Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Raumzeitreisender
Wohnort: 
Ahaus
Über mich: 
Buchwurm, der sich durch den multidimensionalen Wissenschafts- und Literaturkosmos frisst

Bewertungen

Insgesamt 758 Bewertungen
Bewertung vom 23.06.2016
Worüber kluge Menschen lachen
Geier, Manfred

Worüber kluge Menschen lachen


gut

Kleine Philosophie des Humors

Manfred Geier beschreibt die Charaktere einiger großer Denker der Menschheitsgeschichte und untersucht, ob sie Humor hatten und was sie herausgefunden haben über die Ursachen und Hintergründe des Lachens.

Sind Philosophen, die von Berufs wegen tiefe Denker sind, lustige Menschen? Bei Platon, dem Schöpfer der Ideenlehre, hat man so seine Zweifel. Mit ihm begann die Austreibung des Lachens aus der Philosophie. Das Wesen des Philosophen, gemessen an der Idee der Philosophie, lässt ihn nicht lachen. In Platons Weltbild gab es keine Idee des Lachens.

Provokant musste auf Platon der Schöpfer der Atomtheorie Demokrit gewirkt haben, den man auch den „lachenden Philosophen“ nannte. Hier prallen Ideenlehre und Materialismus aufeinander. Ist Glaube ein Hinderungsgrund für Humor? Dieser Eindruck entsteht unter dem zunehmenden Einfluss der Religionen auf die Menschen.

Aber auch nicht jeder Atheist ist ein humorvoller Mensch. So wird Diogenes, Prolet und Widersacher von Platon, eher als Zyniker charakterisiert, der durch Spott und Respektlosigkeit auffiel und sich zudem schamlos verhalten hat. Wenngleich sein geflügeltes Wort gegenüber Alexander dem Großen „Geh mir aus der Sonne“ die Zeiten überdauert hat.

Sigmund Freud, Schöpfer der Psychoanalyse, kam erst im fortgeschrittenen Alter zu der Erkenntnis, dass sein Arztberuf nur ein Umweg gewesen sei, um das Rätsel Mensch philosophisch zu begreifen. Aber wer würde vermuten, dass Freud ein humorvoller Mensch war? Auf den Vorwurf, dass seine Traumdeutung ein lächerliches Machwerk sei, reagierte er mit dem Buch „Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“.

„Worüber kluge Menschen lachen“ ist selbst kein humorvolles Buch, sondern ein Buch, in dem das Thema Humor aus philosophischer Sicht aufgearbeitet wird. Wer Comedy erwartet, sollte das Buch nicht lesen. Das Interesse an Philosophie und an den beschriebenen Persönlichkeiten sollte im Vordergrund stehen.

Bewertung vom 22.06.2016
Der Alchimist
Coelho, Paulo

Der Alchimist


gut

Ein Märchen mit orientalischem Charme

Santiago, ein junger andalusischer Hirte, besitzt eine kleine Schafherde. Er ist mit sich und der Welt zufrieden. Seit einiger Zeit verfolgt ihn ein immer wiederkehrender Traum. In Ägypten, am Fuße der Pyramiden, liege ein Schatz für ihn bereit. Der Traum lässt ihn nicht mehr los. Was bedeutet dieser Traum? Kann man seinen Träumen folgen? Dies ist die Kernfrage, um die es in Paulo Coelhos Buch geht. Und die Antwort wird, durch Begegnungen mit zahlreichen spirituellen Lehrmeistern, facettenreich präsentiert: Folge deinem Herzen und das Universum unterstützt dich mit all seiner Macht.

