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gaby2707

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Insgesamt 2063 Bewertungen
Bewertung vom 15.12.2022
Silber, Eva-Maria

Moorgrab


ausgezeichnet

Wenn die Vergangenheit wieder auftaucht

Beim Spaziergang am Steinhuder Meer in der Nähe von Hannover entdeckt ein Ehepaar im „Toten Moor“ eine Hand, die sich aus dem Morast streckt. Effi Lu vom Polizeistützpunkt Neustadt-Marsdorf ist mit einem Kollegen in der Nähe und entdeckt in dieser Hand ein Sonargerät. Damit hatte der Tote wohl die beiden PKW´s entdeckt, die im Moor anschließend gefunden werden und hier wohl schon einige Jahrzehnte gelegen haben.
Ein Fall für die neu gegründete Cold Case Gruppe, bestehend aus dem dauermiesepetrigen Kriminalhauptkommissar Montag genannt Monday und der Neuen, Effi Lu. Ob es den beiden gelingt, die Spur der Toten aufzunehmen und diese Verbrechen zu klären?
Das lest ihr am besten selbst in dem überaus spannenden und interessanten Krimi von Eva-Maria Silber „Moorgrab“.

Die bildhafte Erzählweise von Eva-Maria Silber, bei der ich mich wie die Dritte im Bunde zwischen Montag und Effi Lu fühle, war genau nach meinem Geschmack. Ich bin überall dabei und schaue ihnen über die Schulter. Für mich war es irre spannend die Gedankengänge gerade von Effi Lu nachzuvollziehen. Kurze knackige Sätze machen die Handlung sehr schnell und ich hatte keine Mühe, die Geschichte in einem Rutsch durchzulesen.

Ich finde es immer gut, wenn ich die Menschen mit denen ich es hier zu tun habe, von Anfang an kennenlernen kann. Mit KHK Montag, der den Auftrag bei der Kriminalfachinspektion 1 Hannover eine Cold Case Gruppe zu gründen aus persönlichen Gründen sehr gerne annimmt, hatte ich zuerst ein paar Probleme mit ihm warm zu werden. Er ist so gar nicht mein Typ, stellt sich aber im Laufe der Zeit als zuverlässig und vor allem teamfähig heraus.
Effi Lu dagegen mochte ich ab unserer ersten Begegnung. Die Chinesin mit deutscher Staatsbürgerschaft hat, wie ich finde, einen besonderen Blick auf das Geschehen und ist sich für nichts zu schade, geht auch mal Risiken ein.
Die Leiterin des KFI 1 Karen Austerlitz, mit der Montag und Effi Lu zusammen arbeiten müssen und mit der Montag vor einiger Zeit mal ein Techtelmechtel hatte, ist mir sofort abgrundtief unsympathisch. Und das hat sich bis zur Auflösung des Falles nicht geändert.
Auch die Einblicke ins Privatleben der Protagonisten haben mir gut gefallen und haben für mich genau die richtige Dosis.

Die Spannung steigt hier sehr schnell auf ein hohes Level und hält sich bis zum Schluss. Ich hatte zwischendrin schon mal einen Verdacht, wurde dann vom Ausgang aber doch ziemlich überrascht. Auch wenn ich hier einiges etwas zu viel und für mich nicht ganz nachvollziehbar finde, hat mich der Fall bzw. die Fälle sehr gut unterhalten.

Mir hat der erste Fall für Kommissar Montag und Effi Lu trotz eines minimalen Kritikpunktes sehr gut gefallen und ich bin schon heute gespannt auf den nächsten Fall, der sich hier schon ankündigt.

Bewertung vom 11.12.2022
Paul, Bernhard

Meine Reise zum Regenbogen


ausgezeichnet

Manege frei für Circusdirektor und Roncalli-Gründer Bernhard Paul

„Wenn man keine Träume hat, hat man aufgehört zu leben“ ist ein Zitat und das Lebensmotto von Circus Roncalli-Gründer Bernhard Paul und zieht sich durch seine gesamte Autobiographie wie ein roter Faden.

Als ich 1981 das erste mal bei einer Show von Circus Roncalli dabei war, habe ich mich in die so andere Art dieses Circus verliebt. Seitdem habe versucht bei jeder neuen Shows einmal dabei zu sein. Nun halte ich seine Autobiographie in Händen und bin einfach nur begeistert von diesem Mann, der trotz aller Widrigkeiten all seine Träume hat wahr werden lassen.

