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katikatharinenhof

Bewertungen

Insgesamt 228 Bewertungen
Bewertung vom 29.03.2025
Ziemlich rätselhafte Morde
von Reiswitz, Stephanie

Ziemlich rätselhafte Morde


ausgezeichnet

Wer das Spiel "Cluedo" kennt, wird dieses Buch lieben

Rätsel-Fans aufgepasst, denn es gibt ein Mitmach-Buch, dass euch regelrecht vom Hocker fegen wird !

Stephanie von Reiswitz bringt mit "Ziemlich rätselhafte Morde" englischen Stil und Charme in eure Lesezimmer und lädt euch dazu ein, gemeinsam mit Medea Thorn, der genialsten Privatermittlerin seit Aghatha Christe, auf Spurensuche zu gehen, rästelhafte Ereignisse zu lösen und so den Tätern auf die Spur zu kommen.

Schon der raffiniert gestaltete Einband, der durch die Ausstanzung einen Blick durch das Schlüsselloch ermöglicht, erinnert an das beliebte Spiel „Cluedo“ und ist quasi die Eintrittskarte in die schaurig-schöne Welt, die sich auf den einzelnen Seiten durch die großformatigen Illustrationen mit viel Liebe zu düsteren Details für die Leser:innen zunächst noch versteckt hält.

Die Tatorte sind mitunter sehr zum Gruseln, reichen vom verranzten Bistro über das gut sortiere Chemielabor bis hin zu Geheimverstecken im edlen Salon und faszinieren dank der üppigen Zeichnungen, die von Reiswitz für ihre Leser:innen zugänglich macht.

Die Herausforderung, die Hinweise nicht nur in den Texten, sondern auch in den Illustrationen zu finden, erfordert kreatives Denken und einen scharfen Blick, denn dieser bleibt oft und gerne an der üppigen Ausstattung hängen und lässt sich somit leicht ablenken. Es macht unglaublich viel Spaß, sich durch die charmant skurrilen Charaktere zu arbeiten und dabei das eigene Hirnskastel auf Trab zu bringen, um die eigenen detektivischen Fähigkeiten herauszukitzlen. Die Tipps zu jedem Rätsel sind hilfreich, ohne dabei zu viel zu verraten – genau das richtige Maß, um die Neugier zu wecken und den Spannungsbogen aufrechtzuerhalten.

Wer das Spiel "Cluedo" kennt, wird dieses Buch lieben :)

Bewertung vom 29.03.2025
Über Stock und Mörderstein
Capellmann, Carla

Über Stock und Mörderstein


sehr gut

Und es läuft auf Schritt und Tritt ein echter Mörder in der Gruppe mit ?!

Der romantische Eifelsteig ist nicht nur das Ziel einer Wandergruppe, sondern auch Ellen Engels neuer Auftrag. Eine gehörnte Ehefrau schickt sie auf Schusters Rappen und somit auch auf die Fährte ihres untreuen Ehemannes. Doch als ausgrechnet dieser in den Tod stürzt, steht nicht nur Ellen vor der Frage, ob es Unfall oder Mord gewesen ist. Das Wandern ist des Mörders Lust ?


Carla Capellmann lässt ihre Leser:innen den Wanderrucksack packen, die Wanderschuhe schnüren und schickt sie gemeinsam mit einer doch eher sehr bunt gemischten Truppe in die romantische Eifel. Was zu Beginn noch wie eine gemütliche Wanderung unter Freunden aussieht, wird schon nach wenigen Kapiteln zum Schaulaufen der Eitelkeiten. Denn wer gemeinsam mit Gleichgesinnten über Stock und Stein wandert, lässt nicht nur die Sorgen hinter sich, sondern verliert auch nach und nach die Maske des Alltags, die mitunter recht sorgsam aufgesetzt ist.

Die Figuren sind sehr facattenreich angelegt und brüsten sich schon das ein oder andere Mal mit ihren privaten Erfolgen, überbieten sich gegenseitig mit tollen Erlebnisses und doch blitzt immer wieder ein dunkler Schatten auf. Ellen Engels schaut hinter die Fassaden und entdeckt, dass nicht alles so eitel Sonnenschein ist, wie zunächst vermutet.