„Der Alchimist“ ist ein orientalisches Märchen, das einfache Weisheiten vermittelt und den Leser für ein paar Stunden in seinen Bann ziehen kann. Paulo Coelho ist ein einfühlsamer Erzähler, auch wenn die vermittelten Weisheiten einem Buch über positives Denken entstammen könnten. Wer „schwere Kost“ liebt, wie zum Beispiel Werke von Dostojewski, sollte von diesem Buch die Finger lassen. Wem „Die Möwe Jonathan“ gefällt, wird auch dieses Buch mögen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.06.2016
Das verspeiste Buch
Hohler, Franz

Das verspeiste Buch


sehr gut

Unterhaltung pur

Franz Hohler erzählt eine Geschichte von seinem Urgroßvater, die ihm von seiner Großmutter überliefert wurde. Als der Urgroßvater noch jung war, reiste er nach Basel zur Herbstmesse. Wie es früher so üblich war, unternahm er eine mehrstündige Wanderung, um sein Ziel zu erreichen. Nach umfangreichen Besichtigungen von Verkaufsständen, Schaubuden, Bilderausstellungen und Wahrsagerinnen machte er sich auf den Rückweg und kehrte in einer Gaststätte ein. Die Ereignisse in der Gaststube bilden den Kern der Geschichte.

Der Kellner ist ein Spaßvogel und bietet dem Urgroßvater einen Schüblig mit Buchbrot an. Da es sich dabei um ein echtes Buch handelt, hat der Kellner die Lacher auf seiner Seite. Aber der Urgroßvater ist nicht auf den Kopf gefallen und versteht es mit einem großartigen wie seltsamen Bluff, den Scherz umzukehren. Er unterhält die gesamte Pinte und dem Ober wird immer mulmiger zumute. Zudem erhält er Hilfe von unerwarteter Seite.

Franz Hohler ist ein Erzähler, der Stimmungen vermitteln kann. Bei dieser Geschichte geht es um pure Unterhaltung. Bilder und Text ergänzen sich auf wunderbare Weise. Der zeitliche Rahmen und die Verschmitztheit der Protagonisten werden treffend karikiert. Die Lockerheit der Erzählung und die spaßige Fabulierkunst des Autors werden bereits auf den ersten Seiten deutlich („... und genaugenommen bin ich nicht einmal sicher, ob es wirklich mein Urgroßvater war, der da nach Basel gereist war, oder nicht etwa sein Nachbar, ...“). Als Leser taucht man ein in diese kleine Geschichte und wird von deren Atmosphäre eingenommen.

Bewertung vom 22.06.2016
Genetik für Dummies
Robinson, Tara Rodden

Genetik für Dummies


sehr gut

Ein kleiner Einblick in die Geheimnisse der Genetik

Wie wird eine Kopie der DNA erstellt? Welche Probleme treten beim Klonen auf? Was ist von der Stammzellenforschung zu halten? Wie ist ein Genetiklabor aufgebaut? Diese und zahlreiche weitere Fragen zur Genetik werden in dem Buch für einen breiten Leserkreis behandelt. Im Kern geht es um Grundlagen und Anwendungsmöglichkeiten der Genetik. Die Autorin ist Dozentin für Genetik an einer amerikanischen Universität und wurde für ihre Vorlesungen mehrfach ausgezeichnet.

Das Buch umfasst knapp 400 Seiten. Die Ausführungen sind verständlich, soweit das bei dieser komplexen Materie möglich ist. Die chemischen bzw. biochemischen Grundlagen werden nicht erläutert. Im Fokus stehen die Vererbung und der Aufbau der DNA. Die Autorin verzichtet auf den üblichen wissenschaftlichen Fachjargon, verwendet aber dennoch zahlreiche Fachbegriffe aus der Genetik bzw. Molekularbiologie. Diese werden im Text und im sechsseitigen Glossar erläutert. Die Erläuterungen im Glossar sind recht kurz gefasst.

Das Buch ist so strukturiert, dass die Leser es nicht vom ersten bis zum letzten Kapitel lesen müssen, sondern der Einstieg ist in jedem Kapitel möglich. Durch Querverweise sind die Kapitel untereinander vernetzt. Daneben gibt es Symbole für wichtige Textpassagen und für Texteinschübe, die übersprungen werden können, wenn man sich lediglich einen Überblick über ein Thema verschaffen möchte. Auch Metainformationen über die Forscher selbst sind besonders gekennzeichnet.