Geboren 1947 als Sohn einer Handwerkerfamilie wächst Bernhard Paul in Wilhelmsburg in Niederösterreich auf und geht dort zur Schule. Er ist ein Außenseiter und die Nachkriegsjahre sind für ihn nicht einfach. Aber schon als kleiner Bub beschäftigt er sich mit dem Zirkus und will Zirkusclown werden.
Nach Beendigung der Volks- und Hauptschule beginnt er ein Hoch- und Tiefbau-Studium um in die Baufirma eines kinderlosen Onkels einzusteigen. Da dies gar nicht sein Ding ist, wechselt er auf die Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt in Wien und arbeitet anschließend als Art Director eines österreichischen Nachrichtenmagazins und bei einer internationalen Werbeagentur.
1975 verwirklicht er seinen Traum und gründete zusammen mit André Heller den Circus Roncalli. Nach einigen Querelen verlässt Heller den Circus und Bernhard Paul, den das finanziell ruiniert, bereitet aber in Gedanken schon eine Neugründung vor. Das Geld dafür erarbeitet er sich auf Jahrmärkten mit dem Roncalli-Panoptikum. Im Juni 1980 ist in Köln Premiere und er selbst tritt oft in der Manege auf und verkörperte die Clownsfigur des dummen Augusts genannt „Zippo“. Und heute führt er seinen Circus in die digitale Welt ohne Tiere. Aber eines wird immer bleiben – die Träume, die im Zirkus entstehen.

Ich finde es herrlich zu lesen, wie Bernhard Paul ab seinen ersten Lebensjahren sein Leben in bunten Bildern so interessant beschreibt. Eine kleine Anekdote folgt der nächsten. Und eine Geschichte ist interessanter als die andere. Allein wen dieser Mann alles zu seinen Freunden zählt finde ich bemerkenswert. Da merkt man erst, wie wenig man über diesen Mann, der vielen von uns solch phantasievolle Stunden im Zirkuszelt geschenkt hat, weiß. Er ist aber nicht nur Circusdirektor, Clown, Musiker und Architekt, sondern auch ein leidenschaftlicher Sammler von Zirkusplakaten, Alltagskultur der Jahrhundertwende, alten Schaustellergeschäften vom Karussell bis zur Schiffsschaukel, alten Kutschen, Verkaufswagen und vielem mehr. Dazu seine Zirkus- und Varieté-Sammlung. Und er ist Besitzer von 40 kompletten Kaufmannsläden mit Waren und Fassaden (vom Tante-Emma-Laden bis zum Friseur)

Mir hat dieser Blick in das Leben dieser schillernden Persönlichkeit, das mit vielen Fotos untermalt ist, sehr gut gefallen. Ein absolut lesenswertes Buch nicht nur für Zirkus-Fans.

Bewertung vom 10.12.2022
Scharmacher-Schreiber, Kristina

Der kleine Polarbär - Zu Hause in der Arktis / Tierkinder und ihr Zuhause Bd.3


ausgezeichnet

Mit dem kleinen Eisbären die Arktis erkunden

Ich liebe Kinderbücher, bei denen man beim Lesen einer Geschichte wie nebenbei ganz viele neue Informationen bekommt. So auch hier bei diesem Buch von Kristina Scharmacher-Schreiber aus dem Magellan Verlag „Der kleine Polarbär – Zu Hause in der Arktis“. Bei "Der kleine Wal - Zu Hause im Ozean“ haben wir uns die Gegebenheiten im Meer angeschaut. Hier begeben wir uns in die eisige Welt der Arktis.
Ganz eng an seine Zwillingsschwester und seine Mutter gekuschelt, lebt der kleine Polarbär in der Wurfhöhle im Schnee der Arktis, wo man in der Dunkelheit die Polarlichter aufblitzen sehen kann. Anfangs bleiben sie in dieser Höhle, trinken Muttermilch und Spielen. Dann erkunden sie gemeinsam die helle, weiße Welt außerhalb der Höhle, gehen verschiedenen Gerüchen nach, beobachten andere Tiere, die auch in der Arktis leben und marschieren über Eis und Schnee, bis sie ans Meer kommen. Dort lernen sie, wie man Robben und Fische fängt, treffen auf ein erwachsenes Eisbärmännchen und bei den Häusern der Menschen stöbern sie in einer Mülltonne nach Fressbarem. Langsam ist der kleine Eisbär erwachsen geworden, verlässt Mutter und Schwester und sieht sich nach einem eigenen Revier um.