Zwischen Diebesgut und Freundschaft bahnen sich nicht nur Neid, Missgunst und Heuchelei ihren Weg, auch die "Tücken" der Technik erweisen sich als äusserst hilfreich, um Geheimnisse zu lüften, Daten abzugreifen und diversen Spuren zu folgen. "Über Stock und Mörderstein" nimmt sich an manchen Stellen nicht ganz so ernst, kommt trotz Ermittlungsarbeit auch mal pfeifend und Augenzwinkernd um die Ecke und beweist, dass es nicht immer literweise Blut und grauenvolles Gemetzel braucht, um spannende Krimiunterhaltung in den Häden zu halten.

Die beigefügte Playlist schickt verscheidene Ohrwürmer auf die Reise und so pfeifen die Lesenden echte Gassenhauer wie "I'm Gonna Be (500 Miles), "Wildberry Lillet" oder "Time to wonder" während dem Lesen mit.

Bewertung vom 28.03.2025
Die Cornwall-Saga
Vollkommer, Nicola

Die Cornwall-Saga


ausgezeichnet

Ein Buch zum Herz-über-Kopf-Verlieben

Bei Neuauflagen bin ich immer etwas skeptisch, jedoch liefert der Sammelband "Die Cornwall-Saga" von Nicola Vollkommers den besten Beweis dafür, dass ihre beiden Romane „Wie Möwen im Wind“ und „Die Rückkehr des Erben“ echte Herz-über-Kopf-Momente vereint. Der Blick durchs Schlüsselloch macht möglich, dass die Leser:innen ein Teil der Dienerschaft werden und gleichzeitig auch das Knistern von kostbaren Stoffen auf der Haut spüren, wenn der Perspektivwechsel vollzogen und die Welt der Adligen ihre Türen öffnet

Im ersten Teil begleiten wir die bezaubernde Charlotte, die zweite Tochter von Lord und Lady Greenwold, auf ihrem Weg durch eine Kindheit, die trotz elterlicher Ablehnung von Wärme und Zuneigung geprägt ist. Die Autorin schafft es mit ihrem einfühlsamen Schreibstil, Charlottes innere Kämpfe und Sehnsüchte so lebendig darzustellen, dass man als Leser:in mit ihr leidet und hofft. Besonders berührend ist die Beziehung zu ihrer Amme, die trotz ihrer eigenen Trauer Charlotte mit bedingungsloser Liebe umgibt. Diese emotionale Tiefe zieht sich durch das gesamte Buch und geht mitten ins Herz.

Der zweite Teil hält einen spannenden und gefährlichen Plo bereit, in dem ein habgieriger Verwandter den Anspruch auf das Greenwold-Anwesen erhebt. Die ständige Bedrohung, die sich über Charlottes neuem Leben und ihrer Familie ausbreitet, schwebt wie ein dunkler Schatten über allem und die Bedrohung sitzt wie eine kalte Hand im Nacken.Die Autorin verbindet die beiden Erzählstränge wie einen geflochten Zopf miteinander, sodass die Leserschaft die Entwicklungen beider Seiten mit Spannung verfolgt.

Die Beschreibungen der atemberaubenden Landschaft Cornwalls sind wie der Blick in ein imaginärens Landschaftkino. Vollkommner gelingt es, die Schönheit und die rauen Küsten des Landes so lebendig zu schildern, dass man beim Lesen das Gefühl hat, selbst durch die sanften Hügel und die stürmischen Klippen zu wandern. Diese idyllischen Bilder stehen im starken Kontrast zu den inneren Kämpfen und Konflikten der Protagonist:innen und bilden eine zusätzliche emotionale Verbindung zwischen Gelesenem und Gefühltem.

Besonders eindringlich sind die Themen von Misshandlung und psychologischem Druck, denen Charlotte ausgesetzt ist. Die Darstellung ihrer inneren Zerrissenheit und der verzweifelte Wunsch nach der Anerkennung ihrer Eltern sind so berührend, dass ich oft innehalten musste, um meine eigenen Emotionen zu ordnen - machmal ist der berühmte Kloß im Hals so präsent, dass sich die Gefühle erst einmal ihren Weg bahnen müssen, um weiterlesen zu können. Vollkommner schafft es, diese ernsten Themen mit einer solchen Sensibilität zu behandeln, dass man als Leser:in die Traurigkeit und den Kampf um Liebe und Akzeptanz hautnah mitfühlt und selbst durchlebt.

