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Maza_e_Keqe

Bewertungen

Insgesamt 108 Bewertungen
Bewertung vom 27.04.2023
Die unglaubliche Grace Adams
Littlewood, Fran

Die unglaubliche Grace Adams


gut

Mutter-Tochter-Drama, das deutlich tiefer geht als vermuten lässt

Anfangs wirkt Grace wie eine durchgeknallte Mittvierzigerin, die von einer Hormonwelle der Menopause überrollt wurde und somit mehr oder weniger (nicht) ganz Herrin ihrer Sinne ist.
Abwechselnde Kapitel in verschiedenen Zeitebenen und damit Rückblenden zum Beginn ihrer Beziehung, Mutterschaft und Pubertätschaos ihrer 15-jährigen Tochter Lotte enthüllen nach und nach wirklich große Dramen und Probleme in Grace‘ Leben.
Ich hatte in diesem Roman eine unterhaltsame Lektüre mit einer ungewöhnlichen Powerfrau erwartet, die 5 Sprachen spricht und durch ein paar unglückliche Zufälle in Streit mit Tochter und Noch-Ehemann gerät. Die tatsächlichen Hintergründe waren für mich sehr unerwartet und ebenso bestürzend.
Ich konnte beim Lesen sehr gut mit Grace fühlen, die auf ihrem Weg durch London (mit dem Ziel vor Augen) reichlich Hindernisse zu bewältigen hat. An vielen Stellen habe ich mich mit ihr geärgert und hämisch gefreut, wenn sie „über die Stränge schlug“.
Die Figuren wirken auf mich authentisch und könnten genau so meinen Nachbarn, Kollegen oder Freunde (und deren Familien) entlehnt sein.
Leider gestaltete sich die Entwicklung der Geschichte sehr weit entfernt von meinen Vorstellungen eines unterhaltsamen Frauenromans. Der Klappentext hat mich da ziemlich irregeleitet. Ich empfehle das Buch gern Müttern in Grace‘ Alter und vielleicht auch Töchtern, damit auf beiden Seiten mehr Verständnis füreinander entstehen kann.

Bewertung vom 24.04.2023
Die Hochhaus-Detektive Bd.1
Lindemann, Johanna

Die Hochhaus-Detektive Bd.1


sehr gut

Drei sehr unterschiedliche Kinder mit detektivischem Spürsinn ermitteln in einem spannenden Kriminalfall.

Der neunjährige Anton langweilt sich in den letzten Tagen der Sommerferien. Spontan lädt er die neu ins Hochhaus Nummer 42 eingezogene Isha ein mit ihm einen Detektivclub zu gründen. Als der etwas jüngere Mesut sich aufdrängt, ist das Trio komplett und schlittert tatsächlich direkt in einen echten Kriminalfall.
Mir gefällt besonders gut, dass alle drei Kinder besondere Stärken und Schwächen haben und wie realitätsnah sie dadurch wirken. Ishas Eltern stammen aus Indien und mussten durch die „Corona-Pandemie“ ihr Restaurant schließen. Sie ist gar nicht glücklich jetzt mit ihren Geschwistern und Eltern im Hochhaus statt in einem schickeren Stadtteil zu wohnen. Mesut versteht sich gut mit seinen Geschwistern, aber sein Papa ist an Long-Covid erkrankt und seitdem ist die Situation schwierig. Antons Mutter ist alleinerziehend und muss mit zwei Jobs das Geld für sie beide aufbringen.
Ich finde es schön, dass die Grundschulkinder trotz einiger Differenzen Freundschaft schließen und sich sogar ergänzen und gegenseitig unterstützen und ermutigen können.
Dazu kommt der spannende Kriminalfall und dessen Auflösung.
Die zum Erzähltext passenden schwarz-weiße Illustrationen von Elli Bruder lockern die Geschichte optisch auf.
Leider sind mir einige Fehler aufgefallen, die mich in einem Buch für Kinder, das sie zum Lesen und Lernen animieren soll, besonders stören.