In den ersten beiden Teilen erläutert die Autorin Grundlagen der Genetik (Mendels Regeln, Zellaufbau, DNA-Struktur, Replikation, DNA-Sequenzierung, Transkription, Translation u.v.a.m.) und in den weiteren Teilen Erbkrankheiten, Gentherapien, DNA-Fingerabdrücke und weitere Anwendungen der Genetik. Mit unerwünschten (genetisch bedingten) Nebenwirkungen von Medikamenten beschäftigt sich die Pharmakogenomik. Erforscht werden Testverfahren mit dem Ziel, unverträgliche Medikamente von vornherein zu vermeiden.

Die Autorin setzt sich auch mit ethischen Fragen auseinander, wenngleich das Thema mit zehn Seiten recht kurz geraten ist. So erfahren die Leser z.B., dass Designer-Babys ein Mythos sind und über Eigentumsrechte an Genen gestritten wird. Dass Bakterienstämme so verändert werden können, dass sie in einem Krieg als Waffen eingesetzt werden können, wird nicht angesprochen. Dennoch versteht es die Autorin, auf den Punkt zu kommen. Das Buch kann ich empfehlen.

Bewertung vom 21.06.2016
Das Chaos Syndrom
Hanika, Horst M.

Das Chaos Syndrom


sehr gut

Grundlagen der Konfusionsforschung

Mit dynamischen Vorgängen in Hierarchien beschäftigt sich Horst Michael Hanika in seinem Buch „Das Chaos Syndrom“. Hierarchien funktionieren nicht so, wie sie sollen und die Ursache liegt im Chaos begründet. Da der Begriff „Chaosforschung“ bereits von den Naturwissenschaften belegt ist, bezeichnet der Autor sein Forschungsfeld, als „Konfusionsforschung“.

Hanika stützt sich auf die drei bekannten Hypothesen „Peter-Prinzip“, „Murphys Gesetz“ und „Parkinsons Gesetz“ und erweitert diese um Faktoren, die ihm bei seinen eigenen Beobachtungen aufgefallen sind. Herausgekommen ist ein gleichermaßen unterhaltsames wie aufrüttelndes Buch, welches durch eine andere Perspektive besticht. Der Autor betrachtet das Geschehen aus dem Blickwinkel des Chaos und untermauert seine Thesen mit fundamentalen Lehrsätzen („Nichts ist unmöglich für Leute, die es nicht selbst tun müssen.“), gewagten Hypothesen („Der Zweck einer Organisation ist ihre Existenz.“) und tiefgründigen Paradoxons („Lösungen sind die hauptsächliche Ursache von Problemen.“).

Welchen Rat kann man einem Buch entnehmen, welches Ratlosigkeit propagiert? Die Beteiligten einer Hierarchie sollten sich und ihr System (und auch das Buch?) nicht allzu ernst nehmen. Chaos ist die kreative Kraft der Natur und für die Gestaltung neuer Ordnungssysteme erforderlich. Wäre eine berechenbare Welt nicht auch extrem langweilig?

Bewertung vom 21.06.2016
Die globale Überwachung
Greenwald, Glenn

Die globale Überwachung


ausgezeichnet

Orwell war gestern

Anfang der 1980er Jahre wurde in Deutschland heftig der Datenschutz im Zusammenhang mit der Volkszählung diskutiert und letztere teilweise auch boykottiert. Es gab zahlreiche Proteste. Zählungsverweigerer wurden zu Staatsfeinden hochstilisiert. Dabei waren die Fragen, die damals gestellt wurden, relativ harmlos. Die Daten dienten als Grundlage für u.a. Wohnraumplanungen und Bevölkerungsstatistiken.

Das, was von dem ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden aufgedeckt und durch Glenn Greenwald einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, hat eine andere Qualität. Es geht um die totale Überwachung und die Abschaffung der Privatsphäre und zwar weltweit. Dennoch verursacht das Thema in der Öffentlichkeit weniger Aufregung als seinerzeit die Volkszählung. Wo ist der Aufschrei der Bevölkerung, der Medien und der Politiker?

