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Lesezauber_Zeilenreise
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Eggenstein-Leopoldshafen
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Buchnerd durch und durch

Bewertungen

Insgesamt 782 Bewertungen
Bewertung vom 25.11.2020
Wohnlich, Laura

Mookie - Weihnachten mit Schwein


sehr gut

Joachim steckt in einer Lebenskrise, igelt sich daheim ein, geht nicht mehr arbeiten, traut sich kaum noch raus und trinkt und kifft zu viel, um vor diesen Ängsten zu fliehen. Hinzu kommen noch Beziehungsprobleme – oder Nicht-Beziehungsprobleme. Schweinchen Mookie kommt da zwar völlig unvorbereitet, aber dennoch gerade recht. Denn es hilft Joachim, seine Ängste zu überwinden und sich mit dem Leben auseinander zu setzen. Gemeinsam mit Mookie und seiner neuen Bekanntschaft Madeleine macht Joachim sich auf die Suche nach dem „Schweinschenker“ und findet dabei auch wieder zu sich selbst und zurück ins Leben. Und auch seine Vergangenheit wird zum Thema.

Die Geschichte ist durch und durch witzig, hat aber auch einige traurige, nachdenklich stimmende Stellen. Der Schreibstil ist locker, frech und frei Schnauze und passt perfekt zur Geschichte. Mookie hat sich mit seinen „Stecknadelschrittchen“ sofort in mein Herz hineingestöckelt. Joachim, anfangs ein ziemlich unsympathischer Kerl, gewinnt im Laufe der Story an Pluspunkten und es ist schön, seine Entwicklung mitzuerleben. Das Ende sowie die Auflösung, wo Mookie denn nun wirklich herkommt, gefällt mir ausgesprochen gut. Es gab ein paar Stellen, die mir dann doch to much waren (Lichterscheinungen, die den Weg weisen) und auf die die Autorin auch gerne hätte verzichten können. Die Story hätte trotzdem funktioniert.

Dennoch: ein gelungenes „Weihnachtsmärchen“ für Erwachsene mit normalen und nicht irgendwie abgehobenen oder heldenhaften Protagonisten und einem bezaubernden kleinen Schweinchen. Ich hatte viel Spaß beim Lesen und fand auch die nachdenklichen, tiefgründigen Zwischentöne sehr schön.

Bewertung vom 18.11.2020
Magnis, Constantin

Gefallene Ritter


ausgezeichnet

Ein Sachbuch, das sich liest wie ein Krimi und humorvoll ist wie eine Komödie

Der Autor behandelt hier die jüngste Krise des Malteserordens, die damals auch die Presse beschäftigte und für viel Wirbel sorgte. Constantin Magnis´ brillanter Schreibstil sorgt dafür, dass es sich nicht wie eine trockene, politische Abhandlung anfühlt, sondern ich mich wirklich äußerst gut unterhalten fühle. Er bringt einem die Beteiligten auf eine persönliche Art näher und bleibt dabei immer menschlich und respektvoll. Ich musste zeitweise sehr lachen, an anderen Stellen war ich dann eher entsetzt über so viel Intrigantentum und Machtgeschwurbel. Magnis beleuchtet die Hauptfigur, den Großmeister Matthew Festing, aus allen Richtungen. Aus dem anfänglichen liebenswerten, humorvollen Kuschelbär wird im Lauf der Geschichte ein Mann, der viel Unheil über seine Mitmenschen bringt und dafür sorgt, dass der Malteserorden sehr in Frage gestellt wird. Ein Mann, der polarisiert: entweder man mag ihn und nennt ihn einen Freund, oder man kann wirklich kein nettes Wort mehr für ihn finden. Ich bin da immer noch zwiegespalten. Ich finde ihn total sympathisch, kann aber sehr vieles absolut nicht gutheißen.

Ein tolles Buch, das exzellent recherchiert ist und sehr tiefe Einblicke in die Zusammenhänge gibt. Es ist spannend, fesselnd und überaus unterhaltsam Dank des ungemein lebendigen Schreibstils des Autors. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es sogar eines Tages verfilmt wird. Das gäbe einen genialen Politthriller.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.11.2020
Applegate, Katherine

Weggefährten und Freunde / Die Endling-Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

Innige Verbundenheit und Freundschaft in schwierigen Zeiten – fantastisches Abenteuer mit Suchtfaktor