Bewertung vom 24.04.2023
Straßenmusik
Behr, Markus

Straßenmusik


sehr gut

Wie ein Gitarrenspiel so unterschiedliche Menschen miteinander verbindet

Chiara und Jonas haben einiges gemeinsam: die Musik im Herzen und im Blut. Jeweils frisch aus einer Liebesbeziehung getrennt zieht es sie nach Amsterdam. Ihre dortige Begegnung scheint oberflächlich, doch wird ihr Leben nachhaltig beeinflussen.
Mir hat sehr gefallen, dass von Anfang an, dass eine Lovestory zwischen Chiara und Jonas klar ausgeschlossen wird. Damit konnte ich mich abseits von Romantik beim Lesen auf die Figuren konzentrieren. Die Protagonisten wirken auf mich authentisch. An ihren Gedanken und Erinnerungen in wechselnden Erzählperspektiven teilhaben zu können brachte sie mir noch näher und ich konnte mit ihnen fühlen.
Ich hatte mit dem Buch eine angenehm leichte Lektüre erwartet, doch mir geht die Geschichte ungewohnt nah. Die Leichtigkeit der Musik während des Singens und Gitarrespielens lenkt zeitweise von der Fragilität der Protagonisten ab. Sowohl Chiara als auch Jonas haben ihre eigenen „Päckchen zu tragen": Beziehungsstress, Familiendrama, Studium und mittendrin ihre Liebe zur Musik. Letztere wird immer wieder besonders deutlich. Die musikalischen Hintergründe haben mir besonders gut gefallen.
Selbst die englischsprachigen Textpassagen waren für mich leicht verständlich und bedurften keiner Übersetzung in der Fußnote. Grundlegende Sprachkenntnisse empfinde ich daher als Vorteil während der Lektüre.
Mich ließ das Ende ein wenig ratlos zurück. „Ja, so weit ging es, und was nun?“ fragte ich mich. Ich kam zu dem Schluss, dass es einfach eine Geschichte aus dem Leben zweier sehr unterschiedlicher Menschen ist, die sich begegnen und ein Stück ihres Weges gemeinsam gehen. Das hat mich versöhnt. Daher runde ich meine Bewertung von 3,5 Sternen auf 4.
Fazit: Eine Coming-of-age-Geschichte für Nicht-mehr-Teenager mit ganz viel Musik.

Bewertung vom 18.04.2023
Der Wunschling - Wünsche schmecken nach Brausepulver
Brahms, Annette

Der Wunschling - Wünsche schmecken nach Brausepulver


ausgezeichnet

Vom Wünschen und Wünscheerfüllen, vom Neuanfangen und Freundschaftschließen

Theo ist aufgeregt vor dem ersten Tag in der neuen Schule und kann nicht einschlafen. Als plötzlich ein kleines pelziges Wesen mit Strubbelhaaren, Maulwurfsnase und Fledermausohren vor ihm sitzt, siegt die Neugier. Das Tierchen ist ein sogenannter Wunschling: er erschnüffelt die Wünsche von Kindern und erfüllt sie. Dabei hat jeder Wunsch einen eigenen Geschmack und die ganz besonderen, die nach Brausepulver schmecken, mag Theos Wunschling besonders gern. Doch die Umsetzung sorgt für einiges Durcheinander…

Die kleine, feine Geschichte ist vollständig in Farbe mit niedlichen Illustrationen bebildert. Die einfachen Sätze in großer Druckschrift eignen sich für Leseanfänger besonders gut. Ein kleines Leserätsel am Schluss ist ein schöner Bonus und sorgt dafür, dass die Erzählung noch etwas länger im Kopf bleibt.

Inhaltlich richtet sich das Buch an Kinder ab ungefähr 6-7 Jahren, Mädchen wie Jungen gleichermaßen, wenn auch „typische Jungsthemen“ überwiegen. Es geht ums Wünschen und wie sich das Erfüllen der Wünsche auswirken kann. Aber auch um den Neuanfang nach einem Schulwechsel und/oder Umzug und ganz besonders um das Thema Freundschaft, was mir persönlich sehr gut gefallen hat. Eine Fortsetzung ist schon angekündigt, in der wir hoffentlich die Protagonisten noch besser kennen lernen werden.

Bewertung vom 01.04.2023
Equilon
Raich, Sarah

Equilon


weniger gut

Tolle Grundidee, erschreckend glaubhaftes Szenario; schwach umgesetzt, fehlerhaft und unglaubwürdige Protagonisten.


