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beme
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Brüggen

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Insgesamt 90 Bewertungen
Bewertung vom 20.02.2023
Prettin, Anne

Der Ruf des Eisvogels


ausgezeichnet

Der Ruf des Eisvogels ist ein sehr berührendes und bewegendes Buch. Bereits das Cover hat mich sehr angesprochen, da sich die Farben des Eisvogels dort spiegeln und die Fragilität von Gefühlen und Ereignissen ausdrückt.
Olga, eine sehr empfindsame Frau, ist die zentrale Figur. Bei ihrer Geburt stirbt ihre Mutter und Olga fühlt sich berufen in der Medizin zu helfen, lange bevor sie Ihre Medizinprüfung abgelegt hat. Der Roman spielt in zwei Zeitebenen. Olga als junge Frau, die ihren Weg, ihre Berufung und ihre Liebe sucht in der einen Ebene. Diese ist geprägt und überschatten von der Zeit des Nationalsozialismus. Die zweite Zeitebene lässt Olga mit Tochter und Enkelin zurückkehren an den Ort ihrer Jugend. Die Vergangenheit trägt Olga mit sich und die Erinnerungen lasten schwer auf ihr. Der Eisvogel, als Sinnbild der Seele ihrer Mutter, begleitet Olga ihr Leben lang.
Der Roman ist sehr bildreich und lebendig geschrieben. Die junge und die alte Frau Olga sind dem Leser sehr menschlich nah und vertraut.
Ein sehr bewegender Roman, auch vor dem Hintergrund unserer Geschichte, der den Leser über viele Lesestunden in seinen Bann zieht.

Bewertung vom 20.01.2023
Geiger, Arno

Das glückliche Geheimnis


ausgezeichnet

Arno Geiger erzählt in dem Roman Das glückliche Geheimnis von seinem eigenen Leben. Dem Schaffen als Schriftsteller, seinem Werdegang von den Anfängen als unsicherer junger Mann, der sich allein seiner Berufung sicher ist, bis zu diesem Roman, den der Leser in Händen hält.
Über Jahre geht er neben der kreativen Schreibarbeit seiner zweiten Leidenschaft nach. In Papierkontainern nach Nachschub an Ideen und Zeugnissen anderer Leben zu suchen. Seine Krisen im Schreiben und im Zusammenleben mit seiner Partnerin werden ausführlich beschrieben. Auch sein familiärer Hintergrund spielt eine entscheidende Rolle in diesem Roman. Insgesamt ein sehr ungewöhnliches Thema für einen Roman, auf das man sich als Leser einlassen muss. Die Sprache ist anspruchsvoll und bildreich. Es dauert einige Kapitel, bis man in das Buch hineinfindet, dann lohnt es sich in jedem Fall. Aber ein Buch zum bewussten Lesen, keine Nebenbeilektüre.
Das Cover finde ich nicht wirklich passend zum Inhalt.

Bewertung vom 16.01.2023
Benrath, Nora

Wehrlos


ausgezeichnet

Die Tochter verschwindet vom Spielplatz. Entführt von einem anderen Kind. Niemand findet das andere Kind auffällig, bis es die kleine Nele zu einem fremden Auto bringt und mit ihr verschwindet. Der Alptraum aller Eltern wird zum Thema diesen Romans. Zu den eigenen Vorwürfen kommen die Kommentare von allen anderen. Im Netz und der realen Welt. Wie findet man sein Kind wieder? Der Roman weißt eine steigende Spannungskurve auf. Das Ende ist zwar zu erwarten, zeigt aber unbekannte Facetten, die der Leser nicht "auf dem Schirm" hatte. Es läßt sich flüssig lesen und die Figuren werden mit ihren Schwächen und Stärken präsentiert.
Das Cover passt hervorragend zur Geschichte. Die Bedrohung und das Finstere des Themas werden gut hervorgebracht.
Insgesamt möchte ich sagen, dass der Roman spannend zu lesen ist aber ein paar Länge aufweist. Wenn man keinen Thriller erwartet, sonder einen spannenden Roman, ist man hier gut bedient. Leichte Unterhaltung, mit spannenden Aspekten für kalte Winter-Lesestunden.

Bewertung vom 13.12.2022
Mackintosh, Clare

Die letzte Party / Ffion Morgan Bd.1


sehr gut

Die letzte Party bietet abwechslungsreiche Unterhaltung, durch den Verlauf der Geschichte aber auch durch den Erzählstil. Der ermordetet Unsympath, gegen den jeder Andere etwas zu haben scheint, ist das Zentrum er Erzählung. Jedes Kapitel hat einen Protagonisten im Fokus und springt zwischen verschiedenen Zeiten. Das kann, sollte man nicht die Kapitelüberschriften lesen, zu Verwirrungen führen. Insgesamt bietet der Roman eine Geschichte, die flüssig erzählt wird und bei der gegen Ende neue Aspekte auftauchen, die das Ganze anders beleuchten.
Die Ermittlerin ist lebendig und sympathisch dargestellt und der Schreibstil flüssig. Das Cover ist zum Titel passend und ansprechend gestaltet. Negativ anzumerken ist, dass es sich im Mittelteil ein wenig zieht und ich mir mehr komprimierte Handlung gewünscht hätte. Das schmälert den Unterhaltungsaspekt aber kaum.

