Benutzer
Benutzername: 
Maddinliest
Wohnort: 
Borken

Bewertungen

Insgesamt 947 Bewertungen
Bewertung vom 24.11.2018
Burow, Patrick

Tödlicher Irrtum


sehr gut

Einem Justizirrtum auf der Spur...

In der aus einer Verlegenheit entstandenen Abteilung für Justiz-Irrtümer beschäftigt sich Professor Heckscher mit seinen drei Helfern um mögliche Justizirrtümer, die in den Mengen von vermeintlich gelösten Fällen schlummern. Die Gruppe stößt mit dem verurteilten Jurastudenten Jan Virchow auf eine vielversprechende Akte. Der damals geständige Student hat zwar ein Geständnis abgelegt, aber die Unterlagen fördern doch auch einige Ungereimtheiten ans Tageslicht. Ein neuer Fall für das junge Team? Die Ermittlungen werden zumindest erst einmal aufgenommen...

Der Autor Patrick Burow hat mit "Tödlicher Irrtum" einen spannenden und äußerst temporeichen Thriller geschrieben. Er erzählt die Geschichte in einer lebendigen und hervorragend zu lesenden Schreibweise, die mich schnell an die Handlung fesselte. Als tätiger Staatsanwalt und Richter betrachtet er die Ermittlungen bezüglich des Cold Cases aus der juristischen Sicht. Das hohe Fachwissen, welches der Autor wohldosiert in seine Geschichte einbaut, lässt die Geschehnisse sehr authentisch wirken. So entsteht eine clever konzipierte Story, in der der Spannungsbogen durch überraschende Wendungen und den packenden Ermittlungen auf einem hohen Niveau gehalten wird. Den Hauptprotagonisten Saskia und Florian als recherchierende Jurastudenten könnte aus meiner Sicht noch mehr Tiefe gegeben werden, um den Thriller einen zusätzlichen Charme zu verleihen.

Insgesamt hat mir "Tödlicher Irrtum" aber sehr gut gefallen und gerade die Betrachtung eines Falles aus der juristischen Ecke verleiht dem Buch seine Besonderheit. Dies ist auch bereits der zweite Band um das engagierte Studentenpaar, und es bleibt aus meiner Sicht zu hoffen, dass es noch weitere Fälle gibt, in denen das neue Team möglichen Justizirrtümern auf die Schliche kommen kann. Ich empfehle das Buch daher auch sehr gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen!!

Bewertung vom 19.11.2018
Shepherd, Catherine

Winterkalt: Thriller


ausgezeichnet

Der Eiskünstler

Julia Schwarz wird in ihrer Funktion als Rechtsmedizinerin zu einem Tatort gerufen. Es handelt sich um einen außergewöhnlichen Mord, das Opfer ist in einer Eisskulptur eingefroren und ihr Anblick lässt Julia das Blut in den Adern gefrieren. Sie unterstützt ihren Lebens-gefährten Kriminalkommissar Florian Kessler bei den Ermittlungen, welche aber zunächst aus dem Umstand ins Stocken geraten, dass eine Obduktion erst durchgeführt werden kann, wenn das Opfer aufgetaut ist. So schlägt der Eiskünstler auch schon wieder zu, ehe die ersten wirklichen Spuren vorliegen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt...

Die Autorin Catherine Shepherd hat mich bisher mit jedem von ihren Büchern überzeugen können, so dass ich mit hohen Erwartungen in ihr neues Werk gestartet bin. Auch "Winterkalt" schließt sich nahtlos den Vorgängern an. Es handelt sich um den dritten Band der Serie mit der engagierten Rechtsmedizinerin Julia Schwarz. Catherine Shepherd überzeugt wieder mit ihrem äußerst temperamentvollen und hervorragend zu lesenden Schreibstil und konnte mich schnell wieder in den Bann ziehen. Der Spannungsbogen wird über die skurrilen Morde gekonnt aufgebaut und mit plötzlichen Wendungen und spannenden Szenen auf einem hohen Niveau gehalten. Auch im fulminanten Finale weiß die Autorin wieder zu überzeugen und konnte mich mit einer schlüssigen Auflösung überraschen. Die Thematik des neuen Thrillers wirkt wieder, wie bei den Vorgängern, sehr gut recherchiert so dass der positive Gesamteindruck noch abgerundet wird.

