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Insgesamt 1256 Bewertungen
Bewertung vom 05.07.2019
Stieglitz, Andreas;Behrmann, Andrea

DuMont Reise-Taschenbuch Reiseführer Sardinien


ausgezeichnet

Es wird höchste Zeit...

Vor vier oder fünf, es können auch sechs sein, Jahren waren wir das erste Mal zehn Tage lang auf Sardinien. Mit dem Flieger nach Olbia, am Flughafen einen grässlichen Mietwagen übernommen, und die Nordhälfte von Sardinien erkundet. Wobei da natürlich a.) der Badespass an diversen Stränden der 'Karibik Europas' nicht zu kurz kam. Und b.) die Fahrten über die verschiedenen Strassen der Küste entlang oder vom Ost-Ufer an's West-Ufer trotz dieser Chevrolet-Schüssel unheimlich schön waren und Spass gemacht haben,

Alleine in diesem Frühjahr/Frühsommer waren drei bekannte Familien bis zu zwei Wochen auf Sardinien. Übereinstimmende Meinung nach der Rückkehr: Sardinien ist schlicht der Über-Hammer. Nur schön, tolle Strände, tolle Landschaft, super Strassen, ab und zu mit Schlaglöchern, aber von der Kurvenführung ein Genuss. Ein noch grösserer Genuss das Essen, egal wo. Wobei anzumerken ist, dass ein Urlaub während der Schulsommerferien in Italien den Genuss deutlich trüben kann. Während dieser Wochen scheint sich die gesamte Bevölkerung Italiens auf Sardinien zu versammeln und die Preise explodieren förmlich.

Wer also ausserhalb dieser Ferienwochen nach Sardinien kann und einen Sinn für oben erwähnte Genüsse hat, sollte die Gelegenheit nutzen. Idealerweise in Begleitung dieses Reise-Handbuches. Es ist kein typischer Reiseführer. Es ist eine Mischung aus demselben, Leseteile, Tourenvorschläge mit motorisierten Untersatz oder per pedes. Die grösseren/grossen Ortschaften können mit Hilfe der kleinen kommentierten Auszüge aus dem jeweiligen Stadtplan erkundet werden. Wo es was zu Essen, zu Trinken gibt, verraten die zahlreichen Tipps und Hinweise. Unter Angabe der Adresse, Telefonnummer. Diejenigen, die sich wegen der in Italien hinzunehmenden Flexibilität der Gastronomen hinsichtlich der Preisgestaltung vorab informieren wollen, finden auch die entsprechenden Internet-Adressen.

Das Reise-Taschenbuch ist mit vielen Farbfotos illustriert. Die Texte sind in einem lockeren Stil verfasst, informativ und unterhaltsam. Dass im Stile des klassischen Reiseführers der rein informative, praktische Teil mit Reiseinfos, Klima, Hinweisen zu Verkehrsmitteln, Ladenöffnungszeiten, Notrufnummern etc. zu finden sind, ist trotz des Zusatzes im ‚Reisetaschenbuch‘ im Titel selbstverständlich. Die beigelegte Strassenkarte (1:325.000) zeigt sogar den kleinen Hafen (Costa Carolina), von dem das damals besuchte Hotel rund 400 Meter entfernt liegt. Wer noch mehr Spass beim befahren der sardischen Strassen haben möchte, sollte ein Cabrio mieten und die Sardinien-Karte von freytag & berndt dabei haben. Oder sie/er er-fährt Sardinien per Fähre mit dem eigenen Auto oder Moped.

Wobei das Reise-Taschenbuch auf jeden Fall dabei sein sollte! Bei unserer nächsten Reise nach Sardegna wird es das auf jeden Fall sein!

Bewertung vom 03.07.2019
Braun, Ralph-Raymond

Albanien Reiseführer Michael Müller Verlag, m. 1 Karte


ausgezeichnet

Durch das Land der Skipetaren...

Nein, es handelt sich nicht um einen der Phantasie von Karl May entsprungener Roman, sondern um einen umfassenden Reiseführer durch dieses recht kleine, sehr unbekannte Land. Unterteilt in die vier Regionen Nord-, Ost- und Südalbanien sowie die Landesmitte.

Zwei Dinge kamen mir in den Sinn bei der Nennung des Landesnamens "Albanien": erstens die absolute Abschottung gegenüber den Ländern des Westens und zum Grossteil auch denen des Ostens. Gleichgültig ob in der unmittelbaren Nachbarschaft oder am anderen Ende der Welt. Zweitens die Kriminalität, von der die reinsten Schauermärchen in Umlauf sind.

