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Xirxe
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Hannover
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Insgesamt 876 Bewertungen
Bewertung vom 09.04.2011
Hammesfahr, Petra

Ein fast perfekter Plan


weniger gut

Psychothriller, abgrundtief böse - so Untertitel und Überschrift der Rückseite. Doch nach meinem Geschmack trifft weder das Eine noch das Andere so richtig zu.

Natürlich ist es ein böses Spiel, was Richard mit Regine, der vermeintlichen Millionenerbin da treibt. Angetrieben von seiner Freundin Kerstin, der Friseurin von Regines Mutter, macht er sich an sie heran in Erwartung ihres baldigen Reichtums, zu dem sie durch den scheinbar unmittelbar bevorstehenden Tod ihres Vaters gelangen soll. Ihr eigener Tod wäre dann nur noch eine Frage der Zeit. Richard gelingt es, ihr Vertrauen und ihre Liebe zu gewinnen und bereits nach kurzem geben sie sich das Ja-Wort. Doch Regine hat Visionen, die ihr ihren baldigen Tod und den Anderer prophezeien. Sie beginnt misstrauisch zu werden...

Es ist durchaus auch stellenweise spannend und unterhaltend zu lesen, wie Richard und seine Freundin trotz diverser Rückschläge systematisch auf ihr Ziel hinarbeiten. Aber ein Thriller? Denn Regines Naivität und die Leichtigkeit, mit der das Täuschungsmanöver durchgezogen wird, lassen nur mäßige Spannung entstehen. Zu unglaubwürdig wirkt das Ganze. Es ist kaum vorstellbar, dass eine 22jährige BWL-Studentin einen Mann heiratet, von dem sie so gut wie nichts weiß, egal wie groß ihr Zärtlichkeitsbedürfnis auch sein mag. Denn mit nur einigen wenigen Nachforschungen wäre das ganze perfide Spiel sofort aufgeflogen. So bleibt es bei einem ordentlichen Durchschnittskrimi mit kleinen Mystery-Anleihen, der trotz seines grausamen Prologs weitestgehend blutarm und gewaltfrei daherkommt.

Bewertung vom 09.04.2011
Neuhaus, Nele

Schneewittchen muss sterben / Oliver von Bodenstein Bd.4


sehr gut

Der wegen zweifachen Mädchenmordes verurteilte Tobias Sartorius kehrt nach Verbüßung seiner Haftstrafe zurück in sein Heimatdorf Altenhain. Zu zehn Jahren wurde er nach einem Indizienprozeß verurteilt für Taten, an die er keine Erinnerung hat. Seine Suche nach der Wahrheit (war er wirklich der Täter?) stößt auf den Hass und die Wut der Dorfbewohner, für die nichts vergessen ist. Und als erneut ein Mädchen verschwindet, scheinen sich die schrecklichen Geschehnisse von damals zu wiederholen.
Es ist der vierte Krimi um das Ermittlerpaar Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein, die jedoch nur beruflich miteinander verbandelt sind. Auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände kann man der Geschichte problemlos folgen, in der auch das Privatleben dieser beiden Protagonisten eine nicht nur nebensächliche Rolle spielt. Die 528 Seiten lesen sich leicht weg und trotz der Dicke des Buches ist man relativ schnell damit durch, wenn man sich nicht in der Vielzahl von Spuren, Verdächtigungen und möglichen TäterInnen verheddert. Etwas weniger wäre hier vielleicht mehr gewesen.
Dennoch: Gute Unterhaltung ohne großen Anspruch mit einem Einblick in ein Dorfleben, das man in der Realität nie kennenlernen möchte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.03.2011
Chirbes, Rafael