Nahtlos geht diese fantasievolle Abenteuergeschichte da weiter, wo Teil 1 geendet hat. Wir begleiten Byx, Tobble, Khara, Renzo und Gambler weiterhin auf ihrer Suche nach Dalkins durch das Land Nedarra. Doch bald trennen sich ihre Wege, da Khara zurück zu ihrem Clan muss, um dort ihren Führungsanspruch zu erheben mit dem Ziel, den bevorstehenden Krieg zu unterbinden (der jetzige Anführer, Khara´s Vater, liegt im Sterben). Sie, Renzo und Gambler bleiben also in Kharas Heimat und formieren die Rebellentruppen, während Byx, Tobble, Maxyin (ein Dalkin-Junge) sowie Sabito (ein Raptidon) sich auf die Suche nach der letzten Kolonie von Dalkins macht, um auch diese dazu zu bewegen, Khara treu zur Seite zu stehen.

Wieder bin ich völlig gefesselt von der fantastischen Geschichte, den wundervollen Wesen und den detailliert beschriebenen Landschaften. Es ist diesmal alles eine Spur ernster, schließlich geht es um Krieg und um Machtspielchen. Dennoch gibt es auch sehr viele humorvolle Stellen (ich sage nur: Tobble – dieser kleine Wobbyk ist immer für einen Lacher gut). Und zwischen den Zeilen kann man die Parallelen zu unserer realen Welt deutlich spüren. Auch jetzt geht es wieder um die Unterdrückung der Minderheiten, um Macht und Herrschaft und es ist schön, dass hier eine - soweit möglich - friedliche Rebellion die Lösung dieser ganzen furchtbaren Machtspielchen und Kriegstreibereien sein soll. Bevor es aber tatsächlich dazu kommt, endet das Buch und ich gehe davon aus, dass die „Rebellengeschichte“ direkt in Teil 3 Thema ist (Teil 3 („Endling – Die neue Zeit“) erscheint am 23.07.2020).

Katherine Applegate´s Schreibstil ist wundervoll leicht zu lesen, detailliert, bunt und überaus fesselnd. Sie schreibt die Charaktere direkt ins Herz der Leser hinein und man möchte die „Weggefährten und Freunde“ gar nicht mehr verlassen.

Eine wundervolle Fortsetzung dieses Fantasy-Abenteuers und ich freue mich jetzt schon auf ein Widersehen in Teil 3. Ich bin so begeistert, dass ich mir gleich drei weitere Bücher der Autorin geholt habe.

Bewertung vom 10.11.2020
Applegate, Katherine

Die Suche beginnt / Die Endling-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Ein wunderbar fantasievolles Abenteuer – spannend, berührend, witzig und einfach schön
Das Königreich Nedarra, in dem das Abenteuer spielt wird von sechs großen Arten regiert:
Dalkins wie Byx (hundeähnliche Wesen, die sich in den Wäldern Nedarras vor den Menschen verstecken), Felijagas wie Gambler (katzenartige Wesen, die über die nördlichen Wälder herrschen), Natintjes (Wasserwesen, die über ihr Element Wasser herrschen), Terra-Olme (Insekten - so groß wie Pferde - die unter der Erde herrschen), Raptidons (fliegende Geschöpfe, die über die Lüfte herrschen) und Menschen wie Khara (die gefährlichsten Kreaturen in Nedarra). Es gibt dann auch noch die „Unterwesen“ wie z.B. Wobbyks wie Tobble und natürlich auch ganz normale Tiere.

„Unterschätze die Menschen nie, was Falschheit und Gemetzel angeht“. Dieser Satz sagt sehr gut aus, woher die Probleme stammen, die Byx und ihren Gefährten das Leben so schwer machen. Die bloße Existenz eines lebenden Lügendetektors, wie es Dalkins nun mal sind, ist eine Bedrohung für die Großen und Mächtigen – vor allem für die Menschen, die viel lügen, um an Macht zu gelangen. Also werden sie ausgerottet. Ähnliche Pläne gibt es auch schon für die Felijagas – auch sie sollen weichen. In diesem abenteuerlichen Fantasybuch geht es um die Bedrohung der Arten durch den Menschen. Verpackt in eine überaus spannende, fesselnde Geschichte, die in einer anderen Welt spielt mit Wesen, die sehr liebenswert sind oder auch sehr bedrohlich.