Es ist fas nicht zu glauben, mit welcher Regelmäßigkeit und Qualität die Autorin ihre Thriller veröffentlicht. Aus meiner Sicht ist "Winterkalt" wieder ein sehr gelungener Thriller, der Liebhabern der Spannungsliteratur viel Freude machen wird. Ich bewerte das Buch daher mit den vollen fünf von fünf Sternen und empfehle es sehr gerne weiter.

Bewertung vom 16.11.2018
Böhm, Nicole

Wer hat Angst vorm bösen Wolf? / Das Vermächtnis der Grimms Bd.1


ausgezeichnet

Spannende Reise in die Märchenwelt

Kristin Collins versucht gerade mit einem Trip nach Neuseeland Ordnung in ihr Leben zu bringen. Aufgrund ihrer Fähigkeit "zwischen den Zeilen" lesen zu können, hatte sie den wahren Kern einer Nachricht ihres Freundes erkannt. Er betrog sie, während er von der großen Liebe sprach. In dieser Phase nimmt ihr Bruder Brayden Kontakt mit ihr auf. Er ermittelt gerade in einer schrecklichen Mordserie, in der die Täter sich für ihre Taten an den Inhalten der Märchen der Gebrüder Grimm bedienen. Kristin soll mit Hilfe ihrer besondere Gabe, über die, jeweils an den Opfern hinterlassenen Symbolen, Kontakt zu den Tätern und deren Welt aufnehmen. Ein gefährliches Unterfangen, wie sich sehr schnell herausstellt...

Ich bin über ihre hochgelobte Serie "Die Chroniken der Seelen-wächter" auf die Autorin Nicole Böhm aufmerksam geworden. Mit großer Spannung bin ich nun ihrem neuen Buch "Das Vermächtnis des Grimms" begegnet und wurde auch zu keiner Zeit enttäuscht. Sie erzählt die äußerst fantasievolle Geschichte in einem lebhaften und temporeichen Schreibstil, der mich schnell an die neue Welt fesseln konnte. Nicole Böhm bedient sich dabei dreier Handlungsstränge die sie immer wieder geschickt miteinander verbindet, so dass niemals Verständnisprobleme oder Längen aufkamen. Der Spannungsbogen wird über die Mordserie und den geheimnisvollen Welten gut aufgebaut und über plötzliche Wendungen und Enthüllungen stets auf einem sehr hohen Niveau gehalten. Ihre Protagonisten beschreibt die Autorin sehr ausführlich, wobei sicherlich nicht jeder Charakter bei mir Sympathiepunkte sammeln konnte. Erstaunlich war für mich aber auch, wie Nicole Böhm teilweise doch recht schonungslos mit ihnen umgeht, was für die eine oder andere Überraschung sorgt. So wird das Buch zu einer spannenden und wirklich packenden Reise in eine ferne Welt, zu der viele Leser bereits in ihren Kindheitstagen Berührungspunkte hatten. "Das Vermächtnis der Grimms" ist der erste Band um Kristin Collins und mit einem unglaublichen und völlig überraschenden Cliffhanger lässt die Autorin bei vielen Lesern den zweiten Teil herbeisehnen...

Insgesamt ein aus meiner Sicht äußerst gelungener Fantasy-Roman, der mir einige fesselnde Stunden bescherte und von der großen Kreativität und Schreibkraft der Autorin lebt. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es folgerichtig mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 16.11.2018
Russell, Craig

Wo der Teufel ruht


ausgezeichnet

Die Satanischen Sechs

Viktor ist ein junger und sehr engagierter Arzt, der sich auf die Behandlung von psychisch Kranken spezialisiert hat. Da im Jahre 1935 diese Krankheiten auch in der Tschechoslowakei noch wenig gesellschaftliche Anerkennung erlangt hatten, wurde solche Arbeiten noch sehr skeptisch beobachtet. Viktor ist aber, ausgelöst von einem traumatischen Erlebnis in seiner eigenen Kindheit, fest entschlossen, selbst den gefährlichsten Kriminellen helfen zu wollen. Er begibt sich auf eine alte Burg, die in eine damals so genannte Irrenanstalt um--gewandelt wurde. Hier werden die sechs berüchtigtsten Täter des Landes beaufsichtigt und schon bald muss sich Viktor fragen, ob er der Situation gewachsen ist...