Die Idee dieser Dystopie gefällt mir richtig gut: die Erde ist ausgebeutet, es gibt kaum noch Hoffnung für 7 Milliarden Menschen in herunter gekommenen Gegenden und Städten, die wenig zu essen haben. Diese sogenannten „Grenzländer“ sammeln Punkte in einem Score, der ihnen die Chance bieten soll aus dem Elend herauszukommen. Das Programm „Equilon“ zählt und wertet aus, welche Menschen in die wohlhabenden Gegenden „aufsteigen“ dürfen um am Fortschritt mitzuarbeiten. Doch dahinter steckt mehr…
Die Geschichte wird erzählt aus den Perspektiven der Grenzländerin Jenna, die es gerade geschafft hat nach New Valley eingeladen zu werden und Dorian, der nie eine Chance haben wird den Score zu knacken.
Jenna ist 19 und bildet sich ein intelligent zu sein, ist aber mit dem neuen luxuriösen Leben schnell überfordert. In manchen Szenen kann ich ihr Denken und Handeln nachempfinden, dann wieder verhält sie sich so dumm und naiv wie eine 12-jährige.
Dorians Alter wird nicht genannt. Er könnte 12 oder 30 Jahre alt sein oder irgendetwas dazwischen. Er ist sensibel, nachdenklich und hilfsbereit. Wenn er mir auch anfangs sofort sympathisch war, trifft er einige für mich nicht nachvollziehbare Entscheidungen und entwickelt sich leider ähnlich unglaubwürdig wie Jenna.
Gut gefallen hat mir, dass immer wieder Musik eine wichtige Rolle spielt; seltsamerweise eher ältere Songs. Hat die „Zukunft“ keine guten/passenden/neuen Stücke hervorgebracht? (Stichwort: unglaubwürdig) Am Ende des Buches findet sich eine Playlist.
Die Sprache der „neuen Welt“ ist Englisch und dessen Kenntnis wird vorausgesetzt oder man braucht eine Übersetzungsmöglichkeit während des Lesens. Die Szenen, in denen die New Valley-Figuren kommunizieren wirken wunderbar realistisch: Businesssprache und Phrasen bis zum Erbrechen.
Das Buchcover möchte ich auch besonders hervorheben, weil es die Gegensätze so gut darstellt: freundlich, leuchtend, prunkvoll und düster, karg, trostlos. Sogar der Buchtitel ist fühlbar getrennt und fühlt sich glatt bzw rau an, was einen ziemlich beeindruckenden Effekt darstellt.
Leider überwiegen meine persönlichen Kritikpunkte:
Es wird nicht genannt, in welchem Jahr die Handlung spielt, nur ab und zu gibt es Andeutungen und ich vermute ca. 2040-2050.
Es finden sich unzählige Fehler im Buch: Schreibfehler (Eigennamen werden plötzlich anders geschrieben oder wurden nachträglich geändert), Kommafehler, Logikfehler (Haarfarben und Kleidung ändern sich innerhalb weniger Absätze) und für mich nicht nachvollziehbares Handeln (Warum sollte man einer quasi wildfremden Person geheime Rebellionspläne offenbaren? Warum sorgen unerwartete Hintergrundinformationen niemanden außer mich beim Lesen?). Auch die Ausdrucksweise und Sprache wirkt insbesondere bei Jenna plump (Wortwiederholungen in einem einzigen Satz). Bei einem Buch eines großen Verlages (hier:dtv) erwarte ich gründliche Arbeit des Lektorats und Korrektorats, die hier leider sehr schlampig gearbeitet haben und das ärgert mich sehr, insbesondere für den Preis von 16€!
Ab dem ersten Drittel des Buches habe ich mich nur noch auf die Kapitel von Dorian gefreut und durch Jennas hindurch gequält, weil die mir zunehmend auf die Nerven ging.
Es findet sich eine ausdrückliche Triggerwarnung für Themen wie Suizid(versuche), Geschlechteridentifizierung, Behinderungen, Gewalt gegen Tiere und Menschen. Ich finde es grundsätzlich wichtig solche Inhalte auch in einer Dystopie anzubringen und finde es gut von der Autorin. Trotzdem geht es in der schwach umgesetzten Geschichte leider unter.
Keine Leseempfehlung für Freunde gut recherchierter und geschriebener Dystopien mit authentischen Figuren.

