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smartie11
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Insgesamt 920 Bewertungen
Bewertung vom 09.02.2017
Ahnhem, Stefan

Minus 18 Grad / Fabian Risk Bd.3 (2 MP3-CDs)


ausgezeichnet

„Minus 18 Grad“ ist der dritte Fall um den Ermittler Fabian Risk des schwedischen Bestsellerautors Stefan Ahnhem. Obgleich ich die beiden ersten Bücher noch nicht kenne, hatte ich vergleichsweise wenig Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden. Ein paar Probleme bereiteten mir Anfangs die für deutsche Ohren ungewohnten skandinavischen Namen, aber nach dem ca. ersten Fünftel hatte ich auch damit keine Schwierigkeiten mehr.

Die Story selbst startet mit einem kurzen Prolog, in dem der Autor seine Leser bereits das erste Mal mit einer überraschenden Wendung konfrontiert. Das hat durchaus Seltenheitswert, aber eines sei an dieser Stelle schon mal verraten: Stefan Ahnhem hält in diesem Thriller gleich diverse überraschende Wendungen parat! Nach dem Prolog geht es sogleich sehr rasant weiter, da sich Kripo-Chefin Astrid Tuvesson eine wilde Verfolgungsjagd mit dem BMW quer durch die Stadt leistet. Im Folgenden nimmt Ahnhem die Action wieder deutlich zurück und baut seinen Fall auf, d.h. er wirft eine Frage nach der anderen auf und lässt dabei sowohl seine Ermittler als auch die Leser mit großen Fragezeichen zurück. Als wäre dieser äußerst rätselhafte Fall der Helsingborger Polizei noch nicht vertrackt genug, webt Stefan Ahnhem noch einen weiteren Fall in die Geschichte hinein, der sich parallel im gegenüber liegenden dänischen Helsingør abspielt. Die Ermittlungen treibt hier Polizisten Dunja Hougaard voran, die den treuen Ahnhem-Lesern schon aus den Vorgängerbänden bekannt ist.

So ergibt sich insgesamt eine Story, die von ihrer Komplexität und einer – für meinen Geschmack – brillanten Grundidee lebt. Darüber hinaus bedient sich der Autor einiger durchaus ungewöhnlicher Stilelemente, die mich ungefähr zur Mitte des Buches haben zweifeln lassen, wie es denn ob der aktuellen Geschehnisse noch spannend weitergehen soll (Mehr kann ich nicht verraten ohne zu spoilern!). Doch keine Sorge, die Überraschungen gehen dem Autor nicht aus und die Spannung bleibt bis zum – teilweise sehr dramatischen – Ende auf hohem Niveau. Natürlich lässt es sich der Autor nicht nehmen, auch ganz am Ende seiner Geschichte nochmals für einen richtigen Paukenschlag zu sorgen, den ich in keinster Weise erwartet hätte. Hier ist Fabian Risk der Einzige unter den vielen Ermittlern, der ein ganz feines Näschen beweist! Das ist wirklich allerfeinste Thriller-Unterhaltung, die es einem schwer machen, sich zwischendurch von dieser Geschichte zu lösen.

Die Charaktere sind sehr vielfältig und durchaus individuell ausgearbeitet. Natürlich schleppt auch Fabian Risk sein ganz persönliches Päckchen mit sich herum, wie es heutzutage ja (fast) jeder Roman-Ermittler tut. Bei ihm sind es die zerrüttete Ehe mit seiner Frau Sonja, die mir alles andere als sympathisch war, und die sehr schwierige Beziehung zu seinem Sohn Theodor. Doch auch die persönlichen Probleme werden im Verlauf der Geschichte für Fabian Risk noch stark zunehmen! Lediglich die okkulte Rahmenhandlung um seine Tochter Mathilda hat mir nicht gefallen, da dies für mich nicht in einen bodenständigen Thriller passt.