So lernen wir den kleinen Eisbären in den ersten beiden Lebensjahren kennen und automatisch auch viel Wissenswertes über ihn und seine Umgebung auf dem Eis, in der Luft und im Wasser. Christine Faust vervollkommnet mit ihren wundervollen, stimmungsvollen Illustrationen die Geschichte. Unsere beiden Enkel schauen sich diese Bilder immer wieder sehr gerne an.

Bewertung vom 10.12.2022
Drüppel, Katharina

Tod in Franken


ausgezeichnet

Ein sehr persönlicher Fall für KHK Sartorius

Obwohl ihre Beziehung gerade auf dem Prüfstand steht, vermisst der suspendierte Kriminalhauptkommissar Clemens Sartorius seine Freundin Delphine Otto. Als die ein paar Tage später ermordet an einem nahegelegenen See bei Erlangen gefunden wird, gerät er schnell ins Visier der Ermittlungen und steht plötzlich als Hauptverdächtigter da. Um einer Verhaftung zu entgehen und selbst ermitteln zu können, wobei ihn seine Partnerin KOK Cora Einstein mit Hinweisen immer wieder unterstützt, taucht er in Nürnberg bei einem Freund unter. Hier trifft er auf die Forensikerin Marie Mayfield. Wird sie neue Spuren zum Täter finden können?
Und wie hängt das alles mit der Ermordung von Sartorius´ Schwester Hannah von vor 24 Jahren zusammen?

Dies ist der 3. Fall für Clemens Sartorius, aber sein bisher absolut emotionalster. Er hat mir richtig leid getan, dass er bei seinen eigenen Ermittlungen nicht so agieren kann, wie er es gerne tun würde. Aber er hat hier die taffe Marie Mayfield an seiner Seite. Und er wird von seiner Kollegin Cora und seinem Freund Klaus Brock so gut es geht unterstützt.

Dies ist wieder so ein Buch, bei dem ich mich zwingen musste, es auch mal beiseite zu legen. Katharina Drüppel hat neben der Spannung, die ab der ersten Seite stetig ansteigt und sich sehr weit oben hält, auch einige Momente mit feinem Humor zum Schmunzeln in die Geschichte eingearbeitet, was mir sehr gut gefallen hat.
Die einzelnen Kapitel sind hier mit den Tagen und den Uhrzeiten überschrieben, was mir die Zuordnung der Aktionen sehr erleichtert hat.
Die Menschen, denen ich hier begegne zeichnen sich durch Eigenständigkeit und eigene Charaktereigenschaften aus. Mein Kopfkino hat bald einen recht klaren Blick auf die Menschen und auf die verschiedenen Situationen und Örtlichkeiten, die ebenfalls sehr detailgenau beschrieben sind.
Anstatt im feinen Anzug ist Clemens hier recht lässig in Jeans, Basecap und mit Bart unterwegs. Da sein Tesla zu auffällig ist, zieht er seine Suche nach dem Täter auch mal mit dem Fahrrad durch, was ihn mir noch sympathischer macht.
Durch Marie habe ich einiges über Forensik erfahren. Und sie und ihre Frau Elenor haben mich an das Thema Kinderwunsch heran geführt.
Es gibt Wendungen, mit denen ich so nicht gerechnet hätte. Die Auflösung hat mich dann wieder total überrascht.

Ein Fall bzw. zwei Fälle, die mich in ihren Bann gezogen und sehr gut unterhalten haben.