Der Fall von Madrid


gut

Keine Frage, dies ist kein Unterhaltungsbuch im leichteren Sinn. Es ist der Morgen des 19. November 1975. Don José Ricart, ein erfolgreicher Möbelfabrikant, wird 75 Jahre alt. Und am Abend desselben Tages wird Franco tot sein. Doch bis dahin wird man von den Geschichten der Freunde, Verwandten, Bekannten und Angestellten der Familie Ricart gelesen und damit auch viel über das Spanien der damaligen Zeit erfahren haben. Das Spanien, das Franco bis zu seinem Tode diktatorisch regierte, dem es wirtschaftlich zunehmend besser ging, in dem jedoch Oppositionelle brutal unterdrückt und auch hingerichtet wurden.
Jeder Person ist ein Kapitel gewidmet, in dem aus deren Blickwinkel die aktuelle Situation und eine Rückschau auf die davorliegende Zeit beschrieben wird. Man begleitet den erfolgreichen, energischen Don José Ricart bis zu seinem Festtag, der trotz seines Erfolges nicht richtig glücklich ist; seinen Freund, den Geheimdienstler Arroyo, der seine Schwachstelle hinter harter Brutalität versteckt; Don Josés Enkel Quini, ein Student voll revolutionärer Gedanken und Tatkraft; Lurdita, das Hausmädchen der Ricarts, die den Revolutionär Lucio liebt. Undundund - man erhält so ein breites und sicherlich auch glaubwürdiges Panorama des damaligen Spaniens.
Doch ich fand es mühsam zu lesen. Die Seiten haben kaum Absätze, es sind häufig sehr lange Sätze und immer wieder vorkommende Aufzählungen ('Es ging ihm gegen den Strich, den Anzug, die Möbel, das Geschirr auszuwechseln...' oder '...ein abgestochenes Schwein, das Leber, Lunge, Magen zeigt...') verstärken den Eindruck, es handle sich um einen einzigen, ununterbrochenen Gedankenfluss. Man muss voller Konzentration dabeibleiben, was mir zugegebenermaßen gegen Ende immer schwerer fiel.
So fällt mein Urteil zwiespältig aus: inhaltlich informativ und interessant, aber 'lesetechnisch' betrachtet, anstrengend.

Bewertung vom 19.03.2011
Boning, Wigald

In Rio steht ein Hofbräuhaus


ausgezeichnet

Nachdem ich Wigald Boning bei einer Lesung dieser Berichte erlebt habe, war der Kauf dieses Hörbuches ein Muss. Der einzige Haken: Vermutlich sind es im Vergleich zum Buch viel zu wenige Geschichten.
Nachdem er bereits in sehr jungen Jahren durch die Exotik des mallorquinischen Alltags geprägt wurde (gelber Reis, Männer in weißen Anzügen usw.), treibt es ihn mit zunehmendem Alter immer weiter in die Ferne. Glücklicherweise konnte und kann er durch seine geschickte Berufswahl diesem Drang immer wieder nachgeben und macht uns die Freude, seine dabei gemachten Erlebnisse und Erfahrungen in diesem Hörbuch mitzuteilen. So vertritt er beispielsweise zusammen mit drei anderen AthletInnen Deutschland bei der Fulda-Challenge in Kanada, bei der man bei eisigen Temperaturen diverse sportliche Herausforderungen bewältigen muss (ja, Wigald Boning. Genau der). Oder er bringt u.a. mit einem Quietscheentchen deutsche Musikkultur in die Türkei. Oder findet heraus, bei welcher Kunstfliegerfigur man das Haus des Nikolaus nicht mehr malen kann. Aber auch ganz persönliche Dinge fehlen nicht: Seine Silvesterfeier mit Familie und Freunden im La Grotta, dessen Name genau das verspricht was es bietet. Und der gemeinsame Fahrradurlaub mit einem Freund in Afrika, der dann aber eher ohne Fahrrad stattfand.
Boning ist ein guter Beobachter, der vieles genau auf den Punkt bringt (das Leben auf einem Kreuzfahrtschiff, die Schilderungen in Afghanistan), sich aber vor allem auch nicht scheut, seine selbst erlebten Peinlichkeiten frei von der Leber weg zu erzählen und sich dabei selbst nicht allzu ernst zu nehmen. Das Ganze trägt er ebenso launig vor wie er schreibt und man hört immer wieder, wie er selbst beim Vortragen lachen muss.
594 km gute Unterhaltung - oder 4 Körbe Bügelwäsche ;-)