Byx ist ein von Selbstzweifeln geplagtes, warmherziges und mutiges Dalkin-Mädchen. In Tobble, dem kleinen, witzigen Wobbyk, findet sie einen Freund für´s Leben. Tobble mit seinen drei Schwänzen und den viel zu großen Ohren ist herzallerliebst und ein friedfertiger Vegetarier - aber wehe, er wird wütend. Khara, die ein sehr bedeutendes Schwert mit sich führt, ist Nachkommin einer angesehenen, alten Familie und eine echte Kriegerin. Gambler, der Felijaga, ist ein treuer Weggefährte, der zu seinem Wort steht. Und dann gibt es noch Renzo, den Dieb, der gemeinsam mit seinem Hund Dog die Runde komplett macht.

Es ist einfach zauberhaft, mit diesen so unterschiedlichen Gesellen durch das Abenteuer zu reisen. Der Spannungsbogen ist immer oben, es wird nie langatmig oder vorhersehbar. Durch die fantasievollen Wesen und die detailreich beschriebene Umgebung, die ich so in einem anderen Buch noch nie gelesen habe, ist es schlicht super aufregend. Und – auch immer ganz wichtig für mich – der Humor kommt nicht zu kurz; ganz im Gegenteil. Durch die Parallelen zu unserer Welt (der Mensch, der sich die Welt um jeden Preis untertan macht) ist es aber auch eine sehr berührende, betroffen machende Geschichte.

Großartige Unterhaltung – für Leser*Innen ab 11 Jahren bis ins hohe Alter geeignet.

Bewertung vom 05.11.2020
Michie, David

Die Katze des Dalai Lama und die vier Geheimnisse des Glücks


ausgezeichnet

Die KSH (Katze Seiner Heiligkeit), auch kleine Schneelöwin, Rinpoche, Schönste Kreatur auf Erden oder Mausi-Tung genannt, versucht in ihrem 4. Abenteuer (die Teile 1-3 sind ebenfalls sehr zu empfehlen) die vier Geheimnisse des Glücks zu entschlüsseln. Dies tut sie gewohnt humorvoll, mit einer großen Portion Selbstbewusstsein (sie WEISS einfach, dass sie ein wundervolles Geschöpf ist) und in dem sie ihre Augen und Ohren im Palast des Dalai Lama und auch im Ort Dharamsala offen hält. Seit sieben Jahren lebt sie nun schon im Kloster des Dalai Lama und ist immer an seiner Seite, wenn er vor Ort ist. Durch ihn erfährt sie – und damit auch der Leser – was Buddhismus bedeutet und wie man seinen Weg zum Glück finden kann.

Es begegnen einem wieder die altbekannten und liebgewonnenen Charaktere aus den Vorgängerbänden und auch der eine oder andere neue Protagonist betritt das Feld. David Michie schafft es auch jetzt wieder, die Weisheiten des Buddhismus leichtfüßig und humorvoll zu vermitteln, mit geschickt in den Roman eingeflochtenen Beispielen, die einem vieles deutlicher machen. Hier wird nicht mit erhobenem Zeigefinger und komplizierten Erläuterungen gelehrt, sondern mit Humor, ganz viel Liebe, einer wundervollen Leichtigkeit und viel Mitgefühl für alle Geschöpfe. Die vielen Weisheiten und Grundzüge des Buddhismus sind wieder einmal in eine glücklich machende, lustige, spannende, fesselnde Geschichte gepackt, erzählt von der Katze selbst und damit natürlich aus ihrer Sicht. Das ist oft einfach nur sehr lustig, aber auch anrührend und gefühlvoll und wie immer sehr lehrreich.

Ich kann jedem, der sich für Buddhismus interessiert und sich einfach mal auf leichte, vergnügliche und dennoch erhellende Art und Weise darüber informieren möchte, dieses Buch sowie die drei Vorgänger – es ist sinnvoll, sie alle in der richtigen Reihenfolge gelesen zu haben – wärmsten empfehlen. Eine herzerwärmende, sinnstiftende, humorvolle Lektüre mit – aus meiner Sicht – so wichtigen Anstößen für ein glückliches, sinnvolles, erfülltes Leben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.11.2020
Holzapfel, Falk

Der Schleier von Arken / Millenia Magika Bd.1


ausgezeichnet

*Ein fesselndes, super spannendes magisches Abenteuer zum Mitfiebern*

Adrian, der von Zuhause genervt ist und sich daher auf den Weg nach Arken zu Tante Lia macht, kommt also im Haus seiner Tante an und trifft dort auf einige Menschen, die irgendwie seltsam sind. Als sie sich dann vor seinen Augen auch noch zu verwandeln scheinen, flieht Adrian voller Angst und mit der Vermutung, dass er verrückt wird. Doch auf seiner Flucht raus aus Arken begegnen ihm noch andere unerklärliche Dinge… und da ist auch noch diese verflixte Stimme in seinem Kopf. Schließlich gelingt es der jungen Jazz, Adrian zu erklären, was vor sich geht und sie bringt ihn zurück ins Haus von Tante Lia. Doch dann geht das große Abenteuer erst richtig los.