Ich kannte Craig Russel bisher aus seinen erfolgreichen Thrillern um den Hamburger Ermittler Jan Fabel. Sein neues Buch "Wo der Teufel ruht" geht in eine ganz andere Richtung. Es handelt sich um eine sehr düstere Geschichte, die der Autor in einer bildreichen und sehr flüssig zu lesenden Schreibweise erzählt. Er begibt sich mit dem Jahre 1935 und der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg in eine deprimierende Epoche. Die Nazigedanken werden verbreitet und die jüdischen Menschen sind verängstigt, was ihr Zukunft anbetrifft. Über diesen Hintergrund in Verbindung mit dem Haupthandlungsort einer alten Burg, die die sechs kaltblütigsten Verbrecher beheimatet, wird eine sehr beklemmende und dunkle Atmosphäre aufgebaut. Diese passt hervorragend zu den psychologischen Untersuchungen an den Tätern, die hier mit ihren Taten konfrontiert werden. Der Spannungs-bogen wird mit einer grausamen Mordserie, die in dem Buch als Rahmenhandlung dient gekonnt aufgebaut und ständig auf einem hohen Niveau gehalten, um dann in einem aus meiner Sicht über-raschenden und packenden Finale zu enden. Im Anhang geht der Autor noch auf die intensive Recherche ein, die er bezüglich der behandelten Themen "Mythen und Legenden von Zentraleuropa", "Die Psychologie von C.G. Jung" und "Die Geschichte der Tschechoslowakei vor dem Zweiten Weltkrieg" angestellt hat. Gerade auch dieser reale Bezug, lässt die Geschehnisse noch etwas bedrohlicher wirken.

Mit "Wo der Teufel ruht" hat Craig Russel sicherlich einen sehr düsteren Thriller geschrieben, der nicht für zartbesaitete Leser geeignet ist. Es gelingt ihm aus meiner Sicht hervorragend, die mystische und bedrohliche Atmosphäre aufzubauen, die dem Buch seine besondere Note verleiht. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen!!!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.11.2018
Haller, Elias

Leid und letzter Tag


ausgezeichnet

The game is on!!

Erik Donner macht in seiner eigenen Wohnung einen grausigen Fund, welcher anscheinend in Zusammenhang mit einem Aktenkoffer steht, der Eriks Abteilung von einem geistig verwirrten Mann übergeben wurde. In dem Koffer befinden sich fünf Handys, die ab diesem Zeitpunkt fünf Ermittler mit dem perfiden Spiel des Spielmanns verbinden. Kurz nach der Aktivierung beginnt der erste Countdown, bei dem es um eine Menschenleben geht, und es soll nicht der letzte sein...
"Leid und letzter Tag" war nicht mein erster Band aus der mittlerweile sechsteiligen Reihe um den nicht immer ganz einfachen Ermittler Erik Donner. Auch in diesem Buch konnte mich der Autor Elias Haller mit seinem temporeichen und äußerst lebendigen Schreibstil schnell an die Geschichte fesseln. Gekonnt baut er zu Beginn der Geschichte mit dem geheimnisvollen Spiel über die fünf Handys einen großen Spannungs-bogen auf. Diesen hält er mit den plötzlichen Wendungen, den skurrilen und bedrohlichen "Spielen" sowie einer clever konzipierten Handlung auf einem sehr hohen Niveau. Bei mir entstand quasi ein Suchtfaktor, der mich das Buch kaum noch aus der Hand legen ließ. Auch das fulminante und für mich überraschende Finale sorgte bei mir für Begeisterung und schloss den Thriller aus meiner Sicht perfekt ab. "Leid und letzter Tag" ist sicherlich nicht für Zartbesaitete geeignet, wobei die Schilderungen aber auf mich niemals reißerisch wirkten. Bemerkenswert ist für mich noch, wie der Autor streckenweise doch recht schonungslos mit seinen Protagonisten umgeht, was für die eine oder andere Verwunderung sorgen dürfte.
Der Thriller hatte mich schnell in den Bann gezogen und für einige spannende Stunden gesorgt. Ich empfehle das Buch und damit eigentlich auch die gesamte Reihe sehr gerne weiter und bewerte "Leid und letzter Tag" mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 12.11.2018
Herron, Mick

