paar, das die Pläne zu eben dieser Erfindung in fast allen Hauptstädten Europas zum Verkauf anbietet. So heftet er sich gemeinsam mit Gemahlin Sophie an ihre Fersen.

Zwanzig Jahre später, 1916 tobt der Große Krieg und Friedrich von Gryszinski, versieht als junger Leutnant seinen Dienst als Meldegänger in Frankreich. Von dort wird er zu einer riskanten Spionageaktion rekrutiert, die ihn auf die Spuren jenes Kriminalfalls aus dem Jahr 1896 bringt, den sein Vater nicht lösen konnte. Wird es Gryszinski junior gelingen?

Meine Meinung:

"Der treue Spion" von Uta Seeburg ist der dritte Band der Reihe rund um Major Wilhelm Freiherr von Gryszinski und bietet 400 Seiten spannende Lektüre.

Wie wir es aus den beiden Vorgängern „Der falsche Preuße“ und „Das wahre Motiv“ gewöhnt sind, baut sich die Spannung langsam und stetig auf, bis sie sich in einem Showdown entlädt.

Die Schauplätze, Personen und gesellschaftliche Hintergründe der Jahre 1896 bzw. 1916 werden höchst interessant und unterhaltsam beschrieben. Wer München kennt, kann anhand der Beschreibungen mühelos dem Geschehen und den Protagonisten durch die Stadt folgen können.

Die Charaktere sind wie immer detailliert ausgearbeitet. Besonders die schriftstellerisch tätige Sophie von Gryszinski ist eine herausragende Person.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser gelungenen Fortsetzung 5 Sterne.

Bewertung vom 10.04.2023
Kimmig, Sophia

Lebendige Nacht


ausgezeichnet

Berliner Nachtleben einmal anders

Wenn die Wildtierbiologin Sophia Kimmig über das Berliner Nachtleben schreibt, so sind nicht die diversen Clubs oder Bars gemeint, sondern die nachtaktiven Wildtiere.

In zehn Kapiteln stellt uns die Autorin verschiedene nachtaktive Tiere vor, die es als Kulturfolger auch in Großstädte wie Berlin, Hamburg oder Wien zieht. Sie erzählt von Säugetieren wie Wildschweinen, Füchsen, Bilchen und Insekten, die die Nacht zu deren Tage machen.

Du kennst die Gruppe der Bilche nicht? Dann lies einfach nach.

Die Kapitel sind gut strukturiert. Tiere und ihr Lebensraum werden uns vorgestellt sowie unter dem Titel „Fun Facts“ einige witzige Anekdoten erzählt.

„Unsere ganze Geschichte ist die bloß Geschichte des wachenden Menschen. An die Geschichte des schlafenden hat noch niemand gedacht.“ (Georg Christoph Lichtenberg)

Meine Meinung:

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und leicht verständlich. Sie versteht es, ihre profunden Kenntnisse unterhaltsam und spannend zu vermitteln.

Der Leser erhält nicht nur Einblick in das tierische Leben bei Nacht, sondern jede Menge nützliche Informationen Wissen aus den unterschiedlichsten Bereichen zum Thema Nacht.

Manchen Leser werden die grobkörnigen Schwarz-Weiß-Fotos auf- und vielleicht missfallen. Doch lange Belichtungszeiten bzw. Fotos aus Wildtierkameras sehen eben so aus.

Fazit:

Ein tolles Buch, das uns einen ganz anderen Blick auf unsere Umwelt und ihre Bewohner ermöglicht. Diesem sehr informativen und unterhaltsamen Streifzug durch die Nacht gebe ich gerne 5 Sterne.

Bewertung vom 09.04.2023
Keferböck, Natascha

Salzburger Männerherzen


sehr gut

In diesem dritten Fall muss sich Chefinspektor Raphael Aigner mit dem Mord an einem Lokalpolitiker herumschlagen. Zudem wird Georg „Schorsch“ Baumgartner, Aigners Mitarbeiter, der Tat verdächtigt, der natürlich sofort in Untersuchungshaft genommen wird. Zwar kann sich niemand vorstellen, dass dieser sanftmütige Dorfpolizist einer solchen Tat fähig ist, doch die Fakten sprechen gegen ihn: Er Schmauchspuren an den Händen und mit seiner Dienstwaffe ist der tödliche Schuss abgegeben worden. Und so beginnt Raphi Aigner mithilfe einiger anderer Personen auf eigene Faust zu ermitteln.