Im zweiten Teil, der sich mit der Erziehung von Charlottes Tochter Elinor beschäftigt, wird die Geschichte noch komplexer und fesselnder. Die Herausforderungen, die Elinor aufgrund ihrer Sehbeeinträchtigung und ihrer starken Persönlichkeit meistern muss, sind sowohl inspirierend als auch bewegend. Die Spannung, die durch die Bedrohung von außen entsteht, lässt die Leser:innen kaum Atem holen und sorgt dafür, dass ein regelrechter Lesesog entsteht.

Ein Sammelband, der nicht nur fesselnde Geschichten erzählt, sondern auch tiefgründige Themen behandelt, ein bisschen "Downton-Abbey-Feeling" verbreitet und die Höhen und eiefen des Lebens vor fantastischer Kulisse für die Lesenden bereit hält. Ein Buch, das denn Lesefrühling mit ganz vielen emotionalen Lesetunden bereichert.

Bewertung vom 27.03.2025
Wenn wir wieder Schwestern sind
Schöpflin, Gertraud

Wenn wir wieder Schwestern sind


sehr gut

"Vergebung ist der Schlüssel, der die Tür zum inneren Frieden aufschließt."

Aus Kindern werden Erwachsene - Sofie und Grete sind mittlerweile fats 21 Jahre alt und der Ruf Chinas wird immer lauter. Die jungen Frauen sollen zwei ihnen noch unbekannte Missionare heiraten und in China den Weg weitergehen, den ihre Mutter einst selbst gegangen ist. Als Sofie an Typhus erkrankt, greift Grete zu einer List, die alle Planungen zunichte machen. Der Verrat und die Enttäuschung sitzen tief und Sofie bricht den Kontakt zu ihrer Schwester ab. Gibt es für beide junge Frauen eine zweite Chance ?


Nach der großen Enttäuschung, die ich mit Band eins erlebt habe, war ich zunächst eher skeptisch und nicht ganz so aufgeschlossen, was den Fortsetzungsroman betrifft. Und wie so oft im Leben gibt es Überraschungen und große Emotionen, wenn wir bereit sind, nicht nur Menschen, sondern auch Büchern eine zweite Chance zu geben.

Gertraud Schöpflin erzählt in einer sehr bildhaften und seelenvollen Sprache von Sofie und Grete, entführt ihre Leser;innen nach China und ermöglicht ihnen, hautnah an der Seite der beiden weiblichen Hauptfiguren mitzuerleben, wie Neid, Eifersucht und (nicht nur geschwisterliche) Rivalität zunächst die starken Bande regelrecht vergiften und einen Keil zwischen die Schwestern treiben.

Grete ist aber auch ein ganz schönes Früchten, mit allen Wassern gewaschen und das macht sie anfängöich unsympathisch. Ihr Vorgehen ist in keiner Weise nachvollziehbar oder tolerierbar und es fällt shwer, ihr diesen Fehltritt zu verzeihen.Doch auch in Grete wohnt eine gute Seele, die sich bisher nur sehr gut im Verborgenen gehalten hat. Ihre Entwicklung von der niederträchtigen Zicke zur liebenswerten Frau ist der beste Beweis dafür, dass ein Neuanfang immer möglich ist.

Sofie hingehen ist muss erkennen, dass sie die Schatten der Vergangenheit mehr belasten als sie zugeben will und ihre Sehnsucht nach Glück, Geborgenheit, Liebe und Sicherheit brennt tief ihn ihr. Ihr Werdegang wird von Schöpflin in faszinierenden Bildern und Worten geschildert, sodass sich die Lesenden gerne an ihrer Seite einfinden, um Gutes zu tun und das ein oder andere Herzklopfen zu spüren.

Das Buch lebt von den spannenden Geschichten, die sich rund um die beiden Schwestern ereignen. Der Kerngehalt der christlichen Botschaft findet nicht nur Ausdruck in den Überschriften der jeweiligen Kapitel, sondern auch im tiefen Vertrauen der Charaktere, allzeit von Gott begeleitet, geführt und umgeben zu sein.