Slow Horses / Jackson Lamb Bd.1


gut

Club der Versager

River Cartwright war einer der Hoffnungsträger im Nachwuchs-bereich des MI5, aber seine simulierte Bewährungsprobe verhagelt er völlig, was in der Realität viele Todesopfer und einen unermess-lichen Sachschaden zur Folge gehabt hätte. So wird er ins Slough House versetzt, ein Sammelort für Agenten, die lediglich noch für Routinearbeiten eingesetzt werden und damit die Karriereleiter wieder ganz unten vor Augen haben. Als eines Tages ein pakistan-ischer Jugendlicher entführt wird und öffentlich hingerichtet werden soll, sieht River die Chance gekommen, seine Qualitäten als Agent unter Beweis zu stellen...

Es gab im Vorhinein viel Vorschusslorbeeren für "Slow horses" von Mick Herron, die mich mit hohen Erwartungen in das Buch haben starten lassen. Der Autor erzählt die Geschichte in einer angenehm zu lesenden Schreibweise, die das Geschehen gut vor Augen führte. Der Spannungsbogen wird mit der Entführung des pakistanischen Jugendlichen aufgebaut und über die Ermittlungen auf einem recht hohen Niveau gehalten. Sehr gut gefallen haben mir die vielen Perspektivwechsel, die das Geschehen aus den unterschiedlichen Blickwinkeln erlebbar machen. Allerdings gab es aus meiner Sicht auch einige Längen im Buch. So werden die zahlreichen Protago-nisten im Slough House recht ausführlich dargestellt, was für den Handlungsverlauf in der Ausführlichkeit nicht notwendig gewesen wäre. So war doch das ein oder andere mal ein wenig Durchhalte-vermögen gefragt, um das schlüssige Finale zu erleben. Der Grund-gedanke des Buches, in dem die vermeintlichen Verlierer stellen-weise zu Gewinnern werden, verleiht der Geschichte einen zusätz-lichen Charme.

Insgesamt konnte mich "Slow horses" nicht richtig packen, da das Potential des sicherlich vielversprechende Ansatzes aus meiner Sicht nicht voll ausgeschöpft wurde. Ein britischer Agenten-Krimi, der ein gerne ein wenig straighter hätte sein dürfen.. Ich bewerte das Buch daher mit drei von fünf Sternen.

Bewertung vom 31.10.2018
Raab, Thomas

Walter muss weg / Frau Huber ermittelt Bd.1


gut

Der Klappentext klang schon sehr vielversprechend, so dass ich mit großen Erwartungen in das Buch gestartet bin. In "Walter muss weg" startet der Autor Thomas Raab eine wirklich außergewöhnliche und zugleich bitterböse Krimi-Reihe um die alte verschrobene Hannelore Huber. Der Schreibstil ist sicherlich als eigenwillig zu beschreiben, so dass sich der Krimi von vielen anderen seines Genres unterscheidet. Thomas Raab arbeitet mit gesellschaftlichen Seitenhieben und einer gehörigen Portion schwarzen Humors. Das Lesen war allerdings auch nicht ganz einfach, denn die anspruchsvolle Schreibweise war für mich nicht so leicht zugängig. Es dauerte einige Zeit, bis ich mich eingelesen hatte und auch dann wollte mich die Geschichte nicht wirklich mitreißen. Der Charakter der selbstbewussten und engagierten Hannelore Huber hat mir zwar gut gefallen, aber die Zusammenhänge erschlossen sich mir nicht immer, so dass ich streckenweise doch auf verlorenen Posten war und das Lesen ein gewisses Durchhaltevermögen erforderte. Die Auflösung wiederum war wieder mit überraschenden Details versehen, die so nicht vorhersehbar waren, und konnte damit überzeugen.