Dass sich Albanien gegenüber anderen Ländern geöffnet hat. Was aber nicht gleichbedeutend mit Demokratie in Reinkultur ist, Für die knapp drei Millionen im Land lebenden Albaner muss sich wohl noch viel ändern. Was aber wiederum nichts mit Albanien als Reiseland zu tun hat.

Das für ein so kleines Land erstaunlich umfangreiche Buch bietet auf seinen insgesamt knapp 500 Seiten jede Menge an Informationen. Sei es Fauna und Flora, Klima, Wirtschaft, viel über die Geschichte, Religion (der Diktatur Enver Hoxha verhängte ein totales Religionsverbot und erklärte anno 1967 Albanien zum 'ersten atheistischen Staat der Welt' ).
Die oben genannten Regionen beschreibt der Autor in einem gut lesbaren Stil. Mit zahlreichen, wenn auch kleinen Farbfotos illustriert. Wie bei den Reiseführern aus dem Michael-Müller-Verlag gewohnt, haben die grösseren Ortschaften einen kommentierten Auszug aus einem Stadtplan abbekommen. Und, ebenfalls wie bei nahezu allen anderen MM-Reiseführern liegt dem Buch eine Faltkarte im Massstab 1:500.000 bei.

Inwieweit die angegebenen Tipps und Hinweise zu Lokalen, Unterkünften, Campingplätzen, Internetadressen, Telefonnummern etc. aktuell (Juli 2019) sind, lässt sich bei einer Entfernung von 1.100 Kilometer Luftlinie nur schwerlich überprüfen. Dennoch ist der Band aus der Reihe 'Individuell reisen' erste Wahl um viel über das Land der Skipetaren zu erfahren.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.07.2019
Kellermann, Monika

Gardasee / Glücksmomente Bd.1


ausgezeichnet

Selbst nach acht, zehn oder mehr Urlauben am Lago di Garda - man entdeckt immer wieder Neues!

Mit diesem schönen Taschenbuch wird jeder etwas finden, was die Anzahl der Glücksmomente und damit den Dopamin-Spiegel in die Höhe treibt.

Gleichgültig, ob Wandern, lecker Essen gehen, einfach am See sitzen und geniessen, Einkaufen (ja, auch Schuhe...), einen excellenten Wein geniessen, Parks, Blumen, Natur erleben, die kurzfristig erreichbare Umgebung mit Mantua oder dem wunderschönen Verona erkunden - das Buch kommt jedem Interessensschwerpunkt entgegen.

Die Texte sind nett geschrieben, schön zu lesen, die Farbfotos wecken die ersten kleineren Spuren von Dopamin.

Etwas Negativ-Kritik ist aber leider auch angebracht: wer sich an einem sonnigen Tag während der italienischen Sommerferien nach Sirmione wagt, dazu womöglich noch an einem Wochenende, wird kaum Glücksmomente verspüren. Wegen des Geschiebes und Gedränges durch die Besuchermassen, die aus zahlreichen Reisebussen quellen... Vor lauter Versuchen, den gigantischen Eistüten aus dem Weg zu springen, ist man nach kurzer Zeit total erschöpft
Der Piazza delle Erbe ist richtig schön. Am schönsten, wenn diese verdammten Andenken- und Krimskrams-Händler, die in der Mitte des Platzes ihre grossen Stände aufgeschlagen haben, nicht anwesend sind. Was nach meiner Erfahrung aber nur sehr, sehr selten der Fall ist. Ob der Innenhof des Casa di Giulietta das fürchterliche Gedränge durch das Eingangstor die Mühe wert ist, darüber kann man diskutieren. OK, einmal gesehen reicht. Dann aber in den frühen Vormittagsstunden, da ist das Gedränge noch nicht sooo schlimm. Die Lokale und Cafés rund um den gerade genannte Piazza delle Erbe sind ebenso wie die entsprechenden Lokalitäten am Piazza Bra (der schöne Platz vor der Arena die Verona) Touristen-Nepp in Reinkultur. Zwecks Erholung und dem Sammeln weiterer Glücksmomente am kommenden Tag hilft dann ein Blick in diesen Reise-Führer. Der streng genommen kein solcher ist, sondern einfach eine schöne Sammlung guter, sehr guter Hinweise.