Zunächst einmal möchte ich die wirklich fabelhaften, zahlreichen Illustrationen erwähnen. Jedes Kapitel beginnt mit einer ganzseitigen Zeichnung in schwarz-weiß mit kleinen roten Akzenten, die jeweils Charaktere des Buches zeigt. Über der Kapitelüberschrift und auch am Ende eines jeden Kapitels sind dann noch weitere kleine Illustrationen, ebenfalls in schwarz-weiß-rot. Auch schön: die Stimme in Adrians Kopf ist in rot gedruckt. Das Buch macht also schon mal rein optisch einen ganz tollen Eindruck.

Die Geschichte selbst ist ungemein fesselnd. Adrian auf seinem Weg zu seiner wahren Bestimmung zu begleiten ist sowohl sehr spannend, als auch immer wieder lustig. Juri z.B., Adrians neuer, gehörnter Freund, ist immer einen Brüller wert. Überhaupt habe ich alle Protagonisten in mein Herz geschlossen. Sie sind so wunderbar lebendig, bunt, facettenreich und bildhaft beschrieben, dass ich sie beim Lesen jederzeit vor meinem Auge hatte. Es gibt einige Wendungen und Überraschungen und eben sehr viel Fantasie und Magie, zwischendurch ist es auch ein bisschen gruselig – eine perfekte Mischung. Man taucht in die Geschichte ein und erlebt das magische Abenteuer hautnah mit. Ganz großes Kino!

Bewertung vom 29.10.2020
Gembri, Kira

Die Hüter der magischen Bucht / Ruby Fairygale Bd.2


ausgezeichnet

Auch in Teil 2 kommen die Tiere (reale und Fabelwesen) nicht zu kurz und stehen im Mittelpunkt der Geschichte. Die Vertretungs-Tierärztin ist eine sehr ominöse Frau, die alles auf den Kopf stellt und ein Institut auf die Beine stellt. Damit zieht sie den Tierbesitzern auf der Insel geschickt das Geld aus der Tasche. Ruby und Noah kommen dahinter, dass da was nicht stimmen kann und wollen sie auffliegen lassen. Außerdem findet Ruby heraus, dass sie ein Pooka ist – ein Mensch, der sich in die verschiedensten Tiere verwandeln kann. Ruby ist anfangs gar nicht glücklich darüber, weil sie die Gabe noch nicht kontrollieren kann.

Es macht wieder viel Spaß, Ruby & Co. auf ihrer Insel zu begleiten. Besonders gelungen finde ich die Gedankengänge und Erlebnisse, die Ruby als Tier (Hund, Katze, Fliege) hat und wie sie damit umgeht. Ich musste oft lachen. Auch gefällt mir, wie liebevoll und detailreich die Inselbewohner dargestellt sind und die Landschaft. Ich hatte direkt Lust, dort zu sein. Der Schreibstil ist wunderbar locker und ich bin geradezu durch das Buch geflogen. Es kam an keiner Stelle Langeweile auf, sondern vielmehr fühlte ich mich als Teil eines spannenden Abenteuers. Sehr schön auch die vielen schwarz-weiß Illustrationen im gesamten Buch.

Eine wirklich spannende, abenteuerliche, lustige, wunderschöne und sehr gelungene Fortsetzung der Ruby-Reihe. Ich hoffe, dass noch weitere Bände nachfolgen werden. Am Ende dieses Teils hat Ruby ja davon gesprochen, dass sie ihre Eltern ausfindig machen möchte – das wäre sicher eine mordsmäßig spannende Sache.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.10.2020
Follett, Ken