Bewertung vom 10.12.2022
Pickford, Felicity

Weihnachtswunder im kleinen Grandhotel / Charming Street Bd.2


ausgezeichnet

Eine berührende wunderschöne Weihnachtsgeschichte

Mit dem Nachtzug aus Edinburgh kommt die junge Kate Goodwin aus Glasgow auf der kleinen zwischen Schottland und Irland liegenden Isle of Syke an. Am Bahnhof erwartet sie ein Page, der sie mit einem Oldtimer zu dem kleinen romantischen Luxushotel „24 Charming Street“ chauffiert. Erwartet wird hier Ms Odile Tourée, die das Glück hatte, durch eine alte Tradition die Tage zwischen Weihnachten und Silvester hier unentgeltlich verbringen zu dürfen. Natürlich klärt Kate dieses Missverständnis nicht auf.
Kurz nach ihr möchte auch eine über 70-jährige Französin, der man ansieht, dass sie Luxus kennt, im Hotel einchecken. Da das Grand Hotel über die Weihnachtsfeiertage ausgebucht ist, ergattert sie auf ihr Drängen hin eine schnell als Zimmer hergerichtete Abstellkammer. Beim Abendessen lernt sie Kate alias Odile Tourée kennen und eine ungewöhnliche Bekanntschaft beginnt.

Autorin Felicity Pickford hat es mit ihrer wundervollen Idee für dieses Buch geschafft, mich sofort mitzunehmen in die Behaglichkeit und Mondänität des kleinen Grand Hotels. Ich habe mich ab den ersten Seiten dort sehr wohl und aufgehoben gefühlt. Genau wie Kate, die natürlich ihre Identität nicht aufklärt und so für allerlei Verwicklungen und Verwirrungen sorgt.
Durch den bildhaften Erzählstil einer dritten unbekannte Person schaue ich wie von oben auf die Geschehnisse, lausche den Dialogen, und kann schon im Voraus ahnen, was evtl. noch alles passieren wird.
Ich mag die Menschen, denen ich hier begegne. Angefangen vom Chef Concierge Richard Atkins und dem Pagen Nicolas „Nick“ McLaughlin sind das Hotelpersonal und auch die beiden Damen, die hier immer wieder aufeinander treffen, richtig menschlich und echt mit ihren Charaktereigenschaften beschrieben. Dazu dieser wundervolle Brauch, jedes Jahr einen Menschen unentgeltlich einzuladen die Tage vor dem Jahreswechsel hier zu verbringen. Ich würde sofort dort hin reisen.

Es ist schon das zweite Buch, deren Geschichte die Autorin im 24CS angesiedelt hat. Aber man kann es als abgeschlossene Geschichte, wie ich finde, auch ohne die Vorkenntnisse lesen. Ich werde mir das „Willkommen im kleinen Grand Hotel“ nicht entgehen lassen und das Hotelpersonal noch von Anfang an kennenlernen und hoffe, dass es noch mind. einen dritten Band geben wird.

Eine herzerwärmende Geschichte zum Träumen mit ganz viel Liebe, Mut etwas zu wagen und einer altersunabhängigen Freundschaft, die mich berührt hat und deren Weihnachtswunder ein wundervolles Ende findet.

Bewertung vom 05.12.2022
Swain, Heidi

Apfelpunsch und Winterleuchten


ausgezeichnet

Eine wunderschöne Winter-Weihnachtsgeschichte

Als Kind hat Anna Woodruff alles, was mit Weihnachten zusammen hing geliebt. Seit ihre Mutter nicht mehr lebt, geht sie weihnachtlichem Winterglanz und Trubel und kitschigen Weihnachtsmelodien ganz bewusst aus dem Weg. Sie wünscht sich wie jedes Jahr ein kinderfreies, ruhiges Weihnachtfest. Kurz, sie mag Weihnachten nicht und die Gründe dafür liegen in ihrer Kindheit und Jugend. Daher sagt sie sehr schnell zu, als Angus und Catherine Connelly aus Wynbridge sie für ein paar Wochen als helfende Hand für ein sehr ruhiges Weihnachtsfest in ihrem abgeschiedenen elisabethanisches Herrenhaus Wynthorpe Hall einstellen. Gut, dass sie nicht weiß, was hier noch alles auf sie einstürmen wird...