Wer gerade in Verona weilt: am späteren Nachmittag empfiehlt sich die Terrazza Bar Al Ponte (Via Ponte Pietra). Oder um die Ecke die Terrasse des Cappa Café… Wer direkt am Lago weilt, besucht am Besten… Ein Blick ins Buch hilft weiter!

Bewertung vom 01.07.2019
Büld Campetti, Christiane;Jepson, Tim;Bennett, Lindsay

Baedeker SMART Reiseführer Toskana


ausgezeichnet

Kein Lexikon wie manch anderer Reiseführer, zum Ausgleich ausführlich genug. Und praktisch.

Was den praktischen Aspekt betrifft: die Spiralbindung dieses smarten Reiseführers macht es einfach, die gerade aktuelle Seite faktisch aufgeschlagen zu lassen. Auch wenn das Buch in der Handtasche oder dem Rucksack verschwindet. Die in unterschiedlichen Farben entsprechend der Farbgebung im Inhaltsverzeichnis eingedruckten Register'reiter' an den Seitenrändern machen es einfach, die Teile des Buches zu finden, die sich mit einer der vier Regionen der Toskana, in der der Reiseführer unterteilt ist, schnell zu recht zu finden. Diese vier Regionen sind natürlich Florenz, nördliche, zentrale und südliche Toskana. Und diese unterschiedlichen Grundfarben werden im ganzen Buch fortgesetzt. Was heissen soll: die 'Grundfarbe' (Schriftfarbe im Inhaltsverzeichnis, Farbe des Reiters etc.) für die südliche Toskana ist rot. Demnach werden bei den Sehenswürdigkeiten der südlichen Toskana die stichwortartigen Infos (Was? Warum? Wann? Wie lange? Resümee) ebenfalls in roter Schriftfarbe dargestellt. Ebenso wie die Seiten, auf denen Hinweise zu Übernachtungsmöglichkeiten in den verschiedenen Orten, die Tipps zum Thema Essen und Trinken, zum Ausgehen oder zum Einkaufen in eben dieser Farbe gehalten sind. Auf den ersten Blick eine Spielerei. Spätestens beim dritten Blick merkt man, wie praktisch diese Gestaltung ist.

Die Info zu den Sehenswürdigkeiten, sei es der Palazzo Vecchio, die Uffizien oder die Ponte Vecchio in Florenz, der Piazza del Duomo mit dem darauf befindlichen schiefen Turm oder der Piazza del Campo in Siena sind ausführlich genug. Teils auch mit den Baedeker-typischen 3D-ähnlichen Querschnitt- oder Grundrisszeichnungen. Ohne dabei die notwendigen Urlaubsinfos für kleine Pausen, Öffnungszeiten, ca.-Kosten und ähnliches zu vergessen. Die dem Format des smarten Baedekers geschuldeten teilweise recht kleinen, aber dafür zahlreich vorhandenen Farbfotos vermitteln einen guten Eindruck, was wo zu erwarten ist.

Der Teil mit den Strassenkarten und Plänen der Innenstädte von Florenz, Siena und Lucca wird zwar wurde vom Verlag etwas hochtrabend 'Reiseatlas' betitelt. Deutlich leichter fällt die Orientierung mit Hilfe der beigefügten Strassenkarte im Massstab 1:460.000.

Dass bei einem Baedeker auch allgemeine Infos zu Anreise, Gesundheit, Einkaufen sowie ein kleines Sprachwörterbuch zu finden sind, versteht sich von selbst.

Der smarte Baedeker ist nicht der ausgewachsene Baedeker. Aber alles Wesentliche für eine gelungene Urlaubsreise in die Toskana ist zu finden. Wer sich mit den historischen Stätten, Baudenkmälern, der Kunst und Geschichte der Toskana intensiver auseinander setzten möchte, greift dann doch besser zum 'grossen' Reiseführer von diesem Verlag. Der smarte Baedeker ist aber zum Glück, so meine Ansicht, keine Ansammlung der ultimativen, absolut geheimen, ultrahippen Tipps. Wie sie von anderen Reiseführerverlagen angeboten werden. Der Smarte ist einfach nur nett, kompakt, praktisch, ausführlich genug.

Bewertung vom 30.06.2019
Benz, Wolfgang

Im Widerstand


ausgezeichnet

"Die späte Lehre aus der Geschichte lautet, dass Widerstand beizeiten notwendig ist.

