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Insgesamt 1256 Bewertungen
Bewertung vom 10.06.2019
Romig Ciccarelli, Caterina;Jepson, Tim;Fisher, Teresa

Baedeker SMART Reiseführer Florenz


ausgezeichnet

Handlich, akkurat, dank der Spiralbindung auch sehr praktsich

"Das Who's who der Medici", "Die Kunst der Mode", "... So isst Florenz.", "Die Wiege der Renaissance" usw. In dieser Art wird dieser schöne, mit reichlich Farbfotos illustrierte Stadtführer begonnen. Was heissen soll, es handelt sich nicht um die so häufig zu findende Aneinanderreihung der 'absoluten Super-Geheimtipps für Super-Locations, an denen Super-Events' stattfinden. Sondern wie von den Baedekers gewohnt, um die Vermittlung wirklich wichtiger, wirklich schöner Informationen. Die dazu beitragen, Florenz kennen zu lernen. Und auch zu geniessen.

Vom Aufbau her ist der Stadtführer unterteilt in die Kapitel Osten, Norden, Westen sowie im Süden der Bezirk Oltrarno (jenseits des Arno). In jedem der vier zwischen 30 und 40 Seiten umfassenden Kapitel werden die Hauptsehenswürdigkeiten einschliesslich des Zeitaufwandes für eine sorgfältige Besichtigung, teilweise einschliesslich eines Grundriss-Überblicks etc. vorgestellt. Dazu gesellen sich dann auch die Informationen, die einfach zu einem Reise- oder Stadtführer gehören: Wohin zum Essen und Trinken? Wohin zum Einkaufen? Wohin zum Ausgehen? Samt jeweiliger Telefonnummer, Internetadresse, Öffnungszeiten etc. Der Stadtführer Florenz ist zwar erst vor drei Monaten überarbeitet worden und neu erschienen. Inwieweit sich die angegebenen Preise zwischenzeitlich geändert haben, lässt sich im Vorfeld dank der angegebenen Rufnummer und/oder URLs einfach überprüfen. Die italienischen Gastronomen legen diesbezüglich ja eine gewisse Flexibilität an den Tag...

Im letzten Teil sind wiederum wie gewohnt einige Ausflugsvorschläge ins Umland, praktische Informationen wie Anreise, Übernachten, ein Cityplan einschliesslich Strassenregister innerhalb der Spiralbindung zu finden. Wer sich bei seinen Spaziergängen durch Florenz lieber mit einem grösseren, zu faltenden Stadtplan beschäftigt, der findet diesen ein einen kleinen eingebundenen Plastiktasche ganz am Ende des Buches. In dem ebenfalls die Lage der beschriebenen Sehenswürdigkeiten eingezeichnet ist. Sondern in dem auch ein Ausschnitt eine Strassenkarte (1:450.000) der Umgebung von Florenz abgedruckt wurde. Bis hin zu Livorno, Arezzo und darüber hinaus.

Auf der Innenseite des ausklappbaren Buchrückens sind zur Abrundung die beschriebenen Vorschläge für die Spaziergänge durch die Stadt für einen besseren Überblick nochmals zu finden.

Dieser Baedeker trägt den Zusatz 'Smart' zu Recht.

Bewertung vom 09.06.2019
Winterhoff, Michael

Deutschland verdummt


ausgezeichnet

Der milliardenschwere 'Digitalpakt' --> Schnellstrasse zur unreflektierten aber digitalen PowerPoint-Verblödung?

Mit viel Bohai umjubelt und über den grünen Klee gelobt, dieser 'Digitale Bildungspakt', der mit den vom Bund bewilligten und den Ländern nach langer Diskussion akzeptierten fünf Milliarden Euro die Digitalisierung der Schulen vorantreiben soll.

Statt diese immense Summe den nicht gerade am Hungertuch knabbernden Hard- und Softwarefirmen, den 'Systemhäusern' und 'Beratungsfirmen' in den Rachen zu stopfen wäre es sehr viel vordringlicher, einen Grossteil des Betrages in die Ausbildung, in die Förderung von Pädagogen, also Lehrern/Lehrerinnen zu investieren. Die dann ihrer Ausbildung entsprechend die Kinder und Jugendlichen an Grund-, Haupt-, Realschulen und Gymnasien zu unterrichten wissen. Und zwar lehrerzentriert. Denn sie oder er ist im Unterricht die BezugsPERSON! Nicht umsonst wird ja auch nicht von einem BezugsTABLET, BezugsIPAD oder einem BezugsNOTEBOOK geredet.

