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Barbara
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Remscheid

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Insgesamt 214 Bewertungen
Bewertung vom 17.06.2024
Cors, Benjamin

Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1


sehr gut

Jakob Krogh und Mila Weiss sind die Chefs der neu gegründeten Gruppe 4 der Polizei. Sie untersuchen die Taten eines Serienkillers, der an seinen Tatorten Krähen hinterlässt und sie lange völlig im Dunkeln tappen lässt. Mit Hilfe ihres bunt gemischten Teams sind die Ermittler bereit, bis an ihre Grenzen zu gehen. Doch der Täter verlangt ihnen trotzdem alles ab und hält sie immer wieder zum Narren.

Es sind interessante Charaktere, die Benjamin Cors in seinem Thriller "Krähentage" einen brutalen Serienkiller jagen lässt. Jakob kehrt nach einer längeren Auszeit wieder zur Polizei zurück. Man spürt, dass diesen beliebten Kollegen trotz aller Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft etwas Dunkles umgibt. Seine Kollegin Mila ist ein ganz anderer Typ, aufbrausend, barsch, ruppig und wenig einfühlsam bildet sie einen guten Kontrast zu ihrem Kollegen, doch sie ist eine beharrliche und gründliche Ermittlerin. Sie hütet ein großes Geheimnis, das ihr Leben beherrscht und ihren letzten Fall betrifft, das sie jedoch auf keinen Fall preisgeben möchte. Auch die übrigen Mitglieder des Teams sind ein bunt gemischter Haufen, doch sie raufen sich zusammen und werden sicher noch so manchen Fall gemeinsam aufklären. Der brutale Serienkiller fasziniert durch seine Fähigkeit, in die Körper seiner Opfer zu schlüpfen und ihr Leben zu übernehmen..

Interessant ist, dass man von Anfang an weiß, wer der Täter ist und durch einen Perspektivwechsel in der Erzählung dieser auch häufig aus seiner Sicht erzählt. Dieser Thriller ist ausgesprochen spannend, kann mich jedoch trotz eines gelungenen Twists mit dem Ende nicht vollends überzeugen. Zu viele Fragen bleiben offen und dies ist meiner Meinung nach einer Fortsetzung geschuldet.

Bewertung vom 13.06.2024
Schilp, Tina

Auf die Tatzen, fertig, los / Olympiade der Tiere Bd.1


ausgezeichnet

Der kleine Löwe Lenni soll seinen verletzten Vater bei der Olympiade der Tiere vertreten. Mit großer Angst vor der Herausforderung reist er alleine zur Olympischen Insel. Doch dort lernt er viele neue Freunde kennen und auch, was der olympische Gedanke bedeutet.
Die erste Geschichte um den Löwen Lenni ist sehr aktuell vor dem Beginn der Olympiade in Paris. Sehr liebevoll von Patrick Fix illustriert verfolgt man die Verwandlung des ängstlichen und zurückhaltenden Löwenjungen in einen begeisterten Läufer mit Kampfgeist. Mit viel Spannung erzählt Tina Schilp eine Geschichte über Freundschaft, Gemeinsamkeit, Mut und Fairness. Auch das Ende spiegelt den sozialen Gedanken sehr schön wieder und macht richtig Spaß.
Schon die erste und letzte Seite im Einband sind witzig anzuschauen, dazu entdeckt man überall nette Kleinigkeiten wie zum Beispiel eine Schlange als Handtuchhalter oder den blinden Maulwurf mit den Zielflaggen.
Das Buch ist tatsächlich für geduldige 5 - 6jährige zum Vorlesen geeignet, der Text ist kindgerecht und spannend geschrieben. Ich bin gespannt auf die weiteren Geschichten dieser Reihe.