Das ist ein Gebot demokratischer Überzeugung, die Demokratie bewahren will."
Zitat von Seite 17.

Und diese Gedanken sind heute leider noch weitaus wichtiger als in den zurückliegenden 40, 50 oder 60 Jahren. Man denke an die aktuelle politische Lage in der Türkei, in Ungarn, an Brasilien, an die USA, an den amtierenden italienischen Innenminister, an die Ibiza-Affäre der österreichischen FPÖ, an die Waffenlobby der USA, an Saudi-Arabiens Herrscher, an die politischen Entwicklungen in Polen... Fast in jeder Region der Welt ist für freiheitlich, multi-national und multi-kulturell denkende und diesen Prinzipien aus Überzeugung folgenden Menschen Widerstand das Gebot der Stunde.

Wolfgang Benz analysiert am historischen Beispiel des "Dritten Reiches" den seinerzeit vorhandenen Widerstand. Er beschreibt akribisch genau nicht nur die Vorgänge um und mit der Weißen Rose, also den Geschwistern Scholl an der Ludwig-Maximilian-Universität zu München, das von Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944 in Hitlers Lagebaracke 'Wolfsschanze' durchgeführte Attentat, mit dem er vergeblich versuchte, die führenden Köpfe des Nazi-Regimes unschädlich zu machen. Diese und einige weitere Widerstandsaktionen sind mittlerweile bekannt. Ebenso wie die "Rote Kapelle", die ab Mai/Juni 1942 versuchte, eine Kommunikation mit der Sowjetunion zu etablieren.
Wolfgang Benz schreibt hierüber "Die Anklage in den Prozessen vor dem Reichskriegsgericht in Berlin gegen 79 Mitglieder des Widerstandskreises Rote Kapelle vertrat Manfred Roeder, ein Mann, den man zu den furchtbaren Juristen rechnen muss, die aus rechter Gesinnung, Ehrgeiz, Opportunismus , Karrierestreben den NS-Staat in Funktion hielten - Juristen, die nie ein Unrechtsbewusstsein entwickelten wie der Marinerichter Filbinger, der noch im Frühjahr 1945 Todesurteile fällte, es aber dann zum Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg brachte und nach seinem Sturz fassungslos erklärte, was damals Recht gewesen sei, könne heute nicht unrecht sein." (S. 232)

Ebenso akribisch geht der Autor auch auf den Widerstand der jüdischen Bevölkerung, der Arbeiterschaft, in den beiden christlichen Kirchen, bei den gesellschaftlichen Eliten, den Soldaten, den 'Weg-Ducker', den vielen Menschen, die sich in eine innere Emigration flüchteten und so weiter ein.
Gerade das Verhältnis zwischen der römisch-katholischer Kirche und dem Nazi-Staat wird vom Autoren nachprüfbar erläutert. Der Anhang mit Anmerkungen, Literaturverweisen, Bildnachweis sowie Personenregister umfasst immerhin 69 Seiten. Hierzu sollte man einfach mal die Seiten 207 bis 213 lesen. Kapitelüberschrift "Katholische Martyrologie und christliche Barmherzigkeit". Wobei sich die 'christliche Barmherzigkeit' vornehmlich im Eröffnen und Ebnen der Fluchtwege von Nazi-Größen und Nazi-Schergen zeigte...

Bedingt durch die Akribie von Wolfgang Benz ist das Buch stellenweise recht langatmig zu lesen. Andererseits hat diese Akribie den Vorteil, die Motivation der Beteiligten auf beiden Seiten, den Nazi-Anhängern aus den bürgerlichen Schichten bis hin in die oberen Etagen der Nazi-Grössen und deren Gegnern nachvollziehen, verstehen zu können.

Angesichts der zunehmenden Agitation, der zunehmenden Gewaltbereitschaft und der geplanten oder sogar vollendeten Gewalttaten von den politisch rechts orientierten AfDler und deren Anhängerschaft lässt sich nur wiederholen:

"Die späte Lehre aus der Geschichte lautet, dass Widerstand beizeiten notwendig ist. Das ist ein Gebot demokratischer Überzeugung, die Demokratie bewahren will."