Das, was die Kinder und Jugendlichen benötigen, beanspruchen, ist ein Mensch (Lehrer*In) als Ansprechpartner, als Orientierungshilfe für die sich entwickelnde soziale Kompetenz. Nicht etwa ein nach diversen PISA-Studien zusammengebastelter ‚Kompetenzkatalog‘ auf dem Papier.

Mir sind einige Paare bekannt, die ihren aktuell drei bis vier Jahre alten Nachwuchs nach dem laissez-faire-Prinzip gross werden lassen. Das Wort 'Erziehung' fehlt hier mit voller Absicht. Denn mit dieser 'Lass-sie-nur-machen'-Aufzucht (auch hier fehlt 'Erziehung' mit voller Absicht) ist für das spätere Verhalten der Kinder untereinander und im sozialen Gefüge der Gesellschaft mit dem für ein gutes Miteinanderauskommen notwendigem gegenseitigem Respekt, gegenseitiger Höflichkeit und auch Hilfsbereitschaft mehr als schädlich. Die gerade erwähnten Elternpaare haben mir gegenüber in der Tat voller Überzeugung geäussert: "Ich lasse ihn/sie einfach machen. Um die Erziehung soll sich dann der Kindergarten und später die Schule kümmern!"

Mein Vorschlag, sie sollen doch mal schlicht die Begriffe "Er-ziehung" und "Emanzipation" auseinander nehmen und schauen, wo diese Begriffe ihren Ursprung haben, schlug völlig fehl.
Schon die Erkenntnis, dass im Begriff Erziehung das Wort "ziehen", also etwas oder jemanden zu einem wünschenswerten Ziel hinzubewegen, also zu ziehen, hat den Erkenntnishorizont dieser Kinderproduzenten gesprengt.
Dass der Begriff "Emanzipation" seinen Ursprung im lateinischen "emancipare" (jemanden aus der väterlichen Gewalt entlassen) hat, dass darin im Grunde auch "manus" (Hand), "capere" (fangen, festhalten) und durch das "e" die Negation von "Festhalten", im Grunde also frei und sinngemäss übersetzt "aus der Hand geben" steckt, das war dann sowieso jenseits jeder Vorstellungskraft. Jede weitere Diskussionsgrundlage wäre spätestens dann hinfällig gewesen.
Denn die Einsicht, dass ich erst dann etwas oder jemanden aus der Hand geben kann, wenn ich es, sie oder ihn zuvor in der Hand hatte, im besten Sinne damit geführt, gestützt, geholfen, habe, damit es/sie/ihn ein wünschenswertes Ziel erreichen kann, eben durch dieses ‚ziehen‘, das ist dann absolut unverständlich für diese Kinderproduzenten.

Michael Winterhoff nimmt die Katastrophe der Neu-Deutschen Bildungspolitik sehr genau unter die Lupe.
Dieser ganze Schwachsinn von 'autonomen Lernen', 'Lerntheken', aus denen sich die Zöglinge (hat schon jemand gemerkt, da steckt im Ursprung wieder der Begriff 'ziehen' drin) nach Lust und Laune die Wissenhäppchen raus ziehen können, nach denen ihnen gerade der Sinn steht, Lehrer als 'Lernberater', von den Schülern nach Lust und Laune individuell zusammengesetzte 'Lerninseln' und was noch alles an Irrsinn, genau unter die Lupe. Der Autor verargumentiert seine Ansichten nachvollziehbar und stichhaltig.

10 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.06.2019
Seitz, Volker

Afrika wird armregiert oder Wie man Afrika wirklich helfen kann


ausgezeichnet

Teilweise sinn- und planlos - nicht das Buch, sondern die Entwicklungshilfe

"Das internationale Entwicklungshilfebusiness ist ein lukratives Geschäft mit einem Jahresumsatz von 150 Milliarden Dollar. Und das ist nur die offizielle Summe. Es gibt Zehntausende von Berufsentwicklungshelfern, die die ewige Hilfe als Broterwerb brauch und nutzen. Nach wie vor haben die großen Organisationen Schwierigkeiten, genügend sinnvolle Projekte zu finden, um die Mittel loszuwerden." (S. 246)

Das im Zusammenhang, das ein guter, wenn nicht sogar der allergrösste Teil der in finanzieller Form geleisteten Entwicklungshilfe von der im jeweiligen afrikanischen Land herrschenden Clique der Eliteschicht und Regierungsangehörigen (auch im weiteren Umfeld) 'abgeschöpft' und auf Bankkonten im nordischen Ausland gebunkert, zeigt der Autor Volker Seitz stellenweise auf. Ohne hierzu jedoch konkrete Beträge und/oder Namen zu nennen.