Bewertung vom 13.06.2024
Zamora, Javier

Solito


ausgezeichnet

Javier ist 9 Jahre alt und lebt mit seinen Großeltern in El Salvador, seitdem seine Eltern vor dem Bürgerkrieg in die USA geflohen sind. Um ihren Sohn nachzuholen schicken sie ihn mit Schleusern auf den langen Weg der illegalen Einreise, eine Odyssee mit fremden Menschen, ständigen Gefahren und lebensgefährlichen Bedrohungen.
Es ist eine wahre Geschichte, die Javier Zamora hier erzählt, und zwar seine eigene. Erst Jahre nach seiner großen Reise ist er in der Lage, über diese Zeit zu schreiben. Dieses Buch ist dadurch sehr berührend, als Leser*in erleben wir mit dem 9Jährigen Situationen, die sich eher wie aus einer Abenteuergeschichte lesen und durchleben viele verschiedene emotionale Hoch- und Tiefzeiten. Die Phase der Freude, endlich seine Eltern wieder sehen zu können, bedeutet gleichzeitig, von seinen Großeltern, Tanten, Onkeln und Freunden in El Salvador Abschied zu nehmen. Die Schwierigkeit, fremden Menschen vertrauen zu müssen, ihnen ausgeliefert zu sein und ihnen geheime Ängste und auch Peinlichkeiten anvertrauen zu müssen, sind für den Jungen extrem belastend. Die große Angst geschnappt zu werden, die Brutalität der Grenzer, die Erfahrung, wie ein Stück Vieh behandelt zu werden, das alles muss für ein Kind kaum zu ertragen sein. Dazu die körperliche Strapaze aus Laufen, Klettern, Rucksack schleppen, Hungern, Durst, extremer Hitze, eiskalten Wüstennächten und immer wieder zermürbendem Warten. Doch es ist auch viel Zuneigung und Nächstenliebe, die Javier auf seinem langen Weg in die USA erfährt und die ihn durchhalten lassen.
Zamora schreibt diese Geschichte aus seiner Sicht als Junge und bedient sich dabei einer Sprache, die zu einem Kind passt. Er benutzt hauptsächlich kurze Sätze und einfache Formulierungen, wodurch der Text aber sehr authentisch wirkt. Viele Begriffe und auch Sätze werden in Spanisch verwendet, dazu befindet sich am Ende des Buches ein Glossar. Da ich kein Spanisch spreche, muss ich oft meinen Lesefluss unterbrechen, um die Begriffe nachzuschlagen. Da hätte ich mir häufiger die deutsche Übersetzung gewünscht.
Eine intensive Geschichte über eine Flucht, die tagtäglich in vielen Teilen auf der Welt so erlebt wird und hier durch das Schicksal eines 9Jährigen zutiefst berührt. Ich bewundere den Autor, dass er den Mut gefunden hat, sich diesem Erlebnis mit Hilfe eines Buches zu stellen.

Bewertung vom 24.05.2024
Stern, Anne

Das Opernhaus: Rot das Feuer / Die Dresden Reihe Bd.2


sehr gut

Auch in diesem Band verfolgen wir das Leben von Elise Jacobi, die gefangen in einer lieblosen Ehe zwar ihre Leidenschaft zur Musik ausleben darf, aber ansonsten eher pflichtbewusst und standesgemäß ihre Aufgaben als Ehefrau und Mutter der Adoptivtochter Netty erfüllt. Ihre große Liebe zu dem Kulissenmaler Christian steht unter keinem guten Stern und beider Wunsch auf eine gemeinsame Zukunft lässt sich nicht erfüllen.
Anne Stern hat die Fortsetzung ihres Romans vor dem Hintergrund der Mairevolution 1849 in Dresden erzählt. Sehr intensiv erlebt man als Leser*in die Stimmung unter der Bevölkerung in der damaligen Zeit, der brodelnde Unmut und die drohenden blutigen Aufstände. Dabei begleitet man viele bekannte Namen wie Wagner und Semper, aber auch Louise Otto, die die deutsche Frauenbewegung maßgeblich mitbegründet hat. Denn neben den politischen Unruhen ist auch das Thema Rechte der Frauen und Emanzipation ein wichtiger Bestandteil in Anne Sterns Roman. Die Zerrissenheit der Frauen wird an Elises Beispiel deutlich: sie ist stark abhängig von ihrem Ehemann Adam, ist pflichtbewußt und fast immer loyal ihm gegenüber. Aber innerlich würde sie gerne ausbrechen, Erfolge mit ihren Kompositionen erfahren, die jedoch in der höheren Gesellschaft keine Chance haben, wenn sie von einer Frau verfasst wurden. Die Liebe zu Christian ist nicht standesgemäß und gegen alle Konventionen, darunter müssen beide leiden - sie traut sich nicht, den Schritt zu wagen, er möchte sie nicht dem gutbürgerlichen Leben entreißen, das sie gewohnt ist. Außerdem möchte Elise den Freiheitsdrang und das ungestüme und unkonventionelle Verhalten ihrer geliebten Netty fördern, eckt aber damit bei ihrem konservativen Ehemann und der Umgebung an.
Ein Roman, der geschickt eine Liebesgeschichte mit historischen Fakten aus Geschichte und Politik verbindet. Dabei ist die Liebe zur Musik und ganz besonders zur Oper - hier natürlich die Semper-Oper - ein roter Faden, der sich durch die gesamte Geschichte zieht.