Aus dem Trümmerhaufen der schwesterlichen Beziehung wächst nach und nach eine gemeinsame Gegenwart, die mit der Bereitschaft zur Vergebung und zur aufrichtigen Liebe die Bausteine für eine wundervolle Zukunft sind. Ein Roman, der aufzeigt, dass Vergebung der Schlüssel zu allem ist

Bewertung vom 26.03.2025
Auf der anderen Seite des Sturms
Schöpflin, Gertraud

Auf der anderen Seite des Sturms


gut

Kann mein Herz nicht im Sturm erobern

Rebekka von Sassnitz hat schon in jungen Jahren die Stürme des Lebens erleben müssen und steht vor einem Neuanfang. Als jungew Missionarswitwe kehrt sie China den Rücken und segelt wieder zurück nach Berlin. Im Gepäck hat sie ein gutes Tück Hoffnung, denn on der großen Stadt wartet Pfarrer Freidrich Hoffmann auf sie, mit dem sie fortan durchs Leben gehen wird. Ob die Worte auf Paier auch wirklich in der Relaität ihr Herz berphren können, wenn sich beiede gegenüberstehen und das miteinander teilen, was sich Alltag nennt ??


Gertraud Schöpflin lädt ihre Leser;innen dazu ein, gemeinsam an der Seite von Rebekka den Widrigkeiten des Lebens zu trotzen und aus der Not eine Tugend zu machen. Während der Glaube ih ihrem Leben eine große Rolle spielt, ist ihr Verhalten umso unverständlicher und nicht nachvollziehbar. Aus reinem Selbsterhaltungstrieb und der Versorgung ihrer Kinder Willen heiratet sie, wird zum "Prestigeobjekt" von Pfarrer Hoffmann und nimmt es selbst mit der Wahrheit nicht ganz so genau.

Was als Liebesroman angedacht ist, sorgt schon bald für Kopfschütteln, Unverständnis und Unglaube. Christliche Nächstenliebe scheint für Pfarrer Hofmann ein Fremdwort zu sein und er lässt seinen Ziehsohn jeden Tag spüren, dass er weder willkommen und geliebt ist. Wie kann jemannd von der Kanzel Nächstenliebe sowie die Einhaltung der Gebote predigen und selbst das krasse Gegenteil praktizieren ? Für mich ein absolutes No-Go und daher völlig geplatziert.

Dramen , Irrungen und Wirrungen in Herzenangelegenheiten geben sich die Klinke in die Hand und sorgen für wogende Wellen im Leben der Figuren. Der Gipfel der Unverfroreneheit ist jedoch, dass Friedich Hoffmann seine Gattin vor die Entscheidung stellt, ob sie lieber ihr eigen Fleisch und Blut oder ein Leben an seiner Seite wählt. Das ist einfach zu viel des "Guten" und ich frage mich immer wieder, ob ich mich wirklich in einem christlichen Roman befinde, der mit so viel Ungerechtigkeit, Bedingungen, körperlichen Züchtigungen und gespaltener Zunge gespickt ist, dass mir Hören und Sehen vergeht.

Die Grundidee mag gut erdacht sein, denn wer zwischen den Zeilen lesen kann, findet hier die Hinweise, dass Rebekka sich nicht unterkriegen lässt, den Konventionen der damaligen Zeit den Kampf ansagt und ihren eigenen Weg geht. Jedoch ist mir zu viel Drama, zu viel Lug und Gewalt im Spiel, um dieses Buch von ganzem Herzen zu mögen und im Sturm von der Geschichte erobert zu werden. Es reicht für 2,5 Sternchen

Bewertung vom 22.03.2025
Der Küstenkönig
Rüskamp, Arnd

Der Küstenkönig


gut

Abrechnung und Zukunftsvision

Fehmarn hat sich von der "Goldenen Krone im blauen Meer" zur Partymeile für Feierwütige entwicklet. Wo einst Dünengras im Wind geflattert hat, wummert der Bass, spioniert und kontrolliert KI und rollt der Euro. Die "Katenschinkenstraße" ist Dreh- & Angelpunkt der Insel und dem einen oder der anderen en Dorn im Auge. Investor Meier-Masch zieht mehr als erfolgreich die Fäden, als für ihn plötzlich die Lebenslichter ausgehen. Ex-Kommissarin Marie schaut hinter die bunt blinkende Kulisse und muss feststelllen, dass es auch dort schwarze Seelen gibt....