Last but not least möchte ich noch betonen, dass mir der Schreibstil des Autors sehr gut gefallen hat. Er ist flüssig, unterhaltsam und zu Beginn stellenweise durchaus humorvoll („…wiederholte Fabian und kam sich wie ein geistig benachteiligter Papagei vor“ - S. 32).

FAZIT:
Ein grandioser, fesselnder Thriller mit einer faszinierenden wie beunruhigenden Grundidee und vielen Überraschungen!

Bewertung vom 09.02.2017
Callaghan, Helen

DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest


ausgezeichnet

Ein intelligenter Psychothriller mit Pageturner-Qualitäten


Zum Inhalt:
Die Lehrerin Margot Lewis arbeitet nebenberuflich als „Kummerkastentante Amy“ bei der örtlichen Zeitung und beantwortet hier Briefe und Emails zu Problemen aller Art. Eines Tages erhält sie einen Brief von Bethan Avery, die sie darin anfleht, sie endlich zu finden. Denn Bethan ist spurlos verschwunden… vor 15 Jahren!

Meine Meinung:

„Dear Amy“ ist das Debut der britischen Autorin Helen Callaghan – und dieses Debut hat es wirklich in sich. Der Einstieg in die Geschichte gelingt dank der überschaubaren Anzahl der Hauptcharaktere problemlos und auch der Spannungsbogen entfaltet sich sehr schnell, da bereits im Prolog die Schülerin Katie Browne von einem Unbekannten entführt wird. Dreh- und Angelpunkt der Story ist dabei die Protagonistin Margot Lewis, die selbst eine schwere Jugend und ein sehr bewegtes Leben hinter sich hat und aktuell im Scheidungskrieg mit ihrem Mann lebt. Durch die an sie (als Amy) adressierten Briefe der vor 15 Jahren verschwundenen Bethan Avery wird Margot schnell in ein Geschehen hineingesogen, das wie ein rollender Stein immer schneller an Fahrt aufnimmt – angetrieben von der Sorge um ihre verschwundene Schülerin Katie und das unmöglich erscheinende Rätsel um Bethan Avery. Doch schnell wird Helen dabei selbst immer paranoider und wittert hinter jedem Tun ein falsches Spiel. Schritt für Schritt kommt sie dabei ihrem eigenen seelischen Abgrund immer näher, bis sie gezwungen ist, sich ihren eigenen inneren Dämonen zu stellen. Als Leser fiebert und zittert man die ganze Zeit mit Margot mit – und vertraut ebenso keinem der anderen Charaktere mehr. Diese Story trägt das Prädikat „Psychothriller“ wirklich absolut zu Recht! Sie ist absolut überraschend und sehr intelligent aufgebaut. Auch wenn die Autorin den größten Paukenschlag dieser Geschichte untypischer Weise nicht erst ganz am Ende ertönen lässt fesselt die Geschichte bis zum letzten Kapitel, da sich zum Finale die Ereignisse regelrecht überschlagen. Ein waschechter Pageturner!

Aber nicht nur die Story an sich überzeugt auf ganzer Linie, auch der Schreibstil der Autorin ist gut und angenehm zu lesen. Die Sprache passt zu den Charakteren und gelegentlich auftauchende Fachwörter werden im Kontext selbst präzise aber unaufdringlich erklärt. Stellenweise erreicht Callaghans Stil schon fast poetische Qualitäten („Unter der schneeschweren Wolkendecke kauerte der öde Vorort wie ein frierender Mann in einem viel zu dünnen Mantel.“ – S. 291).

FAZIT:
Ein waschechter Psychothriller mit einer tollen Grundidee und einer schon fast hypnotisch-paranoiden Grundatmosphäre.