Dies ist das erste Buch, das ich von Autorin @heidi_swain gelesen habe, aber es wird bestimmt nicht das letzte sein. Sie lässt Anna ihre Geschichte in der Ich-Form erzählen und mich an deren Gedanken teilhaben. Sie ist eine sehr sympathische junge Frau, manchmal etwas reserviert und kühl. Doch sie taut im Laufe der Geschichte immer mehr auf.
Jamie, der jüngste Spross der Familie Connelly kommt von seiner Weltreise zurück und wirft schnell ein Auge auf die neue Angestellte. Wobei man die Bediensteten im Herrenhaus, Hausmeister Mick Weaver, Köchin Dorothy und Hayley, Mädchen für alles, nicht als solche bezeichnen kann. Sie alle leben zusammen mit den Herrschaften wie in einer großen Familie, was ich persönlich sehr schön fand. Sie alle beschreibt Heidi Swain sehr liebevoll und gut vorstellbar. Man muss sie einfach gerne haben, bis auf eine Frau, die sich dann aber auch schnell aus dem Staub gemacht hat. Als Hundefan habe ich natürlich Cockerspaniel Floss sofort ins Herz geschlossen.

Beonders gut gefallen haben mir auch die Einblicke in das kleine Städtchen Wynbridge mit ihren Einwohnern. Da ist jeder für jeden da, Hilfsbereitschaft wird groß geschrieben und die Menschen aus dem Herrenhaus sind hier voll integriert. Gerade wie hier in der Vorweihnachtszeit gibt es überall helfende Hände um den tollen Weihnachtsmarkt zu etwas ganz besonderem zu machen.

"Apfelpunsch und Winterleuchten" ist ein unterhaltsamer, wunderschön geschriebener Wohlfühlroman ohne viel Kitsch, genau richtig für diese grauen Vorweihnachtstage. Ich habe es sehr genossen das Weihnachtsfest mit diesen wundervollen Menschen auf Wynthorpe Hall feiern zu dürfen.

Bewertung vom 03.12.2022
Graf, Lisa

Der Glanz einer neuen Ära / Dallmayr Saga Bd.2


ausgezeichnet

Die Erfolgsstory geht weiter

1905, Therese Randlkofer wird 58 Jahre alt, ihr jüngster Sohn Paul macht seine Ausbildung in Wiesbaden, Sonia, die Frau ihres Ältesten Hermann erwartet ihr zweites Kind und Tochter Elsa genießt ihre Freiheit in der Schweiz. Das Feinkostgeschäft in der Dienerstraße in München läuft weiter sehr gut und ist nun sogar Hoflieferant. Aber Therese, die mit ihrem Gespür für Delikatessen Köstlichkeiten aus aller Welt nach München gebracht hat, denkt nicht daran, sich auf ihren Ruhestand vorzubereiten. Im Gegenteil – sie schmiedet immer neue Pläne, die gerade Hermann nicht immer gefallen...

Ich habe es sehr genossen die Geschichte des Hauses Dallmayr von 1905 bis 1920 verfolgen zu können. Ich begleite Hermann ins Krankenhaus zu seiner Frau, die wegen ihrer Schwangerschaft unter Beobachtung steht; bin dabei, wie Elsa in St. Gallen eine Russin vor dem Ertrinken rettet und etwas später in München einen Heiratsantrag bekommt; ich erlebe mit, wie sich Paul, der in Wiesbaden eines Verbrechens bezichtigt wird, von diesem Verdacht befreien kann; mit Schwager Max, der immer weiter versucht einen Fuß ins Dallmayr zu bekommen, bin ich am Kesselberg bei einem Autorennen dabei; Therese macht sich mit einem Hof in der Nähe von Ismaning von ihrem Geflügellieferanten unabhängig und ich sehe dort die Allee entstehen, die sie mit Schmuhgeld errichten lässt, vor meinem inneren Auge entstehen; durch Ludwig, der in Südfrankreich als Chocolatier in seinem eigenen Geschäft arbeitet, erfahre ich einiges über die Herstellung von Schokolade. Die Rechte der Frauen weden ganz langsam erweitert. Und dann beginnt der 1. Weltkrieg und Terese muss ihre hochfliegenden Pläne erst mal auf Eis legen.

Da ich die meisten Menschen, die ich hier immer wieder lese, schon aus dem ersten Band kenne, hatte ich keine Schwierigkeiten in die Geschichte hinein zu finden. Mir hat es großen Spaß gemacht, Therese, die drei Geschwister und auch Balbina und Ludwig auf einem Stück ihres Lebensweges zu begleiten. Dazu die politischen kleinen Geschichten aus München und die Erlebnisse im Krieg und in der Gefangenschaft. Eine, wie ich finde, absolut gelungene Mischung. Mein Kopfkino hatte sehr viel damit zu tun, mir die farbigen Bilder in den Kopf zu pflanzen. Ich kann mir diese Familien-Saga sehr gut auch als Verfilmung vorstellen.