Am Beispiel einiger afrikanischer Staaten, insbesondere Botswana erläutert der Autor, wie mit einem nicht diktatorischen, aber straffen Regierungsstil, in dessen Mittelpunkt tatsächlich einmal die effektive Verbesserung der Lebensverhältnisse auch der einfachen Bevölkerung steht, Afrika sich selbst helfen kann. Sicher nicht mit dem ewigen Totschlagargument "Alles eine Folge des Kolonialismus - wir (die afrikanischen Staaten) brauchen mehr Entwicklungshilfe (sprich Geld)." Sondern durch Verbesserung der Gesundheitsvorsorge, der Bildungsmöglichkeiten, Diskriminierung der Volksstämme untereinander, Diskriminierung der Frauen, Förderung der wirtschaftlichen Existenz durch Gewährung von Mikro-Krediten usw.

Was an dem Buch etwas stört: die logische Struktur ist ohne Zweifel gegeben. Jeder Aspekt wird in einem eigenen, meist kurzen Kapitel aber dennoch ausführlich behandelt. Diese Struktur mach das Lesen aber zugleich etwas mühsam.

Unterm Strich muss aber auf jeden Fall festgehalten werden, dass vor dem Zücken der lockerer sitzenden Geldbörse zur Spendenhochzeit Advent und Weihnachten mehr überlegt wird. Was unter Umständen für die afrikanische Bevölkerung hilfreicher, weil anspornender ist als die gespendeten Euronen auf den Bankkonten ohnehin schon mega-reicher Eliten verschwinden zu lassen. Wie das funktionieren kann, sollte, müsste, das steht in dem Buch.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.05.2019
Storz, Alexander Franc

Die Großen Opel


ausgezeichnet

anno 1961 kratzte Opel an der Tür der damaligen Oberklasse...

1961; Conny Kohler, Sohn des Feinkosthändlers Kohler in Singen (das Geschäft existiert schon lange nicht mehr) war ein Klassenkamerad. Und Vater Kohler fuhr einen nagelneuen Opel Kapitän P II 2,6. Den mit den angedeuteten Heckflossen. Mein Vater fuhr einen 200er Diesel der Baureihe 110. Zwar auch mit angedeuteten Heckflossen, aber eben 'nur' ein Mercedes...

Was haben Conny, weitere Schulkameraden und ich uns die Nase an den Scheiben des Kapitäns platt gedrückt, um einen Blick ins Innere des Autos und auch auf den Tacho zu werfen... Der ging von der Skala her bis 180km/h, wenn ich mich recht entsinne, der vertikale Bandtacho des Mercedes nur bis 160... Das Armaturenbrett des Opel war sowieso viel schöner.

So ändern sich die Zeiten.

Dabei waren die grossen Opels damals trotz der Vorgaben aus den USA richtig schöne, gute Autos. Deren komplette Geschichte in dem für Alexander F. Storz typischen Schreibweise mit vielen Fakten unterlegt und dennoch humorvoll beschrieben wird. Angefangen beim Opel 6 und dem Opel Super 6 aus den Jahren 1934 bis 1938, den verschiedenen Kapitänen und Admirals aus der Zeit, Opel mit Scheinwerferschirmachen aus den 50er-Jahren, mit geteilter Heckscheibe, mit 'Panorama'-Frontscheibe, Sonnenschute, Weisswandreifen und so weiter. Lauter schöne Dinge, die es heute nicht mehr gibt.

Illustriert wird das Ganze mit zahlreichen Schwarz/Weiss- beziehungsweise Farbfotos aus der jeweiligen Zeit. Auf denen ausser gelegentlich der Dame des Hauses mit keckem Hütchen und Midi-Rock auch mal ein Badewannen-Ford (17m P3) oder ein 180er Mercedes zu erkennen sind.

Dazu kommen natürlich diverse Sonderaufbauten wie viersitzige Cabriolets aus Karosserieschmieden, Opels für die Strassenwart, verlängerte Admiralsmit sechs seitlichen Türen für Repräsenationszwecke, Leichenwagen etc.

Der Opel Senator und der Monza, aus den 1980er/90er-Jahren sind ebenso dabei wie die deutschen 'Ferraris' von Bitter.

Ein nettes Buch. Ganz bestimmt nicht nur für Opel-Freaks.

Bewertung vom 26.05.2019
Howcroft, Heidi;Brand, Christa

Iris in bester Gesellschaft


ausgezeichnet

sehr, sehr schöne Gärten, viele Tipps und auch Bezugsquellen

Iris führen leider und oft ein 'Schattendasein'. Viel öfter sieht man schöne und grosse Tulpenfelder, Anlagen mit Rosenbeeten in allen Variationen.