In dem Buch beschreibt Autor Glenn Greenwald, ein Vertrauter von Edward Snowden, die Entwicklungsgeschichte kurz vor und nach der Veröffentlichung der geheimen NSA-Dokumente. Die Geschichte ist aufwühlend wie ein Thriller. Snowden bewegt sich im Spannungsfeld von Loyalität, Gewissen und Verantwortung für die Gesellschaft. Er hat sich dazu entschieden, die Bevölkerung über die Machenschaften der Geheimdienste aufzuklären. Für ihn selbst begann damit ein Versteckspiel.

Im Widerspruch zu den wiederholten Dementis amerikanischer Regierungsvertreter späht die NSA ständig die Kommunikation amerikanischer Staatsbürger aus. (185) Und dazu wurde sie lt. New York Times von der Bush-Regierung heimlich ermächtigt. (9) Aus den Dokumenten geht das Ausmaß der (weltweiten) Überwachung hervor. Die größten IT-Unternehmen der USA arbeiten mit dem Geheimdienst zusammen. (160) Sendungen mit Netzwerktechnik (Server, Router etc.) werden abgefangen und präpariert. (215)

Durch das Buch wird nicht nur das Ausmaß der Überwachung deutlich, sondern auch das Versagen der Medien. Es mangelt den Medien heute an einer kritischen Haltung gegenüber den Machthabern. „Diese Funktion zu übernehmen scheuen sich die amerikanischen Medien jedoch oft, sie lassen sich lieber vor den Karren der Regierung spannen.“ (297)

In Deutschland reagieren Bundesregierung und Bundesverfassungsgericht nur verhalten und beschwichtigend auf die Veröffentlichungen. Das Schlimmste was passieren kann ist, dass gar nichts passiert. Das Buch ist eine Lehrstunde für Zivilcourage und als Aufklärungswerk sehr zu empfehlen. Snowden hat für unser Recht auf Privatsphäre seine eigene Freiheit aufs Spiel gesetzt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.06.2016
Was Paare zusammenhält
Bartens, Werner

Was Paare zusammenhält


sehr gut

„Jahrzehntelange Spätfolgen nach Lektüre können nicht ausgeschlossen werden!“

Mit dieser Aussage beweist der Schreiber des Klappentextes Humor. Dagegen teile ich nicht dessen Meinung, dass die Erkenntnisse aus dem Buch oftmals überraschend sind. Meines Erachtens handelt es sich um Erkenntnisse, die überwiegend bekannt, aber in dieser gebündelten Form dann eben doch lesenswert sind. Es wäre auch erstaunlich, wenn auf dem Gebiet der menschlichen Beziehungen eine Fülle neuer Einsichten zutage kämen.

Patentrezepte gibt es weder für Aktienanlagen noch für das Beziehungsglück. Dennoch lassen sich Beziehungen durch viele kleine Dinge verbessern. Nicht nur im Kapitel „Zeit für Streicheleinheiten“ werden Beispiele genannt. Autor Bartens thematisiert ausführlich die Nebenwirkungen einer Trennung. Auswirkungen sind nicht nur im emotionalen Bereich zu erwarten, sondern insbesondere auch in gesundheitlicher Hinsicht. „Eine glückliche Partnerschaft ist gesund und daher wohl der beste Schutz vor den negativen Auswirkungen von Stress.“ (116)

Das Buch besteht aus einer Vielzahl kleiner Kapitel, die zur Einstimmung jeweils mit einem Spruch einer berühmten Person überschrieben sind. Der Text ist verständlich und wer Bücher wie „Emotionale Intelligenz“ von Daniel Goleman, „Du kannst mich einfach nicht verstehen“ von Deborah Tannen oder „So machst du dir Freunde“ von Andrew Matthews kennt, kann erahnen in welche Richtung es in diesem Buch geht. Die (humorvollen) Beispiele aus der Tierwelt (Seeadler, Schimpansen) verdeutlichen, dass in eine Beziehung investiert werden muss. (130) Langzeitpaare erfahren, was sie zusammenhält.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.