Bewertung vom 24.06.2019
Langewiesche, Dieter

Der gewaltsame Lehrer


ausgezeichnet

Teilweise etwas 'holprig' zu lesen, aber im Endeffekt sehr gut

Eines Vorweg, weil sich durch den Untertitel eine falsche Erwartungshaltung aufbauen könnte: es geht nur ganz am Rande und nur stellenweise um irgendwelche Kriegsvorkommnisse, Kriegsschlachten, Gefechte oder ähnliches.

Der Autor behandelt die Ursachen und daraus resultierenden Folgen der Kriege seit etwa 1800. Nicht nur in Europa, sondern die Verwicklung verschiedener Staaten und/oder Nationen in den grundsätzlich selben Krieg, der aber in verschiedenen Regionen der Welt ausgetragen wurde. Insofern also 'Weltkriege', die nicht unter die zusammenfassenden Bezeichnungen 'Erster Weltkrieg' und dessen Fortsetzung 'Zweiter Weltkrieg' zu subsumieren sind. Es scheint heutzutage auf den ersten Blick auch sehr abwegig, den Begriff 'Krieg' unter philosophischen Aspekten zu betrachten. Genau das unternimmt Dieter Langewiesche aber erfolgreich. Nicht nur durch viele Bezüge auf Immanuel Kant, Georg Wilhelm Friedrich Hegel und andere. Nicht nur durch Bezüge auf Carl von Clausewitz oder Gebhard Leberecht von Blücher. Auf diverse Könige und Kaiser mit deren unterschiedlichen Motivationen, diesen oder jenen Krieg zu führen.

Der Autor weist auch auf, wie und warum es den heutigen Staaten Skandinaviens gelungen ist, ihre Separationen (Norwegen - Schweden - Finnland - Dänemark samt Island) ohne gewaltsame Auseinandersetzungen, also Kriege gegeneinander zu erreichen.

Ebenso werden die Kriege der europäischen Staaten, die in Afrika ausgetragen wurden, behandelt. Einschliesslich des von deutschen Kolonialtruppen begangenen Genozids an der Herero. Beim Zerfall des Osmanischen Reiches und dessen Folgen wird auch der Genozid der Türken an den Armeniern nicht übergangen.

Die Gründung Belgiens, Polens, Griechenlands, zahlreicher 'neuer' Staaten in Afrika, alles unter den Aspekten 'wieso, weshalb, warum' ist nicht minder interessant zu erfahren.

Inhaltlich hat das Buch hier fünf Sterne verdient. Weil es aber nicht in die Kategorie 'leicht zu lesen' fällt, wäre fast ein Sternchen Abzug angebracht. Wer sich mit derartiger Literatur und Thematik befasst, wird allerdings wissen, dass ihn etwas anderes erwartet als bei einem Groschenroman. Von daher, sprich Inhalt, sind die fünf Bewertungssterne auf jeden Fall berechtigt.

Bewertung vom 19.06.2019

Endlich ab ins Wochenende


ausgezeichnet

Für jedes Wochenende des Jahres ein lohnenswertes Ziel...

Aber leider nur dann, wenn es das Bankkonto hergibt. Blöd.

Die Ziele sind nicht nach Regionen, sondern nach den Jahreszeiten angeordnet. Was sollte man beispielsweise im November in Hamburg, Lübeck, der Eifel oder auf Rügen während eines Wochenendes beginnen. Was nicht bedeuten soll, dass die eben genannten Städte und Regionen nicht ihren Reiz hätten, nicht schön wären. Aber um sie erleben und geniessen zu können, ist der November mit den Wochenenden Nummer 44 bis 48 nicht gerade ideal.

Von Nummer 44 bis 48 schlagen die Autoren in dieser Reihenfolge das Erzgebirge, Freiburg im Breisgau, Köln, Mainz und Nürnberg vor. Wobei diese Reihenfolge nicht zwanghaft abzureisen ist. Hier gibt es dann schon Inkonsequenzen. Beispiel Freiburg, Wochenende Nummer 45, also so Anfang November: wie bei allen anderen Zielen werden zu Freiburg nicht nur die wichtigsten Ziele und Sehenswürdigkeiten genannt (leider ohne Angabe der Öffnungszeiten oder einer dazu gehörenden Internet-Adresse/Telefonnummer). Unter dem Stichwort 'Geniessen' wird die Hausbrauerei Feierling, deren 'Biergarten lauschig' ist und auch das Greiffenegg Schlössle genannt. Zitat: 'Mit einmaliger Aussicht auf die Altstadt diniert man auf der Außenterrasse des Schlössle'. Anfang November bei dem dafür typischen Wetter alleine im Biergarten oder auf der Außenterrasse sitzen? Da gibt es sicher angenehmere Plätze.