Bewertung vom 16.03.2011
Jones, Terry

Nicobobinus


sehr gut

Nicobobinus und seine Freundin Rosie suchen gemeinsam das Land der Drachen. Was aus lauter Neugier begann, wird jedoch nach kurzem eine eilige und wichtige Angelegenheit. Denn der Goldene Mann hat Teile von Nicobobinus Körper in echtes Gold verwandelt, das nur durch Drachenblut wieder in richtige Körperteile zurückverwandelt werden kann. So versucht nun eine Menge finsterer Gestalten, an diesen Schatz heranzukommen. Die beiden Kinder entfliehen Piraten, falschen Mönchen, durchqueren sehr sonderbare Gebirge und treffen immer wieder auf ausgesprochen merkwürdige Geschöpfe, die andere Menschen noch nie gesehen haben.
Terry Jones lässt hier seiner Phantasie freien Lauf: Zauberschiffe, Einsiedlergnome, singende Leopardenseen - nichts ist ungewöhnlich genug, als dass es nicht seinen Platz in dieser Geschichte finden würde. Spannend, aufregend, abenteuerlich, witzig und auch furchterregend bietet dieser Kinderroman wirklich alles, was ein Kinder- (und auch ein Erwachsenen- :-))herz begehrt.
Drei Sprecher hat dieses Hörspiel: Nicobobinus und Rosie werden überzeugend vom damalig 12jährigen Julius Schmiedel und der 11jährigen Nele Hippe-Davies dargestellt, Karl-Heinz Tafel gibt glaubwürdig den Erzählrahmen und die weiteren Personen der Geschichte wieder. Ein kleiner Wermutstropfen trübt das Ganze: Ursprünglich wohl als Fortsetzungsgeschichte für das Radio gedacht, erfolgt zu jedem Kapitelbeginn eine Zusammenfassung des bisher Geschehenen. Hört man sich alles am Stück an, ist dies mit der Zeit nervend, da man diese Teile nicht überspringen kann.
Aber sonst: Einfach klasse Unterhaltung!

Bewertung vom 07.03.2011
Schenkel, Andrea Maria

Tannöd


sehr gut

Die Bewohner eines Einödhofes werden tot aufgefunden, selbst vor den zwei- und achtjährigen Kindern und der Magd, die erst am Tag zuvor ihren Dienst antrat, machte der Mörder keinen Halt. Auf ungewöhnliche Art und Weise nähert sich der Krimi den Geschehnissen: Ein früherer, zeitweiliger Bewohner des Dorfes kehrt zurück und ihm, 'einem Fremden und doch Vertrauten', erzählen die Bewohner ihre Gedanken, Vermutungen, ihre Sicht der Ereignisse. Nachbarn, Bekannte, Freunde usw. kommen zu Wort, und so kristallisiert sich nach und nach das Bild einer Familie heraus, die manches zu verbergen hatte. Zwischen diesen Berichten fließen immer wieder die Beschreibungen ein, was genau kurz vor dem Tode der einzelnen Bewohner geschah, so dass man sich Schritt um Schritt der eigentlichen Tat nähert.
Das Ganze ist eher eine Reportage als ein herkömmlicher Kriminalroman: Der Ton ist knapp und karg - entsprechend den Personen, meist bäuerlicher Herkunft, deren Sichtweise gerade vermittelt wird. Dennoch ist es spannend wie ein Krimi, der einen mit seiner düsteren Atmosphäre, die diese Gegend umgibt, voll und ganz gefangennimmt. Ungewöhnlich - aber gut!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2011
Rickman, Phil