Insgesamt ist "Walter muss weg" ein völlig anderer Kriminalroman, der sicherlich den Sinn für schwarzen Humor erfordert und vom Leser mit vielen versteckten Details die volle Konzentration be-ansprucht. Mir persönlich war der Schreibstil zu anstrengend, so dass ich das Buch lediglich mit drei Sternen bewerte, kann mir aber auch gut vorstellen, dass die Schreibweise von Thomas Raab auch viele Anhänger finden wird.

Bewertung vom 31.10.2018
Guez, Olivier

Das Verschwinden des Josef Mengele


ausgezeichnet

Der Todesengel

Josef Mengele wurde nach seinem Fronteinsatz im Jahre 1943 in Ausschwitz als Lagerarzt eingesetzt. Dort kam er durch seine kalt-blütige und unbarmherzige Art zu dem Titel des Todesengels. Er schickte abertausende Juden in den Tod und forschte mit unmenschlichen Methoden an Behinderten und Zwillingen, um den Theorien der Rassenhygiene neuen Inhalt zu geben. Seine Gräuel-taten kannten keine Grenzen und so wurde er zum gefürchtetsten Lagerarzt des dritten Reichs. Nach dem Krieg tauch Mengele unter und es gelang ihm, wie vielen anderen hochdotierten Nazis, im Jahre 1949 die Flucht nach Argentinien.

Olivier Guez setzt sich in seinem Buch "Das Verschwinden des Josef Mengele" mit der Zeit, die Josef Mengele in Südamerika auf der Flucht war, auseinander. Er schildert das Leben mit einer solch erzählerischen Kraft und Authentizität, dass es mir beim Lesen schauderte und den Protagonisten real vor Augen führte. Das Gedankengut Mengeles machte mich immer wieder sprachlos, wie emotionslos er über den Tod anderer Menschen sprach und sich selbst noch als aufopferungsvollen und treuen Diener des Staates sah. Seine Flucht entwickelt sich aber zum Trost des Lesers, der es als schreiendes Unrecht empfinden muss, dass dieser Mann für seine Taten nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann, anders als gehofft. Die anfängliche Unterstützung vieler Nazis in Südamerika nimmt zunehmend ab und Mengele vereinsamt. Stets getrieben von Angst und Alpträumen wird sein Leben zunehmend unattraktiver und der Mann, für den Hygiene und Disziplin an erster Stelle stand, muss immer mehr Kompromisse machen, um unentdeckt zu bleiben. Hier beschreibt Olivier Guez sehr schön, wie sehr Mengele unter seinen Lebensumständen und seiner fehlenden Anerkennung leidet.
Zudem rechne ich dem Autor hoch an, dass er mit Gräueltaten Mengeles nicht inflationär umgeht, um Effekthascherei zu betreiben, sondern wenige teilweise unglaubliche Taten lediglich kurz schildert und so zumindest bei mir eine viel höhere Wirkung erzielt.

Die historischen Fakten zu dem Buch wirken sehr gut recherchiert und der Autor führt auch im Anhang eine große Anzahl lesenswerter Bücher an, die sein Studium mit der damaligen Zeit begünstigt haben. "Das Verschwinden des Josef Mengele" ist für mich ein äußerst lesenswertes Buch, da es Olivier Guez hervorragend gelingt, das Leben des kaltblütigen Arztes, der sicherlich zu Recht auch als Monster bezeichnet wurde, lebendig zu skizzieren, um so mit dem Mythos abzurechnen und aus den historischen Fakten zu lernen. Ein beeindruckendes und nachwirkendes Buch, welches ich mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.

Bewertung vom 31.10.2018
Stolzenburg, Silvia

Die Meisterbanditin Bd.1


ausgezeichnet

Maries Schicksal

Für die siebzehnjährige Marie gerät die Welt aus den Fugen, als ihr der Sohn eines reichen Bauern, der sich lange mit ihr getroffen hat, eröffnet, dass er eine andere heiraten will. Zur damaligen Zeit eine fatale Information, da Marie nun mit ihren siebzehn Jahren ihr Glück als Magd zu suchen hat. Ihr Vater fordert sie auf, unverzüglich für ihr eigens Wohl zu sorgen, so dass sie sich in die Dienste der Mätresse des Herzogs von Württemberg begibt. Sie ist zwar im Dorf als Hexe verschrien, aber Marie sucht dort dennoch ihr Glück. Eine Entschei-dung, die ihr kommendes Leben total verändern soll...

