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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 1073 Bewertungen
Bewertung vom 15.04.2020
Johannsen, Emmi

Mordseeluft / Caro Falk Bd.1


ausgezeichnet

Tod eines Frauenhelden
Caro, die sich von ihrem untreuen Ehemann getrennt hat, macht zusammen mit ihrem Sohn Justus eine Mutter-Kind-Kur auf Borkum. Leiter der Klinik ist Dr. Schäfer, der sich gerne auch intensiver um seine Patientinnen kümmert. Auf einem Strandspaziergang mit ihrem Hund Aila macht Caro eine grausige Entdeckung. Sie findet Dr. Schäfer tot in der Inselsauna. Caros Neugierde ist geweckt und sie macht sich auf Mördersuche. Unterstützung erhält sie von ihrem auf Borkum wohnenden Schwiegervater Hinnerk, der das Verhalten seines Sohnes missbilligt und dem Inselbewohner Jan Ackermann, mit dem sie nach anfänglicher Abneigung immer besser zusammen arbeitet. Tatverdächtige gibt es zuhauf. Enttäuschte Geliebte, eifersüchtige Ehemänner, unzufriedene Mitarbeiter säumen den Weg des Opfers wie Muscheln den Strand. Caro scheint dem Täter gefährlich nahe zu kommen und erhält eine all zu deutliche Warnung.
Das Buch ist ein Wohlfühlkrimi, wie man ihn sich nicht besser wünschen kann. Spannung und Humor befinden sich in perfekter Balance. Ich habe mich königlich über die Frauengespräche der Patientinnen, die Schäfer angehimmelt haben, amüsiert. Auch Jan Ackermann hat mich öfters mit seiner trockenen und nicht immer diplomatischen Verhaltensweise zum Schmunzeln gebracht und dann meine Sympathie erobert. Überhaupt ist das Ermittlertrio Hinnerk, Jan und Caro, die sich von ihrem unsäglichen Noch-Ehemann emanzipiert, ein Team, das man einfach gern haben muss. Bei all den gute Laune - Momenten kommt die Spannung nicht zu kurz. Die Krimihandlung hat mich völlig überzeugt und der Schluss war eine Überraschung und ein dramatischer Höhepunkt.
Der Krimi hat mich hervorragend unterhalten und einige vergnügliche Stunden bereitet. Bitte mehr davon !

Bewertung vom 13.04.2020
Dützer, Volker

Die Unwerten


ausgezeichnet

Ein beschämendes Kapitel deutscher Geschichte
Die Jugendliche Hannah Bloch ist Halbjüdin und leidet an Epilepsie. Beides ist ein Grund um im Dritten Reich, um sein Leben zu fürchten. Als Hannah bei einer ärztlichen Untersuchung im Krankenhaus auf den NS-Arzt Lubeck trifft, der eine wichtige Rolle im Euthanasie-Programm Hitlers inne hat , ist ihrer Mutter sofort klar, dass Hannahs Leben nicht mehr sicher ist. Ihre alleinerziehende Mutter beschließt mit Hannah zu fliehen. Zumal Lubeck außerdem die gutaussehende Malisha für sich haben will und Hannah als Druckmittel benutzt, um sich Malisha gefügig zu machen. Hannah und Malisha werden auf der Flucht getrennt. Lubeck bleibt fortan eine ständige Bedrohung für Hannah . Mehrmals kreuzt er ihren Lebensweg und zerstört ihre brüchige Sicherheit. Auch als der Krieg zu Ende ist, trachtet er Hannah weiter nach dem Leben.
Das Buch setzt sich mit den Euthanasie-Morden im Dritten Reich auseinander. Da der Autor die Grausamkeiten der NS-Schergen an manchen Stellen sehr eindrücklich schildert, ist der Roman nichts für schwache Nerven. Von Anfang an habe ich um Hannah gebangt und habe vor Wut , die Fäuste geballt ob der Ungerechtigkeit und Brutalität, die ihr widerfährt. Die Personen, die Hannah auf ihren verschiedenen Lebensstationen trifft, nutzt der Autor geschickt, um verschiedene Entscheidungsmöglichkeiten unter dem Naziterror zu zeigen. Da ist zum Beispiel auf der einen Seite die hitlertreue Nonne, die Schutzsuchende verrät und auf der anderen der Pfarrer, der wegen seiner Überzeugungen in die Fänge der Gestapo gerät. Der Roman liest sich spannend und bietet trotz des sperrigen Themas gute Unterhaltung. Dem Autor ist der Balanceakt zwischen der Information über ein beschämendes Kapitel deutscher Geschichte und dem Erzählen eines bewegenden Einzelschicksals ausgesprochen gut gelungen. Tatsachen und Fiktion formen ein überzeugendes Ganzes.
5 Sterne und eine überzeugte Leseempfehlung für ein wichtiges und unterhaltsames Buch !