Arnd Rüskamp wagt einen Blick in die Zukunft, der sich mit den Herausforderungen und Veränderungen auseinandersetzt, die der Bau des Fehmarnbelt-Tunnels mit sich bringen könnte . Dabei thematisiert er eine Vielzahl von aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, darunter Klimawandel, KI, Auswirkungen des Massentourismus und der Unterhaltung von Partytourist:innen.

Rüskamp zeichnet seine Figuren mit einer überspitzten Feder und verleiht dem Text einen schwarzhumorigen Unterton. Die Unterteilung in „gute“ Charaktere und den sogenannten Bad Boys und Girls ist sehr einfach und entspricht den gängigen Schemata, sodass sich die Leser:innen schnell und einfach im Geschehen zurechtfinden können. Der "Ausverkauf" der Insel, fragwürdige Machenschaften und das beliebte Bulli-Festival dienen als Aufhänger, um Ex-Kommissarin Marie ordentlich auf Trab zu halten und sie mit Dingen zu konfrontieren, die auf einer feuchtfröhlichen Patry eher nicht erwartet werden.

Obwohl der Roman viele interessante Ansätze bietet und eine kritische Auseinandersetzung mit der Entwicklung der Region darstellt, bleibt die kriminalistische Handlung eher flach und platt. Satire muss man mögen und diese in einem Krimi unterzubringen, ist schon ein gewagter Ansatz, da diese Art von Humor nicht unbedingt den Nerv aller Lesenden trifft. Die Spannung kommt häufig zu kurz, und der Fokus liegt stärker auf der satirischen Betrachtung der großen Investitionen auf der Insel als auf der Erzählung eines spannenden Krimis.

Wer bei diesem Buch einen klassischen Krimi mit intensiver Spannung erwartet, könnte enttäuscht sein. Für alle anderen kann "Der Küstenkönig" zu einer kurzweiligen Strandkorblektüre werden, um bei Wellenrauschen und Möwengeschrei am Grünen Brink, in Westermarkelsdorf oder am Südstrand den Urlaub auf Fehmarn gefahrenfrei zu genießen :)

Bewertung vom 20.03.2025
Die Vergangenheit kennt kein Ende
Schweiger, Wolfgang

Die Vergangenheit kennt kein Ende


ausgezeichnet

Gerechtigkeit - Gefühle und Verstand haben da ihre jeweils ganz eigene Perspektive - Thom Renzie

Auf den ersten Blick sieht alles ganz eindeutig aus und Kommissar Mehringer folgt den Verdächtigungen, die ihm die Umstehenden zurufen. Es könnte alles so einfach sein, wäre da nicht auch noch das Aufkreuzen eines Journalisten, der die Nase tief in die Angelegenheit steckt und Unglaubliches ans Tageslicht bringt. Schnell wird klar, dass die braune Vergangenheit noch lebendiger ist, als allen lieb ist. Mehringer muss handeln....


Wolfgang Schweiger erzählt mit leisen, jedoch eindringlichen Worten von den braunen Schatten, die gerade in ländlichen Gegenden Mitte der 1950er Jahre unter dem Deckmantel des Schweigens verhüllt gewesen ist. Ein Einzelner schafft es tatsächlich, seinen Einfluss derart auszuweiten, dass ihm die anderen hörig sind und das komt seiner sadistischen Ader mehr als zu gute.

Die Figuren und auch der Wortschatz sind er damaligen Zeit angepasst, sodass Ausdrücke, Denk- und Verhaltensmuster im Roman zu finden sind, die heute als diskriminierend und rassistisch gelten. Trozd oder gerade deswegen hat das Buch an Aktualität nichts eingebüßt, denn das verquere Gedankengut des braunen Sumpfes sucht sich wieder und wieder den Weg in die Köpfe und manipuliert, diskriminiert und mordet auch heute noch.

Durch die sehr plastische und bildhafte Schilderung der Örtlichkeiten und Ereignisse gelingt Schweiger ein sehr reales Bild vor Ort und so können die Lesendn an der Seite von Kommissar Mehringer und Journalist Seiffert all das Unrecht miterleben und sich auf Spurensuche begeben. Zwischen Heustadl, Bergpanoramen und sich häufenden Todesfällen zündet der Autor immer wieder Streichhözer an, deren Funken sich zunächst wie ein kleine Feuer anfühlen, jedoch schon bald in einem Flächenbrand enden, der sich unweigerlich immer weiter frisst und alles verschlingt, was sich ihm in den Weg stellt.