Ich habe sowohl einige Kriminalromane als auch historische Romane der Autorin Silvia Stolzenburg gelesen und wurde bisher niemals enttäuscht. Auch mit "Die Meisterbanditin" hatte die Autorin mich schnell gefesselt und ihr erfrischender und temporeicher Schreibstil führte mir die damalige Zeit lebendig vor Augen. An dem Schicksal der Hauptprotagonistin Marie wird der Leser ins 18. Jahrhundert entführt. Über die verzweifelte Situation der noch jungen Marie wird der Spannungsbogen aufgebaut und mit ihrer ungewissen Zukunft als Spionin der Mätresse auf einem hohen Niveau gehalten. Es machte Spaß, Marie auf ihren Abenteuern in einer sehr rauen Zeit zu begleiten, wobei der historische Hintergrund sehr gut recherchiert wirkt. Im Anhang geht die Autorin noch darauf ein. bei welchen Gegebenheiten es sich um reale historische Fakten oder eigene Fiktion handelt, was dem Buch noch eine zusätzliche Portion Authentizität verleiht.

Insgesamt war "Die Meisterbanditin" für mich ein spannender und temperamentvoller Ausflug ins 18. Jahrhundert. Das Buch stellt den Auftakt einer neuen Reihe der Autorin dar, so dass man sich auf weitere Abenteuer mit der Hauptprotagonistin freuen darf. Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 25.10.2018
Kepler, Lars

Hasenjagd / Kommissar Linna Bd.6


ausgezeichnet

Der Spree Killer

Joona Linna ist nun mittlerweile schon seit zwei Jahren in Haft. Da ein grausamer Mord die Vermutung zulässt, dass es weitere Opfer geben wird und nun selbst der Premierminister in Gefahr schwebt, wird ihm unter der Hand das Angebot, seine Strafe in Sozialstunden umzu-münzen, wenn er die Ermittlungen unterstützt und den Täter dingfest macht. Joona beginnt mit den Recherchen und stößt bei weiteren Taten, die er nicht verhindern kann, auf die Gemeinsam-keit, dass den Opfern ein Kinderlied von den "Ten Rabbits" vorgespielt wird. Wie stehen die Opfer miteinander in Verbindung? Wer wird das nächste Opfer sein? Ist der Täter rechtzeitig zu stoppen? Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit...

"Hasenjagd" ist mein erstes Buch vom erfolgreichen und schwer gelobten Thriller-Autor Lars Kepler. Ich bin daher mit hohen Erwartungen in das Buch gestartet und wurde nicht enttäuscht. Er erzählt die Geschichte in einem sehr lebendigen und hervorragend zu lesenden Schreibstil, der mich schnell an die Handlung fesselte. Zunächst hatte ich noch als Quereinsteiger ein wenig Verständnis-Probleme, aber die parallelen Handlungssträngen verdichten sich schnell und es entwickelt sich ein aus meiner Sicht clever konzipierter und spannender Thriller, bei dem es mir zunehmend schwerer fiel, das Buch zur Seite zu legen. Der Spannungsbogen wird mit der Mordserie und den außergewöhnlichen Tatumständen auf einem hohen Niveau gehalten und endet in einem ausgiebigen und packenden Showdown. Der Hauptprotagonist Joona Linna nimmt in diesem Band zumindest nicht eine stark dominierende Position ein und mit seiner konstruktiven und engagierten Art konnte er bei mir schnell Sympathiepunkte sammeln. Der sechste Band hat definitiv Lust auf mehr gemacht, so dass ich mich wohl noch den ersten Teilen der Serie widmen werde.

"Hasenjagd" hat mir ein paar packende und spannende Stunden beschert, wobei der durchaus größere Umfang von 672 Seiten bei mir zu keiner Zeit Langeweile aufkommen ließ. Ein toller Thriller, den ich gerne weiterempfehle und mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.