Bewertung vom 09.04.2020
Holbe, Julia

Unsere glücklichen Tage


weniger gut

Die Liebe ihres Lebens
Elsa trifft nach 30 Jahren zufällig ihre Freundin Marie wieder und verabredet sich spontan mit ihr. Das Treffen verläuft trotz gegenteiliger Befürchtungen angenehm. Die beiden beschließen auch wieder Kontakt zur dritten Freundin Fanny aufzunehmen. Man bedauert, dass man so viele Jahre nicht Teil des Lebens der anderen war und einigt sich darauf, ein gemeinsames Wochenende in jenem Haus am Meer zu verbringen, in dem sie sich zuletzt gesehen haben, als sie 17 waren und ihnen die Welt offen stand. Elsa taucht tief in ihre Erinnerungen ein. Damals gehörte noch Lenica zur Clique und war ein untrennbarer Teil von Elsa. Eines Tages bringt Lenica ihren Nachbarsjungen Sean mit. Elsa verliebt sich in Sean und sie verbringen unbeschwerte Tage miteinander und machen Pläne für die Zukunft. Doch als der Sommer vorbei ist, sehen sie sich nie wieder. Lenica ist später bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Gerade als die drei sich im Haus wieder einrichten, steht Sean vor der Tür. Sofort sind die alten Gefühle für ihn bei Elsa wieder da. Sie nehmen die alte Beziehung wieder auf, die Sean aber nur halbherzig zu führen scheint. Gerade als es so aussieht, als hätte die Liebe der beiden doch eine Zukunft, schlägt das Schicksal zu.
Leider konnte das Buch mich nicht für sich begeistern. Der Grund dafür ist schlicht und einfach, dass mir das Handeln und Denken der Hauptfigur Elsa doch sehr pubertär erschien. Ich hatte den Eindruck, sie denkt und handelt immer noch wie eine 17jährige.Dass die erste Liebe immer einen besonderen Platz einnimmt, finde ich völlig verständlich. Bei wem nicht ? Dass man aber sein folgendes Leben als verschwendet betrachtet, weil man seine - angeblich ? - große Liebe nicht bekommen hat, spricht für mich für eine gewisse Unreife. Zumal Elsa verheiratet war und zwei Kinder hat. Auch dass die beiden dann die Beziehung von damals so einfach wieder aufnehmen, als wäre keine Zeit vergangen, erscheint mir unrealistisch. Hinzu kommt die geradezu unterwürfige Art und Weise wie Elsa Seans Launen erträgt. Dann deutet die Autorin schwerwiegende Ereignisse an, die damals passiert sind und dazu geführt haben, dass Elsa den Kontakt abgebrochen hat. Die Auflösung ist in meinen Augen banal. Gelangweilt haben mich die endlosen Schilderungen von Ausflügen, die Elsa mit Sean unternommen hat. Auch den Schluss fand ich sehr gewollt.
Insgesamt fand ich das Buch wenig fesselnd und eher langweilig. Zum Ende hin wurde ich sogar manchmal ärgerlich, weil Elsas Verhalten in meinen Augen einfach unpassend war.

Bewertung vom 08.04.2020
Dicken, Dania

Die Seele des Bösen - Ruhe in Frieden / Sadie Scott Bd.4 (eBook, ePUB)