Bewertung vom 08.02.2017
Henry, Diana

Simple


sehr gut

Ein mit knapp 200 Rezepten sehr umfang- und abwechslungsreiches Kochbuch, das mich ein wenig mit gemischten Gefühlen zurücklässt. Hier die Vor- und Nachteile aus meiner Sicht:

(+) sehr viele & abwechslungsreiche Rezepte mit wenig „redaktionellem Drum herum“
(+) viele internationale Rezepte rund um den Globus
(+) oftmals ausgefallene, sehr leckere Geschmackserlebnisse
(+) kleine „Bonusrezepte“ in den redaktionellen „Einschüben“
(-) viele Rezepte sind nicht wirklich „simpel“, geschweige denn schnell (Toasts mit 18 Zutaten!)
(-) oftmals mit ausgefallenen Zutaten, wie z.B. Pul Biber und Calvo Nero
(-) viele Rezepte mit Alkohol
(-) keine Angaben zu Zubereitungszeiten
(-) Keine Nährwertangaben
(-) nicht alle Rezepte bebildert
(-) kein Lesebändchen

Bewertung vom 08.02.2017
Dashner, James

Phase Null / Die Auserwählten Bd.5


ausgezeichnet

Absolut packend – „Band 2“ der Maze-Runner-Serie


Zum Inhalt:
Wir schreiben das Jahr 221. Der fast fünfjährige Stephen wird von Soldaten seiner Familie entrissen und in eine riesige Einrichtung gebracht. Dort wird ihm ein neuer Name verpasst – Thomas – und seine Persönlichkeitsentwicklung genau geformt, alles unter Drill und auch unter Schmerzen. Denn Thomas ist ein ganz besonderer Junge, der in den Plänen von ANGST eine ganz zentrale Rolle spielen wird...

Meine Meinung:

„Phase Null“ ist der neueste Band aus der Bestseller-Reihe „Die Auserwählten / Maze Runner“ des US-amerikanischen Autors James Dashner. Zeitlich ist „Phase Null“ nach „Kill Order“ und vor „Im Labyrinth“ angesiedelt und schließt somit als „Band 2“ eine sehr spannende Lücke.

Der Start der Geschichte ist sehr bedrückend, denn es ist teilweise schwer auszuhalten, was dort einem kleinen Jungen von nicht mal 5 Jahren alles angetan wird. Gleich zu Beginn hier auch mein einziger kleiner Kritikpunkt: So, wie Stephan / Thomas hier zu Anfang handelt und denkt, passt es für mich in keiner Weise zu einem Fünfjährigen, vom Verhalten her müsste Thomas hier mindestens Acht sein. Aber das ist wirklich nur eine Kleinigkeit, über die ich schnell hinwegsehen konnte.

Die Geschichte erstreckt sich über viele Jahre, in denen Thomas isoliert in der ANGST-Station aufwächst und nach den Plänen und Bedürfnissen der Organisation geformt wird. Ebenso wie Thomas erfährt der Leser hierbei die Hintergründe der Geschichte sowie Einzelheiten über die mysteriöse Organisation „ANGST“ nur Schritt für Schritt. Nach und nach kommen dabei weitere Charaktere ins Spiel, die die eingefleischten Fans schon kennen, wie z.B. Teresa, Newt, Minho oder auch der kleine Sonnenschein Chuck. Selbstverständlich nimmt auch Ava Paige eine bedeutende Rolle in „Phase Null“ ein. Besonders spannend fand ich es zu lesen, welche Charakterentwicklung Thomas im Lauf der Geschichte durchmacht.

Diese Geschichte schließt aber nicht „nur“ eine Lücke zwischen zwei Bänden, sondern bietet auch eine Story, die durch sehr spannende Sequenzen und immer wieder auch überraschende Wendungen gekennzeichnet ist. Hinzu kommen noch einige sehr actionreiche Szenen sowie viel Düsteres und Bedrohliches. Alles in allem ein toller Mix! Im rund letzten Drittel hatte mich die Geschichte so sehr in ihren Bann gezogen, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen mochte.

FAZIT:
ANGST ist gut! Sicher? Spannend, überraschend und auch erschreckend: Für alle Fans der Maze-Runner-Reise ein absolutes „Muss“!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.02.2017
Meyer, Kai

Die Krone der Sterne Bd.1


ausgezeichnet

Fantastische Welten - unendliche Weiten - Der Beginn eines neuen, großen Epos!