Abgesehen von solchen Ungereimtheiten bietet der Bild-/Textband aber gute Vorschläge, was es an einem Wochenende in allen Ecken Deutschlands zu entdecken gibt. Um einen falschen Eindruck zu vermeiden: ausser den grossen und den Grossstädten werden auch eher unbekannte Landschaften vorgestellt. Wie das blaue Land, das Ruppiner Land oder die Sächsische Schweiz. Wer sich nicht vorstellen kann, was dort für Landschaften zu erwarten sind: alle Ziele sind mit in jedem Sinne guten Farbfotos illustriert.

Schöner, erholsamer, Nerven schonender als ein Wochenende auf dem Ballermann sind alle 52 Ziele.

Bewertung vom 18.06.2019
Immler, Christian

Dein Smartphone mit Android 9 - Einfach alles können


ausgezeichnet

Weiter, immer weiter...

Damit ist nicht der Song von Nena gemeint. Sondern der scheinbar unaufhaltsame Erfolg von Android.

Was Android 9 alles beherrscht, teilweise recht gut versteckt, teilweise unnötig, teilweise erschreckend die eigene Person 'durchleuchtend', das beschreibt Christian Immler erneut in diesem 'Standardwerk'.

Der Autor beschäftigt sich ja seit einigen Android-Versionen mit dem Betriebssystem und zahlreichen der dafür verfügbaren Apps. Seine Erfahrungen, kombiniert mit zahlreichen Tipps und Tricks aus der und für die Praxis, illustriert mit zahlreichen wie üblich gut kommentierten Screenshots beschreibt er in einem gut verständlichen Deutsch und lockerem Schreibstil.

Diesmal hat Christian Immler sich die derzeit (Juni 2019) aktuellste Version 9 des Betriebssystems vorgenommen. Obwohl noch nicht einmal alle ladenfrische Smartphones mit der 9er-Version als Standard ausgeliefert werden.

Der Autor geht auf den inklusive ausführlichem Stichwortverzeichnis 383 Seiten nicht nur auf das grundständige ein. Er gibt auch Tipps für die Wahl eines passenden Tarifs bei einem Mobilfunkanbieter. Er geht auf zahlreiche nicht von Google stammende empfehlenswerte Apps ein. Wobei er logischerweise nicht alle der in die Hunderttausende gehenden verfügbaren Apps beschreiben kann. Es sind aber schon einige unbekannte 'Juwelen' dabei.

Die Social-Media-Anwendungen (Facebook, Twitter, Google+,) werden im Einzelnen erklärt. Allerdings ohne LinkedIn und Xing. Die Möglichkeit samt Hinweis auf das damit verbundene Risiko, das Smartphone zu rooten und es eventuell komplett abzuschiessen, um versteckte Funktionen von Android aktivieren zu können, werden erläutert.

Zusammengefasst:
Erneut wurde der Untertitel "Einfach alles können" zu Recht verwendet.

Bewertung vom 16.06.2019
Jimenez, Jonathan

Naturalia


ausgezeichnet

Teils bedrückend, teils beruhigend, teils faszinierend

Ruinen, die sich die Natur zurück erobert hat. Verlassene Gebäude, zurückgelassene Autos, Industrieanlagen, kunstvoll gestaltete Gewächshäuser aus der Jugendstil-Zeit, Militärtechnik wie aufgegebene Panzer oder ein Kampfflugzeug vom Typ MIG, technische Anlagen wie der Kühlturm eines Kraftwerkes, Wohnsilos, Sportanlagen, Theatersäle, Kirchen mit immer noch intakten Bleiglasfenstern, Schlösser und herrschaftliche Anwesen - von Menschen aufgegeben und der Natur überlassen.

Manche der sowohl vom Motiv her als auch drucktechnisch hervorragenden Farbaufnahmen wecken ein Gefühl der Bedrückung. Seien es die Aufnahmen, die Jonathan Jimenez , die in und um Tschernobyl gemacht hat. Oder Bilder von verlassenen Kliniken oder psychiatrischen Einrichtungen. Hier und da scheint Norman Bates aus Hitchcocks 'Psycho' mit seinem Messer hinter einer Ecke auf sein nächstes Opfer zu warten

Andere Fotos sind einfach nur schön. Wie ein 'Märchenschloss', scheinbar der Ort, an dem sich die Geschichte von Dornröschen abgespielt hat.