Die Jagd nach Kriegsverbrechern und glühenden Nazi-Anhängern ist spannend, aufwühlend und stimmt nachdenklich, da gerade die letzten Kapitel ganz viele Fragen in den Leser:innen aufwerfen. Wie weit geht Gerechtigkeit ? Wo hört Recht auf und fängt Rache an ? Wie weit beeinflussen Gefühle und Verstand das (eigene) Handeln, wenn es um die Frage der Gerechtigkeit geht?

Ein Buch, dessen Handlung eine Sogwirkung ausübt und die Lesenden regelrecht an den Seiten kleben ässt. Sehr lesenwert !

Bewertung vom 16.03.2025
Das Schweigen der Kegelrobben / Thies Detlefsen Bd.13
Koch, Krischan

Das Schweigen der Kegelrobben / Thies Detlefsen Bd.13


gut

Viele Köche verderben den Brei

Nicole fährt schon mit gemischten Gefühlen zum Ehemaligentreffen nach Amrum. Nach Jahren einfach wieder dort anküpfen, wo der Kontakt 1998 abgebroichen ist, ist einfach nicht ihr Ding. Ihr Bauchgefühl gibt ihr mehr als einal Recht, denn so ganz will sich die Wiedersehensfreude nicht einstellen. Erst recht nicht, als nach und nach immer mehr aus der damaligen Clique verscheinden und als Leichen wieder auftauchen...


Krischan Koch lässt erneut die Krimipuppen tanzen und nimmt den Mikrokosmos Amrum als Schauplatz für sein neues Buch. Was zunächst noch als launiges Wiedersehen mit bereits bekannten und liebgewonnen Figuren der Serie beginnt, mündet leider nach und nach in einem Fiasko und das im doppelten Sinn.

Die üblichen skurrilen Figuren aus der "Hidde Kist" scnuppern Amrumer Luft und versuchen ihren beiden Ermittelnden so gut wie es geht zu untersützen. Koch bemüht sich mehr als einmal, bekannte Szenen aus diversen Kinofilmen einzbauen, die jedoch nicht immer unbedingt witzig und spannend anmuten.

Die Rückblenden in das Jahr 1998 sind gespickt mit übelen "Streichen", die in Missahnldungen münden und ihre Fortführung im Hier und Jetzt finden. Über den kompletten Verlauf der Handlung entsteht keine richtige Spannung, obwohl es genügend Schauplätze und Figuren gibt, die den Kniepsand so richtig aufmischen. Genau darin liegt nämlich die Problemnatik, denn hier wirkt es mitunter so, als habe der Autor unglaublich viele gute Ideen unbendingt in seinem Küstenkrimi unterbringen wollen.

Ab und an zündet eine Pointe oder ein cooles Gadget taucht auf, aber im Großen und Ganzen wirkt alles übereilt, irgendwie unfertig und manches schon auf den ersten Blick erkennbar. Manch treue/r Leser;/in wird sich daher verdutzt die Augen reiben, denn solches Überborden - zu viel gewollt, jedoch zu wenig erreicht - kennen sie von Krischan Koch nicht.

"Das Schweigen der Kegelrobben" lässt sich dennoch schnell und flüssig lesen, kann aber die Erwatungen icht oder nur teilweise erfüllen. Schade :(

Bewertung vom 15.03.2025
Auf Flügeln getragen
Scott McDaniel, Rachel

Auf Flügeln getragen


sehr gut

Stärker noch als der Tod ist die Liebe

Kann aus einer arrangierten Ehe wirklch Liebe werden ? Geneva wehrt sich zunächst mit Händen und Füßen gegen den Plan ihres Vaters, doch als sie Warren Hayes gegenübersteht, fängt ihr Herz Feuer. Warren tut alles, um seine Frau auf Händen zu tragen. Er steckt sie mit seiner Flugbegeisterung, gibt ihr Flugunterricht und schließlich darf Geneva ein Flugzeug ihr Eigen nenen. Doch das Glück ist nicht von langer Dauer und Geneava ist schon wenige Monate nach der Hochzeit Witwe. Warren kommt bei einem tragischen Flugzeugabsturz um Leben und die Ermittlungen rücken Geneva immer mehr in den Fokus. Geneva kann und will nicht glauben, dass ausgerechnet sie die Mörderin ihres Mannes sein soll und taucht unter, um ihre mit ihren eigene Methoden auf Spurensuche zu gehen....