Meine Meinung:
Kai Meyer dürfte bereits vielen Lesern ein Begriff sein, nicht zuletzt seit seiner Bestseller-Trilogie „Die Seiten der Welt“. Seinem Hang zu guter Fantasy bleibt Meyer aus diesmal treu, auch wenn er die Handlung seines neuesten Werkes in die fantastischen und unendlichen Weiten des Universums verlegt hat, woraus sich ein sehr interessanter und passiger Stilmix aus Fantasy und Science Fiction ergibt, wobei letzteres hier für meinen Geschmack deutlich überwiegt.

Bereits nach wenigen Seiten wird die Geschichte um die willensstarke Baronesse Iniza rasant, actionreich und spannend und diese Attribute ziehen sich durch das gesamte Buch hindurch. Die atemlose Flucht vor ihren Häschern quer durch das Universum zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch, dabei entdeckt der Leser zusammen mit der kleinen Crew die fantastischsten, surrealsten und unwirtlichsten interstellaren Orte. Hier schöpft Kai Meyer perfekt die unendlichen Möglichkeiten aus, die sich aus dem Unbekannten des Weltalls ergeben. Egal ob Glücksspiel-Planet, Schürfer-Asteroiden, die „Klöster der Stille“ mitten im dunklen Nichts, gigantische Raumkathedralen oder auch Kampfdrohnen, künstliche Musen und Laserbolzen – hier gibt es Fantastik und SciFi pur! Da ich selbst bereits viel Science Fiction Literatur gelesen und auch die üblichen verdächtigen Filme und Serien kenne, hat mich die ein oder andere Stelle beim Lesen durchaus an andere Werke erinnert. Mal waren es Parallelen zu „Star Wars“, mal zu Douglas Adams wunderbarem „Anhalter durch die Galaxis“ oder auch zum Film „2001: A Space Odyssey“ (1968). Doch an keiner Stelle hatte ich den Eindruck, Kai Meyer würde irgendwo abkupfern – vielmehr habe ich es als liebevolle und ehrfürchtige Hommage an die großen Werke der Science Fiction verstanden.

Wie auch in seinen vorangegangenen Werken gelingt es Kai Meyer auch diesmal, scheinbar mühelos ein (in seiner Summe) ganz eigenes Universum zu erschaffen und eine sehr reiche und breite Geschichte bis in uralte Vergangenheiten zu kreieren. Immer wieder serviert der Autor seinen Lesern stückchenweise Informationen aus der Vergangenheit des galaktischen Reichs von Tiamande, wie beispielsweise die ehemalige Herrschaft der Maschinen über die Menschen im Allgemeinen oder das Auseinanderfallen des Hauses Talantis im Speziellen.

Sehr gut gefallen hat mir auch, dass der Kreis der Protagonisten die ganze Zeit über angenehm überschaubar bleibt. Allen voran natürlich die kleine, mehr oder minder vom Schicksal zusammengewürfelte Crew der „Nachtwärts“. Erschien Iniza anfangs stellenweise durchaus noch anstrengend, hat sie mir im Verlauf der Geschichte immer besser gefallen, da sie eine taffe Persönlichkeit ganz ohne „Prinzessinnen-Allüren“ ist. Meine persönlichen Lieblinge waren aber Kranis , seines Zeichens der legendenumwobene, inzwischen aber etwas heruntergekommene letzte Waffenmeister von Amun, sowie die Alleshändlerin Shara Bitterstern, die bereits viele schwere Zeiten und Schicksalsschläge durchmachen musste und dennoch nie den Mut verloren hat. Lediglich Inizas treuer Begleiter Glanis ist in meinen Augen über den gesamten Verlauf der Geschichte doch recht blass geblieben. Eines haben aber fast alle Charaktere in „Die Krone der Sterne“ gemein: es gibt kaum Schwarz oder Weiß – sprich eindeutig gut oder böse, denn fast alle Figuren sind eine Schattierung von grau, manche eben heller, andere dunkler.