sehr gut

Besuch aus England und ein ungewöhnlicher Fall
Sadies Verletzung durch ihren Vater und Serienmörder Rick Foster ist gut verheilt. Sie kann ihren Dienst beim FBI wieder aufnehmen. Gleich an ihrem ersten Tag wartet eine Überraschung auf Sadie. Die Profilerin Andrea Thornton und ihre Kollegin Sienna aus London sind zu einem Erfahrungsaustausch zu Besuch. Kaum haben sich alle miteinander bekannt gemacht, kommt ein Hilferuf um Unterstützung aus Boston. Junge Männer verschwinden und werden einige Zeit später tot aufgefunden. Andrea bietet ihre Mithilfe bei den Ermittlungen an und fliegt mit Sadie, Nick und den anderen Teammitgliedern nach Boston. Tatsächlich gelingt es den Fall zu lösen. Für Sadie wird das Zusammentreffen mit Andrea auch persönlich richtungsweisend. Andrea und Sienna kehren nach London zurück. Nick und Sadie sind wieder in Quantico. Am Morgen, nachdem Sadie entgegen den Regeln eine Nacht mit Matt im Wohnheim des FBI`s verbracht hat, weil sie die räumliche Trennung von ihrem Verlobten nicht verkraftet, schreckt ein Terroralarm das Paar auf.
Diese Episode aus Sadies Leben zählt für mich zu den ruhigeren Fällen. Berührt hat mich die Geschichte dennoch und das aus zweierlei Gründen. Sadie kämpft mit den seelischen Folgen, die das Verhalten ihres Vater bei ihr ausgelöst hat. In diesem Fall endet mit dem Tod des Täters nicht alles. Sadies Ängste und Hilflosigkeit zeigt die Autorin sehr anschaulich. Hilfe findet Sadie durch Gespräche mit Andrea, die ebenfalls traumatische Erlebnisse verarbeiten musste. Der zweite Grund liegt in der Person des Täters. Ich habe selten so viel Mitgefühl mit dem Täter gehabt wie dieses Mal. Dagegen habe ich das Schicksal der Opfer lediglich zur Kenntnis genommen. Ohne die vorangegangenen Taten zu entschuldigen, schildert die Autorin den Täter in meinen Augen als eher bedauernswertes Opfer, das von Schuldgefühlen zerrissen wird. Ich habe inständig gehofft, es nimmt ein gutes Ende.
Der Schluss des Buches war für mich dann versöhnlich, weil Sadie versucht, ihre Probleme in den Griff zu bekommen. Und mir dadurch die Hoffnung auf weitere spannende Fälle gibt.

Bewertung vom 25.03.2020
Martin, Noah

Raffael - Das Lächeln der Madonna


sehr gut

Kunst und Macht
Der Maler Raffael verliert früh seine Eltern. Sein Vater war Maler und hatte eine Werkstatt in Urbino, die Raffael im Alter von 11 Jahren übernimmt. Es ist auch die Zeit des Borgia-Papstes und seines Sohnes Cesare, , der Italien mit Krieg überzieht. Als Cesare Urbino überfällt, flieht Raffael zuerst nach Perugia. Per Zufall kann er einen Auftrag in Siena zusammen mit einem befreundeten Maler übernehmen. Dort lernt er die Bäckerstochter Margherita kennen und lieben. Zu beider Unglück hat sie der Bruder des Herrschers über Siena Pietro Petrucci zur Frau ausgewählt. Raffael nimmt Margherita das Versprechen ab, dass sie zu ihm kommt, wenn sie frei ist. Raffael schwört sich, berühmt zu werden und die Mächtigen für sich einzunehmen, damit ihm nie wieder jemand etwas wegnehmen kann. Nach einer Zwischenstation in Florenz geht er nach Rom und erlangt die Gunst des Borgia Nachfolgers Papst Julius II. Und tatsächlich findet Margherita den Weg zurück zu Raffael. Ihr Mann Pietro ist als Geisel am französischen Hof. Doch das Glück der beiden ist bedroht. Pietro kommt zurück und will seine Frau wieder haben. Und Raffael hat einflussreiche Neider. Raffaels Lebensgeschichte ist eng verknüpft mit den Ereignissen der letzten Jahre des Borgia-Papstes und des Papsttums Julius II, die ebenfalls breiten Raum im Roman einnehmen.
Der Roman lässt die Hochzeit der Renaissance-Malerei in seiner ganzen Pracht auferstehen. Interessant fand ich die Intrigen der Macht zur damaligen Zeit, da besonders des Klerus. Der Autor hat mit der Daniele, ein Freund Raffaels von Jugendzeit und jemand der Karriere im Vatikan macht , eine Figur geschaffen, durch die ich spannende Einblicke in die dortigen Machtstrukturen bekam. Nicht selten habe ich vor Wut über die Scheinheiligkeit und skrupellosen Intrigen die Fäuste geballt. Da wirkte Raffael wie ein kleiner Fisch im Haifischbecken, der all zu vertrauensselig ist. Rührend seine Liebe zu Margherita, für die er bereit ist alles zu riskieren. Natürlich dürfen auch Michelangelo und Leonardo da Vinci nicht fehlen. Leonardo, den Raffael sehr bewundert, ist ein wirklicher Freund, weltoffen, hilfsbereit. Was für ein Gegensatz dazu Michelangelo. Er ist ein Misanthrop, der Raffael verleumdet, um dem Rivalen zu schaden. Daniele, der in der Schlangengrube Vatikan lebt, bleibt reinen Herzens und ist Raffael ein wahrer Freund.
Für mich war das Buch eine aufregende Reise in die Vergangenheit, bei der ich viele historische Persönlichkeiten getroffen habe. Wer opulente historische Romane mag, wird dieses Buch genau so lieben wie ich.