Der Morgen einer neuen Zeit / Kingsbridge Bd.4


ausgezeichnet

Hier geht es um Macht, um politische Verbindungen/Ehen, um Liebe und um Verrat, um Krieg und Versklavung, um abgrundtiefen Hass, um Klüngelei und um die Gier nach Ruhm, Geld und – vor allem – Macht. Das alles vor dem Hintergrund der damaligen Lebenssituation, die natürlich alles andere als einfach war. Mit den armen Bauern, Fischern und sonstigen Bürgern, die ihre Pacht an den jeweiligen Herren abgeben müssen. Mit einem König, der es nicht schafft, durchzugreifen und die höheren Kirchenmänner und Adligen in ihre Schranken zu weisen. Mit Sklaven, die weniger wert sind als Müll. Mit Hungersnöten auf der einen Seite und Völlerei und Dekadenz auf der anderen. Es macht unheimlich Spaß mitzuerleben, wie aus dem winzigen, runtergekommenen Weiler Drengs Ferry – nicht zuletzt durch den Bau der Brücke – über die Jahre ein aufsteigendes Dörfchen wird, sich immer mehr Leute dort ansiedeln und die Kirche dort wieder das tut, was sie soll (nämlich für die Menschen da sein und nicht, diese zu betrügen und auszunutzen, um die eigenen Taschen voll zu machen). Es passiert so viel in diesem Buch und alles fügt sich am Ende zusammen zu einem perfekten Ganzen.

Es ist – wie immer bei Ken Follett – ein absolutes Erlebnis, dieses Buch zu lesen, in diese extrem fesselnde Geschichte einzutauchen und die Zeit um das 9. Und 10. Jahrhundert mitzuerleben. Ich weiß nicht, wie er das macht, aber er schafft es immer, mich nicht nur einfach abzuholen und mitzunehmen, sondern mich mitten rein zu werfen in die Story. Und da „stehe“ ich dann und würde am liebsten ins Geschehen eingreifen: Edgar und Ragna warnen und helfen, Wynston und Dreng wegsperren, bevor sie noch mehr Schaden anrichten können und mithelfen beim Bau der Brücke, die dem kleinen Weiler Drengs Ferry letztlich seinen titelgebenden Namen verleiht: Kingsbridge. Die Charaktere – egal ob gut, böse oder neutral – sind wunderbar lebendig beschrieben, sie und ihre Erlebnisse und Schicksale gehen mir direkt unter die Haut und berühren mich sehr. Im positiven wie im negativen Sinne. Ich habe – das kenne ich aber auch schon von „Die Säulen der Erde“ – beim Lesen viel vor mich hingemurmelt und geflucht, war entsetzt, erfreut oder wirklich wütend und es fühlte sich an, als wäre ich mit dabei gewesen. Mein Mann hat immer nur noch gelacht, wenn aus meiner Ecke wieder ein: „oh dieser mistige Widerling (Wynston)“ kam oder etwas ähnliches. Und: er wusste auch, dass er mich gar nicht ansprechen braucht, während ich lese, da er dann ohnehin keine Antwort bekommt – so vertieft war ich in das Buch.

Kingsbridge ist mal wieder ein follett´sches Meisterwerk. Und auch, wenn er hier sehr viel in Schwarz-Weiß schreibt und die grauen Zwischentöne irgendwie sehr zu kurz kommen (es gibt entweder die Guten oder die Bösen und irgendwie nichts dazwischen) und mir das Ende dann doch ein wenig zu happy ist, finde ich das Buch richtig klasse.

Bewertung vom 25.10.2020
Henry, Christina

Finsternis im Wunderland / Die Dunklen Chroniken Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Düster, blutig und fesselnd – und ein wenig schräg

Mit „Pulver“ ruhiggestellt kann Alice, inzwischen 26 Jahre alt, sich an nichts mehr erinnern. Sie denkt nur immer wieder an einen Mann mit langen Ohren und an ein ausgestochenes Auge. Nachdem sie und Hatcher gemeinsam fliehen, gerät Alice natürlich in „Pulver-Entzug“. Das bringt so nach und nach ihre Erinnerungen wieder zum Vorschein. Und die sind nicht nett. Auch Hatcher hat eine üble Vergangenheit, die stückchenweise zu Tage tritt. Die beiden müssen ein besonderes Schwert finden, mit dem sie den Jabberwock, das dunkle Wesen, besiegen können. Dazu müssen sie zu allen Bossen der dunklen Stadt, um Informationen zu erhalten. Doch die Bosse sind alles andere als freundlich und trachten ihnen nach dem Leben.

Die Geschichte ist düster, stellenweise sehr brutal, es fließt viel Blut und es geschehen wirklich üble Grausamkeiten und dennoch würde ich es nicht als Horror bezeichnen, sondern als dunklen Fantasyroman. Es macht Spaß, Alice und Hatcher auf ihrer Mission zu begleiten, durch die ihre Vergangenheit wieder lebendig wird und die immer neue, weitere Informationen enthüllt. Super die Parallelen zur Ursprungsgeschichte „Alice im Wunderland“ und das Setting ist auch wirklich genial. Ich hätte mir bei den Spannungsspitzen, also z.B. bei den jeweiligen Treffen mit den Bossen, nur etwas mehr Tiefgang gewünscht. Das wurde für meinen Geschmack zu hopplahopp abgehandelt. Vor allem auch das Aufeinandertreffen mit dem nahezu unbesiegbaren Jabberwock. Das war eher recht unspektakulär.