Bewertung vom 25.03.2023
That Night - Schuldig für immer
Stevens, Chevy

That Night - Schuldig für immer


sehr gut

Sehr spannend von der ersten bis zur letzten Seite

Toni Murphy ist 18 Jahre alt in ihrem Highschool-Abschlussjahr. Sie liebt ihren Freund Ryan Walker, liegt in ständigem Streit mit ihrer Mutter Pam und arbeitet nebenbei um Geld für die Zukunft zu sparen, die sie sich erträumt. Doch eines nachts bei einem Strandausflug mit ihrer Schwester Nicole wird die 16-jährige grausam getötet und Toni und Ryan sind die einzigen Verdächtigen.

Ich-Erzählerin Toni erzählt ihre Geschichte auf zwei, manchmal drei Zeitebenen: 1996, das Jahr, in dem ihre Schwester Nicole ermordet wurde; 2013, nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis; 1998-2013 während ihrer Haft. Trotz dieser häufigen Zeitsprünge ist der Handlungsverlauf verständlich und logisch und lässt sich gut verfolgen.

Während des gesamten Romanverlaufs schwindet die Hoffnung darauf, dass der Fall geklärt wird, immer weiter. Wie für einen guten Krimi üblich folgt eine unerwartete Wendung auf die nächste. Der Erzählstil ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Die Figuren sehr lebendig und authentisch dargestellt, so dass ich beim Lesen deutliche Sym- und Antipathien entwickeln konnte, während ich mit Toni mit fieberte.

An einigen Stellen hätte ich mir die Perspektive ihres Freundes und mutmaßlichen Komplizen Ryan zu lesen gewünscht.

Besonders angenehm finde ich, dass die Geschichte relativ unblutig verläuft, aber trotzdem Nervenkitzel und gespanntes Dranbleiben und Seitenverschlingen verursachte.

Bewertung vom 25.03.2023
Die letzte Erzählerin
Barba Higuera, Donna

Die letzte Erzählerin


gut

Katastrophenszenario mit viel zu junger Protagonistin

Das Buch beginnt mit einer bevor stehenden Katastrophe: 28. Juli 2061die Erde droht durch einen Kometeneinschlag zerstört zu werden und nur wenige Auserwählte Menschen erhalten die Chance mit Passagierraumschiffen rechtzeitig zu einem anderen (hoffentlich bewohnbaren) Planeten zu reisen: dem Sagan. Während des 380 Jahre dauernden Fluges werden die Körper konserviert und die Gehirne mit Informationen zu wichtigen Themengebieten versorgt, die für den Wiederaufbau der Zivilisation wichtig erscheinen. Die Eltern der 12-jährigen Petra Peña sind Wissenschaftler und so wird sie auf den Gebieten der Botanik und Geologie „ausgebildet“. Doch eigentlich möchte das Mädchen lieber eine Erzählerin sein und andere mit ihren Geschichten erfreuen. Die Gelegenheiten dazu erhält sie nach dem „Wecken“, wenn auch ganz anders als erwartet.

Das weitere Geschehen möchte ich nicht spoilern, daher beschränke ich mich darauf zu erwähnen, dass Petra für ein 12- bzw. 13 Jahre altes Mädchen ziemlich viel Grausamkeit erleben muss. Ihr Geist ist durchaus gereift, was sich in ihren Erklärungen und Beschreibungen zeigt, die ich teils selbst erst nachschlagen musste.

Mir haben die „cuentos“, die Märchen und Geschichten sehr gut gefallen, insbesondere auch, weil sie passend zu den jeweiligen Situationen ausgewählt wurden. Diese „Geschichten in der Geschichte“ sind ein kleines Highlight. Besonders gern weise ich dabei auf das ab Seite 315 befindliche Glossar hin, das die spanischen Sätze und Ausdrücke übersetzt und erklärt.

Petra Peña hat einen „genetischen Defekt“: Retinopathia pigmentosa verengt das Sichtfeld der Augen. Bei Tageslicht ist die Sicht noch okay, aber sobald es dämmert, muss sich das Mädchen vorsichtig voran tasten. Ich fand es gut, richtig und wichtig, dass diese Erkrankung im Buch thematisiert und damit (Achtung, dummes Wortspiel) „sichtbar“ gemacht wird.