"Auf Flügeln gertagen" ist eine faszineriende Mischung aus Romanze und Krimi, lässt sich flüsslig und leicht lesen und zaubert den Glamour der 1920er Jahre in die heimischen vier Wände. Rachel Scott MCDaniel zeichnet sehr platische Bilder, die sich wie ein seiaifarbener Kinofilm vor dem inneren Auge abspulen. Schnell wir Geneva zur Identifitkationsfigur, denn sie ist taff und sprengt das einengende Korsett der Konventionen, die zu damaligen Zeit für Frauen aus gutem Haus gelten.

Warren ist ein Gentleman und es ist nur allzuleicht nachzuvollziehen, warum sich Geneva Herz über Kopf in ihn verliebt. Seine positiv einnehmende Art, der warmherzige und respektvolle Umgang mit seiner Frau und der leichte Hang zum Abenteuer machen ihn zu einem echten Sahnestück im Roman.

Die Handlung selbst ist eine gute Mischung aus geheimnisvollen und romantischen Sequenzen, falschen Fährten und fundierten Einblicken in die Luftfahrt bzw, Luftakrobaktik der Roaring Twenties. Leider gelingt es der Autorin nicht immer, die begonnenen Handlungsstränge zu Ende zu bringen und so bleibt vieles wie ein loser Faden in buchstäblich in de rLuft hängen. Auch werden manche Charaktere nicht näher beleuchtet, tauchen immer wieder mal auf und haben einen sehr exzentrischen Hang zur Dramaitk, was sie unglaugwürdig und sehr oberflächlich erscheinen lässt. Der christliche Aspekt wird leider nur unzureichend behandelt. Die Beziehung zu Gott und der zentrale Inhalt der christlichen Botschaft nehmen keinen oder kaum Einfluss auf die Handlungsweise oder Entfaltung der Personen im Roman. Dies führt dazu, dass die tiefere spirituelle Dimension, die viele Lesende erwarten, stark vernachlässigt wird. Insgesamt bietet die Erzählung dadurch wenig Anknüpfungspunkte für eine tiefere Auseinandersetzung mit Glauben und Spiritualität.

Trotz der Kritikpunkte ist "Auf Flügeln getragen" ein wundeschöner Roman, der für alle Romantiker:innen kurzweilige und zugleich spannend Lesestunden bereit hält, in denen die Zeit wie im Flug vergeht - sehr gute 3,5 Sternchen

Bewertung vom 13.03.2025
Leuchtende Jahre
Ahrem, Regine

Leuchtende Jahre


ausgezeichnet

Glanzlicht im Buchregal

Regina von Ahrem ermöglicht ihren Leser;innen einen ganz ungewöhlichen Einblick in die Vita von sieben starken Frauen der 1920er und 1930er Jahre. Ähnlich wie eine Fahrt mit dem Paternoster kann die Leserschaft in kurzen, knackigen Kapiteln immer wieder den Fuß in den Werdegang von Vicki Baum, Marieluise Fleißer, Mascha Kaléko, Irmgard Keun, Erika Mann, Ruth Landshoff und Gabriele Tergit setzen, um hautnah dabei zu sein, wenn starke Frauen ihre Stimme erheben, Glanz und Glamour verbreiten.

Es sind nicht nur eigenwillige Chraktere, sondern auch starke Stimmen, die nach und nach dem Machtapparat der Nazis zum Opfer fallen , denn diese wissen die "richtigen" Knöpfe zu drücken, um diesen Stimmen den Klang, die Aussagekraft und die Beutung zu nehmen.

Das Buch ist randvoll mit Esprit und Verve, erzählt immer wieder von neuen Ideen, inspiriert zum Nachlesen der betreffenden Werke ihrer Schöperinnen und beweist, dass es immer wieder Frauen sind, die die gesellschaftlichen Zwänge sprengen und zu Ikonen und Wegbereiterinnen der nachfolgenden Generationen werden.

Das Buch ist ein echtes Glanzlicht im Buchregal, öffnet sepiafarbene Fotoalben und Tagebücher und ist ein wirklich sehr authentisches Sittengemälde der "leuchtenden Jahre", bevor die Schatten des braunen Gesocks sämtliche Lichter gelöscht haben