Dabei sind Gärten vornehmlich mit Iris bepflanzt ein Genuss für die Augen. Gleichgültig, ob es sich um grosse Beete nur mit farblich harmonierenden Iris handelt, ob nur drei oder vier dieser Pflanzen mit den schönen, vielerlei Farben vorkommenden Blüten vereinzelt gepflanzt werden, ob sie am Gartenteich oder am Rand der Rasenfläche stehen.

Dazu kommt der positive Aspekt, dass Iris nicht nur schön, sondern auch sehr pflegeleicht sind. So die für die Pflanze notwendigen Voraussetzungen erfüllt sind. Dazu geben die beiden Autorinnen genug Hinweise. Einschliesslich der Angabe von Adressen grandioser Iris-Gärten, die besucht werden können, um sein 'Herz' an die Iris-Welt zu verlieren. Bezugsquellen für die Rhizome sind ebenfalls aufgeführt.

Genug von der sterilen, viermal wöchentlich von einem Elektroschaf sprich Mäh-Roboter gestutzten, langweiligen Rasenfläche? Oder, noch übler, dem hyper-in Steingarten? Diese öden, grauen, weissen Kies- und Steinflächen, auf denen der eine oder andere einsame Blumentopf sein Dasein fristet? Also doch lieber was Lebendiges, Farbenfrohes, schön Anzuschauendes im Garten, was auch nicht viel mehr Aufwand erfordert?

Hier kann man sich auf den vielen Farbfotos einen Bild davon machen, was angenehmer, schöner ist.

Bewertung vom 25.05.2019
Jähner, Harald

Wolfszeit


ausgezeichnet

Ein Sachbuch, spannend und interessant wir ein hervorragender Roman

Im Untertitel stehen schon die 10 Jahre, die dem absoluten Desaster und der kompletten Vernichtung des "Deutschen Reiches", den "Dritten Reich" folgten. Vom totalen Ruin bis zur Entwicklung des ‚Wirtschaftswunders‘.

Vor welchen nicht-militärischen Problemen standen die Alliierten, wie wurden sie von den Amerikanern, Engländern und Franzosen einerseits und der Sowjetunion andererseits gelöst? Vor welchen Problemen stand zum einen die Rest-Bevölkerung im nahezu komplett zerstörten, ausgebombten Deutschland? Wie konnte der Ansturm von Abermillionen Flüchtlingen und Vertriebenen bewältigt werden. Ohne intakte Häuser, ohne Wohnungen, ohne herkömmliche, gewohnte Versorgung mit Lebensmitteln, ohne grossartige Möglichkeit, im Winter zu heizen? Ohne eine Vielzahl arbeitsfähiger Männer? Denn die meisten von ihnen waren ja entweder im Krieg umgekommen, schwer verwundet und als Invaliden zurückgekommen oder in Kriegsgefangenschaft.

Wie sollte, wie konnte der Grossteil der Bevölkerung entnazifiziert, auf ein demokratisches Staatswesen vorbereitet werden? Nach welch unterschiedlichen Kriterien wurden die für das Funktionieren eines Staates notwendigen Ordnungskräfte (Polizei), Juristen (Gerichte) und Verwaltungsbeamte (Behörden) in ‚Trizonesien‘ und der ‚SBZ‘ ausgesucht?

Auch Fragen wie es zum Beispiel möglich war, dass Hans Globke, immerhin der Mitverfasser und Kommentator der Nürnberger Rassegesetze und Hauptverantwortlicher für die judenfeindliche Namensänderungsverordnung in der Zeit des Nationalsozialismus sehr schnell Chef des Bundeskanzleramts unter Bundeskanzler Konrad Adenauer wurde?