Bewertung vom 18.05.2024
Leevers, Jo

In den Augen meiner Mutter


ausgezeichnet

Dan und Georgie wurden als Kind von ihrer Mutter Nancy verlassen und wachsen mit dem Gefühl auf, sie wären nicht liebenswert und Schuld an ihrem Verschwinden. Als Georgie hochschwanger einen Hinweis auf den Verbleib von Nancy erhält macht sie sich spontan mit Dan zusammen auf die Suche. Diese Reise zwingt die Geschwister, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen, mit Schuld und Scham und ihren unterschiedlichen Erinnerungen. Doch auch die Geschichte der vermeintlich lieblosen und unverantwortlichen Nancy wird in Rückblicken erzählt und es ist erschreckend zu erfahren, wie es zu ihrem Verschwinden kam.

In diesem Buch von Jo Leevers ist nichts so, wie es am Anfang zu sein scheint. Es ergeben sich viele interessante Wendungen und die Charaktere entwickeln sich im Laufe der Geschichte, so dass man sie mit ganz anderen Augen betrachtet. Viele interessante Themen werden angesprochen und immer wieder wird deutlich, wie wichtig es ist, ehrlich miteinander zu sein und das Gespräch zur Klärung zu suchen. Einige kleine Schwächen im Bereich unrealistische Zufälle seien verziehen, insgesamt bietet dieser Roman sehr gute Unterhaltung. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und die Story hat mich so gefesselt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Da im Fokus die Geschichten von Georgie und Nancy stehen, würde ich dieses Buch vor allem Frauen mit einem Faible für Familiengeschichten empfehlen.

Bewertung vom 14.05.2024
Hart, Marisa

So bist du - Wähle das, was zu dir passt


ausgezeichnet

Hier gibt es viel zu entdecken und mitzumachen, was besonders die Kleinen so alles beschäftigt. Egal ob es um Spielzeug, Luftballons, Ausflüge, Getränke oder Essen geht: auf jeder Seite kann das Kind auswählen, welches der eigene Favorit ist. Aber es geht nicht nur um Sachentscheidungen, sondern es werden auch Gefühle, Freundschaften und Grimassen angesprochen. Dazu kommen sehr schöne Illustrationen von Tieren und einem Fantasiewesen mit lustigen Namen. Gut gefällt mir, dass vorne alle Figuren benannt werden und am Ende auf einer Seite die Dinge aufgelistet sind, für die sich die Tiere selber entschieden haben.
Der Sinn ist, spielerisch zu erkennen, dass jedes Kind andere Vorlieben hat, anders aussieht und unterschiedliche Gefühle haben kann. Und dabei gibt es kein richtig und falsch sondern alles ist möglich, Vielfalt ist normal und gewünscht. Ein frühes Lernen von Toleranz in unserer Gesellschaft.
Das Buch hat ein angenehmes Format, es gibt Platz genug für schöne Bilder auf der einen Seite und den Text auf der gegenüberliegenden Seite. Die Seiten sind stabil und halten einiges aus, was für die Kleinen immer sinnvoll ist.
Einziger Kritikpunkt von mir ist das angegebene Alter, das ich zu jung finde für die vielen Interaktionsmöglichkeiten. Mein Enkelkind ist 2 Jahr alt und noch grenzwertig mit der Geduld für den längeren Text. Aber sie liebt die Figuren und die vielen bekannten Dinge, die es zu suchen und zeigen gibt.
"So bist du" ist auf jeden Fall eine Bereicherung für den Bücherschrank im Kinderzimmer.