Die englischen Texte sind gut zu lesen. Aber auch ohne weitergehende Englischkenntnisse bringt das Buch die letzten Zeilen auf den Punkt: "AND IF WE DISAPPEARED TOMORROW?"

Genau das ist das Beruhigende: am Ende siegt immer die Natur!

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Partly oppressive, partly calming, partly fascinating

Ruins that nature has reclaimed. Abandoned buildings, abandoned cars, industrial facilities, artfully designed greenhouses from the Art Nouveau period, military technology such as abandoned tanks or an MIG fighter plane, technical facilities such as the cooling tower of a power station, residential silos, sports facilities, theatres, churches with still intact lead glass windows, castles and stately homes - abandoned by people and left to nature.

Some of the outstanding colour photographs, both in terms of motif and printing technique, evoke a feeling of oppression. Be it the photographs taken by Jonathan Jimenez in and around Chernobyl. Or pictures of abandoned clinics or psychiatric institutions. Here and there Norman Bates from Hitchcock's 'Psycho' seems to wait with his knife around a corner for his next victim.

Other photos are just beautiful. Like a 'fairytale castle', apparently the place where the story of Sleeping Beauty took place.

The English texts are easy to read. But even without further knowledge of English, the book sums up the last lines: "AND IF WE DISAPPEARED TOMORROW?

That's exactly what's soothing: nature always wins in the end!

Bewertung vom 12.06.2019
Gietinger, Klaus

Vollbremsung


ausgezeichnet

ziemlich reisserisch geschrieben, aber auf jeden Fall korrekt!

Anhand der zahlreichen statistischen Daten über Tote, die der Strassenverkehr nicht nur direkt durch Unfälle, sondern auch indirekt durch Schadstoffe, die beim Fahren in die Luft geblasen werden, die bei der Produktion der Fahrzeuge anfallen, die bei der Gewinnung der für die Produktion notwendigen Rohstoffe anfallen etc. belegt Klaus Gietinger nachprüfbar, welche immensen Umweltschäden der Kfz-Verkehr kostet.

Der Schreibstil löst des Öfteren gelinde gesagt ein innerliches Lachen hervor. Gnadenlos und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, bezeichnet Klaus Gietinger die bundesdeutschen Verkehrsminister und weitere Angehörige der obersten Politiker-Kaste als das, was sie sind: "Knallchargen",".. die den Autokonzernen in den Auspuff kriechen".

Der Autor analysiert nicht nur die aktuelle Mobilität, die mit den Unmengen an Kfz verbunden ist, anhand der Umweltschädigung durch Abgase, Lärm, Reifen- und Bremsabrieb etc. Er zeigt wiederum überprüfbar auf, dass die immer höher gehaltene 'heilige Kuh' der Elektroautos nicht etwa die Lösung aller Probleme darstellen. Sondern dass E-Autos im Gegenteil nach aussen hin nur den nächsten Riesenschritt in Richtung Abgrund verhüllen. Schliesslich ist der ökologische Rucksack eines E-Autos schon bei der Produktion der Fahrzeuge samt Batterien um ein Vielfaches gewichtiger als bei einem herkömmlichen Kfz. Vom ökologischen Betriebsrucksack ganz zu schweigen. Man muss sich nur die Energie-Effizienz der Akkus im Vergleich zum herkömmlichen Kraftstoff anschauen.

Im letzten Kapitel, "Die Verkehrsrevolution - das ABC der wahren Mobilität" weist der Autor einige in zwei Phasen aufgeteilte Wege zur wahren Mobilität auf. Einige davon sehr einfach, kostengünstig und schnell umsetzbar. So 'man' an den entscheidenden Stellen gewillt ist, dem vorübergehenden Unmut der Auto-Junkies stand zu halten. Einige andere nicht minder konsequent, aber eher utopisch und sehr illusionistisch.

Auch wenn das Buch in einem recht reisserischen Stil verfasst ist, lesens- und überdenkenswert ist es auf jeden Fall. Vielleicht findet sich ein generöser Spender, der jedem Verkehrsplaner, ob aus der Privatwirtschaft oder in Behörden, jedem Verkehrsminister, ob auf Landes- oder Bundes- oder Europa-Ebene ein Exemplar des Buches schenkt. Mit der Auflage, es auch lesen zu müssen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.