Mittwinternacht / Ein Merrily-Watkins-Mystery Bd.2


gut

Merrily Watkins, Pfarrerin von Ledwardine, wird vom Bischof als erste Frau zur Exorzistin ernannt, mit dem neuen Titel 'Beraterin für spirituelle Grenzfragen'. Denn Michael Hunter, recht frisch in seinem Amt als Bischof und dazu ungewöhnlich jung, frei von jeglicher Spiritualität, sieht diese Aufgabe eher als Dienstleistung im beratenden Bereich an mit größtmöglicher Offenheit nach außen. Ganz im Gegensatz zu Merrilys Vorgänger, der, zwar krank, aber noch amtierende Dobbs, der seine Aufgaben möglichst im Verborgenen erfüllte. Merrily erkennt bald, dass sie sich zwischen zwei gegnerischen Auffassungen befindet: Der des Bischof, dem jegliche Form von Exorzismus völlig fremd und zuwider ist. Und der ihres Vorgängers, einem überzeugten Exorzisten, dessen Einstellung auch von vielen anderen Mitgliedern der Kirchenhierarchie geteilt wird. Noch nicht richtig im Amt wird Merrily mit Geschehnissen konfrontiert, die sie daran zweifeln lassen, ob die Auffassung ihres Vorgesetzten die richtige ist...

Mittwinternacht ist ganz klar ein Mystery-Krimi. Es geht um Visionen, Satanisten, das Böse an sich undundund. Doch Rickman behandelt all die aussergewöhnlichen Ereignisse erst intensiv unter rationalen Aspekten und Gesichtspunkten, sodass am Ende die übernatürlichen Erklärungen beinahe wie selbstverständlich als Einzige noch in Frage kommen und somit auch (Noch)Nicht-Mystery-Fans ihren Spass beim Lesen haben werden. Neber der eigentlichen Krimihandlung stellt Rickman auch ein stimmiges Bild der aktuellen Situation der Kirchen dar: die Konkurrenz durch Esoterik, der Zweifel insbesondere der jungen Leute am Sinn der Kirche und ihren Ritualen, die Sinnsuche der Menschen die die Kirche nicht unterstützt usw.

Das Ganze liest sich gut und flüssig weg, lediglich die Handlung bleibt recht vorhersehbar und stellenweise wenig überraschend, so dass es über einen, wenn auch soliden, Durchschnittskrimi nicht hinauskommt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2011
Hammesfahr, Petra

Erinnerung an einen Mörder


weniger gut

Psychothriller, abgrundtief böse - so Untertitel und Überschrift der Rückseite. Doch nach meinem Geschmack trifft weder das Eine noch das Andere so richtig zu.

Natürlich ist es ein böses Spiel, was Richard mit Regine, der vermeintlichen Millionenerbin da treibt. Angetrieben von seiner Freundin Kerstin, der Friseurin von Regines Mutter, macht er sich an sie heran in Erwartung ihres baldigen Reichtums, zu dem sie durch den scheinbar unmittelbar bevorstehenden Tod ihres Vaters gelangen soll. Ihr eigener Tod wäre dann nur noch eine Frage der Zeit. Richard gelingt es, ihr Vertrauen und ihre Liebe zu gewinnen und bereits nach kurzem geben sie sich das Ja-Wort. Doch Regine hat Visionen, die ihr ihren baldigen Tod und den Anderer prophezeien. Sie beginnt misstrauisch zu werden...

Es ist durchaus auch stellenweise spannend und unterhaltend zu lesen, wie Richard und seine Freundin trotz diverser Rückschläge systematisch auf ihr Ziel hinarbeiten. Aber ein Thriller? Denn Regines Naivität und die Leichtigkeit, mit der das Täuschungsmanöver durchgezogen wird, lassen nur mäßige Spannung entstehen. Zu unglaubwürdig wirkt das Ganze. Es ist kaum vorstellbar, dass eine 22jährige BWL-Studentin einen Mann heiratet, von dem sie so gut wie nichts weiß, egal wie groß ihr Zärtlichkeitsbedürfnis auch sein mag. Denn mit nur einigen wenigen Nachforschungen wäre das ganze perfide Spiel sofort aufgeflogen. So bleibt es bei einem ordentlichen Durchschnittskrimi mit kleinen Mystery-Anleihen, der trotz seines grausamen Prologs weitestgehend blutarm und gewaltfrei daherkommt.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.