Bewertung vom 14.05.2024
Fölck, Romy

Das Licht in den Birken


sehr gut

Drei Schicksale vereinen sich auf einem alten Bauernhof in der Lüneburger Heide in einem heißen Sommer zwischen dem Licht der Birken. Dort wohnt Benno, versorgt gerettete Tiere, begegnet Menschen sehr unwirsch und steht kurz vor dem Ruin. Er vermietet eine Wohnung an Thea, die aus Portugal mit zwei Ziegen zurück in ihre Heimat zieht um Frieden mit sich und ihrer Vergangenheit zu schließen. Die beiden nehmen die junge Juli auf, die verletzt im Wald unterwegs ist und sich eigentlich bei einer langen Wanderung von ihrer Mutter lösen möchte.
Es ist kurzweilig zu lesen, wie die drei Charaktere sich langsam entwickeln. Benno muss lernen, sich nicht allen Menschen gegenüber zu verschließen und erkennen, dass es ohne Hilfe nicht gelingen wird, den Hof und seine geliebten Tiere zu retten. Der alte Grantler eckt immer wieder an, muss aber feststellen, dass seine ersehnte Ruhe ihn auch einsam gemacht hat.
Thea dagegen hat ein überschäumendes Temperament, sie verströmt mit ihrem südländischen Flair viel Energie und manchmal auch Chaos. Die Geschichten aus der Vergangenheit lassen sie nicht los und quälen sie, mit Bennos Wesen prallen geradezu Welten aufeinander.
Juli als Jüngste wirkt dagegen häufig wie eine Vermittlerin der beiden, sie ist oft die Vernünftige und Abgeklärteste.
Alle von ihnen brauchen Hilfe und tun sich schwer damit, sie von anderen Menschen anzunehmen. Gemeinsam eine Stärke zu entwickeln und auch die eigenen Schwächen und Ängste zuzulassen ist eine der Kernaussagen in diesem Buch.
Leider wirken mir einige Stellen ein bisschen klischeehaft, im Großen und Ganzen ist der Inhalt der Geschichte sehr vorhersehbar. Dieses Buch von Romy Fölck kommt bei Weitem nicht an "Die Rückkehr der Kraniche" heran, ist aber unterhaltsam und besticht außerdem in seinen Beschreibungen durch eine große Liebe zur Natur und der Tierwelt.

Bewertung vom 01.05.2024
Hamberg, Emma

Bonjour Agneta / Neuanfang auf Französisch Bd.1


ausgezeichnet

Agneta ist 49, Mutter zweier erwachsener Kinder und Ehefrau von Magnus, der in der Beziehung das Sport- und Ernährungsprogramm vorgibt. Als ihr das zu viel wird bewirbt sie sich auf eine Zeitungsannonce, die sie in ein kleines Städtchen in der Provence und zu einer große Herausforderung führt.
Mit viel Humor beschreibt Emma Hamberg eine völlig durchschnittliche Frau, die immer ihren Pflichten nachgekommen ist, sich um die Familie gekümmert hat, in ihrem Beruf fleißig war und dabei immer unsichtbarer geworden ist. Ihr heimliches Aufbegehren gegen Magnus Fitnesswahn ist herrlich zu lesen, das versteckte Toastbrot, die ungesunde Marmelade, die Flasche Rotwein unter dem Bett. Der Mut, die Auszeit in der Provence zu machen und Haus, Mann und Kinder einmal hinter sich zu lassen, überrascht Agneta selber am meisten. Es ist faszinierend zu lesen, wie diese angepasste und unsichere Frau ihre Komfortzone verlässt. Am liebsten möchte man sie packen und sagen: Kopf hoch, du schaffst das schon, du hast ein bisschen Freiheit und Glück und Unabhängigkeit verdient. Wunderbar versteht es die Autorin zu beschreiben, wieviel Lebensfreude ein schönes Essen, ein Besuch auf einem französischen Markt und ein gutes Glas Wein bedeuten kann. Überhaupt sind die Beschreibungen der Franzosen im Gegensatz zu den Schweden sehr unterhaltsam, was dieses Buch zu einem wunderbaren Urlaubsroman macht.
Doch gibt es auch einen Teil der Geschichte, der nachdenklich stimmt. Themen wie Vorurteile gegen Homosexuelle und der Umgang mit Dementen und älteren Menschen sind überall aktuell. Und natürlich das Selbstwertgefühl von Frauen, der Sinn des beständige Streben nach einem schlankeren und fitteren Körper.
Zu lesen, wie Agneta sich langsam verändert, sich selber wahrnimmt, aus sich heraus geht und neue Freunde kennen lernt, ist witzig und unterhaltsam. Dieses Buch kann ich jedem empfehlen, der in einer belastenden und unruhigen Zeit eine ungeheuer humorvolle und charmante Geschichte lesen möchte, die einfach gute Laune macht und trotzdem einen nachdenklichen Kern hat.