Bewertung vom 23.03.2020
Suchanek, Andreas

Engelsfall / Das Erbe der Macht Bd.23 (eBook, ePUB)


sehr gut

Erneut viele offene Fragen
Leonardo, Grace, Clara und Anne versuchen im Splitterreich herauszufinden, warum die Archivarin sie ausgerechnet hier her geführt hat. Sie finden einen Mentiglobus, dessen gespeicherte Erinnerungen unglaubliches enthüllen. Eine Gruppe Magier konnte damals aus Iria Kon fliehen, bevor die Stadt vernichtet wurde. Eine der Überlebenden behauptet, sie habe ein Kind von Chris bekommen.
Unterdessen liegt Jen im Castillo im Sterben. Sie wurde von einem Schattenfluch getroffen, der seinen Ursprung im Venedig des Jahres 1415 hat. Alex und Kevin reisen in der Zeit zurück, um Jen zu retten.
Wieder hat es der Autor geschafft, mich in seinen Bann zu ziehen und durch seinen Ideenreichtum zu begeistern. Besonders spannend fand ich die Ereignisse im Splitterreich, da sie die Zerstörung Iria Kons aufgreifen und durch die Existenz von Chris Sohn einen völlig neuen Handlungsstrang ermöglichen. Die Zeitreise nach Venedig fand ich unterhaltsam. Die besondere Bedeutung für die weitere Handlung ist mir nicht ganz klar geworden. Überhaupt wirft der Band erneut mehr Fragen auf, als er Antworten gibt. Dennoch ist die Folge ein Lesevergnügen für alle Fans der Serie.

Bewertung vom 21.03.2020
Kurbjuweit, Dirk

Haarmann


sehr gut

Der Kommissar und der Serienmörder
Die 1920ziger Jahre in Hannover. Kommissar Lahnstein wurde von Bochum nach Hannover versetzt. Seine einzige Aufgabe dort, er soll das Verschwinden mehrerer Jugendlicher aufklären. Man geht davon aus, dass sie ermordet wurden und es eine Verbindung zum Homosexuellenmilieu gibt. Das erschwert die Ermittlungen, weil Zeugen damit rechnen müssen, strafrechtlich verfolgt zu werden und die trauernden Eltern jeden Verdacht ihre Söhne betreffend von sich weisen. Lahnstein fühlt sich immer mehr überfordert. Zum einen machen seine Vorgesetzten Druck, die Presse wendet sich gegen ihn und er fühlt sich von seinen Kollegen nicht genügend unterstützt und nur mitleidig belächelt. Lahnstein hält Haarmann für den Mörder und setzt alles daran, ihn zu überführen. Doch wie weit darf er dabei gehen ?
Das Buch dreht sich überwiegend um den ermittelnden Kommissar Lahnstein und seine Befindlichkeit. In so weit halte ich den Buchtitel für etwas irreführend. Lahnstein kämpft mit den Dämonen seiner Vergangenheit. Er war Pilot im 1. Weltkrieg, aber kein Held. Er hat seine Familie auf tragische Weise verloren. Bei den Ermittlungen sieht er sich mit seinen Ängsten, homosexuell zu sein, konfrontiert. Lahnstein beginnt alle Aspekte seiner Nachforschungen auf sich selbst zu beziehen. Im Gegensatz dazu schildert der Autor in knapper nüchterner Sprache das Verschwinden der Opfer. Haarmann als Person blieb für mich blass, obwohl der Autor Aktenauszüge aus seinem Leben einfügt.
Das Buch liest sich dennoch spannend und hat mich in seinen Bann gezogen. Ich habe mit Lahnstein gelitten und war fassungslos ob Haarmanns Gleichgültigkeit gegenüber der Opfer. Die Pluspunkte des Romans liegen für mich in den Einblicken in die damalige Gesellschaft und die Zustände bei der Polizei, deren Arbeit mit geprägt war durch Vorurteile und politische Sympathien.
Für mich ist das Buch nur bedingt ein Kriminalroman. Ich bin der Meinung, es ist eher Lesestoff für jemanden, der sich für den Zeitgeist von damals interessiert.