Der leichte, detailreiche Schreibstil hat mir gut gefallen und auch wenn ich die Geschichte irgendwie seltsam fand (ich kann da gar nicht den Finger drauflegen, warum das so war), hat sie mich doch völlig gepackt und gefesselt. Ich fühlte mich beim Lesen an Tim Burton-Filme erinnert, die mir ausgesprochen gut gefallen. Ganz klar: ich werde weiterlesen. „Finsternis im Wunderland“ ist nämlich nur der erste Teil der Alice-Chroniken. Und ich muss jetzt einfach wissen, wie es mit Alice und Hatcher (eine Liebesgeschichte ist da nämlich auch noch dabei) weitergeht.

Bewertung vom 19.10.2020
Jonasson, Ragnar

NEBEL / HULDA Bd.3


ausgezeichnet

Erla und Einar leben schon ewig in dem alten Bauernhaus weit weg von jeglicher Zivilisation. Umso verwunderter sind sie, als kurz vor Weihnachten Léo vor ihrer Tür steht, der sich angeblich mit Freunden auf einem Jagdausflug befand und sich verlaufen hat. Erla misstraut ihm von Anfang an. Warum ist er wirklich hier? Und was hat er mir ihrer Tochter Anna gemacht, die im etwas weiter entfernten Haus nebenan wohnt? Warum kommt sie nicht – wie sonst immer – an Weihnachten zu Besuch?

Diese Trilogie ist ja, wie bekannt sein dürfte, von hinten nach vorne aufgebaut. Teil 1 („Dunkel“) ist quasi das Ende, Teil 2 („Insel“) spielt davor und dieser 3. Teil nun ist quasi der Anfang von allem. Es ist unfassbar genial, wie Jónasson diesen Thriller aufgebaut hat. Man liest ein bisschen was über Erla und Einar, dann über Hulda und ihre familiären Probleme mit dem grausamen Schicksalsschlag und auch über einen anderen Fall von Hulda, nämlich den der vermissten jungen Frau Unnur. Und man fragt sich oft, wie das alles bitteschön zusammenhängt. Alle Handlungsstränge werden nach und nach und gewohnt „leise“ miteinander verwoben, bis sie am Ende dann das ganze Bild ergeben. Leise, aber dadurch umso packender! Man weiß ja durch Teil 1 und 2, was Hulda mit Tochter und Mann für Schicksalsschläge erlebt hat. Dennoch ist es sowas von interessant, jetzt mitzuerleben, wie sie genau darauf zusteuert. Ihre Empfindungen, die Selbstvorwürfe etc. gehen unter die Haut. Der Handlungsstrang im Bauernhaus ist einfach nur furchtbar spannend. Was führt Léo im Schild? Wer ist er wirklich? Warum ist Einar so ruhig, und Erla so völlig panisch, was Léo betrifft? Und was ist mit Anna, ihrer Tochter? Ohne zu viel zu verraten kann ich sagen, das ich wirklich überrascht wurde und dieses Ende bis fast ganz zum Schluss nicht vorausgesehen habe.

Jónasson´s Schreibstil passt perfekt zur eiskalten Winterlandschaft Islands und zum abgelegenen Tatort fernab von allem. Ich konnte förmlich den Schneesturm tosen hören und die klirrende Kälte fühlen. Ein düsterer Thriller, der ungemein fesselt und schlicht genial ist! Und der unter die Haut geht. Mein Mitgefühl für Hulda war grenzenlos und ich konnte sehr gut nachvollziehen, dass sie so ist, wie sie eben ist: ruhig, einzelgängerisch, misstrauisch, verletzt… und trotzdem – oder gerade deswegen – eine brillante Ermittlerin.

Erwähnen möchte ich auch noch das wirklich schöne Nachwort des Autors mit der niedergeschriebenen, kurzen Erinnerung seiner Mutter. Und ich habe etwas gelernt: in Island ist es eine alte Tradition, sich an Weihnachten Bücher zu schenken und dann am Heiligen Abend bis spät in die Nacht zu lesen. Eine schöne Tradition, finde ich.