FAZIT:
Faszinierend, fesselnd und atemlos – ein im wahrsten Sinne des Wortes fantastischer Auftakt zu einem neuen, großen Weltraum-Epos.

Bewertung vom 31.01.2017
Axat, Federico

Mysterium


sehr gut

Meine Meinung:
Bei diesem Buch ist es extrem schwierig, etwas über die eigentliche Handlung zu sagen, ohne schon viel zu viel zu verraten. Genau dieses Problem hatten wohl auch die Verfasser des Klappentextes / der offiziellen Kurzbeschreibung, denn diese(r) weckte zumindest bei mir ganz andere Erwartungen an die Story. Auch die Klassifikation in das Genre „Thriller“ würde ich so nicht unterschreiben. Für mich ist dieses Buch eher ein Stilmix mit ganz verschiedenen Einflüssen, insbesondere Psychogramm, Drama aber eben auch Thriller.

Zu Beginn erzählt Federico Axtat seine Geschichte aus der Perspektive seines Protagonisten, Ted McKay. In die Story selbst hineinzufinden ist zum Start recht einfach, da ja sowohl die Ausgangssituation schnell umrissen als auch die Anzahl der Charaktere sehr überschaubar ist. Dafür entspinnt sich bereits im ersten Teil eine Story, die auf mich wie ein unruhiger Fiebertraum gewirkt hat. Sehr schnell verwirrt der Autor seine Leser mit surreal anmutenden Szenen, merkwürdigen Begebenheiten und zeitlichen Sprüngen. Weder der Protagonist Ted noch der Leser kann die Zusammenhänge der Ereignisse richtig einordnen und miteinander verbinden und so scheinen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion immer mehr zu verwischen. Im ca. ersten Drittel erinnert mich die Geschichte daher an Filme wie "Inception", "Matrix" oder auch "Eyes wide shut".

Nach diesem rätselhaften und eher verstörenden Teil verändert der Autor z.T. seine Erzählweise sowie die Perspektive und so sickert die Realität immer weiter durch, obgleich ich – angefixt vom Beginn der Story - beim Lesen noch immer ständig hinterfragt habe, welche Ereignisse real sein sollen und welche nicht. Darüber hinaus schafft es der Autor sehr geschickt, seine Leser an den wahren Absichten seiner Charaktere zweifeln zu lassen. Dass der Autor im ca. letzten Viertel des Buches sich auch noch stetig wechselnder Zeitebenen bedient, erhöht zwar die Spannung, gleichzeitig aber auch wieder die Komplexität. Am Ende hat es der Autor allerdings tatsächlich geschafft, für meinen Geschmack alles vernünftig aufzulösen und mich dabei auch noch zu überraschen. Nur den Epilog hätte sich Axat für meinen Geschmack sparen können, da dieser auf mich recht konstruiert und lieblos daher geschrieben wirkte.

FAZIT:
Ein nicht uninteressanter Stil-Mix mit Elementen aus Thriller, Krimi, Drama und Psychogramm, der geschickt mit den Grenzen zwischen Realität und Wahn spielt. Knappe 4 Sterne.

Bewertung vom 23.01.2017
Ohlandt, Nina

Nebeltod / Kommissar John Benthien Bd.3


ausgezeichnet

Meine Meinung:
„Nebeltod“ ist nach „Küstenmorde“ (1) und „Möwenschrei“ (2) der dritte Band der deutschen Autorin Nina Ohlandt um den Hauptkommissar John Benthien. Obgleich ich die beiden Vorgänger-Bände (noch) nicht kenne, hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden. Ebenso fiel es mir vergleichsweise leicht, mich im Kreis der nicht gerade wenigen Charaktere zurechtzufinden. Dies liegt sicherlich sowohl an den eher außergewöhnlichen und sehr einprägsamen Namen der Charaktere (z.B. Beowulf, Armgard, Thyra oder auch Lester Smythe-Fluege) als auch an deren - für meinen Geschmack - sehr individueller und anschaulicher „Ausarbeitung“. Der Protagonist John Benthien war mir dabei von Beginn an durch und durch sympathisch, auch wenn mein persönlicher Liebling Benthiens bester Freund und Kollege Tommy Fitzen war, der niemals um einen humorvollen Spruch oder eine abstruse Idee verlegen ist (ich sage nur: Fotoshooting auf dem Plumpsklo).