Leider konnte mich das Buch dennoch nicht vollständig „abholen“ und „mitnehmen“. Ich geriet immer wieder aus dem Lesefluss. Obwohl Petra durchaus nicht unsympathisch ist, wirkt sie zu „alt“. Durch ihr Denken und Handeln, ihre geistige Reife und auch die entsetzlichen Dinge, die ihr wiederfahren, fühle ich mich eher wie in einem Jugendroman als einem Kinderbuch. So muss Petra Abschied von ihrer geliebten Großmutter nehmen, der der Zugang zu dem Evakuierungs-Raumschiff verwehrt wird. Verlust, Trauer und Angst begleiten das Mädchen somit vom ersten Kapitel an.

Trotz der Jugend der Protagonistin würde ich das Buch frühestens ab einem Alter von 14 Jahren empfehlen. Die Inhalte können belastend sein, Sprache und Fachbegriffe sowie deren Verständnis braucht möglicherweise Unterstützung durch erwachsene Personen. Gleichzeitig dürfte es dadurch auch eine ältere Leserschaft durchaus ansprechen, insbesondere mit Interessen in Richtung Science-Fiction.

Ich vergebe insgesamt 3,5/5 Sternen, empfehle das Buch aber gern an alle, die sich für die Thematik interessieren.

Bewertung vom 24.03.2023
Spielmannsbraut
Danck, Anne

Spielmannsbraut


ausgezeichnet

Mirelle ist eine Prinzessin, die hinter ihren drei älteren Brüdern anstehen muss und von ihrem Vater bestenfalls bevormundet, schlimmstenfalls verachtet wird. Ihr Mittel der Wahl, um ihre Seele zu retten, ist die Rebellion: sich heimlich aus dem Schloss schleichen, lesen und schwimmen lernen. Zur Strafe veranlasst der König seine ungehorsame Tochter zu verheiraten. Doch Mirelle verhöhnt und verspottet die Freier, die um ihre Hand anhalten wollen. In seiner Wut beschließt der König sie einem gewöhnlichen Bettler zur Frau zu geben und wider allen Erwartungen macht er seine Drohung wahr…

Habt ihr das Märchen erkannt? Anne Danck hat es auf ihre eigene Art interpretiert und mit ein wenig moderneren Elementen ausgeschmückt. Spannung, Humor, Drama und Verwirrspiele kommen natürlich auch nicht zu kurz. Wie es sich für eine Märchenadaption gehört, gibt es einen gewissen Wiedererkennungswert zum Original. Trotzdem entwickelt sich eine ganz eigene Geschichte, die auch versierte Kenner noch überraschen kann. Ich empfehle ganz bestimmte Passagen nach dem aufschlussreichen Ende nochmals zu lesen und so einen anderen Blick auf Sätze und Gedanken zu erhalten.

Die wunderschöne Druckausgabe des Drachenmond Verlages besticht durch ein märchenhaftes Cover und herrlichem Blumenschmuck auf den Seiten.

Bewertung vom 24.03.2023
Gone Girl - Das perfekte Opfer
Flynn, Gillian

Gone Girl - Das perfekte Opfer


gut

Ein perfides Verwirrspiel, in der jeder seine eigene Wahrheit verfolgt.
Nick Dunne hat seinen Job verloren und ist mit seiner Frau Amy in ein Kaff am Mississippi gezogen, um sich um seine kranken Eltern zu kümmern. Amy ist nicht glücklich darüber. Dann verschwindet sie. Es sieht nach Entführung aus, dann nach Mord…

Den Pressestimmen zufolge „genial gemachter Thriller mit vielen unvorhergesehenen Wendungen“ kann ich zustimmen. Anfangs wirkt die Geschichte sehr langatmig und -weilig, doch nach und nach erweckt sie beim Lesen den Eindruck, dass jede erwähnte kleine Nebensächlichkeit wichtig sein könnte. Wäre mir das Buch nicht wärmstens empfohlen worden (auch mit Hinweis auf die Verfilmung), hätte ich es nach dem ersten Kapitel abgebrochen. Nick als Ich-Erzähler ist mir so unsympathisch und seine Sprache träge und eintönig. Trotzdem habe ich mich durch 400 Seiten gequält, bevor endlich eine gewisse Spannung aufkam. Und zwar wurde es wirklich spannend und ich konnte mir nicht vorstellen, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln könnte. Es lohnt sich also dranzubleiben, wenn ausreichend Geduld vorhanden ist.