Bewertung vom 01.05.2024
Pelt, Louise

Die Halbwertszeit von Glück


ausgezeichnet

Es sind drei Frauen, deren Schicksal Louise Pelt erzählt und dabei geschickt verschiedene Zeiten und Schauplätze miteinander verknüpft.
Die Geschichte von Johanna spielt in der DDR und beginnt 1987, als sie eine junge Frau im Wald findet, die sich auf der Flucht vor den Grenzern befindet. Die unnahbare und unfreundliche Johanna wächst einem langsam immer mehr ans Herz, je mehr man von ihrer Vergangenheit und Lebensgeschichte erfährt.
Die junge Holly versucht sich 2003 in Los Angeles ein Leben als Drehbuchautorin aufzubauen, wird jedoch durch ein tragisches Unglück jäh aus der Bahn geworfen. Es ist ergreifend zu verfolgen, wie sie sich, geplagt von Schuldgefühlen, in eine schwierige Situation bringt.
Als Drittes geht es um Mylène, die 2019 in Paris lebt und kurz vor der Hochzeit ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit erfährt, das ihr gesamtes Leben auf den Kopf stellt. Auf der Suche nach ihren Wurzeln begibt sie sich auf eine Reise , die das Schicksal der drei Frauen schließlich miteinander verknüpft.
In diesem Roman geht es um das Streben nach Glück, um Liebe, Vertrauen und Schicksal. Durch den Wechsel zwischen den Geschichten und verschiedenen Schauplätzen ist es ein sehr unterhaltsames und abwechslungsreiches Buch, zudem bleibt die Verbindung zwischen den drei Protagonistinnen bis kurz vor Schluß spannend. Einen Stern Abzug gebe ich nur für einen Hauch zu viel Klischeehaftes an der einen oder anderen Stelle.
Eine Leseempfehlung für alle, die Frauenschicksale mögen.

Bewertung vom 25.04.2024
Weber, Tanja

Unter dem Moor


ausgezeichnet

Es ist das Schicksal von drei Frauen, die zu verschiedenen Zeiten mit der Idylle des Haffs und der Moorlandschaft Bekanntschaft machen.
Die 14jährige Gine wird 1936 als billige Arbeitskraft von den Nazis ans Stettiner Haff geschickt und erlebt dort furchtbare Dinge. Als erwachsenen Frau stellt sie sich ihrer Vergangenheit und reist erneut dorthin in der Hoffnung, mit ihrem Trauma abzuschließen.
1979 lebt die junge Ehefrau und Mutter Sigrun in dieser Region und leidet unter dem Druck des DDR-Regimes.
Und als Dritte steht die junge Ärztin Nina kurz vor einem Burnout und beschließt, alleine mit ihrem Hund eine Auszeit in Mecklenburg-Vorpommern am Haff zu nehmen. zwischen Einsamkeit, Bedrohung und Faszination erlebt sie die Landschaft und die Menschen und wird mit Geschichten aus der Vergangenheit konfrontiert.

Geschickt versteht es Tanja Weber, die Geschichten der drei Frauen miteinander zu verweben und einen Bogen über die Moorlandschaft zu spannen von 1936 bis heute.
Alle drei Schicksale sind Beispiele ihrer Zeit und sehr berührend.
Als Leser*in leidet man mit Nina, die nach Corona trotz ihres jungen Alters und der Arbeit in ihrem Traumberuf ausgebrannt und desillusioniert ist. Zu gut haben wir noch die Bilder der Pandemie und ihrer verzweifelten Bekämpfung durch medizinisches Personal im Kopf.
Gine durch ihr Landjahr zu begleiten ist grausam und bedrückend, der Blick in der Zeit zurück in die Geschichte ist immer wieder entsetzlich und beschämend. Um so mehr tut es gut zu erfahren, wie ihr weiteres Leben verläuft.
Mit Sigrun erlebt man die Repressalien der DDR, den harten Alltag und den Wunsch, daraus auszubrechen. Auch dieser Teil der Geschichte des geteilten Deutschlands erlebt man durch die Augen einer jungen Frau, die sich nicht unterkriegen lässt, die ihre Familie liebt und versucht, das Beste aus ihrer Situation zu machen.
Der Wechsel zwischen den verschiedenen Geschichten ist abwechslungsreich und erzeugt eine Spannung, die einen das Buch kaum aus der Hand legen lassen. Und über allem immer wieder das Moor und das Haff, die Weite der Landschaft, die Schönheit der Natur und die große Tierwelt, die die Autorin bildgewaltig und ausdrucksstark beschreibt.
Ein Roman, der Zeitgeschichte, einen Kriminalfall und menschliche Schicksale sehr unterhaltsam miteinander verbindet und den ich unbedingt empfehlen kann.