Aber „Nebeltod“ weiß nicht nur durch den bunten Strauß an Charakteren zu überzeugen, auch die Story hat es in sich. Nina Ohlandt beschäftigt ihre Ermittler nicht nur mit einem Fall, sondern gleich mit mehreren, höchst unterschiedlichen Delikten verschiedener Schweregrade. Relativ zu Beginn bekommen es die Ermittler mit Schüssen auf einen Geländewagen, einem schweren Fall von Tierquälerei sowie einem grausamen Mord zu tun. Doch auch das ist bei Weitem nicht genug, denn es wird im Verlauf der Ermittlungen noch mehr aufzuklären geben. Dabei kämpfen die Polizisten an diversen Fronten und mit ihren ganz unterschiedlichen Methoden, was zu koordinieren eine besondere Aufgabe darstellt. Neben all dem beruflichen Stress kommt es für John Benthien aber noch dicker: Denn in seinem Haus auf Sylt geschehen merkwürdige Dinge, die er sich selbst nicht erklären kann und die ihn streckenweise schon paranoid wirken lassen, wie beispielsweise als er morgens mit Filmriss und ohne Schlafanzug erwacht…

Zwischendurch hatte ich echte Sorgen, dass es der Autorin nicht gelingen könnte, die Vielzahl ihrer Handlungsstränge zusammenzuführen, zumal im Verlauf des Buches durchaus noch neue hinzukommen. Doch so „vertrackt“ und höchst unterschiedlich die Fälle auch sind, am Ende fügt sich alles nahtlos zusammen und gipfelte in einer für mich sehr überraschenden Auflösung, die ich auch nicht im Ansatz vorhergesehen hatte. Genau das macht einen guten Krimi für mich aus.

Last but not least gefällt mir der Schreibstil der Autorin gut. Er ist unkompliziert, frisch, nordisch und bei den Beschreibungen der Szenen stellenweise sogar schon fast lyrisch („Der Novembernebel stieg aus den Wiesen, lag schwer auf den Marschen und bildete geisterhafte Gespinste um jedes Baumgerippe.“ - S. 10).

FAZIT:
Ein Krimi, der es in sich hat: Viele schillernde Charaktere mit seltsamen Beziehungsgeflechten und gleich mehrere, sehr unterschiedliche Fälle. Super!

Bewertung vom 10.01.2017
Mackintosh, Clare

Alleine bist du nie


sehr gut

Gefährliche Gewohnheiten - Ein Psychothriller mit paranoider Grundstimmung

Zum Inhalt:
Auf dem Heimweg von der Arbeit fällt der vierzigjährigen Zoe Walker in der Zeitung eine Anzeige für eine ominöse Partnervermittlung auf, die mit dem Bild einer Frau wirbt. Zoe ist sich sicher: es ist ihr Bild, mit dem dort geworben wird. Weder die Polizei noch ihre Familie scheint ihre Sorgen diesbezüglich so richtig ernst zu nehmen, doch Zoe wird immer paranoider…

Meine Meinung:

„Alleine bist du nie“ ist nach „Meine Seele so kalt“ (das am schnellsten verkaufte Thriller-Debüt im Jahre 2015!) der zweite Thriller der Britischen Autorin Clare Mackintosh, die selbst zwölf Jahre bei der britischen Polizei arbeitete und somit einen tiefen Einblick in die Arbeitsweise der britischen Polizeibehörden mitbringt.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Thrillern beginnt diese Story nicht mit einem großen „Knall“ oder einem spektakulären Mord. Vielmehr beginnt diese Geschichte sehr „unaufgeregt“ und ganz alltäglich mit einer Protagonistin, die ein sehr gewöhnliches Leben führt: Zoe Walker ist Anfang 40, hat zwei erwachsene Kinder, schlägt sich in einem halbwegs vernünftigen Job mit ihrem anstrengenden Chef Graham Hallow herum und ist geschieden, lebt aber in einer festen Partnerschaft mit ihrem deutlich älteren neuen Freund Simon Thornton, der um die Akzeptanz der beiden Kinder buhlt. Das ca. erste Viertel nutzt die Autorin, eine Vielzahl von – oftmals detailliert ausgearbeiteten - Charakteren einzuführen, so dass ich zu Beginn durchaus ein paar Schwierigkeiten hatte, mich im Dschungel der Charaktere zurecht zu finden (u.a. auch, weil einige Namen sehr ähnlich klangen, wie z.B. Kelly und Katie). Dafür haben waren mir die Protagonisten, allen voran Zoe und PC Kelly Swift durchaus sympathisch.
Die Spannung baut sich in dieser Story nur sehr langsam auf. Anfangs ist es eher eine Art unangenehmes Bauchgefühl“, dass der Leser mit der Protagonistin Zoe teilt. Ganz langsam, aber sehr stetig nimmt diese unterschwellige Bedrohung immer weiter zu und man wird Zeuge, wie Zoe immer stärker von ihrer Paranoia umklammert wird. Durch weitere Fälle und Vorfälle erlebt die Spannung zwischendurch zwar einige kleinere Spitzen, dennoch ist es für mich das stets vorhandene paranoide Grundgefühl, das diesen Psychothriller lesenswert macht. Dabei schafft es die Autorin sehr geschickt, dass auch der Leser im Verlauf der Story keinem Charakter mehr wirklich traut und hinter allen Handlungen ein falsches oder böses Spiel vermutet. Das hat mir wirklich sehr gut gefallen, denn bis zur großen Auflösung am Ende des Buches hatte ich einen großen Strauß potenzieller Verdächtiger – und dennoch ist es Clare Mackintosh gelungen, mich vollkommen zu überraschen. Lediglich die Motive des Täters habe ich persönlich am Ende nicht zu 100% nachvollziehen können, was für mich einen kleinen Abzug in der B-Note bedeutet.

Gut gefallen hat mir der Einblick in die Ermittlungsarbeit der Polizei, von der ich das Gefühl habe, dass sie wesentlich dichter an der Realität ist als in manch anderen Thrillern. Denn eines wird hier ganz deutlich: Ermittlungsarbeit ist langwierig, anstrengend, oftmals von interner Regulatorik gehemmt und bedarf manchmal halt auch einem Quäntchen Glück und Hartnäckigkeit. Es gibt hier auch nicht „die Polizei“, sondern u.a. die Mordkommission, das Neighbourhood Policing Team oder auch die British Transport Police. Ebenso findet man hier keine „Superermittler“, aber Polizisten mit viel Persönlichkeit sowie Ecken und Kanten. Selbst DI Nick Rampello ist mit trotz rauer Schale zum Ende hin sehr sympathisch geworden.


FAZIT:
Eine überzeugende Grundidee und ein außergewöhnlicher Thriller, der eher von der stets latent vorhandenen, ungreifbaren Bedrohung und der zunehmenden Paranoia lebt, als von einem durchgehend hohen Spannungslevel.