Probleme über Probleme, Fragen über Fragen. Und genau so viele schlüssige Antworten, die Harald Jähner gibt. Dem Honorarprofessor für Kulturjournalismus an der Universität der Künste zu Berlin gelingt es nicht nur, diese Probleme im zerstörten Deutschland im Einzelnen aufzudecken und die teils sehr pragmatische Lösungen zu präsentieren. Es gelingt ihm ebenso, diese Antworten in einem lockeren, gut zu lesenden, aufschlussreichen und an vielen Stellen auch recht humorvollen Stil zu beschreiben.
Die verklemmte Moral der Gesellschaft, von den langen Jahren der Nazidiktatur geprägt, der Einfluss der Kirche, besonders der katholischen, wird verdeutlicht. Stichwort: die berüchtigten ‚Heime für gefallene Mädchen‘. Trotz (oder wegen?) dieser Doppel-Moral wurde der Versandhandel für ‚Artikel der Ehehygiene‘, dessen Grundstein Beate Uhse 1947 mit einer Broschüre über die Knaus-Ogino-Verhütungsmethode legte. Nach und nach ein Riesenerfolg. Mit dem es Beate Uhse gelang, sich das Startkapital zu ihren Sexshops zu verschaffen.
Währungsreform, Gründung von Zeitungen, Kunst und Kultur in Trizonesien bzw. der SBZ. Eben alles, was in den zehn Jahren wichtig war.
Das Buch ist auch gut bebildert. So dass man sich bei der Lektüre einen Eindruck der beschriebenen Zustände verschaffen kann.
Alles sehr lesenswert!
Wobei es wünschenswert ist, dass Harald Jähner im gleichen Stil, mit der gleichen Akribie die Jahre von 1955 bis 1970 unter die Lupe nimmt.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.05.2019
Lopez, Jean;Aubin, Nicolas;Bernard, Vincent

Den Zweiten Weltkrieg verstehen


ausgezeichnet

Verstehen im Sinne von Verständnis zeigen wird nie gehen...

Aber verstehen im Sinne von wer, wann, was, wo mit welchen Kräften versucht, hat, den Krieg zu gewinnen, das wird mittels der anschaulichen Grafiken und Diagramme sehr deutlich klar gemacht.
Wie viel Hunderttausende oder Millionen Soldaten, Tausende von Panzern, Bombern, in Summe mit Abertausenden Tonnen von Bomben beladen, Hunderte von U-Booten in die erbarmungslosen Schlachten befohlen wurden - so anschaulich kann es kein noch so gut recherchiertes und fundiertes Buch mit dem reinen Text verdeutlichen.

Sei es die Militärtechnik mit der Reichweite der diversen Artilleriegeschütze, der zu Beginn des Krieges typische Aufbau und die Ausrüstung eine Infanterie- oder einer Panzerdivision, die Entwicklung und Leistung der Kampfflugzeuge, der Bomber, der Seestreitkräfte - die Autoren verdeutlichen jeden Aspekt des Zweiten Weltkrieges. Natürlich einschliesslich der wirtschaftlichen Aspekte wie der amerikanischen Lieferungen an die Alliierten nach dem Leih- und Pacht-Gesetz, der Ausplünderung Europas durch das Dritte Reich und so fort. Die Atlantik-Schlacht, die Feldzüge in Nord-Afrika, Stalingrad, die Schlacht um Kursk, der Pazifik-Krieg der Japaner und Amerikaner, Flucht und Vertreibung, eben alles, was der erst vor 74 Jahren beendete Weltkrieg mit sich brachte. Bis hin zur Auflösung der kolonialen Weltreiche und den Entwicklungen, die zum kalten Krieg führten.

Die Diagramme verdeutlichen im Gegensatz zu einer rein textlichen Erläuterung die Dimensionen des Krieges. Als Beispiel sei das so genannte 'Blasendiagramm' auf den Seiten 142/143 genannt. Hier werden die Verluste an militärischen und zivilen Personen gegenüber gestellt. Der sehr grosse rot gefüllte Kreis steht für 27.917.000 Menschen, die für die Sowjetunion Ihr Leben gelassen haben. Und selbst der vergleichsweise kaum zu erkennende rote Punkt der auf der als Hintergrund eingesetzten Weltkarte für Thailand steht, entspricht 7.600 Menschen, die im Zweiten Weltkrieg ums Leben kamen.

Ebenso beeindruckend ist die Grafik auf Seite 151 "Die militärischen Verluste der Sowjetunion". Am oberen Rand der Grafik stehen 100 Silhouetten von Soldaten. Einfach um zu verdeutlichen, wie viele Menschen 100 sind. Direkt darunter eine nach Jahren und Monaten gegliederte Punkt-Grafik. Wobei jeder Punkt, besser gesagt jedes Pünktchen für 100 Menschenleben steht. Bis auf die genannte erste Zeile ist die Seite übervoll mit Pünktchen! Und das sind nur die Toten der Sowjetischen Armee.

Zusammen mit einem hervorragenden Text-Buch, zum Beispiel "Feuersturm" von Andrew Roberts, bei C. H. Beck erschienen, kann es nach der Lektüre dieser Bücher nur eine einzige, eine einzig richtige Entscheidung geben: Europa muss nicht nur zusammen bleiben, Europa muss sich weiter konsolidieren. Wer weiss, wie sonst die kommenden Infografiken aussähen...