Bewertung vom 13.12.2022
Izquierdo, Andreas

Labyrinth der Freiheit / Wege der Zeit Bd.3


ausgezeichnet

Als dritter Teil einer Trilogie entführt uns Andreas Izquierdo mit Labyrinth der Freiheit in die Zwanziger Jahre des letzen Jahrhunderts. Die Lebensgeschichte der drei Protagonisten entwickelt sich vor dem Hintergrund der politisch brisanten und gefährlichen Zeit des Aufkeimenden NS-Regimes. Die realitätsnahe Beschreibung des Berlins dieser Zeit und die politischen Hintergrundinformationen fließen in die Geschichte um Isi, Arthur und Carl ein, sodass eine schlüssige und fesselnde Geschichte entstehen kann. Isi, die politisch Aktive, bringt die Freunde in große Schwierigkeiten. Carl, der Fotograf, ist erfolgreich als Kameramann und UFA-Filmer und Arthur überlebt als wichtige Figur der Unterwelt. Obwohl die drei Leben unterschiedlicher kaum sein könnten, sind sie doch eng mit einander verwoben. Durch politische und wirtschaftliche Entwicklungen beeinflusst und in sie verwickelt, bleiben sie doch verbunden. Ein Spiegel der damaligen Zeit wird uns durch die Geschichte vorgehalten. Die Lektüre bietet sowohl Romanunterhaltung als auch die Konfrontation mit unserer jüngeren deutschen Vergangenheit. Zu Beginn des Romans ist es mir schwer gefallen in den Lesefluss zu finden. Dies hat sich nach den ersten Kapiteln aber gelegt. Nichts desto trotz bin ich der Meinung, dass das Verständnis des dritten Banden umso größer wäre, wenn man die ersten beiden Bände zuvor gelesen hat. Einige Passagen erschließen sich leichter, wenn man die Vorgeschichte der drei Freunde kennt.
Das Cover passt absolut zur Geschichte und ist sehr ansprechend gestaltet.

Bewertung vom 27.11.2022
Beverly-Whittemore, Miranda

Die dunklen Sommer


sehr gut

Die dunklen Sommer ist ein Roman, der den Leser mit Dramatik und Spannung fesselt. Vom eigenen Schicksal gebeutelt landet Saskia als Kind in "Zuhause". Eine Kommune, die nach eigenen Regeln lebt und die Mitglieder sektengleich vereinnahmt. Der Roman spielt in zwei Zeitebenen. Der Vergangenheit, in der Saskia und vier andere Kinder der Kommune eine Schuld auf sich geladen haben, die sie fünfundzwanzig Jahre später einholt und verfolgt. Sie werden genötigt zurückzukehren. Alte Wunden reissen auf, alte Geschichten werden lebendig. Eindrucksvoll wird der Leser mitgenommen in die geheimnisvolle Vergangenheit der Menschen, die in der ungewöhnlichen Gemeinschaft leben durften. Der Roman spiegelt die beklemmende Atmosphäre, in der sich Saskia bewegt, eindrucksvoll wider. Das Cover lässt ahnen, dass es sich nicht um leichte Unterhaltung handelt.
Der Schreibstil hat mir beim Lesen zunächst Schwierigkeiten bereitet aber nach einigen Kapiteln konnte ich mich auf die Geschichte einlassen und fand den Stil zur Dramatik passend. Gestört hat mich beim Lesen aber, dass viele Seiten nur halb oder zu einem Drittel beschrieben waren. Das ist, nach meinem Empfinden, ein unnötiges Erhöhen der Seitenzahl.

Bewertung vom 14.11.2022
Meyer, Kai

Die Bücher, der Junge und die Nacht


ausgezeichnet

Die Bücher, der Junge und die Nacht ist eine absolute Leseepfehlung wert. Ein wunderbar vielschichtiger Roman, bei dem sich die Liebe zu Büchern ebenso widerspiegelt, wie die kritische Auseinandersetzung mit historischen Ereignissen der deutschen Geschichte. Es gibt zwei Zeitstränge, deren Ereignisse eng miteinander verwoben sind. Die Bedrohung der Nationalsozialisten im Leipzig 1933 wird beklemmend spürbar und der Buchbinder Jakob Steinfeld leidet unter diesen Repressalien. Sein Sohn, dessen Geschichte in den 70er Jahren geschrieben wird, ist ebenso bücherliebend wie sein Vater, auf dessen Geschichte er durch einen Auftrag einer Verlegerfamilie stößt. Die Geschichte seiner Familie ist tragisch und verwoben mit deren Vergangenheit.
Ein Buch, das durch seine bildreiche und warmherzige Sprache fesselt und dem Leser wunderschöne Lesestunden beschert. Eine uneingeschränkte Leseempfehlung meinerseits.