Mich persönlich hat das Ende nicht befriedigt. Es passt, keine Frage, aber der Knoten im Bauch bleibt bestehen.

Ich mag Nick zu keinem Zeitpunkt des Buches, was für eine hervorragende Charakterisierung der Person spricht. Einige Nebenfiguren erscheinen mir lebendiger, authentischer und dadurch sympathischer als die Protagonisten. Mich stört außerdem, dass eine 38-jährige Frau als „Girl“ bzw. „Mädchen“ bezeichnet wird. Der Sinn dahinter erschließt sich mir nicht.

Bewertung vom 24.03.2023
Losing Voice
Leukhardt, Mara

Losing Voice


weniger gut

keine Leseempfehlung, aber ein hübsches Schmuckstück im Regal
Inhalt: Laura möchte ihrem besten Freund Jack helfen, der wegen seiner hohen Stimme von Mitschülern gemobbt wird. Dafür sendet sie einen Wunsch an die Götter. Doch die Erfüllung eines großen Wunsches verlangt auch einen hohen Preis. Und so verliert Laura ihre Stimme. Die griechischen Gottheiten beobachten die Menschen und so fällt ihnen das Mädchen und deren selbstlose Aktion auf. Vielleicht ist sie der Schlüssel zur Lösung eines seit vielen Jahrzehnten bestehenden Problems? So begeben sich die Götter auf die Erde.

Einschätzung: Positiv hervorheben möchte ich die optische Aufmachung des Buches: herrliche Farben, geprägte Elemente auf dem Hardcover und kleine, auf den ersten Blick unscheinbar wirkende Illustrationen auf den Buchseiten, die den Fortgang der Handlung darstellen wie ein Miniatur-Daumenkino. Die Illustratorin hat tatsächlich eine wundervolle Arbeit geleistet.

Umso mehr ärgern mich die nicht wenigen Patzer und Fehler, die dem Lektorat/Korrektorat entgangen sind: Schreib-, Inhalts- und Logikfehler. Ein Beispiel: warum heilt ein Gott einen winzigen Kratzer an der Heldin, aber nicht die zahlreichen Verletzungen eines Gefährten und Beschützers?

Obwohl die Protagonisten ca 17-19 Jahre alt sein dürften (das Alter wird nie benannt), benehmen sie sich wie 12-13jährige, selbst die unsterblichen Götter! Sie gehen mir allesamt ziemlich auf die Nerven, weil sie einerseits nicht miteinander über die wichtigen Fragen reden, andererseits sich in sinnlosem Geplänkel verlieren. Ihr Denken und Handeln ist für mich größtenteils nicht nachvollziehbar. Die eigentliche Handlung kommt kaum voran. Die Personen verlieren sich seitenweise in langweiligen Diskussionen, selbst während eines Kampfes! Seltsame Szenen voller Slapstick-Humor sollen wohl das Drama auflockern, wirken aber einfach nur gezwungen. Ich kam aus dem Augenverdrehen kaum heraus. Laura ist natürlich die typische Mary-Sue, die Heldin, die die Welt retten muss. Menschen und Götter sind ihr dabei nur zu Diensten.

Der Schreibstil ist relativ einfach und sehr kindgerecht gehalten, so dass Lesende ab ca. 9 Jahren die Geschichte problemlos verfolgen können. Häufige Wortwiederholungen und wenig kreativer Satzbau erinnern ebenfalls stark an ein Kinderbuch.

Nach dem Lesen erfuhr ich, dass die Autorin selbst erst 17 Jahre alt ist. Leider habe ich es der Lektüre angemerkt und könnte es als Entschuldigung werten. Als Leserin bin ich trotzdem einfach nur enttäuscht. Die ganze Geschichte ist in höchstem Maße unrealistisch und das nicht nur, weil Götter, Fabelwesen und Magie darin vorkommen. Langweilig und langatmig erzählt von einer unsympathischen und unglaubwürdigen Protagonistin. Ich wünschte, die erfahrene Lektorin hätte sorgfältiger gearbeitet.

Die eingeflochtenen Informationen über die Götter und Göttinnen des Olymps haben mir gut gefallen, davon hätte ich gern mehr gehabt. Auch die Gefährten/Beschützer kamen meiner Meinung in ihrer ach-so-wichtigen Rolle zu kurz.

Fazit: keine Leseempfehlung, aber ein hübsches Schmuckstück im Regal.