Ein absoluter Lesegenuß, von Autorin Lisa Graf sehr gut recherchiert und mitreißend geschrieben, rund um den Feinkostladen Dallmayr, der mich ins München der Jahrhundertwende entführt. Ich würde so gerne erleben, wie es mit der Familie Randlkofer weiter geht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.11.2022
Hillier, Jennifer

Denk an mich, wenn du stirbst


ausgezeichnet

Der Alptraum jeder Mutter

Marin Machado ist mit ihrem 4-jährigen Sohn Sebastian, den sie liebevoll "Bash" nennt, in den Markthallen von Seattle für Weihnachtseinkäufe unterwegs. Es ist hektisch, laut und voller Menschen und plötzlich ist die kleine Hand, die sie bisher gehalten hat weg. Sebastian ist weg und er bleibt verschwunden. Ein Überwachungsvideo, das ihn an der Hand einer fremden Person zeigt, ist das letzte Lebenszeichen – für 16 lange Monate. Bash ist immer noch nicht wieder aufgetaucht und Marin mit den Nerven am Ende. Sie heuert eine Privatdetektivin an, die zwar ihren Sohn nicht findet, aber ihren Mann Derek mit seiner Affäre entlarvt. Diese junge Frau muss weg, beschließt Marin...


Gut, Kindesentführung ist nicht neu, aber wie sie hier aufgearbeitet wird, das hat mich schon erstaunt und dann absolut fasziniert.

Das Buch beginnt mit der Entführung des kleinen Sebastian, mit dem Schmerz von Marin und Derek, mit ihrer Hilflosigkeit und dem langsamen Entfremden der beiden. Marin, eigentlich eine Powerfrau mit eigenen Frisiersalon, schließt sich einer Selbsthilfegruppe an und trifft sich immer wieder mit ihrem besten Freund Sal. Nachdem sich Marin in ihrer Trauer vollkommen verschließt, sucht Derek seine Bestätigung bei einer anderen Frau, der 24-jährigen Kenzie. Eine Affäre, die unverhofft durch die Privatdetektivin, die Marin angeheuert hat, aufgedeckt wird.
Ab hier geht die Geschichte in eine ganz andere Richtung, wie ich sie erwartet hatte.
Ich lerne Kenzie kennen, erfahren mehr über ihren Hintergrund und wie sie mit Derek zusammen gekommen ist. Diesen Teil fand ich etwas langatmig. Hier hat die Spannung für mich etwas verloren.
Richtig Fahrt nimmt sie allerdings im dritten Teil der Geschichte wieder auf. Nur wäre ich nie darauf gekommen, wohin mich das noch führt. Ich habe zwar immer noch gehofft, dass Sebastian noch gefunden wird, war mir dessen aber absolut nicht sicher. Bei der Auflösung des ganzen war ich dann total baff. Habe aber im Nachhinein auch Anzeichen gesehen, die mich hätten stutzig werden lassen müssen.

Jennifer Hillier schlägt bei ihrer Geschichte eher die leisen Töne an, was mir sehr gut gefallen hat. Trotzdem wächst die Spannung, hält sich im Hintergrund um dann dramatisch zuzuschlagen. Jedoch ohne viel Blutvergießen, was meinem Lesegeschmack sehr entgegen kommt.

"Denk an mich, wenn du stirbst" ist eine spannend konstruierte Geschichte über Liebe, Verlust, Rache, Habgier und Eifersucht, ausgelöst durch die Entführung eines kleinen Jungen. Mich hat dieses Buch berührt und durch eine für mich überraschende Wendung gefesselt. Ein mitreißender, packender Thriller, der durch die leisen Töne punktet und den ich nur empfehlen kann.

Bewertung vom 28.11.2022
Rogasch, Julia

Der kleine Wintermarkt am Meer


ausgezeichnet

"Folge Deiner inneren Sehnsucht"

Diesen Spruch ihrer verstorbenen Oma beherzigt Josephine "Josi" als sie von Weihnachten mit ihrem Bruder Daniel und vor allem dessen Frau Felicitas die Nase voll hat. Der Anruf ihrer Freundin Linnea, die auf Sylt das Café Friesenstübchen betreibt und Hilfe braucht, kommt da gerade recht. Josi packt ein paar Sachen und los geht die Reise. Nicht nur über Weihnachten zu ihrer Freundin...