Bewertung vom 09.01.2017
Soren, Jack

Welt ohne Morgen / Jonathan Hall Bd.2


sehr gut

„Welt ohne Morgen“ ist nach „Der Monarch“ bereits der zweite Band um das Duo Jonathan Hall und Lew Katchbrow des Kanadischen Schriftstellers Martin Richard Soderstrom alias Jack Soren. Obgleich ich den ersten Band (noch) nicht kenne, hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, in die Story hineinzufinden oder mit den Charakteren warm zu werden. Das Protagonisten-Duo Jonathan und Lew war mir von Beginn an sympathisch und die Story startete gleich spannungs- und actionreich. Durch schnelle Wechsel der Orte sowie der Handlungsstränge weist dieses Buch von Beginn an ein durchaus hohes Tempo auf, ohne seine Leser dabei zu überfordern. Auch mit der damit zwangsläufig verbundenen hohen Anzahl von Charakteren hatte ich wenig Probleme, was ich den sehr einprägsamen, teilweise schon etwas überspitzt anmutenden Beschreibungen zurechnen würde. Besonders gut gefallen hat mir bei der Vielzahl der Charaktere der Schachzug des Autors, dass man sich – abgesehen von den Protagonisten Jonathan & Lew – bei fast keinem anderen Charakter über lange Strecken sicher sein konnte, ob er / sie nun zu den „Guten“ oder den „Bösen“ gehört, sei es nun die junge, wilde Tatsu oder auch der „Bionik“-Mann Per Broden. Dies hat Jack Soren wirklich sehr geschickt gemacht und damit die Spannung über lange Strecken des Buches nochmal deutlich angeheizt. Selbst bei der „Oberschurkin“ habe ich mich lange Zeit gefragt, ob sie wirklich so böse ist wie sie erscheint und welche Motive sie antreiben (wird hier natürlich nicht verraten!). Losgelöst von diesen Fragen würde sie perfekt in das „Oberschurken-Universum“ von „James Bond“ passen, hat sie mich doch sehr an Charaktere wie „Dr. Julius No“ oder auch „Ernst Stavro Blofeld“ erinnert.

Überhaupt hat sich mir beim Lesen immer wieder der Vergleich zu den „alten“ James Bond-Stories aufgedrängt, geht es hier doch um undurchschaubare Machenschaften, geheime Organisationen mit anscheinend unerschöpflichen finanziellen und technischen Möglichkeiten (auf beiden Seiten), sehr individuelle, fast schon ironisch überzeichnete Charaktere (allen voran „Alex Corsair“) und letztendlich auch eine ordentliche Portion Utopie und Weltbedrohung. Das muss man wirklich schon mögen – so wie ich. Wer es lieber etwas „bodenständiger“ mag und Stories bevorzugt, die sich nicht allzu sehr von der Realität entfernen, dem sei an dieser Stelle von „Welt ohne Morgen“ eher abgeraten.

Mir hat diese Story wirklich gut gefallen. Sie lebt von ihren sehr heterogenen, speziellen Charakteren (von denen einige ein eigenes „Spin Off“ vertragen würden), einer interessanten Grundidee, die der Autor durchaus auch in den Bereich „Science Fiction“ (im wahrsten Sinne des Wortes – keine Sorge, es gibt hier keine Aliens!) hineinlaufen lässt, sowie von einem stets hohen Tempo, sehr viel Action und einem über die gesamte Länge hinweg intakten Spannungsbogen. Selbstverständlich zaubert der Autor dabei im Verlauf der Geschichte geschickt noch die ein oder andere Überraschung aus dem Ärmel und führt alles zu einem großen, extrem spannenden Finale zusammen.

Lediglich die Erzählweise und den Sprachstil des Autors habe ich als etwas „einfacher“ empfunden. An gute und gut unterhaltende Spannungsliteratur wie hier stelle ich allerdings auch weniger Ansprüche, so dass dies für mich in Summe schon passte. Lediglich die Tatsache, dass anscheinend alle Charaktere in diesem Buch „Whoa!“ als universellen Überraschungsausruf gebrauchen, fand ich anfangs etwas befremdlich, zum Ende hin hat es mich regelrecht genervt. Aber das ist wirklich Klagen auf hohem Niveau…

FAZIT:
Ein spannender, sehr tempo- & actionreicher Agenten-Thriller mit einem Schuss Utopie – ganz im Stil der „alten“ James Bond Filme. Ich wurde bestens unterhalten!