Immer wieder stößt er dabei auf eine gerissene Dorfschönheit und ihre weniger hübsche Schwester, einige Kleinkriminelle, einen Oldtimerliebhaber und einen Schönheitschirurgen, der nicht nur den Damen zu neuen Brüsten verhilft, sondern auch so manchem Mann.

„Also wenn wir in unserem schönen Salzburg so eine dichte an Tötungsdelikten hätten wie Sie hier der Provinz, dann gäbe es bald nur mehr Touristen und keine Salzburger mehr in der Stadt.“

Meine Meinung:

Die Autorin Natascha Keferböck hat für diesen Krimi - wie schon bei den beiden Vorgängern - als Erzählform die Ich-Perspektive gewählt. So erfährt der Leser die ganze Geschichte aus der Perspektive des Chefinspektors Raphael Aigner. Dadurch ist der Leser immer mitten im Geschehen.

Nicht ganz so gut gefällt mir, dass Aigner und Co, ein wenig hinterwäldlerisch dargestellt werden. Dazu kommt noch die kauzige Chefinspektorin mit dem sprechenden Namen Gscheitmeier, die zu ihrem Leidwesen in Sachen Baumgartner ermitteln muss. Dem entsprechend sinkt die Laune in der PI Koppelried auf den Gefrierpunkt.

Auch diesmal wieder spielt das komplizierte Privatleben von Raphael Aigner eine dominante Rolle. Lichtblick ist jedenfalls sein kleiner Sohn Felix, der den meisten Frauen den Kopf verdreht. Ganz der Vater!

Der Schreibstil ist leicht und locker zu lesen. Wie es sich für einen Regionalkrimi gehört, gibt es zahlreiche Dialektpassagen.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich gerne 4 Sterne gebe.

Bewertung vom 08.04.2023
Isaka, Kotaro

Suzukis Rache


gut

Herr Suzuki führt bis zum tödlichen Autounfall seiner Frau das biedere Leben eines Mathematiklehrers. Er schwört dem betrunkenen Unfallverursacher Rache. Dazu heuert er bei der Firma „Furoirain“ (=„Fräulein“) an, die ausgerechnet von Terahara sen., dem Vater des Unfalllenkers, geleitet wird.

„Furoirain“ ist eine zwielichtige, mafiaähnliche Organisation, deren Profit aus allerlei kriminellen Machenschaften von Betrug bis hin zu Mord, resultiert. Suzuki glaubt, durch diese Organisation Rache an Terahara jun. nehmen zu können. Doch dazu muss er sich in einer langen Reihe von anderen Opfern hinten anstellen und zuvor sich noch beweisen und beginnt seine verbrecherische Karriere mit dem Verkauf von Suchtmitteln.

Noch bevor er selbst an der Reihe ist, Rache zu nehmen, wird Terahara jun. vor seinen Augen vor ein fahrendes Auto gestoßen und getötet. War das ein Zufall oder steckt da mehr dahinter?

Suzuki begegnet bei seiner Suche nach dem „Pusher“ anderen Kriminellen wie der „Zikade“ oder dem „Wal“, die im Gegensatz zum Amateur Suzuki Profi-Killer sind, deren Jobzufriedenheit derzeit ein wenig zu wünschen übrig lässt.

Meine Meinung:

„Suzukis Rache“ ist nach „Bullet Train“ der zweite Thriller von Kotaro Isaka, der ins Deutsche übersetzt worden ist.

Ich gebe ehrlich zu, dass mir diese Art Thriller nicht ganz so gut gefällt. Der Stoff eignet sich durch schnell wechselnden Szenen und Perspektivenwechsel sehr gut für eine Verfilmung, bei der die beschriebenen Charakteren und deren slapstickartigen Handlungen sehr gut zur Geltung kommen könnten. An zahlreichen Stellen blitzt ein ziemlich trockener (asiatischer?) Humor durch, was mich mehrmals schmunzeln ließ.

Sprachlich ist der Thriller kein Höhenflug, was aber auch an der Übersetzung liegen kann. Die Geschichte wird aus der Perspektive von Suzuki, aber auch aus jener der anderen Profikiller (Pusher, Wal und Zikade) erzählt.

Fazit:

Dieser Thriller hat mich nicht ganz überzeugt, daher gibt es nur 3 Sterne.