Schon als ich das Buch das erste Mal in der Hand hielt und die Schneeflocken auf dem Cover gespürt habe, war ich in Winterlaune. Für Josi ist es ja der erste Winter, den sie nun auf Sylt verbringt. Und auch ich möchte dieser Atmosphäre irgendwann mal nachspüren.

Mit Autorin Julia Rogasch habe ich eine für mich neue Autorin kennengelernt, die es sofort auf meine Liste mit für mich lesenswerten deutschsprchigen Autorinnen geschafft hat. Mit ihrem einnehmenden, lebensechten Schreibstil hat sie mich sofort mitgenommen auf die Insel im Norden, wo auch ich mich so wohl gefühlt habe. Ich habe mich hier in der Geschichte mit Josi und Linnea richtig gut aufgehoben gefühlt.
Die Menschen, die ich hier kennenlerne haben ihre Ecken und Kanten und kommen sehr echt rüber, was sie mir sofort sympathisch macht. Josi, die nun im Café mitarbeitet, und Erik, ein guter Freund von Linnea, der auf der Insel ein Restaurant führt, erzählen die Geschichte jeweils aus ihrer Sicht. So bin ich ihnen durch ihre Gedanken noch viel näher. In einem anderen Erzählstrang geht es um Linnea und Niklas, einen Freund von Erik. Es ist so schön zu lesen, wie hier die Herzen alle ihren richtigen Platz finden.

Der Schauplatz Sylt übt auf mich immer einen ganz besonderen Reiz und Zauber aus. Ich habe die Strandspaziergänge und die kleinen edlen Geschäfte dort direkt vor Augen. Auf dem Weihnachtsmarkt habe ich die angenehmer, behaglicher Stimmung so genossen.

@juliarogasch hat einen wundervollen winterlich-weihnachtlichen Wohlfühlroman mit ganz viel Liebe geschrieben, der ans Herz geht. Ich habe immer wieder geschmunzelt und auch ein paar Tränchen verdrückt. Es geht natürlich um Liebe, aber auch um Vertrauen, Freundschaft, einen Neuanfang, glücklich sein, Trennung und Trauer. Und dass man immer miteinander reden sollte. Es hat mich bewegt, wie Josi immer wieder an ihre Oma denkt, die den Winter auf Sylt leider nicht mehr miterlebt hat.
Ich hatte einige sehr angenehme, entspannte Lesestunden mit vielen tollen Bildern im Kopf von einer Insel, die mich nun wieder magisch anzieht.

Bewertung vom 27.11.2022
Katja Richter

Hamsi Hamster - zieht um


ausgezeichnet

Ein zauberhaftes Vorlesebuch

Das Dach von Hamsi Hamsters Steinpilzhaus ist löchrig geworden und so macht er sich auf die Suche nach einem neuen Zuhause. Die Igel würden ihn gerne aufnehmen, aber dort ist es Hamsi zu luftig. Bei der Seemöwe kann er auch nicht wohnen. Da würde er ins Wasser kullern. Mit wem er dann eine WG gründet, das lest ihr in diesem wunderschönen kleinen Buch von Katja Richter, die auch die niedlichen, detailreichen Illustrationen dazu kreiert hat.
"Hamsi Hamster zieht um" erzählt eine liebevolle Geschichte von Hilfsbereitschaft, Freundschaft und Zusammenhalt. Unsere beiden Enkel finden es richtig spannend mit Hamsi auf Wohnungssuche zu gehen und mit zu erleben, was ihm dabei so alles widerfährt.
Mit dem dicken Cover und den stabilen Seiten macht das Buch einen hochwertigen Eindruck. Das Verhältnis der Illustrationen zum Text finde ich für Kinder ab 4 Jahren ideal. Wobei auch unser 2 1/2-jähriger schon gebannt zuhört. Sie werden nicht überladen und schauen sich die Bilder immer wieder an.
Ein wundervolles Vorlesebuch bei dem einem das Herz aufgeht. Wir hoffen auf weitere Abenteuer mit Hamsi Hamster.