Bewertung vom 01.11.2022
Haughton, Emma

The Dark


ausgezeichnet

Den überaus spannenden Eindruck, den die Leseprobe von The Dark bei mir hinterlassen hat, konnte der Thriller im Ganzen leider nicht bestätigen. Die beklemmende Atmosphäre der Forschungsstation im tiefsten Polareis kam zwar zeitweise einer Spannung nah aber der Roman wies insgesamt zu viele Längen auf. Es passierte einfach zu wenig und die Figuren blieben blass und oberflächlich gezeichnet. Ob es an der Übersetzung liegt oder der Roman im Original genauso an der Oberfläche bleibt, kann ich nicht beurteilen. Leider nervten mich auch die gedanklichen Selbstgespräche der Ärztin, deren Welt nur um sich selbst zu drehen scheint. Zeitweise kam ein wenig Spannung auf aber dann schien sich alles aufzulösen, weil jede Wendung vorhersehbar war. Schade, dass aus dem Thema nicht mehr gemacht wurde. Vielleicht ist die Thematik auch einfach schon zu häufig in Thrillern aufgetaucht und die Mittel eine Spannungskurve aufzubauen sind in einer solchen Polar-Station begrenzt. Insgesamt würde ich sagen, dass es sich um leichte Unterhaltung handelt, deren Spannung einem nicht den Nachtschlaf rauben wird. Ein unterhaltsames Buch für lockere Lesestunden am gemütlichen Kamin.
Das Cover ist ein Eyecatcher.

Bewertung vom 26.10.2022
Mathieu, Nicolas

Connemara


ausgezeichnet

Connemara ist ein Roman auf den man sich erst einmal einlassen muss. Er handelt in Frankreich ist aber kein Roman, bei dem man die typisch französische Leichtigkeit spürt. Eher eine Spur von Melancholie und ein dumpfes Gefühl von Unbehagen. Helen ist eine vom Ehrgeiz getriebene, beruflich erfolgreiche Enddreissigerin, die die Spannung und Neues in ihrem Leben vermisst. Auf der Suche nach neuen Abenteuern und Verbindungen zu längst vergangenen Zeiten, spürt Sie die Leere ihrers eigenen Lebens umso mehr.
Ein Roman, der keine seichte Unterhaltung bietet, sondern ein Buch, das die Schattenseiten der scheinbar erfolgreichen Businessfreaks aufzeichnet und hinter die Fassaden blicken lässt. Einzig störend beim Lesen empfand ich die zeitweise langen Aufzählungen von Ortsbezeichnungen, die absolut unnötig waren und den Lesefluss gestört haben. Auch die Begriffe aus der amerikanischen Businesswelt fand ich in ihrer Vielzahl nervtötend. Diese Kleinigkeiten konnten den Gesamteindruck des Romans aber nicht negativ beeinflussen.

Bewertung vom 13.10.2022
McEwan, Ian

Lektionen


ausgezeichnet

Lektionen von Ian McEwan ist keine leichte Kost, die man nebenbei liest. Auf 700 Seiten zeichnet der Autor ein Bild des Lebens von Roland Baines verwoben mit der Weltpolitik. Seine Kindheit im Internat, fern seiner Familie und entwurzelt in Zeiten der Kubakrise. Dort das schicksalhafte Zusammentreffen mit seiner Klavierlehrerin-. Zum Zeitpunkt des russischen SuperGAU in Tchernobyl erlebt er seinen eigenen. Er wird von seiner Frau verlassen, die ihn mit Säugling zurücklässt, um ihr eigenes Lebensglück ohne sie zu finden. Der deutsche Mauerfall. All diese weltpolitischen Ereignisse werden im Roman mit Baines Leben verwoben. Es geht um Moralvorstellungen, Schuld und Verrat in dieser Geschichte. Mit einfühlsamen jedoch eindringlichen Bildern gelingt es dem Autor den Leser mitzunehmen in die verschiedenen Kapitel des Lebens von Roland Baines. Der Roman weist zwar insgesamt einige Längen auf, es lohnt sich aber in jedem Fall ihn bis zum Ende zu lesen. Meine Empfehlung für Leser, die sich auf ein einzelnes Leben im Kontext der Weltpolitischen Lagen einlassen mögen. Keine leichte Unterhaltung sondern Lesearbeit.